Hintertürchen geschlossen... Auf gehts nach vorne!

  • Guten Morgen,

    10 Jahre älter, aber deutlich frischer und lebendiger, na ja ein bischen Selbstlob musste jetzt einfach sein. ;)

    Man sagt ja, dass Männer im Alter eh schöner werden und dann noch den "Nicht-mehr-Trinken-Bonus" obendrauf... Da darf man(n) sich dann auch mal selbst loben 8)


    Immer ehrlich, aus dem Herzen und klar! :thumbup:<3

    Danke Mona, es freut mich, dass Du das so rausliest :) Ich kann das Kompliment allerdings zurückgeben, ich lese Deine Beiträge auch sehr gern und finde sie sehr wertvoll und hilfreich.


    So ihr Lieben, dann werde ich mich mal startklar machen und fahre dann in Richtung Ostsee.


    Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende. Erholt Euch gut :saint:

    LG Cadda

  • Hallo Cadda,

    ich drücke die Daumen, dass die Krebstherapie erfolgreich ist. Kurz nachdem mein Vater gestorben war, hatte meine Schwester eine Krebsdiagnose bekommen. Es war eine harte Zeit; nicht nur für mich, besonders für meine Mutter und in erster Linie für meine Schwester. Die Chemo hat sie nicht gut vertragen, aber der Krebs ist erstmal besiegt. Leider schwingt immer wieder die Angst mit, dass er wiederkommt. Es ist schön zu hören, dass dein Familienmitglied auf einem guten Weg ist.

    Die Traurigkeit über die Trinkzeit kann ich verstehen. Bei mir kommen auch immer wieder Erinnerungen hoch. Ich habe mich nie „daneben“ benommen und bin einfach betrunken ins Bett. Aber wenn einige Freunde in (für sie positiver Erinnerung) schwelgen und sich Bilder anschauen oder über die Partys sprechen, habe ich eher ein schlechtes Gewissen und bin beschämt. Für die Freunde ist es ja auch lustig, dass sie selbst an dem Abend betrunken waren. Ich sehe mich da nur gefangen in meiner Krankheit. Dann blicke ich nach vorn und bin erleichtert, dass diese Zeiten vorbei sind und ich die Sorgen des Trinkens ablegen konnte.

    Urlaub hätte ich auch gern, aber Ende Januar habe ich eine Woche frei. Das Schöne ist ja, dass man im Urlaub ein Mittagsschläfchen halten kann. Da ist das früher Aufstehen eher angenehm.

    Viele Grüße und viel Spaß an der Ostsee

    Seeblick

  • Guten Morgen,

    und nochmal vielen Dank für Deinen Beitrag Seeblick. ich ärgere mich gerade, dass ich gar nichts mehr dazu geschrieben habe. Ich habe "Gefällt mir" angeklickt und wollte später am Laptop etwas schreiben und bin dann davon abgekommen.

    Ich scheibe im Moment sehr viel nur im geschützten Bereich, da bei mir privat doch einiges los ist. Hier aber auch bald wieder mehr, versprochen. Nur so viel: Momentan bin ich unglaublich traurig und dennoch kann ich mir nichts schrecklicheres vorstellen, als diese Trauer mit Alkohol zu betäuben. Das ist ein gutes Zeichen.

    LG Cadda

  • Hallo Cadda,

    Wärend der Trauer trinken zu müssen und die Zeit im Rausch zu erleben kenne ich aus eigener Erfahrung. Beim nüchtern werden zu bemerken das man den Verlust garnicht verarbeitet hat und die Trauer noch tief in den Knochen sitzt macht es auch nicht gerade leichter. Ich saß zum Glück unter der schützenden Glocke der Therapie dabei und konnte so alles aufarbeiten.

    Gut das du schon von den Verzichtsgedanken weg bist, für mich ist das noch ein Stück des Weges den ich gehen will.

    Ich wünsche dir viel Mut für die nächste Zeit.

    LG

    Sunbaer

  • Guten Morgen alle zusammen,

    Beim nüchtern werden zu bemerken das man den Verlust garnicht verarbeitet hat und die Trauer noch tief in den Knochen sitzt macht es auch nicht gerade leichter.

    Genau so ist es, Sunbear. Das habe ich vor einigen Jahren anders erlebt. Diesmal lasse ich es zu und schiebe die Gefühle nicht weg.


