Kann man/ ich zur CO erzogen werden?

  • Hallo ihr lieben,

    möchte einmal dieses Thema eröffnen.
    Hier soll es nicht um Schuld oder solche Dinge gehen, sondern darum, inwieweit alte Muster das entsehen einer COabhängigkeit begünstigen.

    Ich kann z. Bsp. von mir sagen, das meine Mutter eine klassische "CO" war, obwohl der Alkohol in meiner Ursprungsfamilie nie ein Thema war.
    Aber ihr Vater hatte diese: Wenn dann ...... Aussagen immer sehr gut drauf.
    Diese begegneten mir wieder beim Alkoholiker: "Wenn du dies und das tust, dann bräuchte ich nicht trinken oder könnte zumindest weniger, "usw.
    Das Muster kannte ich zur Genüge, und bin darauf eingestiegen und habe über Jahrzehnte den Ausstieg nicht gefunden. Irgendwann fühlte ich mich wie eine Marionette. Erst da konnte ich mich nach und nach lösen. Die alten Muster treten aber immer wieder auf, nur heute bemerke ich sie und kann dagegensteuern
    Kennt ihr sowas auch?


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,ja diese Wenn/dann Aussagen kenne ich gut.Oft fängt es in frühester Kindheit schon an.Meine Schwiegermutter sagte mal zu meiner 4 jährigen Tochter, wenn Du mir kein Küsschen gibst,kriegst Du nichts mehr zu Weihnachten.Damals sagte ich ihr sie soll ihre Geschenke in Zukunft behalten.Diesen Zwang auf andere auszuüben ist mir in meinem Leben schon oft begegnet,erst kürzlich.Mein Vater war/ist immer für mich da,er unterstützt mich sehr oft auch wenns mit meinem Mann mal wieder Exzesse gibt.Aber neulich sagte er mir doch auch, wenn Du jetzt nicht von ihm gehst,kann ich Dir nicht mehr helfen.Das tat weh und setzt mich unter Druck.Aber vielleicht braucht man das ja

  • Hallo,
    ich kenne diese wenn/dann Ansprachen auch sehr gut.Meine Mutter konnte das prima,wenn du das nicht tust muss ich mir eben diesen oder jenen holen....Oder, die anderen bekommen ständig von ihren Kindern Besuch und die erledigen auch sofort alles.....
    Ja,ich kann mir vorstellen, wenn man so erzogen wird begünstigt es die Coentwicklung.

    LG seekrank

  • Hallo,

    ist ein interessantes Thema, weil ich mir auch schon lange drüber nachdenke, warum ich co-abhängig bin, obwohl ich aus einer ganz "normalen" familie komme, d.h. keine Alkoholiker, keine Gewalt, im Gegenteil: ich komme aus einem übetrieben fürsorglichen Heim, wo ein zuviel Klammern genauso fatal sein kann wie zu wenig Aufmerksamkeit.

    Ich wurde auch erst jetzt drauf gestoßen, dass meine Eltern eigentlich eine Co-abhängige Partnerschaft über die Kinder leben.
    Und das "wenn, dann ..." ist ja eine subtile (nicht absichtlich oder bös gemeinte) Art des Liebesenzugs/ Erpressung - weil sie halt auch ihre Co-Muster leben und die genauso auf die Kinder übertragen. Aber wieviel Druck auch dadurch ausgeübt wird - das war mir lange nicht bewusst, ihnen wahrscheinlich heut noch nicht.

    Also, ich glaube nicht, dass man zur Co-Abhängigkeit "erzogen" wird, sondern dass einfach jeder in die "Kindheitsfalle" tappt und seine Muster nachlebt/nachleben muss. Ob man von einem Alkoholiker oder von einem Co geprägt wird, spielt, glaub ich, letztlich weniger eine Rolle.

    Lieben gruß, Katzundmaus

  • Hallo Morgenrot,

    bis vor wenigen Generationen waren Kinder ja noch die Altersversorgung und wurden verkuppelt, gehandelt und verheiratet, um das bestmöglichee Ergebnis für die Familie und die Altenversorgung zu erzielen. Viele Erwachsene haben sich die Kinder so erzogen, dass sie für deren angenehmen Lebensabend da sein sollten, also abhängig sind. Coabhängigkeit, also die Unfähigkeit sein eigenes Leben zu leben, ist also generationsübergreifend und war und ist ein Teil der Gesellschaft. Coabhängigkeit gewollt, zur Absicherung des Lebens, im Alter, bei Krankheit. Bei uns trafen halt Krankheit und unbewusste Abhängigkeit schon viel früher aufeinander.

    Das wir heute so viel Freiheit und Freizeit haben und in so einem Wohlstand leben, dass wir dann als ältere Generation auf die Versorgung durch die Kinder verzichten können und wollen, ist ja etwas ganz anderes, unsere Entwicklung, klagen im Wohlstand.

    Ich möchte nicht, dass meine Kinder später einmal durch mich belastet werden und hoffe, dass mir die Möglichkeiten gegeben sind. Wenn nicht, dann werden meine Kinder in die Pflicht genommen und das ist dann wieder etwas ganz Normales, nur dieses mal vom Staat verordnetes zum Wohle der Allgemeinheit. Dann können die Kinder klagen, im Wohlstand.

