Evelin - Das bin ich

  • Evelin ich verstehe, was Du meinst. Mir ging es ähnlich wie Dir obwohl ich schon sehr deutliche Entzugserscheinungen hatte.

    Bei mir wusste keiner, daß ich ein Alkoholiker bin. Mein Chef hatte sich gewundert, das ich deutlich mit der Leistung nachgelassen hatte aber auch er ist aus allen Wolken gefallen, als ich ihm erzählt hatte, was mit mir los ist. Viele meiner Freunde wissen es bis heute nicht. Auch nicht mein großer Bruder und dessen Umfeld und auch nicht meine Mutter.

    Ich habe auch nichts verloren und mein Umfeld ist weitestgehend Alkoholfrei. Mein Arzt sagte, das dies alles mein Gerüst gewesen sei, was mir halt gegeben und ermöglicht hat, meinen Tag noch so zu leben, wie ich halt normal gelebt habe. Ohne das alles, Arbeit, Familie, Führerschein, Freunde wäre ich nicht mehr in der Lage gewesen, irgend etwas zu machen, hätte nur noch in einem Raum gesessen und diesen nur verlassen um Nachschub zu holen. Das hat gesessen! Ich hatte mich damals ganz anders gesehen, meine Situation vollkommen falsch eingeschätzt.

    Alkohol spielt für mich nach nun 10 Monaten keine Rolle mehr. Ich will ihn nicht mehr. Auch wenn ich nicht alkoholkrank wäre, würde ich mit dem Wissen von heute keinen Schluck mehr trinken. Alkohol ist für mich eine harte Droge die leider immer noch legal ist. Ein Gift das über das Blut in jede Zelle im Körper dringt und dort Schäden hinterlässt. Ein Stoff der den Zustand eines Menschen so verändert das er nur noch peinlich ist. Ein Getränk, das mich stark süchtig gemacht hat und mir dadurch erhebliche Schmerzen zugefügt hat. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Ich will diesen Zustand, der immer schlimmer wurde, nie, nie wieder erleben. Das hat gesessen. Und ist für mich ein täglicher Ansporn, alles zu tun, damit ich das nie wieder erleben muss.

  • Hallo Evelin,

    hier will dich keiner in eine Ecke drängen und du musst dich auch nicht rechtfertigen. Es ist ja deine Entscheidung.

    Da schreibst von deinem Alltag und Erlebnissen. Die Rückmeldungen sollen dich auch zum Nachdenken bringen und zeigen auf, wo Gefahrenquellen sind. Dafür ist eine Selbsthilfegruppe ja da.

    Alkohol zu Hause würde ich persönlich immer lassen. Egal wie ich mich selbst dabei fühle. Es geht ja darum Risiken zu minimieren und seine Krankheit nicht zu vergessen. Wenn man erstmal soweit ist zu denken, "Ach, das ist doch nicht schlimm" ist man vielleicht schon einen Schritt zu weit in die falsche Richtung gegangen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Evelin

    Es gibt immer ein Extrem. Es gibt immer jemanden, der „schlimmer“ ist.

    Aber wenn man für sich selbst entscheidet, man möchte nicht mehr trinken, auch wenn man selbst nicht so „schlimm“ ist, wie andere, dann ist das völlig in Ordnung und man ist da auch keinerlei Rechenschaft schuldig!

    Ich selbst bin kein Alkoholiker; und dennoch habe ich vor 3 Wochen alles weg gekippt, nachdem ich nachts eine Panikattacke hatte.

    Ich finde es toll wie du es machst! Lass dich bitte nicht beirren 🙂


    Liebe Grüße

  • Kettentatoo

    ch finde das Evelin hier gerade ziemlich in eine Ecke gedrängt wird und empfinde das nicht als ok. Ich finde manche Aussage sogar als ziemlich aggressiv und übergriffig.

    Dein Empfinden in allen Ehren, das ist es aber hier nicht. Übergriffig würde ich es nur empfinden, wenn jemand ungefragt für mich in meinem Thread das Wort erhebt und das dann auch noch bestätigt, was wider den Erfahrungen entspricht. Aber das ist nur mein Empfinden.

