Bin ich für meine Hausärztin nur "Der Alkoholiker "?

  • Hallo zusammen,

    Mich beschäftigt gerade ein Thema sehr:

    Zu meiner Vorgeschichte: Ich bin seit fast 9 Jahren trocken, seit 5 Jahren bin ich in meiner jetzigen Hausarztpraxis, davon 2 Jahre bei meiner aktuellen Hausärztin. Ich fühlte mich bei ihr eigentlich immer gut betreut, habe aber bisher nie über meine Vorgeschichte mit dem Alkohol gesprochen, es wurde mit keinem Wort erwähnt, einfach weil es nicht relevant war. Der Begriff stand anfangs, also vor ca. 4 Monaten ein oder zwei mal ganz nebenbei in einem Arztbericht. Von daher ging ich schon davon aus, dass es bekannt war, mehr aber auch nicht.

    Nun habe ich in meiner App der Krankenkasse gesehen, dass meine Hausärztin bei meinen Diagnosen als Erstes F10.2, also psychische und Verhaltensstörungen durch Alkoholabhängigkeit, aufgeführt hat.

    Darunter kommt dann noch eine lange Liste der anderen Diagnosen, Rheuma, Darmerkrankungen, etc.etc. ist ziemlich viel bei mir. Aber eben ganz oben der Alkohol.

    Mir lässt das keine Ruhe, ich bin eigentlich nicht kleinlich, mich stört auch nicht, dass der Alkohol irgendwo auftaucht, er gehört schon zur Vorgeschichte. Aber irgendwie müsste auch vermerkt sein, dass ich schon fast 9 Jahre trocken bin. So wie es da steht, fühle ich mich in der Praxis plötzlich nur noch als "Der Alkoholiker" abgestempelt.

    Ich habe auch schon überlegt, ob das eine Sache der Abrechnung ist und der Arzt für bestimmte und besonders viele Diagnosen einen höheren Satz bezahlt bekommt?. Ich weiß ja, eigentlich müsste es mir egal sein, denn ich bin ja für MICH trocken und nicht für die Ärztin. Trotzdem wurmt es mich irgendwie, weil die Sache mit dem Alkohol einfach mein wunder Punkt ist....

  • Hallo Chrissi,

    Nun steht ja auch bei den Darmerkrankungen, Rheuma und andere diverse Geschichten ja auch nicht geheilt dahinter. Oder? Warum sollte jetzt nun bei Alkoholiker trocken stehen?

    Oder habe ich da was falsch verstanden?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo Chrissi

    ich glaube schon, dass das was mit der Abrechnung zu tun hat...vielleicht sollte man ja einen Diagnosenschlüssel hinzufügen...oder irgendwas in eine Klammer setzen... wenn man schon länger als ein Jahr oder zwei...trocken ist....

    Lieben Gruß

    mexico

  • Ich werde bei meinem nächsten Termin einfach mal ganz offen fragen, ob das etwas zu Bedeuten hat.

    Wie gesagt, eigentlich kamen wir immer gut klar, ich bin auch ziemlich häufig bei ihr, weil ich so Einiges gesammelt habe (alles aber eindeutig nicht die Folgen von Alkoholkonsum)

  • Hallo Chrissi,

    Nun steht ja auch bei den Darmerkrankungen, Rheuma und andere diverse Geschichten ja auch nicht geheilt dahinter. Oder? Warum sollte jetzt nun bei Alkoholiker trocken stehen?

    Oder habe ich da was falsch verstanden?

    Das ist schon richtig, aber wenn ich mir die Definition der Diagnose F10.2 anschaue, steht da z.B."ständige Beschäftigung mit Alkohol, unkontrollierbares Verlangen, etc." das trifft für mich glücklicherweise momentan nicht mehr zu. Und wenn es an erster Position steht, hat es für mich einen sehr hohen Stellenwert.

