• Hallo an alle,

    ich habe hier zwischenzeitlich immer mal wieder reingeschaut aber nicht mehr geschrieben.

    Ja ich habe mich einlullen lassen. Wir waren im Juli noch zusammen im Urlaub mit Freunden. Das hatten wir im letzten Jahr schon gebucht. Im Urlaub war auch alles super.

    Vor dem Urlaub hatte er einen leichten Bandscheibenvorfall und war natürlich einige Tage ziemlich eingeschränkt. In dieser Zeit habe ich ihm ein wenig geholfen (Essen gemacht usw.) Tja uns so kam es halt.

    Aber nun fing es an. Ich kam nach Hause und von 5 Tagen schlief er an dreien. Zwischendurch war er krankgeschrieben (Warum auch immer), hat aber im Homeoffice gearbeitet (er ist im AD tätig). Wenn ich dann kam und ihn weckte kam er kaum zu sich, schwankte, verwaschene Sprache usw. Alles klar. Gerochen habe ich nichts. Teilweise rief er mich am Tag an und klang auch am Telefon schon so. Jeden Tag ab Mittag bekam ich schon ein flaues Gefühl in der Magengegend aus Angst oder Furcht wie ist er heute drauf. Jetzt war auch klar das ich das nicht mehr aushalten werde ohne gesundheitlich Folgen.

    Ich machte mir Sorgen, dachte auch an Burnout o.ä.. Aber am WE war er komischerweise normal und nach einem Streit auch mal 1-2 Tage.

    Am 23.08.2022 haben wir uns so doll gestritten, ein Wort gab das andere, er war gemein ich war gemein. Er hat mich dermaßen gereizt. Da war ein Moment wo ich dachte ja ich kann verstehen warum Menschen im Affekt dummes tun. Ich war kurz davor. Ich bin dann raus (ich dachte ich ersticke vor lauter Wut).

    Aber an dem Tag ging irgendwo in meinem Kopf ein Vorhang auf.

    Das Haus wird verkauft, mein Sohn uns ich sind uns einig. Es macht für uns keinen Sinn es zu halten. Da ich meinen Mann auch auszahlen müsste ist das finanziell nicht machbar. Auch möchte ich in dem Haus nicht weiter wohnen. Für mich hat es kein Glück gebracht. Die Belastung wäre auf Grund der Größe auch dauerhaft zu viel. Es tut mir nur für meinen Sohn unglaublich leid. Er hat soviel Arbeit, Ideen und Geld mit investiert. Nun gut es ist so. Mein Sohn steht hinter mir und unterstützt mich mental sehr.

    Mein Mann ist in der ELW, er möchte nicht ausziehen. Das ich den Abstand brauche kommt bei ihm nicht an. Montag wollte er noch einmal reden, ich habe ihm gesagt es gibt nichts mehr zu sagen. Gestern hatte er wieder Rücken. Ich bin nicht drauf eingegangen. Mir ist es am liebsten wenn er aus seiner Wohnung nicht rauskommt. Ab ca. 18 Uhr habe ich ihn dann Schnarchen hören.

    Ja traurig ist es. Leider ist er nicht in der Lage sich um sich selbst zu kümmern. Seit Wochen fällt die SHG aus wegen Urlaub, Krankheit usw. Man könnte sich ja auch mal noch um eine zweite kümmern, so dass man vielleicht jede Woche oder regelmäßiger Treffen hat, nein macht man nicht.

    Um seinen Rücken kümmert er sich auch nicht. Orthopäde, nicht gekümmert. Eventuell Rehasport beim Arzt erfragen, nicht gemacht usw.. Die Massagen werden es schon richten, selber muss man nichts tun.

    Und genau wegen dieser Trägheit wird er es nicht schaffen. Er reflektiert sich nicht und ist nicht bereit an sich zu arbeiten.

    Das wir alle gerade unser zu Hause verlieren macht ihn offensichtlich gar nicht betroffen.

