Yannick - Wendepunkt, hoffentlich.

  • Hallo zusammen,

    ich bin Yannick und 27, ich bin seit 5 Jahren Alkoholiker. Ich habe immer schon gerne was getrunken, aber nie alleine. Als mich meine Freundin verlassen hatte, wurde ich nach und nach immer abhängiger, habe alle meine Freunde verloren und mein Studium abgebrochen. Ich war Monate lang jeden Tag betrunken. Nicht nur ein bisschen. Immer Koma. Zweimal wäre ich dabei fast gestorben. Ich hab mich dann selbst kalt entzogen. Da wäre ich ein drittes mal fast gestorben. Ich habe dann ein neues Studium begonnen und kämpfe mich da gerade so durch, ich bin derzeit im Praktikum, dann habe ich mir einen Job gesucht, zack, verloren wegen der Sauferei. Neuen Job gesucht, der läuft nicht. Jetzt studiere ich zwar und der Job bringt bisschen Geld ein. Aber eine Woche im Monat saufe ich von morgens bis Abends jeden Tag durch, bewusstlos, wach, saufen, bewusstlos, wach, saufen, bewusstlos. Dann hasse ich mich und alles und mir wird klar, dass ich unglaublich einsam und unglücklich bin und ich eines Tages alles verlieren werde, ich habe kein soziales Umfeld mehr, ich traue mich nicht mehr, meine ehemaligen Freunde zu sehen, meine letzten Mitbewohner hab ich verekelt, meine Neuen finden mich komisch, ich lebe Großteils auf Kosten meiner Eltern und bin ein genereller Versager. Ich hab das alles so satt. So verdammt satt. Ich bin jetzt nüchtern, wäre zum viertel mal fast gestorben, ziemlich sicher, dass mein Kreislauf zwischendurch zweimal kollabiert ist. Wie immer hoffe ich jetzt, dass alles besser wird, so viel besser. Ich bin schon etwas weit gekommen, aber ich weiß einfach nicht wie ich weiter komme von hier. Und Alkohol hat das gemacht. Und doch würde er dafür sorgen, dass ich mich nicht so unwert und einsam fühlen würde. Und dann würde der Zyklus nur wieder anfangen. Davor hab ich so große Angst, aber auch vor meiner Lebenswirklichkeit.

    Ich hoffe, mich versteht irgendwer.

  • Hallo Yannick,

    herzlich willkommen hier.

    Ja, das verstehe ich gut, denn mir ging es mal ähnlich wie dir.

    Wann hast du denn das letzte mal getrunken?

    Nicht mehr zu trinken ear für mich eine Entscheidung für das Leben. Dafür habe ich bedingungslos kapituliert und alle Hintertürchen zu gemacht.

    Warst du mal bei deinem Hausarzt? Bei deiner Vorgeschichte finde ich das unglaublich wichtig. Du hast bereits mehrfach dein Leben riskiert.

    Einen ersten Schritt hast du getan. Dir eingestanden, dass du ein Problem hast. Ab einem gewissen Punkt geht die Spirale immer weiter abwärts, wenn wir die Krankheit nicht zum Stillstand bringen.

    Schau dich in Ruhe hier um und komm an. Du wirst viele Geschichten lesen, die deiner ähneln.

  • Ich weiß schon seit Jahren, dass ich ein Problem habe. Ich hab mir immer wieder eingeredet, dass ich es im Griff habe, aber in Wahrheit sperrt es mich ein. Ich war vorher schon depressiv, jetzt bin ich es wieder. Das letzte Mal Trinken war am Sonntag. Ab da dann alles, Panikattacken, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schlaflosigkeit, Verzweiflung. Schwitzen, Verwirrtheit. Ab gestern war es dann besser.

    Ich sollte wirklich zum Arzt gehen, leider weiß ich, wie gefährlich Entzug ist. Diesmal nacht es mir irgendwie Angst.

  • Hallo Yannick,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast. Ein kalter Entzug kann sehr gefährlich werden.

    Das merkst Du gerade selbst.

    Hast Du einen Hausarzt? Dann rufe sofort dort an. Notfalls wende Dich auch telefonisch an die 112.

    Nimm das nicht auf die leichte Schulter!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Yannik,

    Was ich dir noch unbedingt sagen möchte: bitte höre auf so negativ über dich zu sprechen. Du bist kein Versager.