    Der Luxusunterschied zu meinen Großeltern ist, dass sich unsere Gesellschaft dann Pflegepersonal oder Pflegeunterkünfte im preiswerteren Ausland leistet, weil die zur Freiheit erzogenen Kinder mit TV-, Smartphone und PC abgerichtet wurden und solche Aufgaben nicht mehr übernehmen können.


    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • "Gewalt" hat ja viele Gesichter. Mir sind bei der Beschäftigung mit der Double-Bind-Theorie bzw. Doppelbindungstheorie ein paar Lichter aufgegangen.
    Kurz gefasst sind das widersprüchliche Anforderungen, Aufforderungen etc., die niemals gleichzeitig erfüllbar sind und .
    Meine Mutter macht so etwas gern - und auch in der Beziehung mit meinem XY gab es davon reichlich.
    Man muss vielleicht nicht gleich schizophren davon werden - aber es hält einen erstmal eine Weile im Hamsterrad ...

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Nachdem ich mich für meine Staatsprüfung in Psychologie mit den Folgen von Eltern-Kind-Beziehungen auf die Entwicklung des Kindes beschäftigt habe, bin ich davon überzeugt, dass das Bild, was die Eltern den Kindern vermitteln, maßgeblich für das spätere Leben der Kinder verantwortlich ist. Natürlich kommt es auf die Persönlichkeit des Kindes an- aber ich muss auch sagen, dass ich kein EKA oder Kind sonstig psychisch kranker Eltern kenne, was "unbeschadet" aus der Sache rausgekommen ist bzw. normal und gesund sozialisiert wurde.
    Ich merke bei mir selbst, dass meine Eltern mir eben Werte, Verhaltensweisen und Einstellungen vermittelt haben, die mich direkt in die Co-Rolle brachten. Kuschen (wie sie es nannten), unterordnen, kein eigener Wille, keine Widerworte, dauerhaft schlechtes Gewissen und Selbstbild, Schuldgefühle und so weiter waren auf dem Tagesprogramm und wurden von kleinauf eingetrichtert. "Willst du, dass es der Mama schlecht geht?" "Wegen euch ist sie mit den Nerven fertig." "Pass auf sie auf- --- du hast nicht genug aufgepasst, jetzt hat sie wieder getrunken" usw. Die Frau hat den Haushalt zu schmeißen. Mein Vater war mal in der Wohnung meines Freundes, der einen Schwarzteefleck auf seiner Arbeitsplatte in der Küche hinterlassen hat. Kommentar meines Vaters "Wieso hast du den nicht weggewischt? WIsch den schnell weg, oder willst du, dass S. was schlechtes von dir denkt, wenn du nicht sauber machst?"
    Es ging sowieso immer um das, was andere denken und dass man sich besonders gut zeigen muss.
    So ging es beliebig weiter.
    Fürchterlich.
    Und ich sehe in meinem jetzigen Leben, dass ich große Schwierigkeiten habe. Sei es die Prüfungen, ein positives Selbstbild und Selbstvertrauen zu finden. Ich bin durch die jahrelange Belastung immer noch dauernervös, obwohl ich den Kontakt massiv einschränke. Aber der Wurm ist drin.
    Ich habe auch gemerkt, dass ich mir nur Freundinnen gesucht haben, die irgendwie dem entsprachen, was meine Eltern mir vorlebten. Freudinnen, die ihren Frust an mir ausließen, mir an allem die Schuld gaben, mir ein schlechtes Selbstbild vermittelten... Mich in ihrem Schatten stehen ließen. Könnte ich weiter ausführen, aber davon ists zu spät ^^
    Aktuell beende ich eine Freundschaft, bei der ich merkte, dass das Mädel dem Verhalten meiner Mutter entsprach, eine Freundschaft, die ihrerseits durch Neid, Unterstellungen und Lästereien geprägt war. In meinen Augen ists keine Freundschaft, für sie jedoch normal.
    Die Gefahr besteht darin, dass wir uns wohl Beziehungen und Freundschaften suchen, die dem aus der Familie bekannten Muster entsprechen- das ist bekannt, gewohnt und wird als passend empfunden. Also übernommen, obwohls total unpassend und unangenehm ist- aber jahrelang eingetrichtert.

    Nachdenklich (und müde) Grüße,
    Natalie

  • Hallo,

    das Thema ist interessant...

    Meine Eltern sind nicht abhängig, und ob meine Mutter Co ist, weiß ich nicht. Trotzdem hat mich die Erziehung, die Prägung stark beeinflusst, dass ich eine "gute" Coabhängige werden konnte.

    Ich habe nicht viel Selbstwert mitbekommen von zuhause. Denn meine Mutter hat selbst keinen, wie sollte sie mir da was beibringen. Da war immer wichtig, dass wir Kinder funktionieren. Also damit meine ich, wir waren immer sauber und adrett. Wir haben nie viel gesagt oder rumgetobt, woanders. Das macht "man" nicht, was sollen die Leute denken. Sie sollen denken, bei uns ist alles perfekt und meine Mutter eben die perfekte Mutter.

