Jump! aus dem Hamsterrad - Neustart?!?

  • Ich frage mich halt ob das ähnlich ist wie wenn ein Alkoholiker immer neue Gründe findet seinen Konsum zu legitimieren?

    Ich denke schon, zumal die Angst vor dem Unbekannten ja auch eine zutiefst menschliche Angst ist. In der Komfortzone ist es alles fein, kontrollierbar (ich greife da mal deinen sehr reflektierten Hinweis auf dein Verlangen nach Kontrolle auf). Das Hirn sucht Argumente gegen den Neuanfang und für das Bleiben.

    Wobei ich mir halt auch immer denke: etwas Neues/Unbekanntes hat ja zumindest das POTENZIAL etwas Großartiges zu sein.

    Von dem aktuellen WEIẞT du ja, -mit Verlaub - wie bescheiden es ist/traumatisierend es sein kann.

    Loslassen wird euch beide gehörig durcheinander wurschteln aber die Sucht kann/sollte der Alkoholiker mMn nur allein angehen und auch du als jemand, der unglücklich in dieser dysfunktionalen Beziehung ist, kannst in Ruhe deine Wünsche, Ziele und Bedürfnisse reevaluieren.

  • Ich frage mich halt ob das ähnlich ist wie wenn ein Alkoholiker immer neue Gründe findet seinen Konsum zu legitimieren?

    Ich kann ja nur mich sprechen und da sehe ich das für mich gar nicht so.

    Ich habe keine Gründe gesucht, um immer weiter saufen zu können.
    Ganz am Anfang waren die Gründe ja erstmal für mich da, dass ich mich bewusst abschießen wollte. So war mein Leben leichter zu ertragen. Ich war nicht abhängig und hätte jederzeit wieder aufhören können mit saufen.

    Dieses ‚jederzeit‘ habe ich verpasst und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Ich musste saufen.
    Ich habe keine Gründe finden müssen, um weiter zu saufen. Es gab nur einen einen einzigen Grund: Ich war abhängig geworden.

    Ich hatte auch nie das Bedürfnis, meinen Alkoholkonsum zu legitimieren, wie du das so schön formulierst. Ich habe still und heimlich in meiner Bude gesoffen, niemand wusste davon und ich habe alles dafür getan, um diesem Lügengerüst Stabilität zu geben.

    Ausreden machen es einem doch gefühlt leichter. Man bleibt mit sich selbst auf Kuschelkurs, konfrontiert sich nicht.


    Da staune ich aber.
    Empfindest du das für dich so?
    (Ich weiß, das wäre in deinem Buch besser platziert, aber jetzt steht es nun mal hier. )


    Ich habe mich nie in einem Kuschelkurs gesehen. Und ich habe auch hier bei den Alkoholikern noch nie gelesen, dass sie sich aus ihren Kuschelkurs heraus quälen mussten.

    Jump, ich finde es wunderbar, dass du dich so kritisch beobachtest, vieles kritisch hinterfragst.

    Die Schuld für die eigene Handlungsfähigkeit bei anderen zu suchen, finde ich wiederum kritisch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich frage mich halt ob das ähnlich ist wie wenn ein Alkoholiker immer neue Gründe findet seinen Konsum zu legitimieren?

    Die Schuld für die eigene Handlungsfähigkeit bei anderen zu suchen, finde ich wiederum kritisch

    Stern final muss das jump erklären aber ich glaube, das war nicht als Schuldzuweisung gemeint sondern als Beobachtung der Ähnlichkeit beider Abhängigkeiten.

    Co vom Alkoholiker und der Alkoholiker vom Alk. Und beide Parteien suchen in ihrer jeweiligen Abhängigkeit nach Gründen nichts verändern zu müssen 🤷🏻


    Und ja, der Vergleich ergibt durchaus Sinn. Meine Trinkabende hatten immer eine Begründung/Rechtfertigung, um die die bittere Realität der Sucht zu verschleiern. Weil Alkoholiker sind doch die armen Gestalten, morgens im Discounter mit Doppelkorn, aber ich? Ich doch nicht ...

    Heute war ein besonders guter/schlechter Tag = Trinken

    Habe schon lange nicht mehr getrunken=ich kann's kontrollieren= Trinken (was für'n bullshit 😂)

    Geburtstag, Silvester etc pp.? = Trinken!

    Das Ende meines Kuschelkurs war die zerbrochene Beziehung und mein Eingeständnis: ich bin Alkoholiker. Meine persönliche Konfrontation, ab da wurde alles besser.

