Hier stehe ich und kann nicht anders..oder nicht mehr?!

  • Hallo an alle,

    nachdem ich mich gestern hier angemeldet habe, will ich mich nun auch vorstellen.

    Ich bin 44, Mutter von zwei Kindern und mit einem Epsilon-Trinker verheiratet.

    Als Opfer der Umstände kann und will ich mich beim besten Willen nicht bezeichnen, denn ich habe mich sehenden Auges in diese Ehe begeben und bisher haben wir mit ganz viel Liebe und Verständnis die Abstürze auch immer wieder in den Griff bekommen. Es gab Besserungen in kleinen Schritten und ich konnte immer und kann auch noch, zwischen dem Mann und der Krankheit unterscheiden.

    Der aktuelle Absturz hat aber eine ganz neue Qualität und ich weiß gerade nicht mehr, wie ich richtig reagieren kann. Natürlich sind in mir gerade Gefühle wie Wut, Enttäuschung und ein nicht wissen wie es weiter geht, aber die kann ich noch gut zur Seite stellen, bis ich weiß, dass er akut in Sicherheit ist.

    Er schwankt seit Tagen zwischen "Ich schaffe das nicht alleine" und "Da muss ich alleine durch" Mit all den Dingen, die hier sicher nur zu gut kennen. Im einen Moment das Häufchen Elend und im nächsten Moment schüttet er einen Eimer Dreck nach dem anderen über mir aus. Ich kann das unterscheiden und mich ganz gut davon abgrenzen aber ich weiß gerade nicht, wie ich ihm adäquat helfen kann.

    Vor der Fachklinik wehrt er sich mit Händen und Füßen, weil er in der für unsere Region zuständigen Klinik schon zweimal die Erfahrung gemacht hat, dass er völlig verzweifelt vor der Tür stand und ihm gesagt wurde, wir haben keinen Platz. Gehen Sie nach Hause und trinken Sie moderat weiter. Rufen Sie jeden Tag an und wenn wir einen Platz haben können Sie kommen.

    Vor dem normalen Krankenhaus hat er Angst, weil er dort herablassend behandelt wird und nur mit Medikamenten weggeschossen wird (wir sind uns sicher einig, dass das akut auch das einzig richtige ist aber das ändert halt nichts an der Bereitschaft)

    In den einigermaßen klaren Momenten will er kämpfen. Unsere Existenzgrundlage ist eine kleine Firma und er kriegt natürlich mit, dass unsere Kunden seit Tagen Sturm laufen. Dreh und Angelpunkt der Firma ist aber er und ich kann das was er normalerweise arbeitet nicht auffangen.

    Die Firma geht gerade den Bach runter und er weiß das und das lässt ihn noch mehr verzweifeln.

    Ich habe vor diesem Scheitern der Firma keine große Angst. Das wird nicht schön und das kostet sicher auch Geld aber wie mein Profilname schon verrät.. ich bin eine Optimistin. Ich habe noch immer alles hinbekommen und werde auch das geregelt bekommen.

    Ich bin aber keine Rosarote-Brille Optimisten sondern Realist. Meine Oma hat immer gesagt, Ein Misthaufen bleibt ein Misthaufen, egal wieviel Parfüm man drüber schüttet.

    Meine erste ganz konkrete Frage in die Runde ist also, was kann ich aktuell tun?

    Im Moment fällt mir nur ein, abzuwarten, bis er so fertig ist, dass ich den Krankenwagen rufen kann und die Klinik ihn nicht abweisen kann.

    Oder fällt den Erfahrenen hier noch was anderes ein?

    Liebe Grüße und schon mal Danke für eure Antworten

    Optimistin

    Optimistin

    Es gibt keine Garantie, dass es besser wird wenn sich was ändert. Aber es muss sich was ändern damit es besser werden kann.

