Vorstellung einer im Werden begriffenen Co-Abhängigen

  • Liebe Marquerite,

    ich gebe Dir von mir aus auch schwarz auf weiß, dass Dein Gefühl Dich NICHT täuscht. Jemand, der so gut wie täglich Alkohol trinkt und wo es generell so oft Thema ist... Das Gefühl von Dir kommt nicht von irgendwo her. Ich finde es gut, dass DU Dich damit auseinander setzt. Denn meistens geht es ja in der Abwärtsspirale immer weiter nach unten und mit einem Alkoholiker eine glückliche Beziehung zu führen ist im Grunde genommen so gut wie unmöglich, zumindest, wenn man sich daran stört und das tust Du ja offensichtlich (was ich auch verstehen kann).

    LG Cadda

  • Aurora Ich habe einen guten Draht zu mir selbst und im letzten Monat zudem Tagebuch geführt. Da hat sich vieles ineinander gefügt.

    Cadda Das stimmt. Das müsste er auch wissen. Sein Vater hat Wernicke-Korsakow und muss schon seit Jahren vom Pflegedienst und von meinem Partner selbst betreut werden. Mich wundert, dass ihn das nicht noch mehr zu denken gibt.

    Na ja.

    Übrigens bisher kein Alkohol eingekauft, aber es ist noch nicht Abend.

    Komischerweise habe ich das Gefühl, dass es anders kommen könnte. Bin aufgerieben und aufgeregt. Das Forum wirkt wie eine gute Therapiesitzung. (Was er so verpasst, indem er alles immer mit sich selbst ausmacht... Witzigerweise startete die Beziehung mit ihm als Fels in der Brandung und mir als noch leicht labil. Verkehrte Welt, stellte sich heraus, dass es andersherum ist.)

    Großes Kompliment an euch alle für eure Offenheit, brachiale Ehrlichkeit und Aufmerksamkeit.

    Werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten über mich und natürlich über meinen Lebensgefährten.

  • Eine Woche nichts trinken, das ist natürlich gut, aber keine große Kunst. Er müßte mal vier Wochen nichts trinken und dann zurück zu ein paar Gläschen in der Woche, das wäre akzeptabel. Ich befürchte aber, daß er dazu nicht in der Lage sein wird. Für mich liest sich Deine Geschichte so, daß der Zug vom "kontrollierten Trinken", der Traum jedes nassen Alkis, für ihn schon lange abgefahren ist.

  • Hanseat Ich befürchte ja sogar, dass es höchstens zwei Tage werden. Wenn dem so ist, muss er sich Hilfe holen. Eigentlich müsste man den Flaschenschrank wieder füllen und wenn er da nicht rangeht, dann gibt's Entwarnung. Whisky wird ja bekanntlich nicht schlecht...

    Habe ihm auch gesagt, dass vielleicht zwei Tage die Woche ein, zwei Drinks gesundheitlich akzeptabel sein könnten, vorausgesetzt er ist nicht abhängig. Täglich trinken ist eben für niemanden und zu keiner Zeit eine gute Idee.

    Wie es ohne Alkohol ist, weiß er zudem selbst nicht mehr. Von seinem Vater hat er lange die Einsicht verlangt. Sie kam nie. Vielleicht fällt der Groschen ja bei ihm. Immerhin ist er bei mir auch erst jetzt gefallen, auch wenn ich ab und zu Ahnungen hatte und das angesprochen habe. So deutlich wie jetzt war ich wahrscheinlich bisher noch nicht. Sonst wäre es ja nicht versandet, zumindest nicht bei mir.

  • 2 Tage und nichts gekauft, nicht einmal diesen Satz „Ich hätte so Lust“ ausgesprochen oder diesen mitleidheischenden Blick aufgesetzt. Ich habe das Gefühl, dass die Botschaft angekommen ist. Ändert natürlich noch nichts an seiner wahrscheinlich bestehenden Abhängigkeit, aber auf Ernsthaftigkeit kann man aufbauen.

    Sonst hat er es immer belächelt.