    Du hast ein Problem mit Alkohol.

    Aber darüber hinaus bist du auch ein Kämpfer, sonst wärst du nicht hier.

    Und zuallererst bist du ein wertvoller Mensch, ganz unabhängig von allem. Das ist jeder Mensch, einfach aufgrund seines Menschseins.

    Bitte stärke dich darin.

  • Yannik TU WAS - JETZT.

    Ich kenne das nicht von mir persönlich aber von so vielen Erzählungen aus der Therapie. Es wird nicht besser wenn Du abwartest...werde sofort tätig, Da bist Du kein Einzelfall, das geht sehr vielen so. Vorallem wenn Du wieder auf eigene Faust entziehst und erst dann auf einen Therapieplatz wartest ist das nicht nur gefährlich, sondern kann auch sehr lange dauern. So wie Du beschreibst könntest Du heute gleich professionelle Hilfe bekommen.

    Ganz wichtig: Suchterkrankunen sind kein Zeichen persönlichen Versagens. Sie haben nichts mit Willensschwäche oder Disziplinlosigkeit zu tun. Sie sind anderkannte Krankheiten, für die es gute Hilfsangebote und Behandlungsmöglichkeiten gibt.

    Sei stolz auf Dich - Du bist einen Schritt weiter als viele andere...Du hast Deine Situation erkannt und möchtest etwas dagegen tun...das ist sehr mutig von Dir.

  • Hallo Yannick, herzlich willkommen hier im Forum. Hör bitte auf nur negativ von dir zu sprechen. Alkoholismus ist eine Krankheit und hat nichts mit versagen zu tun. Der erste Schritt ist der Besuch deines Hausarztes. Er wird dich untersuchen und besprechen wie es weitergeht, ob Suchtberatung reicht oder du erstmal in eine Klinik gehen musst.

    Wärst du ein Versager würdest du dich gehen lassen. Du bist aber ein Kämpfer sonst wärst du nicht hier.

    Liebe Grüße Ely

  • Hallo,

    Du schreibst, dass Du schon immer gerne mal getrunken hast, aber nie alleine. Das zeigt, dass Du vorher soziale Kontakte hattest. Der eigentliche Auslöser war, dass Dich Deine Freundin verlassen hat.

    Dazu kann ich nur eins sagen. Es gab ein Leben vor ihr - also muss es auch ein Leben danach geben.

    Ein Versager zu sein ist sicherlich Definitionssache. Manche sehen sich als Versager, weil sie einen 11m verschossen haben, manche weil sie ein Studium abgebrochen haben und vll. verlassen wurden. Beides ist aber falsch. Versagen heißt für mich, nichts gegen seine Probleme zu unternehmen....kampflos aufzugeben usw. Das sehe ich bei Dir nicht. Du bist hier und gehst die Sache an.

    Zum Thema Alkohol hast Du bereits die besten Ratschläge bekommen bzw. sie stehen auch hier im Forum. Trocken werden - für immer - das wäre der Schlüssel zu einem erfüllten Leben (aus meiner Sicht).

    VG

  • Das hier ist ja erstmal der Vorstellungsbereich. Der eigentliche Austausch findet später ggf. im offenen Bereich statt.

    Bitte lasst Yannik erstmal hier ankommen und auf den Beitrag von Elly reagieren, das wäre hilfreich.

    LG Cadda

  • Danke erstmal für das herzliche Wilkommen. Ich habe einen Hausarzt. Ich habe meine Entgiftung (mal wieder) überlebt. Und einen Therapeuten, erst seit vorletzter Woche. Da war ich diese Woche allerdings nicht, ich habe mich krank gemeldet. Er weiß noch nichts von meinen regelmäßigen Abstürtzen. Konnte mich da einfach nicht dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Was extrem dumm ist, weil es das bescheuertste ist was man machen kann, seinem Therapeuten gegenüber nicht ehrlich zu sein. Vorraussetzung für den Therapieplatz war, dass ich vorher ambulante Suchtberatung betreibe. Hab ich auch gemacht, hat aber nur von Blackout-Trinken zu so Semifunktionalem Trinken mit regelmäßigen Monsterrückfällen ins Blackout-Trinken geführt. Jetzt habe ich Angst, dass er mich als Patienten nicht haben will, weil ich mich selbst und ihn belogen habe. Ich hab Montag da Termin. Was meint ihr, wie er reagiert?