    Ich habe oft gehört, bei Schwierigkleiten mit anderen Kindern oder so, dass ich besser nachgeben solle. Mich nicht wehren, sondern zurück ziehen. Eben, die Klügere sein, die nachgibt. Nur damit niemand was Schlechtes denken könnte. Nur nicht aufmüpfig sein oder streiten, Widerworte geben oder auf mein Recht beharren. Und eben nicht auffallen, immer den anderen den Vortritt lassen. Vom Kuchen bei Feiern nur 1 Stück nehmen... Das ist ganz klassisch in meinen Erinnerungen. Meine Cousins haben sich vollgestopft, und meine Brüder und ich saßen mit hungrigen Augen da und haben zugesehen, nachdem wir unser Anstandsstück gegessen hatten. Oh ja, wie oft hatte ich Lust auf mehr, aber getraut habe ich mich nicht.

    Dazu kam noch die klassische Prägung bei mir als Frau. Als Frau bist du zuständig für die Familie, für die Harmonie und dass nach außen alles gut aussieht! Was sollen denn sonst die Leute denken... Als Frau und Mutter kommst du hinten an, denn alle anderen gehen erstmal vor, der Mann, der das Geld heimbringt, und dann die Kinder, sowieso. Da muss ich immer Rücksicht nehmen. Eigene Bedürfnisse gibt's besser nicht...

    All sowas hat mich geprägt. Und ich hatte dann in meinem Leben immer Beziehungen, ob mit Männern oder auch Freunden, die diese Prägungen ausgenutzt haben. Ich habe gerne gegeben, mich geopfert, für alle gesorgt... Dachte ich... :? . Bis zur Erschöpfung.

    Das ist jetzt anders. Aber es macht auch viel Arbeit, diese alten Muster zu umgehen und neue zu schaffen. Ich bin da immernoch dabei. Meine Ehe, die ich jetzt habe, ist aber völlig anders als alle Beziehungen vorher. Es ist meine erste "normale" Beziehung zu einem Mann. Auf Augenhöhe. Auch meine Freunde haben sich verändert, jetzt gibt es nur noch solche, die mich nicht benutzen.

    Fakt ist, ich denke schon, meine Erziehung hat mich zur Co werden lassen. Aber meine Eltern haben mich in bestem Wissen und Gewissen so erzogen. Für sie ist es normal so. Ich bin jetzt erwachsen und kann mich selbst weiter entwickeln, weil diese alten Muster eben nicht mehr zu mir passen, mich unglücklich gemacht haben. Aber dass ich das kann, da blicken meine Eltern nun auch mit Stolz drauf...

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Morgenrot,

    ja, ich denke schon, daß ich zur Co erzogen worden bin. Man kommt ja als Kind nicht co zur Welt. Von klein auf wurden wir Kinder darauf getrimmt, das große Familiengeheimnis (die Mutter trinkt) zu vertuschen. "Es" durfte nicht ausgesprochen werden, nicht in der Familie und schon gar nicht außerhalb. "Es" mußte in der Familie bleiben. Wir Kinder wußten nicht wohin mit dem beklemmenden Gefühl, mit der Überforderung, den Ängsten.

    Irgendwann so zwischen 10 und 12 nahm mich der Vater zur Seite und sagte todernst zu mir: Wenn du nicht immer so schlau daher reden würdest, dann müßte die Mutter nicht trinken. :shock: Es fühlte sich zwar völlig verkehrt an, aber ich glaubte ihm. Und hörte auf zu reden. (Ich hatte mal gewagt, über irgendeinen Zeitungsartikel mich austauschen zu wollen, klar daß ich dann Schuld bin an ihrem Alkoholismus... :roll::cry: )

    Später mußte ich den Alkohol im Supermarkt einkaufen, damals ging das noch ohne Altersnachweis an den Kassen.

    Usw. usw. usw.

    Da sind viele schlimme Dinge passiert. Die Mutter trank (und trinkt immer noch), der Vater verhält sich völlig co-abhängig, ich habe nichts anderes vorgelebt bekommen als Sucht und das Umkreisen der Sucht.

    Ich habe immer suchtfreie Elternhäuser, also die meiner wenigen Schulfreundinnen bewundert. Da wurde bei Tisch einfach so miteinander geredet über den Alltag. Bei uns wurde sich angeschwiegen oder ritualisierte Floskeln losgelassen, völlig verkrampft. Es war quälend und fühlte sich falsch und vor allem unheimlich anstrengend an.

    Von klein auf überlegten wir Kinder unbewußt, wie wir uns verhalten müssen, damit sie weniger trinkt oder damit wir unsichtbar werden, falls sie doch getrunken hat. Wir konnten keine Klassenkameraden einladen, nie. Ein unbeschwerter Alltag war unmöglich. Es interessierte nie, was wir für Noten hatten, was wir erlebt haben in der Schule, nicht die schlimmen Sachen aber was viel mehr weh getan hat, es interessierten auch nicht die tollen Erlebnisse. Wir waren mit allem allein und hatten keine Ansprechpartner. Alles kreiste ausschließlich um die trinkende Mutter. Darum, wie wir Streß für die anderen vermeiden, wie wir nicht am Schweigen kaputtgehen, wie wir uns Trost, Zuwendung und Präsenz woanders herholen können. Das ging über Süßigkeiten und Fernsehen. Ich war glaube ich mit ca. 12 schon eß- und fernsehsüchtig.

