Dann fang ich mal an..

  • Hallo ihr lieben alle,


    Herzlich willkommen im Forum!

    Lieben Dank dir!!

    Und ja, gerade komme ich vom Arzt. Wat waren meine Hände nass als ich im Wartezimmer saß.
    Ich musste nen Anmeldebogen ausfüllen und dort schon reinschreiben warum ich da bin.
    Mit dem Anmeldebogen also ins Behandlungszimmer, Arzt aufs Papier geschaut und mich gebeten meinen Konsum zu schildern. Was ich dann auch gemacht hab...iwie mit zittriger Stimme. War zu Beginn etwas heftig für mich, aber als ich merkte das er mir wirklich zuhört und keine Bewertungen von ihm ausgehen, da wurde es immer einfacher für mich.
    Er war wirklich super nett und hat sich Zeit genommen.
    Einige Sachen die er mir gesagt hat, wusste ich schon von euch und meinen Recherchen zu dem Thema, trotzdem war es auf jeden Fall eine enorme Erleichterung. Und ich bin happy, dass ich einen guten Arzt gefunden habe. Ich habe nächste Woche dann Blutabnahme und Ultraschall. Er hat mir ebenfalls noch eine Beratungsstelle empfohlen die ich auch kontaktieren werde.

    Die Briefe an meine Freunde und meine Familie schicke ich am Montag ab. Es geht weiter und weiter...super!
    Morgen sinds 3 Wochen!
    Fühle mich sehr ausgeglichen, schlafe gut und kümmer mich um mich. Ich bin derzeit alleine zu Hause und ich dachte das wird vermutlich sehr hart. So ganz alleine, ohne das jemand "ein Auge auf mich hat". Aber ganz im Gegenteil, ich genieße die Abende allein. Und wenn doch dieser Druck kommt bzw. das Denken an das Gift, lenke ich mich ab. Das funktioniert hervorragend. Gestern habe ich wieder angefangen zu Puzzeln. Super geiles Hobby eigentlich! Habe ich auch total vernachlässigt , weil das Gift mir meine Konzentration geraubt hat und ich keinen Spaß mehr am Puzzeln hatte.

    UND: ENDLICH kann ich wieder in den Spiegel schauen. Endlich leuchten die Augen wieder.

  • wow, Thena, das war ein riesen Schritt heute :!: Du kannst so stolz auf dich sein!! Ich freue mich mit dir :)

    Danke für deinen Bericht, dieser motiviert mich gerade sehr.

    Einen schönen Tag dir!

    VG Mari

  • Hallo Thena,

    du hast einen großartigen und wichtigen Schritt getan! Toll :) ich gratuliere und freue mich sehr für dich.
    Da bekommt man beim Lesen ja Gänsehaut!

    Das mit dem "in den Spiegel schauen" und das die Augen wieder leuchten, spricht dir aus der Seele, das merkt man.
    Ich freue mich, wieder von dir zu lesen.

    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo ihr lieben alle,

    lieber Peter, liebe Mari, ich danke euch ganz doll für eure Worte! *virtuellegroßeumarmung*

    Heute möchte ich mal so berichten was ich bisher eigentlich so verändert habe.

    Ich habe sofort als ich begriffen habe was eigentlich bei mir los ist sämtliches Giftzeuch aus der Wohnung entfernt - auch alle leeren Flaschen wurden entsorgt. Wohnung ist also seid 3 Wochen Giftfrei und das ist sehr sehr gut so!
    In der Wohnung wird nichts konsumiert. Auch nicht von meinem Partner. Ich habe ihn gebeten, dass außerhalb zu machen, wenn er mal Bock aufn Bier hat.
    Als ich in der 1. Woche so heftigen Saufdruck am Abend hatte, habe ich mir ein Ersatzgetränk geholt. Ginger Ale. Eins meiner Lieblingsgetränke vor der Giftzeit. Ich habe es damals aber nur ganz selten getrunken, hab es mir zu besonderen Anlässen "gegönnt". Mittlerweile hängts mir aber leider zum Halse raus - obwohl ich max. nur 2 Gläser am Tag getrunken hab. :mrgreen: Jetzt bin ich auf Tee und Wasser. Und das ist auch gut so. Auf Dauer diese Limos ist sicherlich keine allzu gute Lösung. Aber mir half es in den ersten zwei Wochen.