    Wobei ich aber auch merke, dass ich ab und zu (auch ohne betäubten Zustand) dazu neige, schnell an etwas Anderes zu denken, wenn mich die Traurigkeit einholt. Das funktioniert ja tatsächlich auch nüchtern. Aber allein dieses schreckliche Katergefühl, was man so oft hat, wenn man abhängig trinkt. Dass das einen nicht noch zusätzlich belastet und die Erkenntnis, Alkoholikerin zu sein... das ist ja auch etwas, was einen ganz furchtbar belastet. Diese ganzen Gefühle gemeinsam mit der zusätzlich obendrauf kommenden Trauer... das ist einfach zu viel, das kann doch keiner gut ertragen können.

    Es ist für mich immer noch herrlich, wie weit weg das Thema Alkohol inzwischen ist. Am Anfang hab ich immer den Blick zu den Leuten gehabt, die trinken, wenn ich in einem Restaurant war. Es war zwar nie so, dass ich neidisch war, denn ich war wirklich von Anfang an froh, nicht mehr trinken zu wollen/müssen, aber ich hab halt beobachtet, automatisch.

    Das ist inzwischen nicht mehr so. Wenn ich überlege, was am Nachbartisch getrunken wurde, als wir in einem Restaurant waren, dann kann ich das gar nicht sagen, weil ich nicht drauf geachtet habe.

    Ich bin jetzt 4 1/2 Jahre trocken und freue mich immer noch darüber. Hört das eigentlich irgendwann auf, dass man sich darüber immer noch freuen kann? Ich hoffe nicht. Ich werde jedenfalls versuchen, mich immer wieder daran zu erfreuen, dass ich jetzt auf diesem Weg bin. Ich möchte einerseits, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, trocken zu sein. Aber andererseits möchte ich eben NICHT, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, um eben immer noch das Gefühl des "Freuens" zu erhalten.

    Ähnlich ging es mir, als ich meinen Führerschein hatte und Auto fahren durfte :lol: Da hab ich immer gedacht "Es ist sooooo toll, Auto zu fahren", ich hab mich immer wieder gefreut, wenn ich losgefahren bin und dachte "Hoffentlich hab ich das für immer, dieses Freuen über das Autofahren". Mmmmh.... inzwischen denke ich nicht mehr bei jeder Fahrt darüber nach, wie toll es doch ist, dass ich Auto fahren darf. Aber manchmal... Ja, manchmal denke ich immer noch "Mensch, Auto fahren ist aber auch toll" und dann freu ich mich kurz drüber.

    So möchte ich mir das beim Nüchtern-Sein auch erhalten. Blöder Vergleich, ich weiß ^^

    Aber ihr wisst, was ich meine.... :lol:

    LG Cadda

  • Moin Cadda,

    nein, kein blöder Vergleich. Natürlich wird die Nüchternheit im Laufe der Jahre selbstverständlich, aber auch über Selbstverständlichkeiten lässt es sich immer wieder freuen. Stell dir vor, es gäbe sie nicht.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Liebe Cadda,

    trocken und freue mich immer noch darüber. Hört das eigentlich irgendwann auf, dass man sich darüber immer noch freuen kann? Ich hoffe nicht.

    Ist immer da, die Freude, nicht immer an der Oberfläche, aber manchmal kommt sie nach oben durch, auch nach etlichen Jahren noch genauso intensiv. :)

    Dir einen herzlichen Gruß.

    Thalia

  • Ist immer da, die Freude, nicht immer an der Oberfläche, aber manchmal kommt sie nach oben durch, auch nach etlichen Jahren noch genauso intensiv. :)

    Ich hätte es nicht besser schreiben können, Cadda!

    Freude und Erleichterung!!!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    ich komme hier kaum hinterher mit dem Lesen, geschweigedenn mit dem Schreiben momentan :S

    Ich will nicht jammern, aber ich hab im Moment echt so viel um die Ohren, dass ich abends manchmal einfach ganz früh ins Bett falle und gerade noch so übers Handy hier die Beiträge überfliege. Sonst habe ich immer Beitrag für Beitrag sorgfältig gelesen, aber im Moment bin ich froh, dass ich überhaupt hinterherkomme. Ich denke dann oft "Ah, dazu muss ich morgen über mein Laptop was schreiben" und wenn es dann soweit ist, dann weiß ich nicht mehr, wo ich was gelesen habe =O

    Jetzt wollte ich wieder auf so viele Dinge im Forum eingehen und die Zeit reicht nicht aus. ABER: Wie gesagt, das Wochenende steht vor der Tür. Juhuuuuuuuu.

    So, ich muss los. Muss um 8.00 Uhr da sein, es wird knapp.

