brightside - Co-Abhängikeit? Ratlos und verwirrt

  • Also, nach allem, was ich bisher hier so gelesen und erfahren habe, hast du ja nun schon durch einige Gespräche herausgefunden, dass er überhaupt kein Problem in seinem Konsum und bei sich sieht.

    Daher dürften ehrlich gesagt, auch weitere Gespräche von deiner Seite völlig überflüssig sein. Du rennst gegen eine Wand. Du kannst gar nichts machen, so lange er kein Problem sieht, und so lange wird sich von seiner Seite auch überhaupt nichts ändern.

  • Liebe brightside,

    du hast nichts falsch gemacht, du bist nicht zu nervig!

    Dir geht es nicht gut, und du hast es ruhig angesprochen - ganz normal in einer Partnerschaft!

    Er hat einfach ein großes Problem mit dem

    Alkoholkonsum und fühlt sich in die Ecke gedrängt. Den schwarzen Peter sollst du jetzt zugeschoben bekommen. Das ist manipulativ, und du merkst ja jetzt schon, wie sehr dich das niederdrückt, wie bleischwer du dich damit fühlst.

    Die schlechte Nachricht: wenn er nichts ändert und mit dem trinken nicht aufhört, wird es immer schlimmer werden und du immer fertiger.

    Alle Geschichten von Angehörigen von Trinkern ähneln sich dahingehend sehr.

    Die gute Nachricht: noch kannst du relativ ‚unkompliziert‘ die Reißleine ziehen, weil ihr noch keine gemeinsamen Kinder habt. Dann wird es erst richtig schlimm.

  • Meine Liebe, nein - du hast nichts falsch gemacht. Du bist auch nicht zu nervig.

    Er richtet es sich nur gerade wieder so ein, dass es für ihn bald wieder bequemer wird. Merkst du, wie er dich mit seinem Theater beschäftigt und wie unangenehm er es dir macht? Er versucht damit dafür du sorgen, dass du dich das nächste Mal davor hütest ihm so viele Fragen zu stellen und seinen Konsum zu kritisieren. Er lenkt damit von seiner Sauferei ab. Immerhin habt ihr jetzt das totale Beziehungstheater. Er hält dich auf Trab.

    Ich kenne das nur zu gut! Du wirst hier viele viele Geschichten finden, in denen genau dasselbe Muster beschrieben wird.

    Mit Gesprächen wirst du nichts erreichen. Höchstens mit konsequenten Taten. Drohe nur bitte keine Taten an, die du nicht sicher durchführen wirst.

    Ich bin total fertig und er meint wieso ich nicht verstehen kann, dass er gerade wegen unserer Situation trinkt.

    Sorry - sie saufen alle nur, weil wir so schwierig sind. Ich hab das auch nicht nur einmal zu hören bekommen. Mein ... hat mir auch öfters entschuldigend gesagt, dass er dieses uns jenes nur macht, weil ich irgendetwas nicht oder schon mache. Ich hab ihn mal gefragt, ob er wirklich gar keinen freien Willen hat und ich dafür so viel Macht über ihn habe, dass er wie eine Marionette alles so macht, wie ich ihn steuere. Er war kurz sprachlos und fand es dann gar nicht witzig.😅

  • ... Wie kann ein Mensch so ausrasten, wenn man ihn auf den Alkoholkonsum anspricht? Ist das normal? Bin ich zu nervig? Habe ich irgendetwas falsch interpretiert? Ich fühl mich einfach nur leer.

    Ja, das ist ganz normal, daß ein Alkoholiker so ausrastet.

    Was soll man sonst tun, wenn man nicht in der Lage ist vernünftig darüber zu reden.

    Weil du ihn auf seine Trinkerei angesprochen hast, trinkt er jetzt.

    Diese Logik kann keiner verstehen, wenn man nicht argumentieren kann, wird geschrieen und geflüchtet, ähnlich einem trotzigen Kind.

    Die Eskalation hat begonnen, die kann man nun weiter schüren, sich geschlagen geben oder das Feld räumen. Eine Einigung wäre optimal, doch dazu bedarf es Gesprächsbereitschaft.

    Natürlich muss man sich (irgendwann) die Grundsatzfrage stellen, macht man das Theater noch weiter mit und wenn ja, wie lange?

    Wenn keiner etwas ändert, wird es nicht so bleiben, es wird immer schlimmer werden, der Alk.-Konsum wird steigen, die Konfikte nehmen zu.

    Wie oft willst du noch ergebnislos darüber reden … wollen?


