Abstinenzler - Der lange Kampf

  • Aber einen Kampf kann man doch auch gewinnen?

    Siehst du die Sucht immer noch als Gegner, als etwas, das man besiegen kann?

    Warum bist du überhaupt süchtig geworden? War es eine Schwäche, eine Niederlage? Und warum hat es jedes Mal nicht geklappt, wenn du versucht hast, abstinent zu bleiben? Ganz einfach, weil es kein Kampf ist, den man gewinnen kann, sondern ein Zustand, den man akzeptieren muss. Sucht ist kein Gegner, den man mit Disziplin oder Willenskraft besiegt. Das Zauberwort für Abstinenz ist nicht „Willenskraft“, sondern „Kapitulation“.

    Viele Rückfällige haben auch nie wirklich aufgehört ,sie wollten es nicht. Sie würden weiter trinken, wenn sie könnten. Für sie ist Aufhören keine Befreiung, sondern eine Niederlage. Und genau aus diesem Grund werden sie rückfällig

    Wenn du jedes Mal wieder von vorne anfangen musst, stellt sich doch irgendwann die Frage: Sich nach dem nächsten Rückfall totzusaufen oder es endlich anders anzugehen?

    Das beginnt im Kopf – mit der Entscheidung, nicht mehr zu kämpfen, sondern die eigene Machtlosigkeit anzuerkennen. Erst dann kann etwas Neues entstehen.

    Und was du mit dem alkoholfreien Umfeld machst, finde ich gut, um erstmal eine gewisse Stabilität zu erreichen.

    Was machst du stattdessen, anstatt zu saufen? Hast du dir neue Hobbys gesucht oder andere Freizeitaktivitäten ausprobiert? Vielleicht Sport oder etwas Ähnliches?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Hi Abstinenzler,

    herzlich willkommen hier.

    Aber einen Kampf kann man doch auch gewinnen?

    Gegen Alkohol gewinnen? Ernsthaft? Das ist unmöglich.;)

    Ich darf auch,wer will mich hindern?

    Niemand wird Dich hindern, zumindest hier nicht. Allerdings finde ich diesen Satz nicht hilfreich. Es ist nicht mein Wille, sondern eine Notwendigkeit das ich nicht trinke also trinke ich nicht. Wenn ich mich nur auf meinen Willen verlassen würde, bestünde eine gute Wahrscheinlichkeit das ich scheitern könnte. Also lass ich es.;)

    Liebe Grüße Kazik

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    abstinent seit 10.12.2024 / Heute trinke ich nicht.

  • Abstinenzler willkommen hier im Forum.

    Hast du schon die Artikel über die Grundbausteine gelesen? Und hast du dir schon einen Notfallkoffer gepackt?

    Ich finde, dass du dich recht positiv liest.

    Ein Kampf gegen den Alkohol und die Sucht ist nicht zu gewinnen. Die Einsicht, dass ich gegen den Alk immer verliere, war befreiend. Ich konnte loslassen. Ich habe mir den Alk als Riese vorgestellt und als ich vor im stand und mir seine Größe und Stärke bewusst wurde, habe ich mich einfach umgedreht und bin weggegangen. Der Riese blieb stehen und ich habe mich von ihm entfernt. Diese Kapitulation macht den gravierenden Unterschied.

  • Siehst du die Sucht immer noch als Gegner, als etwas, das man besiegen kann?

    Warum bist du überhaupt süchtig geworden? War es eine Schwäche, eine Niederlage? Und warum hat es jedes Mal nicht geklappt, wenn du versucht hast, abstinent zu bleiben? Ganz einfach, weil es kein Kampf ist, den man gewinnen kann, sondern ein Zustand, den man akzeptieren muss. Sucht ist kein Gegner, den man mit Disziplin oder Willenskraft besiegt. Das Zauberwort für Abstinenz ist nicht „Willenskraft“, sondern „Kapitulation“.

    Also jetzt bin ich verwirrt. Ich sehe die Sucht als größten Feind, größten Gegner- weil sie soviel zerstört hat. Ich bin süchtig geworden weil ich Spaß haben wollte und das Gefühl geliebt habe. Laut Therapeuten wohl auch wegen meiner Kindheit, sehr viel Schläge, Abweisung weil ich in der Schule und Co. soviel scheiße gebaut habe. Ich akzeptiere die Sucht. Was meinst du mit Kapitulation? Ich dachte Kapitulieren heißt einfach weitersaufen.

  • Was machst du stattdessen, anstatt zu saufen? Hast du dir neue Hobbys gesucht oder andere Freizeitaktivitäten ausprobiert? Vielleicht Sport oder etwas Ähnliches?