    Ich bin wirklich so fassungslos. Mir geht es mal besser und mal schlechter. Ich dachte anfangs wirklich ich liebe ihn noch aber mittlerweile merke ich schon das es eigentlich mehr Sorge ist. Er tut mir leid, weil ich ihn verlassen habe und er nun schauen muss wie er zurecht kommt und ich glaube auch dass er kurz vor dem endgültigen Absturz ist (Bauchgefühl)

    Nun ja, ich habe vorgearbeitet. Die Konten sind ab 01.10.2022 getrennt. Die Versicherungen werden gerade alle entsprechend geändert, die Akten sind sortiert, am 05.09. gehe ich zum Anwalt zwecks Auszug von ihm usw. Der Beginn des Trennungsjahres muss ja irgendwo festgehalten werden.

    Ich habe mich mit dem Gedanken an eine eigene Wohnung arrangiert und habe auch Pläne wie ich meine neu gewonnene Zeit dann gestalten werde. Mein Sohn wird auch damit klar kommen.

    Sorry das ich mich so lange nicht gemeldet habe aber irgendwie habe ich mich auch ein wenig geschämt.

    LG

  • Sorry das ich mich so lange nicht gemeldet habe aber irgendwie habe ich mich auch ein wenig geschämt.

    Lieber mollyfisch

    Was es von dir heute zu lesen gibt ist alles stimmig und nachvollziehbar, ausser "Sorry ... ich habe mich auch ein wenig geschämt."

    Brauchst du nicht - du kannst Stolz auf dich sein, dass du die Fantasie und Energie aufbringst, jetzt an deiner eigenen Zukunft zu bauen; das ist etwas besonderes - du bist etwas besonderes - Gratuliere!

    Viel Erfolg - Ste55

  • Hallo mollyfisch,

    bitte mache dir hier ums Forum keinen Kopf! Man kommt ja her um sich zu sortieren und das dann im realen Leben anwenden zu können. Und genau das machst du doch! Kein Grund sich zu schämen.

    Respekt dafür, was du in den letzten Wochen auf die Beine gestellt hast. Es hört sich nach einem ziemlichen Kraftakt an. Und ich glaube dir, daß dich das Verhalten deines Mannes fassungslos macht. Aber es ist wie es ist.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Mollyfisch! Es ist einfach schrecklich! Man hat ein ganzes Leben miteinander verbracht um letztendlich nur noch geprügelt zu werden dafür, dass man liebte, vertraute und sich mit überwiegend zunehmenden "schlechtem Zeiten" arrangierte, sich wieder und wieder sagte: es kommen wieder bessere Tage! Wie naiv waren wir um das zu glauben? Ich fühle mich verarscht, ausgenutzt und hochgradig benutzt. Das hat mir nun meine einst große Liebe geboten! Eine Hölle ohne Ruhe und Frieden!!! Und er ist gerade dabei mich wieder einzulullen! Ohne Rücksicht auf meine Gesundheit! Er will nur sein Bier weiter saufen, sich um nichts kümmern müssen und die Alte wieder vor den Karren spannen! Diese verdammte Folterkammer! Dieser Gestank nach Fusel! Dieses scheinheilige Theaterstück namens Leben! So oft habe ich ihn an die Hand genommen und geführt zum Dank geht alles so weiter! Kein Wille zur Veränderung, im Gegenteil, die Ausrede: ich trinke seit Jahrzehnten mein Bier abends und werde das nicht ändern! Und wieder ein "Schlag ins Gesicht", ein neuer Sargnagel, das Gefühl jetzt ersticken zu müssen! Und keiner da für uns, der uns Mal an die Hand nimmt um uns doch noch schöne Lebensabschnitte zu zeigen. Nächste Woche bekomme ich die Diagnose warum ich in kurzer Zeit 23 kg abgenommen habe. Ich habe Angst, dass der Krebs wieder da ist und ich diesmal ganz alleine sein werde.

  • Hallo mollyfisch,

    du solltest dich nicht für deine Handeln schämen. Es ist dein Leben und es sind deine Entscheidungen. In einer SHG sollte man offen und ehrlich sein dürfen.

    Ich wünsche dir noch weiterhin viel Kraft um die Trennung gut zu organisieren und zu verkraften.

    Schön das dich dein Sohn so gut unterstützt. Das ist viel wert.

