RedFlag - Warum passiert uns das und kann es ein HappyEnd geben?

  • Er trinkt heimlich. Wenn er zum Rauchen rausgeht oder ich im Bett bin. Sein ganzes Wesen hat sich verändert. Er belügt mich oder wie er es nennt „er vermeidet Diskussionen“ wenn er nicht vor mir trinkt. Wenn ich mit den Kindern unterwegs bin fängt er auch mittags an.

    Liebe RedFlag,

    ich denke, Du brauchst ihm nur noch begreiflich zu machen, was Du bereit bist mitzugehen und was nicht. Gesagt hast Du es ihm ja schon - dann brauchen jetzt nur noch Deine Taten zu folgen.

  • n meinem ersten Beitrag habe ich gefragt wie ich ihm begreiflich machen kann dass er ein Problem hat.

    Ach so, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Ja, dann passen wohl die Antworten nicht ganz. Denn begreiflich kannst du es nicht machen. Ich habe auch noch keinen Alkoholiker kennengelernt, der es von außen her begriffen hat.

    Nun ist es ja nicht erst seit heute das er säuft, sondern du hattest ja auch einen Vorlauf bevor du dich hier angemeldet hast. Also sicherlich eine lange Zeit bereits versucht ihm es beizubringen. Sonst hättest du hier nicht nach anderen Lösungen gesucht.

    Die beste Hilfe ist Hilfe durch Nichthilfe.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Und noch eine Frage an die Alkoholiker die das lesen:

    Warum geht ihr nicht einfach? Wenn es doch so wichtig ist zu saufen? Wenn man dafür alles gefährdet, besoffen die Kinder fährt etc.. warum geht Ihr nicht?

    Da könnte ich jetzt gegenfragen, warum du bleibst, wenn dein Partner alle(s) gefährdet?

    Die Antwort ist dieselbe:

    Weil es eine Sucht ist.

    Beiden Parteien wird es irgendwann bewusst.

    Da stecken dann aber beide meist schon mittendrin.

    Ich behaupte, Alkoholiker wissen, daß sie Alkoholiker sind.

  • Ich habe den Traum einer glücklichen Ehe und Familie. Das möchte ich nicht kampflos hergeben. Die ersten Schritte sind getan. Ich habe mir Telefonische Hilfe geholt und es laut ausgesprochen. Ich habe nächste Woche einen Beratungstermin. Ich biete ihm an mitzukommen. Für mich gibt es nur den Weg ohne Alkohol und mit Therapie.

    Wenn er kämpft kämpfe ich mit.

    Guten Morgen RedFlag,

    war der Beratungstermin schon? Du hast den Termin für ihn ausgemacht, wie ich das herauslesen,

    oder ist der Termin für Dich als Angehörige?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Nein da muss ich dir widersprechen.

    Ich gehe in diesem Stadium nicht, weil ich Heilungschancen sehe. Ich bin nicht süchtig.

    Bei was genau widersprechen? Das ein Alkoholiker nicht weiß, dass er Alkoholiker ist? Also ich wusste es schon lange. Das selbst eingestehen war eher das Problem. Manche Dinge will man ja gar nicht wissen.

    Das mit dem Heilungsprozess ist ja auch ein schwieriges Thema. Kann man Alkoholiker heilen? Das würde ja bedeuten, man kann dann irgendwann normal trinken.

    Das funktioniert nicht.

  • Liebe RedFlag, weißt du was ich mich da ganz oft frage. Bei dir und bei allen anderen die nicht gehen…

    Heilungschancen und die Hoffnung sind ja schön und gut, aber warum muss das auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden?

    Warum kannst du nicht gehen oder er geht und du bietest ganz klar die Chance an noch einmal an der Beziehung zu arbeiten, wenn er freiwillig eine Therapie gemacht hat und dauerhaft trocken ist. Ein vorsichtig annähern und beschnuppern, falls er wirklich bereit war etwas zu ändern und dann auch getan hat.

    Warum bekommen die uneinsichtigen Säufer von ihren Partnern gefühlte 1000 Chancen und den Kindern wird inzwischen das Leben für immer versaut?