  • Hallo Optimistin, willkommen hier. Wenn er sich mit Händen und Füßen wehrt, kannst du gar nichts machen. So schlimm das auch ist. Aber eventuell hilft es euch beiden zur Einordnung: Das ist absolut üblich in den Fachkliniken

    Gehen Sie nach Hause und trinken Sie moderat weiter. Rufen Sie jeden Tag an und wenn wir einen Platz haben können Sie kommen.

    Wenn dein Mann dann sagt, dass er unbedingt und aus eigenen Stücken will, melden die sich auch zeitnah - sobald ein Platz frei ist. Das Hin und Her zwischen dem Wunsch zu kämpfen und dann doch nicht, weil es vielleicht auch ohne Therapie geht, kenne ich von meinem Freund. Aber da bin ich ganz sicher: Ohne Hilfe wird das nichts. Diese Einsicht ist die Voraussetzung für eine bessere Zukunft. Liebe Grüße und viel Kraft!

  • "Gehen Sie nach Hause und trinken Sie moderat weiter. Rufen Sie jeden Tag an und wenn wir einen Platz haben können Sie kommen."

    Das klingt doch nach einem Plan, oder nicht? Immer wieder anrufen, damit sie sehen, daß Ihr es ernst meint, dann kommt Ihr schon dran.

    Übrigens kenne ich das von mir selbst, daß ich nach verhältnismäßig guten Phasen umso heftiger zugeschlagen habe. Da gab es wohl einiges aufzuholen ...

    Grüße,

    H.

  • Das klingt doch nach einem Plan, oder nicht? Immer wieder anrufen, damit sie sehen, daß Ihr es ernst meint, dann kommt Ihr schon dran.

    Dass IHR es ernst meint steht aber aktuell nicht zur Frage.

    a) kann ich es so ernst meinen wie ich will. ER muss es ernst meinen.

    und b) woher soll die Freiwilligkeit in Bezug auf genau diese Fachklinik kommen, wenn man so oft negative Erfahrungen gemacht hat?

    Darum frage ich ja nach weiteren Ideen?

    Ich habe jetzt eine Mail an unsere Kunden geschrieben und kriege den geschäftlichen Part schon geregelt. Aber muss ich denn wirklich zuschauen, wie er obwohl er um Hilfe bittet weitertrinkt, weil die Einrichtung die dafür zuständig ist ihn abweist und das örtliche Krankenhaus ihn erst aufnimmt, wenn er als Notfall eingeliefert wird?

    Optimistin

    Es gibt keine Garantie, dass es besser wird wenn sich was ändert. Aber es muss sich was ändern damit es besser werden kann.

  • Hallo Optimistin,

    Willkommen im Forum.

    Erstmal frage ich mich, warum CO-Abhängige so oft im "wir" schreiben, obwohl es das doch gar nicht mehr gibt.

    Der Säufer säuft und lebt längst in seiner eigenen kleinen kranken Welt, der CO-Abhängige passt sich an, wo ist da denn noch ein "Wir"?

    Zitat

    und bisher haben wir mit ganz viel Liebe und Verständnis die Abstürze auch immer wieder in den Griff bekommen

    Dein Mann hat gesoffen und säuft aktuell ebenfalls, richtig?

    Was hast DU damit zu tun??

    Zwingst Du ihn dazu?

    "Wir" bekommen da gar nix in den Griff, das kann nur der Abhängige ganz allein.

    Angehörige können allenfalls dabei unterstützen, mehr nicht.

    Überschätze mal Deine Rolle nicht, ein Säufer denkt hauptsächlich an SICH und DIE NÄCHSTE PULLE....und danach kommt erstmal der nächste Rausch....und ganz weit hinten irgendwo...da ist der Partner bei Alkoholkranken.

    Er möchte nicht ins nächste Krankenhaus?

    Weil man ihn dort nicht so behandelt, wie er sich das vorstellt?

    Dann ist er noch nicht weit genug unten. Muss weitersaufen oder sich um die Fachklinik bemühen.

    Allein kommt er jedenfalls aus der Nummer nicht mehr raus, wenn er seine Krankheit stoppen will.

