MeaCulpa Es läßt mich einfach nicht los..

  • Hallo MeaCulpa,

    Willkommen hier im Forum.

    Erstmal: Alkoholkrank zu sein bedeutet nicht, das man fortan in Sack und Asche gehen müsste.

    Oder sagst Du zu anderweitig chronisch Erkrankten auch "Selbst schuld!" ?

    Und trocken darf man auch erhobenen Hauptes seinen Weg gehen, von daher hoffe ich, das Du bald deinen Nick hier ablegen kannst, weil Du aufhörst, Dich zu schämen. :)

    Der Kumpel war ein Saufkumpel, nicht wahr?

    Da hast Du keine Chance, auf Verständnis zu treffen.

    Versuche doch einfach mal, mit einem Menschen drüber zu reden, der nicht selbst auch ein Alkoholproblem hat.

    Kann auch ruhig jemand sein, der gar nicht so drin im Thema Sucht ist.

    Ich denke, da wirst Du erheblich mehr Verständnis finden als bei einem Saufkumpel.

    Wie gut warst Du denn erreichbar oder wärest es gewesen, wenn es umgedreht gewesen wäre?

    Stell Dir vor, Du wärest noch "lustig" am zechen (lustig ist es allerdings ab dem abhängigen Trinken ja nicht mehr, aber das weißt Du selbst) und ein Saufkumpel hätte Dir erzählt, das er aufhören will mit der Sauferei.

    Hättest Du es erst genommen?

    (Denn wie oft haben wir es denn versprochen und nicht gehalten?)

    Hättest Du gern einen Saufkumpel verloren?

    Und stellt Dir vor, der wäre schon eine Weile nüchtern, und sein Leben würde wieder bunter, er würde zufriedener wirken, gesünder, fitter...

    Da würde einem ein Spiegel vorgehalten, in den man ungern schauen möchte aufgrund des eigenen Schlamassels, in dem man vielleicht schon tief drin steckt.

    Da kommt vielleicht sogar Neid auf...und um den anderen das wieder kaputt zu machen, sagt man dann schnell:

    "Ach komm, so schlimm war es doch auch noch nicht"

    "Einen kannste doch wohl mal mittrinken"

    "Jetzt relax doch endlich mal wieder "richtig"

    "Heute trinkst Du mal mit und morgen hörst Du dann wieder auf, okay?"

    Ich könnte Dir noch ne ganze Menge Labereien aufschreiben, die abgelassen werden, wenn man einem nassen Alkie einen trockenen Spiegel vorhält 8)

    Du hast Dir von einem Menschen Verständnis erhofft, der dazu aufgrund seiner eigenen Situation nicht fähig ist.

    Das konnte also nicht gut gehen.

    Mein Vorschlag wäre also, versuche es mal bei Menschen, die selbst kein Alkoholproblem haben.

    Oder eben bei trockenen Selbstbetroffenen... denen brauchst Du nicht mal viel zu erzählen, die verstehen auch so, weil sie all den gleichen Mist ebenso erlebt haben, den die Sauferei so üblicherweise mit sich bringt.

    LG und noch einen schönen Sonntag

    wünscht

    Sunshine

  • Hallo!

    Ich würde nicht so schnell den Stab über den Freund brechen. Was weiß er denn von der Krankheit? Wahrscheinlich sehr wenig.

    Viele Zeitgenossen denken halt, sie könnten nach einer gewissen Karenz wieder von vorne anfangen und seien "geheilt" oder hängen dem Irrglauben an das Kontrollierte Trinken an, wobei ich nicht ausschließe, dass es einzelnen gelingen kann. Ich gehöre jedoch nicht dazu und kenne auch keinen Alkoholkranken, der sich mit 2 Pullen Bier die Woche begnügen kann.

    Viele Neulinge haben erhebliche Schwierigkeiten, sich damit abzufinden, dass es zwischen ihnen und dem Alkohol nie mehr funktionieren wird.

    Ich weiß nicht wie gut Du dich mit dem Kumpel verstehst, aber überleg mal, ob nicht ein klärendes Gespräch möglich ist. Dann kannst Du anschließend immer noch die nötigen Konsequenzen ziehen.

    Gruß

    C. Friedrich

  • Hallo MeaCulpa,

    er hat Angst, Dich als Saufpartner zu verlieren oder denkt, es würde Dir besser gehen, wenn er Dir einredet, dass alles nicht so schlimm ist.

    Ich find es mal vom Ergebnis unabhängig super, dass Du den A… in der Hose hattest, das zu sagen.

    Du hast es ihm gesagt. Wie es sich nun entwickelt, wirst Du mit der Zeit sehen.

    LG Cadda

    Hey Cadda,

    genau das denke ich mir auch. Es geht nicht darum, das ich ein gesundes Leben führe, sondern das er in Zukunft auf mich mich als Saufkumpel verzichten muss.

    Wir haben für den 02.10. eine kleine Tour geplant, da ich mir ein neues Auto gekauft habe, und ihn als Fahrer gut gebrauchen kann. Das ist eine schöne Gelegenheit sich nüchtern auszutauschen, einen leckeren Burger mittags zu essen, und insgesamt gemeinsame, nüchterne Zeit verbringen.

    Hallo sunshine,

    vielen Dank für Deine Willkommensgrüße :) Mir geht es zwischenzeitlich immer besser, und auch das schlechte Gewissen, die Schuldgefühle lassen nach. Das was in der Vergangenheit passiert ist, kann ich nicht ändern. Wohl aber, was alles in Zukunft passiert. Dieser Gedanke und diese neuen Möglichkeiten, die mir jetzt offen stehen fühlen sich gut an, und lassen mich all das Schlechte, negative nicht mehr ganz so schwer wahrnehmen.

    Ich fühle mich langsam als Mensch wieder wertvoll, und glaube ganz fest daran, das es absolut richtig ist, was ich tue.

    Deine Gedanken über meinen Sauf Buddy, sind sehr anregend. Von der Seite habe ich das noch gar nicht betrachtet, aber ganz klar : Du hast vollkommen Recht. Eigentlich weiss er selber, das er ein Alkoholproblem hat, aber sein ganzes Umfeld, sei es beruflich wie privat, vermittelt ihm den Eindruck : Ist doch alles bestens. Genauso war ich an seiner Seite und gegenseitig haben wir unser Problem klein geredet und als nichtig angesehen. Hauptsache Spaß, koste es was es wolle ! Und das meine ich nicht finanziell !

    Die Zukunft wird mir bestimmt neue Menschen zuspielen. Ich kann den Spruch bestätigen : Das, was Du ausstrahlst, ziehst Du auch an. Und ich freue mich auf neue, nüchterne Bekanntschaften.

    Hi Carl Friedrich,

    er hat ganz viele Abstürze von mir mitbekommen, aber für ihn ist es meistens in der Schublade : "naja, passiert halt beim saufen " gelandet. Er weiss wenig über meine Krankheit, und möchte das glaube ich auch gar nicht gerne hören, das ich krank bin. Wie Du richtig schriebst : "Nach etwas Zeit bist Du geheilt und dann kannste ja einen kleinen.." das trifft den Nagel auf den Kopf.

