Seminar - was tun? - Fragen an die Langzeittrockenen

  • Hallo Paul,

    erstmal Hut ab, dass du es trotz deiner Bedenken es durchgezogen und deine Nüchternheit auf Priorität 1 gesetzt hast. Nun stehst du am Anfang und mit den Jahren wirst du auch sicherer, mit solchen Situationen um zu gehen.

    Es werden Lösungen aufgehen, die im noch "nassen Denken" gar nicht wahrgenommen werden. Das Denken wird sich verändern, was alles anders bewerten lässt.

    Weiter so!

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo thomson,

    ja, das habe ich gemacht. hat gut getan. sport macht den kopf frei.

    heute abend ist wieder so ein tag auf den die sucht gewartet hat: ein neues projekt biegt auf die zielgerade ein. alle haben hart und viel und gut gearbeitet und abends geht's dann in die bar auf den sogenannten verdienten absacker.

    und natürlich ist mein suchtgedächtnis da voll dabei: geh doch mit, ein bierchen kann doch nicht schade.

    ich weiß aber, dass es natürlich nicht bei dem einen bleiben würde .... . und dann ginge es wieder von vorne los. nein

    also bleib ich lieber in meinem hotelzimmer und schau championsleague.

    aber .... heute fällt's mir schwer. wie ein selbstgewählte isolation, bisschen wie knast.

    das würde ich mir wünschen, dass es auch einen nüchternen abend in einer bar mit den netten leuten gibt.

    ehrlich gesagt, traue ich mir das nocht nicht zu. und ich weiß, dass die richtige entscheidung ist, aber heute fühl ich mich .... einsam.

    oder mein suchtmuster flüstert mir das ein.

    ich geh ins bett und schlaf ....

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • ich weiß aber, dass es natürlich nicht bei dem einen bleiben würde .... . und dann ginge es wieder von vorne los. nein

    Und selbst wenn es zurerst bei dem einen oder wenigen bleiben würde… Du weißt, dass das der Anfang vom Ende ist. Und es ist gut, dass Du Dich meldest und das offen sagst, wenns Dir schwer fällt.

    Einsam fühlst Du Dich ja nicht, weil Du nicht mit trinkst, sondern weil Du weißt, dass alle Anderen in der Bar sind und Du meidest das wegen des Risikos und der Situation. Wäre statt einem Barbesuch eine Minigolf-Runde angesetzt gewesen mit Tee und Selter, dann wärst Du sicherlich dabei gewesen :)


    Ich kann aber verstehen, dass es sich so anfühlt, Doch nach dem Seminar wirst Du sicherlich stolz auf Dich sein, so auf Dich aufgepasst zu haben.


    Und sieh es mal so:

    Championsleague gucken ist doch auch nicht das Schlechteste (ok da werden einige vielleicht nicht zustimmen, aber besser als in der Bar Absacker zu trinken und morgen mit dem schlechtesten Versagens-Gefühl überhaupt aufzuwachen ist es allemal :) )


    LG Cadda

  • So, sind Menschen verschieden. Ich bin mal in meiner nassen Zeit sogar gerne auf dem Zimmer gewesen.

    Weil ich da endlich mal in Ruhe saufen konnte.

    Und jetzt würde ich da sitzen, um den anderen dabei nicht zuschauen zu müssen. Zuzusehen, wie sie sich in den Zustand verändern, in dem ich immer war.

  • Super, dass du bisher standhaft geblieben bist.


    Das Wochenende naht und wenn du nach Hause fährst und realisierst, dass du es ohne Alkohol geschafft hast, dann wird sich das aktuell unangenehme Gefühl in ein ganz tolles Gefühl verwandeln.

    Halte durch 💪🏼

  • Glückwunsch, da kannst du wirklich stolz auf dich sein!

    Was mir in Risiko-/Schwächesituation oft den Hintern gerettet hat war die Visualisierung meiner Abstinenz. Ich habe mir eine kostenlose App zum "Zählen/Counter" auf das Handy gezogen, Widget prominent auf den Hauptbildschirm. Jeden nüchternen Morgen einen Tag dazu, direkt mit Abschalten des Weckers. Und jedes Mal, wenn das Bedürfnis nach Alkohol hoch kam, habe ich auf das Handy geschaut und mir gedacht: "Jetzt bist du schon XX Tage nüchtern, das wäre kompletter Unsinn jetzt einzubrechen". Ist nur eine Kleinigkeit aber manchmal reicht das ja schon, um einen an die eigene Leistung zu erinnern...

  • Lieber Paul,

    ich kann soooooo gut mit dir mitfühlen…..

    Ich denk an dich und wünsch dir ganz viel Durchhaltevermögen und Kraft!

    Es gibt nur EINEN Weg - abstinent bleiben! Und wenn du von dem ab kommst, geht alles wieder von vorne los. Das lohnt sich nicht, dafür bist du schon zu weit!

    Liebe Grüße

    Evelin

  • Hobbes ja, das ist eine tolle idee. werde ich auch machen. danke.