    Ich habe mir viel Lektüre gekauft und lese regelmäßig hier im Forum. Ich nehme die Tips an, die mir gegeben werden und vertraue auf die Erfahrungen anderer Betroffener.

    Ich beschäftigte mich wieder mit Dingen die ich wirklich gern mache. Puzzeln, lesen, spazieren, Freunde anrufen. Ich bin viel spontaner geworden seit ich nicht mehr trinke. Letztens fragte mich eine Freundin am Abend um 22 Uhr ob wir zoomen wollen...NIEMALS hätte ich in Suffzeiten zugesagt. Weil ich entweder schon dicht war und so einfach nicht mehr zoomen konnte oder ich grad beim 3. Glas gewesen bin und ich nicht mehr Gesellschaft wollte. Mein Glas reichte mir als Gesellschaft.
    Jetzt zoome ich am späten Abend noch 1/2 Stunden mit Freunden. Das ist auch sehr gut. Das fühlt sich gut an.

    Ich ertränke meine Gefühle nicht mehr. Ich nehme sie an, stelle mich ihnen und höre ihnen zu. Ich hab durch das Gift komplett die Kontrolle über meine Gefühle verloren. Als hätte ich alles in einen Topf geworfen , mal ordentlich umgerührt und dann aufgekocht. Ich bin regelmäßig geplatzt, weil ich einfach nicht mehr klar kam. Meine Gefühle also annehmen und reflektieren - auch sehr gut.

    Ich war beim Arzt :!:

    Ich mache einen Bogen ums Giftregal beim einkaufen. Ich will es einfach nicht sehen.

    Morgen schicke ich die Briefe an meine Familie ab. Die an meine Freunde schicke ich etwas später ab - aber auch noch die kommende Woche. Erstmal Schritt für Schritt. In allen Briefen bat ich darum mir auch per Brief zu antworten. Briefe haben etwas sehr persönliches und ich möchte diese Briefe aufbewahren für Zeiten in denen es mir vielleicht nicht so gut geht.

    Ich esse wieder regelmäßig.

    Ich geh nun eine Runde spazieren, die Sonne strahlt hier so schön.

  • Hallööö an alle,

    es war lang ruhig - hatte ne ziemlich stressige Woche. Aber ich bin dankbar, dass ich im Moment überhaupt arbeiten darf.

    1 Monat ohne das Gift!!!!

    Die Briefe an Familie und Freunde sind abgeschickt :!: Mit etwas Verspätung - aber abgeschickt sind sie. Und mit ihnen gleich ne gefühlte Tonne Belastung. Ich fühle mich noch einen Grad leichter und ausgeglichener seit ich die Briefe versendet habe. Ich bin gespannt auf die Antworten und Reaktionen. Bisher hat mir noch niemand geantwortet oder sich gemeldet. Ich denke, alle kommen meiner Bitte nach und schreiben mir einen Brief zurück. Ich habe keine Angst oder ein mulmiges Gefühl vor den Antworten, denn ich habe - besonders in der vergangenen Woche - gemerkt, dass ich über die Verantwortung die ich für mich und mein Leben übernehme sehr stolz sein kann. Und bin.
    Ich habe mir außerdem selbst einen Brief geschrieben und ich bin mir sicher, dass er mir an dunklen Tagen helfen wird.