    Ich war übrigens im örtlichen Krankenhaus zur Entgiftung und man hat sich dort alle Mühe gegeben, das ich die Sache überhaupt überlebe, denn mein körperlicher Zustand war schon recht desolat.

    Alle waren auf Intensiv und auch später auf der normalen Station freundlich zu mir, ich habe dort viel Hilfe und auch nette Worte bekommen, aber auch recht klare Worte von Arztseite.

    Ohne diese Menschen dort wäre ich heute nicht mehr hier.

    Und Ja, ich wurde da auch mit Medikamenten abgeschossen, mir fehlen dadurch ca. 3 Tage meines Lebens, bzw. erinnere ich mich nur noch ganz dunkel daran.

    Das ich da nicht mit Federn trocken gestreichelt wurde, hatte sicher seine Gründe und ich habe den Ärzten dort auch vertraut.

    Ich möchte diese Erfahrung auch keinesfalls wiederholen und auch das hat mich die ersten Wochen trocken gehalten.

    Ich habe mich aber auch in diese Situation selbst reingesoffen, meinen Körper mit einem Zellgift so zugesetzt, das ich

    da nicht mit einem Spaziergang wieder raus kam.

    Heute bin ich fast froh, das mein Weg in das trockene Leben anfangs so hart war, denn das hat mir einiges gelehrt.

    Vor allem, das ich selbst für mich und meine Situation verantwortlich bin, und auch, wie ich da wieder raus komme.

    Und ich habe dabei auch viel professionelle Hilfe bekommen.

    Liebe Optimistin, ich rate Dir, mal aus dem "Wir"-Modus in den "ICH"-Modus zu wechseln, denn er ist er und Du bist Du.

    Er wüsste, was er zu tun hat.

    Du musst ihm da keinen Weg bereiten, bereite Dir lieber selbst Deinen.

    Lese mal Deinen Beitrag hier, in dem kommst Du ja im Grunde gar nicht vor.

    Es geht nur um ihn, seine Sauferei und seine Befindlichkeiten bezüglich möglicher Hilfe.

    Ihm können wir nicht helfen, denn er ist hier nicht hergekommen, um um Hilfe zu bitten.

    Und Du bist im Grunde auch erstmal nur hergekommen, um für ihn Hilfe zu suchen, damit DU in DEINEM Leben nichts verändern musst, richtig?

    Ich glaube zumindest bei CO-Abhängigen nicht an die "Mutter-Teresa" Nummer, es geht auch immer um sich selbst.

    Der andere soll sich verändern, damit der CO möglichst nichts ändern muss.

    Tja, nur funzt selbst das in den allerwenigsten Fällen, sollte ein Alkoholiker trocken werden, fängt der Weg nämlich erst an.

    Und ob der gemeinsam sein wird, steht in den Sternen, Chancen bestehen da nur, wenn auch der CO bereit ist, Veränderungen einzuleiten.

    Denn kein trockener Alkie möchte gern nen aktiven CO an seiner Seite haben, ich kenne zumindest keine.

    Wie können wir Dir denn helfen, Optimistin?

    Wie geht es Dir, wie sieht Dein Leben konkret aus mit einem aktiven Säufer?

    Was sind denn Deine Wünsche und Träume für DEIN weiteres Leben?

    Oder kennst Du die gar nicht mehr durch zuviel im "Wir-Sein"?

    LG Sunshine

  • Vielleicht haben wir uns falsch verstanden. Ist er denn in der Fachklinik schon abgewiesen worden, obwohl er eine Zusage hatte, oder war er da einfach ohne Anmeldung gekommen? Die genaue Rechtslage kenne ich nicht, sorry, aber eigentlich wird man im Krankenhaus ja nicht abgewiesen. Ich wurde zum Beispiel mal für drei Tage in der Psychiatrie untergebracht, weil auf der Entgiftung nichts frei war. Wenn Du Dich von den Kliniken im Stich gelassen fühlst, dann versuche es doch mal bei einer Sucht- oder Drogenberatung, die wissen sicherlich, wie Ihr Euch Hilfe besorgen könnt.

