Monstera - Hoffnung oder Trennung?

  • Hallo.

    Ich habe bin heute auf das Forum gestoßen und habe mich stundenlang durch die Beiträge gelesen.


    Immer wieder Suchbegriffe eingegeben, und bestimmt 3 mal angefangen mir ein Konto zu erstellen, bis ich den Mut aufbringen konnte auf “Absenden” zu drücken.
    Jetzt bin ich hier.

    Es war so schwer, weil es alles irgendwie realer macht. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich überhaupt in einem Abhängigkeitsverhältnis stehe oder ob mein Partner schon als Alkoholiker gilt.

    Sein Konsum ist auf jeden Fall krankhaft. Außer mir scheint das aber keiner merken zu wollen, Freunde, Kollegen, sie schauen weg und ich helfe ihnen dabei - aus Scham.

    Gestern hatte er einen Absturz.
    Er hatte schon einige Biere getrunken als wir uns verabschiedeten (ich hatte auch etwas getrunken)

    Er meinte, er wolle mal einen Abend für sich.

    Mein Handy klingelte dann um 03 Uhr morgens und er meinte, er würde jetzt zu mir kommen ( ich hatte schon geschlafen).

    14 Anrufe, 20 Nachrichten und 1 Std warten meinerseits bis er es endlich geschafft hatte bei mir anzukommen. 5 min für das Treppenhaus, weil er nicht mehr gehen konnte.

    Heute Morgen wachte er auf und tat als wäre nichts gewesen… “ich bin so fertig, ich glaub ich muss heute viel schlafen”. Als ich ihm sagte dass ich die gestrige Nacht schlimm fand (es macht mir Angst ihn so zu sehen) zuckte er nur die Schultern. Dann fragte ich ihn was er machen würde, damit das nicht mehr passiert…”Einfach aufhören zu trinken.” kam da nur.

    STOP hat es in mir gerufen. Ich sagte ihm, dass er keiner dieser Menschen sei, die einfach aufhören konnten zu trinken (wir haben das schon versucht) und dass das Problem von alleine nicht mehr gehen wird.

    Ich sagte ihm, wie ernst die Lage sei, wie sehr ich mich schäme und mich jeden Tag sorge, dass ich immer versuche Situationen zu umgehen in denen er trinken würde und seinen Pegel überwache. Dass ich Abstand brauche und er sich entscheiden muss. Der Alkohol oder ich.

    Ich weiß das so ein Ultimatum Blödsinn ist da er nur aufhören kann, wenn ER es will und nicht wenn er es für mich tut.

    Ich spiele eine Rolle in seinem Problem, das weiß ich. Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben und wir haben noch versucht irgendwie einen angemessenen Umgang einzubringen und es schien zu klappen. Er hörte auf heimlich zu trinken und sagte mir immer wenn er vor hatte was zu trinken. Nur dass es immer wieder häufiger wird. Bis er abstürzt. Dann Reue, Besserung, und wieder von vorne.


    Ich bin so verwirrt. Wir wollen demnächst zusammenziehen, doch wäre das nicht Wahnsinn, sich selbst in so eine Situation zu bringen? Er ist mir wirklich unheimlich wichtig und ich ihm auch, das weiß ich.

    Wir funktionieren eigentlich, wir sind ein gutes Team. Es gab auch Zeiten in denen er problemlos nichts getrunken hat oder kleine Mengen. Das es keinen gesunden Umgang mehr für ihn geben kann habe ich begriffen. Und ich weiß auch dass es über die Jahre schlimmer wird, deswegen will ich auch JETZT etwas machen.

    Ich muss ehrlich sein- ich wusste von Anfang an, dass er dieses Problem hat. Wir sind auch noch nicht lange zusammen (8 Monate) und ich konnte am Anfang nicht ahnen dass es so ernst zwischen uns werden würde. Ich wollte einfach mit ihm Zeit verbringen und für ihn da sein. Jetzt steck ich da irgendwie mit drin, als wäre ich sein Komplize in einem bizarren Theaterstück.

    Es gibt auch niemanden mit dem ich wirklich reden kann, seine Familie verschließt die Augen, meine wenigen Freunde kennen ihn kaum bis gar nicht und wenn ich mit einem Freund von ihm sprechen möchte, dem ich auch sehr vertraue, fühlt er sich hintergangen.