    LG Cadda

  • Moin Cadda,

    mach was du willst, was du kannst, was und wie es dir gut tut, in deinem Tempo. Du hast im Moment Stress genug, mach dir hier nicht noch zusätzlich Druck.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Guten Morgen,

    nun ist mein Tagebuch im offenen Bereich schon auf die 3. Seite gerutscht, das zeigt mir, wie wenig ich hier noch schreibe. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, nicht nur im geschützten Bereich zu schreiben, sondern auch hier, weil ich es wichtig finde, dass vielleicht einige Menschen, die hier nur lesen und sich gar nicht anmelden, die Wege weiter verfolgen können.

    Ich habe ja damals, bevor ich mich hier angemeldet habe, JAHRE lang mitgelesen und so einige Wege "verfolgt" und war dann immer neidisch, wenn es zu berichten gab, wie gut es den Menschen geht, die ohne Alkohol leben. Der Wunsch, dieses Gefühl auch zu bekommen, wurde dann auch dadurch immer und immer größer. Ich nahm beim Lesen schon das Wort FREI wahr. Ich habe förmlich herausgelesen, wie FREI sich die User fühlten, die sich für den Weg ohne Alkohol entschieden hatten. Ich selbst hingegen fühlte mich wie eine Marionette dieses Teufelszeugs und das war ich auch.

    Nun bin ich froh, dass ich zu den Menschen gehöre, die sich FREI fühlen. Inzwischen sind es fast 5 Jahre und ich habe noch nicht einen kleinen Tick weniger das Gefühl von Freiheit. Obwohl es inzwischen doch zum Alltag geworden ist, ohne Alkohol durchs Leben zu gehen, habe ich immer noch sehr, sehr oft dieses Gefühl von Glück, Erleichterung und Zufriedenheit, allein durch die Tatsache, dass ich nun trocken bin.

    Klar gibt es trotzdem Sorgen und Probleme, aber die Bewältigung ist eine völlig andere. Gerade in letzter Zeit sind Dinge passiert, die mich traurig gemacht haben und auch immer noch machen und dennoch ist mein Grundgefühl eine Zufriedenheit. Diese konnte tatsächlich nur entstehen, weil ich dem Alkohol den Rücken gekehrt habe. Immer wieder habe ich versucht, das Gefühl der Zufriedenheit auch mit Alkohol zu erreichen, aber es gelang mir niemals und wäre mir auch niemals gelungen.

    Nüchtern sein, das war tatsächlich die oberste Priorität um ALLES andere in den Griff zu bekommen. Die depressiven Verstimmungen, die zwischenzeitlich immer größer wurden. Meine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und vor allem schwirrt auch immer wieder in meinem Kopf:

    Ich kann endlich wieder so sein, wie ich wirklich BIN. Ich weiß, dass viele sagen, man ist ja kein anderer Mensch, wenn man trinkt. Aber ich finde schon. Bzw. nein, man ist kein anderer Mensch, aber man kann seine Grundeinstellungen, die man im Leben hat und seine Charaktereinstellungen, die man hat, einfach nicht ausführen!

    Klar wusste ich in meinen Kopf oftmals, was jetzt richtig wäre. Für die Kinder da zu sein in bestimmten Situationen. Sie an erste Stelle zu stellen. Das war alles in meinem Gefühl und in meinen Kopf, denn ich war auch schon als Alkoholikerin der Mensch, der ich jetzt bin. Aber was brachte mir das, diese Grundeinstellungen und Wünsche im Kopf zu haben, wenn ich sie nicht erfüllen konnte, weil ich entweder saufen "musste" oder mich von meinem Kater erholen musste? Nichts. All die guten Eigenschaften brachten meinen Kindern in dem Moment einfach NICHTS, weil es nur Gedanken und Charakterzüge waren, es jedoch an der Ausführung scheiterte.

    Das ist heute anders. Ich bin nicht perfekt. Ich fahre immer noch viel zu schnell aus der Haut, bin leider zu schnell bei Kleinigkeiten aggressiv. Schon seit Jahren schreibe ich: Aber es ist schon besser geworden. Ist es auch, aber so ganz wird das wohl nicht vergehen, man ist ja auch, wie man ist. Aber solange die Selbstreflektion da ist und man an sich arbeitet, kann es ja nur besser werden oder zumindest nicht schlimmer :)

    Jedenfalls habe ich aber das Gefühl, wieder ICH sein zu können. Ich mache viele Dinge richtig. Das hört sich jetzt eingebildet an und normalerweise ist übertriebene Bescheidenheit bei mir ganz groß geschrieben. Bekomme ich ein Lob füge ich oft selbst das ABER hinzu. Wie blöd ist das eigentlich? War aber schon immer so und das ist tatsächlich besser geworden, denn inzwischen find ich mich selbst auch wieder ganz gut, deshalb kann ich das auch besser annehmen, wenn jemand anderes mir das sagt :)

    Ich freue mich, dass ich mich selbst endlich auch so wahrnehmen kann, wie ich es immer sein wollte. Ich bin Alleinerziehend und wollte immer eine gute Mutter sein, die alles im Griff hat, sowohl auf der Arbeit, als auch zu Hause. Das hatte ich damals überhaupt nicht.

