Eismann, 46, Alkoholiker

  • Morgen ist der 16.02. An diesem Tag vor einem Jahr machte ich die ersten Schritte in mein neues Leben. Es hat mit dem alten nicht mehr viel zu tun. Ich bin seitdem abstinent. Meine Beziehung ist leider letztendlich auch an meiner Sauferei kaputt gegangen wie sich so langsam herausstellt. Neue Menschen begegnen mir dafür auf meinem Weg. Beruflich habe ich einen Schritt nach vorn gemacht. Ich bin dabei meinen Horizont zu erweitern und gehe mit offenem Herzen und wachem Geist durch die Welt. Die Nachsorge- Betreuung ist abgeschlossen. Meine SHG ist ein fester Bestandteil meiner Wochenplanung und der dunkle Keller meiner Vergangenheit wird mit psychologischer Hilfe gelüftet. Ich freue mich auf das, was noch kommt. Das alles ist nur durch meine Abstinenz möglich. Es wird Frühling und ich bin so frei.

    Gerade etwas sentimental...

    Eismann

    Och, da darf man ruhig mal sentimental werden, ich freu mich sehr für Dich.

    Wenn jetzt jemand käme/kommt, und Dich fragt, warum Du das denn hinbekommen hast, was würdest Du ihm antworten? Also da hast Du sicherlich einigesa extrem "richtig" gemacht. Was war das? Kannst Du das benennen?

    Hey.... weiter so... bist sicherlich stolz auf Dich :)

  • Hallo Eismann,

    ging es dir auch so, daß es dir vorkam, als würdest du ein neues Leben beginnen?

    Nicht unbedingt besser*, aber alkoholfrei. … die Wertigkeiten wurden bei mir verschoben, ich ging nicht mehr so schlampig mit mir um.

    Ich weiß nicht so Recht wie ich das beschreiben soll … noch trinkend, verschob ich die Probleme oder unterdrückte sie, jetzt muß ich mich ihnen stellen, zeitnah und so langsam lernte/ lerne ich damit umzugehen, tu es immer noch, auch nach einem Jahr der Abstinenz.

    Ich bemerkte bei mir, daß sich absolut nichts verändert, wenn man trinkt, außer daß man selbst arg sonderbar wurde und ein gewisser Trotz sich einstellte, über Jahre hinweg, was zu zusätzlichen Problemen mit den lieben Mitmenschen führte.

    Diese Erkenntnis half mir auf Alkohol zu verzichten … ich brauche es nicht, es ändert sich nichts. Im Gegenteil es macht alles schlimmer oder verzögert es (nur).


    Auch ich trennte mich von meiner Partnerin bzw. sie sich von mir, im Nachhinein betrachtet, eine gute Entscheidung. (es war die Luft raus!)


    * bezieht sich auf „die Welt“ , Umgebung – die blieb ja gleich

  • Wenn jetzt jemand käme/kommt, und Dich fragt, warum Du das denn hinbekommen hast, was würdest Du ihm antworten? Also da hast Du sicherlich einigesa extrem "richtig" gemacht. Was war das? Kannst Du das benennen?

    Zuerst die Akzeptanz der Krankheit und die Einsicht das ich keine Chance habe, meinen Konsum in irgendeiner Form jemals wieder zu kontrollieren. Dann die Öffnung anderen gegenüber und das Annehmen von jeder Hilfe, die ich kriegen konnte. Das strikte Befolgen der Ratschläge die ich mit auf den Weg bekam. Die Erfahrung, das Suchtgedanken erst einmal nur Gedanken sind und auch wieder vergehen. Das Verständnis von Abstinenz als Entscheidung für ein Leben nach meinen Vorstellungen und nicht als Verzicht und das Übernehmen von Verantwortung für mich selbst. Das sind so wesentliche Punkte und natürlich weiß ich, das mein neues Leben ein zartes Pflanzchen ist auf das ich gut aufpassen muss.

  • Glückwunsch zu Deinem ersten Jahr in Freiheit.

    Das erste Jahr ist das schwerste, ab jetzt wird es immer leichter, auch wenn es ab- und an noch mal etwas ruckeln kann, wenn das Suchtgedächtnis noch mal um die Ecke kommt.

    Du liest Dich gut, der nötige Respekt vor den Tücken der Krankheit ist vorhanden. Weiter so.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Hallo in die Runde,

    mal wieder ein kleines Lebenszeichen. Bei dem Wetter hat man als Eismann gerade gut zu tun😉 Neulich war ich über's Wochenende verreist und weil es so schön war, habe ich beschlossen, erst Montag früh abzureisen und direkt auf Arbeit zu fahren. Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden und kam nach drei Stunden Autofahrt pünktlich aber müde an. Irgendwann merkte ich, dass ich mich seltsam verhalte. Einmal aufmerksam erkannte ich schnell, dass es das Verhalten von früher war, wenn ich nach durchgesoffenem Wochenende genauso müde in den Montag gestartet bin. Ich habe tatsächlich unbewusst Abstand zu den Kollegen gehalten und Blickkontakt vermieden. Für schlechtes Gewissen gab es zwar keinen Grund aber im Gehirn war mein körperlicher Zustand wohl mit der Information 'Restalkohol' verknüpft.

