Jump! aus dem Hamsterrad

  • Was für treffende, wohltuende, liebe, klare Worte von euch!

    Nein, ich wollte auch niemanden speziell kritisieren wegen dem "Druck", ich weiß schon sehr genau wie das jeweils gemeint ist. Hab da einfach aus der Verzweiflung raus geschrieben.

    Ich bin so froh, dass jetzt Wochenende ist. Das Arbeiten war wirklich grenzwertig. War in der Heul-Phase, wobei der Ausdruck nicht stimmt, ich war eher in der Ich-unterdrücke-meine-Tränen-Phase. Weil die gerade nur in den unpassendsten Momenten hoch steigen wollen. Andererseits habe jetzt auch etwas Panik vor der vielen freien Zeit am Wochenende.

    Ich habe jetzt wieder ein Urlaubs-Problem. Wir fahren ja sehr häufig weg und das ist immer schon ein Jahr vorher gebucht. Und über Weihnachten fahren wir seit vielen Jahren fast immer auf eine bestimmte Insel. Jetzt weiß ich nicht ob ich alleine fahre oder ob ich es komplett storniere.

    Wenn ich alleine fahre habe ich Angst dort nur permanent an unsere gemeinsame Zeit dort erinnert zu werden und vielleicht von einem Heulflash in den nächsten zu rutschen. Außerdem wäre es nur ein Bruchteil so schön, weil ich ohne Auto nicht in die Berge und an die Wanderpunkte komme und auch nicht zu den tollen rustikalen Restaurants.

    Andererseits wäre ich am Meer. Im Warmen. Weit weg von allem. Und ich kenne mich dort super aus, es wäre also kein Stress und ich habe zwei sehr schöne neue Häuser/Wohnung gemietet. Bis nächste Woche kann ich die noch stornieren. Der Flug wäre futsch.

    Ich bin hin und her gerissen. Mal denke ich: klar, mach' ich. Dann wieder: auf keinen Fall. Die Vorstellung hier zu sein wäre aber auch grauenvoll.

    Als ich auf dem Weihnachtsmarkt war, war ich nicht drauf vorbereitet, dass dort so eine Art Lightshow zur Eröffnung gemacht wurde. Das hat mich dann mit einem Schlag zurück versetzt ins letzte Jahr, wo wir sowas zusammen erlebt hatten. Wir waren so begeistert gewesen, dass wir jeden Abend zu dieser Kathedrale sind und uns das angeschaut haben...

    Vor solchen Erinnerungen habe ich Angst.

    Mit meiner Wohnung freunde ich mich nur schwer an. Das Haus ist immer noch eine riesige Baustelle und ich denke das wird auch so bleiben. Ich habe keine Kraft für Auseinandersetzungen, bin aber vorsorglich in den Mieterschutzbund eingetreten.

    Ich fühle mich sehr alleine. Meine Freundinnen haben alle ihr eigenes Leben und ich kann nicht erwarten, dass sie plötzlich dauernd Zeit haben. Ich will auch nicht nerven. Ich glaube nicht, dass ich aktuell ein gutes Gegenüber bin.

    Eben war ich spazieren. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen heute endlich mal zu kochen. Ich habe einfach keinen Appetit mehr. Mir ist oft übel, ich habe ständig Migräne.

    Kennt ihr das früher als Kind, wenn ihr versucht habt die Rutsche hoch zu laufen. Ich hab mich dann seitlich fest gekrallt und mich Stück für Stück hoch gezogen. So fühle ich mich. Wenn ich kurz nach lasse, dann rutsche ich ab und muss wieder von vorne anfangen.

    Anscheinend bin ich gar keine starke Persönlichkeit. Anscheinend hatte ich mich die ganze Zeit noch an dieses Fitzelchen Hoffnung geklammert und war nur deshalb so taff. Jetzt steh ich da. Ein Schaf im Wolfspelz.

    Jump! 🐑

  • Liebe Jump.

    Ich finde Dich stark und ich wünsche mir für Dich, dass Du nach und nach loslassen kannst. Ob Dir das besser oder schlechter gelingt, wenn Du an den Urlaubsort fährst, wirst Du selbst herausfinden oder fühlen können.