    Ich fühl mich gefangen. Er kann manchmal so gemein sein. Nicht erniedrigend, oder kontrollierend viel subtiler. Ich weiß kaum wie ich es beschreiben soll, nur dass ich einfach manchmal nicht mehr weiß ob das was ich fühle real ist oder ob ich übertreibe…

    Jetzt zu meiner eigentlichen Frage (entschuldigt das Chaos in meiner Nachricht aber in meinem Kopf ist gerade auch einfach nur Chaos): Gibt es Hoffnung für unsere Beziehung, die eindeutig toxische Tendenzen und eine beginnende Alkoholsucht aufweisen? Oder ist alles zum Scheitern verurteilt und ich kann uns beiden nur helfen wenn ich es beende?
    Ich kann nicht behaupten, dass ich mich momentan dazu imstande sehe, aber ich würde einfach gerne wissen- kann alles wieder gut werden? Und wie?

    Danke fürs Lesen.

    Liebe Grüße

  • Guten Morgen Monstera,

    herzlich Willkommen bei uns und gut, dass Du auf "Absenden" gedrückt hast :)

    Ich spiele eine Rolle in seinem Problem, das weiß ich.

    Nein! Das tust Du nicht!

    Ein Alkoholiker (und tut mir leid, dass ich das sage, aber nach Deinen Beschreibungen sieht es stark danach aus) findet immer Gründe, zu saufen! Es ist absolut üblich, dass dann Probleme vorgeschoben werden, weshalb getrunken wird. Das ist aber völliger Blödsinn. Es gibt so viele Menschen mit Dramen und Schicksalsschlägen. Dann müssten die ja alle dem Alkohol verfallen.

    Trinken tut man nicht, weil man Probleme hat, sondern weil man süchtig ist. Die Probleme und die Gründe findet der Alkoholiker dann schon von ganz allein und da wird gern die Partnerin genommen, um sie sozusagen ruhig zu stellen.

    Wir wollen demnächst zusammenziehen, doch wäre das nicht Wahnsinn, sich selbst in so eine Situation zu bringen?

    Ja! Das wäre wirklich Wahnsinn.

    So oft liest man hier von Gedanken wie: Wenn wir erstmal zusammen wohnen, wird alles besser. Wenn wir erstmal verheiratet sind, wird alles besser. Wenn wir erstmal Kinder haben, wird alles besser. Wenn, wenn, wenn. Aber das wird es nicht. Die äußeren Umstände ändern nie etwas an einer Sucht.

    Wir funktionieren eigentlich, wir sind ein gutes Team.

    Er kann manchmal so gemein sein. Nicht erniedrigend, oder kontrollierend viel subtiler.

    So etwas passiert niemals in einem guten Team.


    Das waren Dinge, die Du bestimmt nicht gern lesen möchtest. Aber so wie Du schreibst, Monstera... weißt Du diese Dinge eigentlich auch. Lese Dir mal Deinen eigenen Text durch. Du erkennst die Dinge eigentlich sehr gut. Du wünscht Dir vielleicht noch, dass es anders ist, aber das ist es nicht.

    Wenn Du Dich hier austauschen möchtest, dann sende ich Dir einmal den Bewerbungslink. Einfach draufklicken und kurz ausfüllen,dann können wir Dich für den offenen Bereich freischalten.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Cadda

  • Sehr gut, dass du dieses "bizarre Theater" als solches erkannt hast, liebe Monstera.

    Auf dein Gefühl, dass sein Trinkverhalten krankhaft ist, kannst du dich ruhig verlassen.

    Wenn andere das nicht zu bemerken scheinen, liegt das entweder daran,

    dass sie selbst in diesem Trinkschema mit eingebunden sind oder dass sie nicht wissen, damit umzugehen.


    Die Vorstellung "einfach aufhören" ist nur dann eine Option, wenn kein krankhaftes Trinkverhalten vorliegt,

    & auch nur dann schwer umzusetzen. Meinungen kann man schnell ändern, Gewohnheiten hingegen nicht.

    Bei einer Suchterkrankung hingegen muss der Betroffene sehr viel mehr tun als einfach nur aufhören.

    Nur nicht trinken reicht nicht.


    Was ganz wichtig ist: DU fühlst dich mit seiner Trinkerei nicht wohl, & da ist es unerheblich, ob er nun Alkoholiker ist oder nicht.

