Schmidtty - Endlich weg vom Alkohol

  • Hallo Schmidtty,

    In meiner Reha wurde das Thema vertrauen der Angehörigen in meiner Abstinenz besprochen. Mein Therapeut hat mich explizit darauf hingewiesen, dass es Situation des Misstrauens geben kann. Er meinte dann, sie können Diskussionen darüber ganz einfach aus dem Weg gehen, wenn sie einen Alkoholtester zu Hause haben.
    Das könnte ein paarmal passieren und dann ist die Sache erledigt. Es gab allerdings für mich bisher keine Notwendigkeit, ein einziges Mal zu pusten, ich weiß gar nicht, ob das Ding überhaupt mit Batterien schon bestückt ist.
    Ich muss ehrlich sagen, so wie du es schilderst würde es mich auch nerven.

    Lebst du mit deiner Familie zusammen? Wie alt ist dein Sohn?
    Sollte sich dein Sohn ein Spaß draus machen, dich pusten zu lassen, dann würde ich das nicht tolerieren, das geht gar nicht.

    Du bist einzig und alleine für dich trocken. Dass die engsten Familienangehörigen wissen wollen, ob das auch so bleibt, ist verständlich.

    So wie Rennschnecke und Hera schreiben, würde ich zu diesem Punkt ein klärendes Gespräch mit klarer Ansage suchen.
    Mich würde es auch interessieren, warum es ständig hinterfragt wird, ob ich getrunken habe.

    Viele Grüße
    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ich fürchte tatsächlich, dass ich mir bei der Abgrenzung gegenüber meiner Familie nur selbst helfen kann. Leider gelingt mir das nicht gut, weil ich immer denke, ich bin denen was schuldig, nachdem ich sie jahrelang mit meiner Trinkerei belastet habe. Ich habe kein Recht, bei ihren Forderungen “Nein” zu sagen. Das geht aber teilweise weit über meine Grenzen hinweg und ist mit ein Grund dafür, dass die Abstinenz für mich auch nach einem Jahr noch manchmal harte Arbeit ist.

  • Und wenn du sie fragst, was der konkrete Anlaß ist?

    Das könnte einiges klären, z. B. wenn ihnen etwas an dir auffällt. Gangunsicherheit, Sprache.... irgendwas.

    Und es stellt sich heraus, daß das komplett andere Ursachen hat.

    Also nur mal laut gedacht. Ich weiß nicht, was für deine/eure Situation am besten wäre.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Müdigkeit und Unkonzentriertheit sind immer die Aufhänger für die Anschuldigungen. Das liegt meist daran, dass ich nachts durch mein Gedanken Karussell nur wenig Schlaf bekomme. Ich empfinde meine Lebenssituation zunehmend als Belastung. Vielleicht ist das nur meine verzerrte Wahrnehmung, aber es ist eben meine Wahrnehmung.

  • Hallo Schmidtty

    Mein Vorschlag wäre,täglich mit dem alkoltester, unaufgefordert zum Sohnemann zu gehen und zu sagen:ich möchte pusten, nur zu deiner Sicherheit, damit du mir nicht dauernd auf den Wecker damit gehst.

    Einfach den Spieß umdrehen, und offensiv werden.Das stärkt auch dein Selbstbewusstsein und nach dem 50.mal wird es sich ändern.

    Nur mal so ein Gedanke von mir,wie ichs versuchen würde.

    Das Vertrauen und der Respekt kam bei meinen erst nach sehr langer Zeit. Verständlich, aber doch erreichbar mit Ausdauer und Geduld, und natürlich trocken, versteht sich.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • Hallo Schmidtty,

    was kannst Du an Deiner Lebenssituation verändern, Dein Sohn lebt bei Dir, wie alt ist er jetzt?

    Wie kannst Du wieder zur Ruhe kommen, hast Du eine Idee?

    Mir hilft, u.a. Melatonin, das lässt mich gg. Abend ruhiger werden und ich kann besser durchschlafen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Schmiddty

    Ja, und mein Sohn hat mich schon mehrfach pusten lassen wenn er sich nicht sicher war.