    Mir geht es immer noch sehr gut, das Hirn spielt mir aber ab und zu noch ein paar Streiche...
    Ich war vergangene Woche noch 2 mal beim Arzt. Zuerst Blutabnahme und 2 Tage später Ultraschall. Alle Werte sind super, keine Auffälligkeiten, nix. Gott sei dank! Mein Arzt schrieb mir noch 2 Therapeuten auf die ich probieren soll und nächste Woche gehts zur Suchtberatung. Am Ende meines Termins fragte mein Arzt wie er mir noch helfen kann oder ob ich noch Fragen habe. Ich habe ihn dann gebeten direkt einen Termin für nächsten Monat auszumachen. Ich will, besonders in der Anfangszeit, regelmäßig zu ihm. Ich brauche das. Diesen Ansporn. Es erscheint mir eine gute Sache - zusätzlich zu den bevorstehenden Terminen bei der Suchtberatung und Therapie - in regelmäßigem Kontakt mit meinem Arzt zu sein.

    Zum Hirn / Zur Krankheit.
    Das Hinterlistige!
    Szenario:
    Nach Arzttermin zu Hause angekommen, mit großer Freude meinem Partner berichtet, dass ich mir keine körperlichen Schäden angesoffen habe.
    Von meinen weiteren Plänen erzählt. Suchtberatung, Therapeut*in finden, nächsten Monat nochmal Arzt. Aus mir sprudelte ein Wasserfall über Dinge die ich in Angriff nehmen will, wie Dankbar ich bin, dass sich endlich der ersehnte Schalter umgelegt hat. Vorfreude auf alles was noch kommt. Vorfreude aufs Leben, auf den nächsten nüchternen Morgen, Abend, Monat. Freude, Freude, Freude. Und dann PÄNG!

    *gruselig flüsternde Stimme* Eh...hör ma. Keine Körperlichen Schäden! Keine! Muhahahahahaha. Darauf nen Schluck! Heut n Glas Wein?

    WTF????!!!! Hat mich das uffgerescht sag ich euch! Obs eigentlich noch geht fragte ich mich. Und ob noch alle Latten am Zaun sind wollte ich zusätzlich noch wissen.

    Wie fies diese Krankheit ist. Unfassbar. Da wird so ein schöner Moment im Nullkommanichts zunichte gemacht. Das hat mich echt für paar Stunden total aus der Fassung gebracht. Ich hatte keinen Saufdruck deswegen, ich war nur so unglaublich wütend auf diesen Gedanke...
    Aber letztendlich zeigen mir genau solche Gedanken und Situationen wie ernst es ist. Wie weit diese Krankheit schon fortgeschritten ist. Und letzten Endes bin ich froh, dass ich mich eben nicht gebeugt habe. Das ich weiter gehe. Mich dem stelle. Und ich freue mich über meine Reaktion, über die Tirade die ich gelassen habe. Die Krankheit ist weit fortgeschritten, ja. Aber offensichtlich schreite ich auch voran.
    Und eh..hör ma. Darauf jetzt n frisch gepressten O-Saft.

    Ich lass mich ganz sicher nicht mehr zum Affen machen.


  • Wie fies diese Krankheit ist. Unfassbar. Da wird so ein schöner Moment im Nullkommanichts zunichte gemacht. Das hat mich echt für paar Stunden total aus der Fassung gebracht. Ich hatte keinen Saufdruck deswegen, ich war nur so unglaublich wütend auf diesen Gedanke...
    Aber letztendlich zeigen mir genau solche Gedanken und Situationen wie ernst es ist. Wie weit diese Krankheit schon fortgeschritten ist. Und letzten Endes bin ich froh, dass ich mich eben nicht gebeugt habe.

    Hallo!

    Das war ein "netter" Gruß vom Suchtgedächtnis, das auch nach Jahren der Abstinenz prima funktioniert. Stell dich darauf ein, dass es sich noch öfter meldet, gerade in den ersten Jahren. Die Abstände werden zum Glück immer länger, mich lässt es seit der Weihnachtszeit 2019 in Frieden. Das heißt aber nicht, dass es sich bei irgendeiner sich bietenden Gelegenheit doch wieder in Erinnerung ruft. :wink:

    Warum hat es sich bei dir gemeldet? Hast Du früher erfreuliche Nachrichten z.B. von einem Doc stets mit einem Glas begossen? Dann hast Du wahrscheinlich schon die Lösung. Erfolg verbindet das Suchtgedächtnis dann mit Alkohol und schon fing es an, Kapriolen zu schlagen.