    Es ginge auch andersrum. Die Kinder werden gerettet und bekommen erstmal ein stabiles suchtfreies Heim und der Alkoholiker wird sich selbst überlassen.

    Diese Wahl hätte jeder Partner mit Kindern und aus meiner Sicht hätte auch jeder genau diese Verantwortung. Es trifft sie nur fast keiner, der Säufer kommt lange Zeit zu erst, oft bis zum bitteren Ende.

    Was für eine Tragödie!

    Viele Grüße, Lea

  • hallo,

    Ich bin nicht süchtig.

    du bist COabhängig, süchtig nach dem Gefühl gebraucht zu werden. Nenne es wie du willst. Wenn du das nicht bist, hättest du hier etliche Fragen, die in erster Linie deinen Mann betreffen nicht stellen müssen.

    Ich gebe hier meine Erfahrungen weiter, und erkenne mich in etlichen Situationen von dir wieder. Ich kann dir eben aus diesen Erfahrungen heraus sagen, dass du nichts in der Hand hast, was die Trinkerei deines Mannes, oder generell einer anderen Person angeht.

    Eine Suchtberaterin für Angehörige hat es bei mir mal als den "Größenwahn" der CO abhängigen bezeichnet, ich bin auf gestanden und gegangen. Ich, die am Boden zerstört war, Hilfe suchte, bekam so einen Spruch gedrückt.

    Heute weiß ich, das diese Frau recht hatte, ich konnte es nur noch nicht sehen.

    Schau bitte, welche Chancen es für dich gibt.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Warum bekommen die uneinsichtigen Säufer von ihren Partnern gefühlte 1000 Chancen und den Kindern wird inzwischen das Leben für immer versaut?

    Weil mir die Krankheit als Nichtsäufer so schrecklich erscheint, dass ich gar nicht glauben konnte, dass mein Mann als Betroffener diesbezüglich uneinsichtig sein kann. Außerdem hatte ich gehofft, dass der eigene Partner nicht zu 100% dem statistischen Mittel entspricht, weil der eigene Partner ja keine Statistik, sondern ein Individuum ist. So habe ich meinen Kräfteeinsatz dann falsch gewichtet. Mit Abstand zur Situation bin ich nun schlauer.


    Warum bekommen die uneinsichtigen Säufer von ihren Partnern gefühlte 1000 Chancen und den Kindern wird inzwischen das Leben für immer versaut

    ist der Schuldvorwurf nicht etwas bequem und alles sehr über einen Kamm geschoren?

  • Ich gehe in diesem Stadium nicht, weil ich Heilungschancen sehe.

    Welche und bei wem Heilungschancen? Es gibt bei Sucht nur ein Stoppen, aber keine Heilung. Rückfallquote bei ca 95 % .

    Ich bin nicht süchtig.

    Hat das dein Mann nicht auch gesagt. ;)

    Wenn es etwas härter hier zugeht, sind das meist Spiegelbilder von Betroffenen, die dir damit nichts Böses wollen. Zeigen nur die vielen Gesichter der Sucht.

    Außerdem hatte ich gehofft, dass der eigene Partner nicht zu 100% dem statistischen Mittel entspricht, weil der eigene Partner ja keine Statistik, sondern ein Individuum ist.

    Selbst wenn der Mensch individuell ist, die Sucht ist nicht individuell und schert sich einen Dreck darum. Sie hebelt jegliche Individualität aus. Was sich auch an der fortlaufenden Wesensveränderung zeigt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • ist der Schuldvorwurf nicht etwas bequem und alles sehr über einen Kamm geschoren?

    Nicht bequemer als der Verweis auf die Alkoholkrankheit oder die Co-Abhängigkeit, um zu rechtfertigen, dass man doch gar nicht anders kann und sich so der Verantwortung entzieht, die Kinder in einem gesunden Umfeld groß werden zu lassen, damit sie für das Leben gestärkt sind.

    Es geht nicht darum, Schuld zuzuweisen. Es geht darum, die Augen zu öffnen. Selten ist Alkoholikern oder Co-Abhängigen klar, was sie ihren Kindern antun.