    Jetzt, wo ich nichts mehr trinke, habe ich alles im Griff. Mal mehr und mal weniger, aber so grundsätzlich auf jeden Fall. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Söhnen, die inzwischen schon 15 und fast 14 sind, ich bin unendlich stolz auf die Beiden, weil sie wirklich gut gelungen sind. Sie sind keine Überflieger in der Schule, sind auch mal frech, genervt und so weiter (wie es im Teenageralter nun mal ist), aber so grundsätzlich haben sie einfach so gute Einstellungen bekommen und ihr Herz am rechten Fleck.

    Mir war es schon immer wichtiger, Kinder zu haben, die mitfühlend sind, die ihren Mund auf machen, wenn ihnen etwas nicht gefällt (jedoch im angemessenen Ton), die freundlich sind und sich manchmal eben so bescheuert verhalten, wie Teenager es eben manchmal so machen,

    als dass sie zu Hause in ihrem Kämmerlein über den Büchern hängen, um möglichst viele gute Noten zu schreiben.

    Keine Frage, manchmal beneide ich die Familien, wo es genau so abläuft, denn es soll ja auch "Kinder" geben, die beides können, also die oben beschriebenen Eigenschaften haben, PLUS super in der Schule sind, das wäre für meine Jungs aber zu viel des Guten und deshalb bin ich eben froh über deren Eigenschaften und sehe ganz dezent darüber hinweg, dass die Schule ihnen sozusagen am Allerwertesten vorbeigeht und sie nur das machen, was wirklich nötig ist (immerhin das geschieht, meistens jedenfalls) :mrgreen:

    Ich selbst bin auf meiner Arbeit seit Jahren angekommen. Ich habe nach dem ich aufhörte zu saufen, den Betrieb gewechselt und ich glaube, wenn mein alter Arbeitgeber sehen könnte, wie ich jetzt arbeite, würde er sich fragen, ob ich derselbe Mensch bin. Ja, ich habe auch damals schon gern gearbeitet und war freundlich mit Allen. Aber ich war so fertig. Ich musste mich ab und zu krank melden, irgendeinen Grund vorschieben, weil ich einfach nicht konnte. Ich hab meine Arbeit gemacht, aber bloß nicht mehr als nötig (so wie meine Kinder jetzt die Schule ^^).

    Ich hab einfach keinen Elan gehabt. Ich mochte alle Kolleginnen und sie mochten mich, aber ich glaube, wenn es darum ging, jemanden wirklich eine Aufgabe zu übertragen, die Verantwortung bedeutet, dann war ich nicht die erste Wahl bzw. habe ich auch sofort durchblicken lassen, dass ich das nicht möchte.

    Heute ist das anders. Ich habe so viele Aufgabengebiete übertragen bekommen, die ich auch gern als Herausforderung angenommen habe und hinbekomme. Das ist nur möglich, weil ich nicht mehr saufe, da muss ich mir nichts vormachen.

    Was ich schon öfter erwähnt habe und mir einfach auch wichtig ist, FALLS denn hier irgendjemand still mitliest, der sich noch nicht überwinden kann, die Entscheidung gegen den Alkohol zu fällen, weil einfach der Gedanke an das "NIE WIEDER trinken" so schrecklich ist, denn so ging es mir damals.

    Das verändert sich im Laufe der Zeit von selbst!!!

    Ich habe hier Jahre lang schon in der Theorie die Entscheidung getroffen gehabt, dass ich Alkoholikerin bin und irgendwann der Tag X sein wird, ab dem ich NIE WIEDER trinke. Weil ich die Vorstellung für einen so unglaublichen Verzicht hielt, dauerte es noch JAHRE bis ich es endlich durchzog. Aber ich habe hier mal in einem Tagebuch gelesen, dass man davor keine Angst haben sollte, dass das Gefühl bleibt. Es würde sich von selbst verändern und genau so ist es auch. An das Geschriebene denke ich wirklich oft zurück.

    Zuerst kommt es einem wie ein Verzicht vor und später, wenn man zufrieden trocken ist, dann ändert sich dieser Gedanke. Die Vorstellung nie wieder trinken zu "dürfen" wandelt sich um in die dankbare Erkenntnis nie wieder trinken zu "müssen".