  • Stern "Da staune ich aber.
    Empfindest du das für dich so?
    (Ich weiß, das wäre in deinem Buch besser platziert, aber jetzt steht es nun mal hier. )"

    Das war nicht auf mich bezogen, sondern eher ironisch gemeint. Da muss ich an meinem schriftlichen Ausdruck wohl noch etwas arbeiten. Sorry, für das Missverständnis

    LG Skylar

    nothing else matters

  • Ich bekomme hier Zuspruch und kann dann wieder auftanken - und bin dann wieder gestärkt für die nächste Runde im Karussell?

    Hey Jump, da möchte ich nun auch mal bei dir schreiben.
    Hallo erstmal :lol:

    Also ich kann nicht behaupten, Zuspruch für die nächste Runde hier bekommen zu haben. Und so konnte ich gar nicht auf Kuschelkurs bleiben, was ich auch sowieso nicht wollte!
    Wofür ich Zuspruch bekam und noch bekomme ist die Entwicklung, die ich selbst mache, unabhängig davon, ob ich noch in der Partnerschaft bin oder nicht. Und hin und wieder bekomme ich auch den Fingerzeig, der dann auch mal nötig ist, um nochmal hinzuschauen.

    Der Weg führte zurück zu mir und da habe ich durch die Hilfe hier im Forum und durch die daraus resultierende Selbsthilfe aus meiner Sicht eine Veränderung in großen Schritten gemacht. Und auch da gab es immer wieder mal rückfällige Gedanken, die ich aktuell soweit im Griff habe. Aber das war teilweise sehr schwere, harte Arbeit an mir selbst! Und ist es noch.

    Und ich sehe da auch nochmal einen Unterschied, ob ich es mit einem Alkoholiker zu tun habe, der 0,0 gewillt ist, an seiner Situation etwas zu ändern. Der keine Einsicht zeigt und die Verantwortung oder Schuld dann lieber alles und jedem anderen gibt, als bei sich anzufangen.

    Ich bspw. bin noch bzw. wieder mit meinem Partner zusammen, weil er den Weg eingeschlagen hat und bisher keine Anstalten macht, davon abzuweichen. Auch wenn er nicht von heute auf morgen den Entzug durchgezogen hat und lieber den längeren Weg mit Entgiftung und LZT eingeschlagen hat. Und auch wenn es nun 6 Monaten gedauert hat, bis alle Anträge durch waren und die Termine festanden. Nun geht es bald los und diese Chance will ich ihm geben. Vor allem auch deshalb, weil ich sehe, dass er das für sich und nicht "mir zu liebe" machen will.

  • Wir sind ja hier jetzt einige, die sich (noch) nicht trennen und merke bei mir so eine Erleichterung: ach, wenn die xx sich auch nicht trennt, dann ist es doch okay, wenn ich... Und ich finde und suche dann Argumente warum ich ja doch nicht Co bin und wie ich mir das in meinem Kopf zusammenschustern kann, damit ich drin bleiben kann, aber eben mit einer anderen Einstellung. Aber trotzdem weiter drin.

    Ich finde das sehr treffend beschrieben und muss sagen, dass ich die Diskussion der Cos hier aktuell genauso wahrnehme. „Wir sind alle nicht allein, wir gucken jetzt ganz anders auf das Problem und auf uns, wir lassen uns aber (immer noch) ganz viel Zeit - jeder in seinem Tempo … “ Dabei geht es hier um zum Teil ewig lange Suchtsysteme … Ich geb wirklich nicht schnell auf aber wenn keine realistische Hoffnung besteht, dass der Alkoholiker eine Abstinenz anstrebt, worauf dann noch warten?! Ich hab das schon ein paar Mal gesagt: Es wird nicht einfacher zu gehen, wenn der Sichtkranke ein Pflegefall ist! Und das tödliche Ende wünsche ich keinem Angehörigen mitzuerleben.

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen und Sichtweisen! Meine Synapsen glühen gerade im Versuch alles zu verarbeiten 🤓.

    Erst Mal vorweg: ich habe so salopp von "kuschelig" gesprochen...damit will ich aber auf keinen Fall sagen, dass die Angehörigen und Cos es sich leicht machen oder auf "Kuschelkurs" gehen. Im Gegenteil. Alle mit denen ich mich bisher ausgetauscht habe sind sehr selbstkritisch, verlangen sich unglaublich viel ab und arbeiten hart an sich. Jede/r versucht für sich den besten Weg zu finden und das ist alles andere als einfach! Ich glaube die meisten haben das auch so verstanden - aber ich will es nochmal betonen.