    Liebe Grüße Petra

  • Warum kommt mir das wohl alles so bekannt vor, mollyfisch? Ich bin 65 und seit 40 Jahren verheiratet. Mein Mann trinkt auch schon immer! Erst in Maßen und nicht täglich, dann aber immer mehr. Heute reichen drei 0,5l Flasche und er pennt laufend ein und sägt den Grünewald leer. Aber am besten sind neben Bier noch Schnäpse damits so richtig knallt. Bis 2007 machte ich mir, täglich eine Flasche Korn war normal. Dann kam der Krebs, Diabetes und Blutdruck! Aufgehört von heute auf morgen. Seit fünf Tagen rauche ich nicht mehr. Ich schiebe reine Panik, denn innerhalb einiger Monate habe ich 23kg abgenommen. Ist der Krebs wieder da? Meinen Mann lässt meine Angst völlig kalt. Er sieht nur sein phlegmatisches Leben in Gefahr! Ich bin wütend, traurig und am Boden! War das jetzt mein Leben? Ich bin von mir und meinem Umfeld enttäuscht und hatte nie gedacht, dass meine Tränen kein Ende finden!

  • Liebe Mollyfisch,

    klasse, klopf dir mal auf die Schulter. Was du bewältigt hast und in die Wege leitest, ist echt spitze.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo ihr lieben,

    vielen Dank für eure lieben Worte. Ja es ist viel passiert die letzten Wochen. Leider mehr negatives wie positives. Aber gut es ist jetzt so. Es ist für die Angehörigen nur so schwer zu verstehen das die Betroffenen nicht aus ihrer Sucht raus kommen.

    Ich bemerke bei meinem Mann zunehmend die Auswirkungen des Alkohols. Wahrscheinlich trinkt er schon viel viel länger so regelmäßig. Ich habe es nur nicht so wahrgenommen bzw. hat es unseren Alltag nicht beeinflusst.

    Mein Sohn hat mir jetzt Sachen erzählt die ich nicht mitbekommen habe. Das macht mich unendlich traurig. Aber hätte ich mich früher getrennt? Ich weiß es nicht. Seit 3 - 4 Jahren habe ich schon immer mal über Trennung nachgedacht. Aber in dem damaligen Sanierungszustand hätten wir das Haus wohl nicht so einfach verkauft bekommen. Es war sicher ein Fehler aber damals war ich wohl noch nicht so weit.

    Mein Mann baut zusehends ab. Vor allem geistig (habe ich zumindest das Gefühl). Er fragt ständig das gleiche. z. B. hat er mich jetzt schon mehrmals gefragt wie das ganze mit der Kontentrennung usw. vonstatten gehen soll. Ich erkläre es ihm, er sagt o.k. und am nächsten oder übernächsten Tag fragt er wieder.

    Entweder ist es Desinteresse oder er kann es sich nicht merken. Er ist nicht mehr belastbar usw. . Allerdings kümmert er sich ja auch nicht um die körperlichen Belange.

    Dieses sich um nichts selbst kümmern liegt sicher in seinem Charakter und er war auch noch nie anders. Aber ich verstehe einfach nicht das man dann nicht irgendwann doch mal damit anfängt wenn man merkt das es fast zu spät ist. Kann er nicht oder will er nicht.

    Es tut so unglaublich weh. Die Erinnerungen an die schönen Zeiten und Momente und ihn dann heute zu sehen. Man hat ja doch sein halbes Leben gemeinsam verbracht.

    Am WE waren meine Eltern bei uns (lange geplant) und er hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Wenn Besuch da war hat er sich immer gekümmert. Meine Mutter sagte dann zu mir er wirkt nicht wie ein Alkoholiker. Und genau das ist. Unsere Freunde, meine Kollegen, seine Familie und meine Familie kennen ihn nur hilfsbereit, nett, lustig. Die können sich gar nicht vorstellen das er im Alltag anders ist bzw. geworden ist. Ich möchte da aber auch nicht alles preisgeben, macht man einfach nicht.

