Neu hier und total verzweifelt

  • Versuch es mal mit etwas Humor zu nehmen... wie lange überhört er schon deine Worte? Da darf man auch einmal etwas überhören, selbst einen kleinen Sahnebonscher? Alleine schon aus reinem Selbstschutz.-

    Einmal editiert, zuletzt von Dummchen (15. November 2021 um 20:46)

  • Hallo Fabienne,

    Ich sehe deine Beiträge auch wenn du mich nicht zitierst.

    Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Dieses langsame bewegen der Augen, von dem du schreibst. Ich bin innerlich geplatzt, wenn ich das bei meinem Mann gesehen habe, als wir abends auf dem Sofa saßen. Ich habe ihn dann von der Seite beobachtet und bin immer wütender geworden. Es war ekelhaft.

    Ich packe hier heimlich die Kartons und bin traurig, dass ich meine Familie verloren habe. Die kleine heile Familie, die ich nie hatte und vermutlich deshalb sooooo gerne wollte.

    Gleichzeitig bin ich glücklich, dass ich bald ein Leben ohne Angst leben werde. Ohne Angst, wann er das nächste Mal trinkt.

    Und weißt du, was mir am meisten hilft....

    Ich denke an meine Kinder. Daran, dass sie kein Gebrüll, keine Beleidigungen und keinen betrunkenen Vater bzw Stiefvater mehr erleben müssen. Ich habe endlich für Ruhe gesorgt. Ich wollte immer fair sein. Deswegen habe ich meinem Mann gesagt, dass ich eine Wohnung gefunden habe. Er hat es wohl gehört, aber er glaubt es noch nicht so ganz. Also habe ich es nicht mehr wiederholt. Am 3 Dezember habe ich alle meine Freunde zusammen getrommelt.

    Meine Familie wohnt 450 km weit weg, aber sie kommen auch. LKW ist schon reserviert. Und mein Mann hat null Ahnung. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. Ich werde erhobenen Hauptes hier rausspazieren und er hat die Entscheidung, was er aus seinem Leben macht. Seit über 1 Woche trinkt er jetzt keinen Tropfen Alkohol.

    Ja und? Er hat mich jahrelang fertig gemacht. Was sind schon Tage oder Wochen oder Monate dagegen? Er kann jetzt so viele Jahre trocken sein, wie er gesoffen hat. Dann kann ich mich mit ihm über die Zukunft unterhalten.

    Lg

  • Wenn du ihn schon buchstäblich nicht mehr riechen kannst, ist die emotionale Trennung bei dir aber auch schon sehr weit fortgeschritten.

    Eigentlich fehlt dir nur noch der Mut zum letzten Schritt.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Ich glaube nicht, dass du Angst hast zu gehen und diese Alkoholverseuchte Umgebung hinter dir zu lassen...

    Neue Situationen machen einfach auch ein bisschen Angst. Aber du bist eine mutige und starke Frau. Du schaffst das und dann bist du frei und musst nicht mehr die ganze Zeit über das "Bierchen" gesaufe nachdenken.

    Mein Partner war auch nach der Trennung noch am jammern er würde mir so gerne wieder in die Augen schauen und mich in den Arm nehmen.

    Ich meinte seine Augen wären von der Sauferei doch ständig nur noch glasig und müde gewesen. Das würde ich nicht mehr sehen wollen.

    Die Antwort war wahrscheinlich böse und hart, aber die Wahrheit. Und nach Bier oder Wein stinken ist doch auch echt ekelhaft. Wer hat denn da noch Lust auf Nähe...

  • Nur meine innere Stimme ist da die ständig fragt.... "Bin ich undankbar? Verlange ich zu viel? Sehe ich das alles zu eng, denn es geht ja auch schlimmer..?"

    Hallo Fabienne,

    ich hab deine Geschichte ebenfalls verfolgt und möchte dir nun ein paar Gedanken dalassen.

    Dein Gefühl hat dir schon längst gesagt, dass da etwas in deiner Beziehung nicht stimmt. Von außen betrachtet wage auch ich zu behaupten, dass an deiner Beziehung, so wie du sie schilderst, etwas nicht stimmt. Auf jeden Fall stimmt sie nicht für dich und darauf kommt es letztlich an, egal, ob dein Mann und deine Schwiegereltern die Situation für normal halten oder nicht.