    Ich glaube da macht es echt keinen Unterschied, ob Alkoholiker oder Co

    Ja, ich glaube von der Dynamik her ist das vergleichbar. Mir geht es da um die innere Legitimation vor sich selbst (nicht vor anderen).

    Das Hirn sucht Argumente gegen den Neuanfang und für das Bleiben.

    Genau.

    Was mir noch einfällt: Ein großer Unterschied ist aber, dass es beim Alkoholiker um Leben und Tod geht. Und bei Angehörigen "nur" um die psychische Gesundheit und Lebensqualität. Was natürlich genauso wichtig ist. Aber was vielleicht der Grund ist, weshalb hier ein langsamer er Prozess zugestanden wird??

    final muss das jump erklären aber ich glaube, das war nicht als Schuldzuweisung gemeint sondern als Beobachtung der Ähnlichkeit beider Abhängigkeiten.

    Ja, so habe ich es gemeint, Stern . Ich wüsste auch nicht wem ich Schuld gegeben haben soll, zumal ich dieses Wort in unserem Kontext nicht benutzen würde.

    Liebe Lananana,

    jeder in seinem Tempo … “ Dabei geht es hier um zum Teil ewig lange Suchtsysteme …

    Wenn ich deine aktuelleren Beiträge lese, dann höre ich da so eine ungeduldige Genervtheit raus. Vielleicht stimmt das gar nicht und ich projeziere das bei dir rein, aber so wirkt es auf mich. Ich habe deinen Faden natürlich gelesen. Auch bei dir war es doch ein sehr langer Prozess bis du am heutigen Punkt angekommen bist. Vielleicht bist du gerade deshalb so deutlich, aber ich glaube das führt nicht zur Beschleunigung. Bei mir jedenfalls nicht. Was mir aber sehr zu Denken gegeben hat war eine Antwort auf meinen ersten Faden (den ich damals schnell wieder deaktiviert hatte, weil ich viel zu viel persönliches über meinen Mann geschrieben hatte). Du hattest geschrieben, dass es doch um die eigenen Standards und Werte geht. Und danach zu leben. Das hat viel ausgelöst in mir. Danke!

    So, das ist jetzt eine erste Reaktion...vieles arbeitet noch und auf manches will ich später noch eingehen. Jetzt wird erst Mal Sport gemacht...sonst wird mein Kopf zu schwer vor lauter Gedanken.

    Jump! 🏵️

  • Wenn ich deine aktuelleren Beiträge lese, dann höre ich da so eine ungeduldige Genervtheit raus.

    Direkt und „unkuschelig“ trifft es aus meiner Sicht besser. Warum sollte ich ungeduldig sein - es ist ja euer Leben und eure Geschichte. Ich sehe das hier als Ort für Erfahrungsaustausch. Ich fand deine Analyse deshalb besonders toll, weil mich das „Gekuschel“ tatsächlich schon eine Weile anspringt - ich mich aber nicht getraut habe, da so reinzugrätschen. Weil ich befürchtet habe, dass ich dann auf Widerstand stoße - den ich hier aber gar nicht suche. Ich suche hier vor allem Hilfe für meine Situation. Mit der Trennung ist ja vieles erheblich besser aber nicht automatisch alles gut! Bei mir ist aktuell zum Beispiel u.a. das Thema sehr groß, wie es überhaupt zu dem Verlust von Selbstwert und Werten kam … da komm ich aber eventuell im offenen Bereich gar nicht weiter … Aber weil ich hier viel lese, um für mich Klarheit zu bekommen, lese ich tatsächlich auch Dinge, die ich aus meiner Perspektive heraus genauso oder auch anders betrachte und dann kommentiere.


    Was ich an dem „Gekuschel“ und dem „jeder in seinem Tempo“ problematisch finde, ist das „sich ein bisschen Einrichten“ in „Ich mach jetzt wieder mehr für mich und deshalb bin ich gar nicht mehr so sehr Co und deshalb muss ich auch erstmal gar nix weiter tun …. Ich wollte Deine eigenen Gedanken da nur bestärken!