    Es ist, wie ich schon Cadda schrieb, nun eine neue Möglichkeit, sich auf echter, nüchterner, freundschaftlicher Basis zu treffen. Ich bin gespannt, wie das am 02.10. funktioniert, könnte aber insgesamt ein schöner Tag werden.

    Danke Euch allen fürs Lesen und Schreiben. Es tut wirklich gut, sich auszutauschen.

  • Guten Morgen,

    sei aber nicht enttäuscht, wenn es nicht so verläuft, wie Du es Dir vorstellst. Manchmal benötigt das auch etwas Zeit, bis es bei dem Kumpel gesackt ist, dass Du nun WIRKLICH nichts mehr trinken wirst.

    Bei mir und meinem guten Freund war es so, dass er es erst wohl gar nicht so ernst genommen hat. Dann aber relativ zeitig schon, weil er es mir angemerkt hat. Er war erstmal eine Zeit lang nicht da (also ohne Ansage, sondern einfach so, weil es sich nicht ergeben hat oder er die Gelegenheit nicht mehr so gesucht hat). Dann kam er aber und als wir unser erstes Treffen ohne Alkohol hinter uns hatten, da ging es einfach ohne Worte so weiter. Er hat zwar mal gesagt, dass er Respekt vor mir hat, dass ich das durchziehe, aber ansonsten haben wir das gar nicht mehr großartig thematisiert. Das wäre auch gar nicht gegangen. Denn wir hätten uns im Grunde genommen nicht austauschen können, ohne dass er zugibt, selbst Alkoholiker zu sein. Welcher Alkoholiker will es durch die Geschichte eines trockenen Alkoholikers schon gern aufs Brot geschmiert bekommen, dass sein Problem größer ist, als er sich eingestehen möchte? Das macht keinen Sinn. Also bin ich mit ihm bei dem Thema nicht in die Tiefe gegangen. Das ist auch nicht nötig. Wir kennen uns über 20 Jahre, der weiß, was mein Problem war und er weiß auch genau, dass ich weiß, was SEIN Problem ist. Da er es aber nicht angehen will, muss ich ihn nicht überzeugen und ich mache es auch nicht ansatzweise.

    Wir reden über alle anderen Dinge genau so wie vorher. Unsere Treffen haben sich wie gesagt immer schon so gestaltet, dass er mich besucht zum Klönen. Auf Feiern geht er eh nicht mehr so, da er Familie hat. Am Samstag war aber eine Ausnahme, da war hier ein Dorf weiter was los und ich bin auch seit langem mal wieder mitgefahren, eigentlich auch größtenteils, weil er mich gefragt hat, da er wirklich seit Jahren das erste Mal wieder abends mit los konnte. Da war es dann so, dass er einmal zwischendrin sagte "Und? Wie denkst Du so? Hast Du irgendwann schon einmal drüber nachgedacht, ob Du irgendwann doch wieder etwas trinken willst?" Ich hab einfach nur mit einem klaren "Nein" geantwortet, weil das alles aussagt, was ich in dem Moment dachte. Er meinte dann "Ich find das toll von Dir" und das wars. Thema zu Ende. Mehr muss man auch nicht dazu sagen. Ich bin meinen Weg gegangen, er geht seinen Weg weiter und wir akzeptieren das gegenseitig und konzentrieren uns auf die anderen Themen, die uns verbinden.

    Das ist aber wirklich nur mit ihm möglich. Alle Anderen, die ein Alkoholproblem haben, zählen nicht mehr zu meinen Freunden. Weil uns da eben nur das Saufen verbunden hat.

    Du wirst mit der Zeit feststellen, wie es bei Deinem Kumpel ist. Selbst wenn Euch mehr als das Saufen verbindet. Es kommt auch ganz entscheidend darauf an, ob er selbst die Größe hat, das zu akzeptieren, dass DU eben als Saufpartner wegfällst und ob er Dir gönnt, dass Du es schaffst, Deinen Weg zu gehen.

    LG Cadda

  • Ich würde an Freunde nicht zu viele Ansprüche stellen, vielleicht nur den einen, daß sie es respektieren, wenn ich nichts trinke. Einen Kumpel, der ständig versucht, mich zum Trinken zu animieren, oder der mich langweilig findet, wenn Alkohol nicht dabei ist, brauche ich nicht. So eine Freundschaft kann ich mir auch nicht vorstellen. Ansonsten habe ich da gar keine so festen Erwartungen. Meine Freunde müssen nicht abstinent sein und auch keine guten Suchtberater. Hilfe kann man sich woanders holen, bei anderen Menschen mit Suchterfahrung oder bei Profis. Wie gesagt, meine Freunde trinken eigentlich alle, einer sogar richtig viel, aber ich habe nicht vor, deshalb die Freundschaft abzubrechen. Ich hoffe allerdings auch, daß ich in Zukunft mal ein paar mehr dauerhaft nüchterne Menschen kennenlerne, die sind bei mir auch Mangelware.

  • Moinsen der Herr ;)

    Zitat

    Wir haben für den 02.10. eine kleine Tour geplant, da ich mir ein neues Auto gekauft habe, und ihn als Fahrer gut gebrauchen kann. Das ist eine schöne Gelegenheit sich nüchtern auszutauschen, einen leckeren Burger mittags zu essen, und insgesamt gemeinsame, nüchterne Zeit verbringen.

    Wenn das so klappt, sehe ich da kein Problem. Könnte aber auch sein, das er irgendwo einkehren möchte, wo es Alk gibt und er welchen trinken kann.

    Ab dann sieht die Sache für mich schon wieder anders aus, denn wenn Du genau neben einem konsumierenden Menschen sitzt, ist das nächste Glas nicht nur ne Armeslänge entfernt, sondern nur noch Zentimeter.

    Sollte sich die Zeit wirklich gut nüchtern gestalten, dann genieß sie.

    Weißt Du, was ich denke: ;)

    Langfristig gesehen wird man sich wahrscheinlich doch voneinander entfernen, so zumindest meine Erfahrung.

    Weil die gemeinsamen Sauferlebnisse fehlen.

    Weil Alkohol bei einem abhängig Trinkenden eine große Rolle spielt, man spinnt doch letztendlich das ganze Leben um seine eigenen Sucht. Je nach Abhängigkeitsgrad, würde ich mal sagen.

    Und das merkt ein Trockener ja auch, weil man es selbst so erlebt und gemacht hat.

    Es könnte also sein, das die Grundlage der Freundschaft verschwindet, oder zumindest bröckelt.

    Und dann bleibt vielleicht nicht mehr genug...

    Wenn doch, und die Freundschaft bewährt sich auch trocken und Alk spielt keine Rolle mehr darin, dann ist ja alles gut.

    Ich erinnere da gerade eine Freundin, die mir lange Zeit die Haare schnitt...

    Sie kam zu mir, und wir tranken dabei immer Sekt...

    Themen waren meist irgendwelche Partys oder was weiß ich, bin ja eigentlich gar kein Partygirl und auch nie gewesen.

