Vorstellung: Anna (die heute Nacht ihren alkoholkranken Mann vor die Tür gesetzt hat)

  • Saphira, natürlich muß der Mann es aus eigenem Antrieb wollen. Nur Druck von außen, Haus, Beruf, Geld, Ehefrau, das reicht aller Erfahrung nach nicht, solange die innere Einstellung nicht stimmt. Dennoch finde ich die Vorstellung besser, daß da mal ein Profi vorbeiguckt, statt daß die Ehefrau es macht.

    Anna Eigentlich kannst Du Dich im Moment auf gar nichts verlassen. An Deiner Stelle würde ich mich jetzt darauf konzentrieren, mich selbst zu schützen.

    EDIT: Ich hab mal ein paar Worte gelöscht, weil sie vielleicht nicht ganz angemessen waren.

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat (27. November 2022 um 13:56)

  • Allerdings bin ich gerade drauf und dran, ihn zu kontaktieren ......

    Typisches Co Verhalten.

    Willst du den Status Quo? Dann mach weiter, wie bisher, nichts wird sich ändern. Pardon: Es wird weiter abwärts gehen...

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Guten Abend liebe Community,

    vielen Dank für Eure ganzen Beiträge, da waren einige Sichtweisen dabei, an die ich bisher gar nicht gedacht hatte.

    Die Idee den Therapeuten einzubinden ist klasse, das habe ich direkt umgesetzt. Soll der doch schauen, ob er was machen kann oder muss.

    Der Punkt mit dem Entziehen der Unterstützungen an ihn ... nun ja, das mache ich seit einiger Zeit bereits. Konkret ergreife ich möglichst nur noch dann die Initiative, wenn ich vom Resultat direkt betroffen bin. Dinge, mit denen er sich nur selbst schadet, lasse ich im Grunde einfach geschehen, aber es ist echt schwer und gelingt mir auch nicht immer.

    Vielen Dank auch für die Erfahrungsberichte von Euch allen, es hilft schon ungemein zu wissen, dass man nicht alleine ist.

    Was ich mir im Moment noch sehr schwer vorstellen kann ist, ihn jetzt völlig alleine zu lassen. Klar, eine gewisse Zeit kann ich mit Sicherheit die Füße einigermaßen still halten, aber in Gedanken bin ich eben doch irgendwie immer an der Sache dran. Es ist schwer, einen geliebten Menschen loszulassen, für eine unbestimmte Zeit oder auch für immer.

    Was mir noch nicht so ganz klargeworden ist, das ist die Frage, wie man denn im Idealfall reagieren würde. Ich habe jetzt hier sowie im Internet viel darüber gelesen was man nicht tun sollte, das es Co-abhängig wäre. Aber wie könnte man denn in der Situation aktiv werden, helfen, eben gerade ohne Co-abhängig zu sein?

    LG und einen schönen Abend

  • Die größte Hilfe für deinen Partner und für Dich ist, wenn Du Dich um Dich selbst kümmerst. Ihm kannst Du nicht helfen. Er muss sich da ganz alleine rausholen - wenn er will. Aber Du kannst versuchen herauszufinden, warum du in einer für Dich nicht befriedigenden Beziehung ausharrst und warum, er Dir so schwer fällt loszulassen. Es gibt kein „im Idealfall reagieren“. Aber jeder hat seine eigenen Gründe zu handeln. Es ist gut sich damit auseinanderzusetzen und zu versuchen, sich besser zu verstehen. Und sich zu fragen, lebe ich das Leben, das ich mir für mich gewünscht habe …

  • Nein, darauf bin ich mit Sicherheit nicht stolz. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen, war tief verletzt, ratlos, verzweifelt.

    ganz ehrlich- Du kannst VERDAMMT stolz auf dich sein. Selbst ich als Leserin bin es!

    Du hast das einzig richtige getan!

    Nicht nur dass dieser Therapeut ja der absolute Trottel zu sein scheint- er zwingt dich in die Co-Abhängigkeit. Und dein Mann kann es sich da dann umso gemütlicher machen.

    Deine Entscheidung war die einzig richtige, zweifle da bloß nicht dran.

