Alkoholiker- Abscheulich

  • Darunter fallen auch dies Beschönigung Beispiel. Aus Alkoholiker wird Alki

    Das ist z.B. auch etwas, was mir zu der Bezeichnung "Alkoholiker" einfällt. Dass man sie sehr gut verniedlichen kann. Mit welcher Intention ist dann wohl wieder ein Thema für sich.

    Ich habe jetzt verstanden, dass es für die Mehrheit der hier Diskutierenden hilfreich ist und eben kein Problem darstellt, sich im Rahmen einer Selbsterkenntnis "Alkoholiker" zu nennen.

    Was ich noch nicht verstanden habe, warum es alle a n d e r e n, die nicht mit ihrer Krankheitserkenntnis hadern, sondern sie synonym formulieren, es möglichst genau so und nur so machen sollen.

    Dann bleibt es eben ein Rätsel für mich - wie viele andere Facetten dieser Krankheit vermutlich auch.

  • Was ich noch nicht verstanden habe, warum es alle a n d e r e n, die nicht mit ihrer Krankheitserkenntnis hadern, sondern sie synonym formulieren, es möglichst genau so und nur so machen sollen.

    Ich gehöre zu den "anderen" und wurde hier im Forum noch nie aufgefordert, mich selbst mit dem A-Wort zu bezeichnen. Daher irritiert mich Dein Verb am Ende des Zitats: "sollen".

    Es gibt noch andere Begriffe, die mir nicht gefallen, z.B. "trocken", "nass", "Kapitulation vor dem Alkohol". Ich weiß, was mit ihnen gemeint ist und wie sie zu werten und verstehen sind. Den hinter den Begriffen liegenden Gedanken verstehe und teile ich.

    Was ich jedoch mit den übrigen, die seit etlichen Jahren abstinent leben, wohl gemeinsam habe, ist meine konsequente Vorgehensweise. Ich war erst in der Lage, mich zu befreien, als ich bereit war, meiner Abstinenz und meiner Gesundheit absolute Priorität im Leben einzuräumen. Ich gehe da keine Kompromisse ein. Ich habe mich fürs Leben entschieden und das geht bei mir nur ohne Alkohol.

    M.E. sollten die scheinbaren Unterschiede in der Diktion besser nicht überbewertet werden.


    Entscheident sind die Ergebnisse und die sprechen bei allen, die jahrelang abstinent leben, für sich.

    Dann bleibt es eben ein Rätsel für mich - wie viele andere Facetten dieser Krankheit vermutlich auch.

    Ich bin nicht so vermessen, für mich in Anspruch zu nehmen, alle Facetten der Krankheit erfasst zu haben. Ich weiß so viel, dass ich mit mir im Reinen bin und mich in ruhigem Fahrwasser wähne. Um nicht leichtsinnig zu werden, tummel ich mich hier im Forum, auch wenn's einige nerven mag.

  • Das ist z.B. auch etwas, was mir zu der Bezeichnung "Alkoholiker" einfällt. Dass man sie sehr gut verniedlichen kann. Mit welcher Intention ist dann wohl wieder ein Thema für sich.

    Ich denke da spielt auch oft persönliche Wahrnehmung mit rein. Ich finde (Achtung, subjektive Wahrnehmung) das Wort "Alki" schlimmer. Denn es verniedlicht in meinen Augen nicht, sondern würdigt herab und versucht die Krankheit etwas ins lächerliche zu ziehen.

    Wichtiger ist es aber nicht das Wording, sondern ob ich das Gefühl habe, von meinem Gegenüber im Gespräch mit meiner Krankheit ernst genommen zu werden.

  • Ich glaube da wird gerade viel zu viel zusammen gemischt und meine Post fehl interpretiert oder missverstanden. Da nehme ich mich nicht aus. Bei Antworten es auch verkehrt verstanden zu haben.

    1. Ging es mir erstmal nur um das abscheuliche Wort Alkoholiker.

    2. Dann kam im weiteren Verlauf dazu, wer hier sich austauschen kann und wer nicht.


    Deswegen stelle ich die Frage mal andersrum, um es deutlicher zu machen.

