Eisregen - Ist er Alkoholiker?!

  • Hallo zusammen,

    Ich habe hier schon viel mitgelesen. Mich aber noch nicht getraut vorher selbst etwas zu schreiben.

    Ich bin 38 Jahre alt und mit meinem Mann 8 Jahre verheiratet, zusammen seit 18 jahren. Wir haben eine gemeinsame Tochter (8J).

    Getrunken hat er immer schon gerne aber damals noch viel weniger. Mit den Jahren ist es immer mehr geworden. Wir haben regelmäßig deswegen Streit. Er sieht es nicht ein das es viel zu viel ist. Jedenfalls denke ich das. Aber er meint ja immer er hätte kein Problem, würde sich sein „Feierabend-Bier“ nicht nehmen lassen. Wird laut wenn ich wieder etwas zu dem Thema sage. Es ist auch oft schon eskaliert und er schreit dann rum. Die letzten Jahre sind so viele Dinge passiert , wo ich mir denke : das kann doch alles nicht normal sein und ich habe Angst das meine Tochter das immer mehr mitbekommt.

    Er trinkt jeden Abend (außer mittlerweile sonntags) weil ich lange genug Stress gemacht habe… seine mindestens 3-4 0,5 Liter Bierflaschen. Es können aber auch schonmal 5 oder 6 sein und am Wochenende gerne mal mehr. Er funktioniert damit und steht morgens auf als hätte er nichts getrunken und geht zur Arbeit und zu Terminen. Aber das ist doch trotzdem nicht normal ?! Immer wieder gibt er mir das Gefühl ich würde völlig übertreiben und seit Jahren zweifle ich an mir selbst ob es wirklich so schlimm ist oder ich es einfach „zu“ eng sehe.

    Wenn wir im Sommerurlaub sind trinkt fängt er mittags an mit dem ersten Bier und abends merkt man es ihm auch deutlich an.

    Im Sommer wenn wir öfter im Garten sind und grillen fängt er dann nachmittags an. Draußen sitzen oder grillen ohne Bier hat es praktisch noch nie gegeben. Mittlerweile versteckt er teilweise Flaschen und es wird teilweise sogar heimlich getrunken. Aber sicher nicht weil er weiß das es zu viel ist, sondern nur um keinen Streit deswegen mit mir zu haben.

    Seit Jahren denke ich immer wieder an Trennung und fühle mich völlig hilflos und es gibt so eigentlich keine Zukunft für uns. Ich arbeite halbtags um Zeit für unsere Tochter zu haben und mach mir so Gedanken ob ich es alleine mit ihr schaffen kann. Mit Wohnung , Miete und allem was so dazu kommt 😔 Auto ist auch teuer.

    Ich weine viel und denke immer wieder vielleicht ist es ja doch gar nicht so schlimm und dann versuche ich es zu ignorieren

    So gut es geht…. Und paar wochen später denke ich wieder nur darüber mach das ich das alles nicht mehr kann!

    Ist er Alkoholiker!? Oder steigere ich mich vielleicht einfach zu viel rein ?! :cry:

  • Hallo Eisregen,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider bist Du mit Deinem Problem nicht allein. Und es ist so, dass der Alkoholkonsum

    im Laufe der Jahre immer mehr ansteigt.

    Im Grunde kannst nur Du Dein Leben ändern. Denn Dein Mann will weitertrinken und sieht

    darin gar kein Problem. Gesund ist diese Menge an Alkohol sicherlich nicht.

    Möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den entsprechenden

    Bereich verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Eisregen,

    Ich denke du hast das schon gut erfasst und kannst deinem Gefühl vertrauen. Das Schlimmste ist, dass einem immer eingeredet wird man übertreibe. Und das möchte man dann auch gerne glauben, denn die Konsequenz die es nach sich zieht wenn man richtig läge, wäre sich und das Kind da raus zu bringen. Und das ist erstmal ein großer Berg. Und im Grunde will man ja nur eine funktionierende, harmonische Familie. Es ist aber nicht deine Schuld, dass diese Familie nicht harmonisch ist. Und auch nicht deine Schuld, dass er zu viel trinkt. Im Grunde liegt man in einer Beziehung mit einem Menschen, der Alkoholprobleme hat immer auf der Lauer. Man scannt ständig das Verhalten des Anderen und fragt sich "lallt er/sie?" "Ist das eine normale Antwort?" "Eigentlich war es doch heute ein normaler Tag....oder?" Und genau das haben Familien ohne Alkoholbelastung nicht. Und das zermürbt.