    Ich habe jemanden elendig am Alkohol verrecken sehen und als ich gemerkt habe, dass mein Partner es doch nicht ernst meint mit dem abstinenten Leben habe ich gehandelt. Einige hier klammern sich aber auch nach dem zigsten Rückfall noch an die Hoffnung, der nächste Versuch klappt und dann wird automatisch wieder alles gut … und daran glaube ich nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Tragweite der Erkrankung bei jedem so präsent ist. Irgendwann ist der Punkt da - und das geht womöglich dann ganz plötzlich - da geht es um krassen, unumkehrbaren, tödlichen Verfall. Und deshalb sage ich es jetzt nochmal - wartet nicht zu lang!


    Eine Trennung muss ja nicht für immer sein - aber ich glaube nicht, dass ein bisschen mehr für sich selber tun und trotzdem noch im Suchtsystem verharren funktioniert.


    Obwohl es mir unendlich schwer gefallen ist. Obwohl ich meinen Ex-Freund im Grunde zeitweise mehr geliebt habe als mich selbst und obwohl ich es unerträglich finde, dass er seinen Körper ruiniert und vielleicht ebenso elendig verreckt wie mein Vater (und ja, ich drücke das so krass aus, weil es wirklich krass ist), bin ich gegangen - um mich zu retten und vielleicht auch ihn.

  • Hallo Nova,

    vielen Dank für deine Antwort! Ich hatte deinen Faden auch verfolgt. Und mich in manchem wieder gefunden.

    Und ich sehe da auch nochmal einen Unterschied, ob ich es mit einem Alkoholiker zu tun habe, der 0,0 gewillt ist, an seiner Situation etwas zu ändern. Der keine Einsicht zeigt und die Verantwortung oder Schuld dann lieber alles und jedem anderen gibt, als bei sich anzufangen.

    Das sehe ich auch so. Mein Mann hat ja nun, seit dem Anfall, auch eine starke Entschlossenheit abstinent zu bleiben. Die hatte er vorher auch schon mehrmals, er war ja auch immer wieder lange Zeit trocken. Wurde leichtsinnig, dachte jetzt kann er kontrolliert trinken...bis es dann Ende letzten Jahres gekippt ist. Und ich bin trotzdem geblieben. Ich betone das, weil ich mir selbst nicht so recht traue, wenn ich sage: ich bleibe nur, wenn er trocken bleibt - sobald er rückfällig wird gehe ich.

    Soweit ich das beurteilen kann ist er jetzt jedenfalls trocken geblieben. Er geht auch in eine Selbsthilfe-Gruppe. Und er wirkt so als meint er es ernst. Das nimmt mir zur Zeit etwas "den Wind aus den Segeln". Ich habe wieder Hoffnung. Und natürlich auch Sorge wir drehen uns nur eine weitere Runde im Karussell. Trotzdem will ich im Moment nicht aussteigen.

    den längeren Weg mit Entgiftung und LZT

    Was meinst du denn mit LZT? Eine ambulante Psychotherapie? Oder eine stationäre Reha?

    Mein Mann hat gestern die Bewilligung zur stationären Reha bekommen und wir waren beide geschockt: Aufnahme ist erst Mitte September! Er hatte noch vor drei Wochen in der Klinik angerufen und gefragt wie die Wartezeiten sind und da hieß es noch Ende Juni.

    Wenn ich hier im Forum bei den Alkoholikern mitlese, dann habe ich immer das Gefühl: Wow! So unglaublich reflektiert! So achtsam und radikal ehrlich und vorausschauend. Sozusagen "Premium-Qualität" (*liebevoll ironisch gemeint). Ich hab dann den Drang meinem Mann schlaue Kommentare aus dem Forum zeigen zu wollen, aber halte mich (meistens) zurück. Letztens hatte ich mal weder Redebedürfnis und gesagt, dass ich fürchte er will sich nur "aus der Sucht raus schleichen", bla bla bla. Er hat die Augen verdreht und meinte er bespricht das in seiner Selbsthilfe-Gruppe und nicht mit mir. Punkt. Finde ich ja prima und erst mal entlastend - aber trotzdem ist da der Zweifel.

    Nun geht es bald los und diese Chance will ich ihm geben.

    Ich glaube du willst nicht nur IHM die Chance geben, sondern auch dir selbst bzw. euch. Das verstehe ich absolut und genauso geht es mir. Zum vierten Mal. Fühlt sich aber diesmal anders an. So als sei uns beiden erst jetzt richtig bewusst geworden, dass es um Leben und Tod geht.

