Borussia - Lebst du schon oder trinkst du noch?

  • Seit Tagen triggert mich aber der Gedanke an meinen anstehenden Geburtstag am Freitag. Ich verspüre seit klein auf Abneigung gegen meine Geburtstage. Das liegt an meinen Eltern, die mich Jahr für Jahr wie ein Ausstellungsstück präsentierten und immer das gleiche Theaterstück aufführten. Ich nenne es liebevoll "Das Spiel der heilen Welt".

    Menschen, die ihre Kinder als ihren eigenen Status inszenieren, rauben einem die Kindheit. Meine Eltern ließen mich emotional verhungern.

    Ich hätte es nicht schöner formulieren können. Meine Eltern haben immer noch nicht gerafft, dass ich Alkoholiker bin und beschuldigen meine Frau, dass sie mit "diesem Quatsch" angefangen hat. Passt scheinbat nicht in die heile Welt, dass der Sohn stärker ist als der Weingeist.

    Achso, ich habe am 1.1. Geburtstag... Silvester... saufen... geil.

    Jetzt wo die Pandemie vorbei ist und es kein Böllerverbot mehr geben wird, werden wir uns zum Jahreswechsel einfach eine kleine Hütte auf dem Land mieten. Die Hunde finden das bestimmt auch gut. Es ist mein Geburtstag und ich weis von Harald Juhnke, dass zu Silvester die Amateure saufen. Zu denen gehöre ich nicht mehr.

  • Dieses Jahr kann ich mich zum ersten Mal zu 100% daran erinnern, was ich an meinem Geburtstag getan habe und es war auch der erste Geburtstag überhaupt, nach ca. 15 Jahren, den ich ohne einen einzigen Tropfen Alkohol verbracht habe. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet.

    Sonst verliefen meine Geburtstage immer so: Ich habe im Nachtleben Gesellschaft gesucht und gefunden, und habe mich mit fremden Leuten vollaufen lassen- denen war es schließlich egal, ob mein Trinkverhalten fraglich war oder ich deutlich mehr brauchte, um einen gewissen Pegel zu erreichen.

    Ich hätte das ganze Geld auch einfach verbrennen können. Und allein fühlte ich mich trotzdem.

    Diesmal habe ich mich von meiner eigenen Familie abgeschottet und mich nur mit einer handvoll Menschen umgeben, die mir gut tun. Nach einem vollgepackten Tag mit Sport, AA-Meeting, Omas Baum besucht (und einmal kurz verlaufen) und einem abschließenden schönen Date (wo ich mich zugegebenermaßen, nach meiner langen Ehe, wie bei meinem 1. gefühlt habe) kann ich sagen: Das war mit einer der schönsten Geburtstage in meinem ganzen Leben.

    An meinen nächsten Burzeltagen, die ich hoffentlich erlebe, werde ich in Zukunft auch das Glas stehen lassen.


    PS: Ich hatte ganz vergessen, wie viel Endorphin beim Sex ausgeschüttet wird! :mrgreen:

  • Das war mit einer der schönsten Geburtstage in meinem ganzen Leben.

    Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag, mögen deine Wünsche und Träume in Erfüllung gehen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich bin nun fast in der 6. trockenen Woche angekommen und der Alltag hat mich wieder fest im Griff.

    Wie bereits erwähnt, gehe ich mindestens 1x die Woche in ein AA-Meeting und wenn ich kann auch öfters.

    edit, bitte hier ins Forum keine Interna aus anderen Selbsthilfegruppen, danke, Linde

    Aber das sollte gar nicht Thema meines Beitrages sein.

    Zum Alltag zurück: Das Einkaufen von Lebensmitteln versetzt mich immer noch in Stress, aber ich entwickle gerade eine Strategie für mich, wie ich da Routine und Fokus reinbekomme. Demnächst werde ich es mit Musik auf den Ohren versuchen, so wie es meine Frau immer machte wenn sie "nur bummeln und gucken" wollte. Das wurde aber immer teuer, sage ich euch!