    Wenn du also schon jetzt, am Anfang der Beziehung, deine Bedenken hast, dann solltest du die nicht einfach beiseite schieben.

    Du kannst nicht für ihn trocken werden, das muss er alleine stemmen.

    Wenn du dich also schützen willst & ein Ultimatum setzt,

    ist das keineswegs Blödsinn (, nur wirkungslos, wenn es nicht konsequent durchgehalten wird).

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Monstera,

    herzlich willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Ich habe dich für den offenen Bereich freigeschaltet, und verschiebe dein Thema dorthin.

    Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hi!
    Danke für eure Antworten, ich hab mich eben für den offenen Bereich beworben (hoffe ich zumindest, ich bin mir nicht sicher ob es geklappt hat 😅).

    Trinken tut man nicht, weil man Probleme hat, sondern weil man süchtig ist. Die Probleme und die Gründe findet der Alkoholiker dann schon von ganz allein und da wird gern die Partnerin genommen, um sie sozusagen ruhig zu stellen.


    Das hat mich wirklich etwas erleichtert, da ich dadurch, dass ich die einzige bin, die weiß wie schlimm es wirklich ist, das Gefühl hatte die komplette Verantwortung zu tragen. Und jetzt dann auch eben gescheitert zu sein. Dass es eigentlich nicht so ist, weiß ich eigentlich auch, aber es fühlst sich noch nicht ganz so an.


    Ich weiß einfach nicht genau, wie es weitergehen soll von alleine wird er sich nie die Hilfe suchen können, die er braucht. Allein schon weil er gar nicht denkt, DASS er sie braucht.

    So etwas passiert niemals in einem guten Team.

    Es fällt mir einfach schwer zu glauben, dass unsere Beziehung nicht gut ist, es gibt so viele schöne Momente und seine Gehässigkeiten sind auch bestimmt nicht kalkuliert, das glaube ich nicht. Eher aus einem Selbstschutz heraus…

    Das macht’s aber auch nicht besser, das ist mir eigentlich klar.

    Die glückliche Zukunft scheint irgendwie so greifbar aber eben doch unerreichbar. Manchmal denke ich mir wirklich: „was mache ich eigentlich hier?“ wenn es ganz schlimm ist und ich komplett verzweifle.

    „Warum bin ich bei ihm, wenn ich die ganze Arbeit allein machen muss, die sein Problem verursacht?“

    Und wie würde das eigentlich aussehen, wenn er sich Hilfe sucht? Macht das es dann überhaupt noch Sinn eine Bz zu führen, er sollte sich ja dann auf sich konzentrieren können. Ich weiß dass ich ihm gut tue, aber nur solange, wie ich eben funktioniere. Aber jeder braucht mal ne Pause und dann ist es ganz schnell alles wieder blöd. Ein wackeliges Gerüst.

    Naja, danke aufjeden Fall für eure bisherigen Tipps.

    Liebe Grüße

  • Hallo Monstera,

    Danke für eure Antworten, ich hab mich eben für den offenen Bereich beworben (hoffe ich zumindest, ich bin mir nicht sicher ob es geklappt hat 😅)

    alles gut, hat alles gut geklappt. :)

    wie es weitergehen soll von alleine wird er sich nie die Hilfe suchen können, die er braucht. Allein schon weil er gar nicht denkt, DASS er sie braucht.

    so lange er seine Krankheit nicht sieht, und glaubt keine Hilfe zu brauchen, bist auf verlorenem Posten, du kannst ihn nicht trockenlegen, weder mit guten noch mit bösen Worten, ein nasser Alkoholiker findet immer einen Grund um zu trinken.

    Es fällt mir einfach schwer zu glauben, dass unsere Beziehung nicht gut ist, es gibt so viele schöne Momente und seine Gehässigkeiten sind auch bestimmt nicht kalkuliert, das glaube ich nicht. Eher aus einem Selbstschutz heraus…

    In meinen Augen und aus meiner Erfahrung sind solche Gehässigkeiten sehr wohl überlegt. Damit gibt er dir die Schuld, du hast etwas zum nachdenken hinterfragst dich, und er hat erstmal wieder Ruhe vor dir und kann saufen. Klingt hart, sind aber Tatsachen, leider. So gesehen ist es tatsächlich wie ein Selbstschutz für ihn.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Dass ich Abstand brauche und er sich entscheiden muss. Der Alkohol oder ich.