    Dass du zwischendurch Schuldgefühle hast und dich fragst, ob du undankbar bist oder zu viel verlangst, ist nachvollziehbar, schließlich hat er dir geholfen, als du in Not warst. Doch, was auch immer er für dich getan hat, rechtfertigt nicht, sich dieser Situation, in der du dich ganz und gar nicht wohl fühlst, anpassen zu müssen.

    Am Wochenende hast du eigentlich nichts von ihm, da er bei seinen Eltern abhängt, und wenn er dann da ist, ist er reichlich alkoholisiert. Mit den Kindern irgendwohin fahren, kann er nicht, denn er ist ja alkoholisiert.

    Und dann kommt dazu noch die Situation mit den Schwiegereltern, die mit im Haus leben. Was du über deine Schwiegermutter erzählt hast, klingt überhaupt nicht wertschätzend, im Gegenteil wirst du offenbar auch noch abgewertet.

    Was du über den Alkoholgeruch, die Augen, die Körperhaltung schreibst, erinnert mich daran, wie ich das bei meinem Vater erlebt habe. Es war fürchterlich und ich habe sehr darunter gelitten. Deinen Kindern wird es möglicherweise ähnlich gehen, ohne dass sie darüber sprechen.

    Und dann kommt ja auch noch dazu, wie sich Alkoholmissbrauch und die Krankheit Alkoholismus entwickeln, wenn keine Einsicht eintritt und damit weiter gemacht wird. Das ist alles andere als gut, weder für deinen Mann, noch für dich, noch für die Kinder.

    Und so, wie das bei euch zu laufen scheint, besteht überhaupt keine Einsicht.

    Es ist eine mutige Entscheidung von dir, dich und deine Kinder dem nun endlich zu entziehen. Leicht ist das gewiss nicht und auch nicht bequem, aber stell dir vor deinem geistigen Auge nur mal vor, was es mit dir und den Kindern macht, wenn du das z.B. noch 10 Jahre lang mitmachst. Wie fühlt sich dieser Gedanke für dich an?

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Hallo Fabienne,

    Du hast mich gefragt was und wieviel mein Mann trinkt.

    Also am Anfang unserer Beziehung fiel mir nichts besonderes ein. Er trank gerne mal etwas. Bier oder Wein oder mal ein Cocktail. War für mich alles ok und normal war. Irgendwann ärgerte es mich, wenn er getrunken hat, weil er dann ein ziemlich großes Arschloch wurde ,

    im betrunkenen Zustand.

    Er hat aber immer gearbeitet ( 26 Jahre in der Firma)

    Kurz nach unserer Hochzeit fand ich die erste versteckte Dose im Garten ( Wodka lemon gemisch)

    Aber dafür hatte er selbstverständlich eine Ausrede.

    Er hatte ca alle 4 bis 6 Wochen einen Alkoholexcess.

    Trank jeden Tag und am Wochenende sehr viel. Das ging dann zum Teil 1 Woche. Arbeiten, saufen. Vor 2 Jahren erkrankte er an Krebs. (Im Mund) Schwere OP. Krebs überstanden. 2 Jahre zu Hause. In diesen 2 Jahren immer wieder Hölle. Er versteckte den scheiß Wodka überall. Anfang diesen Jahres habe ich ihn zu einer stationären Therapie gezwungen. Er war 3 Monate in Daun. Nach seiner Rückkehr trank er 3 Wochen später wieder und zwar schlimmer als davor.

    Er trank jetzt nur noch Wodka, weil er der Meinung war, ich würde es nicht riechen.

    Der Wodka war wirklich überall versteckt. Aber heute noch sagt er, daß er nicht körperlich abhängig ist. Wie er es jetzt über 1 Woche geschafft hat nichts zu trinken weiß ich nicht. Er hat auch keinen körperlichen Entzug. Das finde ich auch super, weil er zumindest die Kinder sehen kann, wenn er nüchtern ist. Ich hoffe auch, dass er trocken bleibt. Hätte ich nicht die Wohnung gemietet, hätte ich jetzt garantiert wieder den klassischen Rückzieher gemacht. Ich habe mich quasi selbst gezwungen wegzugehen in dem ich eine Wohnung gemietet habe. Und das war auch richtig denn jetzt kann er mich mal.....

