Grundbausteine Co-Abhängigkeit - Nr. 1 Tiefpunkt

  • Hallo,

    hier finden sich die Grundbausteine zur Co-Abhängigkeit.

    Grundbaustein Nr. 1 - Erkenntnis und der Tiefpunkt

    Zitat

    Der Weg aus der Abhängigkeit setzt i.d.R. auch einen Tiefpunkt (Kapitulation) voraus, aus dem man die Erkenntnis erwirbt, dass man selbst erkrankt ist, den süchtigen Partner oder Elternteil nicht retten kann.

    Weiterhin ist die Erkenntnis nötig, dass der Fokus der eigenen Gedanken und Gefühle auf den Anderen gestellt ist, sich das Verhalten nur drauf beschränkt, sich in den Hintergrund zu stellen und Verantwortung für den Süchtigen zu übernehmen bis hin zur vollständigen Selbstaufgabe.

    Die Erkenntnis, dass der süchtige Partner/ Elternteil nur ein Auslöser für die eigenen kranken Anteile ist und nicht Schuld daran ist, dass es einem schlecht geht. Jeder Mensch kann selbst entscheiden, wie er mit seinem Leben umgeht und befindet sich nicht in einer Opferrolle. Der Co-Abhängige lässt nur so viel mit sich machen, so viel er zulässt.

    Die Anerkennung, nicht selbstbestimmt zu handeln, sondern sich aufgegeben zu haben, lässt den Einzelnen handlungsunfähig sein.

    Wer möchte, kann hier gerne etwas zu seinem eigenen Tiefpunkt schreiben. Ein Tiefpunkt kann ja zum Wendepunkt werden...

    Wie war das bei euch?

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (12. Juni 2011 um 00:09)

  • Ich glaube, mein Tiefpunkt war, als ich mit meinem Mann in der Klinik war, nachdem er 1 Woche gesoffen hat, er die Chance hatte in der Klinik in ein Programm aufgenommen zu werden und er sich vor dem Arzt raus geredet hat. Ich sass neben ihm und konnte förmlich im Blick des Arztes sehen, was er von ihm denkt und von mir. Es war mir so unangenhem. Nachdem wir die Klink verlassen haben, habe ich mich auf eine Bank gesetzt und er sass neben mir, ich habe angefangen zu rauchen, obwohl ich nicht rauche, und habe ihm gesagt, dass es das war. Ich will von ihm nichts mehr hören. Ich blieb sitzen und er sass neben mir und wollte ständig, dass ich ihm was sage, aber was sollte ich noch sagen? Wir sassen da vielleicht 2 Stunden und ich sagte ihm mehrere Male, dass er gehen kann, er ist frei, aber er wollte nicht gehen. Irgendwann bin ich aufgestanden und bin gegangen. Zwei Wochen habe ich es durchgehalten, aber diese zwei Wochen waren der Anfang, waren mein Wendepunkt. Es war schwer, weil er natürlich versucht hat mich zu erreichen und auch meine Eltern, er wollte mit meinen Eltern reden und ihnen alles erklären und sie hätten es auch gemacht, wenn ich nicht gesagt hätte: das fördert seine Sucht. Wir müssen ihn mit Ignoration strafen. Immer mehr habe ich dann begriffen, was mit mir los war, was er mit mir gemacht hat. Es fällt schwer los zu lassen, sich einzugestehen, dass man selber auch krank ist. Aber sobald die Erkenntnis da ist, wird es leichter. Mein Wendepunkt ist jetzt ca. ein Jahr her. Ein halbes Jahr später habe ich die Scheidung eingereicht. Ich habe meine Sachen aus der Wohnung geholt und bin frei und fühle mich auch so. Ich bin glücklich, nach so langer Zeit kann ich wieder unbeschwert lachen und spaß haben.

    Viele Grüße,
    julchenazul

  • Mein Tiefpunkt kam nach 10 Jahren Alk-Co-Beziehung im letzten Herbst.