    Dann noch ein nasses Umfeld zu Hause propagiert, was eben eine Gefahr ist und bleibt. Trotz Langzeiterfahrungen irgendwie versucht es zu begründen. Das kommt dann eben in die Schublade Verharmlosung und Gefahr. Was ist es denn sonst? Früher krankhaft zwanghaft gesoffen und nur weil ich im Kopf einen Schalter gelegt habe, wird das schon werden?

    Und mal ehrlich, wenn es mich aggressiv macht, wäre für mich die Frage, warum verteidige ich als trocken werdender Alkoholiker Alkohol-Flaschen zu Hause? Weg mit. Keiner muss Alkohol trinken, außer der Alkoholiker selbst.

    Nicht falsch verstehen.

    Jeder kann den Weg gehen, den er möchte, von mir aus im Biergarten in Festzelte oder als Barkeeper. Wenn er dabei trocken bleibt, ist doch seins. Jedoch bleiben doch die Risiken , die einem anderen User das Genick brechen können. Deswegen werden sie auch ungeschönt angesprochen.


    Evelin

    Dann schreibe ich hier etwas, wie ich bestimmte Dinge erlebe, wie ich mit bestimmten Dingen umgehe - zumeist aus einer inneren Stimmigkeit raus und rums wird alles in Frage gestellt: nehme ich meine Sucht ernst, verharmlose ich sie usw

    Das finde ich schon manchmal schwierig… bei bestimmten Usern klingeln alle Alarmglocken, weil ich etwas angetriggert habe, was ich aber selbst gar nicht so erlebt habe…

    Nun hast dich ja hier angemeldet, um Selbsthilfe zu betreiben, damit du nüchtern durch das restliche Leben ziehen kannst. Oder interpretiere ich es verkehrt? Den besten Weg für dich findest.

    Wenn dann durch dein Berichten Stolpersteine aufgezeigt werden, die erfahrungsgemäß in einen Rückfall laufen, ist das der Sinn des Austausches hier es aufzuzeigen.

    Das eigene Empfinden am Anfang des Weges ist eben noch sehr trügerisch, das reicht auch nicht aus, um trocken zu bleiben. Es laufen doch bei einem Alkoholiker andere Prozesse wider die normale Vernunft ab. Sonst wäre er ja nicht süchtig geworden. Das ist doch mit dem Wegstellen des Glases nicht weg.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Dann schreibe ich hier etwas, wie ich bestimmte Dinge erlebe, wie ich mit bestimmten Dingen umgehe - zumeist aus einer inneren Stimmigkeit raus und rums wird alles in Frage gestellt: nehme ich meine Sucht ernst, verharmlose ich sie usw

    Nee, überhaupt nicht.

    Ich lese sehr viel bei den anderen, bei dir auch. Und das mache ich auch in erster Linie, weil ich aus vielen Beiträgen hier im Forum auch sehr viel für mich mitnehme und nicht, um anderen ihr Leben schwer zu machen.

    Wenn du von deinem Weg überzeugt bist, ist die Welt doch in Ordnung.
    Wenn aber niemand mehr seine Gedanken auch beim anderen lässt, ist das doch ein ziemlich stiller ‚Austausch‘.

    Ich entscheide dann für mich, dass ich nicht alles ausdiskutieren oder mich nicht mehrmals rechtfertigen muss.

    Du musst gar nix.
    Nix ausdiskutieren und dich rechtfertigen schon mal gar nicht.
    Es ist dein Weg, der dich in ein zufriedenes nüchternes Leben bringen soll, und diesen Weg bestimmst du.

    Ich nehme die Gedanken der Anderen in meinem Buch immer sehr ernst.
    Nicht alles passte am Anfang für mich, vieles konnte und wollte ich auch gar nicht verstehen…einsehen oder umsetzen, weil es nicht zu mir und zu meinem Weg passt. Manches passte später dann doch und manches lasse ich bis heute liegen.

    Die Menschen sind verschieden, die Alkoholiker sind dann natürlich auch verschieden.
    Die Sucht macht aber keinen Unterschied…ein Rückfall auch nicht.

    Und weil ich eben nicht dieser besondere Alkoholiker bin, dem Alkohol niemals wieder was ausmachen kann…der niemals rückfällig werden kann, bin ich dankbar für die oft auch kritischen, oder fragenden Worte in diesem Forum.

