Was genau ist Suchtdruck? Wie äußert er sich

  • Ich hoffe ich bin in der richtigen Sparte, wenn nicht, bitte verschieben !

    Könnt ihr mir erklären, was genau es ist und wie es sich äußert?

    Ich dachte ganz plump, das man von jetzt auf gleich was trinken / konsumieren möchte!

    Heute hat mich das Telefonat mit meinem Mann aber nachdenklich gestimmt!

    Ich selber bin Angehörige, mein Mann in der Suchttherapie, stationär!

    Seit ein paar Tagen fühlt er sich dort unwohl, weil er nie seine Ruhe hat, immer von den anderen belagert wird usw. da wurde er heute von anderen gefragt, ob er vielleicht Suchtdruck verspürt und deswegen so gelaunt ist… das stimmte ihn selber nachdenklich, weil er kein Verlangen hat! Aber eben genervt ist oder ihn manche Sachen stressen…

    Er hat dann seine Therapeutin heute abgesprochen und die sagte ihm, es wäre Suchtdruck und da war er selber ganz baff…

    Könnt ihr mir dazu etwas sagen?

    Ich danke Euch,

    Die Nudeltante 😊

  • Hallo!

    Kurz und knapp: Suchtdruck ist das schier unwiderstehliche Verlangen nach Alkohol.

    Hat Dein Mann dieses Verlangen nicht, dann hat sein Verhalten wohl andere Ursachen.

    Er ist jetzt clean. Die Zeit, die früher fürs Saufen draufging, muss jetzt auf andere Weise sinnvoll genutzt werden z.B. durch Arbeit, Hobbies und sonstige Dinge, die dem Tag Struktur geben und ihn ausfüllen.

    Was hat ihm denn vor seiner Saufzeit Freude bereitet? Kann er dort vielleicht anknüpfen?

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Genau das hat er aber gar nicht!

    Guten Abend liebe Nudeltante,

    es könnte auch wirklich kein Suchtdruck sein, sondern einfach ein "Gestresst sein" von allem, was ihn dort so umgibt.

    Ein wochenlanger Aufenthalt in einer stationären Fachklinik stelle ich mir auch sehr anstrengend und fordernd vor.....die Vielfältigkeit der Begegnungen mit jedem Patienten kommen noch hinzu. Da gilt es sich auch mal abzugrenzen, sich nicht zu überfordern.

    Das alles kostet Kraft und kann sich auch in solchen Symptomen zeigen, wie Dein Mann sie schildert......allzu verständlich und menschlich.

    Therapieverläufe werden häufig von Höhen und Tiefen, von eigenen Befindlichkeiten begleitet.

    Mach Dir keine allzu großen Sorgen. Dein Mann hat sich der großen Herausforderung einer Langzeittherapie gestellt, ihm gebührt meine Anerkennung!

    Weiterhin alles erdenklich Gute,

    Christrose

  • Guten Morgen Nudeltante,

    interessant, dass ein Therapeut meint, wissen zu können, ob Dein Mann Suchtdruck verspürt oder anderweitig unzufrieden.

    Es mag ja sein, dass die Unzufriedenheit auch mit dem Thema zu tun hat, aber ob er nun Suchtdruck hat oder nicht, das weiß nur er selbst. Auch ein Therapeut kann nicht in einen Menschen reinsehen.

    LG Cadda

  • Er war ja auch ganz verdattert, als sie ihm das gesagt hat, das es wohl Anzeichen dafür sind!

    Danke für eure Antworten.. also ihr meint, wenn man richtig Suchtdruck bekommt, weiß man es selber ganz genau?!

  • Liebe NudelTante,

    ich denke es wäre sinnvoller, wenn dein Mann vor Ort das für sich klärt! Er ist doch dort unter Fachleuten, sei es den Therapeuten oder den Mitpatienten. Ich meine, er kann doch dort am besten schildern, was er gerade empfindet. Und es ist FÜR IHN sehr wichtig zu erkennen, wie er auf solche Situationen reagieren kann.

    Denn es geht ja UM IHN und sein Leben mit der Suchterkrankung.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo.

    Was ist Suchtdruck? Das habe ich mich auch lange gefragt.

    Der Wunsch etwas zu trinken, ein kaum bezwingbares Verlangen, Alkohol trinken zu müssen – man wird dann unruhig, gereizt, man kann es kaum aushalten.

    NudelTante , auch Therapeuten, Fachleute können etwas fehlinterpretieren und deuten es dann als Suchtdruck, weil es ja meistens so ist.

    Ebenso muss in erster Linie dein Mann mit seiner Therapie klarkommen, nur dein Mann.