    Gestern und auch die Male davor, habe ich mir die Inhaltsstoffe der verschiedensten Produkte angeschaut und war erschrocken, wo überall Alkohol drin ist. Heute koche ich für jemand anderes und habe dafür einen guten "Ersatz" für Rotwein gefunden. Ich nahm Traubensaft und fügte ein wenig Balsamicoessig hinzu. So erhählt man die Süße und gleichzeitig die Säure eines Rotweins in einer Sauce, ohne den Geschmack selber zu imitieren.

    Es macht mir Spaß, zu experimentieren und wieder zu kochen, mir bewusst Zeit dafür zu nehmen, trotz des stressigen Schichtdienstes. Jahrelang habe ich meinem Körper nur Gift zugefügt und Kalorien in Form von Spirituosen zu mir genommen, sowie das Hobby Kochen vernachlässigt. Ich trank hochprozentiges aus der Flasche, was mir längst nicht mehr schmeckte. Aber es erfüllte schließlich schnell seinen Zweck.

    Dabei habe ich das immer gerne gehabt- laut die Musik aufdrehen und die Küche wie ein lecker duftendes Schlachtfeld hinterlassen.

    Ein Wahnsinn, was man durch das Trinken an Lebensqualität verliert.

    Ich für meinen Teil möchte meinen Geschmackssinn wieder zurückgewinnen und auch anderen eine Freude mit meiner Kochkunst machen.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende und viele gute Mahlzeiten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Linde66 (12. Juni 2022 um 09:25) aus folgendem Grund: Bitte keine Interna aus anderen Selbsthilfegruppen hier ins Forum schreiben.

  • Hallo Borussia,

    wie gehts dir mit der Essenszubereitung? Hat das was bei dir ausgelöst?

    Zitat

    Heute koche ich für jemand anderes und habe dafür einen guten "Ersatz" für Rotwein gefunden. Ich nahm Traubensaft und fügte ein wenig Balsamicoessig hinzu. So erhählt man die Süße und gleichzeitig die Säure eines Rotweins in einer Sauce, ohne den Geschmack selber zu imitieren.

    Der Satz ist mir aufgefallen. Du bereitest ein Gericht zu, das "eigentlich" mit Rotweinsoße gekocht wird.

    Es sieht so ähnlich aus, es schmeckt im Ergebnis so ähnlich.

    Macht das etwas mit deinem Suchtgedächtnis?


    Bitte versuche dich gerade jetzt am Anfang der Trockenheit auf die Stabilisierung deiner Trockenheit zu fokussieren und nicht darauf, welche SHG wie arbeitet. Es ist gut, wenn du dir jegliche Hilfe suchst, die dir dabei hilft, aber das Vergleichen bringt nichts. Nimm von jeder Gruppe das, was dir hilft.

    Und wie in jeder SHG, egal ob online oder real gilt: Was im Raum gesagt worden ist bleibt im Raum. Von daher schreibe bitte nicht so ausführlich über deine Gruppenstunden. Es ist kein Problem hier im Forum die diversen realen Gruppen zu benennen die es gibt, aber bitte keine Interna und keine Vergleiche.

    Der Fokus des Erfahrungsaustausches hier sollte auf der eigenen Trockenheitsarbeit liegen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich weiß, worauf du hinaus willst, Linde. Es regt in meinem Suchtgedächtnis nichts an. Hätte es das getan, wüsste ich es für das nächste Mal besser. Es ging mir nicht um das Imitieren des Geschmackes, sondern um die Eigenschaften die der Rotwein mit sich bringen würde.

    Ich teile lediglich meine Erfahrungen und es war in keinster Weise ein Versuch, das eine besser oder schlechter darstellen zu lassen.

    Aber was bringt es mir, einen Beitrag zu teilen, der später sowieso bearbeitet wird? Der Teil, den du editiert hast, beinhaltete mehr als nur oberflächliche Inhalte meiner realen SHG, zumal ich weder Namen noch sonstiges erwähnt habe.

    Die Änderungen in meinem Beitrag kann ich in diesem Falle nicht nachvollziehen. Erkläre es mir gerne nochmal. Das ist nicht Sinn der Sache und so macht es mir auch keinen Spaß.