    Sorry aber das ist das was ich empfinde....

    LG

  • Ich finde, es spielt gar keine Rolle, wieviel jemand trinkt. Sobald es der Familie oder der Beziehung schadet, ist es nicht akzeptabel. Und meiner Meinung nach ist das auch ein Zeichen für Sucht. Und die körperliche Abhängigkeit kommt doch irgendwann. Bei einem früher und bei anderem später.

    Das ist aber nur meine eigene Logik...

  • Ich dachte früher auch, dass es doch auch schlimmer geht. Das er ja nicht körperlich abhängig ist und ich vielleicht übertreibe.

    NEIN. wir übertreiben nicht. Wir haben das Recht, ein glückliches Leben zu führen. Und ich kann so nicht glücklich sein, wenn ich einen Mann habe, der trinkt.

    Im Gegenteil, ich verbaue mir doch selbst das Leben und das der Kinder, wenn ich bei ihm bleibe.

  • Ich habe eine Frage.....

    Vielleicht kann mir jemand diese beantworten, der selbst getrunken hat.

    Wie kann jemand von jetzt auf nachher nichts trinken, ohne körperlichen Entzug. Ist man dann (nur) psychisch abhängig?

    Ich weiß, es ist eine doofe Frage. Beschäftigt mich aber......

    Lg

  • Ich habe eine Frage.....

    Vielleicht kann mir jemand diese beantworten, der selbst getrunken hat.

    Wie kann jemand von jetzt auf nachher nichts trinken, ohne körperlichen Entzug. Ist man dann (nur) psychisch abhängig?

    Ich weiß, es ist eine doofe Frage.

    Das ist überhaupt keine doofe Frage. Ich bin ja zum Beispiel der Typ Quartals-, Exzeßtrinker. Pausen von zwei bis vier Wochen sind bei mir völlig normal. In dieser Zeit muß ich mich gar nicht zusammenreißen, da widert mich die Vorstellung zu saufen einfach nur an. Und irgendwann schleicht sich dann wieder der Satan an ...

    Ich habe mich wegen der Trinkpausen auch oft gefragt, ob ich körperlich oder psychisch abhängig bin. Vermutlich ist es so, daß Pegeltrinker körperlich abhängig sind, Komatrinker psychisch abhängig. Und sicherlich gibt es da auch Überschneidungen und Grauzonen. Dieser Unterschied ist bestimmt nicht ganz unwichtig und vermutlich für einen Therapeuten interessant, im Endeffekt sind aber alle Alkis abhängig. Und für den Lebenspartner zählt doch sowieso nur das Ergebnis, daß ein Zusammenleben mit einem nassen Alki nicht möglich ist.

  • Lieber Hanseat,

    Danke für deine Antwort.

    Ich finde es schon bemerkenswert, wie offen und ehrlich du über das Thema sprichst. Ich vermute, dass mein Mann auch ein Quartaltrinker ist.

    Und genauso ist es, es ist unerträglich mit ihm zu leben.

    Egal wie lange die trockenen Pausen sind.

  • Man ist ja auch in den trockenen Pausen nur ein halber Mensch. Nun kenne ich Deinen Mann nicht genau, aber ich war in den Trinkpausen ständig unzufrieden, ängstlich, depressiv, gerädert, gestreßt, unausgeglichen, kaum konfliktfähig und belastbar, unzuverlässig -- ach, mir fallen bestimmt noch 100 Adjektive ein, wenn ich lange genug drüber nachdenke.

  • Ja, er kommt mir dann antriebslos vor. Ohne Motivation, ohne jeglichen Elan.

    Kann sich nicht selbst organisieren. Wie du es auch beschreibst.

    Ich hoffe, dass er zumindest trocken bleibt , bis ich hier raus bin. Falls er bis dahin trinkt, wird der Auszug die Hölle.

  • Ich habe eine Frage.....