    Hier durfte ich schon so viele Gedankensnstöße bekommen, die mich auf meinem nüchternen Weg begleiten und weiter bringen.
    Auch wenn mein nüchternes Leben heute völlig normal ist, ich bleibe ja trotzdem Alkoholiker.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Vielen lieben Dank für eure Antworten. Ihr habt mir viel Hilfreiches „geliefert“ - einen Teil kann ich jetzt verstehen und vielleicht in irgendeiner Weise in mein Denken oder Handeln integrieren, den anderen Teil speichere ich in meinem „Hinterstübchen“ falls ich ihn doch mal brauche!

    Ich hatte einen schönen Heiligen Abend mit lieben Menschen um mich rum. Allerdings nicht ohne diverse Gefahren: Die Freunde die kamen haben mir ein Karton mit zehn Flaschen Wein geschenkt - und ich war zu feige das Geschenk“zurückgehen“ zu lassen. Meine Tochter hat den Karton dann heute mit zu ihrem Freund genommen.

    Dann kamen gestern um 23:00 Uhr die Nachbarn von über mir - 9 Mann/Frau hoch - weihnachtlich geschmückt - als Polonaise zu uns und haben unseren Baum über alles gelobt (für die, die es nicht kennen: hier bei uns bekommt man fürs Christbaumloben einen Schnaps und es gibt Kreise, die die ganzen Feiertage durchs Dorf ziehen und überall den Christbaum loben - reine Saufveranstaltung). Meine Tochter holte Wodka aus ihrem Zimmer und es wurden diverse Runden ausgeschenkt. Dann alle hoch zu den mittleren Nachbarn und noch zum Nachbarn unterm Dach - überall schön Baum gelobt.

    Außer mir waren noch zwei Leute dabei, die nicht mitgetrunken haben und ich hatte keinerlei Suchtdruck - sondern eine absolute innere Klarheit, dass ich da raus bin und da nicht mehr mitmachen will!
    Aber vermutlich hat der Abend schon was mit mir gemacht …. Mir ist es heute aber total gut gegangen…. Ich habe eher Angst, dass mich irgendwann aus dem Hinterhalt doch noch der Suchtdruck überfällt… Ich bin in Hab-Acht-Stellung.

    Ihr fragt euch sicher, warum Wodka in der Wohnung ist: Meine Töchter sind erwachsen und „glühen“ mit ihren FreundInnen ab und zu in ihrem Zimmer „vor“: und da hatte meine Tochter vom 23.12. noch was da… Ich habe noch keine Lösung gefunden, wie ich damit umgehe…. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht das Recht habe meinen Mädels das zu verbieten…. Sie wissen um mein Problem und haben prinzipiell auch kein Alkohol in ihren Zimmern. Und heute hat sie die Wodkaflasche auch mit u ihrem Vater genommen…

    Wie geht ihr mit euren Kindern, die noch bei euch wohnen, junge Erwachsene sind und ab und zu mal FreundInnen da haben?

    Grüße an alle!

    Evelin

  • Ihr fragt euch sicher, warum Wodka in der Wohnung ist:

    Warum sollten wir uns fragen? Verstehe ich nicht. Was erwartest du?

    Wir plädieren hier für ein alkoholfreies Umfeld, alkoholfreie Wohnung, also weg mit dem Zeug. Fertig. Offen, ehrlich, mit der Sucht umgehen und den nahe stehenden, die dich in Gefahr bringen könnten, einweihen. Mehr ist das erstmal nicht.

    Du hast ja außer dem "nichts Trinken" noch nichts Wesentliches verändert. Zumindest mein Eindruck. Bist weiter in einem nassen Umfeld unterwegs und da was wir dir entgegenbringen wollen, nimmst du zur zwar Kenntnis, aber an irgendeiner Umsetzung fehlt es.

    Warum sollten wir uns hier weiter die Mühe machen, unseren Weg aufzuzeigen? Es scheint doch alles in Ordnung zu sein. Siehst dich als "Alkoholiker-Light", wenn ich es mal so überspitzt interpretieren darf. Ist da nicht jedes Wort zu viel?