    Das Suchtgedächtnis funktioniert -etwas verallgemeinert und einfach formuliert- wie eine Software auf dem Computer, die sich nicht löschen, sondern nur überschreiben lässt. Dennoch ist sie weiterhin vorhanden. Mit der Zeit lernt dein Hirn, dass bestimmte Ereignisse wie Erfolge bzw. Misserfolge nicht wie früher zeitnah zum Alk-Konsum führen. So erging es mir. Ich bin jetzt knapp 6 Jahre unfallfrei dabei.

    Bei mir meldete es sich immer dann, wenn ich früher in vergleichbaren Situationen getrunken habe. Diese unmittelbare Verknüpfung muss erst mal im Kopf gelöst werden. Aber das dauert und klappt nicht in wenigen Wochen.

    Der Vorteil für dich liegt darin, dass Du wieder was gelernt hast und einen Trigger erfolgreich abgewehrt hast. Das macht dich für die Zukunft stärker und besser.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Thena,

    ich kenne ähnliche Reaktionen von mir selbst.
    Als ich einige Monate oder auch schon über 1 Jahr trocken war (ich weiß es nicht mehr so genau) ergab sich folgende Situation:
    Wir saßen auf unserer Terasse zusammen mit lieben Gästen beim Kaffe-Trinken, es war ein schöner sonniger Tag und alle
    waren gut gelaunt und wir hatten nette Gespräche.
    In dieser Sitaution bekam ich Saufdruck :shock:
    Das war für mich damals auch erschreckend. Es war nicht so ein Saufdruck, der mich richtig innerlich unter Druck setzte, sowas kenne ich eigentlich nicht.
    Es war das Gefühl, diese angenehme Situation noch irgendwie toppen zu wollen. Und zwar durch Alkohol.
    So wie ich das früher so viele Male getan hatte.
    Ich habe wegen dem Stress in einem anstrengenden Beruf gesoffen, wollte mir den Stress wegsaufen sozusagen.
    Benutzte den Alk zum Relaxen (was ja auch ne Zeitlang funzte), aber ebenso auch in Situationen wie oben beschrieben.
    Und Belohnungssaufen kenne ich auch sehr gut.

    Das ist ja nicht einfach alles weg, wenn man eine kurze Zeit abstinent lebt.
    Das ist fest auf userer "internen Festplatte" abgespeichert.

    CF schrieb:

    Zitat

    Das Suchtgedächtnis funktioniert -etwas verallgemeinert und einfach formuliert- wie eine Software auf dem Computer, die sich nicht löschen, sondern nur überschreiben lässt. Dennoch ist sie weiterhin vorhanden. Mit der Zeit lernt dein Hirn, dass bestimmte Ereignisse wie Erfolge bzw. Misserfolge nicht wie früher zeitnah zum Alk-Konsum führen.

    So ist es.
    Es dauert eben seine Zeit.

    Mittlerweile triggern mich solche Situationen schon lange nicht mehr.
    Bin ja auch schon seit ca. 19 Jahren trocken. :wink:
    Da ist auf der Festplatte schon viel überschrieben worden.
    Das Rumgequengel des Suchtgedächtnisses wurde immer weniger mit der Zeit, und ich lernte auch, mich bestimmten Situationen erst gar nicht auszusetzen oder, wenn doch unvorhergesehen eingetreten, mich daraus so schnell wie möglich zu entfernen.

    Zitat

    Das hat mich echt für paar Stunden total aus der Fassung gebracht. Ich hatte keinen Saufdruck deswegen, ich war nur so unglaublich wütend auf diesen Gedanke...


    Ja, mich haben bestimmte Situationen und das Labern meines Suchtgedächtnisses dazu auch mitunter erschreckt.
    Später, als ich damit besser umgehen konnte, war es eher wie das Hochziehen einer Augenbraue, wenn es sich mal wieder meldete.
    So nach dem Motto: "Ach da schau her Suchtgedächtnis, gibts dich auch noch, ja? Halt einfach die Klappe und lass mich in Ruhe."