    Ich sah meinen damaligen Partner betrunken bei einem sehr intimen Video-Chat mit einer Frau, die später zu seiner Affaire wurde.
    Er meinte, ich würde ja keine Nähe mehr zulassen und deswegen müsste er es sich woanders holen.
    Ein paar Monate zuvor unterstellte er mir zudem noch, dass ich fremdgehen würde (eben, weil ich mich zurückgezogen hatte).

    Der Tag, als ich ihn da total betrunken vor dem Chat sah war für mich mein persönlicher Tiefpunkt und das endgültige Aus.
    Ich war sogar froh, dass er eine andere hat und hoffte, er ist während meines Auszuges so wenig wie möglich zugegen.

    Seit Weihnachten letzten Jahres habe ich meine eigene Wohnung und fühle mich so frei und glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich unternehme sehr viel und entscheide dabei sehr oft spontan etwas.

    In Momenten wo ich mich alleine fühle, sage ich mir, dass es die Einsamkeit gibt, um Zeit für sich alleine zu haben. Auch das genieße ich.

  • Hallo,

    ich bin bzw. hoffe es, in den letzten Tagen an meinen Tiefpunkt angelangt, also ich bin mitten drin.

    Mein XY hat mich die letzten Wochen nächtlich betrunken terrorisiert auch mal mit Gewalt wenns er so wollte, ich habe abgeblockt immer wieder.
    Nun habe ich keinen Terror mehr, er hat anscheinend nach 1 Woche erkannt, dass es zwecklos ist und will nun alleine leben.

    Dann gings mir sehr schlecht und erkannte deutlich meine Abhängigkeit und meine Feigheit zum eigenen Leben. Sogar diesen Tritt von ihm brauchte ich noch um zu verstehen wie krank ich bin.

    Jetzt nehme ich jede Hilfe und Kritik an, versuche aus der Opferrolle (die mir manchmal sogar Spass macht) rauszukommen, das Selbstmitleid war wohl mein Schutz nichts ändern zu müssen.
    Jetzt wurde ich zwar gezwungen mich auf mein Leben zu konzentrieren, aber ich hab auch erkannt, wie ich mich abhängig machte...

    Ich freue und hoffe auf ein neues Leben!

    LG sonne

  • Hallo Linde

    Danke für dieses Thread.
    Ich habe nachgedacht un muss sagen dass ich mich schäme. ich finde mich einfach Feige, aber ich kann auch diese Gefühle annehmen, ich bin halt so, und so ist es gut.
    Damit meine ich, ich habe gewartet bis mein Körper aufgegeben hat, ich habe nicht früher geschafft mich um mich zu kümmern.
    Mein Tiefpunkt war, wo mein Körper zusammengebrochen war. Tiefe Depressionen, Angstzuständen und Bourn Out vom feinsten.
    Da war ich ganz unten. Und da ging es um die Wahl, leben oder sterben (buchstäblich)
    Die erste Zeit danach habe ich aus reinen Überlebensinstinkt gehandelt. Es war so eine animalische Kraft - ich will leben, ich will, ich will...
    Und dann fing die Spirale sich nach oben zu drehen.
    Ärztliche Hilfe, Psychologische Therapie, Trennung, Scheidung - alles dauerte seine Zeit
    aber ging vorwärts.
    Ich kann heute sagen, ich bin glücklich, unendlich glücklich, und dankbar für diesen Tiefpunkt. Dankbar dafür, dass mein Körper aufgegeben hat, und ich anfangen MUSSTE neue Wege zu gehen.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • hallo zusammen,

    mein tiefpunkt war vor zwei jahren, diagnose darmkrebs verbunden mit angstzuständen, panikattaken und depressionen. da merkte ich jetzt wirds zeit zu leben!!!!

    liben gruß melanie

  • Hi,

    Danke Linde für diese Frage.

    Würde mal sagen, mein Tiefpunkt war, als ich mit meiner Schwiegermutter zu XY gefahren bin, voller Angst, er könne sich totgesoffen haben. Und ich über Stunden (zumindest fühlte es sich so an) versucht habe, ihn davon zu überzeugen, dass er zur Entgiftung ins Krankenhaus muss. Und er wollte einfach nicht und ich war total verzweifelt, wie auch seine Mutter. Da musste ich endlich meine Machtlosigkeit erkennen und begriff aber gleichzeitig, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffen würde, von ihm loszukommen. Weitere Ereignisse in der Folge haben mich dann in meinem Entschluss zur Trennung und zum Start in ein neues Leben nur noch bestärkt.

