Borussia - Lebst du schon oder trinkst du noch?

  • Lieber Borussia,

    Wieder aufzustehen wenn man fällt, das kann nicht jeder. Schon gar nicht bei so einer komplexen Krankheit wie Alkoholabhängigkeit. Dafür bekommst du von mir größten Respekt.

    In meinem Thema kannst du Parallelen zu dir erkennen, auch ich bin nach kurzer euphorischer Nüchternheit wieder rückfällig geworden. Ich war scheinbar im tiefsten Inneren noch nicht aufrichtig zu mir und auch ich wollte wieder trinken, niemand hat mich dazu gezwungen.

    Jetzt bin ich das zweite Mal trocken, dieses Mal bereits über 100 Tage. Ich will dir damit signalisieren, dass du das auch schaffen kannst, auch nach Rückfall!

    Hier in diesem Forum findest Du Hilfe, wenn Du sie uneingeschränkt annimmst!

    LG

  • An dieser Stelle noch ein Satz, den Freund von mir immer dann einsetzt, wenn über ein Thema gesprochen wird, auf das er kein Bock hat und/oder es ihm aufgedrängelt wird. Er sagt dann einfach: "Für dieses Gespräch stehe ich nicht zur Verfügung." Das ist immer noch dezent, gibt nicht viel Preis komuniziert aber dennoch, dass der Gegenüber nervt, Grenzen überschreitet etc. Ich habe den Satz fest in meine kommunikative Schatzkiste aufgenommen. Kein Mensch hat ein Recht auf meine Aufmerksamkeit und noch viel weniger kann man mich nötigen irgendwo was zu sagen. Dachte mir, ich lass das mal hier als positiven Impuls. Lasst euch nicht ärgern.

  • Ich entschuldige mich für die fehlenden Absätze im letzten Beitrag, die das Lesen erschweren. Ich sehe gerade, dass mein Handy die einfach gelöscht hat.

    Vielen Dank, dass ihr mich so freundlich wieder willkommen heißt. Mich wieder im Forum zu beteiligen und mich um mich selber kümmern, ist für mich der nächste Schritt. Ich habe seit dem 9. Mai nichts mehr getrunken, also nun seit 14 Tagen.

    In meinem suchtbelasteten Elternhaus wurde immer alles totgeschwiegen und deshalb habe ich mir schon als Kind angeeignet, Probleme für mich zu behalten. So ist es kein Wunder, dass ich mir ein anderes Ventil gesucht habe.

    Ich kümmerte mich lieber um die Probleme anderer und um andere als mich selbst, woran ich arbeiten muss.

  • Hallo Borussia,

    gut das du den Absprung wieder geschafft hast.

    Ich habe dich wieder für den öffentlichen Austausch freigeschaltet und und in den Bereich verschoben

    Was möchtest du denn nun anders machen ?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Linde66 22. Mai 2022 um 21:17

    Hat den Titel des Themas von „Borussia - Vorstellung“ zu „Borussia - Lebst du schon oder trinkst du noch?“ geändert.
  • Hallo zusammen.

    Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich mehr in meinem Feed schreiben und an mir selbst arbeiten muss. Das habe ich vor meinem Rückfall vernachlässigt und war zudem Zeitpunkt einfach noch nicht soweit, mich weiter mitzuteilen. Es gab eine innere Schwelle, die ich nicht überschreiten wollte.

    Zur Arbeit an mir selber gehört für mich persönlich auch, dass ich meine Kindheit und all das was ich durch mein Elternhaus erlebt habe aufarbeite. Denn es hat einen Grund, warum ich alkoholkrank wurde, warum die Wahrscheinlichkeit dass ich selber abhängig werde sehr hoch war und ich gewisse Charakterzüge entwickelte.

    Ich fange einfach Mal an.

    Ich bin in einem wohlhabenden, streng katholischen Elternhaus aufgewachsen. An materiellen Dingen hat es mir nie gefehlt. Dafür waren die Ansprüche die meine Eltern an mich stellten immer hoch. Ich habe immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich perfekt sein muss und trotzdem nie genug bin.