    Wenn er süchtig ist und sein Problem nicht erkannt hat wird leider der Alkohol das "Spiel" gewinnen.

    Wir funktionieren eigentlich, wir sind ein gutes Team.

    "Eigentlich" ist ja schon die erste Einschränkung. In Falle eines Alkoholikers bedeutet TEAM: Toll, ein anderer machts! Meine Erfahrung aus vielen Jahren mit einer Alkoholikerin....

    Gibt es Hoffnung für unsere Beziehung, die eindeutig toxische Tendenzen und eine beginnende Alkoholsucht aufweisen?

    So wie du das beschreibst: Nein. Du kannst natürlich die Beziehung aufrecht erhalten, dein Freund wird das sicherlich wollen. Aber es wird vermutlich nicht gut für dich enden

    Ich kann nicht behaupten, dass ich mich momentan dazu imstande sehe, aber ich würde einfach gerne wissen- kann alles wieder gut werden? Und wie?

    Theoretisch ja. Aber dazu braucht es Einsicht und Wille von deinem Freund was gegen die Sucht zu tun. Du wirst ihn nicht dazu bringen können, verschwende bitte bitte darauf keine Energie, es wird dich kaputt machen.

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los


  • Ich weiß einfach nicht genau, wie es weitergehen soll von alleine wird er sich nie die Hilfe suchen können, die er braucht. Allein schon weil er gar nicht denkt, DASS er sie braucht.

    Es fällt mir einfach schwer zu glauben, dass unsere Beziehung nicht gut ist, es gibt so viele schöne Momente und seine Gehässigkeiten sind auch bestimmt nicht kalkuliert, das glaube ich nicht. Eher aus einem Selbstschutz heraus…

    Das macht’s aber auch nicht besser, das ist mir eigentlich klar.

    Die glückliche Zukunft scheint irgendwie so greifbar aber eben doch unerreichbar. Manchmal denke ich mir wirklich: „was mache ich eigentlich hier?“ wenn es ganz schlimm ist und ich komplett verzweifle.

    Hallo Monstera,

    Ich bin in unserer Beziehung der Alkoholiker, der nicht wusste, das ich Alkoholiker bin. Meine Frau war in einer ähnlichen Situation wie Du.

    Diese Krankheit hat unendlich viele Gesichter, so unendlich wie es verschiedene Menschen gibt. Deshalb ist das sicher nicht auf Deinen Freund übertragbar. Dennoch schreibe ich es Dir mal aus meiner Sicht, wie es bei uns war.

    Ich habe schon getrunken, als wir vor 13 Jahren zusammen kamen. Für mich war das einerseits normal, abends Alkohol zu trinken. Anderseits habe ich schon gemerkt, daß es schon viel ist, was ich da so Woche für Woche getrunken habe. Ich konnte da aber schon nichts mehr machen, weil ich da schon Alkoholiker war, was ich gar nicht wusste. Die Einsucht hat mir vollkommen gefehlt.

    Das schlimme an dieser Krankheit ist, das sie nicht stehen bleibt. Sie wird immer schlimmer. Es ist wie ein Strick, den man um den Hals hat und der sich immer weiter zu zieht.

    Ich habe ganz langsam immer stärkere Probleme bekommen, den Alltag zu bestehen, bis ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte ja nur abends getrunken, nie tagsüber. Die Krankheit wollte aber, das ich auch Tagsüber trinke und hat mir das ganz klar und deutlich an immer exremeren Entzugserscheinungen gezeigt, die ich tagsüber bekam, bis ich einfach nicht mehr konnte. Ich habe nie heimlich getrunken. Bis auf einmal:

    An einem Samstag wollten meine Frau und ich Fahrrad fahren. Ich dachte natürlich wie jeden Tag an die bald auftretenden Entzugserscheinungen die mich den ganzen Tag wieder quälen werden. So kam mir die Idee, schnell mal am Kühlschrank einen tiefen Schluck Wein zu trinken damit ich wenigstens einen schönen Tag mit meiner Frau habe. Ich war danach ja nicht besoffen sonder würde nur gut funktionieren.

    Prompt kam in dem Moment, als ich die Flasche am Hals hatte, die Ecke rum!

    Sie war entsetzt und hat mich gefragt, was das soll. Na ja und da habe ich ihr offen und ehrlich gesagt, was mit mir los ist. Sie hatte auch gewusst, daß ich sehr viel trinke, zuviel. Aber sie hatte keine Ahnung, was mit mir wirklich los ist.