  • Hallo Yannick, ich habe auch etliche Anläufe gebraucht eh ich meinem Hausarzt gesagt habe das ich Alkoholikerin bin. Habe nur nach Ausreden gesucht um nicht zum Arzt zu müssen. Mir war das mega peinlich zuzugeben das ich trinke. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Am Ende hat mich meine Tochter begleitet. Sag deinem Therapeuten einfach die Wahrheit warum du nicht gekommen bist, warum du nicht gleich ehrlich warst.

    Er kennt das bestimmt.

    LG Ely

  • Hallo Yannik,

    wie geht es Dir derzeit?

    Das Wichtigste ist doch erstmal, dass Du keinen Alkohol mehr trinkst.

    Ist das noch so, dass Du eine lebenslange Abstinenz willst?

    Wie Dein Therapeut reagiert, kann man nicht einschätzen. Aber er ist dafür da, Dir zu helfen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Nicht gut, ich mache mir Sorgen wegen Studium, Praktikum und Arbeit. Ja. Das will ich. Ich vergesse nicht, dass ich ein Problem habe, nur weil es mir körperlich nicht mehr wie ein Wrack geht. Wenn mir mein Therapeut nach allem lieber eine Stationäre Therapie empfehlen sollte, dann mach ich auch das. Auch wenn es mir Angst macht. Es fühlt sich mental so an, als müsste ich alles aufgeben.

  • Nur nicht trinken reicht nicht. Das siehst Du genau richtig, Yannick!

    Und wenn Du willst, dass Du eine gute Zukunft hast, solltest Du alle Hilfen in Anspruch nehmen, die Du bekommen kannst.

    Hier, mit unserer Selbsthilfegruppe, hast Du einen weiteren Schritt in Richtung Trockenheit getan.

    Alles Neue macht einem erstmal Angst. Aber je länger Du nicht mehr trinkst, desto einfacher wird Dein Weg.

    Immer einen Schritt nach dem anderen.

    Ich lasse Dir einen unserer Artikel zum Anklicken und Lesen da:

    Das Forenteam
    17. Mai 2021 um 16:40

    Wann hast Du zuletzt getrunken? War das am Sonntag?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Jetzt habe ich Angst, dass er mich als Patienten nicht haben will, weil ich mich selbst und ihn belogen habe. Ich hab Montag da Termin. Was meint ihr, wie er reagiert?

    Hallo Yannick,

    wie hat denn Dein Therapeut reagiert?

    Und das Wichtigste: Bist Du noch abstinent?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hello again,

    also: Mein Therapeut hat sehr verständnisvoll reagiert. Er meinte, dass er schon erlebt hat, dass es gerade am Anfang schwierig ist. Und ja, nach wie vor abstinent und rückfallfrei. Aktuell ist die Langeweile das schlimmste. Versteht mich nicht falsch: Ich hab jetzt zwei Jobs, mein Studium im Griff und verstehe mich gut mit allen, aber allmählich kommt diese innere Leere zurück, die mein sozialer Rückzug zur Folge hat. Aber ich arbeite daran. Ich muss sagen, dass ich jetzt wesentlich reflektierter bin als vorher. Ich habe für mich akzeptiert, dass es Zeit braucht, aber ich gleichzeitig aktiv gestalten kann. Für mich war es ein Käfig, den ich mir selbst geschaffen habe, in diesem Käfig habe ich versucht, so zufrieden wie möglich zu sein, was natürlich nur mäßig erfolgreich war. Die Welt außerhalb des Käfigs ist kompliziert und herausfordernd, aber ich will nie wieder zurück. Alles in allem geht es mir definitv besser. Stück für Stück. :)

  • Ich hab aber eine Frage: Ich stehe dazu, dass ich Alkoholiker bin. Es ist nun mal so, ich lebe abstinent damit. Aber wie offen seid ihr damit? Ich meine die Stigmatisierung geht mir derart auf den Zeiger, dass ich das in der Regel nie anspreche. Nicht, weil ich mich selbst belüge, aber weil ich nicht will, dass dieser eine Aspekt von mir alle anderen überschattet.

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