    Als ich trocken wurde, passte es einfach nicht mehr.

    Sie erzählte mir beispielsweise von einem Aufenthalt auf einer Art Beautyfarm, und das sie mit den neuen Bekannten schon morgens Sekt und Wein trank. Und wie waaaahnsinnig lustig das war....

    Mir machte das aber ein sehr ungutes Gefühl, denn ich wusste ja, wie so ein Tag für mich geendet hätte, und bei ihr endete er dann auch so.

    Es gab Telefonate, wo ich ihren Sohn im HG mit vorwurfsvoller Stimme hörte, wie er sagte "Mama, Du trinkst ja schon wieder Wein, denkst Du ich sehe das nicht?"

    Mit mir machte dieser Kontakt nichts gutes, und so ließ ich ihn letztendlich einschlafen. Mich triggerte das alles einfach zu sehr und mir ging es schlecht nach solchen Telefonaten und bei dem Gedanken an weitere Treffen.

    So gab es dann auch keine mehr.

    Ich sah sie neulich vor mir über die Ampel gehen, und erkannte sie erst gar nicht, so alt, blass und ungepflegt sah sie aus.

    Sie hat es wohl nie geschafft, von der Pulle loszukommen, es hat mich sehr traurig gemacht, sie so zu sehen :-|

    Zitat

    Die Zukunft wird mir bestimmt neue Menschen zuspielen. Ich kann den Spruch bestätigen : Das, was Du ausstrahlst, ziehst Du auch an. Und ich freue mich auf neue, nüchterne Bekanntschaften.

    Also bei mir war das echt so ! :)

    Mit meiner Ausstrahlung hat es vielleicht nicht so viel zu tun, ich aktivierte einfach nur ein altes Hobby, was ich arg hatte schleifen lassen.

    Ich fotografiere seit ca. 50 Jahren. Lange Jahre analog, dann auch digital.

    Auf die digitale Fotografie bin ich umgestiegen, als ich schon trocken war. Und sie eröffnete so viele neue Möglichkeiten :)

    Ich entdeckte die Wildlife-Fotografie für mich, also Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren.

    Mein Mann fiel dann zufällig ein, das es doch in der Nähe eine Beobachtungshütte gäbe, und ob ich da nicht mal reinschauen will?

    Ja, warum nicht, am nächsten Tag bin ich da hin.

    Da saßen dann die eingefleischten Wildlife-Fotografen mit ihren fetten Ausrüstungen, dagegen war ich technisch voll "underdressed" :mrgreen:

    Mir machte es Spaß dort, aber ich musste mir auch einiges bieten lassen.

    Frauen sind eher selten in der Wildlife-Szene, und so dachten die, ach die kommt 2-3x und das wars dann.

    Einer sagte mir, Anspruch auf nen Sitzplatz hätte ich erst nach 2 Jahren =O:mrgreen:

    Nach und nach passte ich meine Ausrüstung an und ich bin da nun seit 11 Jahren dabei :P und habe Anspruch auf nen Sitzplatz in der ersten Reihe :D

    Nun ist es so, das man die besten Bilder entweder ganz früh morgens macht oder ab dem späten Nachmittag.

    Keine guten Zeiten für nasse Alkies. ;)

    Dort ist Alkohol also gar kein Thema, auch bei Zusammenkünften nicht.

    Wir hatten auch manchmal Gruppentreffen, meist im Winter, wenn in der Hütte nicht viel los ist.

    Selbst dann trank niemand Alk, mussten eh alle noch fahren, weil wir aus einem größeren Umkreis zusammen kommen.

    So kam ich also eher zufällig in eine Gruppe, wo Alkohol kein Thema ist, unsere Themen sind ganz andere.

    Und in den 11 Jahren ergaben sich auch feste Freundschaften zu einigen.

    Es ist also NICHT so, das eh überall Alk konsumiert wird.

    Das ist zwar ein Argument von Leuten, die möglichst nichts in ihrem trockenen Leben ändern wollen und sich so gern noch als arme Opfer darstellen, die ja gar nix dagegen machen können.

    Die Realität ist aber, das es sehr wohl Leute gibt, die nicht trinken (müssen), siehe meine Wildlife-Leute.

    Muss man sich halt mal ein bisschen umschauen, diese Aktivität wäre also schon notwendig.

    Und so entstehen nach und nach neue trockene Freundes-und Bekanntenkreise.

    Nicht von heute auf morgen... aber halt so nach und nach.

    Hanseat schrieb:

    Zitat

    würde an Freunde nicht zu viele Ansprüche stellen, vielleicht nur den einen, daß sie es respektieren, wenn ich nichts trinke....................................

    Meine Freunde müssen nicht abstinent sein und auch keine guten Suchtberater. Hilfe kann man sich woanders holen, bei anderen Menschen mit Suchterfahrung oder bei Profis.

    So sehe ich das auch. Meine Freunde müssen sich nicht mit meinem Thema Alkoholismus auseinandersetzen.

    Fragen, die sie diesbezüglich an mich hatten, sind ja längst alle beantwortet.

    Und mehr kam dann da auch nicht mehr nach, wir haben ganz andere Themen.

    Auch habe ich unter Freunden niemals eine Stigmatisierung erfahren müssen.

    Und ich denke auch nicht, das sie bei gemeinsamen Unternehmungen oder Treffen überhaupt daran denken, das ich trockene Alkoholikerin bin.

    Soooo interessant bin ich damit auch wieder nicht ^^

    Für sie war das Thema ziemlich schnell durch, innerhalb von ein paar Stunden oder so ;)

    Wenn ich mich über das Thema austauschen möchte oder auch weitere Hilfe benötige, wende ich mich an die dafür "zuständigen" Menschen.

    Mir persönlich hat der Austausch mit anderen Betroffenen immer am meisten gebracht und dadurch habe ich auch am meisten gelernt.

    Mein Freundeskreis ist von diesen Themen nicht betroffen und das ist auch völlig okay so.

    Es war mir sogar immer wichtig, auch Freunde zu haben, die nicht betroffen sind, weil ich da gerne lieber eine bunte Mischung um mich haben möchte.

    Und wo Alkoholismus eben auch KEIN Thema ist. Denn das kann ich, wie gesagt, woanders bearbeiten.

    Upps....sollte gar nicht so lang werden, sorry ^^

    Und WEG !

    LG Sunshine

    Einmal editiert, zuletzt von Sunshine_33 (24. September 2021 um 11:29)

  • Guten Morgen, liebe early Birds ;)

    danke für Eure Antworten, guten Gedanken und Anregungen. Die Situation entwickelt sich natürlich stetig weiter, und fast täglich passieren neue Dinge.

    Allen Voran : Ich bin seit über 22 Tagen trocken :)

    Mein besagter Freund ist vor 2 Tagen bei mir eingezogen, oder sagen wir besser, er ist offiziell bei mir eingezogen, da er sich von seiner Frau Abstand wünscht. Und ich bin sein Alibi, falls seine Frau fragen sollte.

