Starchen2017 - Vorstellung - mein Freund trinkt

  • Liebe Petra,

    ein klares "JA" auf die Frage, ob es mit den Jahren schlimmer wird. Egal auf die Frage bezogen, ob der Alkoholkonsum gemeint ist, die Menge oder die Ausfälle. Oder auf die Frage, was die Situation mit Dir macht. Die Hilflosigkeit, die Machtlosigkeit, das schmerzende Herz und die Selbstaufgabe, die Ohnmacht, die sich steigernde Traurigkeit und das pausenlose Gedankenkarussel um immer dasselbe Thema.

    Und ja, ich finde es besser, sich zu lösen, wenn die Kinder klein sind. Ich wollte um jeden Preis dieses erlernte Verhalten unterbrechen/vermeiden. Dass mein Sohn (3) es nicht als normal lernt, Papa immer mit Bierflasche in der Hand zu sehen und das irgendwann nachzuahmen bzw. es mind. so im Teenageralter ebenso macht, weil der Papa, zu dem man aufsieht, das auch immer so gemacht hat. Davor hatte ich große Angst, da der Vater meines Ex auch Alkoholiker ist. Für mein Herz war/ist es sehr schwer nach wie vor. Aber ein Kind ist dem schutzlos ausgeliefert und kann sich nur helfen, wenn Du es machst.

    Ich war mehrmals bei einer Beratungsstelle für Angehörige Suchtkranker. Und dort wurde ich darin bestärkt. Auch darin, dem Kleinen es so zu erklären, dass im Bier etwas drin ist, dass den Papa verändert, wenn er es trinkt. Mir war immer wichtig, seinen Papa als Mensch nicht schlechtzumachen. Und so ist es eine kindgerechte Art, wie ich finde. Kinder können nur so glücklich sein, wie die Mutter, die sich um sie kümmert.

    Ich wünsch' Dir Mut. Und eins sei Dir gesagt: Vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass ich es so weit schaffe. Und: ich habe es geschafft. Und Du schaffst das auch. Wenn Dein Zeitpunkt oder vielleicht auch Tiefpunkt (so war es bei mir) da ist.

  • Ich lasse immernoch Revue passieren und versuche mich zu ordnen. So z.b. den letzten Grillabend mit den Nachbarn. Wir haben dann spät irgendwann im Garten noch eine Runde Wikinger-Schach gespielt. Als es dann hieß "die nächste Runde" Eltern gegen Kids" (3 "erwachsene Kinder dabei, mein 18-jähriger Sohn und die beiden der Nachbarn), da kippte es ganz plötzlich wie aus dem Nichts. Mein Freund setzte sich auf die Bank und wiederholte immer nur, er sei kein Elternteil. (Ich habe meinen Sohn mit in die Beziehung gebracht) Erst sagte ich ihm noch, dass er natürlich schon eine Art Elternteil darstellt, er sei der Stiefvater. Aber schnell wurde mir die Diskussion zu viel und ich hab mich raus genommen. Mein Freund hat weiter immer wiederholt, er sei kein Elternteil, er sei kein Vorbild und hat damit ewig die Nachbarin zugetextet. Wir haben derweil einfach ohne die beiden weiter gespielt, aber ich konnte hören, was geredet wurde hinter mir auf der Bank. Er sagte, er sei kein Vorbild, er hatte bis vor einigen Jahren nichtmal ein geregeltes Leben und hat so viel Scheiß gemacht, dass er kein Vorbild sein kann. Er kann kein Elternteil sein, denn Eltern müssen Vorbilder sein.

    Im Nachhinein denke ich mir nun, vermutlich weiß er es tatsächlich selbst, dass er ein Problem hat. Am nächsten Tag wusste er davon nichts mehr... und er hat auch selber den Kopf über seine Aussagen geschüttelt, als ich ihm davon berichtete. Aber vielleicht werde ich genau da ansetzen und diese Situation als Aufhänger für ein Gespräch nutzen.

  • Ich war heute übrigens überrascht, dass er kein neues Bier gekauft hat...immerhin ist heute Freitag und die Kiste von letzten Samstag ist seit Mittwoch leer. Für gestern Abend hatte er sich noch 4 Dosen geholt beim Einkauf gestern. 3 davon waren heute früh leer (er hat Spätschicht und kommt erst heim, wenn ich schon schlafe). 1 hat er also noch für heute... (ja ich weiß, Konsum überwachen ist sowas von co, aber aktuell tu ich das, um mir selbst einen Überblick über das Ausmaß zu verschaffen und ihn beim Gespräch mit Tatsachen -nicht Vermutungen- zu konfrontieren)

    Ich bin gerade motiviert, das alles mal klipp und klar auf den Tisch zu bringen, das Schweigen muss ein Ende haben. Nur muss ich mich noch etwas sammeln und vorbereiten. Und dann hoffe ich, dass ich ihn erreichen kann. Mehr kann ich dann erstmal nicht tun.

  • Starchen..tue das, was du für richtig empfindest, nimm mit und auf, was du hier für dich annehmen kannst und magst.