    Bzgl Eurer Zusagen der Vorweihnachtszeit: höre auf, ihn zu schützen! Er ist erwachsen und er wählt seinen Weg selbst. Wenn du ohne ihn hingehst, sage das, was du sagen willst- andersherum auch.

    Auch bzgl seines Jobs: du wirst das nicht für ihn managen können. Selbst wenn er ihn antritt ist es gut möglich, dass der Alkoholkonsum dazu führt, dass er den Job gleich wieder verliert.

    Schütze DICH und mache einen Plan, wie du da heil raus kommst.

  • Aber wie könnte man denn in der Situation aktiv werden, helfen, eben gerade ohne Co-abhängig zu sein?

    Indem du nicht hilfst.

    Es gibt jetzt gerade nur einen Menschen, dem du aktiv helfen kannst und solltest. Und das bist du selber.

    Deinem partner hilfst du tatsächlich am besten, wenn du jegliche hilfe sein lässt.

    Es ist seine Entscheidung entweder weiter zu trinken oder die Kehrtwende einzulegen und sich aktiv um seine Sucht zu kümmern.

    Bei ersterem kannst du dir sicher sein, dass er dich mit in den Abgrund reißen wird.

    Vor allem psychisch.

    du kannst sehr stolz auf deine Handlung sein. Auch wenn es in dem Moment für dich eine kurzschlussreaktion war, ist es genau das, was absolut richtig ist um dich selber zu schützen.

    Ich wünsche dir, dass du auf diesem Weg bleibst.

    Wenn du ihn jetzt kontaktierst, wird es genauso weitergehen bzw es wird eher noch schlimmer.

    Schütze dich selber. Das sollte deine oberste Priorität sein.

  • Hallo nochmal,

    vielen Dank für die einfühlsamen Worte, das gibt gerade wirklich viel Kraft!

    Bezüglich des Um-Mich-Selbst-Kümmerns und der Frage, warum ich weiterhin in der Beziehung ausharre, nun ja, das ist denkbar einfach beantwortet:

    Mich um mich selbst zu kümmern ist in der Tat nicht meine Stärke, allerdings unabhängig von meinem Mann. Den schwarzen Peter würde ich liebend gerne jemandem zuschieben ^^, aber dafür kann ich ihm nicht die Schuld geben. Wer seine Bedürfnisse selbst nicht ernst nimmt kann nur schwer verlangen, dass andere es tun.

    Was das "Verharren" in der Beziehung angeht: Es ist eben so, dass die Suchtproblematik in der bisherigen Beziehung nur ein sehr kleiner Teil war. Genau genommen war sie jahrelang gar kein Thema, dann die letzten Monate zunehmend vorhanden und die letzten 4 Wochen problematisch und sehr belastend.

    Im Grundsatz schließe ich die Trennung in einer toxischen Beziehung nicht aus, gerade dann, wenn eine Besserung eher unrealistisch erscheint. Dass wir ein Problem haben, welches mit Bordmitteln nicht gestemmt werden kann, ist allerdings erst seit eben diesen 4 Wochen anzunehmen und genau genommen seit gestern erst klar. Wie es weitergeht, steht noch völlig in den Sternen.

    Mir geht es insbesondere seit gestern wirklich schlecht damit, aber bei jahrelanger konstanter Trockenheit käme mir eine (ja fast schon präventive) Trennung nach einem Rückfall als nicht angemessen vor. Er hat seinen Warnschuss bekommen, gestern wurde aus der Verwarnung dann die rote Karte und ob er in der Zukunft wieder spielen darf, das werden wir sehen.

    Schade, dass es kein Best-Practice-Beispiel gibt, an das man sich halten kann, es wäre auch zu schön um wahr zu sein.

    LG

  • nee, leider gibt es das nicht. Mein Mann ist seit meinem Rausschmiss vor über zwei Jahren trocken- das hat er völlig allein gemacht, er hat mir sogar untersagt, zu helfen.

    Bei anderen hat das nichts gebracht. Ich habe allerdings länger zugesehen als du.

    Es ist mMn auch egal, wie lange jemand schon trocken ist- Heilung gibt es nicht. Also achte ich weiter auf mich und darauf im Fall der Fälle unabhängig zu sein. Da ich einen guten Job habe, geht das auch, da fühle ich mich privilegiert- viele Frauen haben diese Freiheit nicht, was es natürlich schwerer macht, die Türe zu schließen.

