Liebe Mitglieder,
Ich lebe seit 17 Jahren dieses Leben einer Co Abhängigen. Lange habe ich selbst die Problematik geleugnet und mir mein Leben schön geredet.
Ich bin 39 verheiratet, zwei Kinder und berufstätig. Mein Mann ist 47, berufstätig und Alkoholiker. Sein Vater war ebenfalls Alkoholiker. Wir sind seit 18 Jahren zusammen, seit 17 verheiratet.
Es war von Anfang an so das er viel getrunken hat. Saufeskapaden lagen an der Tagesordnung, damals war ich jung (23) und unerfahren und es war für mich eine neue Welt (Kneipentouren, saufgelager mit seinen Freunden, Partys) die zuerst mal aufregend erschien. Nach dem ich schwanger wurde, merkte ich zum ersten Mal das etwas nicht stimmt. Er interessierte sich nicht für mich, tourte weiter in den Kneipen, vernachlässigte mich, lies mich mit meinen Gefühlen, Ängsten und Sorgen, als schwangere Frau alleine. Er kam fast täglich besoffen nach Hause, er trank häufig bis zum völligen Rausch. Er nässte sich im Schlaf ein, ich lag schwanger daneben. Nun ja das Kind kam auf die Welt, selbst am Tag der Geburt hatte er vom Abend vorher noch ein Rest Alkohol und stank nach Bier. Er kam mich nicht oft im Krankenhaus (8 Tage) besuchen, stattdessen zog er es vor seine Vaterrolle erstmal zu feiern, während ich alleine versuchte in die Fußstapfen einer Mutter zu treten. Es funktionierte nicht, schnell bekam ich Depressionen, fühlte mich alleine und fiel in ein tiefes Loch. Ich habe im Krankenhaus nur noch geweint und ihn gefragt warum er nicht zu mjr kommt. Ich konnte zu meiner Tochter keine Beziehung aufbauen, stattdessen drehten sich meine Gedanken darum was er macht. Nun ja meine Depressionen verschlimmerten sich nach dem ich zu Hause war, ich bekam Krankheitsängste, Schuldgefühle, es fühlte sich einfach alles falsch an . Ich begann eine Therapie. Aber statt die schuld bei ihm suchen, leugnete ich das erste mal seine Problematik und therapierte eine Schwangerschaftsdepression, MEINE Depression. Er machte sich lustig über mich, als eingebildete kranke, behandelte mich schlecht und trank weiter, traf sich mit seinen Freunden und überließ mir den Part der Eltern. Ich wuchs inzwischen in die Rolle der Co Abhängigen hinein wie in der der Mutter, die gleichzeitig Vaterersatz sein musste. Ich kam irgendwann klar und machte mein Ding, unternahm viel alleine. Zwischendurch ist viel passiert, viele Eskapaden, viel psychische Gewalt, viel Missachtung auch körperliche Gewalt . 7 Jahre später kommt Kind Nr. 2 (ich war immer noch in meiner Rolle und dachte ein zweites Kind macht alles besser) . Sein Suchtverhalten blieb, es wurde sogar noch schlimmer. Jetzt fing er an nach und nach mich verantwortlich für seine Sucht zu machen. Um so mehr ich ihm den Spiegel vorhielt um so mehr fing er an mich zu bekriegen. Anfangs kam ich mit der Mutterrolle Kind 2 gut klar, doch dann wurde das Kind zunehmend Verhaltensauffällig (Hyperaktiv) . Ich war völlig überfordert, musste aber auch schon wieder arbeiten gehen und schlüpfte auf der Arbeit in eine weitere Rolle, immer schön lächeln 😁 . Er ließ alles an mir hängen und trank noch mehr. Nach und nach verlor ich meine Kraft, bis zur völligen Erschöpfung. Ich fing an psychosomatische Beschwerden (Angstzustände, Herzbeschwerden, Panikattacken ) zu entwickeln, die mich bis heute begleiten. Heute ist folgende Situation eingetreten. Er sieht mich als Feind nr. 1. Ich lebe mein Leben alleine an seiner Seite. Unternehmungen sind mit ihm undenkbar. Familienleben =0, er hat immer ausreden parat. Nach wie vor leugnet er sein Problem und sagt, das ich sein Problem bin. Kind Nr. 2 ist mittlerweile 10 Jahre und ist im Verhalten sehr schwierig. Meinen Mann interessiert das nicht, er sagt es sei alles meine Schuld, ich hätte ich falsch erzogen.
Nun ist es so das ich so erschöpft bin nach all den Jahren kämpfen, das ich noch nicht mal mehr die Kraft habe mich zu trennen. Immer wieder suche ich die schuld bei mir. Er manipuliert mich, hat mich erzogen, mir eingeredet das ich nichts Wert bin und nie alleine klar kommen werde. Ich kann nicht los lassen, es ist wie ein schwarzes Loch das einen in seinen Strudel zieht.
Sein Konsum liegt bei 10-20 Flaschen Bier täglich . Zwischendurch gibt es auch Abstinente Phasen von 2 Wochen , aber dadurch das er öfters zur Blutuntersuchung muss, wegen zahlreicher chronischer Erkrankungen und somit er Gefahr läuft als Alkoholiker aufzufliegen. Es ist schon ein paar mal aufgeflogen, aber er findet immer ausreden, meist werden die erhöhten Werte auf die Medikamentengabe geschoben. Er erzählt mir aber auch nichts davon, weil er meine Meinung kennt.
Er trinkt seit ungefähr 30 Jahren und ihm geht's gut, bis auf seine entzündlichen Erkrankungen. Ich hingegen bin ein Wrack, weiß nicht mehr wer ich bin, leide unter Angstzuständen, habe immer wieder depressive Phasen und komm aus diesem scheiß Kreislauf nicht heraus. Ich wäre so gerne wieder glücklich und hätte Freude am Leben. Er hat mir alles genommen. Ich bin nur noch eine Hülle die funktioniert und das Rad am laufen hält. Ich habe keine Freunde (viele haben sich abgewendet). Sonntags unternehme ich oft alleine (eigentlich immer) etwas und sehe diese ganzen happy Familys, während ich alleine dort gehe. Ich frage mich oft warum ich das verdient habe.
Ich weiß wo mein weg hingegen sollte, aber mir fehlt die Kraft, die jahrelange Gehirnwäsche hat Spuren hinterlassen.
Ich freue mich auf antworten und vielleicht ein paar Freundschaften.
Viele Grüße