    Die Aussage, dass meine Liebe zu ihm nahezu erloschen ist, hat ihn mitgenommen. Vor drei Tagen habe ich zudem ein Gespräch morgens geführt, in dem ich einfach meine Sorgen geäußert habe. Über seine Gesundheit und eine mögliche Abhängigkeit. Er leidet nämlich an zahlreichen Wehwehchen, die ihn in Panik versetzen, bis hin zu wirklich aufreibenden Symptomen: Herzstechen, Angst, Schlafstörung, schwere Beine, Verdauungsbeschwerden, Erschöpfung, Reizbarkeit, Atemnot. Ich habe ihm gesagt, dass ich recherchiert habe und eben ALLE dieser Symptome mit übermäßigen Alkoholkonsum zusammenhängen. Davor waren es nur Puzzleteile.

    Das also mein klärender Gesprächsansatz.

    Euch einen schönen Abend. Ich lese gerade überall und nirgends mit und bin beeindruckt von den vielen starken und stark gewordenen Menschen, die selbstreflektiert und selbstbewusst durchs Leben gehen.

    Wünsche mir das für meinen Partner.

  • Guten Abend allerseits,

    ich bin mir nun vollkommen sicher, dass er abhängig ist. Gestern nach zwei Tagen ohne seine Dosis war es dann auch wieder vorbei damit. Er kaufte sich 2 Dosen. Auf meine ganz ruhig, aber sehr deutlich geäußerten Einwände hin erklärte er, er hätte gar kein Verlangen gehabt, sondern eben Lust und er hätte es sich nach der harten Arbeit verdient und morgen und übermorgen trinkt er nicht, am Samstag schon, aber dann sicher die Woche danach gar nichts. Na ja. Lange Rede, kurzer Sinn. Er hat keine Einsicht und abhängig ist er nicht, basta und Themenwechsel seinerseits.

    Ich glaube, es dauert noch einige Zeit. Es geht ihm vielleicht einfach noch zu gut.

    Auf mich mag ich das alles nicht beziehen. Habe eigentlich nicht vor, ihm nun alle paar Wochen daran zu erinnern, dass täglicher Alkoholkonsum schädlich ist und er meiner Meinung nach abhängig ist und selbst wenn er pausiert, wird es sich doch wieder einschleifen, da tickt er berechenbar wie eine Uhr.

    Ich werde mich wieder auf mich konzentrieren.

    Andererseits möchte ich nicht, dass er es erst begreift, wenn er sich noch mehr kaputtgetrunken hat. Selbst wenn er bei seiner Dosis bleibt, werden seine Ängste und seine Schlafstörungen usw. eher schlimmer als besser. Hm.

    Wäre ja auch zu einfach gewesen.

    Wie es mir geht? Ich fühle mich bestätigt, immerhin keine Zweifel mehr, aber auch zerknirscht, weil ich entweder abwarte oder irgendwann richtig hart werden muss. Die Variante „liebevoller Hinweis“ und kalt-rationale Feststellung hat nicht geklappt.

    Sehe eigentlich nicht ein, sein Tiefpunkt zu sein.

    Richtig und falsch gibt es für mich sowieso nicht. Wenn mir danach ist, werde ich mit ihm reden, wenn nicht, dann nicht. Habe da unabhängig von dieser Sache meine eigene Lebensphilosophie.

    Das Tückische ist ja, dass man es lange nicht einsehen möchte und manche es nie tun. Letztlich kenne ich ihn am besten, werde einfach wiederholen, dass er abhängig ist und sein Körper und seine Psyche es ihm echt nicht danken werden. Noch ist er jung, so wie ich. Die Jugend ist übermütig, mit Alkohol übermütiger.

    Irgendwie wüsste ich jetzt gar nicht, was ich euch fragen könnte. Jeder hat seine Geschichte, beide Seiten lesen und schreiben hier. Ich finde es für mich gerade einfach gut, alles aufzuschreiben und zu wissen, dass jemand es auch sieht.

    Danke und Roman vorerst beendet.

    M.D.

  • ... Er kaufte sich 2 Dosen. Auf meine ganz ruhig, aber sehr deutlich geäußerten Einwände hin erklärte er, er hätte gar kein Verlangen gehabt, sondern eben Lust und er hätte es sich nach der harten Arbeit verdient und morgen und übermorgen trinkt er nicht, am Samstag schon, aber dann sicher die Woche danach gar nichts. Na ja. Lange Rede, kurzer Sinn. Er hat keine Einsicht und abhängig ist er nicht, basta und Themenwechsel seinerseits.

    Ich glaube, es dauert noch einige Zeit. Es geht ihm vielleicht einfach noch zu gut...