    Ich war mit meinem Ex damals immer an einem bestimmten Ort an der Ostsee. Mein absoluter Lieblingsort. Nachdem wir komplett getrennt waren, wusste ich, dass er für 3 Wochen dort ist. Ich fahre von mir aus nur 1,5 Stunden dort hin und bin an einem Tag in den Nachbarort gefahren. Saß da am Strand am Meer und er war mir so nah irgendwie. Klar tat das weh. „Was tue ich mir hier eigentlich an?“ dachte ich zwischendurch.
    Aber irgendwie war das auch wie Abschied nehmen. Für mich. Er wusste ja nicht mal, dass ich da bin.

    Jede Ecke in der Gegend hat mich erinnert. Ich wollte trotzdem nicht drauf verzichten, an meinen Lieblingsort zu fahren.

    Nun ist das Jahre her. Ich fahre dort immer noch hin und meine Festplatte wurde inzwischen überspielt :)

    Das heißt; ich habe neue Erinnerungen geschaffen. Ich fahre gern hin.

    Genau so gut könnte ich aber auch nachvollziehen, wenn jemand entscheidet „Nö. Das war unser Ort. Da fahre ich nicht allein hin“.
    Gibt ja noch viele andere schöne Orte. Gerade am Meer! :)

  • Um Dich ein wenig auf andere Gedanken zu bringen, Jump...

    Hast Du Dir überlegt, ob Du Dir doch noch eine andere Wohnung suchst?

    Denn mit der Dauerbaustelle, da kannst Du Dich, verständlicherweise, nicht richtig heimelig fühlen.

    Wie würdest Du denn die Weihnachtstage zu Hause verbringen, hast Du da schon eine Vorstellung? Und dann den Vergleich, Urlaub im Warmen allein oder doch hier in Gesellschaft, vielleicht hilft Dir das bei der Entscheidungsfindung.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Da schließe ich mich mal der Frage von Elly an. Also ich finde den Gedanken jedenfalls nachvollziehbar. An Deinem Wohlbefinden arbeiten ist sicherlich das Wichtigste.
    Und dazu gehört ja vor allen Dingen das eigene Zuhause.

  • Liebe Jump,

    Ich bin jetzt die dritte Woche in meiner kleinen Wohnung und lebe mich immer mehr ein.

    Mein Partner hat sich schon nach zwei bis drei Wochen Klinik so regeneriert, dass ich an anderes Leben glaubte. Aber spätestens nach einer Woche fing er wieder an zu trinken. Jetzt liegt er nur noch auf der Couch, trinkt, schläft und rafft sich einmal am Tag auf um Wein zu kaufen.

    Ich fahr jeden Tag einmal rüber, es ist immer noch meine Wohnung, ich stehe im Mietvertrag, und ich rechne auch damit ihn früher oder später leblos zu finden.

  • Entschuldige, ich wollte Dir noch viel Kraft wünschen. Aber da war mein Beitrag schon weg.

    Ich fühle mich jeden Tag heimischer in meiner neuen Wohnung. Es ist wie ein Schutzraum für mich. Und ich merke wie ich jeden Tag mehr loslassen kann.

    Alles Gute für Dich

  • Hey Jump

    Warum darf sich eine starke Persönlichkeit denn nicht an ein Fitzelchen Hoffnung klammern?!

    Ich finde, das darf eine starke Persönlichkeit durchaus!

    Und was den Urlaub angeht: Du schreibst, Du kennst Dich dort gut aus..gibt es dort vllt sogar ein paar Personen, die Du kennst? Die dort wohnen oder auch jede Jahr hin fahren? Das würde ich in die Überlegung mit einfließen lassen...

    Dauerbaustelle hört sich anstrengend an 🤔 ...kein Ende in Sicht?

    Lg

    Deine Api

  • ich will mein altes Leben nicht mehr! Ich will nie mehr leere Flaschen finden, angelogen werden, Alkoholfahne riechen, Diskussionen im Kreis führen, mich so sehr einsam fühlen... Ich will einen kompletten Neustart.

    Liebe Jump - ich verstehe, dass Du Dich alleine fühlst - aber schau mal, was Du damals als erstes hier geschrieben hast. Vielleicht hilft es Dir, selber nochmal in Deinem Faden zu lesen? Eine Umarmung! Du bist nicht allein!