    Er hat eine Nacht von Donnerstag auf Freitag bei mir geschlafen, und am Freitag früh hatten wir kurz die Möglichkeit miteinander zu sprechen. Ich habe gar nicht bemerkt, das er irgendwann Donnerstag nachts kam (er hat schon länger einen Schlüssel von meinem Haus und konnte eintreten ohne zu klingeln), da hatte ich schon tief und fest geschlafen. Was sicherlich nicht verkehrt war, da er zuvor bei seiner Affäre war und mit Sicherheit wieder Wein und Bier konsumiert hat.

    Jedenfalls erzählte er mir von seinen Gedanken, und das es so nicht mehr weiter gehen kann. Auf der einen Seite ist es die Sicherheit und natürlich auch sein Kind, was ihn an seine jetzige Frau bindet. Aber richtig Spaß hat er nur mit seiner Affäre. Was mich auch nicht weiter großartig verwundert, so trinkt doch seine Frau so gut wie keinen Alkohol. Und die Affäre ist genauso wie er fröhlich am saufen.

    Ich habe ihm gesagt, das es nur eine Frage der Zeit ist, bis es irgendwann, irgendwie rauskommt, und dann ist das Gejaule dreifach so laut wie jetzt. Sein jetziger Stand ist, das er am Sonntag zu seiner Frau und Kind zurück kehrt. Ob er dann wirklich einen Cut mit seiner Affäre macht, werden wir sehen.

    Das Gespräch war relativ kurz und angebunden, es war früh morgens, was schon mal gar nicht seine Zeit ist, und er musste auch los zur Arbeit. Seitdem hatten wir nur sporadischen Kontakt über einen Messenger.

    Ich finde seinen Weg sehr bedenklich im Moment, was ich ihm auch gesagt habe. Doch eine Unterstützung kann ich nicht wirklich für ihn sein, zumal ich genug mit mir und meinen eigenen Sorgen zu kämpfen habe. Positiv ist in jedem Fall, das er mich nicht pusht oder triggert mit Alkohol. Wir leben irgendwie in 2 verschiedenen Welten momentan, in der jeder für sich irgendwie klar kommen muss.

    Wie auch immer das mit ihm, seiner Frau und der Affäre ausgeht, er wird am Sonntag wieder "ausziehen" und ich hab meine Ruhe :)

    Gestern hatte ich das erste mal seit meiner Trockenheit wieder Umgang mit einer Art Feier. Meine Nachbarin feierte ihren 30.ten Geburtstag, zudem sie mich einlud. Beginn der ganzen Feier war um 16:00, ganz entspannt mit Kaffee und Kuchen. Es waren einige Leute da, und es ergaben sich nette Gespräche mit Menschen, die ich teils noch nicht kannte. Gegen 18:00 wurde im Garten Feuer gemacht, und die ersten Flaschen Bier gingen auf, was für mich der Anlass war, mich mit besten Empfehlungen zu verabschieden.

    Ich habe meine Suchtproblematik überhaupt nicht zum Thema gemacht, sondern einfach freundlich aber bestimmt beim Bier abgelehnt mit dem Hinweis, das ich heute Frühschicht habe, und bald schlafen muss.

    Das hat gut geklappt, und wurde auch von allen ohne irgendwelche Hinterfragen oder Animationen akzeptiert.

    Super, das war ein tolles Erlebnis !

    Insgesamt fühle ich mich sehr wohl in meiner Haut. Ich schlafe gut, trinke viel Wasser und probiere Kochrezepte aus die teilweise gelingen und lecker schmecken. Ebenso verbessern sich meine sportlichen Leistungen deutlich ! Im Gegenzug geht mein Gewicht runter, und ich habe schon von einigen Menschen die mich gut kennen, sehr positive Kommentare hören dürfen. Das es ihnen auffällt, wie frisch und "jugendhaft" ich aussehe. Wie schmeichelhaft mit guten 40+ ;) Die Untersuchung beim Betriebsarzt verlief auch ohne Komplikationen, alle meine Werte liegen im Normbereich.

    Man könnte meinen, alles super - alles toll. Dem ist aber nicht so, denn ich kämpfe mit einem anderen Thema : Suchverlagerung. Ich shoppe im Moment wahnsinnig viel online. Kaufe mir ständig irgendwelche Sachen, die ich zwar gebrauchen kann, aber nicht dringend benötige.

    Höhepunkt war gestern der online Kauf eines hochwertigen Multimedia Player zum Musik machen, den ich mit 0% Finanzierung gekauft habe.

    Klar ist das Teil mega-geil. Und ich kann damit auch viel anfangen. Aber es wurde mit Geld bezahlt, das ich nicht habe. Stichwort : Konsumschulden.

    Ich hab mir jetzt selber eine Einkaufsbremse verordnet, und kaufe nur die Sachen, die ich wirklich zum Lebensbedarf benötige. Aber es brennt innerlich in mir.

    Habt ein schönes Wochenende, ich werde weiter berichten.

  • Guten Morgen,

    Du liest Dich aufgeräumt, das schon mal vorweg. Dennoch ist eines in Deinem Text, wo ich gern einmal etwas zu bedenken geben möchte:

    Wenn Du nun auf einem Geburtstag bist, wo Kaffee und Kuchen gegessen und getrunken wird und Du Dich verabschiedest, wenn es ans Saufen geht.... dann ist das gut, weil Du auf Dich geachtet hast und keine Lust hattest, Dich dieser Sache auszusetzen abends. Aber Dein Grund, das Bier zu verweigern, weil Du am nächsten Tag arbeiten musst, das hat Dich definitiv nur für den Moment, bzw. für den Abend "gerettet". Du wirst beim nächsten Mal wieder eine Ausrede parat haben müssen.

    Ich weiß, dass Du noch am Anfang bist und dass das alles sicherlich erst noch reifen muss bei Dir. Aber ich kann Dir wirklich nur den Rat geben, mit offenen Karten zu spielen. Gerade wenn solche Geburtstage oder sonst was Dinge sind, wo Du bist. Ich hab von Anfang an allen Leuten gesagt, dass ich grundsätzlich nichts mehr trinke und die wussten auch warum. Das war mein Schutz. Erstens hat mir niemand mehr mir etwas angeboten und zweitens stand ich ja quasi auch unter Beobachtung. Hätte in dem Moment mein Suchthirn zugeschlagen, hätte ich mir nicht sagen können "ach egal, das trinke ich jetzt doch". Ich hätte ja quasi einen Rückfall mit Zuschauern gehabt.

    Du musst das ja auch gar nicht dramatisieren. Am Anfang hab ich mich immer erklärt und viel zu viel Hintergrund berichtet, weil ich mich noch geschämt habe. Dabei hab ich über die Zeit festgestellt: Je unspektakulärer ich berichte, dass ich keinen Alkohol mehr trinke (und bei Bedarf auch antworte, weil ich in die Abhängigkeit gerutscht bin und deshalb nie wieder Alkohol trinke oder weil ich in meinem Leben schon genug gesoffen habe und beschlossen habe, nichts mehr zu trinken), umso unspektakulärer wird das auch aufgefasst.