  • Hallo Chrissi

    Nun leide ich noch an anderen verschiedenen Erkrankungen, darunter auch eine chronische Erkrankung. Die mal ausgebrochen und die mal gestoppt ist. Eigentlich wie bei Alkoholismus. Ist ja auch ähnlich bei dir bei Rheuma. Ist ja auch nicht ständig.

    Alkoholiker fängt ja auch mit A an eventuell deswegen an erster Stelle?

    Bin mal gespannt was deine Ärztin sagt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • ja komisch ist das schon. Aber trocken ist ja kein Krankheitsbegriff. Das gibt es ja nur unter uns Alkoholiker.

    Einmal Alkoholiker immer Alkoholiker egal ob trocken oder nass.

    Die Unterscheidungen trifft jeder Alkoholiker für sich selbst.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Nun habe ich in meiner App der Krankenkasse gesehen, dass meine Hausärztin bei meinen Diagnosen als Erstes F10.2, also psychische und Verhaltensstörungen durch Alkoholabhängigkeit, aufgeführt hat.

    huch.

    Auf den ersten Blick gruselig das die Daten da so verarbeitet werden. Wusste ich nicht, dass das geht und gespeichert wird bei den Krankenkassen. Die Frage ist, wie lange wird so etwas verarbeitet und steht da drinne...

    Du kannst aber deine Ärztin darauf ansprechen, wenn dich das wurmen sollte. So gibt es Klarheit für dich, woran du bist. Es geht bei dir ja darum das es überhaupt da drin steht.

    Kann das vielleicht von einem anderen Arzt an die Krankenkasse gesendet worden sein, oder vielleicht über andere Wege dann zum Arzt gelangt sein? Bei mir zB ist das so das ich auch mal von Arzt zu Facharzt gehen muss und wieder zurück. Die erhalten ja Berichte. Das das vielleicht so dahin gelangt ist....

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Als Privater rechnen die Ärzte direkt mit mir ab. Bei mir ist so was schon seit Jahren nicht mehr angeführt, Das letzte Mal zu der Zeit, als ich mich noch in Therapie befand. Dafür tauchen schon mal Ausschlussdiagnosen auf. Also einfach mal fragen. Ich tippe auch auf Abrechnungsgründe.

  • Hallo Chrissie,

    Ich tippe auch auf Abrechnungsgründe.

    also im Krankenhaus hätte es tatsächlich ( noch ) Abrechnungsgründe, denn die sog. Fallpauschalen leben neben einer Hauptdiagnose auch von der Anzahl der "Nebenerkrankungen".

    Je mehr Diagnosen, desto mehr Knete. Das soll sich aber angeblich ändern.

    Ob es bei niedergelassenen Ärzten genauso ist, weiß ich nicht.

    Ich denke aber auch, das Abrechnungstechnische Gründe hat.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich habe hier gerade eine Diskussion von Ärzten im Netz entdeckt. Ich stelle mal den Link rein. Ich hoffe, das ist von den Regeln hier o.k.?

    *Link entfernt - nicht erlaubt*

    Einmal editiert, zuletzt von Alex07 (26. März 2023 um 08:10) aus folgendem Grund: Link entfernt - Nicht erlaubt, Gruss Alex

  • die Definition der Diagnose F10.2 anschaue, steht da z.B."ständige Beschäftigung mit Alkohol, unkontrollierbares Verlangen, etc."

    F10.2 steht für Abhängigkeitssyndrom

    Hallo Chrissi44,

    ich fragte einen befreundeten Arzt, Allgemeinmediziner und suchterfahren, der ICD-Code F10.2 bedeutet lt. Bundesministerium für Gesundheit: Psychische und (!) Verhaltensstörung durch das Abhängigskeitssyndrom ...sie sind abhängig von Alkohol, haben dauerhaft den starken Wunsch, Alkohol zu konsumieren ... (ich hoffe, dass war jetzt kein Zitat).