    Der Verzicht wird zu einem Gewinn. Das ist für mich der springende Punkt.

    Es könnte übrigens sein, dass ich in meinem Tagebuch einige zu persönlichen Dinge herausnehme, also dann bitte nicht wundern. Ich habe hier eine Zeit lang wirklich sehr offen über alles geschrieben, weil ich ja auch in meinem echten Leben wirklich offen mit Allem umgehe. Deshalb hat es mich auch hier nie gestört. Inzwischen gibt es aber in meinem privaten Umfeld aber Menschen, die sich entweder ebenfalls entschieden haben, nichts mehr zu trinken bzw. noch mit dem Gedanken ringen. Ich möchte nicht, dass diese Menschen sich in meinem Geschriebenen wiederfinden. Ich muss mich allerdings erstmal selbst durch mein eigenes Tagebuch lesen, um zu schauen, ob das vertretbar ist oder nicht, hab da selbst ein wenig den Überblick verloren, da ich ja in zwei Tagebüchern schreibe und werde schauen, was davon hier gelandet ist :S

    Grundsätzlich werde ich das Tagebuch hier im offenen Bereich aber erhalten, weil ich hoffe, dass es doch mehr stille Mitleser gibt, die irgendwie durch die Berichte schneller an den Punkt gelangen, es jetzt anzugehen. Bei mir war es damals jedenfalls so. Mir hat das Lesen hier so unglaublich viel geholfen. Dafür bin ich immer noch total dankbar.

    So, genug geschrieben. Nun werde ich mir einen Kaffee machen und mich nach draussen in die Sonne setzen 8)

    LG Cadda

  • Guten Morgen,

    ich würde gern einmal meine Gedanken loswerden zu dem Thema Alkoholabhängigkeit und Co-Abhängigkeit.

    Hier wird ja gern mal wieder festgestellt, dass der Alkoholiker hier im Forum nur schreiben "darf", wenn er eine Krankheitseinsicht hat und von seinem Suchtstoff dem Alkohol ablässt und dass der Co-Abhängige mitunter noch mittendrin hängt und nicht bei sich bleibt, sondern sozusagen noch voll auf seiner Droge (dem alkoholkranken Partner) ist.

    Meine Meinung dazu ist Folgende:

    Die Alkoholabhängigkeit kann man nicht mit der Co-Abhängigkeit vergleichen, genau so wenig, wie man Äpfel mit Birnen vergleichen kann.

    Wenn ich Alkoholiker bin, dann muss die vollständige Einsicht vorhanden sein und ich muss bereit sein, für immer abstinent zu leben und zwar ab jetzt.

    Das hat die Erfahrung der immer wieder hervorgerufenen "alten Hasen" ja gezeigt.

    Wenn ich Co-Abhängig bin, dann lande ich mitunter nur in diesem Forum, weil ich mich an dieses Forum gewendet habe, um mehr über die Krankheit meines Partners zu erfahren. Das ist der entscheidende Punkt. Melde ich mich hier als Alkoholiker an, dann will ich Hilfe für MICH.

    Melde ich mich hier als Co-Abhängige an, dann melde ich mich entweder für mich, weil ich bereits etwas über die Co-Abhängigkeit erfahren habe oder ich melde mich hier wegen meines alkoholkranken Partners. DAS ist ja gerade das typische Merkmal der Co-Abhängigkeit, dass ich HELFEN will und denke, der Weg zum Ziel geht über den alkoholkranken Menschen.

    Das dies ein Irrglaube ist, das erfahren viele Co-Abhängige erst HIER. Sie hängen mit ihrem Wissen also deutlich hinterher und müssen meiner Meinung nach die Möglichkeit haben, das durch die Erfahrungen der "alten Hasen aus dem Co-Abhängigkeit" zu erfahren. Diese alten Hasen haben übrigens auch teilweise genau dort angefangen, nämlich hier zu landen mit dem Gedanken, dem Partner helfen zu können. Sie konnten sich dann aufgrund der Geschichten hier im Forum finden und haben gelernt aus ihrer Abhängigkeit herauszukommen.

    Da gab es auch Menschen, denen ihre eigene Zeit eben nicht zu schade war und sie haben diese Zeit investiert und damit geholfen.

    Ja, es gibt hier User, denen man sofort anmerkt "Das wird nichts. Der oder die wird nicht erkennen, dass es um SIE SELBST geht." In dem Fall kann man dann ja darauf hinweisen und wenn man merkt "Wird halt nichts", dann ziehe ich mich aus dem Thread zurück und fertig!!