    Ich gehe 2x am Tag mit dem Hund spazieren, Sauna, Sport, PlayStation 5, Youtube, meine Frau unterstützen da sie mit 50 Jahren noch per Abendschule ihre Ausbildung macht und Nebenbei noch Arbeitet. Ich genieße meine Trockenheit die ich verkatert, entzügig, mit Magenproblemen etc. nicht genießen kann.

  • Hast du schon die Artikel über die Grundbausteine gelesen? Und hast du dir schon einen Notfallkoffer gepackt?

    Ich finde, dass du dich recht positiv liest.

    Danke. Ihr seid auch sehr engagiert. Nein, die Artikel werde ich lesen, danke für den Tipp.

    Die Einsicht, dass ich gegen den Alk immer verliere, war befreiend. Ich konnte loslassen.

    Also ich habe schon öfters gegen den Alk gewonnen, indem ich den Suchtdruck ausgehalten habe und standhaft blieb. Aber so wie ihr das hier schreibt ist es wohl entspannter als es immer als Kampf zu sehen! Danke für die Sichtweise.

  • Achso, ich habe morgens einen Junkie hier im Dorf mit Bierdose gesehen. Das hat mich getriggert. Der sieht mega fertig aus, ich frage mich warum mich solche gruseligen Gestalten immer triggern. Eigentlich müsste das mich abschrecken z.b.: Willst du so werden und aussehen? Was ein Trostloses Leben? Echt bekloppt.

  • Wenn ich Trocken in den Sarg gehe, habe ich gewonnen. Das ist mein Ziel. Endlich Leben

    Guten Morgen Abstinenzler, man muss es ja nicht immer wie eine Niederlage/Kapitulation betrachten, genau genommen ist es ein Remis. Mir gefällt die Betrachtungsweise besser, Kapitulieren empfinde ich wie aufgeben, nur ein Kampf sollte es natürlich nicht sein den würden wir verlieren.

    Gruß R/no

  • Hallo Abstinenzler

    Ein Kampf ist es schon trocken zu werden und zu bleiben. In meiner anfangszeit auf dem trockenen Weg,so sehe ich das musste ich kämpfen, nicht gegen den Alkohol oder die Sucht, sondern gegen mich selbst.

    Gegen die alten nassen Strukturen, die nassen Gedanken und auch den inneren Schweinehund. Dagegenhalten Wenn solche Gedanken aufkommen.alte Muster bekämpfen, saufende Menschen konsequent aus dem Weg zu gehen. Alles was in den Grundbausteinen so steht.

    Das passiert nicht von selbst, das kostet Überwindung, eben Kampf.

    Gegen den Alkohol brauch ich nicht zu kämpfen, der ist eben da.die Sucht ebenfalls.

    Wie ich damit umgehen kann, ohne Risiken einzugehen ist die Herausforderung.

    Bei jedem etwas anders gelagert,doch immer gleich.verschiedene triggermomente haben immer das gleiche Ziel. Alkohol als Lösung anzubieten.

    Das ist Arbeit an mir selbst und manchmal auch Kampf gegen mein altes ego von früher.

    So interpretiere ich das für mich.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • Mir gefallen Begriffe wie "Kämpfen" nicht. Gegen wen sollte ich denn kämpfen? Wie sollte der Kampf denn ausgetragen werden, mit Fäusten, Messern und Pistolen? Ich habe nicht gekämpft, ich habe nur aufgehört, den Alkohol zu nah an mich heran und in mich hinein zu lassen. Das war kein Kampf, sondern eine reine Vernunftsentscheidung, deren Umsetzung in den ersten Wochen viel Konzentration, Willen, Befassung mit der Materie und Austausch mit anderen, hier im Forum und in einer ambulanten Therapie erforderte.


    Anfangs bin ich mit der 1-Tages-Methode gut gefahren. Jeden Morgen nach dem Aufwachen habe ich mir fest vorgenommen: "Heute trinke ich nicht." Aufkommende Trinkgedanken begegnete ich neben dem kräftigen Schluck aus der Wasserpulle mit Ablenkung und der Befassung mit schönen Dingen, die mir Freude machen.

    Nach einigen Monaten hatte ich dann festen Grund unter dem Boden und marschierte weiter konsequent meinen Weg. Es gab zwar ab- und an einige Ruckler, ausgelöst durch das Suchtgedächtnis, aber da musste ich halt durch.

    Hier wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Wille allein nicht ausreicht, das ist völlig zutreffend, der Wille darf jedoch nicht unterschätzt werden, denn ohne ihn läuft gar nichts.

    Häufig ist auch die Rede von "Kapitulation", ein Begriff der von Alkis gerne entgegen seinem natürlichen Wortsinn verwendet wird. Ich musste nicht kapitulieren und mich dem Alk völlig unterwerfen, sondern nur aufhören, mich mit dem Alk zu messen und hielt ihn auf Distanz. In diesem Sinne verstehe ich hier den Begriff der Kapitulation, in dem ich ihm, so gut es eben ging, auswich.