    Guten Abend,

    ja es geht ihm noch zu gut. Er passt prima ins Schema: Verharmlosung, herunterspielen, div. Ausreden/ Versprechen - Ende der Diskussion. Irgendwann folgt heimliches Trinken, noch mehr lügen und anderen etwas vorgaukeln. Man findet immer einen Weg/ Grund, um etwas zu trinken.

    Aber nie einen, um Mal einen Monat Pause zu machen (für sich selbst zum Beispiel).

    Alle "Trockenen" kennen diesen Werdegang, so auch ich. Mein Beileid (ernsthaft!!). Du kannst leider nichts dagegen tun, er muß es von sich aus wollen = schöne Sch... .

    Darüber reden/ schreiben hilft, da gebe ich dir recht.

    Viele Grüße

  • Hallo Marguerite,

    was machst DU eigentlich? Also Hobbys, Freundinnen, Haushalt... du merkst vielleicht, worauf die Frage abzielt.

    Momentan scheinst du dich "hauptberuflich" mit den Trinkmengen, Trinkzeiten, Trinkausreden deines Freundes zu beschäftigen.

    Zitat

    weil ich entweder abwarte oder irgendwann richtig hart werden muss.

    Oder du wartest nicht länger, weil du eigentlich alles durch hast, was man als Angehörige so tun kann.

    Und ziehst deiner Wege.

    Er will trinken. Dir gehts auf die Nerven.

    Irgendwie keine gemeinsame Basis, denn "ohne" gibts ihn ja nicht bzw. nicht mehr.

    Vermutlich tun Gedanken in diese Richtung ziemlich weh.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • achelias Ja, das sind eindeutige Muster. Am Anfang denkt man sich nichts dabei. Im Studium zechen eh viele. Er denkt sich ja auch nichts dabei.

    Danke für dein Beileid, ich zweifle nicht an deiner Ernsthaftigkeit, aber Beileid bräuchte eher er. Ich bin ja frei und klar. Man hätte ja gern, dass andere klüger/schneller/einsichtiger wären, aber man steckt in seiner eigenen Haut und was man vom Leben will, unterscheidet sich bei den Menschen stark.

    Linde66

    Deine Frage ist berechtigt, denn das machen wahrscheinlich einige. Ich habe mich tatsächlich in den letzten Tagen intensiv damit auseinandergesetzt. Es war mir nicht mehr koscher. Ich wollte meine Ahnung nicht untergehen lassen, sondern für mich und ihm gegenüber Gewissheit. Die habe ich jetzt. Den Titel meines Threads könnte ich ändern. Denn ich habe nicht vor, eine Co zu sein.

    Ansonsten habe ich einige Hobbies, die mich voll in Anspruch nehmen und denen man am besten nachgehen kann, wenn man seine Ruhe hat. Musik hören und machen, Bücher lesen und schreiben, Sport machen, Wissenschaft. Wenn er draußen ist und raucht und trinkt, ist das sarkastisch ausgedrückt ideal.

    Meiner Wege ziehen wäre mir schlichtweg derzeit nichts. Noch werde ich nicht in Mitleidenschaft gezogen, bin zudem nicht aus Zucker, und das Mitfiebern, Überprüfen und Hinterfragen hat sich jetzt auch erst einmal wieder. Ich hänge natürlich auch an ihm und an dem, was wir uns aufgebaut haben, Wut und Verachtung hin oder her. Die Gefühle ebben ab, er hat meine Gefühle so nicht verdient, weder gute noch schlechte. Meine Wut spare ich mir lieber für andere Dinge auf, die ich ändern kann. An anderen Beziehungen habe ich noch weniger Interesse. So habe ich meine Freiheiten und meine Wärme und Geborgenheit, Sicherheit. Klingt vielleicht egoistisch, inkonsequent mag einer das nennen, ist nahe einer Zweckgemeinschaft, aber mein Lebenssinn besteht nicht in einer romantischen Liebe. Für mich ist es konsequent so, wie ich es möchte. Rechtfertigungen brauche ich sowieso keine, aber dir wollte ich das gern erklären. Soll sich keiner sorgen, ich bin eine erwachsene Frau, die auf sich aufpasst und weiß, was sie will.

    Weh tun sie übrigens nicht, denn ich weiß das. Wahrscheinlich ist es für mich auch nicht schlimm genug und mir geht's viel zu gut. Denn nerven tut mich so einiges in dieser Welt, aber von dannen ziehen muss ich trotzdem nicht.