    LG

  • Und er ist gerade dabei mich wieder einzulullen! Ohne Rücksicht auf meine Gesundheit! Er will nur sein Bier weiter saufen, sich um nichts kümmern müssen und die Alte wieder vor den Karren spannen! Diese verdammte Folterkammer! Dieser Gestank nach Fusel! Dieses scheinheilige Theaterstück namens Leben! So oft habe ich ihn an die Hand genommen und geführt zum Dank geht alles so weiter! Kein Wille zur Veränderung, im Gegenteil

    Hallo Seepferdchen2022,

    genau das ist der Punkt. Sie nehmen keine Rücksicht. Du kämpfst und kämpfst. Es wird nicht honoriert. Man fühlt sich ausgenutzt und versteht nicht das auf der anderen Seite nichts ankommt.

    Du solltest aber dringend etwas ändern. Egal wie alt man ist, es ist nie zu spät. Du bist selber gesundheitlich angeschlagen und musst dich dringend um dich selbst kümmern. Warum hast du Angst allein weiter zu machen? Wovor? Es kann nur besser werden.

    Anfangs dachte ich auch ja dann bist du allein und keiner wartet auf dich nach der Arbeit. Ja das sicher, aber eigentlich bin ich doch jetzt auch allein und ständig unglücklich.

    Das ist doch kein Leben was man sich die nächsten Jahre vorstellen möchte. Jeder von uns hat es doch verdient mit Respekt behandelt zu werden.

    LG

  • Du kämpfst und kämpfst. Es wird nicht honoriert.

    Kämpfst du freiwillig oder hat der andere dich darum gebeten? Ich war vor 10 Jahren genauso unterwegs. Aber wenn ich den Kampf nicht für mich kämpfe und auf Anerkennung von außen warte, kann das schon mal in die Hose gehen. Besser ich kämpfe für mich, damit es mir gut geht - als Angehörige musste ich den gesunden Egoismus erstmal wieder lernen.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • vor längerer Zeit habe ich auch zu meinem Mann gesagt das ich ihm vielleicht nicht mehr gut tue. Ich erwarte wahrscheinlich doch zu viel und habe wie viele andere Co-Abhängige wohl auch das "Helfer Syndrom". Dadurch setze ich ihn natürlich auch unter Druck und mache es vielleicht nur noch schlimmer.

    Von daher ist die Trennung eventuell wirklich besser. Für mich sowieso.

    Das hab bei einem anderen User von Dir gefunden. Ich hab das Gefühl, dass Du sehr darauf schaust, es anderen Recht zu machen, für andere da zu sein und dich dabei übersiehst. Wie gesagt, war ich auch mal so unterwegs. Heute versuche ich nicht gleich ja zu schreien sondern mich zu fragen, will ich das wirklich? Wenn ich was für andere tue, dann mit einem ja gerne, ansonsten versuche ich wirklich nein zu sagen. Damit hab ich dann auch kein schlechtes Gefühl, wenn ich andere um was bitte oder wenn jemand nein zu mir sagt. Das klappt natürlich nicht immer, aber wenn, dann ist es ein tolles Gefühl.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Das hab bei einem anderen User von Dir gefunden. Ich hab das Gefühl, dass Du sehr darauf schaust, es anderen Recht zu machen, für andere da zu sein und dich dabei übersiehst. Wie gesagt, war ich auch mal so unterwegs. Heute versuche ich nicht gleich ja zu schreien sondern mich zu fragen, will ich das wirklich? Wenn ich was für andere tue, dann mit einem ja gerne, ansonsten versuche ich wirklich nein zu sagen. Damit hab ich dann auch kein schlechtes Gefühl, wenn ich andere um was bitte oder wenn jemand nein zu mir sagt. Das klappt natürlich nicht immer, aber wenn, dann ist es ein tolles Gefühl.

    sonnige Grüße

    Lütte

    Hallo Lütte,

    ja das ist wohl so. Ich habe mich da irgendwo selbst verloren. Das ist sicher schon in der Kindheit entstanden. Meine Mutter ist auch eher der Typ (was denken die anderen, nicht anecken, es allen recht machen usw.)

    Natürlich habe ich alles was ich bisher für ihn getan habe freiwillig gemacht und natürlich auch ungefragt, meistens. Das sind Fehler die habe ich gemacht. Habe ich es damit schlimmer gemacht? Ich weiß es nicht, ich hoffe nicht. Aber andererseits hat er ja schon gern getrunken als ich ihn kennenlernte. Damals halt nur auf Feiern und ab und an mal ein Bier am Abend (glaubte ich), wahrscheinlich war es damals schon kritisch. Aber es hat lange funktioniert.