    Wie rette ich sie? Irgendwann kam ich darauf, daß meine kindlich naiven Rettungsversuche, z. B. einen Zettel mit einer Beratungsstellen-Tel-Nr. hinzulegen, nur bewirkte, daß sie mehr trank, also ließ ich das irgendwann. Aber ich konnte damals nicht verhindern, daß ich mir immer wieder zu rettende Partner suchte. Das waren nicht unbedingt Alkoholiker, sondern anders Süchtige, das ist egal. Denn die Co-Abhängigkeit kann man überall ausagieren, wo eine Person oder ein System (z. B. Arbeitsplatz, Verein) das zuläßt.

    Wir Kinder sind von klein auf zu "guten Co's" getrimmt worden. Wir haben jeweils süchtige Partner gewählt und sind selber süchtig geworden. Was war ich früher stolz darauf, nicht auch Alkoholikerin geworden zu sein. Bis ich mal genau hinschaute und locker auf 10 Süchte, Zwänge oder Abhängigkeiten kam, sei es Co, Fernseh, Fressen, Vereinstätigkeiten, PC usw. Inzwischen habe ich viele der Muster erkannt und kann mich heute anders verhalten. Aber die Suchtstruktur habe ich bis in die letzte Zelle verinnerlicht, da heißt es immer wachsam bleiben, um nicht wieder voll in irgendwas reinzurutschen.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo

    Meine Eltern hatten zwar kein Alkoholproblem aber meine Mutti litt Jahrelang an Bulimie und ich denke das ich dadurch auch schon sehr früh geprägt worden bin.
    Immer lieb sein und ja nicht auffallen damit es Mutti nicht noch schlechter geht.
    Habe versucht für sie da zu sein(sie hat oft vor mir geweint) aber ich war damit total überfordert.
    Ich hatte Angst um sie und habe so immer versucht lieb zu sein und zu ,,gehorchen''.
    Ich denke das hat einen ganz großen Teil ausgemacht warum ich heute so bin wie ich bin und es ist so das ich in der Beziehung zu meinem Freund oft parallelen zu meiner Mutti sehe.
    Ich habe erst in der Therapie herraus gefunden das die Krankheuit meiner Mutti sehr viel mit meinem heutigem ICH zu tun hat und ich will auch noch ein Gespräch darüber mit ihr führen weil ich mir so erhoffe einiges noch klären zu können.

    LG Georgina

  • @ Linde: Genau SO war es bei uns zu Hause auch- der Text hätte zu 100% von mir kommen können.
    Ich weiß noch, wie ich meinem Vater früher die Tür geöffnet habe und die erste Frage immer "Hat sie getrunken?" war. Andere würden sich nach dem Tag, der Schule oder dem Befinden der Kinder erkundigen. Vater fragte nach Mutters Pegel.
    Generell ist bei uns zu Hause auch keine wirkliche Kommunikation möglich. Wir sind keine ganze Familie, sondern einzelne Menschen, die mal unter einem Dach lebten. Gespräche sind nicht tiefsinnig, nicht von Interesse geprägt.. Kommen nicht so in Gang, wenn ich nicht einfach drauflos rede. So wurde ich schon öfters nicht über (Geburtstags-)Feiern informiert- sogar das Kaffeetrinken meines eigenen Vaters fand daher ohne mich statt, obwohl ich unter der Woche hingekonnt hätte. Oder meine Cousine fragte, warum ich grad nicht auf ihrer Feier sei? Ich wusste nichts davon, mir wurde nie etwas mitgeteilt.

    Wie ist denn euer Verhältnis zu euren Eltern? Funktional?
    Ich werfe ihnen nicht vor, dass sie meinem Leben die schlechtmöglichste Basis gegeben haben.. Aber ich lasse auch nicht zu, dass sie mich jetzt noch in diese Formen und Muster pressen, sondern distanziere mich. Das scheinen sie aktuell zu merken, es hagelt gehörig Vorwürfe. Aber sie scheinen nicht zu kapieren, dass mein Verhalten auf ihre katastrophalen Verhältnisse sind.

    @ Georgina: Was war das denn für eine Therapie? Nach welchem Ansatz?
    Ich merke ähnliches. Ich habe zwei "Freundinnen", die beide psychisch sehr angeschlagen sind. Aktuell fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass beide mehr oder weniger ein Abklatsch meiner Mutter sind und wir die selben Muster haben- schlechte Kommunikation, wir finden nicht zueinander, erreichen den anderen nicht. Dabei finde ich eigentlich, dass ich es sonst hinkriege, eine Beziehung zu anderen aufzubauen. ABER mit den beiden geht es einfach nicht, weil sie ebenso wie meine Mutter in sich selbst ausharren, nicht über sich und ihre Gefühle sprechen können und in einer passiven Rolle stecken. Das scheint auch mich, wie bei meiner Mutter, zu lähmen.

    Also, ich bin auf Antworten gespannt. Besonders, wie sich die Beziehung zu euren Eltern entwickelt hat.