    Nun bin ich ein sehr offener, gradliniger Mensch. Ich habe ihr gesagt, daß ich das angehen werde weil ich selber mit dem allen nicht mehr zurecht kam. Es hat noch ein halbes Jahr gedauert,bis es so schlimm wurde, das ich echt vor der Wahl stand: morgens auch schon trinken, mit allen Konsequenzen: Frau weg, Führerschein weg, Haus weg, Arbeit weg, Gosse oder Arzt. Ich habe mich für die Suchtberatung und den Arzt entschieden. War nicht die dümmste Entscheidung in meinem Leben.

    Meine Frau hätte das auf Dauer nicht mitgemacht. Das war mir klar. Sie liebt mich sehr und wir passen wie die Faust aufs Auge zusammen aber auf Dauer wäre sie weg gewesen und das wäre für sie auch der einzig richtige Weg gewesen.

    Seih wachsam. Alles Gute.

  • . Er hörte auf heimlich zu trinken und sagte mir immer wenn er vor hatte was zu trinken. Nur dass es immer wieder häufiger wird. Bis er abstürzt. Dann Reue, Besserung, und wieder von vorne.

    Hallo Monstera,

    solche Abmachungen hatte ich mit meinem Ex auch immer mal wieder getroffen. Immer mit der Hoffnung dahinter das damit alles gut wird.

    Das ist aber am Ende alles unsinnig. Wie du schreibst erst Reue, kurze Besserung, dann geht es wieder von vorne los. Und genau dieses Hoffen und Bangen und dann die Enttäuschung ist für die Angehörigen das Schlimme. Er wird dir vermutlich so ziemlich alles versprechen damit für ihn alles so weiter geht wie bisher. Und du klammerst dich immer wieder an diesen Strohhalm.

    Du kannst den Absprung noch schaffen. Ihr wohnt noch nicht zusammen. Seine Sucht kann nur er allein bekämpften und der Entschluss dazu muss von ihm kommen.

    LG

  • Hallo Stromer,

    Danke für deine Antwort, deine Nachricht hat mich sehr berührt.

    Das schlimme an dieser Krankheit ist, das sie nicht stehen bleibt. Sie wird immer schlimmer. Es ist wie ein Strick, den man um den Hals hat und der sich immer weiter zu zieht.


    Man redet sich ja irgendwie ein, dass es nicht so schlimm sei weil manche Bereiche noch nicht betroffen sind. NOCH nicht. Das hat mich nochmal wachgerüttelt.

    Wenn ich dich etwas fragen darf (natürlich kennst du meinen Partner nicht und kannst nur mutmaßen). Aber in manchen Gesprächen schien er wirklich verstanden zu haben, dass die Lage ernst sei. Dann wieder nicht.

    Ist es dann die Sucht, die mir sagt, was ich hören will, damit ich Ruhe gebe? Oder ist er es selbst, und „vergisst“/ verdrängt er einfach immer wieder wie groß sein Problem ist?

    Danke für deine Zeit

    Liebe Grüße


  • Ist es dann die Sucht, die mir sagt, was ich hören will, damit ich Ruhe gebe? Oder ist er es selbst, und „vergisst“/ verdrängt er einfach immer wieder wie groß sein Problem ist?

    Es ist die Einsicht, daß alles verändert werden muss. Die kommt aber erst, wenn man für sich an einen Punkt angekommen ist, an dem es nicht mehr weiter geht. Ich hatte sicher grosses Glück das ich so ticke wie ich eben ticke. Das ich nicht tagsüber trinken wollte. Wie gesagt wollte ich aber auch selbst da noch kontrolliertes Trinken lernen da ich mir ein Leben ohne Alkohol überhaupt nicht vorstellen konnte. Ich habe erst später erfahren, daß es kontrolliertes Trinken für einen Alkoholiker gar nicht gibt.

    Es hat in meinem Gehirn Veränderungen durch den Alkohol gegeben, die sich nicht mehr ändern lassen. Ich lerne gerade, damit umzugehen. Trocken war ich nach 3 Wochen, das war nicht schlimm. Erst danach wurde es anstrengend.