    War man nicht zufrieden mit mir oder herrschte eine negative Stimmung im Hause, hat mein Vater es an mir ausgelassen. Er hat mich, soweit ich mich erinnere, im Kleinkindalter das erste Mal körperlich angegriffen und unzählige Male verbal. Meine Mutter hat es als ich älter wurde geschehen lassen, denn sie hatte ihre ganz eigenen Probleme: Ihre Spielsucht. Ich habe mich erst später an viele Dinge erinnert, die ich erst dann verstand. Auch heute erinnere ich mich noch an erlebte Dinge.

    Wenn meine Mutter "Freunde" da hatte, wurde am Wohnzimmertisch immer eine bestimmte Tischdecke ausgebreitet und Karten ausgelegt. Ich weiß noch, wie fasziniert ich davon war. Meine Mutter zeigte mir, wie man die Karten mischt und ich fand das ganz toll, wie gut sie darin war. Irgendwann, wenn der Alkoholpegel bei den Erwachsenen stieg, wurden meine viel zu junge Schwester und ich rausgeschickt. Wir sollten nicht sehen, was da wirklich ablief und dass es nicht nur ein harmloses Spiel war. Meine Mutter verspielte haufenweise Geld und unter anderem ihren Ehering, daran erinnere ich mich genau. Diesen Ehering wollte sie sich zurückerspielen. So setzte sie diesen ein und erhöhte die Summe zusätzlich zu dem Ring, so machte man das damals, oder so ähnlich.

    Früher habe ich gedacht, dass mein Vater ein eifersüchtiger, ständig betrunkener Mann ist, der seiner Frau nachts hinterher telefoniert hat weil er ihr nicht vertraute. Ich dachte immer, dass er Angst hat betrogen zu werden. Eines Tages habe ich meinen Vater belauscht und habe gehört, dass er gefragt hat warum sie schon wieder im Ausland im Casino ist. Warum sie wieder spielt. Ich wurde nicht schlau daraus.

    Auch heute bezahlen meine Eltern noch einen Kredit ab, den sie aufnahmen um den Berg an Schulden zu begleichen.

    Schon damals habe ich mich gefragt, wo das ganze Geld hinfloss, obwohl meine Eltern gut verdienten- jetzt verstehe ich es.

    Ich wurde älter und suchte mir Freunde, die sich später nicht als Freunde herausstellten.

    Sie waren deutlich älter und brachten mir den Alkohol näher. Mit 12 hatte ich meine erste Alkoholvergiftung und landete im Krankenhaus. Mein Vater prügelte mich dafür zu Hause grün und blau. Meiner Mutter erzählte er, dass ich mich mit Freunden geprügelt hätte.

    Das war's erstmal.

  • Hallo Borussia,

    herzlich Willkommen zurück und vielen Dank für deine Offenheit wegen deines Rückfalls. Respekt.

    Ich finde das wirklich so super, dass du nun wieder ‚durchstartest‘, dir Gedanken machst, wie, weshalb, warum du rückfällig geworden bist und ich wünsche dir, dass du die richtigen Erkenntnisse für dein nun nüchternes Leben gewinnst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Heute hole ich zeitlich nicht so weit aus und schreibe einfach aus der Vergangenheit.

    Während des Studiums war es einfach, mein Trinkverhalten zu verbergen. Ich hatte meine eigene Wohnung und hatte durch die ganzen Studentenpartys sogar unter der Woche einen "Grund" mich zu betrinken. Und das tat ich, und wie. Es gab keine einzige Prüfung, die ich nüchtern geschrieben habe. Da bin ich absolut nicht stolz drauf. Ich funktionierte einfach.

    Als ich dann im Dienst war, gab es sog. "Blaulichtpartys", bei denen man kein bisschen auffiel wenn man zu viel trank.