    Ich bin entsetzt, dass ist total übergriffig, entwürdigend und demütigend. Das würde ich mir nicht bieten lassen. Auf die Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Es ist dein Sohn und nicht die Familienpolizei. Wenn ich kein Vertrauen mehr aufbauen kann, muß ich auch bei mir hinsehen, warum es so ist.

    Teilweise wird auch mein Handy kontrolliert, für den Fall, dass ich mit meinem ExPartner wieder Kontakt aufgenommen hätte. Kassenzettel werden kontrolliert. Das ist so entwürdigend.

    Das kann ich mir vorstellen, hier helfen nur klare Ansagen. Du verlierst deine Würde nicht, nur weil du Alkoholikerin bist. Mir zeigt es sehr deutlich, dass der Rest der Familie bei sich selbst mal genau hinschauen müßte.

    Mein Vorschlag wäre,täglich mit dem alkoltester, unaufgefordert zum Sohnemann zu gehen und zu sagen:ich möchte pusten, nur zu deiner Sicherheit, damit du mir nicht dauernd auf den Wecker damit gehst.

    würde ich überhaupt nicht machen, da fühlt er sich vielleicht noch bestätigt. Ich finde es gut, dass du dich hier darüber austauschst. Denn das sind Situationen, wo ich durchaus eine Gefahr für deine Trockenheit sehen würde, weil es dich zermürben könnte.

    Versuch bitte klare Ansagen zu machen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Bei meinem Vorschlag dachte ich auch es mit Ironie und lächelnd rüberzubringen,nicht mit gesenktem Haupt.

    Klare Aussage ist auch,zu sagen,daß ich mich dadurch gedemütigt fühle und kontrollieren geht auch nicht,garnicht.

    Das kostet Kraft und gibt auch Knies, auf jeden Fall besser als zu kuschen.

    Sorry für meine direkte Art, aber an Widerständen wächst man.

    Du bist jetzt ein Jahr trocken, das ist klasse und toll. Würd ich auch der Familie gegenüber mal erwähnen.

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • Ja, wie gesagt, ich hatte immer gehofft, das Misstrauen vergeht mit der Zeit, aber das ist nicht so. Vorhaltungen bekomme ich insbesondere, wenn ich unpopuläre Entscheidungen treffe (z.B. dass ich für bestimmte Vorhaben kein Geld zur Verfügung stelle). Dann bin ich die Säufermama….es kommen noch unflätigere Ausdrücke. Von wegen, ich hätte es doch selbst in der Hand gehabt, ein schöneres Leben zu führen, wenn ich nicht gesoffen hätte. Jetzt könnte ich ja wenigstens mit Geld einen Ausgleich für alles schaffen. Ich bin echt verzweifelt und mit Ironie kann ich dem Ganzen auch nicht mehr begegnen. Dazu fehlt mir die Kraft.

  • Dann bin ich die Säufermama….es kommen noch unflätigere Ausdrücke. Von wegen, ich hätte es doch selbst in der Hand gehabt, ein schöneres Leben zu führen, wenn ich nicht gesoffen hätte. Jetzt könnte ich ja wenigstens mit Geld einen Ausgleich für alles schaffen.

    Das ist heftig und hochgradig unfair.
    Du hast eine Krankheit.

    Ich verstehe langsam Dein Problem.
    Wenn die Aussagen von Deinem Sohn kommen, scheint er selbst ein Problem zu haben. Wie alt ist Dein Sohn?

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Hm, hast du mal mit deinem Hausarzt über Müdigkeit und Unkonzentriertheit gesprochen? Mir fällt bei deiner Schilderung ein, daß du ein aktuelles Labor machen lassen könntest.

    Das ist das eine.

    Das andere ist - was du auch hier quer durchs Forum lesen kannst - daß es nach dem trocken werden manchmal in der Familie einfach nicht mehr passt und Entscheidungen getroffen werden sollten. Ich kann dir nur Mut machen.

    Deine Trockenheit hast du dir erarbeitet und kannst stolz darauf sein.

