Heute morgen gab es Schwatz im Viertel, daß ein bekannter Obdachloser gestorben ist. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, vielleicht war die letzte Nacht zu kalt. Er war nervig und nicht der Hellste und schwerster Alkoholiker, trank den Wodka am liebsten pur, doch er war harmlos und hatte zwar ein gutes Herz, aber wenig Chancen im Leben. Ich habe ihm hin und wieder mal geholfen, bis es mir zu anstrengend wurde. Nun ist er tot. Es war abzusehen. Hoffentlich geht es ihm da, wo er jetzt ist, besser. Das war kein Leben mehr, das er geführt hat.
Ach ja, der Tod. Im Juli habe ich erfahren, daß meine erste große Liebe nur noch ein paar Tage zu leben hat. Bei ihr wurde ein Gehirntumor festgestellt. Zwei Wochen später fand ich die Traueranzeige im Internet. Ich habe 20 Jahre lang versucht, sie im Internet zu finden, um mal ein bißchen zu quatschen, und dann sowas. Scheißnamenswechsel bei Frauen, blöde Erfindung. So mal wieder konfrontiert mit der eigenen Endlichkeit, dachte ich mir, ich nehme das mal zum Anlaß, mit dem Saufen aufzuhören. Einen Absturz gab es dann leider doch noch, aber danach habe ich angefangen, mein Leben zu ändern.