    Natalie
    (Ja, man wird zum Co erzogen. Weil man nur als Co in dem Familiensystem seine Rolle ausführen kann. Alles andere wird von den Eltern abgestoßen- das ahnt das Kind und fügt sich, um einen Platz zu erhalten.)

  • Guten Morgen,

    ja auch ich wurde zu einer Co - Abhängigen erzogen.
    Ich bin durch die Wohnung geschlichen und habe sogar die Polizei belogen als mein Vater Sternhagelvoll mit dem Auto Nachts unbeleuchtet durch die Strassen gefahren ist. Meine Mutter saß oft heulend vor mir und ich musste immer Stark sein.
    Ich vernachlässigte die Schule und war Hänseleien ausgesetzt. Hol mal Papa aus der Kneipe ab und das dann schon mit 7 J.. Da saßen die Alkoholiker zusammen und versuchten mir Bier und Schnaps schmackhaft zu machen. "Komm gib der kleinen doch mal was gutes". Mein Vater sass daneben und lachte.

    Zuhause wurde verschwiegen, gelogen und vertuscht. Die Wahrheit war diktiert und gehörte uns. Gefühle gab es nicht ... meine Mutter kann heute noch nicht über ihre Gefühle sprechen.
    Meine Mutter war mein Bezug ... einen Vater gab es nicht zumindest nicht so wie ich es mir gewünscht hätte. Wenn er diese Rolle mal übernahm war ich ein Papakind aber es gab zwischen der Sucht nur 7 Jahre Pause und selbst diese waren überschattet von Angst.
    Bis zum Schluss bettelte ich um Erkenntnis und hatte Hoffnung. Heute weiß ich das es 30 vergebliche Jahre waren.
    Trauer über die Zeit ist einer Erkenntnis gewichen.
    Ja, ich hatte ein Elternhaus und was für eins. Was habe ich dort gelernt...
    Streitereien und anschliessendes Buhlen um Liebe, Gefühle verschweigen und mich selbst ausblenden...

    Zu meiner Mutter habe ich ein gemischtes Verhältnis. Letztes Jahr habe ich ihr viele Vorwürfe gemacht ... am Ende hat sie geweint. Das Aufarbeiten wird nun in einer Therapie erfolgen... ich möchte mich mit meiner Vergangenheit aussöhnen.
    Das ist wichtig denn ich habe es nicht gelernt Gefühle wirklich zu zulassen.

    LG

    Sarawen

  • Hallo!

    Als ich noch ganz klein war ( bis 9 ), mochte ich oft meinen Vater lieber als meine Mutter. Das war eines der zentralen Themen: Zu wem halte ich denn jetzt? Beide zu mögen, war immer irgendwie verboten. Meine Großeltern und mein Bruder, die mochten meine Mutter lieber. Es gab eine Menge ungeschriebene Gesetze was ein anständiger Mensch war und mein Vater war keiner. Weil anständige Menschen wenig bis keinen Alkohol tranken zum Beispiel.
    Ich ging aber lieber mit meinem Vater ins Gasthaus als mit meiner Mutter in die Kirche.
    Im Gasthaus bekam ich Nüsse und Saft und ich konnte Witze erzählen, über die dann alle lachten.
    Im Gasthaus war ich beliebt.
    In der Kirche ging es darum mit dem Finger auf mein Herz zu tippen und : Durch meine große Schuld zu sagen.
    Fragen wurden abgewürgt.
    In der Kirche war ich unbeliebt.
    Ich hab auch nicht verstanden, was da so eine Schande war, als mein Vater beim Kinderfasching mit mir auf den Boden gefallen ist.
    Mir war viel wichtiger, dass er mit mir getanzt hatte.
    Mit dem nervig klirrendem Leergut hatte mich ja auch meine Mutter wieder ins Geschäft geschickt. Dass ich ja nie irgendwem was erzählen darf, das kam ja auch von meiner Mutter.
    Erst nach dieser Zeit wurde mein Vater nicht mehr lustig wenn er getrunken hatte, sondern furchtbar aggressiv und eifersüchtig.
    Mit den sexuellen Übergriffen die vorher statt fanden, wollte ich ohnehin nichts zu tun haben. Hätte ich sie mir vorher eingestanden hätte mich das umgebracht.
    Da bin ich mir sicher. Genauso die Schläge.
    Wenn ich jetzt zurückdenke höre ich sie schreien. Beide. Ich war überzeugt davon einmal eines Morgens einen von beiden tot aufzufinden.
    Ich habe immer noch das Bedürfnis darüber zu reden.
    Und ja, ich weiß es geht um das Thema : Kann man zur Co erzogen werden, aber der Co ist mein Bruder . Die mit der Flasche in der Hand, die war ich.
    Versöhnen muss ich mich mit mir. Manchmal ist das furchtbar schwierig.

    Liebe Grüße

  • Zimttee

    Zitat

    Was war das denn für eine Therapie? Nach welchem Ansatz?