    Wirst hier auch keinen Plan bekommen wie du damit zu Recht kommst, es ist deins. Ist nicht böse gemeint, aber nun mal Fakt.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Evelin,

    versuch doch in kurzen und knappen Sätzen mal aufzuschreiben welche Rolle der Alkohol in Deinem Leben spielt. Damit meine ich auch Deine Familie und Dein Umfeld.

    Es kann doch nicht angehen, das Ihr einen alkoholkranken Menschen in der Familie habt und ebenda eine Säuferpolonaise veranstaltet wird...?? Rituale hin oder her...

    Wenn Du merkst, das Du von Fallstricken umgeben bist, und Du Dich auch noch den Gepflogenheiten unterordnest um nicht aufzufallen, dann läuft da was schief auf Deinem trockenen Weg.

    Eines der ersten Sachen welche beleuchtet werden in einer LZT z.b. , ist der Umgang mit dem klaren Wort " Nein " , denn damit haben viele ein Problem weil sie sich schämen für Ihre Krankheit und nicht auffallen wollen, nicht lästig sein wollen.

    Es wundert mich nicht das Du auf " Hab acht- Stellung " bist und Angst vor Suchtdruck und einem Rückfall hast.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Das Baumloben ist mir ja eine ganz neue "Tradition", davon habe ich noch nie gehört. Ich finds ganz schön strange muss ich sagen. Ich würde daraus mutmaßen dass es auch über das Jahr mit der Nachbarschaft die eine oder andere Veranstaltung gibt, die zum feiern einlädt?

  • Hallo Evelin,

    meine Frage ist eher: Kannst du daraus lernen und für dich andere Wege finden? Da kannst nochmal mit deiner Tochter sprechen. Sie möchte doch auch eine gesunde, nüchterne Mutter haben. Nicht-Süchtige verstehen die Problematiken oft nicht, wenn man nicht deutlich ist.

    Wie kannst du mit deinen Nachbarn eine derartige Veranstaltung abwenden? Nun möchte man nicht jedem sagen, dass man Alkoholiker ist, aber man kann gleich sagen "Ihr könnt gern reinkommen, ich habe aber keinen Alkohol im Haus und kann euch stattdessen einen...(z.B. Espresso, Fruchtsaftmix oder du findest etwas anderes Besonderes) anbieten. Noch besser ist, wenn du die betrunkene Meute gar nicht erst in deine Wohnung lässt. In die anderen Wohnungen würde ich auch gar nicht erst mitgehen.

    Viele Grüße Seeblick

  • Liebe Evelin,

    ich kann Deine Situation gut nachempfinden, taper ich doch teilweise auch sehr unbeholfen durch mein trockenes neues Leben.

    Es fällt ja auch keine trockene Alkoholikerin vom Himmel. Deswegen heißt es ja Trockenarbeit. Also nachdenken, was geht besser und wie kann ich das erreichen. Nachdem ich meine Weinflaschen aus dem Keller entfernt habe , fühle ich mich tatsächlich ein bisschen besser. So als wäre ich wieder ein kleines Stückchen weiter gekommen.
    Fröhliches Restweihnachten

    Rina

  • Hallo Evelin,

    ich habe bei dir hier immer mal mitgelesen, bin selbst Angehörige und nicht alkoholkrank.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überlesen habe, aber hast du dich jemandem außerhalb deiner Familie mal anvertraut, einer guten Freundin oder bist du mal zu einer Beratungsstelle gegangen? Mein Eindruck ist, dass du viel mit dir selbst ausmachst und du viel mehr über den Alkohol nachdenkst, als du dir selbst eingestehen möchtest. Bitte verstehe das nicht als Angriff. Mir ist nur aufgefallen, wie oft du schreibst, dass du wieder den ganzen Tag nicht an den Alkohol gedacht hast. Aber dennoch taucht der Alkohol immer wieder auf, Freunde bringen welchen vorbei, deine Tochter hat da was stehen. Versuche doch mal deine Bedürfnisse gegenüber den anderen zu kommunizieren, damit du nicht permanent mit dem Alkohol konfrontiert bist. Und zur Not sagst du, dass es dir nicht gut geht und du heute z. B. die Nachbarn nicht im Haus haben magst.