    Jetzt ist mein Leben schön. Die Scheidung steht kurz bevor, denn das Trennungsjahr ist fast vorbei. Und XY macht mit einer anderen Co. weiter, wie gehabt.

    Liebe Grüße,
    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Hallo!
    Für mich war es sehr schwer zu erkennen,dass ich an meinem Tiefpunkt angelangt bin.
    Wenn wir uns gestritten haben,so hatte unser Streit auch noch ein gewisses"Niveau".
    Es gab keinen Terror und auch keine Schläge. Die Beleidigungen waren eher unterschwellig,so dass ich es erst immer später erkannte was er überhaupt gemeint hat.
    Aber irgendwann begriff ich ,dass ich nur noch so eine Art Alibi-Freundin war.
    Weihnachten,Geburtstage etc.da wurde ich mitgenommen,da war es ganz wichtig,dass ich mit dabei war.
    Ansonsten war ich Luft,bzw.sein Fussabtreter wenn etwas nicht funktioniert hat.
    Er hat mich schlichtweg in seine Sucht "eingebaut",hatte wohl nie vor mit dem Trinken aufzuhören.Seine Sache.
    Übel nehme ich ihm nur,dass er mich so belogen und für seine Zwecke benutzt hat.
    Ein Termin beim Jugendamt(er hat einen unehelichen Sohn der nicht bei ihm lebt)brachte mir dann die Erkenntnis.Nachdem ich sein Ansehen mal wieder zurechtgerückt hatte,damit er ihn weiterhin sehen kann,machte er mir klar,dass ich mit seinem Sohn nichts zu tun hätte.
    Ich fühlte mich einfach nur benutzt und hintergangen.
    Da wusste ich,dass es nie einen Sinn haben würde,es war alles nur zweckgebunden.
    Und es bedeutete auch eine Gefahr für das Kind,wenn er unter Vortäuschung falscher Tatsachen,das Besuchsrecht behält.
    Da hörte der "Spass" endgültig für mich auf.
    Bis heute und dafür bin ich sehr dankbar.
    lg Ragna

  • Zitat

    Wer möchte, kann hier gerne etwas zu seinem eigenen Tiefpunkt schreiben. Ein Tiefpunkt kann ja zum Wendepunkt werden...

    Wie war das bei euch?


    Danke Linde für die Eröffnung dieses Themas.

    Wie war das bei mir?
    Rückbesinnung. Ich hatte einen absoluten Tiefpunkt, jo, und dann in der Folgezeit mehrere mehr oder wenig intensive Tiefpunkte.

    Der absolute Tiefpunkt und auch Wendepunkt war eine Erkenntnis. Jo.
    Die Erkenntnis, das ich überhaupt nichts mehr verstand.
    Ich lag unter den Trümmern einer zusammengebrochenen Welt, verstand die Welt überhaupt nicht (mehr), verstand Mitmenschen nicht (mehr) und verstand am allerwenigsten mich selbst.

    Ich wusste weder, was von mir erwartet wurde, was ich erwarten könnte, wozu ich überhaupt noch noch auf der Welt war. Ich fühlte mich wie ein Bazillus, dem sich nur mit äußerster Vorsicht genähert wird oder der Andere um alles in der Welt nicht infizieren darf. Ich stellte alles, aber auch alles von mir in Frage, fühlte mich ungeliebt und selbst zu keinerlei Liebe fähig. Ich wurde zu einem Nichts und ich werde nie den Moment vergessen, wo ich einfach nur um Hilfe "schrie": Hol mich hier raus. Ich kann nicht mehr, ich weiß nichts mehr, ich verstehe nichts mehr und ich schaffe es nicht aus dem Schlamassel rauszukommen.

    Da war nichts von einer Erkenntnis, das ich krank bin etcpp. Dieser absolute Tiefpunkt war eine einzige "schreiende" Verzweiflung..

