Danke für die aufmunternden Worte.
An Thalia: Das mit dem Sich-selbst-Verzeihen ist eine komplizierte Kiste, und ich weiß noch nicht, wie das alles für mich wird. Ich sehe mich als Menschen, der in den letzten Jahren einfach schwer krank war. Einem chronisch Kranken macht man ja auch keine Vorwürfe. Für mich liegt in der Vorstellung, daß Alkoholismus eine Krankheit ist, die Möglichkeit, mir selbst zu vergeben und mutig in die Zukunft zu gucken. Andererseits will ich meine Verfehlungen auch nicht einfach so abhaken und so tun, als wäre nichts gewesen, denn dann hätte ich wohl nichts gelernt. Eine gute Balance ist wohl wichtig. Ich weiß nur, daß ich mich nicht dauerhaft darauf reduzieren möchte, ein trockener Alki zu sein. Außerdem bin ich ja noch gar nicht wirklich trocken, da müssen schon noch ein paar Wochen und Monate dazukommen.
Das Buch von Catherine Gray ist mit Abstand das beste, das ich bisher zum Thema gelesen habe. Mir fallen auch noch ein paar andere gute Namen ein, etwa Daniel Schreiber, Simon Borowiak, Benjamin v. Stuckrad-Barre und meinetwegen noch Jack London, aber Catherine Gray schreibt einfach ungeheuer informativ, witzig und motivierend, wie eine gute Freundin, die neben mir auf der Bettkante sitzt. Ich gehe jetzt in die Sonne, einen Cappuccino trinken, und werde dann das Buch vermutlich zu Ende lesen. Ich weiß noch gar nicht, welches Buch als nächstes kommen soll. Vielleicht lese ich das Buch gleich danach noch ein zweites Mal, denn das ist es sicher wert. Das Buch von Laura McKowen gibt es noch nicht in deutscher Übersetzung, und auf englisch lese ich nicht so gerne.
Ich kann nur für mich persönlich sagen, daß Lesen mir aktuell die größte Unterstützung und dauerhafte Motivation ist, nüchtern zu bleiben.
Ich glaube, auf Netflix und Amazon habe ich jetzt alle Filme über die Alkoholkrankheit durch. Jetzt fällt mir bei den übrigen Filmen auf, wie positiv Alkohol immer dargestellt wird, neuerdings auch bei den "starken Frauen", die heutzutage so verlangt werden: die emanzipierte, feministische, beruflich erfolgreiche Frau und Supermama ist trinkfest wie ein Matrose. Eine fragwürdige Vorstellung von Gleichberechtigung.
Alles Liebe,
Hanseat