    Und schwupps, fällt mir wieder ein Brief ein, den ein ehemaliges Mitglied dieser SHG mal schrieb, ist zwar schon lange her, aber mir gefällt er immer noch. :)
    Ich verlinke ihn Dir hier mal:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p?p=38843#38843
    :wink:

    LG und einen schönen Sonntag wünscht
    Sunshine

  • Ein wirklich offener und ehrlicher Brief, den ich bisher nicht kannte. Er wurde ja auch zu einer Zeit verfasst, als ich noch 9 Jahre Saufen vor mir hatte. 2006, damals war ja das Sommermärchen, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, die Finger vom Stoff zu lassen.

    Das Verfassen eines Abschiedsbrief an den Alkohol wurde in meiner ambulanten Therapie nahegelgt, ich habe es nie in die Tat umgesetzt, hätte es aber niemals so schön wie Micha formulieren können.

    Zum Thema Suchtverlangen: Mir erklärte mal jemand, der als Polytox mehrere Jahre clean war, das er bei Suchtverlangen, das sich bei ihm nur bezüglich Cannabis und nicht bei Alk einstellte, obwohl er auch kräftig gesoffen hatte, sich stets in Erinnerung zu rufen: "Wenn ich jetzt nachgebe, fängt die ganze Schei... wieder von vorne an."

    Das hielt ihn clean. Mich hat der Satz beeindruckt.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Thena,

    ich freue mich, dass Du Dich nach dem Abschicken der Briefe erleichtert fühlst. Ich finde, das hast Du gut gemacht. Ich hab damals nicht um Reaktionen gebeten, sie aber bekommen. Aber bitte sei nicht enttäuscht, wenn’s bei Dir umgekehrt ist. Spontane Reaktionen sind oft einfacher, als wenn man drum gebeten wird. Manchmal weiß man dann vielleicht gar nicht so recht, wie man am besten reagiert, weil man die Erwartungen nicht enttäuschen möchte.

    LG Cadda

  • Halloooo ihr lieben,

    iwie hat es meine vorherige Nachricht nicht gesendet. hmmm...glaube es ist besser immer mit Lappi zu schreiben, anstatt dem Smartphone.

    Lieber Carl Friedrich, hallo zu dir...deine Beiträge hier im Forum waren einer der ersten die ich verschlungen habe und die mir sehr geholfen haben!


    Warum hat es sich bei dir gemeldet? Hast Du früher erfreuliche Nachrichten z.B. von einem Doc stets mit einem Glas begossen? Dann hast Du wahrscheinlich schon die Lösung. Erfolg verbindet das Suchtgedächtnis dann mit Alkohol und schon fing es an, Kapriolen zu schlagen.

    Tatsächlich hast du recht! Es war ja eigentlich völlig Wurscht früher, welche Gefühle da waren. Es wurde dann, besonders die letzten Jahre, alles zum Anlass genommen um einen zu kippen.
    Und Belohnung...ja ja ja. Da seh ich mich. Ich hab mich sehr sehr oft "belohnt" am Abend. Ich habe die vergangenen Tage gemerkt, dass es eben dieses Belohnen ist bei mir...wenn ich nämlich derzeit Stress habe, oder traurig oder wütend bin, dann hält sich der Saufdruck voll in Grenzen. Aber wenn ich ein Erfolgserlebnis habe...holla die Waldfee... dann gehts ab im Koppe.
    Ich habe zum Beispiel auch in meinen Anfangssuffzeiten immer dann getrunken, wenn ich etwas "hinter mir hatte". Habe 4 Stunden sauber gemacht, Wäsche gewaschen, alles mögliche poliert und gereinigt. Und danach hab ich mir eingegossen. Irgendwann hat sich dann bei mir folgendes ergeben. Ich habe tatsächlich jeden Tag(!!) sauber gemacht. Fenster geputzt. Gewischt. Bücherregale geordnet. Nur aus dem Grund um mich danach belohnen zu können. :shock:


    Und schwupps, fällt mir wieder ein Brief ein, den ein ehemaliges Mitglied dieser SHG mal schrieb, ist zwar schon lange her, aber mir gefällt er immer noch.
    Ich verlinke ihn Dir hier mal:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…iker.de/viewtop ... 8843#38843

    Liebe Sunshine auch dir ein herzliches Hallööö! Auch deine Beitrage und Threads sind mir bekannt und ich lese sehr gern was du schreibst!
    Vielen dank fürs verlinken! Der Brief hat mich sehr sehr berührt!


