Borussia - Lebst du schon oder trinkst du noch?

  • So lax wie hier beschrieben, gehe ich allerdings nicht mit möglichen Alkohol im Essen um!

    Vorgefertigte Lebensmittel kaufen wir kaum ein, da habe ich also kaum was auf den Packungen nachzulesen.

    Wäre es anders, würde ich eben nachlesen, was drin ist, so viel Zeit habe ich dann auch und es wäre mir auch wichtig.

    Ebenso frage ich in Restaurants nach bei Unklarheiten, ob im Essen oder der Soße Alkohol enthalten ist. Ich wurde auch noch nie schief angesehen bei solchen Nachfragen, das scheint so selten auch nicht zu sein, das nachgefragt wird.

    Meine Familie und meine Freunde wissen um meine Krankheit und würden mir darum auch nix anbieten, was Alkohol enthält.

    Ansonsten verlasse ich mich auf meine Nase, ich habe einen sehr guten Geruchssinn. Riecht etwas nach Alk, esse ich es nicht.

    Ich esse weder Torten oder Kuchen, noch Kekse oder anderes Gebäck, was Alk enthält.

    Seitdem ich weiß, das auch in Keksen mitunter Alk ist, schaue ich da auch drauf.

    Hab kein Bock, das erst Zuhause zu bemerken.

    Vielleicht mögt ihr das für überzogen halten, Borussia und achelias, aber ich bin so die letzten 20 Jahre trocken geblieben, also behalte ich meinen Weg auch weiterhin so bei. ;)

    LG Sunshine

  • Dass mit den Restaurants erübrigt sich bei mir, denn da habe ich einfach noch nichts zu suchen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man nachfragt, ob beim folgenden Gang Alkohol enthalten ist. Macht man bei Allergenen schließlich auch.

    Wenn das für dein trockenes Leben von Relevanz ist, liebe/-r Sunshine, dann ist das gut wie du es handhabst. Auch sowas muss man für sich abwegen.

    Danke für deine Erfahrung.

    Ich behaupte, dass jeder Alkoholiker ein gewisses Radar auf Alkohol in Lebensmitteln u.a. hat.

  • Liebe Lesende,

    jetzt sind schon fast 7 trockene Wochen rum. Fühlt sich surreal an.

    Mein Alltag ist immer noch vollgepackt mit viel Arbeit, Sport, SHG online lesen und Meetings vor Ort.

    Zuletzt traf mich eine Hiobsbotschaft. Ich erfuhr, dass mein Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist. Oft habe ich mir gewünscht, dass er einfach verschwindet und ich schäme mich dafür. Trotz all den Misshandlungen die ich durch ihn erfuhr, ist er mein Vater, dem ich immer gefallen wollte, nach dessen Zuneigung ich lechzte.

    Dass er nun höchstwahrscheinlich sterben wird und ich trotzdem keine Erklärung dafür bekomme, warum er mir antat, lässt mich verzweifeln.

    Ich weiß aber auch, dass er bei einem Krankenhausbesuch meinerseits, kein Wort mit mir sprechen würde. Wie wägt man das ganze also ab?


    In meinem Leben dazu gekommen ist ein neuer Mensch, mit dem ich Anfang des Monats auch meinen Geburtstag verbracht habe und neu ist auch die völlige Akzeptanz meiner sexuellen Orientierung.

    Ich wusste schon in meiner Jugend, dass sich mein Interesse nicht nur auf das weibliche Geschlecht beschränkt. In meiner Ehe war ich also nicht nur wegen meines starken Alkoholismus unglücklich. Meiner Frau gegenüber war ich, was meine Sexualität betrifft, von vornherein offen und sie wusste, worauf sie sich einließ. In all den Jahren mag ich viel Mist gebaut haben, aber fremdgegangen bin ich ihr Gott sei Dank nie.

    Mit dem Loslassen meiner gescheiterten Ehe und der Erkenntnis, dass wir beide ohne einander glücklich werden können, fällt ein großer Brocken von mir ab. Ich wünsche meiner Frau aufrichtig, dass sie jemanden finden, der sie so lieben kann wie sie es verdient hat und auch mir wünsche ich es.