    Ist jemand, der sich abhängig oder suchtkrank bezeichnet, kein Alkoholiker? Ist ein Ja oder Nein Frage.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Die Antwort heißt: doch.

    Eine Verneinung ist schwer mit ja oder nein zu beantworten. Führt häufig zu Missverständnissen.

    Jemand, der sich abhängig oder suchtkrank bezeichnet, ist ein Alkoholiker.

    Ja!

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Eine Verneinung ist schwer mit ja oder nein zu beantworten. Führt häufig zu Missverständnissen.

    Ich denke aber das macht es deutlich. Missverständnisse würde es geben, wenn ich noch ein „Vielleicht" als Antwort vorgegeben hätte. :mrgreen:


    Off Topic

    Willst du mit mir gehen? Bitte ankreuzen.

    Ja

    Vielleicht

    Nein

    fällt mir aus der Jugendzeit dazu ein :mrgreen:

    Gruß Hartmut

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  • Mir ist aufgefallen, wie wichtig für den einen oder anderen irgendwelche Begrifflichkeiten sind.

    Da es bei Süchten um schleichende Prozesse geht, exzessive Verhaltensweise, die nicht immer eindeutig zuzuordnen sind, waren sie für mich erstmal nebensächlich. Zudem Begrifflichkeiten nicht trocken machen. Auch die Einordnung nicht.

    Für mich hätte als Alkoholiker die Gefahr bestanden, mich irgendwo einzuordnen, was es verharmlost, abschwächt oder ich eben noch nicht zu dem oder das zugeordnet wäre. Und hoch die Tassen, weiter wäre es mit dem Saufen gegangen. Alkoholiker ist das bekannteste und fasst eben alles zusammen.

    Ich muss mich doch bei Süchten, da meist erstmal psychisch der Auslöser den Symptomen stellen. Da ist es doch erstmal egal, wie es heißt.

    Gruß Hartmut

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  • dass sehe ich wirklich anders....

    ich glaube schon, dass es viele gibt, die nur die Symptome behandeln....ist dann son Durchhalten....wenn ich eine Zahnwurzelentzündung habe, reicht es auch nicht aus, nur Schmerztabletten zu nehmen....funktioniert auch....ich würde das bildlich gesehen, lieber bei der Wurzel packen...ich glaube auch nicht, dass ich dazu Zahnwürzelchenentzündung sagen würde....

    mir würde noch was lustiges einfallen....schreib ich aber nicht..... nicht dass jemand an meiner Ernsthaftigkeit zweifelt...teilweise erlebe ich hier eine Strenge, die leicht übertrieben ist...

    lieben Gruß

    mexico

  • Hall Mexiko

    hier in dem Thread geht es um das schlimme Wort Alkoholiker. Die „Ästheten“ unter uns wollen sich damit nicht identifizieren. Es geht um die Begrifflichkeiten.

    Ich muss mich doch bei Süchten, da meist erstmal psychisch der Auslöser den Symptomen stellen. Da ist es doch erstmal egal, wie es heißt.

    Ich schreibe ja erstmal. Wenn die Psyche mich zum Saufen bringt, dann muss ich erstmal das Saufen weglassen. Da ist es shit egal wie ich mich benenne.

    Alles andere folgt dann mit Therapie oder ähnliches. Wie du es beschrieben hast.

    Gruß Hartmut

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  • also ich gesoffen habe war ich kein alkoholiker, seit ich alkoholiker bin sauf ich nicht mehr.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Ich wusste bereits 3 Jahre bevor ich hierher gefunden hatte, dass ich Alkoholiker bin…..abhängig vom Alkohol., süchtig nach Alkohol.

    Nur war es ja bei mir nicht so schlimm wie bei einem ‚richtigen‘ Alkoholiker…..dachte ich. Ich funktionierte (meistens), zumindest nach außen, hatte Arbeit, keine Schulden, stand nicht mit ner Schnapsflasche hinter‘m Bahnhof….und ich trank ja überhaupt ‚nur‘ Wein und Sekt.