    Du musst letzendlich selbst wissen, wie Du das machst. Aber heimlich trocken werden, das funktioniert nicht. Du hast doch offensichtlich genügend A.... in der Hose, sonst hättest Du es Deinem besten Freund ja nicht gesagt :)

    So ausführlich wie dem, musst Du es ja gar nicht sagen. Wie gesagt, es geht ja einfach nur darum, dass Du Dich nicht von Treffen zu Treffen von einer Ausrede zur nächsten Ausrede hangeln musst. Sondern einfach einmal Augen zu und durch.

    Das wäre mein Rat :)

    LG Cadda

  • Ja, auch Shopping kann zur Sucht werden, wie wohl alles im Leben. Wie ich mir leicht vorstellen kann, ist "Shopping" ein relativ teures Hobby, Paß auf! Ich habe auch in den letzten Wochen viel Geld ausgegeben, allerdings zielgerichtet für alles, was meinem Rücken gut tut. Bei der Gesundheit möchte ich keine Kompromisse eingehen. Ich würde mir wünschen, ich könnte zum Workoholic oder zum Sportsüchtigen werden, aber da bin ich wohl leider nicht gefährdet. Das Rudergerät macht schon Spaß und hat auch ein meditatives Element, das mir gut gefällt, aber trotzdem muß ich immer drauf zwingen.

    Wenn man nicht mehr trinkt, hat man plötzlich viel Energie und Zeit, die man sinnvoll verbringen kann. Ich bin da selbst noch auf der Suche, will daher gar nicht klugscheißen, Aber es ist wichtig, neue Lebensinhalte zu finden. Shopping verleiht einem vielleicht mal einen kurzen Kick, aber nach einer Woche haben die tollen Anschaffungen doch ihren Reiz schon wieder verloren. Normalerweise würde ich ja sagen, vor allem in der Anfangszeit, alles ist besser als Saufen, sogar Shoppen, aber daß Du Dich in Schulden stürzt, finde ich schon sehr bedenklich. Hör auf damit! Dann vielleicht lieber Kaffee, TV-Serien, Joggen und Gummibärchen -- irgendwas anderes halt.

    Ganz toll wäre für mich mal wieder eine Freundin, aber das ist im Moment noch ganz weit weg für mich und steht gar nicht ganz oben auf meiner Strichliste. Da steht bei Punkt 1: Nicht saufen. Punkt 2: Zum ersten Mal in meinem Leben wirklich Verantwortung für mich selbst übernehmen und mal für sieben Tage im voraus planen.

    P. S.: Weil ich's vergessen hab: Glückwunsch zu den 22 Tagen! Drei Wochen sind schon eine gute Basis, um das Gehirn mal wieder einigermaßen klar zu bekommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat (25. September 2021 um 08:51)

  • Hey Cadda,

    dazu habe ich heute Abend Gelegenheit ;) Eine befreundete Familie zieht 2 Häuser neben mir ein, und ich habe meine Hilfe beim Umzug angeboten. Bei diesem Umzug hilft auch fast die ganze "Crew", mit denen ich früher am saufen war. Nachmittags Kisten schleppen, und abends wird der Grill angeschmissen.

    Das wird meine Premiere werden, Nein zu sagen, mich kurz zu erklären und trotzdem versuchen, Spaß zu haben. Mit einigen habe ich schon persönlich gesprochen, andere wissen es noch nicht. Ich werde es kurz, knapp, und keine grosse Nummer daraus machen.

    Für mich ist der Abend sowieso Neuland : Ich kenne das gar nicht anders unter Menschen (in der privaten Freizeit) zu sein, ohne ein Bier o.ä. in der Hand zu halten.

    Das ist ganz klar ein Lernvorgang, mich nüchtern zu unterhalten, und trotzdem Freude am Austausch und der Geselligkeit zu haben.

    Ich habe von vornherein gesagt, das ich max. bis 20:00 bleibe, da ich morgen ebenfalls wieder Frühschicht habe. Sollte es mir zu viel werden, kann ich jederzeit zu mir nach Hause, es sind nur ein paar Meter.

  • "Sollte es mir zu viel werden, kann ich jederzeit zu mir nach Hause, es sind nur ein paar Meter."

    Ausgezeichnet. Immer für eine Exit-Strategie sorgen, und dann auch wirklich frühzeitig nachhause gehen, wenn das Bechern losgeht. Ich hab das schon öfter so gemacht, und ganz ehrlich: Wenn ich nüchtern bin, kann ich über die betrunkenen Sprüche nicht lachen, höchstens darüber, wie bekloppt das alles ist. Nach 22 Uhr verpaßt man da nichts Wichtiges mehr.

    Heute ist das Abi-Treffen, ich werde in letzter Minute entscheiden, ob ich hingehe oder nicht. Ich bin jedenfalls unabhängig und kann jederzeit gehen. Meinetwegen kann jeder wissen, daß ich dauerhaft nichts mehr trinken will, in dem Umfeld kann ich ehrlich sein, da muß ich niemandem was verheimlichen. Bei der Arbeit habe ich mich unter einem Vorwand vom Sommerfest abgemeldet, da wollte ich nicht zu privat werden. Das ist eine Baustelle, die ich später angehe.

    Mal wieder ein P. S., weil's mir gerade so einfällt: Wie krank das eigentlich ist, daß man glaubt, sich dafür rechtfertigen zu müssen, wenn man nichts trinkt. Leider ist das ja manchmal wirklich so. Das ist schon reichlich kaputt. "Wie, was, du schüttest kein Lösungsmittel und Zellgift in dich rein, was stimmt mit dir nicht?"

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat (25. September 2021 um 09:41)

  • Ja, auch Shopping kann zur Sucht werden, wie wohl alles im Leben. Wie ich mir leicht vorstellen kann, ist "Shopping" ein relativ teures Hobby, Paß auf! Ich habe auch in den letzten Wochen viel Geld ausgegeben, allerdings zielgerichtet für alles, was meinem Rücken gut tut. Bei der Gesundheit möchte ich keine Kompromisse eingehen. Ich würde mir wünschen, ich könnte zum Workoholic oder zum Sportsüchtigen werden, aber da bin ich wohl leider nicht gefährdet. Das Rudergerät macht schon Spaß und hat auch ein meditatives Element, das mir gut gefällt, aber trotzdem muß ich immer drauf zwingen.

    Wenn man nicht mehr trinkt, hat man plötzlich viel Energie und Zeit, die man sinnvoll verbringen kann. Ich bin da selbst noch auf der Suche, will daher gar nicht klugscheißen, Aber es ist wichtig, neue Lebensinhalte zu finden. Shopping verleiht einem vielleicht mal einen kurzen Kick, aber nach einer Woche haben die tollen Anschaffungen doch ihren Reiz schon wieder verloren. Normalerweise würde ich ja sagen, vor allem in der Anfangszeit, alles ist besser als Saufen, sogar Shoppen, aber daß Du Dich in Schulden stürzt, finde ich schon sehr bedenklich. Hör auf damit! Dann vielleicht lieber Kaffee, TV-Serien, Joggen und Gummibärchen -- irgendwas anderes halt.