    Das sind Baustellen an denen ich arbeiten muss.

    LG

  • Hallo mollyfisch,

    in einem Beitrag von dir las ich:

    "Natürlich kommt der Gedanke auf vielleicht in einem oder zwei Jahren, vielleicht bekommt er es in den Griff und ja vielleicht. "

    Ich der Alkoholiker, wurde erst „wach“ als ich allein war, wohl der berühmte Tiefpunkt.

    Nicht sofort! Nachdem man sich von mir trennte, soff ich ca. 1 Jahr weiter, richtig – ich mußte mich nicht mehr zusammenreißen, musste keine Rücksicht nehmen, erlag meiner eigenen Jämmerlichkeit und ertrank sie im Alkohol.

    Das ist wohl die eigentliche Krankheit, ich war völlig realitätsfern, erkannte nicht die Ursache meiner Lage, ich wollte mich nur gedanklich von meinem Jammer lösen, alles verdrängen und das tat ich, indem ich mich täglich (!) zudröhnte.

    Vielleicht wird dein Mann irgendwann ein Mal „wach“ , vielleicht macht es bei ihm irgendwann „klick“ , vielleicht …

    Ich änderte mich erst als sich mein Umfeld änderte, als alles weg war!

    Vielleicht bin ich ein Einzelfall, doch wenn ich die vielen Geschichten von Angehörigen und Alkoholikern höre, weiß ich, das es die Norm ist: erst nach meinem totalen Niedergang/ Tiefpunkt, hörte ich mit dem Trinken auf.

    Viele, nun trockene Alkoholiker, beschönigen selbst diese Wahrheit, die Scham ist auch im Nachhinein noch übermächtig „… sooo schlimm war ich ja doch nicht“ höre/ lese ich immer wieder heraus, alle begangenen Verletzungen werden verharmlost.

    Vielleicht irre ich mich auch.

    MfG

  • Ich glaube nicht, dass du irrst! Für meinen Mann scheint es wichtiger zu sein durch einen bestimmten Alkoholpegel irgendwas zu betäuben, als das Problem zu benennen und anzugehen. Nach dem Koma des Vergessens kann man wieder von vorne beginnen: und täglich grüßt das Murmeltier! Ist ja viel einfacher in einer ständigen, stinkenden Alkoholblase zu leben als Problemen den Kampf anzusagen.

  • Hallo Achelias,

    ich glaube auch meinem Mann ist nicht bewusst wie stark ich leide. Im Moment sehe ich die Verzweiflung in seinen Augen und das langsame Begreifen das ich wohl nun doch ernst mache. Das tut auch mir sehr weh weil man ihn anders kennt und helfen möchte aber nicht kann. Ja ich habe auch ein Stück weit Angst um ihn (dass er den Absprung eben nicht schafft). Und immer wieder frage ich mich auch, hätte ich was anders machen können im Umgang miteinander. Hat mancher Streit oder Vorwurf alles noch schlimmer gemacht? Hätte ich ihm beim Tod seines Bruders mehr Beachtung schenken müssen? War die Corona-bedingte Kurzarbeit und die berufliche Ungewissheit zu viel .... ?

    Das alles kann ich nicht beantworten und es ist auch müßig, weil eh zu spät.

    Mein Mann hat ja auch nie über seine Sorgen, Ängste, Nöte gesprochen. Ich habe zwar manchmal gesehen das ihn was bedrückt, aber wenn er nicht reden möchte. Er war ja auch der Meinung er hat kein Problem mit Alkohol.

    Nachdem ich mich das erste mal getrennt habe ging es ihm sehr nahe. Das habe ich schon bemerkt. Das war der Auslöser für die Entgiftung. Aber sofort danach trank er Radler 0,0 %. Er meinte das kann er trinken. Am Anfang trank er am WE mal eins, dann wieder tgl.

    Seine Entgiftung und sein und mein Verhalten danach war im Nachgang betrachtet alles andere als optimal. Ich hatte zu hohe Erwartungen und er fühlte sich unter Druck gesetzt. Anstatt mir zu sagen was er brauch trank er lieber wieder. Ich hätte mich natürlich besser informieren können. Den Vorwurf mache ich mir schon. Ob es was geändert hätte, ich weiß es nicht.