    Ich halte es für absolut richtig, wie wir es hier handhaben. Es sind unterschiedliche Krankheiten, deshalb auch unterschiedliche Bereiche.

    Es ist kaum möglich, da eine Grenze zu ziehen und zu erkennen, wer es über die Zeit packen wird und wer nicht. Deshalb ist es auch nicht anders möglich, als so, wie es jetzt gehandhabt wird.

    Und mal ehrlich: Diejenigen, wo vorprogrammiert ist, dass es nur um ihren Partner geht und die gar nicht bereit sind, umzudenken, die sind doch eh schneller wieder weg, als man schauen kann, weil ihnen irgendwann zum Hals raushängt, zu lesen, dass sie nur etwas für SICH tun können.

    Ich bin trockene Alkoholikerin und war Jahre lang co-abhängig. Ich weiß sehr genau, dass es sich absolut nicht miteinander vergleichen lässt.

    Deshalb kann ich auch zu 100 Prozent dahinter stehen, wie es hier im Forum gehandhabt wird.

    Nochmal der Tip: Wem das zu anstrengend ist, soll doch seine Zeit nicht investieren. Das ist nichts Schlimmes, sogar verständlich...

    Wozu ich mich aber um Dinge kümmere, die mich im Prinzip überhaupt nicht betreffen, bleibt mir ein Rätsel.

    Es wird doch dem Co-Abhängigen so oft gesagt, dass man bei SICH bleiben soll. Das trifft doch auf die Alkoholiker genau so zu!

    Deshalb bitte zukünftig einfach bei SICH schauen: Tut mir das Thema gut oder möchte ich das lieber den "alten Hasen" bzw. neuen co-abhängigen Usern, die bereits die Erkenntnis, dass es um sie geht, überlassen?

    Nochmal: Ich finde es gut und richtig, wie es hier läuft.

    LG Cadda

  • Die Alkoholabhängigkeit kann man nicht mit der Co-Abhängigkeit vergleichen, genau so wenig, wie man Äpfel mit Birnen vergleichen kann.

    Naja, es geht nicht immer um das Vergleichen oder was, wo, wer welche Krankheit hat. Es ist auch egal welche Voraussetzungen da gegeben sind . Es geht einfach um das Tun.

    Ich hatte jahrelang mich über meine Krankheit informiert, analysiert , mich mit anderen unterhalten und soff einfach weiter. Ich hatte alles verstanden. Es hat jedoch die Umsetzung gefehlt. Ich hatte es mit der unnötigen Floskel "Gehe dein Tempo, alles braucht oder hat seine Zeit" versucht und soff immer noch. Dann ging ich ins Forum, ich musste ja mal was anders machen und hatte aber den selbigen Fehler gemacht und nur gelesen. Nach 12 Wochen Rückfall. Der Rückfall hatte mir fast das Leben gekostet. (Zynismus an) Alles hat seine Zeit auch der Tod . ( Zynismus aus)

    Dann erfand ich mein "Tun muss man tun" was sicherlich viele hier noch aus meiner Anfangszeiten her kennen.

    Ich bin der festen Überzeugung das es shit egal ist um welche Krankheit es sich handelt. Wenn ich nicht bereit bin etwas umzusetzen jammere ich mich immer tiefer ins Tal der Tränen rein.

    Nun konnte ich aus meinem Saufen heraus keine Verantwortung mehr als nasser Alkoholiker übernehmen.

    Der Vorteil von CO oder Angehörige, sie können Verantwortung übernehmen . Das liegt nicht am Verständnis der Krankheit. Es ist vielmehr das Gefühlschaos, die emotionale und wirtschaftliche Sicherheit die im Vordergrund steht und massiv abbremst. Solange keine Kinder dabei sind ist es wurscht.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Cadda,

    ich habe gerade deinen Beitrag vom 26.6. gelesen und muss einfach darauf antworten.

    Denn damit hast du genau meine Empfindungen nieder geschrieben.

    Auch wenn es bei mir erst knapp zwei Jahre sind, kann ich mich in dem von dir Geschriebenen total wieder finden.

    Einen Teil davon habe ich auch gerade in meinem Thema geschrieben. Und dann lese ich hier deinen. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit.

    Auch wenn das Leben manchmal hart und schwierig ist, muss ich dadurch nicht zur Flasche greifen.

    Es ist in der Tat ein Gefühl von Freiheit.