    Später, als ich damit besser umgehen konnte, war es eher wie das Hochziehen einer Augenbraue, wenn es sich mal wieder meldete.
    So nach dem Motto: "Ach da schau her Suchtgedächtnis, gibts dich auch noch, ja? Halt einfach die Klappe und lass mich in Ruhe."

    Ich hatte mal ein sehr gutes Buch gelesen (mir ist aber leider grad der Name entfallen und ich finde es nicht im Regal). Da ging es um negative Gedanken. In dem Buch schrieb die Autorin, dass man negative Gedanken "begrüßen" soll, sie allerdings vor der Tür stehen lässt. So nach dem Motto: "Ach nen schönen Tach dir auch, cool das wir uns treffen, aber ich hab keine Lust auf dich. Also gar nicht. Wünsch dir aber alles Gute. "
    Mir haben diese Dialoge mit meinen negativen Gedanken sehr sehr geholfen. Ich denke, es lässt sich auch gut umsetzen für den Saufdruck. Ich neige zum hysterisch werden...mich verunsichern und schüchtern schnell solche negativen Gedanken ein und ich merke eben auch, dass mich das Suchtgedächtnis ordentlich auf die Palme bringen kann. Gestern z.B.: ich war Wäsche waschen und blubber wars wieder da. Ja klar, hab ich ja früher Wäsche waschen mit meinen 2 Dosen verbracht. Als ich dann zu Hause war, meinte mein Partner..."uh, was los? Du bist seit du zurück bist extrem schnell."
    Ich bin wie eine Irre durch die Wohnung getigert und hab 5 verschiedene Sachen gleichzeitig gemacht...und das in nem Tempo!! Durch den Satz meines Partners hab ich mich dann erstmal hingesetzt und mich beruhigt und in mich gehört was denn los ist. Das meine ich mit hysterisch werden...ich versuche krampfhaft dann dieses Gefühl loszuwerden und steiger mich unbewusst völlig rein und flipp ein wenig aus. So Sätze wie du oben geschrieben hast, liebe Sunshine, die du zu dir selbst gesagt hast...ich denke, das genau das mir auch helfen kann. Weil sie mir ein Gefühl der Sicherheit geben. Und ich mich nicht so ausgeliefert fühle.

    Ich habe übrigens heute meinen 30. Geburtstag. (Schreibe das gerade nicht, weil ich Glückwünsche will. Die sind aber sehr willkommen, wenn jemand Bedarf hat. Chochocho. :wink: )

    Und yeeeahhhhh. Ich freu mich so auf den Tag! Ich bleibe alleine mit meinem Partner und wir gehen später ne ordentliche Runde spazieren und erfreuen uns am Schnee! Und ich freue mich dermaßen diesen Tag ohne das Gift zu feiern! Undenkbar noch vor nem halben Jahr. Neuer Lebensabschnitt kann kommen.
    Einer ohne Gift, einer mit viel strahlen in den Augen und klarem Kopf.

    Grüßelis!

  • Hallo Thena,

    herzliche Glückwünsche zum runden Geburtstag und alles Gute im neuen Lebensjahr und für deine Trockenheit.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Thena!

    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

    Ich habe in deinem Alter noch keinen Gedanken über meinen zu hohen Alkoholkonsum verschwendet und noch jahrelang weiter gesoffen. Von daher bist Du heute viel weiter als ich damals war.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo ihr lieben,

    danke euch für die netten Glückwünsche! (warum gibts hier denn keine Herzsmilies?! Ein Skandal!)