    Mit dem Zulassen von Nähe und einem möglichen neuen Partner kommen natürlich noch ganz andere Herausforderungen dazu im Leben eines trockenen Menschen.

    Ich erlebe gerade selber, dass es sich schwierig gestaltet Freundschaften und Verhältnisse aufrechtzuerhalten oder aufzubauen, wenn der andere Part trinkt.

    Und wie offen gehe ich bei einem neuen Partner damit um? Sage ich es ihm zeitnah und riskiere eine negative Reaktion, Abneigung? Hat die Person nicht die Wahrheit verdient.

    Oder lasse ich es laufen und er findet es selber heraus?

    Das sind Fragen, die sich mir stellen und auf die es nur mit nüchternem Kopf Antworten gibt. Die Stolpersteine kann ich nur trocken aus dem Weg räumen und angehen.

    Passt auf euch auf.

  • Lieber Borussia,

    ich würde es am Besten zeitnah erzählen.

    Sonst käme es einer Verheimlichung gleich, was nicht die optimale Basis wäre.

    Er frägt irgendwann bestimmt, ob/warum du nie trinkst?

    Gratuliere zu 7 Wochen :thumbup:

  • Ich erlebe gerade selber, dass es sich schwierig gestaltet Freundschaften und Verhältnisse aufrechtzuerhalten oder aufzubauen, wenn der andere Part trinkt.

    Hallo Borussia,

    manche Freundschaften kann man aus diesem Grund nicht aufrechterhalten, es ist zu nasses Umfeld und somit zu gefährlich für uns.

    Ich musste auch einige wenige Freundschaften beenden.

    Habe da aber kein großes Ding draus gemacht mit irgendwelchen großen Ankündigungen, sondern mich da aussickern lassen sozusagen, habe diese Kontakte einschlafen lassen.

    Ich habe noch Bekannte und Freunde, die ab und zu mal n Bier trinken, allerdings nicht in meiner Gegenwart.

    Damit kann ich umgehen, denn ich bekomme ja nix davon mit.

    Und wie offen gehe ich bei einem neuen Partner damit um? Sage ich es ihm zeitnah und riskiere eine negative Reaktion, Abneigung? Hat die Person nicht die Wahrheit verdient.

    Oder lasse ich es laufen und er findet es selber heraus?

    Lieber gleich sagen, denn es ist eine wichtige Info für den Partner. Wenn eine mögliche Beziehung gleich mit Unwahrheiten beginnt, kann das nicht gut sein.

    Ja, man kassiert vielleicht eine negative Resktion, kann sein...aber das würde ich dann in Kauf nehmen.

    Es den Partner selbst rausfinden lassen?

    Nee, das fänd ich schon sehr merkwürdig, wäre nix für mich.

    LG Sunshine

  • Hallo Borussia. ich habe gerade deine Geschichte hier gelesen und musste an manchen stellen lachen...ich denke du kannst dir bestimmt denken an welcher Stelle das war. Aber auch Tränen flossen über mein Gesicht. Für mich ist immer wieder unvorstellbar wie Eltern ihren Kindern Gewalt antun können. Auch ich habe ein Kind verloren, jedoch end 5. Monat. Mein damaliger Freund (jetzt Mann) war auch nicht an meiner Seite. Erinnerungen kommen hoch. Wobei ich sagen muss dass mir es seit Tagen hier so geht bei lesen. Überall findet man sich wieder.

    GLÜCKWUNSCH zum Siebenwöchigen!!!!!!

    Ich wünsche dir weiterhin alles erdenklich gute auf deinem Weg und wünsche dir ein alkoholfreies Leben.

    Ich würde deiner neuen Bekanntschaft sagen das du trockener Alkoholiker bist (sagt man das auch so wenn es erst paar Wochen sind? Ganz ahnungslos was die Begrifflichkeiten angeht) Denn wenn er es nicht versteht und sich abwendet war es eh nicht das Richtige.