    Vielleicht kann mir jemand diese beantworten, der selbst getrunken hat.

    Wie kann jemand von jetzt auf nachher nichts trinken, ohne körperlichen Entzug. Ist man dann (nur) psychisch abhängig?

    Ich weiß, es ist eine doofe Frage. Beschäftigt mich aber.....

    Hallo Fee,

    auch ich kann dir bestätigen, dass das keine doofe Frage ist.

    Bei dem, was dein Mann trinkt, Wodka, bin ich mir gar nicht so sicher, ob er wirklich unter der Woche nichts trinkt.

    Übrigens, was stellst du dir denn unter körperlichem Entzug vor?

    Manch einer, ich selbst, als ich noch getrunken habe, glaubt, dass sich körperlicher Entzug in Zittern, Schweißausbrüchen und so weiter zeigt, und beruhigt sich dadurch, dass das nicht geschieht, nicht abhängig zu sein.

    Zittern, Schweißausbrüche und so weiter treten meines Wissens auf jeden Fall ab einer gewissen Phase dieser Krankheit bei Dauerkonsum ein, wenn einem gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als trinken zu MÜSSEN.

    Hast du mal den Artikel über „Kalten Entzug“ studiert? Hier wird manch einem, der aufhören will, obwohl er zu anderen Gelegenheiten keine Entzugserscheinungen bemerkt haben will, nicht ohne Grund dazu geraten, sich professionell dabei begleiten zu lassen.

    Gewisse Entzugserscheinungen wird er, wenn er unter der Woche tatsächlich keinen Alkohol konsumiert, gewiss haben, nur sind die nicht so auffällig wie Zittern und Schweißausbrüche.

    Mir selbst ging’s in Trinkpausen fast ähnlich wie Hanseat, nur hätte ich das nie auf den Alkoholkonsum zurückgeführt. Auffällig ist allerdings, dass sich alles das deutlich gebessert bis in Luft aufgelöst hat, seit ich gar nicht mehr trinke.

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Dieser Unterschied ist bestimmt nicht ganz unwichtig und vermutlich für einen Therapeuten interessant, im Endeffekt sind aber alle Alkis abhängig. Und für den Lebenspartner zählt doch sowieso nur das Ergebnis, daß ein Zusammenleben mit einem nassen Alki nicht möglich ist.

    Hallo Fee,

    ich (seit ca. 1 Jahr erfolgreich trocken) erkläre es mir so: Hanseat hat 100% recht ... es zählt nur das Ergebnis. Ich trank immer zur "Erleichterung", es war immer einfach etwas zu trinken, hat man dazu noch Trinkkumpane wird es noch einfacher, man fühlt sich ja nicht schuldig.

    Ich trank mich immer in eine (scheinbar) problemlose, wohlige Welt, am nächsten Tag war sie wieder da (die reale Welt), dann musste ich wieder aushalten und warten bis zum Abend und weiter gings. Bei mir war dieses Schema fest im Kopf verankert und über Jahre trainiert, ich schaffte es immer wieder ein paar Tage ohne durch zu halten (z.Bsp. unter der Woche) , doch freute ich mich schon auf`s Wochenende. Irgendwann war dann der Führerschein weg, vielleicht brauchte ich so eine schmerzvolle Erfahrung (dem Führerschein folgte der Job, die sozialen Kontakte waren eh schon minimiert). Ich sagte mir: Die Sucht entsteht/ wohnt im Kopf, und wußte auch, daß mir da niemand helfen kann, nur ich selbst.

    Doch mußte ich selbst zu dieser Erkenntnis gelangen ... bitter, doch wahr.

  • Ja das stimmt....

    Nur meine innere Stimme ist da die ständig fragt.... "Bin ich undankbar? Verlange ich zu viel? Sehe ich das alles zu eng, denn es geht ja auch schlimmer..?"

    Hallo Fabienne,

    ich schreibe hier nicht so viel gerade, lese aber täglich mit.

    Ich bin co-abhängig und auch mit einem Mann verbandelt (bin bereits ausgezogen), der "mittel viel" trinkt. Von der Menge ca. 3 halbe Liter Starkbier, 1-2 Mischgetränke aus Dosen und manchmal ein kleines Fläschchen von einem bekannten Kräuterschnaps. Das vielleicht 3-4 die Woche, obwohl ich einiges sicher nicht weiß...