    Der Tag gestern war ganz wunderbar entspannt und einfach schön!
    Eine meiner Freundinnen und meine Stiefmutter haben sich total Sorgen gemacht wie ich denn diesen Tag nur überleben soll. Die Freundin meinte sie hat ihren 30. damit verbracht zu heulen, weil jetzt ne 3 dort steht. Und die Stiefmutter meinte ähnliches. Schlimme Erinnerungen hatten beide an den Geburtstag. Kamen überhaupt nicht klar. Aber umso mehr haben sie sich für mich gefreut, weil es mir gut geht und ich so eine wichtige Entscheidung für mich und mein Leben getroffen habe. Beide haben mir also indirekt auch gratuliert zu der Entscheidung weg vom Gift zu kommen - aber nur ganz kurz und sie sind beide nicht tiefer drauf eingegangen. Wollen sie später machen meinten sie und nicht an meinem Geburtstag.

    Wir haben uns gestern Abendessen von einem gehobenen Italiener bestellt. Das war ne Offenbarung! Super lecker gewesen! Und ich saß am Tisch und dachte: Geil! Einfach geil. Dieses Essen so genießen zu können.
    Denn in Suffzeiten konnte ich Essen nicht genießen. Geschmack schon tot gesoffen und alles wurde reingeschlungen. Gestern dann zu zweit diese schönen klaren Gespräche, kein Gefühl von Schwere oder vernebelt sein. Heute Morgen wach und kein schlechtes Gewissen von wegen "shit, das letzte Glas hätte nicht sein müssen". Es ist einfach so wie es gerade ist sehr sehr schön!

    Ich hab gestern Abend im Bett noch einen anderen Entschluss gefasst. Ich will jetzt aber wirklich wieder regelmäßig Sport machen. Ich hatte das in der 1. nüchternen Woche schon in Angriff nehmen wollen, aber war dann doch schnell wieder faul. Und ich merke ich muss meine Ernährung wieder auf die Reihe kriegen, denn ich hab seit ich aufgehört habe zu Saufen ziemliche Gelüste. Vor allem halt am Abend zu meiner eigentlichen Trinkzeit. Ich esse derzeit einfach zu viel und ungesund. Suchtverlagerung.
    Freue mich umso mehr, dass ich Caddas Beitrag in ihrem Thread heut Morgen las, denn sie nimmt ja auch die Gelüste in Angriff. Cool, wenn man liest, dass jemand das Gleiche vor hat.
    Ich denke, es ist auch der ideale Zeitpunkt das jetzt anzugehen. Ich habe eigentlich immer sehr gern Sport gemacht, aber es wurde durch den Alk einfach viel viel zu unregelmäßig, weil ich mich einfach nicht mehr aufraffen konnte.

    Also. Jetzt. Heute. Und nicht morgen.

    Habts alle schön!

  • Hallo Thena,

    auch von mir noch alles Gute nachträglich zum 30. Geburtstag. :)
    Ich musste bei Deinem Beitrag schmunzeln, weil es mir vor einigen Jahren ähnlich erging wie Dir.
    Mein ganzes Umeld, allen voraus meine Mutter, die sehr eitel ist und schon fast panische Angst vorm Altern hat :roll: ,fanden ihren 30. ganz furchtbar. Ich hingegen freute mich auf und an diesem Tag und war irgendwie stolz die Zwanziger hinter mir gelassen zu haben.


    denn ich hab seit ich aufgehört habe zu Saufen ziemliche Gelüste. Vor allem halt am Abend zu meiner eigentlichen Trinkzeit

    Ging und geht mir teilweise immer noch so. Ich habe in den ersten drei Monaten meiner Abstinenz 8 Kilo zugenommen. 5 davon habe ich mittlerweile wieder runter. Diese Gewichtszunnahme war und ist mir meine Trockenheit aber allemal wert.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Motivation und Erfolg beim Umsetzen deiner Pläne.