    Gruß Petra

    Liebe Grüße Petra

  • Hallo Borussia,

    ich würde deinem neuen Bekannten auch gleich die Wahrheit sagen. Dann weiß er gleich Bescheid und kann sich darauf einstellen. Stell dir vor, ihr habt ein schönes Treffen und dann kommt der Vorschlag, noch gemütlich ein alkoholisches Getränk zu nehmen. Ist es nicht unangenehm, erst dann etwas zu sagen? Oder noch schlimmer, vielleicht magst du in dem Moment nicht Nein sagen und trinkst doch etwas. Dann doch lieber das Gespräch vorher.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Als mir zuletzt von einem Mallorca Urlaub berichtet wurde, erinnerte mich das selber an meine "Mallezeit".

    Kurz nach dem Tod meines Freundes flog ich mit "Freunden" nach Mallorca, um mich von meinem Verlust abzulenken und mich eine Woche voll laufen zu lassen.

    Wo gab es sonst die Gelegenheit eine Woche durchzutrinken, dachte sich mein nasses Ich.

    Der Transfer zum Flughafen+ Hotel selber wurde natürlich mit reichlich Bier begossen, die Schlagermusik die ich nicht ab kann, spielte nur eine Nebenrolle.

    Bei der Verabschiedung meiner Frau sah ich ihr die Enttäuschung und das Unverständnis an, dass ich nun zum Feiern wegflog obwohl ich gerade meinen Freund an einer Überdosis verloren hatte. Aber sie ließ mich, wie immer. Sie hätte mich nicht aufhalten können- im worst case hätte ich einen Streit angezettelt, so wie ich es leider öfter tat.

    Selbstverständlich ging ich im Kopf durch, wie und was ich bei dem Aufenthalt trinken konnte. Es sollte schließlich keiner merken, wie viel ich trank und dass ich es im Gegensatz zu den anderen förmlich brauchte.

    Ich ließ mir meine Minibar auf dem Hotelzimmer mit harten Spirituosen füllen und sorgte dafür, dass ich stets Nachschub bekam, natürlich zählte ich auf Diskretion.

    Ging es zum Feiern los, fing ich an mir einen gewissen Pegel anzutrinken und spazierte mit einem "Bierchen" aus meinem Zimmer heraus, tat so als sei es mein erstes. Dass ich eigentlich schon mindestens 1,0 intus hatte, merkte keiner. Ich behaupte generell, dass ich mich nie unter 3,0 berieselt habe.

    In Anwesenheit der anderen "sorgte" ich reichlich für Nachschub. Fühlte ich mich unbeobachtet, trank ich auch Mal ein zwei Gläser mit einer der Kellnerinnen die am flirten waren was das Zeug hält, so gab ich doch immer gut Trinkgeld und war ein durchaus guter Konsument.

    Ich entwickelte ein gutes Auge dafür, wo die nächsten Kiosks oder Supermärkte waren, wo ich mir unbemerkt auch mittags Alkohol besorgen konnte, wenn wir einen "Ausnüchterungstag" einlegten. Die anderen lagen also völlig fertig am Wasser und ich schlich mich weg um hinter den Kiosks selber noch das Bier wegzuexen. Ich wechselte stets die Geschäfte, es sollte ja keiner denken, dass ich Alkoholiker bin. Einmal sprach mich ein Engländer darauf an, dass ich ja ganz schön Durst hätte. Ich habe mich umgedreht und bin einfach gegangen. Ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.

    Einer der schlimmsten Tage war, als ich noch an der Lokalität blieb als meine "Freunde" beschlossen zu gehen. Ich trank mit Fremden aus aller Welt um die Wette was das Zeug hält und erklärte ihnen die Welt. Ich weiß noch, dass ich mit anderen in meinem Hotelzimmer landete und dort fleißig weiter konsumiert wurde- nicht nur Alkohol.

    Aufgewacht bin ich mit einer Platzwunde am Kopf und lag in Erbrochenem, wo ich nicht zuordnen konnte zu wem es gehörte.