    Und in jedem schlechten Moment unterstützt mich genau dieser Gedanke: "Danke, dass ich jetzt gerade nicht trinken muss um das wieder weg zu machen". :)

    Liebe Grüße

  • Der Vorteil von CO oder Angehörige, sie können Verantwortung übernehmen . Das liegt nicht am Verständnis der Krankheit. Es ist vielmehr das Gefühlschaos, die emotionale und wirtschaftliche Sicherheit die im Vordergrund steht und massiv abbremst. Solange keine Kinder dabei sind ist es wurscht.

    Lieber Hartmut, du schaust da aus der Perspektive eines nicht co-abhängigen drauf und glaubst du kannst es beurteilen. Aber du stellst dir das ganze aus meiner Sicht zu einfach vor. Es gibt ja Gründe, warum sich jemand in eine so unglaublich ungesunde Beziehung verwickeln lässt und die liegen meist gut versteckt - u.a. in Glaubenssätzen und Mustern, die man oft sehr früh gelernt oder übernommen hat und die wirklich - je nach Persönlichkeit - extrem schwer zu überwinden - häufig auch schwer zu erkennen sind, selbst wenn man sich intensivst mit sich beschäftigt und psychologischen Beistand hat.

    Der Alkoholiker muss den Alkohol stehen lassen, der Co-Abhängige einen Menschen! Einen kranken Menschen, den er liebt bzw. geliebt hat. Oft mehr als sich selbst!!! Leider! Das ist ja gerade das Krankheitsbild des Co-Abhängigen.

    Jemand der nicht so konditioniert ist, kann sich vermutlich nicht vorstellen wie schuldig sich der Co-Abhängige fühlt, wenn der Alkoholkranke bettelt und im Selbstmitleid versinkt. Wie fixiert er darauf ist, dass er mit vollem Einsatz alles doch noch irgendwie retten kann. Ich lese immer mal wieder von nicht Betroffenen, dass man die Liebe einfach loslassen muss und dass sie auch schonmal unglücklich verliebt waren etcpp. Das ist aber etwas ganz anderes.

    Aus meiner Sicht vergessen sie, dass sie das Glück haben, gelernt zu haben, dass sie der wichtigste Mensch in ihrem Leben sind, dass sie für Liebe nichts tun müssen, dass sie mehr gesunde Glaubenssätze in sich tragen …. Ein co-abhängiger versucht mit jeder Faser seines Körpers -aufgrund völlig verdrehter Glaubenssätze, erlittener Traumata whatever - jemanden zu retten, der nicht gerettet werden will, und arbeitet sich daran ab, wie Sisyphus, damit auch er endlich in Frieden leben kann und bitte bitte (zurück-) geliebt wird. Eine unlösbare Aufgabe, die zu überwinden gerade deshalb so schwer ist, weil es nicht um eine Flasche oder ein Glas geht, das man stehen lässt, sondern um Menschen und unvorstellbare Schuldgefühle und eine viel zu geringe Selbstliebe.

    Das alles soll keine Rechtfertigung sein, sondern eine Erklärung. Wenn der Co-Anhängige es schafft ein wenig die Perspektive zu wechseln, sieht auch er, wie irrsinnig selbstzerstörerisch sein eigenes Verhalten ist. Aber das ist wirklich richtig harte Arbeit und für viele wesentlich schwieriger als einfach „zu gehen“ und hat -wie gesagt - aus meiner Sicht oft nur am Rande mit wirtschaftlichen Aspekten zu tun.

  • Lieber Hartmut, du schaust da aus der Perspektive eines nicht co-abhängigen drauf und glaubst du kannst es beurteilen.

    Nicht ganz. Bin in einer klassischer Alk-CO-EKA Familie aufgewachsen. Ich beurteile es aus der Suchtsicht.

    Thema Verantwortung. Wenn Kinder im Spiel sind, erklärt der CO nicht dem Kind, warum der Vater / Mutter so komisch sind, wenn sie gesoffen haben und beschönigt es? Obwohl er doch genau weiß, dass es Bullshit ist?

    Wenn der Alkoholiker sich den ganzen Tag zudröhnt, ist er unzurechnungsfähig. Ist der CO auch unzurechnungsfähig?

    n. Aber du stellst dir das ganze aus meiner Sicht zu einfach vor.

    Von einfach war nie die Rede.

    Das alles soll keine Rechtfertigung sein, sondern eine Erklärung.

    Ich sehe auch keine Rechtfertigung. Ich sehe Austausch.

    Nun bin ich ja schon ein paar Tage trocken und beschäftige mich mit den Süchten beiderseits auch schon über 15 Jahre. Pragmatisch gesehen muss erstmal das Suchtmittel weg, erst dann kann es den Weg aus der Sucht geben. Bei CO der Alkoholiker, beim Alkoholiker der Alkohol.