  • Seit ein paar Tagen fühlt er sich dort unwohl, weil er nie seine Ruhe hat, immer von den anderen belagert wird usw. da wurde er heute von anderen gefragt, ob er vielleicht Suchtdruck verspürt und deswegen so gelaunt ist… das stimmte ihn selber nachdenklich, weil er kein Verlangen hat! Aber eben genervt ist oder ihn manche Sachen stressen…

    Überstülpen von Therapien ist nicht immer die Lösung. Und nicht jede menschliche Reaktion ist mit dem Alkohol in Verbindung zu bringen . Ich hätte auch kein Bock mich ständig beobachtet zu fühlen oder den inneren Drang zu haben, mich zu erklären.


    Suchtdruck ist ein verstärktes Verlangen nach Alkohol. Mehr ist das nicht.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Die Geschichte erinnert mich an die Anfänge meiner Trockenheit - & auch an meine Therapie.

    Da wurde auch jede Missstimmung bei mir als Wunsch interpretiert, wieder mit dem Saufen anfangen zu wollen.

    Das hat mich enorm belastet, habe mich demzufolge in allem sehr zurück gehalten, was mir wiederum negativ & suchtdruckindiziert ausgelegt wurde.

    Die Therapie stand dann nach sechs Wochen auch ziemlich auf der Kippe. Wer bewegt sich freiwillig in einer Gruppe von Menschen,

    in der man gewissermaßen als Lügner da steht.

    Erst nach einem klärenden Gespräch ging es besser. Ich entwickelte eine LmaA-Haltung, die dann auch akzeptiert wurde,

    & die Therapie verlief letztlich dadurch auch erfolgreich.

    Kurzum: Dein xy muss dir den Mantel nicht anziehen, den man ihn da aufdrängen will.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo an ALLE und Danke für Eure Antworten!

    Eins MUSS ich aber mal loswerden, da es mich teilweise RICHTIG WÜTEND macht.

    Ich habe verstanden, nur ER kann, ER soll, ER will, ER muss... ER ER ER !!!!


    Dennoch möchte ICH mich so gut wie es geht informieren... für MICH! Denn irgendwann kommt der Tag, da wird er wieder zu Hause sein.. und JA, ich habe auch angst davor.

    Wenn ICH selber auch evtl. Alarmsignale mitdeuten / erkennen dann, finde ICH das nicht verkehrt.

    Unabhängig, von irgendwelchen Süchten usw. kennt man ja seine "Leute" egal, ob Partner, Kind, Mutter, Freude .... und wenn man da z.b. erkennt, ein Streit eskaliert vielleicht gleich und man kann Betroffene aus der Situation holen, bevor es eskaliert... finde ICH das nicht verkehrt...

    und wenn ICH jetzt als Angehörige weiss... z.b. "Symptom" XY spricht schwer dafür... dann kann ICH selber doch auch besser damit umgehen...

    nur darum geht es mir.

    Sicherlich habt ihr alle Eure Erfahrungen gemacht... ich komme mir aber von manchen Aussagen echt extrem an den Karren gepi**** an.

    ER, ER , ER... ja, ER macht.. wir hatten Telefonate, die haben mich auch positiv gestimmt.. zeigen wird sich das dann im echten Leben irgendwann wieder.

    Dabei möchte ich ihn so gut es geht, auf eine GESUNDE ART UND WEISE Unterstützen...

    ... daher hatte ich die Frage gestellt, denn ich habe ja mit SUCHTDRUCK nichts am Hut und hätte es einfach auch so Plump verstanden, wie... ICH WILL ES JETZT UNBEDINGT...

    ... hatte gestern mit meiner Suchttherapeutin gesprochen und sie meinte.. solche Stimmung KANN ein Alarmzeichen sein, muss aber NICHT...

    und mit solchen Aussagen kann ich doch dann aber was anfangen...


    Weder ER, noch ICH wollten sich irgendwelche Mäntel aufdrängen lassen... scheint ja für beide Seiten ein Lernprozess zu sein. Man darf nicht vergessen, man ist ja quasi frisch in der Materie und manchmal klingen die "alten Hasen" zu Hart. ( Empfinde ich so )

    Ich habe hier schon viel gelesen und vieles für mich mitnehmen können, aber manches wird für mich einfach so abgestempelt... so, als will man meine Sicht nicht verstehen... vielleicht drücke ich mich auch blöd aus.. ich weiss es nicht...


    Dankbar, bin ich dennoch!!!

  • Ich habe verstanden, nur ER kann, ER soll, ER will, ER muss... ER ER ER !!!!

    Du brauchst nicht wütend sein. Du weisst schon in welchem Forum du bist? Ich bin da leider kein Experte, aber andere leider schon.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Ich weiss wo ich bin! Was willst Du mir damit sagen?