    Am Tag der Abreise beglich ich meine Rechnung im Hotel, zusätzlich zu all dem Geld was ich beim Ausgehen, sowie in den Geschäften ließ, und beschloss, mit dem Trinken aufzuhören.

    Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis ich es wirklich tat und wollte.

  • Lieber Borussia,

    Solche Geschichten kann denke ich fast jeder hier erzählen. Es ist gut zurück zu schauen und zu erkennen was schief gelaufen ist. Und vor allem warum. Aber noch besser ist es nach vorne zu schauen und zu erkennen was denn jetzt alles besser ist.

    Ich wünsche dir weiterhin viele trockene Tage und dass du so eine Zeit wie damals nicht mehr erleben musst.

    Ich habe übrigens regelmäßig im gemeinsamen Urlaub mit den Schwiegereltern "Spaziergänge" alleine gemacht, in Wahrheit war ich an der Poolbar und habe zwei Gläser Wein gekippt. Es waren zwei Barkeeper, daher fiel es nicht auf...


    LG

  • Immer wieder abgefahren, sowas zu lesen, um sich selbst darin zu erkennen. Im Freibad letzten Sommer, habe ich oft, wenn ich das Bier für meine Frau und mich geholt habe, drei gekauft und eines gleich vor dem Kiosk abgestürzt, um dann mit zwei zurückzukommen. Was für ein toller Trick X/

    Oder schon mal zwei getrunken, bevor ich mich mit den anderen getroffen habe. Spätestens seit den AAs weiß ich, dass das nichts Außergewöhnliches war. Ganz stink normales, nasses Alkoholikerverhalten.

    Ich habe es inzwischen sogar meinen Freunden erzählt. Als sie nicht recht glauben wollten, dass ich Alkoholiker bin.

  • Ich möchte damit sagen, wie viel Zeit und Energie die Krankheit kostete, wie viel Aufwand man betreibte um sich die Substanz zu beschaffen und wie viel Geld man auch einfach hätte verbrennen können.

    Es ist beschämend, was der Alkoholismus mit einem macht wenn man es zulässt.

    Ich möchte so etwas nie wieder erleben müssen.

    Der dritte trockene Monat bricht nun bei mir an. Wenn dieser rum ist, wäre das der längste Zeitraum am Stück den ich seit ca. 15 (!) Jahren ohne Alkohol wäre. Das ist nicht in Worte zu fassen.

  • Hallo Borussia

    Doch,das ist in Worte zu Fassen:Bravo und Hut ab.

    In meiner Suchtkarriere bin ich schon x-mal rückfällig geworden.

    Das wichtige und Richtige ist das wiederaufstehen und das hast du gemacht. :thumbup: (Das packen nicht so viele)

    Auch das aufarbeiten solcher rückfalle hat mir sehr geholfen.Bei mir mithilfe meines damaligen Therapeuten.

    Sehr unangenehm und mit Scham und Entäuschung,aber letztendlich lehrreich.

    Bleib dran und wenns brenzlig wird,schreibs hier im Forum.

    Liebe Grüße

    bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Heute habe ich meinen 10 Wochen Meilenstein erreicht, sprich 70 Tage sind nun voll.

    Ich habe mir mit dem Forum, meinen Meetings vor Ort und dem Online- Meeting eine stabile Stütze aufgebaut- die brauche ich auch dringend.

    In den letzten Wochen ging es gefühlsmäßig auf und ab bei mir- nicht gut. Aufgrund meiner traumatischen Misshandlungen im Kindheitsalter und meiner EKA Merkmale, fällt es mir nicht leicht mich auf Nähe einzulassen. Auf der anderen Seite würde ich mich am liebsten festkrallen und nicht mehr loslassen.

    Ich verknallte mich in den Mann, den ich seit meinem Geburtstag traf. Eigentlich ein schönes Gefühl.

    Aber für mich ist es der ungünstigste Zeitpunkt überhaupt, sich auf jemanden einzulassen- ich bin noch nicht stabil trocken.

    Leider musste ich außerdem feststellen, dass der Mann in den ich mich verguckt hatte, dazu neigt zu viel zu trinken und auch in meiner Gegenwart keine Rücksicht nimmt, obwohl ich ihm von meiner Krankheit erzählte. Er fing u.a. an mich zu manipulieren.