    Evelin ja, das lohnt sich wirklich nicht. ich bin so froh, die krise gestern überstanden zu haben und heute sieht alles wieder viel besser aus. zu merken, dass krisen aushaltbar sind und man nicht alleine damit ist, stärkt die kraft und das nüchterne ego.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • guten abend,

    ich habe mal wieder eine frage nach hilfestellung von den "erfahrenen":

    schon krass, wie das suchtgedächtnis zuschlagen kann. bin seit zwei tagen und berlin und noch zwei nächte hier.

    berlin, das war vor bis vor 15 jahren einige jahre meine heimat. und es waren die wilden jahre, parties, alkohol, abstürze ..... . jetzt bin ich zum ersten mal nüchtern hier und es ist schwer. schon auf der zugfahrt war ich unruhig, zu viele erinnerungen an nasse nächte, zuviel kopfkino. in berlin selbst muss ich viel arbeiten und da habe ich ruhe. aber abends geht's wieder los. am ersten abend hat mich mein suchtgedächtnis sehr deutlich aufgefordert, endlich ins nachtleben abzutauchen und zwar mit einer hartnäckigkeit, die mich erschreckt hat.

    ich bin aber in meinem hotelzimmer geblieben und bei tee und fußball bin ich dann auch ruhiger geworden. heute war es schon besser, aber die stimme ist fies.

    morgen dann nochmals ran an die arbeit und am abend ist ein kleiner empfang, zu dem ich kurz muss. seltsamerweise macht mir das keinen stress, wahrscheinlich, weil ich mit den leuten täglich zu tun habe. freu mich aber auf daheim.

    berlin, das ist kein gutes pflaster mehr für mich. das gute ist, es ist auch kein erstrebenswertes mehr. und das muss meine innere stimme dann auch akzeptieren.

    was macht ihr in solchen situationen?

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Hallo Paul,

    ich finde, du machst es schon richtig: Sorge dafür dass du einen Rückzugsort hast (dass du dich ggf. vom Empfang schnell verabschieden kannst), suche dir Alternativen in der Freizeitgestaltung (abends), sorge für dich, sei ausgeschlafen, achte darauf, dass du nicht zu gestresst bist, genug getrunken hast, geh spazieren, freue dich auf das ruhige Hotelzimmer und vielleicht einen Film/Serie/Buch.

    Wenn es ganz akut ist: ruf Freunde an, trinke viel Wasser, schau ins Forum.

    Viele Grüße
    Seeblick

  • Seeblick : danke!

    heute morgen aufgewacht: kein kopfweh gehabt, keinen trockenen mund gehabt, keine scham empfunden, keine reue, keine selbstvorwürfe, sprich nüchtern geblieben. fühle mich gut und bin ein wenig stolz auf mich.

    morgen werden es 3 monate, das will ich mir natürlich nicht nehmen lassen, an silvester 100 tage und und und. here we go!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Du bist aber viel unterwegs. Ist das immer so?

    Lalex_aufdemweg: danke für unterstützung! ja, ich bin viel unterwegs. jetzt aber ist erst einmal für länger keine reistätigkeit angesagt. und da bin ich froh drum.

    heute war ja noch ein empfang mit anschließender party. ich trinke da jetzt immer wasser mit eiswürfeln, da denkt jeder, das sei gin und man lässt mich in ruhe. ich war auch nicht sehr lange, aber es war ok.

    eine sache hat mich richtiggehend schockiert, als nüchterner die party zu sehen: ich hatte ja gedacht, alle saufen besinnungslos. aber das stimmt nicht. es gibt sehr viele, fast alle, die gar nichts trinken oder ein bier oder einen wein. und ich habe kapiert, ICH war der, der unmengen gesoffen hat und zwar von anfang an. die paar, die das auch so gemacht haben, das wären meine saufkumpanen gewesen. das war unangenehm, die zu sehen und ich habe mich ziemlich geschämt.

    in summe aber war es ganz gut, weil ich schöne gespräche hatte und nicht blödes gelallt habe.

    was ich noch nicht hinbekomme, ist richtig fröhlich zu sein und entspannt. veranstaltungen wie diese sind noch anstrengung. aber das ich das ganz gut hinbekommen habe, freut mich schon sehr. es halt ein langer weg und auf meinem bin ich eben erst seit 3 monate unterwegs.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • was ich noch nicht hinbekomme, ist richtig fröhlich zu sein und entspannt. veranstaltungen wie diese sind noch anstrengung.

    Du hast Dir die Antwort doch selbst gegeben, warum dem so ist:

    bin ich eben erst seit 3 monate unterwegs

    ICH war der, der unmengen gesoffen hat und zwar von anfang an. die paar, die das auch so gemacht haben, das wären meine saufkumpanen gewesen. das war unangenehm, die zu sehen und ich habe mich ziemlich geschämt.

    Die Schluckspechte haben Dir einfach den Spiegel vom "alten" Paul vorgehalten.

    Mit der Zeit legt sich das. Du kannst nach ein paar Wochen nicht auf dem Stand eines langjährig Abstinenten sein. Einfach weiter Schritt für Schritt gehen. Jeder trockene Monat festigt Dich und die Abstinenz schleift sich ein. Gerade im ersten Jahr war mein Hirn leider noch schwer vom Alk verseucht und der Blick sondierte noch automatisch das alkoholische Terrain. Auch das besserte sich mit der Zeit. Ich habe sie mir gegeben. Ich habe jahrelang gesoffen, da konnte ich nicht verlangen, dass alles ruck-zuck ins Gegenteil verkehrt wird. So einfach war der Ausstieg aus der Flasche dann auch nicht.

  • ICH war der, der unmengen gesoffen hat und zwar von anfang an. die paar, die das auch so gemacht haben, das wären meine saufkumpanen gewesen. das war unangenehm, die zu sehen und ich habe mich ziemlich geschämt.

    DAS kenne ich auch. Bin mit einem Bekannten immer durch gute Bars getingelt. Nach meiner Abstinenz waren wir mal Burger essen und innerhalb des Abends sind 2,5 Liter Bier in meinen Kollegen geflossen, war selbst fassungslos als mir mein eigenes Verhalten gespiegelt wurde. Ab da schlug mir auch des öfteren Aggression entgegen, schließlich fühle er sich in Gegenwart meines "Gesundheitstrips" (eigentlich ein schönes Wort für Trockenheit 😊) immer unwohl als einziger zu trinken...

    Finde es beeindruckend, wie du durchhältst. Und es lohnt sich so unfassbar!

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