    Alles andere kam später. Bissel arg holperig. Und jeder einzelnen Erfahrung/Erkenntnis und innerlichem annehmen war ein mehr oder weniger intensiver Tiefpunkt ( Bauchklatscher) vorangegangen.
    Im Rückblick erscheint es mir sogar so, dass, je größer das Stück war was weggebrochen/sich etwas Großes getan hatte und eine Befreiung stattfand, umso tiefer lag ich vorher mit der Nase im Dreck.
    Jo.


    lg
    Mora

  • Hallo ihr!

    Vielen Dank für eure sehr berührenden Beiträge.

    Vielleicht kann das anderen Angehörigen Mut machen!


    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    mein Tiefpunkt war nachdem mein Ex nach 3 Monaten Abstinenz wieder zu saufen angefangen hat "weil's ihm schmeckt".
    Ich hatte ALLES probiert ihn von der Sucht wegzubekommen.
    Die Sauferei war schlimmer denn je. Ich hatte mich täglich beim Tür aufsperren auf das Schlimmste vorbereitet... wußte nur nicht mehr was das Schlimmste sein könnte.

    In einem Buch hatte ich dann eine Gegenüberstellung der Aktionen/Reaktionen des Alkoholikers/Co-Abhängigen gesehen und festgestellt daß wir auf der Liste ganz unten angekommen sind.

    Als ich begriffen hatte daß ich ihn nicht ändern kann habe ich alle Aktionen gestoppt und mich auf NICHTS mehr eingelassen.
    Ab da war ich für etwa 4 Monate nur noch Beobachter....

    Als mein Ex dann am Rad gedreht hat war mein Auszug nur noch Formsache.

    Seitdem geht es mir nur noch gut.
    Manchmal weine ich vor Glück.
    Wenn ich mal einsam bin oder Alpträume habe kann ich damit umgehen und weiß daß das nötig ist zur Verarbeitung...es tut sich was und das ist gut so.
    Ich bin dankbar und LEBE jeden Tag.

    Es ist wie es ist sagt die Liebe und lächelt.

    LG
    Martina

  • Hallo Linde66,

    Ich weiß nicht, ob das, was ich dazu schreibe auch etwas mit Co Abhängigkeit zu tun hat, will aber versuchen zu erklären warum ich denke, es hat doch etwas mit Co Abhängigkeit zu tun... :lol:

    Also meinen absoluten Tiefpunkt hatte ich vor ca. 3,5 Jahren... Meine Kinder waren 2 und 4 Jahre alt, sie steckten gerade in der Phase in der sie ständig krank waren. Ich leide an Emetophobie, was ich hier schon mal schrieb, ich habe Panik vor ebrechen. Nicht nur bei mir selber sondern auch bei anderen insbesondere bei meinen Kindern. Ich fühle mich dann hilflos da ich "erbrechen" bei meinen Kinder nicht kontrollieren kann! Denn ich leide irgendwie an Kontrollzwang! Jedenfalls war ich damals am Boden zerstört, ich hatte suizidgedanken deswegen, weil ich helfen WOLLTE aber in diesem Fall nicht helfen KONNTE; das war das Schlimmste für mich! Dachte ich damals zumindest!
    Ich habe, da ich nicht sagen konnte, ob ich Suizidhandlungen sicher ausschließen kann, mir professionelle Hilfe gesucht und auch bekommen.
    Ich glaube, dass dieses helfen wollen, wenn meine Kinder krank sind; ich opfere mich völlig auf, kann nichts anderes mehr denken oder fühlen; Co Abhängigkeit bedeutet. Das, was ich bei meinem Vater als Kind nicht geschafft habe, versuche ich bei anderen!