    Jetzt gebe ich schon wieder mir die Schuld, aber die Gedanken habe ich eben. Da muss ich dran arbeiten.

    LG

  • Seepferdchen schrieb:

    Zitat

    Ist ja viel einfacher in einer ständigen, stinkenden Alkoholblase zu leben als Problemen den Kampf anzusagen.

    Du lebst doch ebenfalls freiwillig mit in dieser stinkenden Alkoholblase! Es zwingt Dich niemand dazu!

    Dein Trinker soll sich ändern.

    Wird er aber nicht.

    Also kannst Du nur etwas ändern, um Dein Leben wieder schön und lebenswert zu machen.

    Dein Trinker ist nicht für Dein Seelenheil zuständig!

    Das ist gar kein anderer Mensch...nur Du bist für Dich "zuständig" und trägst die Verantwortung für Dich.

    LG Sunshine

  • Jetzt gebe ich schon wieder mir die Schuld, aber die Gedanken habe ich eben. Da muss ich dran arbeiten.

    Genau von diesem Gedanken mußt du dich trennen.

    Dein Mann wählt immer wieder den gleichen Weg. Wenn er nicht will, kannst du dir wünschen was du willst, hoffen, beten oder dir die Haare raufen, du änderst nichts.

    Erst auf deinen Druck hin ging er zur Entgiftung, kaum war der Druck weg, ging es wieder von vorn los. Das wird auch ewig so weiter gehen.

    Entweder änderst du etwas oder er.

    Du kannst nicht für deinen Mann entscheiden, das kann nur er selbst.

  • Ja Achelias, du hast vollkommen Recht und im Grund weiß ich das auch.

    Aber mit Verstand und Herz ist das ja nun mal so eine Sache. Die funktionieren leider nicht immer im Gleichtakt. Ich habe mir gestern mal 2 Bücher zum Thema Co-Abhängigkeit bestellt.

    Beim Lesen hier und auch bei den Antworten erkennt man ja welche eigenen Baustellen man hat. Hier muss ich meine eigenen Schwachstellen für mich erkennen und daran arbeiten. Sollte ich nochmal das Glück haben einen neuen Partner kennenzulernen möchte ich natürlich nicht die gleichen Fehler machen.

  • Hallo Mollyfisch,

    eines der Probleme, die wir Cos haben ist, bei uns die Schuld und Verantwortung zu sehen.

    Dabei haben wir ja alles immer nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, mit unseren Möglichkeiten.

    Mich hat damals sehr entlastet zu erkennen, dass ich keine Schuld an was hatte, was mit seiner Sucht zu tun gehabt hat.

    Es war immer seine eigene Entscheidung, Probleme oder sonstwas mit Alkohol zu bearbeiten. Bzw er hat ja nichts bearbeiten wollen sondern betäubt und verdrängt.

    Keine von uns hat ihrem Partner den Alkohol unter Zwang eingeflößt. Irgendwann war es Sucht und die hat das getan.

    Und klar haben wir auch Fehler gemacht in unseren Beziehungen. Aber Fehler gehören dazu! Es ist menschlich welche zu machen. Aber nur deshalb bringt niemand den Partner in die Sucht. Das einzige was wir hätten machen können, wir hätten eher aussteigen können. Auch uns hat niemand gezwungen, dazubleiben. Aber ob wir damit für ihn was geändert hätten, steht in den Sternen. Und genauso hätte er ja auch die Beziehung beenden können wenn er gemeint hätte, sie tut ihm nicht gut.

    All diese Gedanken haben mir sehr geholfen, aus meinen Schuld- und Verantwortungsgefühlen heraus zu finden.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Einige Dinge sind ja auch erst als Reaktion auf seine Trinkerei passiert.

    Und irgendwie drehte sich die Welt immer um ihn. Seine Arbeit, seine Trinkerei, der Tod des Bruders, Kurzarbeit Corona usw. . Das ewige Selbstmitleid, permanentes Meckern über alles und jeden und niemals die eigenen Fehler sehen oder gar mal was ändern.

    LG

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