    Gerade zu Beginn im ersten Jahr drehten sich immer wieder meine Gedanken um den Alk, diesem Gedankenkarrussel konnte ich letztlich durch Ablenkung und Austausch begegnen. Das zeigte mir, dass ich mit meinen alkoholischen Gedanken nicht allein unterwegs war und sie erfolgreich ins Leere laufen zu lassen, die für mich beste Methode war, die sich auch umsetzen ließ.

    Gerade im ersten Jahr sind die Gedanken noch sehr alkoholfixiert, das legte sich in der Folgezeit, da die Verknüpfung zwischen bestimmten Personen und Gelegenheiten mit dem Konsum von Alk mehr und mehr verblassten. Ich hatte mir andere Lösungen gesucht und auch gefunden hatte, die mich nicht mehr zur Flasche Bier greifen ließen.

    Vielleicht helfen Dir meine Ausführungen etwas weiter.


    Mein Weg war und ist lang, aber er ist zu schaffen und rückblickend war er sogar leichter, als es anfangs erschien. Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt, ich musste anschließend nur meinen persönlichen Rhythmus finden.


    Gutes Gelingen

  • Als Süchtiger ist das der einzige richtige Weg behaupte ich mal.

    Ich kenne jedenfalls keinen Alkoholiker, bei dem das anders funktioniert. Und ich habe jetzt doch schon viele kennengelernt.

    Aber das Wichtigste ist, es funktioniert bei mir. Und es wurde immer einfacher.

    Risikominimierung, das Leben verändert sich (ging mit der Nüchternheit praktisch automatisch) und die Zeit arbeitet für Dich.

  • Als Süchtiger ist das der einzige richtige Weg behaupte ich mal.

    Ich habe gestern die Frau eines ehemaligen Gelegenheitsmitsäufers getroffen und sie berichtete mir, dass er jetzt mit 64 Jahren zu einem Pflegefall geworden ist (schwer Diabetis, abgenommene und nicht heilende Zehen, Niereninsuffizienz mit Dialyse und einsetzende Demenz).

    Er war übrigens der Neugierigste, als ich vor über 10 Jahren aufhörte. Er hat weiter getrunken, ich nicht.

    Zugleich fühle ich mich in meinem Tun bestätigt. Denn mir geht es bis auf ein paar altersbedingte Wehwehchen gut und das darf gerne so bleiben.

  • schwer Diabetis, abgenommene und nicht heilende Zehen, Niereninsuffizienz mit Dialyse und einsetzende Demenz).

    Ist immer wieder schlimm sowas mitzubekommen. Bin zwar erst 38, aber da schon 21 Jahre am Saufen habe ich auch schon Krankheiten davongetragen. So ein scheiß. Aber in den Suchtdruck und ich geh Saufen Momenten habe ich leider nur ans Saufen gedacht und die Krankheiten ,,vergessen´´.

  • Ist das denn schlimm wenn man süchtig ist aber nichts konsumiert?

    Ich hole das mal hier her.

    Ich bin Alkoholiker und daher süchtig. Ich trinke schon mehr als 10 Jahre nichts. Was soll daran "schlimm" sein. Das kann ich nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, die Sucht ist für immer in mir drin, sie geht nie mehr weg. Damit habe ich mich abgefunden und meinen Frieden mit ihr gemacht. Ich weiß mir ihr umzugehen.

    Du bist Du, der Fokus sollte auf Dich gerichtet sein, wie Du ohne Alk über den Tag kommst. Das ist für den Anfang schon mal eine ganze Menge. Daher die erwähnte 1-Tagesstrategie: "Heute trinke ich nichts." Und genau dafür tue ich alles.

    Also schau auf Dich, nicht auf andere. Andere werden und können Dich nicht trocken legen, das musst Du schon selbst hinbekommen. Die erforderliche Unterstützung findest Du hier, daher heißt es ja SELBSThilfegruppe. Und diese Gruppe ist richtig gut. Die Tipps der Älteren sind praktikabel und umsetzbar. Dafür gibt es hier genügend Beispiele. Diese Gruppe ist in der Lage, Dir weiter zu helfen, aber den Weg gehen, das musst Du schon allein, es wird Dich hier keiner wie in einer Sänfte tragen.


    Also Kopf hoch, die Augen nach vorne und Schritt für Schritt weiter gehen. Die nötige Stabilität stellt sich dann schon noch ein. Das ist dann nur eine Frage der Zeit. Vorausgesetzt der Nichtkonsum von Alk wird nicht als Verzicht oder gar mangelnde Lebensqualität empfunden. Mit der Faust in der Tasche krampfhaft nicht zu trinken, führt erst zu Frust und später zum Rückfall.

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