    Ich sitze mit meiner Mutter oft und spreche darüber, wie sie es so lange mit meinem alkoholkranken Vater aushalten konnte und auch, was sie uns Kindern damit angetan hat und wie es unser Leben geprägt hat. Es geht nicht darum, ihr Schuld vorzuwerfen. Mir geht es darum, zu ergründen, warum sie sich all die Jahre nicht in der Lage sah, meinen Vater zu verlassen bzw. warum sie 40 Jahre gebraucht hat, um diesen Schritt zu gehen. Letztlich ist sie in ähnlichen Verhältnissen groß geworden. Was könnte ich ihr da vorwerfen?

    Wichtig ist doch am Ende, dass ich daraus Schlüsse für mein eigenes Leben und das meiner Tochter ziehen kann und es besser mache, dass ich ergründe, warum ich so bin wie ich bin, warum ich große Schwierigkeiten habe, mich jemandem zu öffnen und zu vertrauen, warum meine Schwester einen derart geringen Selbstwert hat, mittlerweile depressiv ist und unter einer Angststörung leidet.

    Meiner Mutter war bis zuletzt nicht klar, dass sie co-abhängig ist und was das bedeutet.

    Umso besser, dass es Foren wie dieses gibt, die Aufschluss darüber geben, so dass man nicht 40 Jahre warten muss und Fehleinschätzung und Fehlverhalten und deren Folgen Generation um Generation weitergegeben werden für eine Erwartung, die in den meisten Fällen nicht erfüllt wird - dass am Ende alle gesund und glücklich werden.

    Dabei kann ich durchaus erahnen, wie schwierig das sein muss, sich einzugestehen, dass es zum Wohle der Kinder nur einen Weg geben kann….

  • Außerdem hatte ich gehofft, dass der eigene Partner nicht zu 100% dem statistischen Mittel entspricht, weil der eigene Partner ja keine Statistik, sondern ein Individuum ist.

    Die Hoffnung ist in dem Zusammenhang leider ein mieser Verräter. Die Hoffnung hält einen in einer ziemlich hoffnungslosen Situation viel zu lange gefangen.

    Ich habe auch lange gehofft und wollte die Realität nicht wahrhaben. Auch mehrere Tiefpunkte haben meinen Exmann nicht zum Umdenken bewogen - dafür aber glücklicherweise mich.

    Die Realität hier im Forum mit einer großen Anzahl an trockenen Mitgliedern spiegelt nicht die Realität da draußen wider. Leider!

    ist der Schuldvorwurf nicht etwas bequem und alles sehr über einen Kamm geschoren?

    Ich beziehe mich nun dabei auf Leas vorangegangenen Kommentar:

    Ich behaupte kein alkoholkranker Elternteil hat die bewusste Absicht das Leben seiner Kinder mal so richtig zu versauen. Die Empathie, mit der der coabhängige Partner dem Trinker die gefühlten 1000 Chancen gibt, müsste sich der Co sehr viel früher selbst zuteil werden lassen. Wir Cos halten es doch 1000 mal leichter aus, wenn es uns schlecht geht, bevor der Alki mit Unwegsamkeiten zurecht kommen muss. Wir selbst muten uns doch zu gern 1000 mal mehr Unangenehmes zu als dem trinkenden Partner. Wie oft lebt dann der Co auch noch den gemeinsamen Kindern den Eierlauf rundum den alkoholkranken Partner vor?

  • ist der Schuldvorwurf nicht etwas bequem und alles sehr über einen Kamm geschoren?

    Ich hab die Frage extra sacken lassen und meine Antwort lautet immer noch:

    Nein, leider nicht. Es ist einfach die bittere Wahrheit und die ist natürlich für viele schwer aus zu halten. Aber nur dann, wenn man (das man zielt auf jeden einzelnen ab der es irgendwann tut) sich dieser Wahrheit ehrlich und ungeschminkt stellt, gibt es eine Chance. Die Chance worauf genau, die ist dann tatsächlich mal wirklich individuelle und hängt von der Tiefe der vorherigen Verletzungen ab.