    Meine AA- Freunde öffneten mir die Augen: Ich drohte, von meiner Abhängigkeit in eine Co- Abhängigkeit zu rutschen.

    Die Alarmglocken schrillten bei mir so laut, dass ich es nicht überhören konnte und so beendete ich das ganze schweren Herzens. Es tut weh, aber es ist gut so.

    Meine Trockenheit, meine Gesundheit steht an erster Stelle.

    Es ist mit einer der ersten Male, dass ich solch starke Empfindungen habe, trauere und so gar kein Bedürfnis habe, mich zu betäuben. Ein großer Fortschritt für mich. Es zeigt mir, wie wichtig die stetige Arbeit an meiner Trockenheit und ein trockenes Umfeld ist.

    Wenn ich meine ersten Beiträge hier lese, schäme ich mich schon fast, wie unwissend ich damals war. Wie lange ich rumgeeiert habe! So war doch das eigentliche Trockenwerden ein Klacks im Vergleich mit dem Trockenbleiben.

  • Lieber Borussia,

    Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und bin echt beeindruckt, wie du das ganze meisterst. Du setzt die Nüchternheit an oberste Priorität und erklärst sogar deinen Gefühlen den Krieg. Ich hätte dir diese Beziehung so gegönnt, denn ich habe zwischen den Zeilen gelesen dass er dir etwas bedeutet.

    Dass du aufgrund deiner Gesundheit das beendet hast, beeindruckt mich sehr.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft auf deinem nüchternen Weg!

    LG

  • Ich würde deiner neuen Bekanntschaft sagen das du trockener Alkoholiker bist (sagt man das auch so wenn es erst paar Wochen sind? Ganz ahnungslos was die Begrifflichkeiten angeht) Denn wenn er es nicht versteht und sich abwendet war es eh nicht das Richtige.

    Hallo Borussia, ich finde es gut dass du ihm von deiner Erkrankung erzählt hast. Schade finde ich, dass du leider bemerken musstest dass er selbst ein Problem damit hat. Ich finde es wahnsinnig stark von dir, dass du dich, trotz verliebt sein, gegen ihn aber für deine Gesundheit entschieden hast.

    Liebe Grüße Petra

  • Meine Trockenheit, meine Gesundheit steht an erster Stelle.

    Nur so ist ein abstinentes Leben möglich, so meine Erfahrung. Meine Abstinenz hat absolute Priorität, ihr wird alles andere untergeordnet.

    Ansonsten wäre es ein permanenter Ritt auf der Rasierklinge, so was ginge bei mir nicht lange gut.

    Kopf hoch, weiter geht's. Du bist auf einem guten Weg.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Vielen Dank für eure aufbauenden Worte, es tut gut zu lesen.

    Zeitgleich erlebe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gerade einen Hochzeitsboom. Einem Pärchen helfe ich momentan bei den letzten Hochzeitsvorbereitungen, obwohl ich nicht dabei sein werde. Fühlt sich an wie angeschossen werden, wenn ich ehrlich bin. X/

    Es gibt schlichtweg falsche Momente im Leben und die falschen Menschen, in die man sich verguckt. Das kann man nicht steuern, aber nach vorne gucken kann man.

    Ich habe in letzter Zeit so viele Steine weggeräumt und, Verzeihung, scheiß Nachrichten einstecken müssen, dass ich das wohl auch trocken überwinden werde. Keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken!

    Danke.

  • Hallo miteinander,

    ich habe mich lange nicht gemeldet. Die letzten Wochen waren turbulent und zeigten mir wieder Mal, dass ich es nicht alleine schaffen kann. Dass ich übermütig wurde.

    Ich überwand meine Angst und schob meinen eigenen Stolz zur Seite, und besuchte meinen kranken Vater. Ich wollte mich bei ihm für etwas entschuldigen, was ich ihm vor einigen Jahren im Streit hinterher geworfen habe: Dass ich mir seinen Tod wünschte. Das ist mir peinlich und ich schäme mich dafür. Aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte mich dafür bei meinem alten Herren zu entschuldigen.