  • Zitat

    Gehen Sie nach Hause und trinken Sie moderat weiter. Rufen Sie jeden Tag an und wenn wir einen Platz haben können Sie kommen.

    Hallo Optimistin,

    das raten wir sogar hier im Forum Usern, die auf einen Klinikplatz warten.

    Lieber moderat weiter trinken, als einen evtl. tödlich verlaufenden Kalten Entzug zu machen.

    Wo ist das Problem, jeden Tag da anzurufen, vielleicht sogar 2 x täglich?

    Wenn er sich aber gegen die Fachklinik wehrt und vorm normalen Krankenhaus Angst hat, dann scheint er noch nicht soweit zu sein. Das mit den "negativen Erfahrungen" ist vielleicht relativ, denn es kommt auf seine Erwartungshaltung an. Möchte er trockengemacht werden oder ist er bereit, Hilfe anzunehmen und auch selber was zu tun, also langfristig?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Optimistin,

    nun weiß ich nicht, wo du lebst, aber ich kenne es nicht, dass es nur eine zuständige Einrichtung gibt.

    Ich meine, dass man mit Hilfe einer Suchtberatungsstelle einen Antrag einreicht und dann eine Klinik zugewiesen bekommt oder sogar in den Antrag schreiben kann, falls man eine Wunschklinik hat.

    Oder geht es um die Entgiftung? Da würde ich immer erstmal den Hausarzt empfehlen.

    Wenn also bei euch nur diese Klinik in Frage kommt, bleibt der tägliche Anruf. Wie du schon schreibst, muss er das selbst übernehmen. Und in ganz akuten Fällen bleibt die Notaufnahme.

    Als es mir ganz schlecht ging und ich aufhören wollte, war es ebenfalls schwer, jemanden zu erreichen. Man muss hartnäckig dran bleiben.

    Hausarzt, Suchtberatungsstelle. Diese beiden Anlaufstellen würde ich als erstes empfehlen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Liebe/r Sunshine,

    ich finde es schon sehr spannend, wie Du aus einem einzigen "wir" in fast 30 Zeilen zu so faszinierenden Schlüssen kommst.

    Ich habe neben diesem einen "Wir" deutlich geschildert, dass ich mich da gut abgrenzen kann und das sicher nicht als "Unser" Problem sehe.

    Ich habe aber auch ganz klar geschrieben, worum es mir aktuell geht. Ich wollte für die aktuelle akute Situation wissen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt. Eine Frage nach Wissen, dass ich in diesem Forum vermutet hatte.

    Optimistin

    Es gibt keine Garantie, dass es besser wird wenn sich was ändert. Aber es muss sich was ändern damit es besser werden kann.

  • Hallo Optimistin,

    das Problem ist, daß nicht er sich hier angemeldet hast, sondern du.

    Es wurden ja schon etliche sinnvolle Sachen FÜR IHN geschrieben: Hausarzt, Suchtberatungsstelle, KH immer wieder anrufen, moderat weitertrinken bis zur Entgiftung.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    ja, es stimmt, er hat sich nicht (noch?) hier angemeldet.

    Jetzt in diesem Moment würde er rein physisch gar nicht auf die Kette kriegen.

    Ja, ich habe mich angemeldet, weil ich eine Erweiterung in meinem Denkhorizont gebraucht habe.

    Die habe ich auch bekommen. Der mehrfach gekommene Hinweis auf den Hausarzt war erst mal der gangbare Weg.

    Da hat er eben angerufen und einen Stufenplan besprochen.

    Akut gibt es eine ambulante Entgiftung mit täglich zwei Besuchen in der Praxis und einer bereitliegenden Einweisung wenn es Probleme gibt. Parallel wird die Reha beantragt.

    Wie gesagt, ich bin reflektiert genug um zu wissen, dass ICH sein Problem nicht lösen kann und das auch gar nicht meine Aufgabe ist.

    Wenn er diesen Weg jetzt geht, ist es gut, wenn nicht ziehe ich meine Konsequenzen.