    Ganz toll wäre für mich mal wieder eine Freundin, aber das ist im Moment noch ganz weit weg für mich und steht gar nicht ganz oben auf meiner Strichliste. Da steht bei Punkt 1: Nicht saufen. Punkt 2: Zum ersten Mal in meinem Leben wirklich Verantwortung für mich selbst übernehmen und mal für sieben Tage im voraus planen.

    P. S.: Weil ich's vergessen hab: Glückwunsch zu den 22 Tagen! Drei Wochen sind schon eine gute Basis, um das Gehirn mal wieder einigermaßen klar zu bekommen.

    Hey Hanseat,

    leider ja ! Es ist dieser kurze Adrenalin Kick, dieses kurze Gefühl von Belohnung und dem "ich hab mir was Gutes getan". Ich bin mir sicher, das da genau die gleichen Zentren angesprochen werden, wie beim Saufen oder BTM oder zocken oder was auch immer alles so süchtig machen kann.

    Was am Ende bleibt ist ein Berg von Zeug, das man sich gekauft hat, und natürlich ein Kontostand, der geradewegs ins Minus abstürzt.

    Das ist kompletter Bockmist ! Das geht gar nicht.

    Mir geht es mit dem Sport ähnlich wie Dir, ich genieße es total zu laufen oder Fahrrad zu fahren. Und ich liebe hinterher das "Gemacht ist Gemacht"-Gefühl. Egal ob 20 Minuten oder 2 Stunden. Trotzdem ist es bei mir sehr ähnlich, das ich immer einen kleinen, inneren Anstubser brauche um los zu legen.

    Mein Sport verteilt sich auf 2-3x die Woche was total ok ist, und so auch nicht ins Extreme / süchtige Verhalten abrutschen kann.

    Problematisch ist bei mir immer die Zeit auf Arbeit, da ich hier sehr viel Leerlauf habe, und quasi niemand in mein - sagen wir mal - Büro rein kommt und schaut, was ich so die liebe, lange Arbeitszeit mache.

    Ich bin seit heute morgen um 6 im Forum, und nutze die Zeit zum schreiben und lesen. Was mir sehr gut tut, mich ablenkt und den Fokus auf andere Dinge richtet.

    Zum Thema Freundin kann Dir sagen, dass ich das total nachvollziehen kann. Es wäre sicherlich schön, wenn man Zeit gemeinsam teilen könnte. Manchmal passieren Dinge unverhofft, und gerade wenn man nicht besoffen ist, steigen die Chancen immens, auch einen wertvollen Menschen kennen zu lernen. Und das dabei eine Beziehung wächst, die über Spaß, Party und saufen hinaus geht. Das wünsche ich Dir ;)

    22 Tage sind ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es ist gut, das wir nüchtern sind. Denn jeder nüchterne Tag ist ein besserer Tag.

  • "Sollte es mir zu viel werden, kann ich jederzeit zu mir nach Hause, es sind nur ein paar Meter."

    Ausgezeichnet. Immer für eine Exit-Strategie sorgen, und dann auch wirklich frühzeitig nachhause gehen, wenn das Bechern losgeht. Ich hab das schon öfter so gemacht, und ganz ehrlich: Wenn ich nüchtern bin, kann ich über die betrunkenen Sprüche nicht lachen, höchstens darüber, wie bekloppt das alles ist. Nach 22 Uhr verpaßt man da nichts Wichtiges mehr.

    Heute ist das Abi-Treffen, ich werde in letzter Minute entscheiden, ob ich hingehe oder nicht. Ich bin jedenfalls unabhängig und kann jederzeit gehen. Meinetwegen kann jeder wissen, daß ich dauerhaft nichts mehr trinken will, in dem Umfeld kann ich ehrlich sein, da muß ich niemandem was verheimlichen. Bei der Arbeit habe ich mich unter einem Vorwand vom Sommerfest abgemeldet, da wollte ich nicht zu privat werden. Das ist eine Baustelle, die ich später angehe.

    Mal wieder ein P. S., weil's mir gerade so einfällt: Wie krank das eigentlich ist, daß man glaubt, sich dafür rechtfertigen zu müssen, wenn man nichts trinkt. Leider ist das ja manchmal wirklich so. Das ist schon reichlich kaputt. "Wie, was, du schüttest kein Lösungsmittel und Zellgift in dich rein, was stimmt mit dir nicht?"

    Das denke ich auch, das das total wichtig ist. Gerade, wenn man das Nüchtern-Sein in so einer Gesellschaft neu erlernen muss, ist es eine Stütze, sollte ich mich unwohl fühlen.

    Ich glaube, das gesellschaftliche Hauptproblem liegt vor allem in den Menschen, die einen noch von früher kennen, und wissen, wie man so abgegangen ist.

    Diesen glaubhaft und dauerhaft zu vermitteln, das man nicht mehr trinkt, benötigt Zeit. Ein Anfang ist es auf jeden Fall, eine Ansage zu machen, und dies durchzuhalten.

    Neu hinzukommende Menschen lernen einen ja so kennen, wie man aktuell drauf ist. Nämlich nüchtern. Und das stelle ich mir nicht so schwer vor. Sich kennenzulernen, und wenn das Thema auf Alkohol kommt, einfach zu sagen : Nein danke, ich trinke nicht.

    Aber was soll ich reden, ich muss diese Erfahrungen erst sammeln :)

    Lass auf jeden Fall von Dir hören, wie es Dir heute ergangen ist. Die Abi-Feier ist mit Sicherheit eine Prüfung, derer Du Dir sehr bewusst bist.

    Alles Gute !!

  • Hey Ihr da draussen :)

    ein weiteres Erlebnis beschäftigt mich sehr, denn ich hatte Samstag abend mein Coming-out bei der alten Crew. Begonnen hatte es bereits nachmittag, da eine befreundete Familie 2 Häuser neben mir eingezogen ist. Und wir beim Umzug geholfen hatten.

    Anfangs wollte ich noch eine grosse Rede schwingen, habe mich dann aber umentschieden, um es in der jeweiligen Leute Konfiguration durchzuführen. Das war für mich besser geeignet, denn ich wollte keinen grossen Film davon machen. Viele wussten um mein Problem, und es kamen als Reaktionen sowohl Be-als auch Verwunderung. Ein einziger, fragte tatsächlich nach und wollte mehr wissen, warum und wieso. Und ihm erzählte ich ein bisschen mehr von meiner Problematik. Doch auch hier zeigte sich der Gesprächspartner als guter Zuhörer und Versteher.

    In all dem Umzugs Chaos stand quasi an jeder Ecke irgendwas zu trinken. Die Leute waren schon teilweise Vormittags am saufen, jedoch noch im erträglichen Rahmen und keiner zeigte Ausfallerscheinungen.

    Als wir gegen 18:00 mit dem grossen Teil fertig waren, begann das eigentliche Gelage rund um den Grill. Zuerst noch recht verhalten, denn wir aßen wirklich super-saftiges Fleisch, Salate, Brote und diverse andere Leckereien.