    Ich bezweifle ehrlich gesagt, daß Dein Freund noch einmal die Kurve bekommt. Du kannst ihm nur helfen, indem Du ihm nicht hilfst. Alles drohen hilft nichts. Der Alkohol ist die grösste und einzige Liebe eines trinkenden Alkoholikers. Er ordnet alles andere unter, Alkohol ist immer an der ersten Stelle und wird dort immer bleiben, solange er trinkt und nichts für seine abstinents tut.

    Und: Alkoholkrankheit ist die einzige Krankheit die Dir sagt, das Du sie nicht hast. Das habe ich am eigenen Leib erlebt.

  • Mein Mann hat eingesehen, dass er ein Problem hat und dass er zuviel trinkt. Er war sogar in einer Klinik zur Entwöhnung. Aber als ihm wirklich klar wurde, dass er nie wieder was trinken darf, da wollte er es natürlich doch nicht einsehen, das konnte er sich nicht vorstellen.

    Erst als ich gesagt habe, dass ich mich defnitiv trenne, wenn er weiter trinkt, hat es bei ihm wohl klick gemacht.

    Samstag waren wir auf einer Party bis drei Uhr morgens, er ist gefahren. (er ist jetzt seit über nem Jahr trocken). Gestern waren wir beide platt (ich hatte was getrunken, auch ein paar Gläser Wein mehr, aber nicht so, dass ich richtig betrunken gewesen wäre). Wir sind auf jeden Fall jetzt in nem Alter, wo man den wenigen Schlaf nicht so leicht wegsteckt, Beine und Rücken tun weh vom Tanzen und Rumstehen. Da meinter er dann, wie froh er jetzt ist, dass es nur der wenige Schlaf war. Und dass es ihm nicht noch vom Alkohol schlecht geht. Schon alleine der Gedanke, wie schlimm es ihm immer ging, sorgt wohl jetzt dafür, dass der Gedanke "och, ein Glas Wein geht doch" ganz schnell wieder verschwindet.

  • Ich fühl mich gefangen. Er kann manchmal so gemein sein. Nicht erniedrigend, oder kontrollierend viel subtiler. Ich weiß kaum wie ich es beschreiben soll, nur dass ich einfach manchmal nicht mehr weiß ob das was ich fühle real ist oder ob ich übertreibe…

    Liebe Monstera,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Eine Beziehung sollte ein ruhiger, sicherer Hafen sein. Kein weiterer Kampf, den Du führen musst.

    Ihr wohnt noch nicht zusammen. Du kannst ihm überhaupt nicht "helfen" aus der Suchtspirale auszusteigen. Nur er selbst hat es in der Hand, wenn er es wirklich will. Und danach sieht es derzeit nicht aus.

    Du fühlst Dich so nicht wohl und das ist ein eindeutiges Zeichen, dass die Beziehung nicht passt. Ihr lernt Euch gerade erst richtig kennen. Was würdest Du Deiner Freundin raten, wenn sie Dir diese Geschichte erzählen würde?

    Und ich weiß auch dass es über die Jahre schlimmer wird, deswegen will ich auch JETZT etwas machen.

    Ja, es wird im Laufe der Jahre immer schlimmer, wenn man weiter säuft. Ich weiß das aus Erfahrung.

    Dann handel JETZT!

    Alkohol enthemmt und verändert die Psyche, wenn er jetzt, am Anfang der Beziehung, schon ausfallend wird, ist Vorsicht geboten!

    Du selbst solltest Dir auf alle Fälle wichtiger sein und Konsequenzen ziehen.

    Im Grunde wusstest Du das alles schon, bevor Du Dich hier angemeldet hast, nicht wahr?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Im Grunde wusstest Du das alles schon, bevor Du Dich hier angemeldet hast, nicht wahr?

    Ja, es stimmt - eigentlich weiß ich was zu tun ist. Aber es ist so schwer. Wir sind in dieser kurzen Zeit sehr zusammengewachsen, verbringen jeden einzelnen Tag miteinander. Ich weiß nicht ob ich nochmal jemanden finden werde, der mir so vertraut ist.

    Und jetzt soll das alles vorbei sein, wegen einer blöden Krankheit? Es macht mich so wütend und traurig. Wir haben es doch verdient glücklich zu sein.

    Und dann ist da noch die Sorge, er wird zerfallen ohne mich. Es ist nicht meine Verantwortung und doch tut der Gedanke unerträglich weh…

    Danke dir für deine Antwort, liebe Elly.


    Grüße

  • Gerne, Mostera!