    Er ist nie strunzenvoll und sein Argumente gehen und gingen immer in die Richtung "Wieso ... ich bin doch nie besoffen ... ich bewältige meinen Alltag oft besser als du ... DU hast ein Problem mit Alkohol ... Du siehst das viel zu eng ... in meiner Kultur (Nordengland) ist das ganz normal ... balablabla".

    Wir kennen uns seit 10 Jahren und ich habe mich mit seinem Alkoholkonsum immer unwohl gefühlt und dachte "Da stimmt was nicht". Gleichzeitig habe ich meine Wahrnehmung immer wieder in Frage gestellt und mich von seiner Sichtweise, und wie er sie präsentiert hat, manipulieren lassen.

    Ich glaube es ist typisch für Co-abhängige, die eigene Position und Sichtweise nicht so gut vertreten zu können. Ich bin auch in Konflikten mit anderen immer sehr emphatisch, kann immer alle Seiten verstehen, mich in jeden einfühlen ...die Sichtweise der anderen Seite irgendwie auch nachvollziehen. Das ist zwar irgendwie auch eine toller Zug und eine Stärke, ich wäre bestimmt eine gute Mediatorin bei Konflikten von anderen.

    Im eigenen Leben kann das aber auch hinderlich sein, wenn man nicht in der Lage ist, bei sich zu bleiben und die eigene Wahrnehmung immer wieder anzweifelt und hinterfragt.

    Eine sehr schlaue Freundin hat mir deshalb die Aufgabe gegeben, für eine zeitlang zu üben, ganz auf meine Sichtweise zu bestehen und nicht davon abzuweichen. In meinen Augen betreibt mein (Ex) Partner mindestens Alkoholmissbrauch, ich fühle mich damit nicht wohl und eine Zukunftsgestaltung nach meinen Maßstäben (gesund leben, Yoga üben und unterrichten, in der Partnerschaft durch einen gemeinsamen spirituellen Weg wachsen) ist auf diese Weise nicht möglich. Übung: "Das denke und fühle ICH!!! Was er dazu meint und denkt ist egal! - Jetzt bleibe ich bei dieser Haltung für die nächsten 24 Stunden". Und dann nochmal 24 und nochmal 24 ...


  • Hallo Lealux....

    wie hat du es denn geschafft dich zu lösen, denn wahrscheinlich gab es auch bei euch gute Zeiten. Ich muss es ihm jetzt bald sagen und davor hab ich riesige angst! Komisch, aber der Gedanke "Wir sind jetzt nicht mehr zusammen" oder wir sind nun getrennt, finde ich schon trotzdem hart.

    Gerade jetzt wo er diese Woche wieder 2 bis 3 mal täglich anruft, mich fragt wie es mir geht, sich nach allen Kindern erkundigt, sehr freundlich mit mir spricht....leider rutschen da die negativen gedanken wieder weiter nach hinten also weißt du wie ich das meine? Denn er kann auch guter Papa sein, er kann sehr verantwortungsvoll und auch sehr hilfsbereit sein...aber sobald 2 oder mehr Bier drin sind, wird er zum Macho...redet oft respektlos... und wenn er dann so auf leidend macht, wenn ich sage ich möchte ausziehen, dann geht mir das trotzdem nah.. das letzte mal hat er geweint, hat mich angebettelt zu bleiben, hat 10 mal gesagt er beweist mir das usw... Ich hätte grade so gerne diese Leck mich am Arsch Einstellung gerade, die hat er ja auch so oft..

  • "hat 10 mal gesagt er beweist mir das usw..."

    Das letzte Mal hat ja gerade eine Woche gehalten, da hatte er schon wieder mittags ein "Bierchen" offen.

    Jetzt kann er beweisen, daß es schafft, Dich nüchtern zu besuchen und es längere Zeit ohne ständige Bierzufuhr auszuhalten.

  • Liebe Fabienne,

    ich habe mich noch nicht wirklich gelöst... bin zwar ausgezogen - und der Abstand Stichwort "alkoholfrei Zone" - tut echt gut.