    Mich machen die Aussagen aber wütend, sowas wie, mein Mann soll ich alleine kümmern, es ist sein Ding, nur seins.

    Ich informiere mich hier aber auch für mich, um das einschätzen zu können.

    Für mich hört sich das dann immer so an, wie .... halt Dich da raus.

    Ich möchte aber auch nicht permanent ins kalte Wasser geschmissen werden, wenn ich mich vorab vielleicht schon erkundigen kann.

    Wisst ihr, wie ich das meine?

  • Liebe NudelTante,

    halt Dich da raus

    ich glaube aber genau das ist, was uns aus unserer Abhängigkeit befreit. Wenn wir uns damit beschäftigen, was unsere Partner fühlen und wie es ihnen geht und wir sie unbedingt verstehen wollen was da genau passiert, genau dann hängen wir wieder mit unseren Gedanken bei ihnen. Und nicht bei UNS. Ich kann sogar besser abschätzen wann mein Partner wieder zur Flasche greifen könnte, als er selbst. So schwer es mir fällt, ich mache das nicht zum Thema. Wir können nicht für sie lernen mit Suchtdruck umzugehen oder Strategien für sie zu entwickeln. Wenn du da sitzt und immer nach Zeichen suchst - zack, wieder beim Partner, nicht bei dir.

    So verstehe ich zumindest die Beiträge der anderen. Die Theorie mag mir einleuchten, in der Praxis bin ich auch noch weit entfernt vom "was tut mir gut, was brauche ich". Weil es eine Trennung bedeutet, die vom Alkoholiker. Mein Partner ist ja aber nicht nur Alkoholiker, sondern ein Mensch in meinem Leben. Er darf in meinem Leben bleiben, aber nur dann, wenn es mich nicht kaputt macht.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Mich machen die Aussagen aber wütend, sowas wie, mein Mann soll ich alleine kümmern, es ist sein Ding, nur seins.

    Gibt es bei dir nur Schwarz und Weiß ?

    Nun hast du dich doch hier angemeldet und um Hilfe gebeten. Oder? Dass dann gewisse Hilfe, nicht dem entspricht, was die eigenen Gedanken sind, müsste ja mit ein Grund deines Anmeldens im Suchtforum sein. Jedenfalls war es bei mir so.

    Du hast dich doch um deinen Mann gekümmert. Hast sein Suchtproblem mit zu deinem gemacht und versuchst auch eine gemeinsame Lösung zu finden.

    Du hast dich erkundigt, hast dich sicherlich mit ihm ausgetauscht. Alles Indizien, dass du dich für ihn aufopferst-Ein Indiz für CO-Verhalten


    Hilfe durch Nichthilfe ist der Weg für ihn. Da wo es weh tut, da geht es lang, kann ein Weg für dich sein. Fange am besten mit deiner Wut an.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Nudeltante, wir können unsere Eindrücke teilen.

    Und auch dann teilen wenn, wie es mir mal vorgeworfen wurde die Verbitterung rüber kommt. Weil sie da ist...

    Zu deiner Frage..ich war nie alkoholsùchtig und vllt verstehe ich unter den Suchtdruck etwas anderes, aber bei meinen Ex war die schlechte Stimmung und miese Laune und sich zurück ziehen immer die Vorboten. Auch wenn er geleugnet hat, den verlangen zu haben.

    Ich habe über 30 Jahre geraucht, daher kenne ich die sucht an sich mit ihren Mechanismen... An mir selbst erprobt :)

    Ich kann gut vorstellen, dass das Suchtdruck sein kann, nur dass er sich selbst es nicht zugestehen möchte.

    Ich kenne dein Mann nicht, wie aufrichtig und ehrlich er sich selbst gegenüber ist.

    Wenn er reflektierter und erhlicher Mensch ist, dann ist es so wie er sagt auch kein Suchtdruck, sondern eine Situation in der er sich nicht wohl fühlt.

    Dann muss er sich einfach fragen warum das.

    er ist dort nicht aus der Laune heraus, sondern mit einen Ziel....

    Lg

  • Dann muss er einfach sich fragen warum das. Weil er ist dort nicht aus der Laune heraus, sondern mit einen Ziel....

    Der is' klasse... ich hatte mich vor ca. 2 Jahren genau hierbei erwischt... ging wegen eines Kleinproblems' echt durch die Decke... bis ich merkte: Mein Unterbewusstsein bereitet da ein Hintertürchen vor.

    Als ich DAS geschnallt hatte, gingen diese nahezu unerklärbaren Emotionsausbrüche stark zurück.

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