  • Ich behaupte kein alkoholkranker Elternteil hat die bewusste Absicht das Leben seiner Kinder mal so richtig zu versauen

    Das wäre auch meine Ausgangsannahme, und deshalb finde ich den generellen Schuldvorwurf nicht ganz passend.

    Lea ,

    im Ergebnis können betroffene Kinder natürlich für sich feststellen, dass ihnen wegen der Alkoholkrankheit/Co-Abhängigkeit der Eltern das Leben versaut wurde.

    Im "versaut haben" steckt für mich allerdings keine objektive Bewertung. Ob es zur Bewertung "versaut haben" kommt, hängt m.E. nicht nur von der Suchterkrankung, sondern auch von weiteren Faktoren ab, nicht zuletzt von der Betrachtungsweise des betroffenen Kindes und wie sich sein Leben weiter/trotzdem entwickelt.

    Wie bannt man nun zum Wohle potenziell betroffener Kinder die Gefahr des Versauens? Sobald der Partner einmal alkoholauffällig geworden ist, ihn als bleibend nassen Alkoholiker betrachten und sich trennen?

  • Sobald der Partner einmal alkoholauffällig geworden ist,

    Wegen "einmal alkoholauffällig" meldet sich hier im Forum keine Angehörige an. Da ist meistens eine ewig lange Leidensgeschichte schon vorher.

    Zitat

    generellen Schuldvorwurf

    Kann hier über ein Thema geredet werden, ohne daß man sich schuldig fühlt oder denkt, der andere macht einem Vorwürfe? Einfach mal als Denkanstoß nehmen?

    Denn in die Schuld- und Rechtfertigungs-Ecke hockt man sich auch mal selber.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Das Problem ist doch nicht das „einmal auffällig werden“ sondern das „unzählige Male auffällig werden und nicht dagegen tun wollen und dabei die ganze Familie unter Strom setzen“. Ich bin selbst in einem Haushalt mit einem Alkoholkranken aufgewachsen. Er war wirklich schlimm! Obwohl auch wir nach außen heile Welt gespielt haben.

  • Kann hier über ein Thema geredet werden, ohne daß man sich schuldig fühlt oder denkt, der andere macht einem Vorwürfe? Einfach mal als Denkanstoß nehmen?

    Beim Thema Sucht, und welche Auswirkungen es auf ein Familiensystem hat, scheint es sehr schwierig zu sein.

    Lea hat aus ihrer Position selbst bekräftigt, dass sie es als Schuld eines Co-Abhängigen, der Verantwortung für Kinder hat, sieht, wenn dieser dem Alkholkranken zu viele Chancen gibt anstatt sich prioritär auf den Schutz der Kinder zu konzentrieren.

  • Wegen "einmal alkoholauffällig" meldet sich hier im Forum keine Angehörige an. Da ist meistens eine ewig lange Leidensgeschichte schon vorher.

    Das ist nicht der Punkt. Die Frage war nach dem bestmöglichen Handlungszeitpunkt, und der wäre doch, b e v o r das Co-Verhalten richtig Fahrt aufnimmt - zumindest nach theoretischer Überlegung?

    Wehret den Anfängen, heißt es ja....

  • Lösen wir uns doch von der Schuldfrage! Es geht um Verantwortung! Die übernimmt nämlich zunächst, solange alles schön nass dahin plätschert niemand.

    Der Alkoholiker schon mal gar nicht. Der kreist nur um sich und die Flasche und schiebt nur zu gern die Schuld (oder Verantwortung) auf den Co, den schließlich treibt ihn ja angeblich der Co zum Trinken.

    Ich als Co habe lange gedacht, ich übernehme so viel Verantwortung, weil ich mich ja tatsächlich um so vieles im Alltag ausschließlich alleine gekümmert habe. Aber für die untragbar Situation an der Seite eines Suchtkranken habe ich erst sehr viel später wirklich Verantwortung übernommen. Verantwortung bedeutet in dem Fall "Wenn du nichts an deiner Sucht änderst, ändere eben ich mich und für die Kinder und mich das Umfeld, in dem du nicht mehr so präsent bist, wie vorher." Also Trennung, nicht mehr schönen, kein Eierlauf mehr, keine Ausreden mehr, loslassen und den anderen schlicht aufgeben.

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