    LG
    Carmen

  • Liebe Thena,

    bin spät dran, aber möchte dir auch noch herzliche Geburtstagsgrüße dalassen. Leider sind die Smilies hier etwas begrenzt, sonst hätte ich dir eine Torte und einen Partysmilie geschickt :mrgreen:

    Alles, alles Gute dir weiterhin, bleib gesund und weiterhin trocken. Das wird bestimmt ein ganz besonderes Jahr für dich, mögen noch viele, viele trockene Jahrzehnte folgen :)

    Viele Grüße
    Mari

  • Hallo ihr lieben,


    Leider sind die Smilies hier etwas begrenzt, sonst hätte ich dir eine Torte und einen Partysmilie geschickt

    Danke dir auch noch liebe Mari!

    Mir geht es immer noch sehr gut! In kleinen Schritten verfolge ich weiterhin meine Ziele. Ich habe auch wieder begonnen Sport zu machen. Yeah! Und das war echt notwendig...ich war völlig unfit. Aber so richtig! In den ersten Tagen Workouts dachte ich zwischenzeitlich ich verrecke auf meiner Sportmatte. Was man für Geräusche von sich geben kann während man sportelt. Mischung aus grunzendem Walross und irgendetwas anderem undefinierbarem...zwischenzeitlich kam mein Freund ins Zimmer und fragte ob denn alles in Ordnung ist. Schien ein äußerst amüsanter Anblick zu sein wie ich da so jämmerlich meinen Daumen zeigte und krächzte das alles in Butter sei, denn er bekam einen Lachanfall.

    Mittlerweile bereitet es mir aber keine Walrossgeräusche mehr und es fängt an Spaß zu machen. Und ich merke wie sehr mir Sport gut tut. Wie es mir hilft mich auszupowern. Ich gehe auch viel spazieren. Jeden Tag 1h an die Luft. Das schafft auch nochmal Klarheit.
    Das Suchtgedächntnis melden sich auch ab und an noch, allerdings hilft es mir wirklich sehr einen kurzen inneren Dialog zu führen und den Gedanke zuende zu denken, es verpufft erstaunlich schnell.
    Die Sonne tut derzeit auch zusätzlich sehr sehr gut! Ich bin dennoch sehr auf der Hut und bringe mich auch weiterhin nicht in gefährliche Situationen. Ich bin derzeit einfach viel mit mir und bei mir selbst und kümmere mich um meine Bedürfnisse.

    Übrigens habe ich Antworten bekommen von Freunden und Familie und wirklich ALLE sind sehr sehr stolz auf mich und freuen sich für mich. Ich habe durch die Briefe sogar geschafft, dass sie ihren eigenen Konsum in Frage stellen (war aber nicht meine Absicht) und einige haben sich auch sofort das Buch "ALK" geholt. Ich freu mich sehr, dass ich diese Unterstützung erfahren darf.

    Einen schönen Tag euch mit viel Sonne!

  • Hallo Thena,

    es freut mich total zu lesen, dass Du so positive Rückmeldungen zu Deinem Brief bekommen hast. Ganz ehrlich, ich kann total nachvollziehen, wie viel Kraft Dir das gibt. Du hast Dir damit ganz viel Erleichterung verschafft und vor allen Dingen auch einen Schutz, was Deine Trockenheit angeht. Mir hat es sehr geholfen und es hilft mir auch immer noch sehr, dass bei mir in meinem Umkreis Alle Bescheid wissen. Ich weiß, dass es hier welche gibt, die das anders handhaben und das finde ich auch völlig ok, das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Aber MIR persönlich hilft es unglaublich viel. Das liegt vermutlich daran, dass ich auch viel und gern analysiere und rede und das kann ich so ganz offen mit meinen engsten Vertrauten tun. Und sie auch mit mir und das ist auch ein ganz wichtiger Punkt für mich. Niemand muss sich mir gegenüber aus Unsicherheit verstellen und geht deshalb auch ganz natürlich bei dem Thema mit mir um, weil sie wissen, dass es in Ordnung für mich ist bzw. dass ich das sogar so möchte. Deine Leute haben wirklich toll reagiert und ich denke, das wird Dir noch sehr oft eine Hilfe sein und Dir Kraft geben.

    Ich habe die Sonne genossen und werde das heute wieder tun.

    LG Cadda

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