    Mit freundlichen Grüßen, ein Ex-Säufer

  • Danke für alle Antworten! Mir ist jetzt klar geworden, dass ich mir viel zu lange eingebildet hab, ich kann etwas an seiner Situation ändern und dass ich sein Problem (welches er nicht erkennt) zu meinem gemacht habe. Ich werde jetzt den Fokus auf mich lenken, auf mein Wohlbefinden und meine körperliche und geistige Gesundheit. Ich lass alles auf mich zukommen was in diesem Prozess entsteht und bin neugierig auf die Zukunft. Ich bin bereit für eine Paartherapie und klärende Gespräche aber auch für eine Trennung und dass ich mein Leben erstmal „alleine“ weiterlebe. Ich bin gespannt was passiert. Diese Klarheit tut so gut! Ich hoffe dass ich mich nie wieder so aus den Augen verlieren werde.

  • So, hier bin ich richtig.

    Entschuldige nochmal.

    Du solltest überlegen, deinen Partner dann aber fairerweise vorzuwarnen.

    Weil der Alkohol eigentlich eine andere Baustelle ist und in eine Suchtberatung gehört. Ich hätte mich überrumpelt und wahrscheinlich sogar verarscht gefühlt, hätte mein Partner das mit mir gemacht.

    Das ist aber nur meine Sichtweise, aus dem Blickwinkel einer Alkoholikerin.

  • Hallo nochmal hier :)

    Danke für den Impuls, das habe ich auf jeden Fall vor, überrumpeln will ich ihn nicht. Habe auch schon angedeutet dass ich auch über andere Probleme sprechen will und werde ihm das noch mal konkret sagen. Wie hast du dir deine Alkoholsucht eingestehen können? Bist du noch mit deinem Partner zusammen? Ich hoffe das ist okay, wenn ich das frage.

  • Klaro, deshalb sind wir ja alle hier.

    Aber es ist schwierig, das auf auf die Schnelle zusammenzufassen.

    Ich wurde, während unserer Ehe, alkoholabhängig und mir war das auch schon länger bewusst, bevor ich dann endlich in's Handeln kam.

    Die körperliche Abhängigkeit, gepaart mit Panikattacken, war mein größtes Hindernis. Ein übler Teufelskreis.

    Ich war sogar soweit, die Familie zu verlassen, damit es ihnen besser geht.

    Kein Kind hat sowas verdient.

    Das war dann der Hauptgrund, das Ruder rumzureißen.

  • Ich freu mich sehr für dich, dass du einen Weg für dich gefunden hast! Da muss man schon viel Mut und Stärke zusammenbringen um sich ein Problem einzugestehen und etwas zu verändern. Das kann man sich als Partner/Angehöriger nur wünschen

  • Danke, aber der Weg war lang und nicht einfach. Meinem Mann ging es am Ende seelisch und körperlich schlecht. Wegen mir und meiner Krankheit. Überleg es dir also gut.

    Viel Kraft für dich bei deinen Entscheidungen,

    Hera*

  • Ja das glaube ich dir, dass es nicht einfach war. Mir geht es auch schon lange seelisch nicht gut. Ich erkenne nur jetzt erst was ich mir all die Zeit angetan hab. Da werde ich auch noch viel aufarbeiten müssen. Wenn mein Mann das Problem nicht erkennt, kann nur ich mein Leben verändern. Es ist so schade, dass es eventuell keine Zukunft für uns beide gibt, aber wenigstens kann ich schauen, was ich für mich tun kann, damit es mir wieder besser geht

  • Auf dich zu schauen ist ein guter Plan. Ich bin auch sehr lange geblieben und habe mich aufgearbeitet, weil ich unbedingt unsere Familie zusammen halten wollte. Ich habe Raubbau an meiner Seele betrieben. Die Rechnung war eine "nette" Depression, aus der ich mich nun wieder zurückkämpfe. Geholfen hat es trotzdem nichts. Unsere Ehe ist zerbrochen.

  • Sorry - sie saufen alle nur, weil wir so schwierig sind.

    :lol: so ist es. Das hab ich bis zu Letzt gehört. Sogar bei seinem Autounfall mit 3 Promille hat er als Grund angegeben "Stress mit der Alten". Es ist so unfassbar wie ähnlich diese Situationen sind. Wäre ich nur schon vor Jahren in diesem Forum gewesen. Geh so lang keine Kinder im Spiel sind. Dann wirds richtig böse. Es bricht dir das Herz aber es ist auch SEINE einzige Chance. Wenn du weg bist MUSS er nachdenken. Tut er das dann auch nicht würde er es wenn du bleibst sowieso nicht. So langsam Blick ich dahinter.