    Ich kann dir das ehrlich gesagt garnicht so genau sagen was für eine Art Therapie ich mache :shock:
    Glaube es ist eine Mischung aus Verhaltenstherapie und Psychoanalyse.
    Und in der nächsten Sitzung möchte meine Therapeutin die Tiefenpsychologie mit mir ausprobieren.
    Mehr weiß ich leider im Moment auch nicht.

    Zitat

    Wie ist denn euer Verhältnis zu euren Eltern? Funktional?


    Das Verhältniss zu meinen Eltern würde ich als gut bis sehr gut bezeichnen.
    Ich hatte eine schöne Kindheit und meine Eltern waren/sind immer für mich da wenn ich sie brauche.
    Aber durch die Therapie hab ich halt doch erfahren das einiges schief gelaufen ist grad zwischen meiner Mutti und mir.
    Es sind nicht direkt schlimme Ereignisse passiert aber halt Verhaltensweisen meiner Mutti die mich geprägt haben.
    z.b war sie so oft mit sich und ihrer Krankheit beschäftigt das sie mich glaub ich oft garnicht so richtig gesehen hat und mich nicht richtig ins Leben begleiten konnte.
    Sie war auch sehr unsicher und das habe ich auch gespürt und so übernommen.(Bin ein sehr ängstlicher Mensch)
    Ab der Pupertät kam ich irgendwie garnicht mehr klar mit meinem Leben und zog mich immer mehr in eine Traumwelt zurück und meine Eltern haben das nicht gesehen(mein Papa hat sehr viel gearbeitet und war oft nicht zuhause) sie haben mich in meiner Welt gelassen.
    Erst als von meiner Seite der große Knall kam(habe von meiner Selbstveretzung erzählt) waren sie geschockt und haben glaub ich begriffen wie es mir ging.
    Jetzt wo ich viel in der Therapie raus gefunden habe merke ich aber auch das, dass Verhältniss zu meiner Mutti irgendwie komisch ist.
    Sie liebt mich das weiß ich aber ich habe immer das Gefühl das sie nicht so ganz aus sich raus kommt und in sich gekehrt ist und das spüre ich und fühle mich dadurch nicht so geliebt wie ich es mir wünsche.
    Deswegen ist es für mich wichtig mit meiner Mutti darüber zu reden.
    Ich weiß nur noch nicht so recht wie.
    Wie ich das Gespräch am besten anfange, was ich überhaupt sagen soll?
    Davor hab ich etwas bammel.

    LG Georgina

  • Hallo ihr lieben,

    Zitat

    Das tat weh und setzt mich unter Druck

    Zitat

    sondern dass einfach jeder in die "Kindheitsfalle" tappt und seine Muster nachlebt/nachleben muss.

    Zitat

    Coabhängigkeit gewollt
    , zur Absicherung des Lebens, im Alter, bei Krankheit.

    Zitat

    Mich in ihrem Schatten stehen ließen.

    Zitat

    Ich habe gerne gegeben, mich geopfert, für alle gesorgt..

    Zitat

    Wie rette ich sie?

    Zitat

    immer lieb sein und ja nicht auffallen

    Zitat

    Versöhnen muss ich mich mit mir.

    Ich danke euch für eure Offenheit in den Beiträgen, da steckt soviel drin.
    Ich habe mal ein paar Aussagen rausgepickt, in denen ich mich wieder erkenne.
    Das zieht sich durch mein Leben durch, und dann der Satz von Schnuffig, so als Ziel, den finde ich klasse, aber er macht mich auch traurig, weil ich mich da noch lange nicht sehe.
    Ich habe bis in die letzten Jahre hinein gesagt, ich hatte eine schöne Kindheit.
    Das stimmt nur teilweise, von meinem Vater habe ich mich immer geliebt gefühlt, er war es auch der mich immer wieder auf den Alkkonsum des Ehemannes angesprochen hat.
    Damals wollte ich das nicht hören, habe vertuscht und geleugnet. Ihr kennt das sicher.
    Heute lebt nur noch meine Mutter, und ich habe erkannt, das ich irgendwie mein ganzes Leben hinter ihrer Liebe herlaufe, aber nie das Gefühl habe, sie zu bekommen. Da kann ich tun und lassen, was ich will.
    Ich gehe als erwachsene Frau zu ihr, und komme als kleines Mädchen, welches sich zu benehmen hat, wieder raus.
    Die gleiche "Masche" brauchte dann mein Ehemann nur weiterzuführen, ich war ja gut erzogen.
    Das weiß ich heute, ich weiß heute auch, das er schon vor der Heirat zuviel getrunken hat, aber ich hatte ja soviel Liebe zu verschenken, ich würde das sicher schaffen. So habe ich damals gedacht, jetzt gerade bekomme ich bei dem Gedanken Gänsehaut.
    Die alten Muster sind eingebrannt, aber immer häufiger erkenne und entlarve ich sie.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallochen,

    ja Morgenrot, ich habe so viel Liebe zu verschenken, dass ich alles heilen kann. Sowas ähnliches ist auch in mir. Am Ende musste ich feststellen, dass ich damit gar nichts retten kann, nicht mal mich. Trotzdem versuche ich es, mein Leben so weit in Ordnung zu bringen, dass es mir gut geht und nicht nur darauf zu schauen, dass alles unter Kontrolle bleibt. Das Leben macht am Ende doch was anderes.

