Lotta - Partner trinkt

  • Hallo Lotte,

    auch wenn dein Mann noch am alltäglichen Leben teil nimmt und es nicht vergleichbar ist mit den anderen Geschichten. Wobei du ja nicht vergessen darfst dass die anderen Geschichten von Jahrzehnten reden. Kann dein Mann noch dort hinkommen. Darum die Frage, bist du willig diesen Weg zu gehen?

    Auch wenn du denkst, er ist nicht so ein starker Alkoholiker. Folgende Frage die mir vor 9 Monaten eine ganz liebe Userin gestellt hat, bist du glücklich?

    Egal ob du Vergleiche ziehst usw., das wichtigste ist, du willst diese Leben so nicht leben. Darum hast du zwei Optionen, entweder bleiben und damit leben oder den Schlussstrich ziehen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft, egal welchen Weg du wählst.

    Liebe Grüße Petra

  • Nein, glücklich bin ich nicht und ich merke auch einfach dass das Vetrauen absolut weg ist.

    Im Grunde fehlt jegliche Basis für eine Beziehung.

    Wir arrangieren uns gerade beide ganz gut und ich glaube für die Kleine ist die Situation aktuell noch sehr entspannt.

    Aber das kann natürlich nicht die Zukunft sein.

    Ich werde sicherlich bald den nächsten Schritt gehen.

    Habe mich heut erneut um eine Wohnung ‚beworben‘

    Nichts desto trotz macht es mich gerade wegen der Kleinen immer noch traurig.

    Und blockiert mich etwas.

    Ich wollte nicht dass sie bei nur einem Elternteil aufwächst, wie ich damals😕

    Dafür ist wahrscheinlich noch nicht genug passiert.

    Aber ich weiß, sie wird älter und kriegt irgendwann das Gleiche mit wie ich auch

  • Hallo Lotta,

    mein Noch-Mann bestreitet seinen Alltag auch noch relativ normal, sprich er arbeitet, kümmert sich um die Kinder und macht bestimmt gegenüber Außenstehenden einen ganz smarten Eindruck, obwohl er bereits Jahrzehnte des Alkoholkonsums auf dem Buckel hat. Im Inneren (damit meine ich mir ggü) hat es zum Ende unseres Zusammenseins ganz anders ausgesehen. Da hat er bereits wahnhaft reagiert.

    Was der Alkohol über die Jahre IN einem Menschen bereits angerichtet hat und wie weit dieser Mensch noch davon entfernt ist, bis es wirklich kippt, das kann man von außen genauso wenig sehen wie man - zumindest als Laie - nicht ins Innere eines Automotors mit 200.000km schauen kann. Ich glaube, dass der menschliche Körper wahnsinnig viel ertragen kann, aber irgendwann erreicht auch der stärkste Körper seine Grenzen, wenn ihm andauernd ein Gift zugeführt wird.

    LG, Saphira

  • Mein Vater hat bis zum Schluss „normal“ gearbeitet und durch die eiserne Mitwirkung meiner Mutter die Fassade nach außen ziemlich gut gewahrt. Für mich war es trotzdem fürchterlich. Aber wie sehr ich gelitten habe, hat sicher auch niemand gemerkt. Mein Vater hat übrigens „nur“ Bier getrunken und ist trotzdem mit nur 50 elendig verreckt. Anders kann man das nicht sagen.

  • Und wenn man ganz ehrlich sein möchte, wie groß die Auswirkungen auf die Kinder wirklich waren, konnte man erst am Ende von deren Leben abschließen beurteilen.

    Ich hab Ewigkeiten gedacht ich wäre ziemlich „unbeschadet“ aus meinem Elternhaus heraus gewachsen. Selbst in einer Therapie sind mir zwar einige besonders einschneidende Erlebnisse aufgefallen, aber auch danach dachte ich die Auswirkungen sind ja noch relativ erträglich.

    Wie schwer meine Kindheitserfahrungen wirklich wiegen, habe ich erst ehrlich betrachten können, als meine eigenen Kinder geboren wurden.

    Meine Eltern oder Großeltern werden nie wissen, was sie mir wirklich alles angetan haben und wie nachhaltig sie mir das Leben schwer gemacht und teilweise wirklich versaut haben. Sie blieben/bleiben in ihrer Illusion und im Selbstbetrug stecken.

    Für Kinder ist es immer schlimm!

    Kinder gehen aus so einer Kindheit nie ohne schwerwiegende Schäden heraus, auch nicht aus den oberflächlich harmlosen funktionierenden Suchtfamilien 😔

    Lea

    PS: Einzig wie ehrlich die Eltern mit dieser ihrer Last und Schuld umgehen kann einen Unterschied machen und Heilung ermöglichen.

  • Das klingt ja gruselig.

    Aber wenn das ganze letztendlich zum Tod geführt hat,dann hat er ja schon ordentlich getrunken oder?!

    Liebe Lotta,

    ja, es war zum Schluss gruselig. Mein Mann hat auch weiter gearbeitet, sogar einige Jahre im Schichtdienst als Fahrer. Bevor es zu brenzlig wurde, hat er dann für gesorgt, dass sein damaliger Zeitvertrag nicht verlängert wurde. Die letzten ca. 2,5 Jahre vor seinem Tod konnte er dann gar nichts mehr. Das letzte, was er davor noch gemacht hatte, war ein kleines Lädchen bzw. Kioskbetrieb (ausgerechnet!). Als der Kiosk dann eines Tages mal des Nächtens ausgeraubt wurde, hat er das als persönliche Kränkung empfunden (-er hatte die Wahrnehmung, dass er im Bezirk alle "wichtigen" Leute kennt, die ihm wohlgesonnen seien und sein Kiosk darum unter besonderem Schutz stehe-) und danach hat er nichts mehr gemacht.