    Nun habe ich diesen o.g. Wunsch nicht (mehr), seit 2 Jahren. Die hier schon viel diskutierte Frage: Bin ich noch abhängig, wenn ich die (meine) Sucht stoppte? kommt immer wieder auf, (mein) der Arzt sagte mir, das sei Ermessensspielraum, wenn er einen neuen Patienten mit der Diagnose F10.2 bekommt, sei davon auszugehen, dass er, entweder noch trinkt und/oder seine Gedanken ständig um Alkohol kreisen (die berühmte Faust in der Tasche).

    Diese Diagnose legitimiert ihn (Arzt) auch dahingehend abzurechnen, da es Ursache sein kann (!), für Folgeerkrankungen. Wenn der Arzt also auf Grund von F10.2 eine Darmerkrankung, Nervenschädigung oder sonst was diagnostiziert, ist das gerechtfertigt, da es weder auszuschliessen sei, noch bewiesen werden könne.

    Das unterstreicht, einmal wieder: ein Mal Alkoholiker immer Alkoholiker, egal ob du noch trinkst oder nicht.

  • deswegen füge ich ,wenn denn das Thema ansteht,egal wo auch immer hinzu:trockener Alkoholiker. Das relativiert meist die klischeehafte Sichtweise vieler Menschen,die sich damit entweder nicht auskennen oder auch falsche Bilder im Kopf haben.

    Man kann ja keinem,der nicht betroffen ist vorwerfen,das er sich andere Meinungen zu eigen macht,übernimmt oder einfach nachplappert.

    Bei weiteren Nachfragen kann ich dann auch sagen(angeb*)

    Schon einige Jahre :mrgreen:

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • deswegen füge ich ,wenn denn das Thema ansteht,egal wo auch immer hinzu:trockener Alkoholiker.

    Hallo Bolle.

    Wenn ein ICD einmal aktenkundig ist, bleibt er das, egal was du hinzufügst, das bleibt ewig an dir kleben.

    Einmal als Dieb straffällig geworden = aktenkundig, bleibst du der Dieb, egal, was du hinzufügtst.

    Das ist leider so.

    Es gibt ab ICD F10.2 kein zurück mehr, bei F10.0 und F10.1 mag es noch Ermessenspielräume geben, da kann man noch spekulieren, mutmaßen.

    Wenn ich Arzt wäre, würde ich mich über F10.2 freuen, denn ich kann alles abrechnen (böse Unterstellung).

  • Hallo Chrissi44,

    ich fragte einen befreundeten Arzt, Allgemeinmediziner und suchterfahren, der ICD-Code F10.2 bedeutet lt. Bundesministerium für Gesundheit: Psychische und (!) Verhaltensstörung durch das Abhängigskeitssyndrom ...sie sind abhängig von Alkohol, haben dauerhaft den starken Wunsch, Alkohol zu konsumieren ... (ich hoffe, dass war jetzt kein Zitat).

    Nun habe ich diesen o.g. Wunsch nicht (mehr), seit 2 Jahren. Die hier schon viel diskutierte Frage: Bin ich noch abhängig, wenn ich die (meine) Sucht stoppte? kommt immer wieder auf, (mein) der Arzt sagte mir, das sei Ermessensspielraum, wenn er einen neuen Patienten mit der Diagnose F10.2 bekommt, sei davon auszugehen, dass er, entweder noch trinkt und/oder seine Gedanken ständig um Alkohol kreisen (die berühmte Faust in der Tasche).

    Diese Diagnose legitimiert ihn (Arzt) auch dahingehend abzurechnen, da es Ursache sein kann (!), für Folgeerkrankungen. Wenn der Arzt also auf Grund von F10.2 eine Darmerkrankung, Nervenschädigung oder sonst was diagnostiziert, ist das gerechtfertigt, da es weder auszuschliessen sei, noch bewiesen werden könne.

    Das unterstreicht, einmal wieder: ein Mal Alkoholiker immer Alkoholiker, egal ob du noch trinkst oder nicht.

    Naja, als Folge der Alkoholerkrankung kann man es eindeutig nicht ansehen, da ich wegen genau dieser Erkrankungen schon mehrere Jahre vor dem Alkohol regelmäßig behandelt und auch berentet wurde.

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