    Schon beim Betreten des Zimmers meines Vaters und als er mich ansah, spürte ich die gleiche Kälte und Gleichgültigkeit mir gegenüber, wie schon von klein auf.

    Als ich mich für meine Worte damals entschuldigte und ihm erzählte, dass ich nun nahezu 3 Monate trocken bin, sah er mir nicht einmal ins Gesicht. Er brachte nur hervor, dass ich ein Säufer sei und seiner nicht würdig.

    Das hat mich komplett umgehauen und mich fast in einen Rückfall getrieben.

    Warum hat es mich so mitgenommen und warum dachte ich sofort daran, trinken zu müssen?

    Ich vernachlässigte meine Stützen- ich ging zu unregelmäßig in meine SHG vor Ort, die Online- Meetings die ich zusätzlich habe blendete ich aus, weil es mich langweilte. Ich meldete mich nicht bei meinem Sponsor und ins Forum schaute ich auch noch kaum. Ich traf mich weiter mit dem Mann, von dem ich mich eigentlich getrennt hatte, und der mir ein schlechter Einfluss war.

    Ich ließ mich selber in dem Glauben, dass ich die Situation mit meinem Vater und allem, selber bewältigen könnte. Ich glaubte, dass ich mich nicht mitteilen müsste, so war es in meinen Augen eine kleine Sache- das ist Blödsinn!

    Sich mit dem eigenen Vater und durch ihn erfahrene Misshandlungen auseinanderzusetzen, ist keine kleine Sache. Die Erinnerungen daran lösen bei mir Beklemmung aus und zeitgleich erwische ich mich oft dabei, wie ich alles verharmlose. Es ist nicht normal, die Schuld nach all den Jahren noch bei sich zu suchen und das Bedürfnis zu haben, bestraft werden zu müssen.

    Die psychischen Folgen von Traumata in der Kindheit sind zudem auch 50 Jahre später noch zu beobachten.

    Das ganze irritiert und stört meinen Umgang mit Emotionen und Beziehungen. Ich erkenne meinen eigenen Wert nicht und kann mich noch nicht Mals über die 3 Monate Trockenheit freuen- das erste Mal am Stück seit 15 Jahren Trinkerei.

    Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich nie wieder trinken würde, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt und mich erst recht abgeschossen.

    Ich erkannte für mich, dass ich für die Aufarbeitung meiner Kindheit professionelle Hilfe benötige - das ist völlig legitim- und dass es ein Trugschluss ist, alles alleine schaffen zu können.

    Erinnerung an mich selber: "Du allein kannst es schaffen. Aber du schaffst es nicht allein." (AA)

  • Das hat mich komplett umgehauen und mich fast in einen Rückfall getrieben.

    Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, welche Optionen du noch hast, um mit solchen Situationen umzugehen? Alkohol ist ja nicht mehr. Oder?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Borussia,

    damals habe ich mir Hilfe geholt, um genau damit fertig zu werden. Genau diese Geschichte mit dem Wert war auch ein großes Thema. Ich kann Dir auch nur dazu raten. Bei mir hat es sehr gut geklappt. Hatte aber den großen Vorteil, dass es sich in diesem Fall nur um meinen Stiefvater handelt. Da er aber ab meinem ersten Lebensjahr mein Vater war, macht das keinen so großen Unterschied. Jedenfalls konnte ich mich von diesem schlechten Gefühl befreien. Hat ein paar knackige Sitzungen gebraucht. Aber was muss, das muss.

    Meinen leiblichen Vater habe ich auch gerade nach Jahren zum ersten Mal in der geschlossenen Abteilung besucht. Der Vater spielt eben eine Rolle im Leben eines Mannes. Ob man will oder nicht.

    Negative Erlebnisse triggern mich nicht. Aber wenn das bei Dir so ist, dann ist das ganze noch dringender. Da Du das für Dich erkannt hast, leg los. :thumbup:

    VG Alex

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!