    Akut hat er jetzt Hilfe bekommen, die er gut annehmen kann. Alles weitere wird sich zeigen.

    Optimistin

    Es gibt keine Garantie, dass es besser wird wenn sich was ändert. Aber es muss sich was ändern damit es besser werden kann.

  • Zitat

    Da hat er eben angerufen und einen Stufenplan besprochen.

    Akut gibt es eine ambulante Entgiftung mit täglich zwei Besuchen in der Praxis und einer bereitliegenden Einweisung wenn es Probleme gibt. Parallel wird die Reha beantragt.

    Gut gemacht.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Optimistin!

    Andere Möglichkeiten wie schon beschrieben kenne ich auch nicht. Ich habe in der Psychiatrie gearbeitet dort wurden alle nicht geh- und stehfähigen Patienten sofort aufgenommen die anderen kamen mit Termin. Aber bei uns war es manchmal so voll daß wir die Betten auf den Flur stellen mußten was auch nicht gerade optimal war.

    Wenn es ihm sehr schlecht geht könnte er ja im Krankenhaus körperlich entgiften und zur weiteren Therapie ambulant oder stationär in einer Suchtreha weitermachen. Da kann er dann an sich arbeiten und lernen wie man Rückfälle vermeidet. In vielen Krankenhäusern gibt es auch einen Sozialarbeiter den er auch um Rat fragen könnte.

    LG Marie

    Sorry hat sich mit den obigen Beiträgen überschnitten.

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Akut gibt es eine ambulante Entgiftung mit täglich zwei Besuchen in der Praxis und einer bereitliegenden Einweisung wenn es Probleme gibt. Parallel wird die Reha beantragt.

    Das klingt doch alles bestens. Stellt sich die Frage, was aus der Firma in der Zeit der Reha wird. Ich kenne diese Probleme auch als Selbständiger, da kann man sich nicht mal so leicht für vier Monate ausklinken. Aber wo ein Wille, da ein Weg ... Ohne einen nüchternen Kopf geht die Firma sowieso den Bach runter. Wenn Du selber schon sagst, er sei ein Epsilon-Trinker, dann kann es kein anderes Ziel als die dauerhafte Abstinenz geben. Guck auch mal in unseren Literatur-Thread, vielleicht kannst Du ihm mal ein oder zwei Bücher schenken. Viel Erfolg!

    H.

  • Meine erste ganz konkrete Frage in die Runde ist also, was kann ich aktuell tun?

    Hallo Optimistin,

    die Frage lässt ein wenig offen, für wen... du brauchst aber darauf nicht antworten denn es gibt darauf sowieso nur eine Antwort

    Du kannst Dein Leben leben! Schaue nur auf Dich und nicht darauf, was Dein Mann grad macht, was du tun könntest, was soll ich denn bloß machen; abwarten, Krankenwagen rufen, die Firma retten (das war jetzt etwas überspitzt gesagt und nicht bös gemeint!); also kurz gesagt, hör auf dir Gedanken um IHN zu machen, mach dir Gedanken um DICH. Du brauchst gar nichts für ihn tun, das kann er schon alles alleine, wenn er denn überhaupt will. Und um es mal ganz hart zu sagen, selbst wenn er ins Koma fällt oder stürzt und dabei drauf geht, du kannst ja nicht die ganze Zeit in seiner Nähe sein und aufpassen. Tu dir das nicht an! Ich spreche grade so klare Worte, da ich das alles kenne und mein Mann auch ein Quartalstrinker ist (bzw. war, auf dem Weg befindet er sich grade) und sein letzter Absturz auch eine Qualität hatte, die ich vorher so noch nicht kannte. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich hier das erste Mal gemeldet habe. Allerdings war ich da schon soweit, dass ich ihn nicht in meinem Wohnbereich haben wollte wenn er trinkt und es wäre mir auch "egal" gewesen, wenn er in seinem Wohnbereich ins Koma gefallen wäre! Also egal nicht im Sinne von, der Mensch ist mir egal und ich habe keine Gefühle, auch wenn ihm was passiert, sondern egal, um mich zu schützen und nicht kaputt zu machen. Weil er erwachsen ist und es seine Verantwortung ist, was er mit seinem Körper macht, selbst wenn er daran stirbt. Das konnte ich Gott sei es gedankt wenigstens aus meiner Zeit als Kind mit alkoholkranken Eltern mitnehmen, da hatte ich immer Angst, dass meinem Vater im Vollrausch was passiert, ich habe als Kind immer aufgepasst auf ihn (zumindest versucht) und irgendwann in meiner damaligen Therapie von meiner Ärztin immer wieder gehört "Es ist sein Leben! Wenn er sterben will bzw. das in Kauf nimmt, dann ist das seine Entscheidung!" Es gehört nicht bei mir hin, ich muss mich damit nicht kaputt machen. Und das habe ich zuletzt auch in meiner Ehe gut umsetzen können. Ich schaute nicht mehr nach ihm, was er da macht, wie es ihm geht oder ähnliches.