    Wenn mich Tage später jemand darauf ansprach, was alles an dem Abend passiert ist, habe ich nur genickt. Ich konnte mich nämlich nie erinnern. Häufig fand ich Rechnungen von den Abenden, die im hohen dreistelligen Bereich waren. Da war der Streit mit meiner Frau vorprogrammiert.

    Meine Kollegen unterstützen meinen Konsum und hatten stets ein Alibi für mich parat, wenn ich schon wieder blau wie ein Veilchen war, nicht nach Hause kam wie versprochen.

    Einmal hatte ich einen Kollegen in der Stadt, der die Dienststelle gewechselt hatte und mich besuchte. Wir machten eine Brauhaustour, die anfangs noch Spaß machte. Er wurde langsam aber sicher angetrunken und ich wollte immer mehr. Ich wurde nervös und hatte Angst, nicht noch mehr trinken zu können ohne dass er es merkt. Da bekomme ich jetzt noch Herzrasen. Ich fing also an, ihn abzufüllen, damit er nicht merkt wie viel ich brauchte um auf einen gewissen Pegel zu kommen. Also bestellte ich ihm hochprozentiges, ein Glas nach dem anderen. Irgendwann fuhr er mit dem Taxi nach Hause und ich trank mich ins besinnlose.

    Seine damalige schwangere Freundin bekam in der Nacht Wehen und er stand kurz vor einer Alkoholvergiftung.

    Damals habe ich mich natürlich nicht als Alkoholiker gesehen und empfand mein Trinkverhalten als normal. Hatte ich am nächsten Tag Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Zittern und Bluthochdruck, so schob ich es auf einen Kater.

    Meine Frau und ich sind, wie schon einmal erwähnt, schon sehr lange zusammen. Ich hatte damals schon einiges an Erfahrungen gesammelt was Beziehungen und sexuelle Erfahrungen anging. Ich hingegen war ihr erster Freund.

    Sie hat mich in der ganzen gemeinsamen Zeit noch nie ohne Alkohol erlebt. Für sie war es normal. Ich gab mir Mühe, zu verbergen wie viel ich irgendwann trank und dachte, ich sei gut darin.

    Früh entschied ich mich, sie zu meiner Frau zu machen, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht das geben konnte was ich brauchte und ich sie nicht so liebte, wie sie verdiente. Es gehörte sich so in meiner katholischen Familie. Außerdem wollte ich meine eigene kleine Familie , meine eigene heile Welt.

    Durch mein missbräuchliches Elternhaus wollte ich nie Kinder haben. Zu groß war die Furcht davor, dass ich wie mein Vater wurde. Ein gewalttätiger Säufer. Deshalb war mein Berufswunsch auch schnell gefestigt. Ich wollte vor Menschen wie ihn beschützen.

    Meine Frau äußerte eines Tages den Wunsch nach einem eigenen Kind. Ich ließ mich breitschlagen bzw. hatte gar keine Wahl. Sie setzte die Pille ohne mein Wissen ab und so wurde sie schwanger. Ein Glücksfall für sie, so selten wie wir miteinander schliefen.

    In ihrer ganzen Schwangerschaft trank ich meine Angst weg, vor den Befürchtungen ein genauso "schlechter" Vater zu werden wie meiner es war. Ich erinnerte mich an Momente in meiner Kindheit, wo ich mich im Schrank versteckte, weil ich Angst hatte dass mein Vater mich in seiner Trunkenheit umbringt.

    An meine Panik bis heute, im Haus im Dunkeln die Treppe hochzugehen, weil er mich nachts als Kind am Hals packte und mir drohte mich runterzuschubsen, wenn meine Schwester nicht endlich aufhörte zu weinen.

    Später wollte ich nicht mehr rausgehen, aus Angst, dass er meiner Mutter und Schwester was antat. Ich steckte die Prügel selber ein, damit er Ruhe gab. In der Hoffnung, dass es ihm reichte. Ich erfand die phantasievollsten Geschichten für meine Verletzungen.