    Danke für eure Zeit. Diese Erkenntnis für mich war wirklich wichtig und ich möchte sie nicht mehr missen. So erkenne ich, was weiter vor sich geht, und wann ich wirklich gehen kann. Ich werde mir nichts bieten lassen, aber lieber warte ich auf seine Einsicht in ein paar Jahren. Wenn ich es mir anders überlege, auch gut. Verpflichtet bin ich niemandem, nur mir selbst.

    M.D.

  • Guten Abend und ein frohes neues Jahr euch allen.

    Ein kurzer Bericht. Er schüttet nun manchmal mitten am Abend Alkohol weg. Am nächsten Tag kauft er sich natürlich trotzdem neuen. Er gibt zu, dass er ein Problem hat, ist aber der festen Überzeugung, dass er auch nicht trinken kann, also nicht abhängig ist, also kein Problem hat.

    So viel zu ihm. Ich wiederhole immer mal wieder, dass ich der Überzeugung bin, dass er abhängig ist, dass er sich Hilfe suchen muss, dass er das ja nicht mit Absicht sich eingebrockt hat, aber noch ist er jung und lieber früher aufhören, als nach 20 Jahren mit kaputtem Körper. Genauso gut sage ich manchmal nichts, denn es scheint, als wüsste er am Abend nichts mehr von dem, was ich je gesagt oder er je versprochen hatte. Für mich gibt es nur noch Taten. Auch das sage ich.

    Ich habe mir einen Plan gemacht, einen Zeitplan. Den Termin hatte ich mir schon gesetzt, bevor ich hier geschrieben habe, aber eine konkrete Vorstellung, wie ich das machen möchte, habe ich vor einigen Tagen entwickelt. Davor hätte ich vielleicht weiter gewartet, aber irgendwie kann es das auch nicht sein, denn es stört mich. Es stört mich doch. Vor allem die Vorstellung, das irgendwann Kindern anzutun. Ich habe einen Zeitplan für ein Ultimatum mit verschiedenen Stufen. Stufe 1 der Konfrontation ist erledigt. Wirkungslos. Stufe 2 sieht vor, dass ich für eine Woche gehe, damit er in der Zeit mit sich womöglich zu einer Erkenntnis kommen kann. Ich habe mir auch schon einen Ort überlegt und alles Weitere, denn arbeiten muss ich auch und in meinem Urlaub werde ich garantiert nichts machen, was ihm geschuldet ist. Stufe 3 ist, ich suche mir eine kleine, günstige Wohnung, denn leider gibt es finanzielle Verpflichtungen, weil wir uns in jungen Jahren eine Menge aufgebaut haben. Aber das hält mich nicht davon ab, Lebwohl zu sagen, auch wenn es turbulent und nicht einfach wird.

    Ich würde gern überzeugter von ihm sein, aber wann soll die Einsicht kommen. Sie kommt wohl selten über Nacht und schon gar nicht, wenn der Hausarzt sagt: „Ihre Blutwerte sind gut.“

    Liebe Grüße

    M.D.

  • ...mir das Wort im Mund umzudrehen, mich als zu empfindlich, blöd, völlig falsch und all sowas hinzustellen. Irgendwann war es dann so dass ich genau gesehen habe, was mit ihm los ist, es mir aber selbst garnicht mehr glauben konnte. Das war ein ganz merkwürdiges Gefühl.

    Das hast du gut beschrieben, mit dem Offensichtlichen, dessen Wahrnehmung/Interpretation man sich aber selbst nicht glaubt ...

  • Guten Morgen!