    Ich würde dir gerne sagen „freue dich bitte nicht zu früh“…dieses Rumgebrabbel im Suff ist oft einzig und allein Selbstmitleid! Nichts anderes Und ich behaupte, erst recht keine Einsicht…aber ich kenne das Gefühl der inneren Euphorie „ah, eeeendlich. Sooo vernebelt ist er ja nicht, ist j doch nicht so schlimm, wie ich annahm…“ usw…der nächste Schlag steht bereits in der Startlöchern. Vergiss nicht, morgen ist Samstag, somit auch noch eine Möglichkeit Stoff zu besorgen und Tanken gibt’s ja auch noch. Ob es bisher nur die 3 Dosen Bier waren..bezweifle ich ganz stark, besonders nach dem Gefasel…nach 3 Bier ist man nicht so dicht, nicht als Trinker…

    Sprich aus, was du auszusprechen hast bei ihm! ABER bitte stütze dich nicht auf seine Worte und sei nicht enttäuscht, wenn es wieder nichts wird…da ist er noch lange nicht und du ja auch nicht.

    Ich wünsche jedem mit Hoffnung, es tritt so ein wie gehofft und gewünscht…aber….

  • Guten Morgen Sensual,

    Nein, an dem besagten Abend waren es definitiv nicht nur 3 Bier. Die 3 Bier hatte er hier jeweils am Abend unter der Woche nach der Spätschicht. Am Wochenende bleibt es eher selten bei 3 Bier...

    Aber gestern ist es tatsächlich bei dem einen verbliebenen Bier geblieben und dann ist er ins Bett gekommen.

  • Hallo starchen,

    das mit dem akkuraten Bierezählen kannst Du getrost sein lassen.

    Du wirst nie auf diese Art erfahren, wie viel ein Trinker wirklich trinkt.

    Ein abhängiger Trinker MUSS trinken, sonst kommt er auf Entzug.

    Also wird er dafür sorgen, das es nicht soweit kommt. Entweder wird dann aushäusig schon mal was gesoffen, meist bunkert man aber auch was im Hause.

    Du brauchst keine "Beweise" sammeln, darum geht's doch gar nicht. Es geht DIR nicht gut mit dem Gesaufe, das reicht!

    Habt ihr denn schonmal über seine Sauferei ganz offen gesprochen?

    Ob es mit der Zeit schlimmer wird?

    Eindeutig JA!

    Und zwar nicht nur beim Säufer...ebenso bei stark involvierten Angehörigen.

    Kinder leiden unendlich unter der Sauferei.

    Und CO-Abhängige bilden sehr oft psychosomatische Erkrankungen aus.

    Der Alk macht nicht nur den Säufer krank, es macht ebenso die engen Angehörigen mit krank.

    LG Sunshine

  • Hej,

    ich habe keine Ahnung von "Psychsomatische Krankheiten", aber ich kann Dir sagen, dass diese Angst vor'm nach Hause Kommen, diese ständige Wachsamkeit, Unsicherheit, dieser "Knoten" im Bauch nicht gesund sein können. Es geht hier auch um Selbstfürsorge. Ich habe in einer Situation gelebt, in der es mir nicht gut ging. Ich habe alles im Außen versucht, damit sich die Situation ändert, hat sie aber nicht. Dann habe ich angefangen, mich zu ändern und von da an ging es mir sukzessive besser.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Das Thema "Psychsomatische Krankheiten" interessiert mich. Hat jemand Erfahrungen damit bzw. mag mir sagen, worunter

    Ich bin schlank, immer schlank gewesen. Ich habe nur in den Schwangerschaften zugenommen und danach schnell wieder ab. Ich konnte immer essen, was ich wollte. Ich hatte wie jeder Mensch Gewichtsschwankungen von +/- 1-2 kg.

    Vor gut einem Jahr hat sich das zu ändern begonnen. Ich musste Essen quasi nur noch anschauen und habe schon zugenommen. Zum ersten Mal in meinem Leben (bin 43) hatte ich das Gefühl auf mein Gewicht achten zu müssen. Ich nahm innerhalb weniger Monate fast 10 kg zu. Meine Gynäkologin meinte, es beginnt langsam der Wechsel und es wäre normal, dass es mit dem Gewicht nicht so easy bleibt wie bisher in meinem Leben.

    Ich ließ aber nicht locker und bin draufgekommen, dass meine Nebennieren total erschöpft sind. Kein Wunder! In den Nebennieren werden Stresshormone produziert. Meine Nebennieren mussten mehr als genug produzieren und konnten irgendwann nicht mehr. Das hat zur Gewichtszunahme geführt. Daneben war ich aber auch dauerangespannt, konnte nicht mehr durchschlafen, bin täglich über Monate früh morgens erwacht und war so nervös und konnte nicht mehr einschlafen. Auch tagsüber war ich oft so nervös wie aus dem Nichts. Im Februar habe ich mit einem Nahrungsergänzungsmittel begonnen, das meine Nebennieren stärken sollte. Mittlerweile habe ich wieder mein normales Gewicht (ohne Diät), das ich immer hatte und ich bin innerlich wieder viel ruhiger und stärker. Ich schlafe wieder recht normal, obwohl mein Leben derzeit auf dem Kopf steht.

  • ja hab ich. Was ich noch vergessen habe: mein Schilddrüsenwert war grenzwertig niedrig, musste dafür aber noch nichts einnehmen. Jetzt passt er wieder. Dürfte sich durch das Nahrungsergänzungsmittel wieder eingependelt haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Saphira (30. Juli 2022 um 11:19)

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