    Es tut mir unendlich leid, dass ich ich in der besonderen Zeit nicht für meine Frau da war. Als sie das Kind im Krankenhaus gebar, lag ich völlig zugedröhnt bei einem Freund auf dem Wohnzimmerboden und hatte noch die Whiskyflasche in der Hand. Unser Kind starb kurze Zeit nach der Geburt und ich war nicht da. Als ich davon erfuhr, fühlte ich nichts.

  • Hallo Borussia,

    erstmal vorab: Es macht den Anschein, als ob Du es diesmal anders angehst, nicht nur oberflächlich. Du fängst offensichtlich an, einige Dinge zu verarbeiten, indem Du Dich mit ihnen befasst.

    Das sind schlimme Erinnerungen, von denen Du da schreibst. Da kann "man" auch schwer einfach so drüber wegsehen. Klar schmerzt es, sich damit auseinanderzusetzen, aber es befreit auch. Ich hoffe, dass es Dir so ergeht, indem Du es hier loswirst.

    Mir tut es leid das zu lesen und wenn ich lese, wie viel Leid der Alkohol in einer Familie anrichten kann, so dass es sich auf die Kinder überträgt und sie denselben Weg gehen, obwohl sie es als Kind dadurch so schlimm hatten, dann macht mich das echt traurig. Dein Beispiel zeigt aber auch, dass man es selbst in der Hand hat, den Weg wieder zu stoppen, auch wenn man ihn schon eingeschlagen hat.

    Noch mehr hoffe ich, dass hier so manch Co-Abhängige das Lesen und sehen, was dabei herauskommt, wenn ein Kind in einer Alkoholikerfamilie groß werden muss. Diese Erinnerungen gehen niemals wieder raus aus dem Kopf eines Kindes und später eines erwachsenen Kindes. Und das alles, weil man selbst genau so wenig schafft, sich von dem trinkenden Partner zu trennen, wie der trinkende Partner es nicht schafft, sich vom Alkohol zu trennen.

    Dieser Schicksalsschlag, den ihr als Eltern mit Eurem Kind erleben musstet, kommt noch oben drauf. Das tut mir unendlich leid und Dein Handeln damals, das war das Handeln (bzw. Nicht-Handeln) eines Alkoholikers. Bitte lass nicht zu, dass Dich das zerfrisst. Du kannst das nicht mehr rückgängig machen. Du kannst es in der Zukunft aber besser machen.

    LG Cadda

  • Hallo Borussia,

    was macht die Basic? Der Eigenschutz? Alkoholfreies Umfeld? Schutz nach außen?

    Pragmatismus stand bei mir an erster Stelle, bevor ich tief in mir etwas suchte, was eventuell schuld gewesen sein könnte, um mein Saufen zu rechtfertigen.

    So ein zeitnaher Rückfall fängt auch vorher im Kopf an und wenn ich weiß, dass ich Alkoholiker bin, kann doch nur noch der einzige Grund für das Saufen das eigene Wollen sein. Oder warst du dir da noch nicht sicher?

    Musst ja auch irgend wie paar Flaschen besorgt haben, also eine Zeit zwischen "Soll ich oder soll ich nicht " saufen. Wo kamen die her?

    Es mag für den einen oder anderen auch sehr wichtig sein, sein Leben aufzuarbeiten. Es belastet jeden anders. Jedoch hat auch alles seine Zeit. Für mich war das nur zweitrangig. Erkennen wann das Suchthirn anschlägt und sich schützen war mein Weg.

    Gerade in der Phase der Unstabilität hätte ich es mir nicht zu getraut. Sich selbst vor sich selbst schützen ist erstmal das wichtigste.