    Lass dich nicht beirren, deine Wahrnehmung und Gefühl stimmen sicher. Es sind Ausflüchte und beginnende Manipulation. Ich war 10 Jahre in einer solchen Beziehung. Habe am Anfang schon gemerkt, dass da mit Alkohol was nicht passt, aber habe es mich nicht ansprechen getraut, weil es mir teilweise auch Spaß machte, wenn wir unterwegs waren. Außerdem ist er in einem Job, wo generell getrunken wird, zur Verarbeitung von Eindrücken und ich dachte, dass ich mit der Zeit ausreichend Zugang finde. Das Gegenteil geschah. Ich wurde immer mehr als hysterisch, die Blöde hingestellt, im Gegenteil, sogar mir wurde ein Alk-Problem angedichtet. Ich war sogar bei einer Beratung, um das definitiv f. mich ausschließen zu können, so verunsichert hatte er mich. Er trinkt ziemlich harte Sachen, Bacardi. Dann waren wir soweit, dass er das weglasst, ABER PROBLEME mit dem ALK HAT ER NICHT. Es wurde immer, immer schlimmer und er rutscht immer mehr ab, die Manipulationen wurden mehr und meine Unsicherheit größer, obwohl es das ganze Umfeld schon sah. Es gab zwar immer Aussage von ihm, dass er reduziert, aber ein Entzug war nie Thema, obwohl er den dringend nötig hätte. Die letzten Jahre glaub ich, dass ich gar nicht mehr mitbekommen habe, wann und was er alles getrunken hat. Er hat eine eigene Art zu trinken .. extrem, dann länger nichts, dann wieder extrem, nur die Abstände wurden immer kürzer. Und am Schluss eben, glaube ich, hat er dennoch einen gewissen Spiegel gebraucht, das würde sein Verhalten erklären. Außerdem bin ich ziemlich feinfühlig, hab gespürt, wenn was ist, konnte es aber nicht zuordnen oder wollte es mir auch nicht eingestehen. Aja, die Blutwerte sagen nichts aus. Er macht das regelmäßig, auch v. Job her, ALLES BESTENS. Ich versteh selber nicht, wie das geht, hab aber dann gehört, dass man div. Werte und v. GGT-Wert gut manipulieren kann.

    Ich finde es gut, dass du deine Stufen durchziehst, du scheinst entschlossen zu sein!!! Bleib so, ich denke, dass du nicht einiges näher erkennen wirst!

    Alles Liebe und Gute bzw. Kraft!!!!!!!!!!!!!!!

  • Das spielt vieles wieder was ich erlebe und denke nur bin ich noch nicht so weit wie du und kann klare Schritte festlegen. Ich wünsche dir viel Kraft

  • Ich muss sagen, seitdem ich das gestern hier aufgeschrieben habe, habe ich auch Angst. Denn ich wünschte, ich könnte bleiben, müsste nicht allein und traurig umziehen, allen Leuten etwas erklären oder eben nicht erklären, weil es geht sie nichts an, aber sie werden eben fragen. Ich habe Angst, dass die Warnschüsse nicht reichen und er mir Vorwürfe macht und dann alles auf mich schiebt, das Opfer spielt etc. Ich wünschte eben, er würde zur Einsicht gelangen. Jetzt ist er ja schon zweigeteilt, er hat ein Problem und keins. Eins mehr als zuvor.

    Aber letztlich wird das eine Phase sein. Noch ist gerade eine stressige Zeit für mich aus anderen Gründen, daher ist noch etwas Zeit. Ich lasse mir so viel, wie ich brauche, damit es für mich nicht zerstörerisch wird. Ich werde diese nicht nutzen, um davon abzurücken. Und ich werde ihm sagen, dass ich es mir anders wünsche.

    Man kann doch aufwachen, zumindest aufhören, sich etwas vorzumachen. Es ist doch keine unüberwindbare Krankheit. Andere gelangen doch auch zur Einsicht.

    Er muss ja nicht der perfekte trockene Alkoholiker sein, aber eben ein trockener Alkoholiker. Nicht umsonst beginnen alle bei den AA (in Filmen zumindest) mit diesem Satz. Er hasst das Wort, ich sage meist nur abhängig.

    Ich will gar nicht die sein, die versucht ihn aufzurütteln. Aber nichts tun und einfach so gehen, ist zu einfach und zu schwer, weil ich mich fragen würde, ob es nicht hätte anders kommen können. Er kann ja immer sagen, er ist noch jung, es ist noch keine lange Zeit. Es sind fast 6 Jahre nahezu täglich trinken und seit 2 ganz und gar fast täglich und auch noch ungesund hohe Mengen, das ist zu viel. Aber dennoch früh genug, es liegt noch nichts in Scherben, unsere Beziehung ist erst frisch vergiftet. Ich würde nie so lange bleiben können, 10, 15, 20 Jahre und es würde immer schlimmer werden und die Zeit MEINER Freiheit schmelzen.

    Danke für's Lesen und für die Antworten. Und vielleicht auch für's Beistehen irgendwann.

  • wow, du schreibst mir aus der Seele...genau meine Gedanken, ich bin nach 10 Jahren gegangen.