    Aber spätestens nachdem der Letzte aufgegessen hatte, machten die Mischen die Runde. Ich fühlte mich zusehends unwohler, und bemerkte auf einmal, wie fehl ich hier doch bin. Ein Bekannter meinte , das hier noch Vodka und Bier fehlte, die Geschäfte schließen bald. Und da sagte er zu mir : Du bist ja noch nüchtern ! Dann kannst Du ja mit mir Nachschub holen.

    Ich sagte : Klar, können wir machen. Ich wollte sowieso gerade los. Gesagt - Getan. Sowohl ihn, als auch den Alkohol abgeliefert, und für mich war das dann auch der Moment zu gehen.

    Mir ist klar geworden, das ich da so schnell nicht mehr hin muss oder besser auch sollte. Zwar hat mich keiner animiert, etwas zu trinken, aber ganz ehrlich : Es hat mich schon sehr getriggert. Trotzdem bin ich standhaft geblieben :)

    Auch denke ich über meinen besten "Freund" nach, der da natürlich ebenfalls rumgesprungen ist. Wie immer alkoholisiert, jedoch total normaler, ansprechbarer Zustand.

    Er stank furchtbar nach Schnaps, das ist mir vorher nie so richtig aufgefallen. Unsere Abholung von meinem neuen KFz am 02. hat er abgesagt, da er die Zeit lieber mit seiner Affäre verbringen möchte. (Und ich wieder sein Alibi bin)

    Erstaunlicherweise hat mich das nicht groß gestört, als ich selber noch am saufen war. Es geht mich aktuell nüchtern auch weiterhin nichts an. Doch es macht mich irgendwie traurig, das er seine Frau so hart verarscht. Sie ist ein Mensch, den ich gerne habe. Und das sie so angelogen und betrogen wird ist einfach nicht ok. Ich werde mich da nicht einmischen, da ich selber im Augenblick genug mit mir zu tun habe. Doch der Deckel für Lug und Trug will ich defintiv nicht sein.

    Ein klärendes Gespräch wird zu gegebener Zeit kommen.

  • Hast ja alles richtig gemacht und noch rechtzeitig die Kurve gekratzt. Aber daß Du den Leuten noch den Alk hinterherträgst, das war schon ziemlich gefährlich und reichlich dumm. Ich verstehe schon, daß Du vielleicht einfach nur freundlich und hilfsbereit sein wolltest, aber warum mußt ausgerechnet Du für Nachschub sorgen? Da hätte ich nein gesagt.

    Und für eine Lügengeschichte würde ich mich auch nicht einspannen lassen. Da müßte das schon ein sehr guter Freund mit einem sehr guten Grund sein.

    Bleib wacker!

  • Hallo MeaCulpa,

    Du hast ja bestimmt auch meine Ausführungen im Tagebuch von Hanseat gelesen. Das hier ist allerdings ein Beispiel, wo ich die "Veranstaltung" tatsächlich in eine Saufveranstaltung eingestuft hätte. Klar habt ihr auch Kisten geschleppt, weil umgezogen wurde. Aber im Großen und Ganzen wäre das eine Sache gewesen, wo ich mich nicht wohl gefühlt hätte und auch direkt wieder abgedampft wäre, als die Kisten an ihrem Platz waren. Vielleicht noch 3, 4 Sätze und ne Bratwurst zwischen die Zähne und dann Abmarsch. Aber mit den saufenden Leuten noch loszufahren und den Stoff damit so dich an sich heranzulassen, das war nicht so schlau, aber das weißt Du selbst auch ganz genau, glaube ich :)

    Ich hab es in der Anfangszeit auch mal gemacht. Kam mir völlig bekloppt vor und hab mir geschworen, das mach ich nicht wieder. Ich kutschiere auch keine Leute hin und her. Nur weil ich nüchtern bin, steht auf meiner Stirn noch lange nicht das Wort "Taxi".

    Was ich allerdings gut finde ist, dass Du grundsätzlich mit offenen Karten spielst.

    Ich glaube, Dir wird allerdings eh von ganz allein mit der Zeit die Lust auf solche Dinge vergehen. Sieht man ja schon an dem Beispiel mit Deinem Kumpel. Früher zu Saufzeiten war es Dir egal, ob er seine Frau betrügt. Inzwischen nervt es Dich. Wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis Du Deinem Kumpel sagst, dass er Dich gern aus seinen Fremdgeh-Aktionen raushalten darf. Richtig wäre es jedenfalls, ihn in die Schranken zu verweisen. Aber auch das weißt Du selbst ganz genau :)

    LG Cadda

  • Zitat

    Ich sagte : Klar, können wir machen. Ich wollte sowieso gerade los. Gesagt - Getan. Sowohl ihn, als auch den Alkohol abgeliefert, und für mich war das dann auch der Moment zu gehen.

    Da bin ich beim Lesen erschrocken. :shock:

    Wäre der Moment nicht schon viiiiel früher viel sicherer gewesen?

    Dabeibleiben, wenn die anderen konsumieren und als i-Tüpfelchen den anderen auch noch den Alk-Nachschub zu kutschieren?

    Wie groß ist der innere Abstand, wenn man nicht nur Umzugskisten, sondern auch Bierkisten schleppt, ums mal so zu formulieren.

    Ich finde es prima, daß du dich geoutet hast und auch nichts getrunken hast.

    Du schreibst, das alles hat dich sehr getriggert.

    Wie hat sich das bemerkbar gemacht? und ist es inzwischen abgeklungen oder rattert das Suchtgedächtnis noch?

    Viele liebe Grüße, Linde 🙂

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo MeaCulpa,

    ich habe deine Vorstellung gelesen und sie hat mich irgendwie angesprochen, deshalb möchte ich dir ein paar Gedanken dalassen.

    Ich wünsche dir sehr, dass sich bei dir der Schalter endgültig umgelegt hat und du dauerhaft von dieser Sucht und anderen Süchten wegkommst.

    Was du von dir schreibst, klingt danach, als ob du ein recht gutes Gespür für dich entwickelt hast. Wenn das so ist, würde mich das für dich freuen.

    Mir ging’s übrigens ähnlich wie Linde, als ich gelesen habe, in welche Gefahr du dich da mehr oder minder unbewusst gebracht hast. Die Erfahrung zeigt, dass solche Begebenheiten u.U. erst im Nachhinein ihr ganzes Triggerpotential entfalten können. Es wäre daher gut und wichtig für dich, wenn du in dieser und nächster Zeit ganz besonders auf dich Acht gibst. Vielleicht magst du uns ja schreiben, welche Gedanken dir diesbezüglich so durch den Kopf gehen.

    Was Alkohol trinkende Freunde und Bekannte betrifft, so habe ich im Laufe der letzten Monate - ich bin inzwischen 11 Monate trocken - bemerkt, was das mit mir macht und dabei so manchen Rat, der mir hier und anderswo gegeben worden ist, befolgt. Nach und nach wurde mir immer bewusster, warum es immens wichtig für mich ist, meine Trockenheit zur Priorität Nummer 1 zu machen und mich von bestimmten Menschen und Situation erstmal fern zu halten, und auch, warum es wichtig für mich ist und mich letztlich unterstützt, dass mein Umfeld weiß, warum ich keinen Alkohol mehr trinke.