    Nun habe ich auch eine andere Einstellung was Jahrzehnte Aufarbeitung bedeutet. Ich war lange genug "Opfer" . Gefangen im Saufen .Vor 15 Jahren als ich trocken werden konnte , ab da wurde ich wieder Herr meiner Selbst.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Borussia,

    schon das Lesen deiner Berichte tut weh 😢 und zeigt wieder einmal mehr, welch verheerende und wirklich schlimme, fast unaussprechlich katastrophale Folgen das Saufen haben kann, was es für die Kinder bedeutet, mit Säufern aufwachsen zu müssen. Und da bin ich ganz bei Cadda und wünsche den Co-Abhängigen, aus deinen Berichten für sich und ihre Kinder die einzig richtigen Entscheidungen zu treffen und die Kraft gewinnen, das auch umzusetzen.

    Borussia, was du erleben musstest, tut mir so Leid.

    Aufschreiben sortiert den Kopf, das durfte (und darf) ich hier auch erfahren. Geschriebenes später noch mal durchzulesen, zeigt auch den eigenen ‚Fortschritt‘ und macht Mut und gibt Kraft, seinen Weg weiterzugehen….mir jedenfalls.

    Mir hilft es, dass ich mir verzeihen konnte und dass ich gelernt habe zu akzeptieren, dass ich Vergangenes nicht ändern kann. Es bleibt immer und es wird vermutlich auch immer mal wieder meine Gedanken bestimmen, das Vergangene gehört zu mir.

    Ändern kann ich aber mein Heute und ändern kann ich auch mein Morgen.

    Ändern kann ich meine Gedanken, meine Einstellung zum Alkohol und mein Tun …und natürlich mein Nichttun.

    Und das wünsche ich dir auch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Danke für deine Gedanken, Cadda. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie befreiend das ganze für mich ist. Das Aufschreiben dieser Dinge fällt mir ganz und gar nicht leicht. Ich habe jedes Mal Herzrasen und das Gefühl, das ganze nochmal zu erleben.

    Ich hoffe auch, dass es dem ein oder anderen Co- Abhängigen hilft meine Sicht der Dinge zu sehen. Mir jedenfalls hat es auch geholfen, Mal die andere Seite der Geschichte zu lesen und in deren Bereich zu lesen.


    Hartmut

    Meine sozialen Kontakte beschränken sich auf meine Kollegen (die ich nun Mal sehen muss), meinen bester Freund, meine Schwester und ein paar enge Freunde, die grob Bescheid wissen. Bis auf die Kollegen sehe ich in keinen von denen eine Gefahr, mich zum Trinken zu überreden o.ä.

    Der Suchtdruck überkommt mich in jeglichen Situationen, sprich ich kann es nicht "planen" sie zu vermeiden. Lässt sich auch nicht "planen".

    Für mich ist es wichtig, so tief in mich zu gehen und über vergangenes zu schreiben. Es bringt mich nicht weiter, nur an der Oberfläche zu kratzen. Es hilft mir trocken zu bleiben, mich nicht alleine zu Hause "kaputt" zu denken. Wenn ich das Erlebte alleine verarbeite und versuche diese zu verdrängen, wäre das ein Trigger. Ein Grund mich betrinken zu wollen.

    Die Flaschen habe ich gekauft und ich habe schon gesagt, dass ich trinken wollte. Was also möchtest du mir damit sagen?

    Ansonsten weiß ich nicht was du mir mit deinem Beitrag sagen willst, Hartmut.

    Einmal editiert, zuletzt von Borussia (26. Mai 2022 um 12:31)

  • Der Suchtdruck überkommt mich in jeglichen Situationen, sprich ich kann es nicht "planen" sie zu vermeiden. Lässt sich auch nicht "planen".

    Suchtdruck lässt sich nicht planen aber Schutz was dann zu tun wäre. Ich muss mich ja nicht dem aussetzen was Suchtdruck auslösen kan.

    Für mich ist es wichtig, so tief in mich zu gehen und über vergangenes zu schreiben. Es bringt mich nicht weiter, nur an der Oberfläche zu kratzen. Es hilft mir trocken zu bleiben, mich nicht alleine zu Hause "kaputt" zu denken. Wenn ich das Erlebte alleine verarbeite und versuche diese zu verdrängen, wäre das ein Trigger. Ein Grund mich betrinken zu wollen.