    2 Mal editiert, zuletzt von Borussia (12. Juni 2022 um 11:43) aus folgendem Grund: Erklärung Rotwein

  • Ich hatte den Beitrag vor der Zensur gelesen und dabei nicht den Eindruck, dass da etwas als besser oder schlechter dargestellt wurde. Und selbst wenn …. es sind die Gedanken von Borussia. Auch konnte ich keine persönlichen Dinge, die in der realen SHG besprochen wurden, herauslesen.

    Darf oder soll man seine Gedanken hier lassen oder doch lieber im stillen Kämmerlein(?).

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo zusammen,

    erstmal sind wir hier eine eigenständige Online-SHG bei denen sich User anmelden, die eben keine reale Selbsthilfegruppe, aus den verschiedensten Gründen auch immer , für sich in Anspruch nehmen wollen.

    Deswegen haben wir hier auch bestimmte Regeln und die können gerne hier nachgelesen werden .

    https://alkoholiker-forum.de/faq/#entry-3

    Wir wollen hier, aus jahrelangen Erfahrungswerte, keine Vergleiche oder Unterschiede von den verschiedenen Selbsthilfegruppen diskutieren. Es fühlt sich immer jemand damit auf den Schlips getreten. Jeder kann sich da sein eigenes Bild machen.

    Wenn es dir hilft Borussia, ist das doch eine tolle Sache. Andere sind da eben anderer Meinung.

    Ich bitte das zu respektieren.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Mir sind die Regeln bekannt.

    Dann werde ich in Zukunft nicht mehr über meine Erfahrungen in meiner SHG berichten- wovon andere profitieren würden- und mich auch sonst zurückhalten müssen. Das ist bedauerlich.

  • Ich finde es sehr schade in welche Richtung sich der Thread entwickelt. Jeder sollte doch dankbar sein, hier schreiben zu können und da gehört eben auch Respekt vor anderen Usern und vor den Regeln des Forums dazu.

    Auch ich finde es gut, wenn alle Hilfen in Anspruch genommen werden, die helfen. Ein kurzes Erwähnen der SHG ohne weitere Details hätte aus meiner Sicht auch gereicht.

  • Dann werde ich in Zukunft nicht mehr über meine Erfahrungen in meiner SHG berichten-

    Auch wenn ich deine Motivation verstehen kann. Danke für dein Verständnis.

    Nun zum Thema zurück. Balsamico Essig enthält im geringen Maßen Alkohol. Ich hatte ganz am Anfang meiner Zeit, Tomaten Mozzarella mit dem Essig versucht und das Suchtgedächtnis hat angeschlagen.

    Nun ist es wie bei vielen Lebensmittel, die Alkohol enthalten problematisch. Senf, Ketchup oder Barbecue Soße . Der eine kann es abhaben, die andere nicht. Der Gradmesser war bei mir "was geschmacklich an Alkohol erinnert , einfach weglassen.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich habe schon mehrfach bei Fertigsoßen und Desserts schlechte Erfahrung gemacht, teils war es eben ein alkoholartiger Geschmack ohne dass wirklich was drin war. Eine Praline hatte ich wegen Rumaroma direkt in die Tonne gespuckt. Bin da vielleicht etwas empfindlich.

  • Hallo Borussia,

    darf ich fragen, was dich beim Einkaufen so stresst?

    Ist es das Vorbeieilen an den Alkoholika, die Kontrolle der Inhaltsstoffe der Lebensmittel oder der Inhalt der Einkaufskörbe der Anderen?

  • Ich denke mir jetzt einfach Mal meinen Teil. Ich habe schließlich das Recht zu schweigen.

    Bei mir schlägt bei Balsamicoessig gar nichts an, sowie auch bei vielen anderen Lebensmitteln, die in geringen Mengen Alkohol enthalten. Das bedeutet nicht, dass ich diese fahrlässig konsumiere oder nicht darauf achte. Dass ich bsp. in eine Schwarzwälderkirschtorte kein Kirschwasser reinschütte oder die ganze Ampulle Rumaroma, sollte klar sein.