    Interessantes Thema. Ich war schon lange nicht mehr im „Offenen“ unterwegs. Ich frage mich oft auch, woher ich diese gewissen Co-Eigenschaften habe. Gleichzeitig versuche ich instinktiv in mein inzwischen erwachsenes Kind hineinzuschauen, welches sein Leben im Griff hatte für sich, aber am Ende alles über es zusammengebrochen ist vor einiger Zeit…..Ich will oft aufhören zu analysieren und nach vorn schauen. Aber es wirft mich immer wieder zurück und ich sehe, dass ich da noch einiges zu verarbeiten habe.

    Zum Co erzogen. Ich bin noch nicht hintergestiegen so ganz, was bei mir die Ursache ist, ob es aus der Kindheit kommt, oder ob ich mir gewisse „Macken“ erst in der langjährigen Suchtbeziehung zu meinen Nochehemann zugezogen habe, von dem ich nun getrennt lebe.

    Ich bin in einer eigentlich heilen Welt aufgewachsen ohne Süchte aller Art. Vielleicht ist es das. Es wurde alles von uns Kindern ferngehalten, was Probleme anbelangt. Meine Eltern immer in gemeinsamer friedlicher Einigkeit. Dass das uns manche Zeit nur so vorgespielt wurde, weil wir eben davon nichts mitbekommen sollten, was ja im Grunde auch gut so ist, das weiß ich erst heute. Für mich war es eine Welt, die für mich selbstverständlich war. Ich bin sozusagen mit einer rosaroten Brille aufgewachsen und war entsetzt, als es in meiner Ehe dann nicht so rosig ablief, obgleich mein Mann mal sagte, dass wir meine Eltern noch übertreffen werden, mit uns wird es noch schöner :roll::? . Seine Kindheit war nicht so rosig.
    Im Nachhinein sehe ich auch, dass alles einfach nur schön in meiner Kindheit sein sollte und meine Belange, negative Befindlichkeiten und Ängste weggedrückt und weggeredet, oft nicht angehört und als Marotten belächelt werden heute noch. Vieles wurde auch erwartet, dass ich es von selbst sehe, dass ich dies oder jenes doch mal hätte machen können oder so. Enttäuschung wurde gezeigt und dass ich bei manchem nicht richtig bin. Vieles habe ich bestimmt auch so übernommen für mein späteres Leben und im Umgang mit meinen Kindern, was mir heute erst so bewusst wird.
    Da war manchmal der Fernseher wichtiger, als das was ich zu erzählen hatte und ich wurde über den Mund gefahren. Verzweifelte Erziehungsmaßnahmen meines Vaters waren manchmal recht drastisch. Nun gut, das war recht selten. Ich werfe ihnen heute auch nichts vor. Sie haben alles so gemacht wie sie es für gut und richtig befanden. Die meiste Zeit war schön und lustig und ich fühlte mich im Grunde geborgen. Sie sind mir heute auch eine große Unterstützung bei meinen Dingen, die momentan alles andere als einfach sind. Ich bin froh, dass sie da sind und ich mit allem nicht allein dastehe.
    Bei meiner Mama merke ich aber, erst im Heute, wie sehr sie das alles belastet. Sie hat mir früher wenig reingeredet. Sie ist eine Person, die gerne alles unter Kontrolle hat, was ihr selbst aber nicht gut tut. Alles sollte immer alles gut sein. Heute muss sie sich mit vielem auseinandersetzen, was eben nicht so ist. ….Und so bin ich auch, wenn es sich auch anders auswirkt. Ich wollte alles unter Kontrolle haben, meine kleine Familie, meine Kinder, meinen alkoholkranken Mann, den ich zum Guten bekehren wollte…und vor allem mich, die alles ja im Griff hat. Und so bin ich auch heute. Ich kann und will keine anderen Menschen (mehr) verbiegen. Aber ich will alles für mich und mich selbst unter Kontrolle behalten, dass es mir gut geht, kenne da oft den Unterschied zwischen Schönreden und Schwarzmalen nicht. Das wurde mir erst alles bewusst, als ich mich nach der Trennung nur auf mich konzentrieren konnte, was da so alles in mir ist, was ich bisher gar nicht kannte, weil ich wohl wenig Zeit in meiner Selbstkontrolle hatte, das wahrzunehmen.
    Vielleicht liegt auch einiges in meiner frühen Schwangerschaft begraben, wo ich gleich Verantwortung übernehmen musste, wo ich selbst ja noch fast ein Kind war. Jetzt nach der Trennung ist es wieder so. ich war noch nicht bei mir angekommen, da musste ich wieder da sein, funktionieren, für mein erwachsenes Kind, das mich braucht jetzt. Aber ich versuche trotz allem die Waage zu finden und auch auf mich zu achten.

    Ich bin da jedenfalls noch sehr beim Analysieren, warum das alles so ist wie es ist um das mal geordnet zu kriegen für mich, um nach vorn schauen zu können. Bin auch entsetzt, wenn ich bei euch EKA´s lese, was das wohl auch mit meinen Kindern gemacht hat, weil ich nicht gesehen hab, dass es das Beste gewesen wär, uns da frühzeitig rauszunehmen.