    Dein "Partner" hat vor Dir getrunken und wird es weiterhin mit oder ohne Dich tun. Verabschiede Dich von dem Gedanken, dass nur Du ihm helfen kannst. Es ist sein Leben und er muss handeln, oder auch nicht. Er ist erwachsen.

    Liebeskummer ist schlimm. Aber bedenke, Ihr kennt Euch gerade 8 Monate!

    Und Du hast nur dieses eine Leben.

    Es geht weiter und auch wenn Du es jetzt negativ siehst, es ist eine Chance für Dich jemanden zu finden, der besser zu Dir passt.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Elly,

    Es ist leider alles viel komplizierter… wir sind seit 8 Monaten ein Paar, kennen uns seit 2 Jahren (waren befreundet, bevor wir zusammen kamen).

    Meine Wohnung ist schon gekündigt, seine auch und wir arbeiten zusammen.
    Es fühlt sich an als würde ich bei einem Unfall zuschauen, nur dass dieser mein Leben ist.

    Eine Trennung wäre also nicht nur eine Trennung sondern einfach alles würde sich verändern.

    Ratlose Grüße

  • eigentlich weiß ich was zu tun ist. Aber es ist so schwer

    Hi Monstera,

    ich kann das verstehen! Einen Menschen den man liebt wegen einer Erkrankung zu verlassen. Was für ein Mensch muss man sein um so etwas tun zu können? Es fühlt sich nicht richtig an, es fühlt sich eigentlich genau genommen komplett falsch an. Einen geliebten Menschen fallen zu lassen... Aber stell dir bitte folgende Situation vor: Was würdest du tun wenn ihr auf dem offenen Meer seid und droht zu ertrinken? Würdest du dich an ihn klammern und mit untergehen oder lieber zum Ufer schwimmen und versuchen von dort Hilfe zu holen? Hältst du weiter fest, wirst du mit untergehen. Ich wünschte ich hätte am Anfang meiner Beziehung das wissen von heute gehabt. Nun bin ich verheiratet, hab Kind und Haus. Das macht das ganze nicht einfacher.

    Und dann ist da noch die Sorge, er wird zerfallen ohne mich

    Und schwups hast du dir unterbewusst die Verantwortung an Land gezogen :( Pass bitte auf dich auf!

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Und dann ist da noch die Sorge, er wird zerfallen ohne mich. Es ist nicht meine Verantwortung und doch tut der Gedanke unerträglich weh…

    Hallo Monstera,

    ja das kenne ich und ja es tut weh. Aber er hat es in der Hand wie es weitergeht.

    Ganz am Schluss als er alles verloren hatte saß mein Ex mit mir in der Klinik und hoffte das er als Notfall aufgenommen wird. Er hatte Angst das er weggeschickt wird. Ich glaube da hatte es bei ihm Klick gemacht. Für uns leider zu spät.

    Ich glaube auch das mein Ex mit mir an meiner Seite es nicht geschafft hätte. Die Strukturen waren zu eingefahren, meine Erwartungshaltung war da und ich denke es war auch einfach schon zu viel kaputt.

    Ja, es stimmt - eigentlich weiß ich was zu tun ist. Aber es ist so schwer. Wir sind in dieser kurzen Zeit sehr zusammengewachsen, verbringen jeden einzelnen Tag miteinander. Ich weiß nicht ob ich nochmal jemanden finden werde, der mir so vertraut ist.

    Diese Gedanken sind ganz normal. Aber lieber allein als unglücklich in einer Beziehung.


    LG

  • Ganz am Schluss als er alles verloren hatte saß mein Ex mit mir in der Klinik und hoffte das er als Notfall aufgenommen wird

    Und genau da liegt ein riesiges Problem! Mein Partner hat immer Glück und kommt irgendwie so glimpflich davon, dass er eben nicht ganz unten ankommt.

    Er hat einmal fast seinen Job verloren weil er betrunken aufgetaucht ist, und auf der Arbeit weiter getrunken hat, und dann dort ausgerastet ist. Aber er würde nicht gekündigt! Betrunken einenUnfall gehabt - nur ein blauer Fleck und eine Schramme!

    Naja und ich hab’s bis jetzt ja auch nicht geschafft, zu gehen!

    Also wird es wohl noch lange weitergehen, bis dieser Punkt erreicht ist, an dem dein Ex damals war und sich Hilfe sucht.

    Danke für deine Nachricht

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