    Wenn du also unbedingt was für ihn tun willst, dann tu nichts für ihn, sondern für dich

    Gruß Blume

    Lieben Gruß,

    Blume

    ________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    You can´t connect the dots looking forward. You can only connect them looking backwards.

    Steve Jobs

  • Das klingt doch alles bestens. Stellt sich die Frage, was aus der Firma in der Zeit der Reha wird. Ich kenne diese Probleme auch als Selbständiger, da kann man sich nicht mal so leicht für vier Monate ausklinken. Aber wo ein Wille, da ein Weg ... Ohne einen nüchternen Kopf geht die Firma sowieso den Bach runter. Wenn Du selber schon sagst, er sei ein Epsilon-Trinker, dann kann es kein anderes Ziel als die dauerhafte Abstinenz geben. Guck auch mal in unseren Literatur-Thread, vielleicht kannst Du ihm mal ein oder zwei Bücher schenken. Viel Erfolg!

    H.

    Hallo Hanseat,

    vielen Dank für Deine Sicht als Selbständiger. Ja natürlich muss ich nach mir schauen und schauen und das tu ich ja gerade. Da wir aber halt beide Geschäftsführer einer GmbH sind stehen für MEIN Leben da durchaus wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Raum, wenn es um mögliche Regressforderungen im hohen 5-stelligen Bereich geht. Aber das kann vermutlich nur ein selbständiger nachvollziehen. Von daher herzlichen Dank, dass ICH in dem Punkt gesehen werde.

    Optimistin

    Es gibt keine Garantie, dass es besser wird wenn sich was ändert. Aber es muss sich was ändern damit es besser werden kann.

  • Ich kann schon nachvollziehen, dass es schrecklich ist, wenn der eigene Partner sich so schlimm besäuft und auch noch die wirtschaftliche Existenz etc. dran hängt. Ich weiß, dass der Entschluss zur Abstinenz nur vom Alkoholiker selber ausgehen kann, aber ich denke, dass es in der akuten Situation für die Ehefrau sehr schwer ist mit dem „lass ihn machen und sich zu Tode saufen“. Gefühle sind ja auch nicht einfach plötzlich weg. Zudem besteht meines Erachtens die Pflicht zur Hilfeleistung - Krankenwagen rufen!

  • Ich war in so einer Situation und habe (mit Pegel) tgl. in der Fachklinik angerufen; nach 10 Tagen war ein Platz frei -> Dann hin.
    Er will es ja - es sind nur höllische Ängste (hatte ich auch). Er bekommt dort vermutlich Medikamente (kontrolliert - so dass man nicht abhängig wird) - was echt hilft.

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (8. November 2021 um 15:14) aus folgendem Grund: Bitte keine Medikamentennamen nennen, danke.

  • Hallo Optimistin,

    möchtest du dich weiterhin im Forum austauschen oder hast du nur für die aktuelle Situation Rat gesucht?

    Ich frage wegen der Freischaltung.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!