    LG Eklisee

  • Hallo Tatze,

    schön das du dich " getraut " hast, dich zu äußern.

    Zitat

    ab wann Ihr erkannt habt, das eure Probleme auch viel von der Erziehung eurer Eltern herkommt.


    Bei mir kam das erst als ich mich mit meiner Coabhängigkeit hier im Forum beschäftigt habe.
    Da setzte sich so einiges wie ein Puzzle zusammen, und es geht noch weiter.
    Es geht nach und nach, setz dich da nicht unter Druck. Mir wurden Zusammenhänge klar, die ich früher nie in Verbindung gebracht hätte.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Zitat

    Mir wurden Zusammenhänge klar, die ich früher nie in Verbindung gebracht hätte.

    Hallo Morgenrot

    das könnt ich grad 1 zu 1 auch so sagen. Ich gehe sogar so weit, daß ich
    glaube, mein Loslösen mein "mich ganz los machen" von XY hat erst da funktioniert, wo ich die Beziehung zu meiner Mutter aufgearbeitet hatte und mich dort los gemacht habe. Von diesen, an meinen Kräften saugenden Erwartungen und unterschwellig untergeschobenen Forderungen ihrerseits. Aber auch von diesem Gefühl, das mich umtrieb,- dieses "Mama, so hilf mir doch. Mama, jetzt lieb mich doch". Ich konnt es abstellen, in dem ich
    unsere Mutter-Kind-Beziehung "abgestellt" habe. Das klingt hart. Aber es war nur die Bitte, sie beim Vornamen (anstatt Mama) nennen zu dürfen.
    Das ist für mich ein Cut, der einen liebevollen Umgang miteinander nicht ausschließt, gleichzeitig aber die gegenseitigen Erwartungen auf ein Maß
    bringt, das mir Luft zum Atmen gibt. Ich habe sie nicht als Mutter erlebt. Nur als Mensch, der viel für mich getan, aber mich nicht mütterlich geliebt hat. Jetzt habe ich die Vorstellung einer Mutter, von ihr als Person getrennt und fühle mich dadurch weniger verpflichtet und weniger enttäuscht. Das hat mich auch irgendwie von XY befreit. Es ist mir schon beim letzten XY vor 20 Jahren aufgefallen, daß ich immer wenn ich nach Hause fuhr und dann emotional gestreßt von meinen Eltern zurückkam, - Daß ich da jedes Mal auf direktem Weg zu XY mußte. So auch jetzt wieder (nach 20 Jahren!) Die Sehnsucht nach XY kam immer dann extrem auf, wenn ich bei meiner Mutter gewesen war und mich von ihr völlig ausgesaugt und manipuliert und leer gefühlt habe. Dieses Gefühl, XY nicht loslassen zu können - selbst nach 10 Monaten Trennung - das war immer am stärksten, wenn ich mit meiner Mutter Kontakt gehabt hatte. Ich kann da nur vermuten, wie alles zusammenhing. Jedenfalls konnte ich den Teufelskreis von Abhängigkeit und Pflichtgefühl bzgl. XY erst durchbrechen, als ich diese Mutter-Kind-Beziehung aufgelöst habe.
    Da war auf einmal auch das Gefühl da, XY nicht für den Rest meines Lebens vermissen zu müssen. Oh je. Ob das jetzt jemand versteht, was ich da schreib?

    Egal - ihr könnt ja noch mal fragen falls es gar zu seltsam klingt.

    LG Nys

  • hi Nys,
    ich versteh das...und es klingt ueberhaupt nicht "seltsam".
    Was ich interessant fand, ich habe neulich ein bisschen ueber psychisch Kranke gelesen und dort wurde in einem durchaus ernsthaften Forum in der Rubrik "Angehoerige" ein Text der Bundesstelle fuer Suchtpraevention (oder so aehnlich, ich will jetzt nicht extra nachgucken gehen) 1:1 uebernommen. Einfach nur "Alkoholiker" gegen "psychisch Kranker" ausgetauscht....der Auswirkungen auf die Angehoerigen, die Kinder sind im Wesentlichen die Selben!
    Weil die Symptome die Selben sind.
    - Mangelnde Aufmerksamkeit/Geborgenheit
    - Das Gefuehl "schuld" zu sein am Zustande des Elternteils
    - Das Gefuehl selbst fehlerhaft zu sein, ungenuegend
    - Das Gefuehl Zuneigung nicht selbstverstaendlich zu bekommen, sondern sich verdienen zu muessen.
    - Das Gefuehl nicht angenommen/geliebt zu sein, einfach so.

    Auch Zimttee hatte das im Rahmen ihres Studiums ja herausgearbeitet. Es ist nicht so sehr Ausschlaggebend, ob der Elternteil nun Alkoholkrank ist oder Depressiv oder Zwangsgestoert oder ......oder wie in Deinem Fall........

    Kinder aus diesen Familien erlernen die Grundmuster der Co-Abhaengigkeit. Und landen dementsprechend oft bei einem Partner, der das passende Gegenstueck liefert.

    Schoen dass Du das fuer Dich so klar erkennen und Dich befreien konntest!
    Gruesse, Lindi

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