    Ich denke, wäre ich mir tief in mir drin nicht bewusst gewesen, dass ich Alkoholiker bin, hätte ich nicht nach einem Alkoholikerforum gegoogelt.

    Für mich ist für den Ausstieg aus der Suchtspirale nicht entscheidend, ob jemand sagt: Ich bin Alkoholiker. oder: Ich bin alkoholsüchtig. oder: Ich bin alkoholkrank. oder oder oder wie auch immer.

    Das sind nur Bezeichnungen…. da macht für mich keine die Sache weniger schlimm oder weniger krank.

    Viel wichtiger finde ich die Einsicht: Egal, was andere können, ich kann in diesem Leben keinen Alkohol mehr trinken, wenn ich leben möchte.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich denke, wäre ich mir tief in mir drin nicht bewusst gewesen, dass ich Alkoholiker bin, hätte ich nicht nach einem Alkoholikerforum gegoogelt.

    Das ist mal eine Steilvorlage. Ich habe auch Alkoholiker gegoogelt. Nicht suchtkrank, Abhängigkeit oder ähnliches.

    Gruß Hartmut

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  • Genau das meine ich ja: Ich wusste, dass ich Alkoholiker bin. Klingt nicht schön, aber das tun andere Bezeichnungen auch nicht.

    Und ich denke, jemand der das nicht genau so für sich schon weiß, sucht auch nicht nach einem Alkoholiker-Forum.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo zusammen,

    danke für die rege Beteiligung, das zeigt mir wie tief die Stigmatisation sitzt. Mir gefällt das Wort Alkoholiker auch nicht. Ich hatte es jahrelang in der nassen Zeit selbst stigmatisiert, es als Willensschwäche abgetan, konnte ja nicht zu diesen Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben dazugehören.

    Mein Denken hat sich dahingehend auch nicht geändert, als Menschen in meinem Umfeld selbst Alkoholiker wurden. Auch nicht sofort als ich schon trocken werden wollte. Wie auch? Es hat sich ja jahrelang ins Hirn eingegraben. Dieser Prozess dauerte auch eine Zeit, aber es gehört für mich unumstößlich zu meinem Weg des trocken werdens dazu.

    Leider muss ich gewisse Passagen dick und fett unterstreichen, da einige Anscheint nicht verstehen, dass es hier nicht um das Recht haben geht, sondern um eigene Erfahrungen. Ich respektiere jede Erfahrung, auch wenn ich bis auf das Kleinste nachhake.

    Das ist übrigens auch mein Weg, bis der mich fast nun 16 Jahre trockne hält gewesen, keine Kompromisse, keine Abwertung und keine Beschönigungen. Es geht mir bei mir nicht darum, ob etwas mir gefällt oder nicht, sondern ob es notwendig ist.

    Sollte ich jemand zu nahe getreten sein, er angepisst von mir ist, dann entschuldige ich mich dafür. War und ist nie meine Absicht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • ich denke das das ganze auch irgendwo etwas mit selbstwert zu tun hat. und ich sehe es ja bei vielen das es da mangelt. nicht weil es irgendwie berechtigt wäre, ganz im gegenteil. es wurde einem oft eingeredet. bei mir ist es so das ich im laufe der zeit erkannt habe das meine mutter eine narzistin war die ihr mangelndes selbstwertgefühl dadurch kompensiert hat alles um sie rum klein zu machen. als tochter bist du dem ausgeliefert. ich habe jahre gebraucht um das zu erkennen, zu sortieren und vor allem meinen selbstwert zu erkennen. mich kann doch ein wort nicht klein machen wenn ich mich nicht ducke während ich es ausspreche, es kann mich auch niemand anders klein machen wenn ich mich nicht beuge. aber das ist eben auch ein lernprozess. aus der scham zu kommen, die krankheit wirklich zu akzeptieren und nicht irgendwo im hinterkopf ne tür zu haben auf der was von schwäche und versagen steht.