    Früher hat mein Mann oft gesagt: man darf keine Angst vor dem Rückfall haben, das gehört dazu, es ist eine chronische Krankheit. Das hat er so wohl auch in den Rehas gelernt. Jetzt sagt er das nicht mehr. Er hat eine Heidenangst davor. Ich glaube das ist besser. Früher wurde immer von den drei F geredet: Frau, Führerschein, Firma. Solange das alles noch da ist würde sich ein Alkoholiker nicht ändern. Ich bin mir sicher das hätte ihn alles niemals gestoppt. Einmal vor vielen Jahren kam ich heim und hab ihn nirgends gefunden. Bin durchs ganze Haus. Nichts. Er trinkt ja nur Zuhause für sich, er musste da sein. Es war Minus 10 Grad oder so draußen. Schließlich hab ich ihn auf dem ungedämmten Dachboden in der Kälte im Schlafsack gefunden. Er meinte er wollte ausprobieren wie es ist wenn er bald als Penner auf der Straße lebt. Das muss man sich mal vorstellen. Das einzige was bei ihn Tiefpunkt - Qualität (sorry, find kein anderes Wort) hat ist das G wie Gesundheit oder das T wie Todesangst! So weit musste es kommen. Bei uns beiden.

    Nova ich wünsche dir so sehr, dass es für euch ein Happy End gibt! Ich werde nachher nochmal dein Fädchen lesen. Hatte es schon gemacht, aber durch die vielen Geschichten Bring ich manches durcheinander.

    So, ich schick das jetzt ab ohne auf Vorschau zu gehen...😬

    Jump 🏵️ die jetzt bestimmt sehr co- mäßig rüber kommt (und ist)

  • Hallo Jump,

    zeige deinem Mann hier nicht dieses Forum. Es ist jetzt deine Selbsthilfegruppe. Er hat seine eigene.

    Wir hatten das schön öfters mal, daß es daheim völlig eskaliert ist, als dem Mann bewußt wurde, daß und wie hier im Internet über ihn geschrieben wurde.

    Daher immer so anonym wie irgend möglich schreiben.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nova ,

    ich hab deinen Faden jetzt gelesen. Jetzt weiß ich auch warum ich es nicht mehr zuordnen konnte - er hört ja im März letzten Jahres auf.

    Du hast tatsächlich eine beachtliche Entwicklung gemacht! Respekt! Schade, dass du nicht im offenen Bereich weiter geschrieben hast wie du an den jetzigen Punkt kamst.

    Alles Gute,

    Jump!

  • Ich hänge noch an dem Begriff "dysfunktionale Beziehung". Das hört sich so schön sachlich an, fast technisch, so als ob man es doch auch reparieren können müsste, wie einen Schaltkreis. Oder systemtheoretisch so als könnte ich, indem ich eine Variable ändere - nämlich mich -das ganze System beeinflussen. Schön wär's.

    Ich hatte ja anfangs schon die Frage gestellt: geht ein neues Leben im alten?

    Natürlich frage ich mich ständig ob ich ins offene Messer laufe, wenn ich mich nicht trenne/ausziehe. Aber genau deshalb habe ich mich hier ja angemeldet. "Jump!" ist meine Affirmation und mein Versprechen an mich selbst, dass ich es schaffe, wenn es soweit ist. Denn dann werde ich euch brauchen. Ich habe mich ja nicht für ungefähr hier angemeldet, nachdem! der Wendepunkt kam. Ich will sicher gehen, dass ich das Karussell verlasse, wenn es wieder anfängt zu drehen, notfalls mit Sprung und Fallschirm. Und ich hoffe ihr seid dann mein Fallschirm.

    Ich traue mir selbst nicht über den Weg, habe Sorge meine Grenzen wieder zu dehnen. Der innere Zeigefinger ist immer da. Sobald es "kuschelig" wird gehen bei mir alle Lampen auf rot und ich muss den Rückwärtsgang einlegen. Ich glaube bei mir ist das fast schon autoaggressiv. Ich meine generell. Ich nehme nie die Abkürzung - immer den langen Weg, nehme nie die Rolltreppe, verlange mir immer alles ab. Da ist diese riesige Wut. Auf mich. Ich sage mir (und nur mir): der Alkoholiker kann ja nichts dafür, weil er krank ist - aber ich bin einfach nur zu blöd. Ich könnte doch einfach gehen. Problem gelöst. Ich glaube wenn mein Mann seine Sucht los wäre, wenn er mich einfach nur verlassen müsste, dann wäre er längst weg.

    Ich weiß natürlich, dass das alles Unsinn ist. Das ist ja auch das Problem: jede These erzeugt sofort eine Anti-These. Kein Wunder, dass ich Migräne bekomme.