  • Guten Morgen liebe Jump

    Irgendwo in die Ferien zu gehen wo man sich auskennt finde ich wichtig, wenn man dann alleine hinfährt. Man muss sich um nichts kümmern, kann einfach hin und sich auch alleine verweilen. Und das ganz ohne Baulärm :)

    Habe diese Woche auch Ferien für mich und meine Tochter gebucht. Wir sind jahrelang zu dritt hingefahren. Dort kenn ich mich aus und ich fühle mich sicher; das ist im mir Moment wichtig. Es wird schmerzen aber vielleicht hilft es mir auch zu verarbeiten. Und wenn nicht dann schmerzt es noch länger. Ich glaube nicht, dass sich eine Trennung und die Ängste "schneller" verarbeiten lassen. Ich glaube sie sind einfach da.. im Moment, vielleicht auch noch eine Weile. Eins nach dem Anderen. Wir müssen nicht immer stark sein.

    Ich bin gespannt ob du schon ganz bald am Meer liegst, die Sonnenbrille auf der Nase hast und die Füsse hochlegst ;)

    Ich drücke dich ganz fest aus der Ferne.

  • Guten Morgen 🌞,

    das sind gute Denkanstöße, Danke!

    Ja, ich schaue ab und zu noch in die Immobilienanzeigen. Die Wohnung hat halt wirklich außergewöhnlich viel Licht, aber auch Schatten. Die Lage, der Blick, der Preis, die Zimmer selbst - sind wirklich top. Baustelle heißt auch aktuell nicht, dass es laut ist. Aber es muss im Haus noch extrem viel gemacht werden und dafür muss durch meinen Flur gegangen werden, der aktuell noch komplett offen ist. Ich habe also keine eigene Haustür! Das wird alles noch gemacht, die Tür ist auch schon da...aber es verzögert sich dauernd alles. Antworten bekomme ich nicht.

    Die Leute sind nett, sie lassen mich auch in Ruhe, bisher habe ich das obere Stockwerk für mich. Letztens als ich von der Arbeit kam, haben sie was abgeschliffen, aber sofort aufgehört als ich kam und sich zurück gezogen.

    Aber der offene Flur ist kalt, und der Vermieter raucht und es zieht natürlich hoch zu mir. Gestern hatten sie Gäste und der Essensgeruch kam hoch. Ich glaube wegen meiner Migräne habe ich einen extremen Geruchssinn. Aber ich denke, wenn der Flur dann abgetrennt ist, dann wird es gut sein. Ich weiß auch nicht ob ich einfach zu dünnhäutig bin. Oder mich nicht genug einlasse.

    Es wäre auch verrückt wieder auszuziehen. Die Wohnung hat auch etwas sehr Besonderes und eigentlich mag ich ja das Alte, Unperfekte.... Kurzum ihr merkt: ich bin zur Zeit nicht ganz Zurechnungsfähig 🥴 und sollte sowieso lieber still bleiben, weil ich mir in jedem zweiten Satz widerspreche.

    Tja, genauso ambivalent ist es mit dem Urlaub. Es ist genauso wie Silberstreifen und Cadda geschrieben haben: das Vertraute wäre so wohltuend und vielleicht könnte ich meine Festplatte auch überschreiben oder dadurch was verarbeiten und irgendwie will ich auch in der Lage sein das verdammt nochmal alleine zu genießen.

    Elly, deine Fragen sind auch sehr gut. Wenn ich hier bleibe könnte ich vielleicht meine beste Freundin treffen, die eventuell her kommt. Allerdings wäre ich hier schon auch viel alleine. Im Urlaub auch, aber da macht mir das irgendwie nix aus.

    Liebe wieweiter , ich finde es toll, dass du deine Wohnung als Schutzraum sehen kannst. Ich muss wahrscheinlich auch noch Geduld haben. Ich bin ja jetzt erst eine gute Woche fest hier. Du hörst dich so tapfer an - ich muss deinen Faden nochmal lesen.

    Api, ganz lieben Dank! Ich komme demnächst mal zu dir und würde gerne wissen wie es bei dir weiter geht aktuell. Ich fühle mich dir sehr verbunden.

    Koda, Momo! Ich lese euch soo gerne.