    wir sind in unserer komischen gesellschaft so drauf abgerichtet es immer irgend wem recht machen zu müssen das wir selbst gar nicht mehr zählen. da mach ich nicht mehr mit. du hast rechte, klar, ich habe aber die gleichen und deine freiheit hört da auf wo meine anfängt. und ich bin nicht bereit übergriffigen menschen gegenüber nachsicht zu haben, da werde ich bissig. respekt ist keine einbahnstraße. jeder hat das recht sich gegen verletzungen zu wehren, psychische wie auch physische. das muß sich jeder wert sein. und wenn mir jemand was am zeug flicken will weil ich alkoholikerin bin habe ich in dem augenblick was über diesen menschen gelernt. und der ist es sicher nicht wert das ich mich auch nur einen moment weiter mit ihm befasse. ich habe den spieß schon lange umgedreht. ich bin alkoholiker, na und?

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Nur war es ja bei mir nicht so schlimm wie bei einem ‚richtigen‘ Alkoholiker…..dachte ich. Ich funktionierte (meistens), zumindest nach außen, hatte Arbeit, keine Schulden, stand nicht mit ner Schnapsflasche hinter‘m Bahnhof…

    Da ich jetzt schon öfters mal diesen Vergleich gelesen habe, möchte ich mal etwas anmerken: Was hier beschrieben wird, ist der klassische Obdachlose, der steht meist wirklich mit der Schnapsflasche am Bahnhof und der kann - muss aber nicht zwangsläufig - Alkoholiker sein. Ich habe auch schon welche kennen gelernt, die trotz akuter Wohnungslosigkeit alles getan haben um halbwegs manierlich auszusehen und wenig bis keinen Alkohol getrunken haben. Es ist folglich ein Klischee.

    Wenn man diese Begriffe allerdings so vermengt, dann ist es kein Wunder, wenn man sich nicht als Alkoholiker bezeichnen möchte, denn das ist ja - überspitzt formuliert - den Bahnhofspenner vorbehalten.

    Die Bezeichnung Alkoholiker wird für Alkoholkranke Menschen verwendet, für Süchtige. Ich empfinde es als so wenig abwertend, wie ich die Bezeichnung Drogensüchtiger für einen solchen als abwertend empfinde. Da bräuchte es dann schon das Wort "Junkie", dessen abwertende Intention außer Frage steht, da es eine Ableitung von "Junk" also Müll ist.

    Kann es folglich sein, dass bei manchen ein Problem mit dem Begriff Alkoholiker entsteht, weil die Trennschärfe fehlt, eine gewöhnliche Krankheitsbezeichnung unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation zu sehen? Das ist zumindest der Eindruck, der bei mir des öfteren entsteht und eine nicht unproblematische herangehensweise, den sie verstellt den Blick auf die tatsächliche Faktenlage. Man kann auch als auf Lebenszeit abgesicherter Multimillionär Alkoholiker sein, alles schon gesehen und die landen Erfahrungsgemäß selten bis nie an den Bahnhöfen der Nation.

    Tough times don't last, tough people do

  • ... zeigt mir wie tief die Stigmatisation sitzt. ...

    Diese Sigmatisierung (!) wird auf immer so bleiben, ähnlich wie beim Dieb oder Betrüger, denn alle "wissen", wer ein Mal ...

    Dabei spielt es keine Rolle, ob ich abgerissen vor der Trinkhalle stehe oder im feinen Leinen in meinen Bentley steige.

    Hier unter Alkoholikern kann ich mich so nennen.

    In der Öffentlichkeit ist es ein bisschen anders, bin ich auf niemanden angewiesen, von niemanden abhängig, ist es egal, was ich tue, wie ich mich nenne.

    In vielen Fällen ist das leider nicht so.

    Ich überlege mir sehr wohl, bei wem ich welche Äußerungen tätige. Was nützt mir alle Offenheit, wenn ich da durch nur Nachteile erfahre?

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