    Bist du in therapeutischer Behandlung? Über die Ursachen deiner Alkoholabhängigkeit zu sprechen, wäre sicher gut, um Rückfällen auch vorbeugen zu können.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Anknüpfend an die Ausführungen von Matilda erlaube ich mir den Hinweis, dass es verdammt schwer ist, klammheimlich für sich alleine abstinent zu werden und es auch zu bleiben. Genau genommen ist mir kein socher Fall bekannt. Früher hieß es hier im Forum öfter, man könne sich nicht aus der Sucht schleichen.


    Zumindest gegenüber der Familie gehören die Karten auf den Tisch. Und der Familie ist auch klar zu machen, dass Saufexzesse nichts in Deiner Wohnung verloren haben.


    Mir ist es erst gelungen, mich aus dem Griff der Flasche zu lösen, als ich bereit war, meiner Abstinenz alles, aber wirklich alles unterzuordnen. Dazu gehört es, im ersten Jahr erst mal auf deutliche Distanz zu Trinkexzessen und Trinkern zu gehen.


    Ich rate zumindest mal zur Kontaktaufnahme mit der Suchtberatung, damit Du über das Forum hinaus mal in verbaler Kommunikation und sozialer Interaktion weitere Informationen erhälst.


    Übrigens: Wie möchtest Du denn die nächste große Herausforderung namens Silvester angehen? Kommmen da auch Hinz und Kunz zum Saufen vorbei?


    Für mich liest Du Dich leider so, dass der Weg zum Rückfall nicht sonderlich weit zu sein scheint.


    Betrachte meine Ausführungen bitte nicht als persönlichen Angriff auf Deine Person. Dir will hier keiner etwas Negatives. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, nur um die persönlichen Erfahrungen der Abstinenten geht es hier im Forum, fährst Du in riskantem Fahrwasser, weil Du zu nah am Alkohol dran bist.

  • Puh, das,ist wieder viel Input!

    Hartmut : ob du es glaubst oder nicht: auch ich bin nicht so blöd zu glauben, dass es einen Alkoholiker-Light gibt.

    Ich habe seit 48 Tagen verändert:

    - mein Haushalt ist bis auf drei Ausnahmen alkoholfrei

    - ich gehe nicht mehr zu kritischen Zeiten einkaufen

    - wenn ich raus muss, dann ohne Geld und Karten

    - ich mache mir für die kritischen Zeiten in den Abendstunden immer einen Plan, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme

    - ich bin mit meinen Freundinnen und Freunden abends keinmal mehr unterwegs gewesen - in den Lokalitäten, in denen wir uns treffen, gibt es ja auch immer Alkohol, selbst wenn alle wegen mir keinen Alkohol trinken würden

    - ich lehne Einladungen zu Abendessen durchweg ab, am Freitag wäre ich bei einer Freundin zum Christbaumloben eingeladen gewesen, ich habe ihr gesagt, dass ich nichts mehr trinke und deswegen nicht kommen will

    - das befreundete Ehepaar (das Alkohol geschenkt hat) war schon im November bei mir zum Essen eingeladen: es gab keinen Alkohol und ich habe den beiden gesagt, dass ich keinen Alkohol mehr trinke - ist aber wohl nicht angekommen…

    Ihr habt vollkommen recht: mein Umfeld war definitiv zu nass in den letzten Tagen und ich muss Strategien für den Umgang finden. Alles, was ich planen kann, plane ich entsprechend, aber der Umgang mit bestimmten, meist überraschenden Situationen, fällt mir schwer. Ja, auch weil ich feige bin…

    Kannst du daraus lernen und für dich andere Wege finden?

    Ganz klar: bei der Polonaise mitzulaufen war einfach dumm! Da hätte ich anders handeln MÜSSEN! So eine Idee hatten die Nachbarn noch nie… die Idee etwas alkoholfreies anzubieten ist sehr gut! Ich glaube nicht, dass diese Situation wieder kommt.

    Mir ist nur aufgefallen, wie oft du schreibst, dass du wieder den ganzen Tag nicht an den Alkohol gedacht hast.

    Das kommt noch aus meiner „Anfangszeit“, als ich mich vor 48 Tagen entschlossen habe, abstinent zu sein. Da war es schön, wenn mich der Gedanke an Alkohol nicht die ganze Zeit verfolgt hat. Irgendjemand hat mir geschrieben, dass der Zeitpunkt kommt, wo ich nicht mehr daran denken muss, dass ich nicht daran gedacht habe, weil es normal geworden ist.