    Andere reden hier von Liebe - ich rede von Schaltkreisen 🤦🏼‍♀️. Was ist mit mir los, dass ich mit so wenig Beziehung zufrieden bin? Ist das eine übertriebene Autonomie, Angst vor echter Nähe, eine Bindungsstörung...

    Wardasalles hat woanders geschrieben, dass eine äußere Veränderung nichts bringt, wenn man Innen nicht auch was verändert (so hab ich es jedenfalls verstanden). Ich denke das stimmt. Oft braucht man aber auch erst die äußere Veränderung (Auszug, Trennung), um die Innere hinzukriegen. Ist bestimmt bei jedem anders. Ich selbst hatte ja schon mal zwei Jahre eine Zweit-Wohnung. Hatte bei mir nur dazu geführt mich umso mehr zu binden...

    Ich habe im Moment das Gefühl meine Erkenntnisse gallopieren mir davon und ich komme einfach nicht hinterher.

    Jump! 🏵️

  • Ein Problem geht ja nicht davon weg, indem man es zu Tode analysiert. Auch von der Erkenntnis hast du dann null, wenn keine Taten folgen. Das spielt sich ja ausschließlich in deinem Kopf ab.

  • Das lasse ich Dir jetzt fröhlich beim Werkeln schnell da, bevor ich mich später um meinen Faden kümmere, weil es mir spontan einfiel:

    Ist "walk!" oder "crawl" nicht manchmal auch völlig in Ordnung und zielführend(er)?

    Ich hatte immer das Motto, wenn es aufrecht nicht oder nicht schnell genug geht, dann auf den Knien; wenn das nicht geht an ganz schlechten Tagen, dann eben auf dem Fußzehennagel.

    Hauptsache immer ein Stück vorwärts. Nicht nach links und rechts und im U-Turn und 10 mal um die Ecke und an wirklich alles andere und jeden (ja auch "den") denken, sondern mal konstruktiv geradeaus. Ohne jeden bequemen Schlenker, den wir uns selbst noch schön reden. Auch im leisen Wissen, das eigentlich schon mehr ginge, wenn wir minimal ehrlicher zu uns wären- hier war es so. Bei manchen Cos hört es sich für mich ehrlicherweise auch so an und das meine ich nicht abwertend oder überhaupt wertend. Steht mir auch nicht zu, ich kann es auch nachvollziehen. Es ist vielleicht genau die Grenze, dass es fast nicht auszuhalten ist. (Irgendwann muss man aber auch im Prozess immer wieder reflektieren, ob man sich nicht darin verliert - Ich wollte perfekte Umstände um zu gehen; das noch richten und das noch. Und äh - das noch.)

    Ich musste aus verschiedenen Gründen oft durch das Gefühl und es ist furchtbar. Wenn Du denkst, Deine Grenze ist erreicht und Du musst drüber. Aber es passiert eigentlich nichts - es geht. Brüllend, schreiend, weinend, vielleicht sogar ohnmächtig auf der Badematte liegend. Ich habe aber im Kern doch oft sehr viel mehr ausgehalten, als selbst vielleicht gesetzt und gedacht. Die Welt dreht(e) sich weiter, auch als mein Universum stand. Es ist diese ekelhaft nackige Konfrontation mit sich selbst, die ich damals gescheut habe. Weil es sich so extrem unangenehm angefühlt hat, mit sich selbst porentief ans Eingemachte zu gehen. Das bringt aber eben nicht weiter. Seine eigenen Künste des Verdrängens nicht zu bearbeiten, auch nicht. Überlasten soll man sich nicht, aber zu früh ist eigentlich nach meinem Gefühl noch niemand gegangen (zum Thema verpasse ich eine Chance mit diesem Herzensmenschen).

    Mir hat geholfen, zu erkennen, dass wirklich sehr sehr viele Sachen einfach rohe Ausreden waren. Sogar die vermeintlich therapeutisch wertvollen wie Selbsterkenntnis, Ursachenforschung, Partner- und Selbstanalyse. Wenn man -sein-Leben verändern will, ist -in meinen Augen und nach meiner Erfahrung- einfach erst einmal stoisch teils mechanisches Handeln angesagt und nicht zähe intensive Aufarbeitung. Es holt einen doch meist sowieso jeden Tag ein und anschließend vermutlich fast alle noch einmal später. Man kann aber doch vieles besser lösen, anschauen, den Stress und die Erschöpfung dazu in Kauf nehmen, wenn man auch frei im Geist und deutlich unbelasteter ist? Alles hat seine Zeit. Hier waren es sogar 6-7 Jahre später, solange war ich mit den akuten Folgen meines Gehens vorher noch beschäftigt. Bin es immer noch, aber nun eher mit Fokus Aufarbeitung. Und nur für mich gesprochen - es war so dermaßen jede Sekunde, jede Wut und Verzweiflung, jede Sekunde Unruhe und Kontrollverlust wert. Jump - Auch wenn Du erst einmal im Matsch landest. : )