    Es gibt keine Gründe zum Saufen. Höchstens, wie du es selbst bestätigt hast. Du willst es.

    Ansonsten weiß ich nicht was du mir mit deinem Beitrag sagen willst, Hartmut.

    Eigenschutz vor Aufarbeitung. Ich wollte mich bei dir erkundigen was nun nun nach dem Rückfall anders machst. Ich erkenne da nichts. Nichts für Ungut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich erkenne das schon. Für manche mag es nicht relevant sein, ob nur an der Oberfläche gekratzt wird oder tiefer gegraben wird.

    Für Andere jedoch ist es extrem befreiend und erleichternd, was sich auf das allgemeine Lebensgefühl auswirken kann.

    Der trocken bleiben will, sollte dafür sorgen, sich Gutes zu tun.

    Für die Einen ist es Sport, eine Selbsthilfegruppe, Therapie, Yoga, Reden mit Freunden oder was auch immer.

    Für Andere wirkt es positiv, Dinge zu verarbeiten, die einen belasten. Sie niederzuschreiben und sich dabei zu sortieren.

    Dinge, die ganz weit weg sind, würde ich nicht rauskramen, um bewusst den Schmerz herbeizuzaubern.

    Aber die Dinge die mich immer wieder belasten, die kann ich nicht ewig bei Seite schieben. Da hilft es durchaus, die Gedanken auch mal zuzulassen, damit es langfristig hilft und man sich befreien kann.

    Ich kann das nachvollziehen und mir gut vorstellen, dass es hilfreich ist.

    LG Cadda

  • Lieber Borussia,

    Ich hoffe auch, dass es dem ein oder anderen Co- Abhängigen hilft meine Sicht der Dinge zu sehen.

    Ja, sehr! Ich lese deinen Faden seit Beginn, habe auch Anfang des Jahres das Forum betreten. Habe mich sehr gefreut, dass du nach deinem Rückfall wieder aufgestanden bist und den Mut hast hier so offen zu berichten. Dein letzter Beitrag ist wie ein Pflaster auf meinen Wunden.

    Es tut mir unendlich leid, dass ich ich in der besonderen Zeit nicht für meine Frau da war.

    Wenn mein (mittlerweile) Ex diesen Satz in einer solchen Glaubwürdigkeit, wie ich sie aus deinen Zeilen lese, mitteilen würde, dann sei ihm verziehen. Leider will er im Gegensatz zu dir nicht in seine Vergangenheit schauen und außer "einfach nichts trinken" ändert er auch sonst nichts an seinem Verhalten. Und ja, mir zeigen die Berichte im Forum, dass "mein" Alkoholiker es eben nicht ernst meint und ich mich und die Kinder schützen muss.

    Borussia, es tut mir sehr leid was dir (und auch deiner Frau) passiert ist. Es ist schön zu sehen, dass du einen neuen Weg einschlägst und dich von deinen alten Fesseln befreist. Du bist nicht dein Vater, du kannst dich für ein anderes Leben entscheiden. Und das tust du ganz offensichtlich.

    LG,

    Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Ich erkenne das schon. Für manche mag es nicht relevant sein, ob nur an der Oberfläche gekratzt wird oder tiefer gegraben wird.


    Für Andere jedoch ist es extrem befreiend und erleichternd, was sich auf das allgemeine Lebensgefühl auswirken kann.

    um das geht es mir nicht. Es geht um die Reihenfolge, wann was wichtig ist. Wenn ich auf wackligen Fußen stehe, muss ich eben erstmal für mich sorgen das ich stabil werde.

    In einer Therapie ist das anderes. Da wirst du weggesperrt und gleichzeitig dafür gesorgt das du ein alkoholfreies Umfeld hast. Warum ist das so? Nur aus Schutz, das dich die Belastungen der Vergangenheit nicht einholen und du das Saufen anfängst.

    Gruß Hartmut

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