    Bist du in therapeutischer Behandlung?

    Ja, ich bin in therapeutischer Behandlung. Ich war im Oktober auch mal bei der Suchtberatung bei der Caritas. Die Dame war der Meinung, dass meine Alkoholerkrankung zu stark mit meiner psychischen Erkrankung verknüpft sei und ich bei meiner Therapeutin die bessere Betreuung hätte.

    . Ich würde daraus mutmaßen dass es auch über das Jahr mit der Nachbarschaft die eine oder andere Veranstaltung gibt, die zum feiern einlädt?

    Nein, eigentlich nicht…. Wir hatten früher regelmäßig Lagerfeuer gemacht, aber seitdem die Kinder groß sind und ihre eigenen Wege gehen, nicht mehr…. Bestimmt schon seit drei Jahren.

    versuch doch in kurzen und knappen Sätzen mal aufzuschreiben welche Rolle der Alkohol in Deinem Leben spielt. Damit meine ich auch Deine Familie und Dein Umfeld.

    Also für mich ist er Gift, etwas, was ich nicht mehr zu mir nehmen will, etwas, was ich tunlichst vermeiden will. In meinem Umfeld, meinem Freundeskreis wird „normal“ (falls es so etwas gibt) Alkohol konsumiert, bis auf eine Freundin, bei der ich manchmal den Eindruck habe, dass sie Alkohol missbraucht. Familie: meine Töchter gehen feiern, mal mehr mal weniger und sie sind sehr aufmerksam wegen ihrer „Familiengeschichte“: Mein Vater Alkoholiker (hat sich totgesoffen), meine Mutter Alkoholikerin (gestorben an einem für Alkoholiker typischen Krebs), meine ältere Schwester abstinent oder trocken, keine Ahnung, weil sie mit Alk nicht umgehen kann, meine jüngere Schwester kann auch nicht mit Alkohol umgehen…

    Silvester ist save: meine ältere Schwester und mein Neffe kommen. Meine ältere Tochter wir auch da sein und ich habe schon allen kommuniziert, dass es bei mir keinen Alk geben wird und meiner Tochter auch klar gesagt, wenn sie noch feiern gehen will wird hier nicht vorgeglüht.

    Und irgendjemand hat geschrieben, dass ich kein trockenes Verhalten an den Tag lege… Aus meiner Sicht bin ich momentan abstinent und auf dem Weg trocken zu werden. Das wird aber noch ein langer Weg. Jemand von euch hat mir mal ein schönes Bild geliefert: erst wenn meine Festplatte überschrieben ist und kritische Situationen mit positivem Umgang damit überschrieben sind, kann ich mich vielleicht als trocken bezeichnen… vielleicht auch nicht, wer weiß…


    Das war jetzt sehr viel, wenn ich auf etwas nicht geantwortet habe, dann nicht, weil ich es nicht ernst nehme, sondern weil ich jetzt gerade einfach nicht mehr kann - ich muss es immer erst verdauen, wenn ich mich so angeschossen fühle…

    Grüße an alle

    Evelin

  • Hallo Evelin,


    da ist viel in Gang gesetzt bei Dir, auch durch die Kritik, die sicherlich nicht immer leicht für Dich ist.
    Aber Du setzt Dich mit allen Dingen auseinander und machst Dir Gedanken. Das finde ich gut!!

    Aus meiner Sicht bin ich momentan abstinent und auf dem Weg trocken zu werden. Das wird aber noch ein langer Weg. Jemand von euch hat mir mal ein schönes Bild geliefert: erst wenn meine Festplatte überschrieben ist und kritische Situationen mit positivem Umgang damit überschrieben sind, kann ich mich vielleicht als trocken bezeichnen…

    Und genau für diesen Weg bist Du ja hier und nimmst das mit, was Dir geschrieben wird.

    LG Cadda

  • Hallo Evelin

    Du machst das gut!Du setztst dich mit deiner Krankheit und den Schritten,die zu gehen sind auseinander.