  • Denn dann werde ich euch brauchen. Ich habe mich ja nicht für ungefähr hier angemeldet, nachdem! der Wendepunkt kam. Ich will sicher gehen, dass ich das Karussell verlasse, wenn es wieder anfängt zu drehen, notfalls mit Sprung und Fallschirm. Und ich hoffe ihr seid dann mein Fallschirm.

    Ja, natürlich sind wir da. Jetzt und auch dann. <3 Den Fallschirm solltest du schon haben, das Sprungtuch halten wir dann für eine sanftere Landung für dich bereit. ;)

    Ich habe heute einen Podcast gehört und zwar die neueste Folge von "Liebling, wir sind abhängig". Das war ein Mitschnitt einer Live Veranstaltung. Und ich habe bittere Tränen geheult. Weil ich mich ganz oft erkannt habe. Mit all dem Schmerz und all den Verwicklungen, die da immer noch auf Lösung warten.

    Falls du den nicht kennst - schau mal google oder da, wo halt Podcasts so zu finden sind. Ich finde diesen wirklich hilfreich, denn da wird ganz oft "der Finger in die Wunde gelegt", also in einem positiven Sinne. Mir hat das schon so viele Denkstöße gegeben.

    Vielleicht kannst du auch etwas daraus für dich ziehen.

    LG <3 wardasalles

  • Hallo Nova ,

    ich hab deinen Faden jetzt gelesen. Jetzt weiß ich auch warum ich es nicht mehr zuordnen konnte - er hört ja im März letzten Jahres auf.

    Du hast tatsächlich eine beachtliche Entwicklung gemacht! Respekt! Schade, dass du nicht im offenen Bereich weiter geschrieben hast wie du an den jetzigen Punkt kamst.

    Alles Gute,

    Jump!

    Hey Jump,

    war grade mal ein paar Tage nicht im Forum und will dir gerne nochmal antworten.

    Zu deiner Frage LZT ist die stationäre Langzeittherapie.

    Ich hab in meinem Faden nicht mehr weitergeschrieben, weil ich alles, was dann kam, im geschützten Bereich bearbeitet habe.

    Wie kam ich an den Punkt?

    Mein Freund und ich haben es mit unserer „Beziehung“ nach 3 Monaten Trennung nochmal auf die Freundschaft+ Variante versucht. Das lief auch ganz gut eine Weile. Ich hab mich nur noch mit ihm getroffen, wenn er nüchtern war. Wir hatten ne gute Zeit miteinander. Irgendwann hat sich das wieder zu mehr entwickelt und er war dann immer öfter nüchtern.
    Im Sommer fing er plötzlich damit an, sich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen und ist Ende August zum Arzt und hat auf den Tisch gepackt. Einen ambulanten Entzug wollte und will er nicht. Seitdem war er oft bei der Caritas und hat die Reha beantragt.
    Das ganze hat sich jetzt sehr lange hingezogen, weil immer mal Termine verschoben wurden. Aktuell der für sein Aufnahmegespräch morgen. Nun geht’s nach Ostern los.

    Das stresst ihn und mich schon etwas.

    Er wird aber immer entschlossener. Er will nicht mehr trinken müssen und wir reden sehr oft über unsere Entwicklung, die Gefühle und unseren Umgang damit.

    Ich für mich habe viele Podcasts gehört. Einen davon hast du vorgeschlagen bekommen. Hörbücher und viel Aufarbeitung gemacht. Das ist teilweise wirklich Schwerstarbeit gewesen. Die viele Rückschau ist anstrengend und die Emotionen so vielfältig.

    Als es mir zu viel wurde, hab ich eine Pause eingelegt und, ich würde sagen, seit 2 Monaten gehts mir irre gut. Ich hab viel wegpacken können. Verstanden, was meine Muster und Antreiber sind und wie ich besser damit umgehen kann.

    Mein Lieblingsmantra ist: es ist wie’s ist.