    Habe auch abgewogen, hätte er doch nur weniger getrunken. Hätte es genommen, nur keine Exzesse mehr. Keine Beschimpfungen mehr, keine Beleidigungen. Aber ich habe mir etwas vorgemacht, denn der Alkohol ist nicht wirklich kontrollierbar und wenn jemand im alkoholisierten Zustand schon so erniedrigend ist, dann steigert sich das. Sagt der Verstand. Ich weiß, das Herz sagt was anderes oder will was anderes.

    Bei mir war es auch so, dass ich begonnen habe, nichts mehr zu spüren. Ich habe wirklich schlimme Sachen mit ihm erlebt und ich merke jetzt, dass ich es aus Selbstschutz abgespalten habe. Erlebtes erzähle ich tlw. in der 3. Person oder mit einer emotionalen Härte. Und in den 10 Jahren hat sich meine Bulimie massiv entwickelt, weil es das einzige war, was ich kontrollieren konnte. Ich kenne auch meine Anteile, aber Fakt ist trotzdem, dass die Dynamik ALK gearbeitet hat.

    Alles ist ok, alle Zeit der Welt hast du, die du brauchst, aber wiege dennoch gut ab!!!!!!!!!

    P.S. ich hatte ein tolles Umfeld, die 10 Jahre mein Tempo, das ich brauchte mitgemacht haben.

    Heute versuche ich mich auf mich und diese Menschen zu konzentrieren.

  • Liebe Anita,

    mein Partner ist tatsächlich selten beleidigend, eher redselig, mal lustig, mal depressiv, vor allem ängstlich und natürlich versteht er es, immer alles so zu drehen, dass es für ihn passt. Ohne Alkohol noch eifersüchtig, aber das ist ein anderes Thema. Ansonsten ist er wie jeder andere Mensch, er hat seine Macken, ist liebenswürdig. Der Alkohol quält eher ihn als mich durch seine Symptome. Wieder mal nicht geschlafen etc. Ich schlafe wie ein Stein.

    Aber die Sache mit dem Herz und dem Verstand ist sicher ähnlich. Der Verstand und das Herz fragen sich dennoch in einem Punkt einig: Warum muss ich leiden, weil er seine Krankheit nicht behandelt? Ich glaube nicht an Gerechtigkeit, weder hier noch sonstwo, von daher darf man sich da nichts wünschen. Ich kann nur mich kontrollieren, andere vielleicht inspirieren, aber mehr auch nicht. Man muss nicht versuchen, sich Gerechtigkeit zu verdienen. Wäre natürlich klasse, denn ich bin niemals ungerecht, höchstens aus Versehen.

    Dass du Mitmenschen hattest, freut mich für dich. Mein Weg ist da anders, aber für mich der richtige.

    Stufe 3 braucht sicher mehr Zeit als Stufe 2. Denn zurückkommen ist schöner als gehen.

  • Hallo MD, ich habe mir Deine Geschichte bis hierhin durchgelesen und ja: es ist so schmerzhaft, es ist so unfair, es ist so unverständlich! Warum schaffen so viele Alkoholiker den Weg heraus nicht? Sie haben Menschen, die sie lieben, die ihnen helfen wollen?

    Die Wahrheit: der Alk ist sooo viel stärker als das!

    Mein Mann (trocken seit 2 Jahren) meint dazu, dass man als Alkoholiker genau das verstehen muss: der Alk ist am stärksten! Und wenn man überleben will, dann muss man aufhören zu versuchen, stärker zu sein. Und das bedeutet dann eben: keinen Alkohol mehr anfassen!

    Aber diese Realisation ist tatsächlich sehr schwierig- möglicherweise vor allem für Männer, denen ja immer noch irgendwelche überzogenen "Männlichkeits"-Vorstellungen anerzogen werden (ich hoffe, ich mache das bei meinem Sohn besser).

    Das oben gesagte gilt auch für die Angehörigen. Auch WIR müssen verstehen, dass der Alk IMMER der Stärkere sein wird, solange er da ist. Wir haben keine Chance, solange unser Partner den Alk an erster Stelle hat (und solange er lügt, bagatellisiert und weiter trinkt ist dem so)

    Ich erlebe Dich als sehr reflektiert, sehr intelligent: du weißt bereits, dass es so ist deswegen hast du auch Angst und der Schmerz ist da.

    Auch du versuchst noch zu "verhandeln" - du kennst bestimmt die 5 Stadien der Akzeptanz? Vom Gefühl bist du da gerade mittendrin.