    Aber getrennt sind wir nicht wirklich. Bin dann doch immer wieder eingeknickt und habs nicht durchgezogen.

    Als ich ihm vor fast genau einem Jahr verkündet hatte, dass ich ausziehe, war das für ihn der total Schock. Er hat selbst zugegeben, dass er dachte"Ja ja, die redet nur ... sie wird sich schon wieder einkriegen". Darauf folgte eine Phase der "weinerlichen Einsicht". Als ich weg war und er sich dann auch eine kleine eigene Wohnung gesucht hatte, machte er auf einmal jeden Tag Yoga- und Atemübungen, ging mit mir in die Paartherapie (Sein abfälliger Kommentar dazu BEVOR ich ausgezogen bin: "UND was kostet so ein unsinniger Schiedsrichter?") und trank angeblich nichts mehr. Bis ich einmal unerwartet bei ihm aufkreuzte und einige Dosen Starkbier auf seinem Wohnzimmertisch vorfand...

    In den letzten 12 Monaten schwankte er immer wieder zwischen "Ist mir doch egal was du denkst, ich mach was ich will, ich lass mich von dir nicht bevormunden" bis zu "Ich werde gesund leben, lass uns für ein paar Monate nach Teneriffa, jeden Tag Sport, regelmäßiger Tagesablauf, kein Alkohol - alles wird gut".

    Die Teneriffa-Variante hängt immer noch vor mir wie eine Karotte, der ich wie ein Häschen in Gedanken hinterherhoppel. Und ja, wir hatten nämlich auch gute Zeiten, sind viel gereist, waren so ein "Abenteurer Pärchen", haben in der Türkei an der Küste gelebt und gearbeitet u.v.m.Das möchte ich natürlich nicht verlieren, denn mit einem Partner geht ja auch immer irgendwie ein Lebensentwurf über Bord.

    Deshalb - nein - ich habe mich noch nicht gelöst. Vielleicht wird es Jahre dauern bis ich rückblickend sagen kann, dass die Trennung, die ich hoffentlich dann endgültig vollzogen habe, die richtige Entscheidung war.

    Ich denke, dass du auch noch Phasen durchlaufen wirst, in denen die Trauer um den verlorenen Lebenstraum stark hochkommt und du dich bestimmt auch noch oft fragen wirst, wie es gelaufen wäre, wenn ihr zusammen geblieben wäre. Der Schmerz und die Zweifel gehören wohl mit dazu.

  • Komisch, aber der Gedanke "Wir sind jetzt nicht mehr zusammen" oder wir sind nun getrennt, finde ich schon trotzdem hart.

    Nur so ein Gedanke: Wenn du mit dem Gedanken Schwierigkeiten hast, dann ändere ihn doch für dich ab in „Ich ziehe jetzt aus, weil ICH das hier so nicht mehr länger ertrage, ertragen kann und ertragen will.“ Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass ihr nicht mehr zusammen seid, du gehst eben nur auf den Abstand, den DU für dich brauchst.

    Gewiss gab es bei euch gute Zeiten, die gab es in meiner Familie auch. Und die sind deswegen ja auch nicht grundsätzlich weg.

    Dass er fragt, zeigt ja auch, dass ihm grundsätzlich etwas an dir liegt. Die Frage ist nur, ob sich da so, wie die Dinge im Moment nun einmal so liegen, ernsthaft etwas ändern kann.

    Ich selbst kenne die Krankheit nicht nur durch meinen Vater, sondern auch von Innen. Sich daraus zu lösen, ist grundsätzlich möglich, aber dafür muss die entsprechende Einsicht vorhanden sein und der unbedingte Wille, sein Leben ändern zu wollen. Fraglich und völlig offen ist, ob er dazu unter den gegebenen Umständen überhaupt in der Lage ist. Das Versprechen, an das Hanseat dich erinnert, spricht Bände.

    Was du mit dem Auszug gewinnen kannst, ist der nötige Abstand, den du vermutlich für dich brauchst. Ob er‘s tatsächlich schafft, etwas zu ändern, wirst du mit mehr Ruhe beobachten und abwarten können.

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