    Es ist ein Prozess, sich innerlich so weit zu lösen, dass man wirklich ausziehen möchte. Ich bräuchte auch mehrere Anläufe und ein Schlüsselerlebnis bis ich es durchgezogen habe. Aber dann ging es. Meine Tochter war da auch 8, knapp 9 und mein Sohn 3. Ich hatte wahnsinnige Angst und Sorgen und mir tat es so leid die Kinder aus ihrem "schönen" Zuhause zu reißen. Wenn ich damals gewusst hätte wie schlimm es noch wurde mit ihm, hätte ich dieses Bauchweh nicht gehabt. Ich bin froh, dass die Kinder ihren Vater in seiner schlimmsten Zeit nicht mehr gesehen haben. Und er war es auch, wenn noch ein klarer Gedanke bei ihm durchkam. Du wirst das Richtige tun. Der Mutterinstinkt sagt irgendwann bis hierher und nicht weiter. Und auch diese schlimme Zeit wird vorübergehen. Ich drück dich.

  • Liebe Eisregen willkommen.

    Du liegst mit deinem Gefühl richtig, dass es nicht normal ist.

    Ich hab das gerade auch durch. Ziemlich ähnlich, wie es bei Euch läuft. Tgl 3-4 0,5er oder mehr. Wochenende Totalabstürze. Keine Feier ohne…Nur alkoholfreie Tage um sich mal zu regenerieren. Das macht er nicht für dich! Sorry, leider wahr.

    Schau hin und erkenne, was du für dich und deine Kleine willst. Nimm dir Zeit, lies dich hier ein. Es wird dir einiges klar.

    Ich wünsch dir viel Kraft für die kommende Zeit, denn du hast den ersten Schritt gemacht. Du öffnest dich hier. Und damit hast du für dich einen Stein ins Rollen gebracht.

    Wir sind hier und hören zu und einige können dir unheimlich wertvolle Worte dalassen!

  • Vielen lieben Dank für deinen Kommentar , liebe Nova.

    Ja ich bin endlich bereit darüber zu reden und anzuerkennen das etwas nicht normal läuft bei uns! Ich freue mich wirklich sehr hier sein zu dürfen und mich mit anderen darüber austauschen zu können

  • Elly 11. Februar 2023 um 17:30

    Hat den Titel des Themas von „Ist er Alkoholiker?!“ zu „Eisregen - Ist er Alkoholiker?!“ geändert.
  • Hallo Eisregen,

    Du wurdest freigeschaltet und Dein Thema in den entsprechenden Bereich im

    offenen Forum verschoben.

    Hier geht es für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Eisregen!

    Ich kann dir nur sagen: wenn DU das Gefühl hast, dass es Zuviel ist, dann vertrau deiner Wahrnehmung. Ich habe jahrelang gedacht: ach, alles halb so wild. Vielleicht übertreibe ich da in meiner Wahrnehmung.

    NEIN! Du sagst, er trinkt auch heimlich. Das ist NICHT normal. Du sagst, er versteckt Flaschen. Natürlich tut er das auch, damit es keine Diskussion gibt. Aber er wird wissen, dass die Diskussion gerechtfertigt ist.

    Diese selbstzweifel kenne ich nur zu gut. Ich habe gemerkt, dass ich, sobald es Mal ein paar ruhige Tage, sprich trockene Tage gab, die anderen Tage und Situationen verdrängt habe.

    Nochmal: vertrau dir und deinem Gefühl. Wenn du denkst, da stimmt was nicht, dann wird es auch so sein.

    Liebe Grüße, Marli

  • Liebe Marli,

    Ja genauso ist es hier. Denke auch schon jahrelang ist bestimmt nicht so schlimm.

    Erschrocken habe ich mich auch im Urlaub als ich zufällig gesehen habe, wie er sich vor Ort am Zapfhahn schon ein Bier hastig gegönnt hat bevor er mit einem zurückkam. Ich hab ihn darauf angesprochen und dann kam sowas in der Art wie : musste ich ja, DU kontrollierst ja wieviele Bier ich trinke! Also er hat mir komplett dafür die Schuld gegeben.

    Und das mit den verdrängen wenn’s paar ruhigere Tage gibt kenne ich auch.

  • So ihr lieben, wollte mich mal wieder melden. So bewusst wie im Moment war mir noch nie, dass ich so nicht auf ewig weiterleben kann. Ich möchte auch nicht das es irgendwann meine Tochter mitbekommt.

    Für mich steht relativ fest das ich irgendwann gehen werde.