    Liebe Grüße, Akka

  • Hallo mein Tiefpunkt war nicht ihn im betrunkenen Zustand zu erleben, sondern mich zu erleben, wie ich wie ferngesteuert, zwanghaft kontrolliert habe, als ich mit dem Auto nachgesehen habe, ob er auch da ist, wo er sein sollte. Ich bin so abhängig von der Anerkennung im Umfeld und demonstriere geradezu den Perfektionismus. Ich regle alles, organisiere alles und alle finden das toll. Das habe ich auch schon getan bevor ich ihn kannte und es "funktioniert", weil ich tatsächlich viel Anerkennung bekomme.die zwanghaftigkeit, war mir nicht bewußt und das Maß an Selbstaufgabebereitschaft auch nicht. Der Tiefpunkt für mich, es hat garnichts mit ihm zu tun sondern mit mir und sein Trinken lößt mein Muster aus! Cidra

  • Hallo Cidra,

    dass du das erkannt hast, dass es an oder in dir selbst liegt, damit hast du einen riesigen Schritt in die richtige Richtung gemacht!

    Das ist echt super!

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Danke Aurora, kann mich darüber noch nicht so recht freuen, weil ich mir den Tiefpunkt ganz anders vorgestellt hatte. Ich ging davon aus, wenn es für mich nicht mehr zu ertragen ist, sein Verhalten also schuld ist, dann werfe ich ihn raus und ich bleibe das Opfer. Mir ist klargeworden, dass in meiner Familie meine Schwestern und auch Brüder Co-abhängig sind- mit trockenen Partner aber sie sich nicht als selbst krank empfinden, sondern nur ihren kranken Partner sehen. Wir sind die Guten sozusagen, die leiden, helfen und wissen was richtig ist. Tiefpunkt also als Wendepunkt und Weg. Lg Cidra

  • Zitat

    Der Weg aus der Abhängigkeit setzt i.d.R. auch einen Tiefpunkt (Kapitulation) voraus, aus dem man die Erkenntnis erwirbt, dass man selbst erkrankt ist, den süchtigen Partner oder Elternteil nicht retten kann.


    KAPITULTION - ein Wort, was ich sogarnicht in meinem Wortschatz haben wollte. Hab ich doch wie eine Löwin dagegen gekämpft.
    Hab alles Mögliche und Unmögliche gemacht dafür.
    Mein ganzen Leben und Streben war danach ausgerichtet, um nur das nicht zu machen > kapitulieren.
    Kapitulation setzte ich gleich mit HILFLOSIGKEIT UNFÄHIGKEIT AUFGABE,
    aber das alles war nicht ICH.
    ER war doch der Hilflose, ER war unfähig, ER gab auf.
    Und nun musste ich mir diesesn Schuh anziehen ???!!!

    Daran hatte ich sehr zu knabbern.
    Erst als ich nicht mehr anders konnte, hab ich dem Wort eine andere Bedeutung geben können :
    > EINSICHT SELBSTSCHUTZ HILFE RETTUNG
    Ich bin froh, dass ich es für mich und meine Familie erkannt habe,
    und mich so in ein gesundes Leben wagen konnte.

    Nun schau ich mit Abstand auf diesen Tiefpunkt, und es kommt mir so vor, als hätte ich jahrelang versucht ein gebrochenes Bein durch gut zureden zu heilen. Was für einen Irrsinn.
    Nun aber kann ich mein Leben "heilen", etwas was auch zu schaffen ist.
    Schön, dass ich mit diesen Schuh anziehen darf > der passt wenigstens.

    LG nici

  • Hallo zusammen,

    ich bin ganz neu hier. Ich weiß gar nicht, wann mein Tiefpunkt mal angefangen hat. Vielleicht ist es ja noch nicht der wirkliche Tiefpunkt. Und woran merke ich
    , ab wann ich selber krank bin? Erst wenn es zu spät ist und gar nichts mehr geht ???
    Jedenfalls bin ich nicht mehr der lebenslustige, optimistische Mensch mit den vielen Interessen und Ideen, der ich mal war. Ich denke, gerade noch alles im Griff zu haben. Wenn ich arbeiten bin oder unterwegs funktionierts und ich bin abgelenkt. Aber kaum bin ich zu Hause, wo ich eigtl. viel zu tun habe, bin ich matt und erschlagen und es geht oft nichts mehr.
    Das war so, als mein Mann noch getrunken hat und ist, nachdem er in der Reha war und trocken ist nicht besser. Es könnte alles schön sein. Aber ich habe das Gefühl, ich kann das alles nicht mehr. Es ist zu viel passiert. Ich habe das Gefühl nichts für mich entscheiden zu können, ohne den Rest der Familie in die Katastrophe zu schubsen. :(

    LG Eklisee

  • Hallo ihr Lieben,

    auch ich habe lange gebraucht um einen Punkt zu erreichen, an dem ich endlich zur Einsicht kam.

