Hallo.
Ich habe bin heute auf das Forum gestoßen und habe mich stundenlang durch die Beiträge gelesen.
Immer wieder Suchbegriffe eingegeben, und bestimmt 3 mal angefangen mir ein Konto zu erstellen, bis ich den Mut aufbringen konnte auf “Absenden” zu drücken.
Jetzt bin ich hier.
Es war so schwer, weil es alles irgendwie realer macht. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich überhaupt in einem Abhängigkeitsverhältnis stehe oder ob mein Partner schon als Alkoholiker gilt.
Sein Konsum ist auf jeden Fall krankhaft. Außer mir scheint das aber keiner merken zu wollen, Freunde, Kollegen, sie schauen weg und ich helfe ihnen dabei - aus Scham.
Gestern hatte er einen Absturz.
Er hatte schon einige Biere getrunken als wir uns verabschiedeten (ich hatte auch etwas getrunken)
Er meinte, er wolle mal einen Abend für sich.
Mein Handy klingelte dann um 03 Uhr morgens und er meinte, er würde jetzt zu mir kommen ( ich hatte schon geschlafen).
14 Anrufe, 20 Nachrichten und 1 Std warten meinerseits bis er es endlich geschafft hatte bei mir anzukommen. 5 min für das Treppenhaus, weil er nicht mehr gehen konnte.
Heute Morgen wachte er auf und tat als wäre nichts gewesen… “ich bin so fertig, ich glaub ich muss heute viel schlafen”. Als ich ihm sagte dass ich die gestrige Nacht schlimm fand (es macht mir Angst ihn so zu sehen) zuckte er nur die Schultern. Dann fragte ich ihn was er machen würde, damit das nicht mehr passiert…”Einfach aufhören zu trinken.” kam da nur.
STOP hat es in mir gerufen. Ich sagte ihm, dass er keiner dieser Menschen sei, die einfach aufhören konnten zu trinken (wir haben das schon versucht) und dass das Problem von alleine nicht mehr gehen wird.
Ich sagte ihm, wie ernst die Lage sei, wie sehr ich mich schäme und mich jeden Tag sorge, dass ich immer versuche Situationen zu umgehen in denen er trinken würde und seinen Pegel überwache. Dass ich Abstand brauche und er sich entscheiden muss. Der Alkohol oder ich.
Ich weiß das so ein Ultimatum Blödsinn ist da er nur aufhören kann, wenn ER es will und nicht wenn er es für mich tut.
Ich spiele eine Rolle in seinem Problem, das weiß ich. Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben und wir haben noch versucht irgendwie einen angemessenen Umgang einzubringen und es schien zu klappen. Er hörte auf heimlich zu trinken und sagte mir immer wenn er vor hatte was zu trinken. Nur dass es immer wieder häufiger wird. Bis er abstürzt. Dann Reue, Besserung, und wieder von vorne.
Ich bin so verwirrt. Wir wollen demnächst zusammenziehen, doch wäre das nicht Wahnsinn, sich selbst in so eine Situation zu bringen? Er ist mir wirklich unheimlich wichtig und ich ihm auch, das weiß ich.
Wir funktionieren eigentlich, wir sind ein gutes Team. Es gab auch Zeiten in denen er problemlos nichts getrunken hat oder kleine Mengen. Das es keinen gesunden Umgang mehr für ihn geben kann habe ich begriffen. Und ich weiß auch dass es über die Jahre schlimmer wird, deswegen will ich auch JETZT etwas machen.
Ich muss ehrlich sein- ich wusste von Anfang an, dass er dieses Problem hat. Wir sind auch noch nicht lange zusammen (8 Monate) und ich konnte am Anfang nicht ahnen dass es so ernst zwischen uns werden würde. Ich wollte einfach mit ihm Zeit verbringen und für ihn da sein. Jetzt steck ich da irgendwie mit drin, als wäre ich sein Komplize in einem bizarren Theaterstück.
Es gibt auch niemanden mit dem ich wirklich reden kann, seine Familie verschließt die Augen, meine wenigen Freunde kennen ihn kaum bis gar nicht und wenn ich mit einem Freund von ihm sprechen möchte, dem ich auch sehr vertraue, fühlt er sich hintergangen.
Ich fühl mich gefangen. Er kann manchmal so gemein sein. Nicht erniedrigend, oder kontrollierend viel subtiler. Ich weiß kaum wie ich es beschreiben soll, nur dass ich einfach manchmal nicht mehr weiß ob das was ich fühle real ist oder ob ich übertreibe…
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage (entschuldigt das Chaos in meiner Nachricht aber in meinem Kopf ist gerade auch einfach nur Chaos): Gibt es Hoffnung für unsere Beziehung, die eindeutig toxische Tendenzen und eine beginnende Alkoholsucht aufweisen? Oder ist alles zum Scheitern verurteilt und ich kann uns beiden nur helfen wenn ich es beende?
Ich kann nicht behaupten, dass ich mich momentan dazu imstande sehe, aber ich würde einfach gerne wissen- kann alles wieder gut werden? Und wie?
Danke fürs Lesen.
Liebe Grüße