    Ob ich mit Halbtagsstelle mit unserer Tochter über die Runden komme, beschäftigt mich sehr. Die Mieten sind ja richtig schlimm teuer geworden und auch alles andere…. Bin verzweifelt.

  • Hallo Eisregen,

    vor dem Punkt stehen so viele Frauen. Aber bitte bleib dran, lasse dich beraten. Je genauer du weißt, was es für Möglichkeiten gibt, desto weniger hoch ist der Berg.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Diese selbstzweifel kenne ich nur zu gut. Ich habe gemerkt, dass ich, sobald es Mal ein paar ruhige Tage, sprich trockene Tage gab, die anderen Tage und Situationen verdrängt habe.

    Das ist unser Problem,

    kaum hat man das Gefühl er hat mal nicht getrunken ist die Hoffnung wieder groß. Aber dieser Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung ist zermürbend und unheimlich kräftezehrend. Ich habe mich nach jedem Streit völlig energielos gefühlt.

  • Hallo Eisregen,

    Ich habe deine Situation gelesen und sehe so viele Parallelen..

    auch das Thema Urlaub. Wir fahren nicht mehr mit der Familie damit keiner den Konsum sieht. Natürlich nur all in damit ich keine Rechnungen sehe. Meiner kann den Konsum gut verschleiern weil er heimlich raucht (Die Kinder wissen es nicht) und ich ihn gedeckt habe. Ich bin so ein Dummkopf.

    Ich habe sehr lange an meiner Wahrnehmung gezweifelt.. habe gegoogelt dass die Heide wackelt.. wie viele Flaschen sind normal? Etc. Dann das Flaschen zählen.. bemerken dass er schon nachmittags eins getrunken hat, und sich sann eiskalt ins Gesicht lügen zu lassen…

    Er hat mich heute gefragt ob ich ihn rausschmeisse wenn er keine Therapie macht. Ich habe gesagt ich möchte nicht darüber nachdenken.

    Er sagt es ist kein Verbrechen zu trinken. Er hätte mich nicht geschlagen oder vergewaltigt, aber ich würde so tun als sei er ein Schwerverbrecher.. wtf?!

  • Eisregen   RedFlag Eure Geschichten spiegeln meine Geschichte so sehr wieder.

    Erschreckend dass es fast überall das gleiche Spielchen ist.

    Wenn ich an unseren letzten Urlaub denke…Horror…beim Abendessen saß er vor mir und seine Gesichtszüge waren schon so dermaßen entgleist ,weil der Alkoholkonsum schon Mittags begann.

    Ätzend!

    Auch wir haben eine 7jährige Tochter und ich will einfach nur noch in ruhe leben.

    Leider finde ich keine passende Wohnung 😕

    Ich hoffe dass ich den Schritt tatsächlich wage,wenn mir eine passende Wohnung angeboten wird.

    Er hat es tatsächlich drauf mich immer wieder einzulullen!

    Urlaub mache ich im Sommer immerhin schonmal alleine mit der Kleinen.

    Was kriegen Eure Kinder so mit?

    Wie sind sie drauf?

    LG

  • Guten Morgen Eisregen,

    Ob ich mit Halbtagsstelle mit unserer Tochter über die Runden komme, beschäftigt mich sehr. Die Mieten sind ja richtig schlimm teuer geworden und auch alles andere…. Bin verzweifelt.

    glaub mir, wenn alle in Deiner Situation diese Sorgen nicht irgendwann loswerden, weil sie sich kümmern, was ihnen zusteht, dann würden etliche Trennungen nicht vollzogen werden können.

    Es ist definitiv nicht so, dass Du mit Deinem Halbtagsgehalt Dich und Deine Tochter inklusive Mieten über die Runden bringen muss. Bitte informiere Dich und sage bei den entsprechenden Stellen klar, dass Du Dich trennen möchtest. Dann gibt es nämlich definitiv Hilfen, in solchen Fällen werden oft die Mieten übernommen oder es wird etwas dazu gezahlt.

    Ich möchte auch nicht das es irgendwann meine Tochter mitbekommt.

    Sie wird es schon mitbekommen, glaub mir....

    Du kannst aus dieser Situation heraus kommen. Aber es erfordert eben erstmal eine Menge Kraftaufwand. Vielleicht mehr Kraft, also Du jetzt benötigst im Zusammenleben mit einem Alkoholiker. Aber wenn Du diese Kraft erstmal aufgewendet hast und über den Berg rüber bist, dann wird es eben viel, viel einfacher.

    LG Cadda

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