    Zudem hat man nie eine 100%ige Gewissheit. Es herrscht eine Kennzeichnungspflicht, die lückenhaft ist. Wird beispielsweise ein Aroma in Alkohol gelöst, so muss dies nicht angegeben werden.

    Sehr reife Bananen widerum enthalten bis zu 0,6 vol.% Alkohol- aber wer verzehrt schon gerne überreife Bananen.

    Die Trigger sind so unterschiedlich wie die Menschen selber.

    Ich kenne einige (u.a. auch) Langzeittrockene, die alkoholfreie (0.0%.) Biere zu sich nehmen können. Soll keine Verführung dazu sein.

    Es ist die Gesamtsituation und die Menschen an sich, achelias ,sowie auch ein wenig die Kontrolle der Inhaltsstoffe. Ich empfinde es als aufwendig, aber notwendig.

  • Hallo,

    Bei mir schlägt bei Balsamico, Senf, Ketchup etc. auch nicht mein Suchtgedächtnis an, da passiert nix.

    Wäre auch schade, denn ne Bratwurst ohne Senf is mir nix. Wäre es anders, würde ich sowas natürlich nicht zu mir nehmen.

    Das muss jeder selbst ausprobieren, es gibt offensichtlich höchst unterschiedliche Reaktionen.

    Auch habe ich zwei, drei Rezepte, wo Wein verwendet wird, den ersetze ich durch hellen Traubensaft. Ich habe diese Gerichte allerdings auch früher nicht mit Wein gekocht, weil ich da diese Rezepte noch gar nicht hatte, wüsste also nicht mal, wie es mit Wein schmecken würde.

    Ich kann allerdings keinen Kirschsaft und O-Saft trinken, denn ich habe früher Kirschwein und Wodka-O gesoffen.

    Bei mir springt dann aber nicht das Suchtgedächtnis an in der Art, das ich dann Kirschwein oder Wodka O trinken wollte, ich bekomme dann ein Ekelgefühl. Mir ist sogar mal speiübel geworden, als ich Glühwein nur von weitem roch.

    Da ich das weiß, halte ich mich davon fern und gut isses.

    LG Sunshine

  • Die Trigger sind so unterschiedlich wie die Menschen selber.

    Das stimmt.

    Ich beispielsweise kontrolliere weder die Inhaltsstoffe der Lebensmittel, jedenfalls nicht auf eventuelle alkoholische Zusatzstoffe, noch mache ich mir Gedanken darüber.

    Für viele vielleicht grob fahrlässig. So hat jeder seine Bewältigungsstrategien, ich weigere mich einfach, mich unnötig unter Stress zu setzen und überall Gefahren zu sehen. Das kann man halten wie man will, ich propagiere es auch nicht.

    Mir ist es wichtig, daß mein Haushalt alkoholfrei ist und ich.

    Die Macht der Gedanken ist mir duchaus bewußt, in beide Richtungen.

  • Eben drum. Bei vielen Saucen/Gerichten, in denen man Wein verwendet, geht es nicht Mal um den Alkohol an sich der eine Wirkung auf den Geschmack hat. Manchmal profitiert man von der Süße (bsp. bei Wildgerichten), manchmal fügt man einen Schuss Rotwein hinzu um eine kräftigere Farbe zu erhalten (lässt sich z.B. durch das Anrösten von Tomatenmark ersetzen).

    Würde ich jedes Mal beim Kochen darüber nachdenken, wo überall Alkohol reinkommen oder in minimalem Anteil vorhanden sein könnte, würde es keinen Spaß mehr machen und ich würde mir unnötig den Kopf zerbrechen.

    Wenn ich eine fleischlose Alternative für einen Freund zubereite, mache ich ihn auch nicht an, warum er das denn bräuchte, obwohl er kein Fleisch isst. Isst er aus Versehen ein Produkt mit bsp. Gelatine und erfährt es später, kippt er auch nicht aus den Latschen.

    Ein besseres Beispiel fällt mir gerade nicht ein, Verzeihung.

    Manchmal ist Unwissenheit im gewissen Maße auch ein Segen.

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