    Mit dem Rausschmiss hast du einen wichtigen Schritt für DICH getan. Bleibe jetzt bei Dir, was kannst Du für DICH tun, damit es Dir weiterhin gut geht.

    Das sollte die Frage sein, mit der du dich jetzt beschäftigst.

  • Es ist eben so, dass die Suchtproblematik in der bisherigen Beziehung nur ein sehr kleiner Teil war. Genau genommen war sie jahrelang gar kein Thema, dann die letzten Monate zunehmend vorhanden und die letzten 4 Wochen problematisch und sehr belastend.

    Da siehst du, dass es schlimmer wird. Und da ist noch sehr viel luft nach unten vorhanden.

    Mich um mich selbst zu kümmern ist in der Tat nicht meine Stärke, allerdings unabhängig von meinem Mann.

    Vielleicht versuchst du die energie, die du gerne in deinen mann stecken würdest, lieber in dich steckst und dafür sorgst, dass du zukünftig besser um dich selber kümmern kannst.

    Co-abhängigkeit ist genauso eine Sucht, wie sie der alkoholiker auch hat und bedarf ebenfalls Arbeit an sich selber.

  • Puh, das ist ja ganz schön heftig bei dir.

    Wie lange kennst du ihn denn schon und wie lange war er nach seinen mehrfachen Klinikaufenthalten denn trocken?

    Mich irritiert irgendwie, dass er mehrfach in einer Klinik war und trotzdem seit Juni meinte, er könnte kontrolliert trinken?

  • Was ich mir im Moment noch sehr schwer vorstellen kann ist, ihn jetzt völlig alleine zu lassen. Klar, eine gewisse Zeit kann ich mit Sicherheit die Füße einigermaßen still halten, aber in Gedanken bin ich eben doch irgendwie immer an der Sache dran. Es ist schwer, einen geliebten Menschen loszulassen, für eine unbestimmte Zeit oder auch für immer.

    Hallo Anna,

    ich kann dich hier gut verstehen. Es ist so unglaublich schwer die endgültige Entscheidung zu treffen mit dem Wissen das der andere eventuell wirklich seinen Weg nicht findet.

    Aber es hat sich eben auch gezeigt und das erkennst du ja wenn du hier ein wenig liest, das der Partner eben nichts ausrichten kann. Nur der alkoholkranke selbst kann das. Solange du ihn unterstützt in welcher Art auch immer wird er mit großer Wahrscheinlichkeit weitermachen.

    Aus meiner heutigen Sicht kann ich dir nur raten nicht zu lange zu warten. Eine jahrelange Co-Abhängigkeit hinterlässt tiefe Spuren.

    LG

  • Hallo Ihr Lieben,

    er war insgesamt 3 Jahre trocken und die Idee mit dem kontrollierten Trinken kam bereits vor einiger Zeit von seinem Therapeuten. Diesen habe ich jetzt ja mit eingebunden und ich sage es mal so: ich glaube er hat seine Meinung jetzt auch geändert ^^

    Ich wurde zwischenzeitlich von meinem Mann informiert, dass er gerade an einer Lösung arbeitet, sprich, sich überlegt, wie genau es jetzt weitergehen soll.

    LG

  • Liebe Anna84 , ich möchte dich nicht entmutigen aber bei mir klingeln gerade die Alarmglocken - „an Lösungen“, „ neuen Wegen“ etcpp. arbeiten war im Fall meines Ex-Freundes mehr Theorie als Praxis. Weil ich so gehofft habe, war ich dafür extrem empfänglich … und bin richtig auf die Nase gefallen. Was zählt sind Taten über die lange Strecke. Lass dich nicht einwickeln.

    Einmal editiert, zuletzt von Lanananana (28. November 2022 um 19:16) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Hallo Anna,

    da gibt es doch eigentlich nur einen (bekannten) Weg, zum Arzt gehen und entgiften und dann durchhalten bis zur Stabilität, ggf. beten.

    Und (!) den Therapeuten auf den Mond schiessen.

    Hallo Achelias,

    war das dein Weg? durchhalten und beten?

    Ich frag nur, weil du so gut wie nie bei dir im Thread schreibst, sondern hauptsächlich im Angehörigenbereich Ratschläge gibst.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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