    Ich hab’s nicht jedem auf die Nase gebunden und, wenn ich‘s erzählt hab, keinen Film davon gemacht, aber die Menschen, die mir wichtig sind und ein paar Ärzte wissen Bescheid. Ärzte übrigens u.a. auch deswegen, weil es für manche Medikation wichtig ist, das zu wissen.

    Ich darf mich schon seit einer Weile zufrieden abstinent nennen und bin sehr dankbar, dass ich das so fühlen darf. Es fühlt sich einfach gut an.

    Solche Runden, wie du sie da beschreibst, würde ich auch jetzt noch eher meiden. Zum einen, weil ich auf diese Alkohol-Seligkeit und die Selbstverständlichkeit des Alkoholkonsums überhaupt keine Lust mehr habe, sondern eher angenervt davon bin. - Durch Alkoholmissbrauch ist bei mir und bei anderen so viel kaputt gegangen. -

    Wozu sollte ich mich etwas aussetzen wollen, was mich nervt und womöglich sogar traurig und bedrückt macht?

    Lust habe ich, mit Menschen zusammen zu sein, die nüchtern sind und ganz selbstverständlich wie ich einfach nur eine Apfelsaft-Schorle, eine Cola, ein Bitter-Lemon, ein Wasser, einen Kaffee, Tee usw. trinken, mit denen ich mich einfach so gerne unterhalten mag, ohne Gespräche über das Thema Alkohol führen zu müssen oder beobachten zu müssen, wie andere sich unter Alkoholeinfluss verändern.

    Ich hab mich nun nicht ins Gegenteil von früher gekehrt und bin auch keine Missionarin für die Abstinenz geworden, aber meine Trockenheit und mein Wohlbefinden sind mir wichtig geworden und ich empfinde es als einfach nur schön und angenehm, mit Menschen zusammen zu sein, die ebenso wie ich alkoholfreie Getränke konsumieren und für die das auch irgendwie ganz selbstverständlich ist.

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Hallo MeaCulpa,

    ich glaube, ich habe dich noch gar nicht begrüßt? Also erstmal willkommen im Forum.

    Ich finde es gut, dass du deinen Freundeskreis eingeweiht hast und dann gefahren bist. Ich persönlich wäre wohl schon früher abgehauen.

    Was das Organisieren das Alkohols angeht, kann ich mich nur den anderen Posts anschließen. Und da hast ja auch gemerkt, dass es dich beschäftigt.

    Ich erinnere mich an eine Situation vor einigen Monaten als ich einem Freund Alkohol nachgeschenkt hatte (ich wollte höflich/gastfreundlich sein). Ich kam mir so komisch vor und habe mich unwohl gefühlt. Ich habe daraus gelernt und sehe nicht ein, warum ich die Getränke einkaufen oder einschenken sollte. Das Glas auffüllen können meine Mitmenschen dann selber und es ist nicht meine Aufgabe, für Nachschub zu sorgen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo MeaCulpa,

    ich bringe auch niemanden Bier oder öffne eine Flasche mit alkoholischem Inhalt.

    Wenn ich auf einer Party bin, wo Alkohol konsumiert wird (die ersten 1,5 Jahre habe ich allerdings keine derartige veranstaltung besucht und auch heute ist das wenn, dann eine Ausnahme) und jemand mir zuruft "kannste mir mal ein Bier mitbringen?" dann sagte ich ganz einfach "Nein, mache ich nicht, hole Dir bitte selbst eins".

    Mag vielleicht auch mal unhöflich rüber kommen, aber das ist mir egal.

    ICH will mit dem Zeugs nichts mehr zu tun haben, ich lasse es nicht mehr an mich ran.

    Und ich weiß es auch ohne es ausprobieren zu müssen, das es sich auch falsch für mich anfühlen würde.

    So wie es Seeblick auch erlebt hat.

    Was treibt Dich da an, mit nem Kumpel loszufahren und für die anderen Alkohol ranzuholen?

    Warum tut man sowas als abstinent lebender Mensch?

    Aus Nettigkeit, um noch dazu zu gehören, nicht weiter drüber nachgedacht oder was hat Dich dazu bewogen?

    Ich meine das jetzt nicht irgendwie vorwurfsvoll, mich würden nur Deine Beweggründe interessieren!

    Zitat

    Doch es macht mich irgendwie traurig, das er seine Frau so hart verarscht. Sie ist ein Mensch, den ich gerne habe. Und das sie so angelogen und betrogen wird ist einfach nicht ok. Ich werde mich da nicht einmischen, da ich selber im Augenblick genug mit mir zu tun habe. Doch der Deckel für Lug und Trug will ich defintiv nicht sein.

    Weißt Du was? Mir tut nicht nur seine Frau sehr leid, weil sie so verar*cht wird, sondern ebenso die Affäre.

    Denn dort wird er ebenfalls unehrlich sein und ihr wohl sonstwas versprechen.

    Ich finde sowas unter aller Kanone und auch krass, zusätzlich einen Freund als Alibi zu benutzen.

    Und sowas hat auch nicht unbedingt mit seiner Sauferei zu tun, da ist auch jede Menge Charakterschwäche dabei, sorry.

    Klar enthemmt Alkohol auch noch zusätzlich.

    Aber Fremdgeherei kann man echt nicht nur auf den Alk schieben, so wie das manche gern tun.

    Und Menschen, die das tun, nehmen eigentlich auch bewußt in Kauf, das sie andere unheimlich verletzen mit ihrem Verhalten.

    Auch das spricht für mich nicht FÜR einen Charakter.

    Ich bin sicher kein Moralapostel und ich weiß auch, das einem mal ein Ausrutscher passieren kann, auch das hat oft seine Gründe.

    Aber jemanden über eine längere Zeit vorsätzlich zu betrügen, und sich auch noch alle Hintertürchen für eine Rückkehr offen zu halten...mein lieber Scholli, ich schreibe hier lieber nicht, was mir dazu noch so einfällt, "unterste Schublade" und "keinen Hintern inner Hose" ist noch das netteste, was mir dazu einfällt :(

    Ich sage es Dir ganz ehrlich, ich möchte so einen "Freund" nicht haben und würde auch sehr deutlich machen, wie ich sein Verhalten finde.

    Und ich würde schon gar nicht für ein Alibi herhalten wollen, käme mir benutzt und auch ausgenutzt vor.

    Außerdem würde ich mich schäbig fühlen, wenn ich von der Affäre wüsste und die Betrogene auch noch gern habe, und dann zu allem schweigen würde.

    Neeee, das ginge echt gar nicht.

    Soll Dein Freund Nägel mit Köpfen machen, in welche Richtung auch immer, denn das was er tut, ist wirklich nicht ok.

    Meine Meinung.

    LG Sunshine

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