    Der Eismann

  • Das kenne ich auch, daß ich am Montagmorgen denke, eigentlich müßte es mir jetzt total schrecklich gehen, aber dann ist das gar nicht so. Ich hatte, wie viele andere Alkoholiker wohl auch, die "Montagskrankheit". Auch wenn niemand was sagt, wissen die meisten auf der Arbeit natürlich irgendwann Bescheid, was Phase ist.

  • Hallo in die Runde, im Februar hatte ich ja meinen ersten Abstinenz- Geburtstag. Die ersten Monate ohne Alkohol erlebte ich im relativ geschützten Umfeld einer Reha- Einrichtung. Mittlerweile bewege ich mich ein Jahr in freier Wildbahn. Ich habe das Gefühl in diesem einem Jahr intensiver gelebt zu haben als die letzten 10 Jahre davor zusammen. Wird wohl auch so sein. Neben dem regelmäßigen Besuch meiner SHG gehört nach wie vor das abendliche Lesen hier im Forum zu meinen Routinen. Das hat mich schon Jahre vor meiner bewussten Abstinenzentscheidung auf den Weg gebracht und hilft mir auch heute noch, in der Spur zu bleiben. Auch wenn ich selber nicht viel schreibe- das Forum ist ein wertvoller Bestandteil meines Lebens.

    Der Eismann

  • Hallo Eismann,

    das Leben ohne Alkohol ist viel intensiver, das stimmt eindeutig!

    Auch mir hat das Forum immer wieder Kraft gegeben. Zu

    lesen, dass es auch den anderen, den nüchternen Weg gibt,

    Und die Langzeitrockenen hier haben mir gezeigt, dass man es schaffen kann,

    und mir mit ihrer Lebenserfahrung wichtige Tipps gegeben, die gerade am Anfang

    der Trockenheit sehr wichtig sind!

    Über jeden, der es aus der Sucht herausschafft, freue ich mich! Du liest Dich

    auf jeden Fall sehr zufrieden!

    Weiter so! ;):thumbup:

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Einen lieben Gruß an alle Foristen🙂

    Vor zwei Tagen hatte ich meinen zweiten Abstinenzgeburtstag. Eine Woche zuvor war ich beruflich in der Gegend unterwegs, in der sich meine damalige Reha- Klinik befindet. Ich bin natürlich hingefahren. Eine kleine Zeitreise mit vielen Emotionen. In der Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, hatte ich sofort ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit. Erinnerungen an Erlebnisse und Weggefährte kamen hoch. Damals in der Reha ist in mir ein Gedanke gereift: Wenn ich hier nicht saufen muss, funktioniert das auch im echten Leben. Hat sich bewahrheitet. Ich treffe jeden Tag die Entscheidung für ein glückliches Leben. SHG und Forum sind nach wie vor meine Begleiter.

    Der Eismann

  • Glückwunsch

    Mir geht's ähnlich mit der Reha Klinik, wenn ich unterwegs bin halt ich dort auch kurz an,halte inne und freu mich das ich trocken sein darf.

    Auch hier im Forum bin ich täglich und es hilft mir wachsam und achtsam zu bleiben.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Herzlichen Glückwunsch zum 2. Geburtstag in deinem neuen Leben.

    Ich freue mich sehr, dass es dir so gut geht mit deiner Entscheidung und vor allem ja wohl jetzt in deinem nüchternen Leben.

    Weiterhin alles Gute für dich und vielleicht darf ich dich ja mal öfter hier lesen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo in die Runde,

    und viele Spätsommergrüße. Ich bin gerade für vier Tage auf einem Festival im Berliner Raum. Es handelt sich um meine erste Festivalerfahrung. Das Motto lautet Natural High. Drogen und Alkohol sind hier unerwünscht. Man bekommt nichts stärkeres als Kaffee zu kaufen, alles was benebelt wird nicht geduldet. Musik, Tanz, Workshops und vieles mehr bei ausgelassener Stimmung. Für mich ist es ja eine relativ neue Erfahrung, ohne Alkohol zu feiern. Schön, das auch mal in einer gleichgesinnten Community zu tun.

    Für mich funktioniert das wunderbar. Ich war allerdings nie wirklich der Partytrinker. Mein Setting war ein anderes. Frisch nüchterne oder Alkoholiker, die vom Feiern getriggert werden, sind hier natürlich fehl am Platz.

    Der Eismann

  • Schön, mal wieder von dir zu lesen.

    Vielleicht setzen sich solche Veranstaltungen ja irgendwann sogar mal durch.

    Viel Spaß wünsche ich dir ….und lass ruhig mal wieder ein Worte hier. 😀

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Weißt du Stern, ich bin wohl etwas maulfaul😉 Auch im Gespräch halte ich mich eher zurück, höre aber gut zu und lerne. So auch im Forum. Auch wenn ich wenig schreibe, ich bin jeden Tag hier unterwegs.

    Früher habe ich versucht, 'kommunikativer' zu werden. Bücher, Seminare, Alkohol...

    Ich bin aber wie ich bin und das ist gut so. Stripes of a tiger don' t wash away 🐅

    Für mich wurde Smalltalk nicht erfunden. Werde aber trotzdem von Zeit zu Zeit ein Lebenszeichen hinterlassen.

    Der Eismann

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!