    Es gibt Leute, da kann man sich auf den Kopf stellen, sind sie immer noch nicht zufrieden. Da halte ich lieber Abstand, denn das sind Energiediebe.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Schmiddty,

    Jetzt könnte ich ja wenigstens mit Geld einen Ausgleich für alles schaffen.

    mir scheint, deine Familie hat nichts kapiert und sich mit dem Thema Sucht auch nicht beschäftigt. Es ist eine Veränderung für alle, wenn ein nasser Alkoholiker trocken wird. Da startet die Auseinandersetzung mit dem Thema noch mal neu. Sie sollten sich mal an eine Beratungsstelle für Angehörige wenden und sich informieren.

    Es war auch für mich schwer, als mein Mann trocken wurde. Da konnte ich nicht mehr schalten und walten, wie ich es ja in der Trinkerzeit mußte, da war plötzlich wieder jemand der sich einbringen wollte. Das hat mir auch nicht so gefallen, obwohl ich wußte, dass diese Phase kommt.

    Mir kommt gerade ein vielleicht etwas "böser" Gedanke, such mal nach " der Trinker", von Friedrich von Bodelschwingh. Das ist ein altes Gedicht, aber immer noch aktuell. Stelle mir das gerade vor, wenn du es der Familie zum Frühstück servierst.

    Es macht mich wütend, wenn jemand Menschen so würdelos behandelt.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Sorry, dass ich das jetzt bei Euch ablade, aber es musste einfach mal raus.

    Wenn nicht hier, wo dann? Es ist für uns nichts Neues.

    Klare Ansagen fallen mir schwer.

    Soll ich mal vorbeikommen?;)

    Hier sieht man auch das Ausmaß einer Familienkrankheit, bei der überall Bedarf besteht, etwas zu tun. Du hast es geschafft, trocken zu werden, die um dich herum jedoch noch nicht. Damit meine ich, dass immer noch Kontrollieren ein typisches Co-Verhalten ist.

    Das ist jedoch keine Entschuldigung für respektloses Verhalten, selbst wenn noch tief sitzende Zweifel und Verletzungen aus der Vergangenheit bestehen.

    Und wenn sie, bevor sie ihr dummes Geschwätz von sich geben, den Arsch in der Hose hätten und sich damit näher befassen würden, dann wäre das ein gemeinsamer Weg.

    Wir, und damit meine ich uns Alkoholiker, haben ja nicht nur gesoffen, sondern auch Scherben hinterlassen, und manche lassen sich einfach nicht mehr kitten. Damit ist zu leben. Oder die Zeit lässt es durch ein jetziges trockenes Vorleben vergessen lassen.

    Dazu alles Gute

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • " der Trinker", von Friedrich von Bodelschwingh


    Morgenrot danke für den Hinweis. Kannte ich nicht.

    Denkt man Deine Vorstellung zu Ende, fürchte ich, dass auch das nicht verstanden wird.

    Schmidtty

    Ich kenne deine Familienverhältnisse nicht, was ja auch ein gutes Recht ist.

    Wenn die Äußerungen von deinem Sohn kommen, macht es schon einen Unterschied, ob er 12 oder 17 Jahre alt ist?
    Hast du in deinem Umfeld jemand Vertrautes, mit dem du darüber sprechen kannst, der Dich versteht?

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ich habe kein Recht, bei ihren Forderungen “Nein” zu sagen

    Doch!!! Du hast das Recht, bei diesen Forderungen „ Nein!!!“ zu sagen.

    Ich finde, das Verhalten Deiner Familie respektlos. Handy und Einkaufszettel kontrollieren, pusten lassen?! Ich bin wütend und entsetzt, wenn ich das lese!

    Dass sie misstrauisch sind, ist verständlich. Das dürfen sie auch gern äußern. Aber dass Du auf Deine Privatsphäre verzichten sollst, um sie zu beruhigen ist bodenlos!!
    (Sag diesen Ausdruck gern mal Deinem Sohn. Er scheint in einem Alter zu sein, wo er dieses Jugendwort bestens einordnen kann).

    Wie gesagt: Vollstes Verständnis für Misstrauen. Aber das geht überhaupt nicht und ich wünsche Dir, dass Du Dir zutraust, Dich da gerade zu machen. Das würde sicherlich Dein Selbstbewusstsein stärken.