    Mit der Zeit geht das leichter und wird einfacher.Mit 43 Tagen stehst du ja erst am Anfang deines restlichen Lebens:wink:

    Hab Geduld mit dir und gehe weiter,Schritt für Schritt.

    Und wenns mal schwer wird,schreibs hier rein.Es ist immer jemand da.

    Wir alle wissen,das das Umprogrammieren der alten Routinen schwierig ist und auch anstrengend.

    Bleib am Ball

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • - ich gehe nicht mehr zu kritischen Zeiten einkaufen

    …..

    - ich mache mir für die kritischen Zeiten in den Abendstunden immer einen Plan, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme

    Was sind für dich ‚kritische Zeiten‘?
    Kann nicht jede Zeit kritisch werden? 🤔

    Das war jetzt sehr viel, wenn ich auf etwas nicht geantwortet habe, dann nicht, weil ich es nicht ernst nehme, sondern weil ich jetzt gerade einfach nicht mehr kann - ich muss es immer erst verdauen, wenn ich mich so angeschossen fühle…

    Für ‚sehr viel‘ bist doch hier. 😀
    Zufrieden nüchtern leben…das ist sogar sehr viel.

    Mir hilft dieses ,angeschossen werden‘ sehr, mich, mein Verhalten, meinen Weg immer mal wieder kritisch anzuschauen, ihn weiter zu gehen und ggf. auch mal die Richtung zu ändern.

    Es zeigt mir, dass wir hier eine Selbsthilfegruppe sind, in der ich gelesen werde, in der sich Menschen, die schon sehr viel weiter sind als ich, zu meinen Worten Gedanken machen und mir ihre Bedenken mitteilen.
    Ich nehme viel mit von diesen Gedanken, die von alleine vermutlich nicht oder nur sehr schwer Zugang zu meinem Kopf finden würden.

    Nicht alles muss für jeden passen, drüber nachdenken hilft mir jedoch sehr, meinen nüchternen Weg nun schon fast 2 Jahre und 7 Monate sehr zufrieden zu gehen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Jemand von euch hat mir mal ein schönes Bild geliefert: erst wenn meine Festplatte überschrieben ist und kritische Situationen mit positivem Umgang damit überschrieben sind

    Wenn Du Dich mit der Alkoholkrankheit beschäftigst, wirst Du da lernen das Du nie ganz gesund wirst und immer suchtkrank bleibst. Es gibt keine Heilung. Du stoppst die Alkoholkrankheit lediglich. Mehr geht leider bei uns nicht mehr.

    Das mit der Festplatte ist ein sinnbildliches Beispiel dafür, was im Körper und im Kopf passiert wenn Du wieder Alkohol zuführst, also wieder etwas trinkst. Diese alte ( evtl. nach Jahren verstaubte ) Festplatte wird mit einem Knopfdruck wieder gestartet :arrow::idea:

    Die Infos darauf sind keinesfalls "überschrieben", sondern laufen wieder hoch und setzen sofort alte Mechanismen im Körper und Kopf in Gang :idea:. Du bist dann wieder im Saufmodus, der Körper stellt sich sofort auf Alkoholabbau ein und schüttet vermehrt alles dazu aus was notwendig ist. Das betrifft selbstverständlich alle Bereiche, einschließlich Botenstoffe ins Gehirn.

    Ein Kater nach nur einem Bier / Wein / Schnaps... was auch immer ist dadurch tatsächlich möglich, weil viel mehr passiert als einfach nur kurz was getrunken. Eine unbedachte Schnapspraline kann Dir tatsächlich einen regelrechten Schlag verpassen. Tatsächlich.

    Diese Sinnbild-Info kannst Du unbesehen hier mitnehmen.

    Du musst das nicht zwingend ausprobieren um zu testen ob das nun bei DIR evtl. anders ist. Ist es nicht.

    Es ist erwiesen und belegt, das seit Jahren trockene Alkoholiker in kürzester Zeit wieder bei Ihren alten manchmal astronomisch anmutenden Mengen sind und in der Tendenz eher noch drauflegen wenn der Körper das noch schafft.

    Es sind irreversible Vorgänge entstanden was den Alkohol im Körper angeht. Lebenslang.

    Also streich das mit dem "Überschreiben" am Besten.... es macht so einen "geheilten" Eindruck.