    Ich glaub es fing dieses Jahr im Mai an... zuerst waren es Kleinigkeiten, die mich einfach anfingen zu stören... heute weiß ich, daß ich einfach nicht länger bereit war, diese Kleinigkeiten vor mir selber zu verleugnen.
    Bis August steigerte sich das immer mehr... ich hatte in der Zeit dann solch massiven Streit mit meinem Ex, daß er einfach allein in Urlaub gefahren ist. Während dieser Woche brachte ich überhaupt nichts auf die Reihe, ich hing ständig meinen Gedanken nach, fragte mich was er wohl gerade machte usw. Die leidtragenden waren, wie ich jetzt weiß, meine Kinder - nicht ich.

    Nach seinem Urlaub dann die große Aussöhnung...und kurz darauf dann Erpressungen meiner Seits, bis hin zu Selbstmorddrohungen. Für mich waren das nicht nur Drohungen, ich hatte wirklich massive Selbstmordgedanken. Ich war fest davon überzeugt, daß ich ohne diesen Mann nicht weiterleben wollte, nicht ohne ihn existieren könnte. Ich wußte wo, ich wußte wie, ich wußte wann (die Kinder mußten ja versorgt sein) - ich hatte sogar schon Abschiedsbriefe auf dem PC.

    Freitag vor 2 Wochen dann der entgültige Tiefpunkt. Er hat sich von mir getrennt. Ich saß da, wie erstarrt. Nicht fähig mich zu rühren, geschweige denn zu atmen. Ich wollte nur noch sterben. Irgendwann hörten die Gedanken dann auf durch meinen Kopf zu rasen, und ich kam zu dem Entschluß mich jemandem an zu vertrauen.
    Meine Freundin brachte mich dann wieder auf den rechten Weg zurück. Und heute weiß ich, daß ich Co-Abhängig (mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter Co, mein Ex ist auch Alkoholiker), Beziehungssüchtig und Eßgestört bin. Und ich fing an um Hilfe zu schreien, wie ich noch nie in meinem ganzen Leben geschrien habe.

    Ab jetzt bin ich der Mittelpunkt in meinem Leben. Ich habe erkannt, daß es nur diesen einen Menschen gibt, den ich Lieben muß, und der alle meine Aufmerksamkeit und Hingabe verdient (mal von den Kidis abgesehn, die zählen mind. genau so viel).

    Schwer ist für mich nicht ohne diesen Mann zu leben, schwer ist es, nicht zu wissen was er wann wo mit wem tut. Der Kontrollzwang hält sich bei mir noch sehr hartnäckig... aber das ist ein Ansatzpunkt, daran kann ich arbeiten.

    Ich wünsche jedem hier, sich aus seiner Abhängigkeit lösen zu können. Um ein freies, selbstbestimmtes Leben führen zu können.

    Liebe Grüße
    Verena

    Ab heute ist Schluß mit der Selbstaufgabe!!

  • Toll dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist.

    Mir geht es genau so, aber es von einer anderen zu lesen, es formuliert zu bekommen, daß es nur einen Menschen gibt den man lieben muss......,
    ist irgendwie hilfreich.

    Manchmal hört man ja doch ganz gerne auch auf andere :)

    Ich bin trockene Alkoholikerin, co-abhängig, essgestört und auf dem Weg der Genesung.

    Mit dem Alkohol war vor ca. 3 Wochen Schluss, parallel dazu auch mit den Kippen....der Geldbeutel freut sich !!!!,
    ..... letzten Sonntag habe ich schweren Herzens mit meiner über 2 jährigen Daueraffaire Schluss gemacht.

