Hallo ihr Lieben,
nach fast einem Jahr lesen hier im Forum habe ich nun endlich beschlossen mich hier anzumelden. Mein Vater ist alkoholabhängig, wahrscheinlich schon seit ich denken kann. Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt und lebe schon seit gut 11 Jahren nicht mehr zu Hause. Ich bin verheiratet und habe seit kurzem einen Hund. Den Hund meiner Eltern, weil sich mein Vater um das arme Tier nicht mehr richtig kümmern kann und meine Mama überfordert damit ist. Außerdem liebe ich den kleinen Stinker und wir sind sehr glücklich, dass es bei uns ein gutes zu Hause gefunden hat. Ein paar Infos zu meiner Situation und Motivation:
Es war schon immer so ein merkwürdiges Gefühl da, dass irgendwas mit der Beziehung meines Vaters zum Alkohol nicht stimmt, aber Alkoholiker?, nein die sehen doch ganz anders aus und gehen nicht normal arbeiten…..funktionieren eben nicht. Wenig wusste ich vom funktionierenden Alkoholiker. Nun hat er in den letzten Jahren stark abgebaut, aber es direkt mit dem Alk zu verknüpfen hat niemand so richtig in unserer Familie. Wahrscheinlich war es zu schmerzhaft und es ging ja noch halbwegs. Man konnte es verdrängen. Vor gut einem Jahr hat es dann angefangen mit dem starken Schwindel, den dicken Beinen, den Stürzen, den Gedächtnisaussetzern, den unausstehlichen Launen etc……sodass es langsam schwer zu leugnen war, dass etwas nicht stimmt. Seitdem ist viel passiert. Viele Krankenhausaufenthalte meines Vaters. Viel Lesen hier im Forum. Viel schmerzhafte Entscheidungen und Gespräche mit meinem Vater aber auch meiner Mutter. Ich bin sehr stolz darauf, was ich im letzten Jahr geschafft habe und will diesen Weg gerne weitergehen.
Genau da setzt jetzt meine Absicht an, mich hier anzumelden. Die vermeintlich größeren Baustellen sind geschafft. Meine Mama ist ausgezogen, hat ein neues Heim. Nach langem Drängen hat sie endlich eine Therapie begonnen und ich muss dafür nicht mehr herhalten. Ich habe nachdem drei ernsthafte Gespräche mit meinem Vater nichts gefruchtet haben, erstmal den Kontakt auf Eis gelegt. Aber jetzt fühlt es sich irgendwie für mich gefährlich an, da nichts mehr ansteht, keine Bewegung mehr da ist, außer sich mit der Situation zu arrangieren. Ich fange mehr und mehr an, an meinen Entscheidungen zu zweifeln und fühle mich sehr einsam mit meinen Erlebnissen. Ich habe zwar eine große Schwester, aber die lebt weiter weg und hatte schon immer eine andere Ansicht der Dinge und eine ganz andere Art damit umzugehen. Sie hat schon früh angefangen sich aus Trotz von meinen Eltern zu distanzieren, um sich selbst zu schützen. Das finde ich sehr bewundernswert. So bin ich aber nicht. Jetzt würde ich gerne für mich einen guten Umgang mit der Situation finden, bzw. mich darauf vorbereiten, dass die Abwärtsspirale meines Vaters gerade voll am laufen ist und er wahrscheinlich bald sterben wird. Sich komplett von seinem Vater zu distanzieren fühlt sich so wahnsinnig schmerzhaft an, aber ich will nicht mit ihm untergehen. Ich habe außerdem im letzten Jahr gemerkt, dass da nicht mehr viel von meinem Papa übrig ist. Ich liebe meinen Papa, aber nicht die leere Hülle die vor mir sitzt, sondern den Papa aus meiner Erinnerung.