    Du hast da ja schon einiges unternommen :thumbup:, nun musst Du es natürlich mit der letzten Konsequenz auch durchziehen. Du brauchst einen sicheren Ort in dem Du nicht gefährdet bist um mal vom Alkohol zu entspannen ( Hab acht- Stellung ). Dieses Nervengift lässt nur sehr langsam los, auch wenn Du nicht trinkst fordert es noch seinen Tribut.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Also streich das mit dem "Überschreiben" am Besten.... es macht so einen "geheilten" Eindruck.

    Ich formuliere es etwas anders: Durch das Überschreiben wird auf die alte Software namens Saufen eine andere namens Abstinenz gelegt. Die alte Software, die sich nicht deinstallieren lässt, ist jedoch immer noch vorhanden und zickt gelegentlich herum z.B. bei Suchtdruck und sorgt für Irritationen bis hin zu mächtigem Theater.

    Mir hat dieser Vergleich stets gefallen und letztlich auch geholfen, da mir klar war, dass die neue Software nach kurzem Theater der alten, doch wieder die Oberhand gewinnt.

    Aber dies sind lediglich bildliche Vergleiche. Da entwickelt halt jeder so seine eigene Sichtweise. Relevant ist letztlich wie immer im Leben, das Ergebnis und das lautet zufriedene Abstinenz.

  • ob du es glaubst oder nicht: auch ich bin nicht so blöd zu glauben, dass es einen Alkoholiker-Light gibt.

    Hatte es auch bewusst über formuliert. Ich komme nochmals zu dir, dann ziehe ich mich bei dir raus. Schieße ja nur an, nicht ab. ;)

    Der Hauptgrund heute war jedoch deine Erwähnung der Festplatte überschreiben, was von mir gerne genommen wird.

    Überschreiben heißt für mich, wie Whitewolf ähnlich schon erwähnt hat, nicht löschen. Kann auch mal sein das ich Festplatte löschen geschrieben hatte. Jeder PC Fachmann kann die wieder herstellen. Ich benutze es bei der gedanklichen Loslösung vom Alkohol, was jedoch ein jahrelanger Prozess bedeutet.

    Zur Erklärung.

    In der nassen Zeit hatte ich bei den verschiedensten Anlässe/Situationen gesoffen, die Sucht hat immer die Lösung Alkohol angeboten. Diese Anlässe und Sucht-Gedanken fallen ja in der trockenen Phase nicht komplett weg.

    Wenn ich dann beim trocken werden gewisse Anlässe vermieden hatte, wie nasses Umfeld und vieles mehr, kam auch hin und wieder Verzicht auf. Das hatte ich nicht ausgesessen, sondern mit sinnvollen Zeiten ersetzt. Nicht nur das, sondern unabhängig davon. wenn ein nasser Gedanke aufkam, mich gezwungen anders zu denken. Eine andere Lösung als Alkohol, mir anzubieten.

    Das ist mein Überschreiben der Festplatte gemeint. Kein Löschen, sondern ein anderes Denken. Loslösung vom Alkohol.


    Dazu

    - ich gehe nicht mehr zu kritischen Zeiten einkaufen

    - wenn ich raus muss, dann ohne Geld und Karten

    - ich mache mir für die kritischen Zeiten in den Abendstunden immer einen Plan, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme

    Ich denke, du meinst beim aufkommenden Saufdruck? Dann ist das auch mein Vorgehen gewesen. Der "Notfallkoffer"

    mein Haushalt ist bis auf drei Ausnahmen alkoholfrei

    Also nicht alkoholfrei. ;)

    Keine Kompromisse, keine Ausnahmen, kein Schönreden hatte ich mit auf den Weg bekommen. Gründe, warum sind wurscht. Es geht bei der Sucht egoistischer Weise nur um mich. Ich sitze am Ende wieder mit der Pulle in der Hand da. Nicht-Süchtige verstehen eh nicht, warum und wieso irgendwelche Schutzmaßnahmen notwendig sind.

    Warum sollte ich es dann auch erklären oder Risiken zulassen? Was mich in Gefahr bringt, weg mit und wo ich eine Gefahr nicht ändern kann weitgehendes eindämmen.

    Alles Gute auf deinen weiteren Weg.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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