    Was mir auffällt, je mehr der Fokus auf das Verstehen der Sucht, das immer wieder Analysieren seines Zustandes mit dem „Suchtmittel“ gelegt wird, umso länger bleibt man mitten in der Sucht. Erst wenn merkliche Veränderungen umgesetzt werden, mit dem Wegstellen der Flasche, mit dem Wegstellen des Suchtkranke-Partners, löst man sich davon. Erst ab da beginnt die Be und Aufarbeitung seiner Sucht.

    Leider wird zu viel Zeit auf die Hoffnung und die Beziehung gesetzt.

    Es wird auch immer wieder diskutiert, ob es eine Zukunft oder Umgang mit einem trockenen Alkoholiker geben kann. Ich sagte Ja. Aber erst müssen beide Seiten sich vom Suchtmittel entfernen, damit lernen umzugehen, um wieder aufeinander zugehen zu können.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich glaube für mich als EKA und Angehörige ist es - um bei der Suchtanalogie zu bleiben - so als würde ich kontrolliert Konsumieren wollen. Auf eine gesunde, verträgliche, angemessene Art und Weise... Obwohl ich süchtig bin. Nicht nach Alk sondern nach Liebe und Aufmerksamkeit. Das betrifft mich in jeder partnerschaftlichen Beziehung, aber ein Alkoholiker berauscht mich viel viel besser als der nichtsüchtige, liebe, bodenständige Kerl von nebenan.

    Solange ich zwischenmenschliche Partnerschaften führe und mein Leben nicht als Single verbringen will - muss ich lernen kontrolliert zu konsumieren. Für mich ist das sehr viel schwerer als einfach abstinent zu leben. Bzw. bisher bin ich einfach gescheitert, ich hoffe eine Therapie bringt mich weiter - allein schaff ich es nicht.

    Der erste Schritt ist vom harten Stoff (Alkoholiker) wegzukommen und später (wenn man mit dem Entzug durch ist) einen gesunden Konsum mit dem netten Typen von Nebenan zu lernen.

    🙈 Ich selber weiß, wenn ich auf der Straße den Kopf umdrehe um einem Typen der mir gefällt hinterher zu Kucken - der ist mit 90% Wahrscheinlichkeit Alkoholiker, die anderen 10% wären "gute" Co-Abhängige und ich ihr Suchtmittel. Die gesunden Männer nehme ich gar nicht wahr, weil ich selbst nicht gesund bin.

    So jetzt steinige mich, wer meinen Vergleich total unmöglich findet.

    Liebe Grüße

    Alba

  • Ich glaube für mich als EKA und Angehörige ist es - um bei der Suchtanalogie zu bleiben - so als würde ich kontrolliert Konsumieren wollen. Auf eine gesunde, verträgliche, angemessene Art und Weise... Obwohl ich süchtig bin. Nicht nach Alk sondern nach Liebe und Aufmerksamkeit.

    Aus meiner Sicht hinkt der Vergleich. Die Gemeinsamkeit von Alkoholiker und Co ist doch vielmehr der verzweifelten total irregeleitete Versuch eine innere Leere zu stopfen anstatt sich anzunehmen und sich liebevoll um sich selbst tu kümmern. Für den Co bedeutet das nicht kontrolliert zu konsumieren sondern zu erkennen, befinde ich mich in innerer Balance und Liebe mit mir selbst und in einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Und als EKA bedeutet das, herauszufinden, dass Liebe nicht „erarbeitet“ bzw. „verdient“ werden muss.

    Die gesunden Männer nehme ich gar nicht wahr, weil ich selbst nicht gesund bin.

    Vielleicht versuchst du mal damit aufzuhören, diesen Glaubenssatz zu manifestieren und Dir darüber klar zu werden, wer willst du sein, wen willst du anziehen, wie sieht eine Partnerschaft aus, die mich nährt etcpp. ?

  • Hallo Alba,

    Die gesunden Männer nehme ich gar nicht wahr, weil ich selbst nicht gesund bin.

    ich steinige dich nicht, denn es sind alte Muster in denen wir festhängen. Es ist sogar belegt, das sehr viele COs und EKAs immer wieder Gefahr laufen in solchen "Partnerschaften" zu landen, weil es für sie eine Art Sicherheit darstellt. Diese Sicherheit ist ist natürlich eine falsche.

    Ich selbst habe es mal erlebt, das ich das Gefühl hatte, mit einem Mann keine Freundschaft auf Augenhöhe führen zu können. Im nachhinein kann ich nur sagen, das dies daran lag, das ich keine anderen Muster kannte.

    Es dauerte lange, bis ich einige Muster loslassen konnte.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

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