    Lananana, keine Sorge, ich weiß weshalb ich meinen Weg gehe. Ich bin mir da auch sicher. Es tut nur gerade weh. Aber wat mut dat mut.

    Heute gehe ich auf einen anderen Weihnachtsmarkt, mal sehen, da treffe ich bestimmt viele Bekannte. Ich muss mir einen neuen Freundeskreis aufbauen. Heute früh bin ich schon einmal Rund um den kleinen Hafen hier gelaufen, hab mir frische Brötchen geholt, schon zwei leckere Milchkaffee geschlürft. Ich muss meinen Fokus auf das Positive lenken.

    Danke euch!

  • hallo liebe jump!, deine zeilen lesen sich so ehrlich, so tapfer, reich, an gedanken, an gefühlen, auch wenn du das vielleicht grad gar nicht wahrnehmen kannst, aber das ist ein schatz, wert zu bewahren. Wenn man so durchgeschüttelt wird vom Leben, wird man ein bisschen durchsichtig, und läuft langsamer, bedachter. Ja man ist angreifbarer. Widerspricht sich (ist das schlimm?), tastet sich heran, an das eigene Innenleben, stösst sich den Kopf, läuft weiter. Bleibt stehen, überlegt, macht Licht an, halt der Schalter geht nicht, aber da, in einer Ecke ist Licht. Dann darüber. Erst mal setzen. Durchatmen.

    Das Gute ist, du bist nicht alleine. In deinem Inneren nicht (vermute ich) und hier auch nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß der Schmerz wenn er kommt, die eigene Wahrnehmung schärft, das kann sich furchtbar anfühlen, weil einem alles wehtut, aber es steckt auch eine große Kraft darin, die des Neuanfangs.

    Das Meer mag helfen. Der Himmel auch.

  • Wie wäre es mit einer Baustellentür? Die ist aus durchsichtigem Plastik und wird mit Malerkrepp angeklebt. Hat einen Durchgang und ist staub- und geruchsdicht. Wird oft bei Altbausanierungen verwendet, damit der Dreck sich nicht in der ganzen Wohnung verteilt.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich mag deine Beiträge sehr Jump. Sie sind einfach authentisch und voller Herz.

    Super wie du das machst, spazieren, Kaffee geniessen.. die kleinen Freuden im Alltag auskosten..

    Ich versuche mich auch hier am neuen Ort einzugewöhnen, noch habe ich ziemlich viel "Heimweh". Es ist gar nicht so einfach irgendwo neu anzufangen, vorallem wenn man doch gar nicht weggehen wollte. Aber wer weiss vielleicht tun sich ganz neue Wege auf. Ich hoffe deine Wohnungssituation entspannt sich bald. Schön ist, daß die Leute nett sind so dass du dich wohlfühlen kannst. Du hast recht, wieder umzuziehen wäre sehr verrückt und vorallem auch anstrengend. Die Daumen bleiben gedrückt. Alles Liebe für dich...

  • Hallo Jump,

    Ich melde mich auch mal wieder. Bei mir ist auch viel passiert.

    Es gab dieses komische Treffen wo ich ihr die Sachen aus meiner Wohnung übergeben hat. Sie wollte mit dem ganzen Vorwüürfszeug anfangen. Hab sofort abgeblockt und gesagt dass sie mich in Ruhe lassen soll.

    Seitdem geht es mir besser. Ich weiss für mich dass ich das nie mehr möchte. Die emotionale Abhängigkeit wird von Tag zu Tag weniger. Der Alkoholiker wird sich für uns nie ändern und das ist Fakt.

    Für uns ist wichtig dass wir mit dem alten abschliessen können und unser Leben das wir verdienen führen. Ich war zu lange Geissel des Alkohols und mitgefange in der Suchtspirale.

    Sich zu befreien ist schwer, aber möglich.

    Alles Gute für Dich!

  • Hallo Korli!

    Der Alkoholiker wird sich für uns nie ändern und das ist Fakt.

    Für uns ist wichtig dass wir mit dem alten abschliessen können und unser Leben das wir verdienen führen.

    Wer ist der Alkoholiker und wer ist "uns"?

    Bitte pauschaliere nicht und bleibe bei Dir. D.h. schreibe in der Ich-Form und schere nicht alle Alkoholiker über einen Kamm!

    Danke!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!