    Denke an Dich, du bist noch so jung! Gerade dein jetziges Alter sollte so geprägt sein von positiven Erfahrungen, Freiheit! Das lässt Du Dir gerade nehmen!

    Mache den Schritt aus der Beziehung, sei wieder FÜR DICH da!

    Ich sende Dir Stärke - du kannst das!

  • Liebe MD!

    Weine ruhig .. aber eines kann ich dir - eben aus meiner eigenen Erfahrung sagen - versichern: du bist toll, weil du dich mit dir auseinandersetzt.

    Ich kenne wirklich deine Verunsicherung/Unsicherheit. Wenn ich wütend war (unmittelbar nach einem Exzess), dann habe ich auch Entschlüsse gefasst. Hab dann oft tagelang keinen Kontakt durchgezogen, dann wieder umgefallen...

    Lass es hier raus, du wirst viele finden, die dich verstehen und du das Gefühl zumindest hast, dass du mit deiner Zerrissenheit nicht alleine bist.

    <3

  • Dass ich nicht alleine bin, habe ich beim Lesen gemerkt. Traurig, dass so viele in diese Spirale geraten. Es wird so unterschätzt. Es tut mir auch so leid für ihn. Man müsste eigentlich nach einem Monat täglich trinken schon sagen: „Halt, Stopp, was wird das?“ Aber es ist eben akzeptiert und auffallen tut es einem dann zu spät. Und zwar beiden Seiten, Angehörigen und Abhängigen.

    Er kommt mir manchmal jetzt damit, dass er doch so viel für uns macht. Was auch stimmt. Aber das ist doch kein Freischein dafür, dass ich über seine Sucht hinwegsehe. Und dass er nie gewalttätig ist etc. Ja, doch! Ich bin doch keine Verkörperung von Vorurteilen. Es gibt sicher zig super liebenswürdige, funktionale Alkoholiker da draußen, die sich dennoch zugrunde richten.

    Ich rede noch. Aber ich werde mich nicht wie ein Tonband wiederholen.

    Ich sage ihm auch, was ich an ihm schätze und das dass doch gerade der Punkt ist. Würde mir nichts an ihm liegen, müsste ich mich nicht aufregen. Und Immobilien hätte ich auch nicht gekauft und getrennt wäre ich auch schon. Immer wieder wirkt er so, als ob ich zu ihm durchdringe. Bis es am nächsten Abend Puff macht und alle „Ich möchte nicht mehr trinken. Der Alkohol ist der Teufel.“ vergessen sind.

    Er beweist jeden Tag, dass er süchtig ist.

    Und nur weil ein abhängiger Mensch einem NICHT weh tut, muss man die Sucht und die Folgen nicht hinnehmen. Ich meinte einmal: „ Stell dir vor, ich würde täglich trinken.“ Und ich bin noch viel sozial verträglicher als er, stabil und die gottverdammte Liebenswürdigkeit in Person. Er nur: „Nein! Das darfst du nicht! Ich habe dann Angst um dich. Du musst gesund bleiben. Das will ich nicht.“

    Na, also. Meine Rede, nur dass nicht ICH trinke. Ich habe nie gern getrunken und seit ein paar Monaten komplett aufgehört. Rühre keinen Tropfen an. Er hat zu Silvester allein auf dem Balkon getrunken, während ich drin auf der Couch saß. Ratet mal, welchen Neujahrsvorsatz er hatte...

    Ich bleibe Abstinenzlerin.

    Gibt es eigentlich auch für Alkoholiker Stadien, die vor der Erkenntnis kommen? Dieses widersprüchliche Verhalten und sein eigenes schlechtes Gewissen, wenn er doch wieder trinkt, obwohl er am Tag zuvor vor Panik fast zum Krankenhaus ist, weil er sich vielleicht schon ein Organ kaputt gesoffen hat. Ist das immerhin schon ein Schritt weiter als „Ich trinke und da ist nichts dabei. Alles harmlos.“ Ging es vielleicht wem ähnlich? Falls jemand mitliest, der da eine eigene Erfahrung oder Wissen teilen kann.

    (Bin mir bewusst, dass die Frage auf der Hoffnung beruht, dass wenigstens ein Prozess angestoßen wurde bei ihm. Der Ausgang ist offen und nicht jeder findet die Erkenntnis. Aber hier sind so viele, die sie gefunden haben!)

    Danke.

    M.D.

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