    LG Cadda

  • Ich möchte gern noch etwas ergänzen:

    Dein Sohn wird das ja vorgelebt bekommen haben bzw. sich durch das Fördern dieser Dinge durch Deinen Mann und das Hinnehmen Deinerseits bestätigt fühlen.
    Von daher würde ich da nicht nur Deinem Sohn Grenzen setzen, sondern vor allen Dingen auch Deinem Mann.

    Du könntest ihnen vielleicht beschreiben, was das in Dir auslöst, wie Du Dich fühlst. Ich würde da schon auch die Worte benutzen, die Du hier benutzt hast. Vielleicht ist ihnen gar nicht so bewusst, wie sehr Dich das verletzt.

  • Hallo Schmidtty,

    ich habe das Bedürfnis, dir den Rücken zu stärken.

    Klare Ansagen fallen mir schwer.

    dann beginne mit kleinen Ansagen. Ein kleines Wort reicht: Nein!

    Leider gelingt mir das nicht gut, weil ich immer denke, ich bin denen was schuldig, nachdem ich sie jahrelang mit meiner Trinkerei belastet habe.

    Ich sehe es nicht so, dass du ihnen etwas schuldig bist. Auch wenn du deine Familie mit dem Trinken belastet hast, bist du ihnen nichts schuldig. Eine Wiedergutmachung, indem sie dich schikanieren dürfen? Du dir alles gefallen lassen musst? Geld geben, wenn es gefordert wird? Nein! Das musst du nicht.

    Ich bin entsetzt, dass ist total übergriffig, entwürdigend und demütigend. Das würde ich mir nicht bieten lassen. Auf die Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Es ist dein Sohn und nicht die Familienpolizei.

    Ich finde das Zitat von Morgenrot klasse, deswegen möchte ich es noch einmal hervorheben.

    Jetzt könnte ich ja wenigstens mit Geld einen Ausgleich für alles schaffen.

    Wiedergutmachung sieht anders aus,

    Und nochmal, du musst in keinster Weise einen Ausgleich schaffen!

    Alkoholismus ist eine Krankheit.

    Alkoholismus ist keine Krankheit, auf der wir - wir trockenen Alkhoholiker - uns ausruhen.

    Trockenwerden geht nicht von allein. Trockenbleiben geht nicht von allein.

    Und du bist hier im Forum, das ist deine Selbsthilfegruppe, du tust etwas für dich. Du bist ein Jahr trocken. Das ist ganz wunderbar! Da hast du bereits viel geschafft.

    Das ist jedoch keine Entschuldigung für respektloses Verhalten, selbst wenn noch tief sitzende Zweifel und Verletzungen aus der Vergangenheit bestehen

    Das sehe ich genauso. Bei Zweifel kannst du dir dies immer wieder vor Augen führen.

    Wir, und damit meine ich uns Alkoholiker, haben ja nicht nur gesoffen, sondern auch Scherben hinterlassen,

    Natürlich haben wir das. Für mich ist das klar, ich habe Scherben hinterlassen. Und das tut mir auch heute immer wieder leid. Meine betroffenen Kinder müssen damit leben, ob sie wollen oder nicht, ob sie es verdrängen oder sich damit auseindersetzen. Aber auch sie können Verantwortung übernehmen, indem sie sich Unterstützung holen, um damit mit sich - und vielleicht auch mit ihrer Mutter -ins Reine zu kommen.

    Ich versuche mit bestem Willen meinen Teil beizutragen, aber ändern an der Tatsache, dass sie eine trinkende Mutter hatten, kann ich nichts, und schon gar nicht mit Geld, womit wir wieder beim Thema wären, oder mit Demütigung.

    Meine Kinder sind mir nah, ich bin für sie da, wir reden (bei drei Kindern ist der Wunsch zu reden unterschiedlich), sie spüren, dass ich sie liebe.

    Liebe Schmidtty, hol dir hier die Unterstützung, die du brauchst. Hier gibt's ne Menge Leute, die sich auskennen.

    Liebe Grüße von Wacholderfrau

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