    Es tut manchmal höllisch weh aber den Tiefpunkt mit ihm hatte ich erreicht....es waren viele viele kleine Dinge die sich summierten über die Jahre...bis ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder so viel geweint hatte und irgendwie schien es da so zu sein, daß es keine Hoffnung mehr geben wird....daß das je anders wird mit den Tränen.

    Jetzt mag ich nicht mehr und habe den Kontakt ganz abgebrochen...und es fühlt sich richtig an, ich kann ganz schön gut loslassen.....meistens :(

    Allerdings hatte ich vor 20 Jahren eine Beziehung in deren co-abhängigen Dunstkreis ich 2 Selbstmordversuche und 2 Abteibungen hinter mich gebracht habe.

    Damals war das alles nicht so "easy", weil ich im Herzen sehr einsam war und mir auch ein Leben ohne diesen Mann nicht vorstellen konnte.

    Alles in allem die schlimmste Zeit meines Lebens aber ich habe sie überstanden und bin gestärkt daraus hervorgegangen...aber es hat lange gedauert wieder ganz Fuss zu fassen.

    Diese Affaire nun hat mich immer wieder stark in die Vergangenheit zurück geworfen aber dieses Mal weiß ich, dass sie mir geschickt wurde um zu lernen....was ????
    Das werde ich jetzt mit Hilfe meiner Selbsthilfegruppe und einer Therapeutin herausfinden.

    Ich wünsche dir ganz dolle !!!!, weil ich so gut weiss wie grauenhaft solch Gedanken sein können die du hast für deinen Ex,.....dass du sie loslassen kannst und so wenig wie möglich mit süchtigem Verhalten antworten wirst.....

    Ich wünsche uns beiden die Kraft auf unserem Weg zu bleiben und die Einsicht, die du bereits formuliert hast, weiterhin zu behalten, auch wenn am Wegesrand ein anderer Prinz mit seinem weißen Gaul auftauchen sollte :).....

    Ich habe auch (drei) Kinder und sie bekommen nun noch mehr Liebe .

    :D

    Gute 24 Stunden.

    Marion

  • Hallöchen!

    Meinen absoluten Tiefpunkt hatte ich letztes Jahr im Dezember. Wir wollten mit der ganzen Familie - zwei erwachsene Kinder, der Lebensgefährte meiner Tochter und dessen Eltern Heilig Abend verbringen, ich freute mich riesig darauf.

    Einige Tage vor Weihnachten fand ich meinen Mann morgens bewusstlos in der Küche. Er kam sofort auf die Intensivstation und hatte morgens um 11 Uhr 3,6 Promille. Was ich noch als schlimm empfunden habe dass dieses Krankenhaus mein Arbeitsplatz ist und somit viele wussten was ich so viele Jahre verborgen habe.

    Aber es war die Wende für mich ich hatte endlich den Mut mich zu outen und gleichzeitig mich von seiner Sucht zu distanzieren. Weihnachten war sehr traurig für uns alle und in diesem Moment hasste ich meinen Mann dass er uns so etwas antun konnte.

    Im Grunde war die Trennung nur noch Formsache bei so einem Egoisten der nichts tut um seine Sucht und seine Krankheit anzugehen wollte ich nicht bleiben.

    Ich selber hatte grosse Ängste ich könne ihn wieder in so einem Zustand finden oder noch schlimmer ich könne ihn tot auffinden. Trotz Therapie ist er wieder rückfällig geworden und hat immer noch nicht kapiert dass es um SEINE Sucht und SEIN Leben geht.

    Das Einzige was er kapiert hat dass er krank ist, selbst das nimmt er als Entschuldigung für seine Trinkerei.

    Schritt für Schritt entfernte ich mich immer weiter von ihm bis nichts mehr übrigblieb, weder Liebe noch Hass noch Wut.

    Was mir bleibt ist der Schritt in ein neues schöneres Leben und das gibt mir wieder Kraft und Zuversicht und ich freue mich einfach darauf. :D

    Nicht umsonst habe ich diesen Nick gewählt er bedeutet übersetzt "Hoffnung".

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

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