  • Hallo Brightside,

    Ich befinde mich gerade in einer ähnlichen Situation. Sehr lange habe ich gehofft, unterstützt und war en seiner Seite. Vor 1,5 Jahren war er auf Langzeittherapie, hat danach gleich weiter getrunken und dachte, er könnte es kontrollieren. Schon damals wusste ich, es ist nur eine Frage der Zeit und es geht bergab. So kam es. Er kümmerte sich selbst um die nächste Entgiftung. Das ist vier Wochen her, er trinkt wieder. Nur du kannst dich aus diesem Kreislauf befreien. Er wird es leider nicht tun. Das Hoffen, das sich was ändert, ist tatsächlich vergeudete Zeit.

  • Hallo! Bei mir geht es nach wie vor brenzlig zu. Wir reden gerade überhaupt nicht miteinander und gehen uns in der Wohnung aus dem Weg. Unser Umzug kann wahrscheinlich nicht stattfinden (ist noch eine halbe Baustelle) - ist das mein Glück in dieser Situation? Eigentlich weiß ich dass ich mich trennen muss/will/kann/sollte … aber ich fühl mich wie aus Stein und harre in dieser beknackten Situation aus. Mittlerweile versuche ich mir nichts mehr schön zu reden, kontrolliere seine Trinkerei nicht und nehme es halt so hin. Er ist immer noch beleidigend und sagt ich würde lügen, das stimmt alles nicht, und ich mache alles kaputt. Ich mag mich wirklich gerne und dachte auch ich hab genug Selbstwertgefühl … aber wieso ist es so schwer, den letzten Funken Respekt sich selbst gegenüber zusammen zu kratzen und zu sagen: es reicht, Ich gehe!

    Nächste Woche verbringen wir getrennt voneinander, da muss ich mich mal sortieren.

    Wie habt ihre alle das geschafft?

  • Ich mag mich wirklich gerne und dachte auch ich hab genug Selbstwertgefühl

    Das habe ich von mir auch lange gedacht - aber ehrlich gesagt ist das vermutlich nicht wirklich so, wenn man sich so in eine süchtige Partnerschaft verstrickt, dass man sich mehr oder minder selbst verliert. Irgendwo ist eine tiefe Verletzung, die nicht richtig geheilt ist. In meinem Fall eine mit Wurzeln bis in die Kindheit - von der ich geglaubt habe, dass ich sie lange überwunden habe.

  • ... gern wiederhole ich mich.

    Und habe eine letzte Frage: wirst nun mit ihm zusammen (um-) ziehen?

    Einmal editiert, zuletzt von achelias (10. November 2022 um 23:30)

  • Hallo brightsight,

    ich habe es geschafft, indem ich angefangen habe, den nächsten Schritt nicht nur zu denken sondern ihn auch zu machen.

    Ich habe nach Wohnungen geguckt.

    Zuerst für meinen ersten Mann. Bis ich merkte, ich muss ja nicht für ihn gucken sondern für mich.

    Und das habe ich gemacht. Es ging mir mal gut und mal schlecht damit und ich hatte viel Angst vor meiner eigenen Courage.

    Aber ich habe trotzdem weiter gemacht. Weil ich keinen anderen Weg mehr sehen konnte. Für mich.

    Es ist sehr schwer. Es ist als ob du auf dem 5 Meter Sprungturm stehst und nicht weißt, spring ich in's Wasser oder nicht. Und irgendwann, wenn du 100 mal hin und hergelaufen bist da oben, tust du es. Springen. Ist fies im Bauch, tut vielleicht auch bisschen weh beim Ankommen auf dem Wasser, du tauchst unter, kommst hoch, schnappst nach Luft und dann - fühlst du dich stolz und frei. Weil du es gewagt hast.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Es ist sehr schwer. Es ist als ob du auf dem 5 Meter Sprungturm stehst und nicht weißt, spring ich in's Wasser oder nicht. Und irgendwann, wenn du 100 mal hin und hergelaufen bist da oben, tust du es. Springen. Ist fies im Bauch, tut vielleicht auch bisschen weh beim Ankommen auf dem Wasser, du tauchst unter, kommst hoch, schnappst nach Luft und dann - fühlst du dich stolz und frei. Weil du es gewagt hast.

    Das ist ein sehr guter Vergleich. Es ist schwer die Entscheidung zu treffen und durchzuziehen.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!