    Und ich bejahe jetzt mein Leben. Ich arrangiere mich mit so vielen Umständen besser, als die letzten 15 Jahre! Ich habe es geschafft, meine Opferrolle abzustreifen und bin selbst für mich und mein Leben wieder vollumfänglich verantwortlich. Mache mich nicht mehr von anderen oder von Umständen abhängig.(meistens…wenn doch, merke ich es aber recht schnell und versuche dagegen zu steuern, was mir immer besser gelingt!)

    Im letzen Frühjahr hatte ich dann auch beschlossen, meinen Arbeitgeber zu wechseln, was ebenfalls eine richtige und gute Entscheidung für mich war. Und wo ich auch hier sehr viel Rückhalt und Zuspruch bekommen habe.

    Durch das Forum und die unterschiedlichen Sichtweisen hier, komme ich zu sehr vielen hilfreichen Erkenntnissen für mich und setze um, was zu mir und den aktuellen Umständen gut passt.

    Und nun ist es eben so, dass ich den Weg mit meinem Freund noch weitergehen möchte. Weil er sich bereits so sehr verändert hat, obwohl er noch nicht abstinent lebt. Ich glaube, so wie er redet, sich gibt und so wie er mit seinem Trinkenmüssen umgeht, dass er es schaffen kann.
    Tja und falls nicht, dann weiß ich aber, dass ich mit ihm als nassem Alkoholiker nicht mehr zusammen bleiben werde.

    Also sitze ich diese Runde noch im Karussell und kann trotzdem die Fahrt und den Wind um meine Nase genießen!

    Und ja, ein Happy End wünsche ich mir schon. Trotzdem weiß ich jetzt, ich kann meine Geschichte auch ohne ihn zu einem Happy End machen!

    Ich habe im Moment das Gefühl meine Erkenntnisse gallopieren mir davon und ich komme einfach nicht hinterher.

    Gib dir Zeit, werde nicht ungeduldig. Es dauert ein bisschen, bis die Erkentnisse sich festigen und dann die Umsetzung beginnt.

    Tolle Podcastfolge: wenn der Sack erstmal auf ist, bekommst du ihn nicht mehr zu!

    Und das stimmt. Also Step by Step!

  • Wardasalles hat woanders geschrieben, dass eine äußere Veränderung nichts bringt, wenn man Innen nicht auch was verändert (so hab ich es jedenfalls verstanden). Ich denke das stimmt. Oft braucht man aber auch erst die äußere Veränderung (Auszug, Trennung), um die Innere hinzukriegen. Ist bestimmt bei jedem anders. Ich selbst hatte ja schon mal zwei Jahre eine Zweit-Wohnung. Hatte bei mir nur dazu geführt mich umso mehr zu binden...

    Ich habe im Moment das Gefühl meine Erkenntnisse gallopieren mir davon und ich komme einfach nicht hinterher.

    Jump! 🏵️

    Hallo Jump,

    ja, so hatte ich das gemeint. Bei mir ist es so, dass mir erst die inneren Erkenntnisse, also das Wissen über mich und die Gründe, warum ich mich so verhalte, wie ich es tue, die Möglichkeit geben, auch im Leben etwas zu verändern. Wenn ich sofort "das Außen" ändere, habe ich ja keinen Grund mehr, über mich selbst und die Ursprünge nachzudenken, weil quasi der Anlass dazu weg ist. Dann könnte ich einfach so bleiben. Aber ich darf nicht so bleiben, da mir dann genau das Gleiche wieder passieren kann. Und so ist es auch oft genug gewesen. Weil ich nicht wusste, warum das ist und was ich ändern kann und muss.

    Meine Erkenntnisse sind gerade auch auf Karussellfahrt ... oder eher Spirale? Oder Achterbahn? Anstrengend, aufregend, schmerzhaft, spannend - all das zusammen und noch viel mehr! Aber ich spüre, dass sich bei mir drin etwas bewegt. Und das ist gut.

    LG <3 wardasalles

  • Liebe Wardasalles

    Das geht mir manchmal ähnlich. Man muss sich selbst verstehen und das ist nicht immer einfach. Ich bin auch super im Verdraengen.
    Mein Mann hat mir heute Einblick in seine Spielschulden gegeben- früher hätte ich nur geweint. Dieses Mal ließ es mich relativ cool.

    Das hat mir gezeigt, dass sich schon etwas bewegt hat. Er tut mir leid, aber ich bin an der Seitenlinie. Er muss handeln und ich schaue zu mir selbst.
    Liebe Gruesse

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