    Seine Anfangslieblingsgetränke waren schon in jungen Jahren Spirituosen-Mixgetränke, weil eine schnelle berauschende Wirkung für ihn im Vordergrund stand - sich damit entspannt und unbeschwert fühlen zu können. Erst nur am Wochenende im gesellschaftlich akzeptierten Rahmen. Damit nahm das Unglück und auch die stetige Steigerung des Alkoholkonsums von einmal wöchentlich auf täglich permanent über den Tag verteilt seine Lauf, nur zeitweise unterbrochen durch mehrere Entgiftungen im Krankenhaus, einmal mit anschließender sechswöchiger ambulanten Therapie und einmal anschließend Reha-Maßnahme. Von anfänglichen Partyrauscherfahrungen im Jungerwachsenenalter bis zu seinem Tod hat es in seinem Fall dann noch 34 Jahre gedauert.

    Der körperliche Verfall ist traurig zu sehen und die psychische Veränderung und das dadurch geradezu irrwitzige Verhalten wahnsinnig anstrengend.

    Wenn Du, Lotta wegen deines m.E. ehrbaren Wunsches, dem Kind so lange wie möglich beide Elternteile zugänglich zu halten, bzgl. einer wirklichen Trennung von deinem Partner noch blockiert bist, kann ich das gut verstehen.

    Ich sehe nur die Gefahr, dass, je länger man in einer Beziehung zu einem alkoholabhängigen Partner bleibt, sich die persönlichen Grenzen zu eigenen Ungunsten verschieben und man darüber Antrieb, Energie, Geld, Jugend an etwas verliert, das man besser für sich (und das Kind) eingesetzt hätte.

    Ab wann wäre es denn wirklich unerträglich für Dich? Hängt es für Dich von der Trinkmenge ab? Jobverlust wegen Trinkerei? Erste Handgreiflichkeit gegen Dich oder Euer Kind im Suff?

  • Unerträglich wäre es für mich, wenn er ausfallend werden würde, dauerhaft sichtlich betrunken der Kleinen gegenüber treten würde usw.

    Wie gesagt schon jetzt weiß ich dass ich mit einem Alkoholiker(im Übrigen bezeichne nur ich ihn so) nicht mein weiteres Leben verbringen möchte aaaaber ich kann und will auch nichts überstürzen.

    Aktuell überbrücken wir ja recht gut mit viel räumlicher Trennung.

    Vielleicht kann sich so die Kleine auch schonmal langsam an den Zustand‘nur mit Mama zu sein‘ gewöhnen

  • Das ist schon mal ein guter Schritt, wenn Du Dir Szenarien definiert hast, bei denen Deine Grenze überschritten wäre. Wenn Du dann noch die Konsequenz hast, das für Dich hoch zu halten und verbindlich zu machen, hast Du eine Chance, ohne allzu große Blessuren auszusteigen.

    Wenn das für Dich eine Option ist.

  • Ich mache das ganze ja jetzt auch schon viele viele Jahre mit.

    Und soweit wie heute war ich gedanklich tatsächlich noch nie.

    Auch wenn aktuell alles friedlicher läuft als die ganzen letzten Jahre zuvor.

    D.h.weniger Streit,weniger Diskussionen usw.

    Ich merke einfach dass ich nicht mehr vertrauen kann.

    Und worauf soll man dann aufbauen?

    Es gibt keine Grundlage mehr.

    Sehr sehr schade.

    Aber was ich damit sagen will ist, dass ich mich gedanklich weiter entwickelt habe und hoffentlich nicht mehr weit vom letzten Schritt entfernt bin.

    Leichter wäre es wenn er auch einsichtig bzgl. Trennung wäre.

    Er hält halt unheimlich an uns fest ohne aber wirklich wichtiges für die Beziehung zu tun.

    Ich sag immer:‘Er gibt uns nicht frei‘

    Warum auch immer🤷‍♀️

    Vielleicht weil es für ihn so angenehm ist!?

    Keine Ahnung.

    Keine Entscheidung ist endgültig.

    Aber ich denke immer wenn wir uns jetzt ersteinmal trennen würden mit allem drum und dran hätte unsere Beziehung vielleicht irgendwann nochmal eine Chance.

    Ggf würde er dann an dem Alkoholproblem ernsthaft arbeiten

  • Liebe Lotta,

    wenn das Vertrauen weg ist, das sehe ich auch so, dann fehlt eine wichtige Beziehungsbasis.

    Euer Kind ist dennoch eine andauernde Verbindung zueinander. Das ist, finde ich, nochmal eine höhere Anforderung, wie man die eigene Belastung der Partnerbeziehung für sich loswerden kann.

    ich wünsche Dir viel Kraft und gute Entscheidungen!

    Mein Mann hatte es auch gern bequem und für sich angenehm. So sehr er sich für alkoholbedingte Folgen (morgendliches Händezittern, blaue Flecken infolge von Stürzen, wenn er vom Pegel- ins Totalrausch-trinken gewechselt hat) geschämt hat, so wenig durfte Entzug anstrengend oder schmerzhaft sein. Bei stationären Entgiftungen fand er z.B. die ersten Tage am besten, wenn Alkohol durch das Entzugsmedikament abgelöst wird. Quasi Ausschlafen und damit ist alles einfach ausgeschwitzt. So seine Idee des Ganzen. Ab Tag 3 war er dann immer besonders garstig, übellaunig, vorwurfsvoll, aggressiv, die Ärzte unfähig, die Mitpatienten doof. Ab Tag 7 war er dann ruhiger und gesammelt und frisch aussehend. In Wahrheit war er das, weil er für sich gedacht hat. dass er nun wieder aufgerichtet ist und den Alkoholkonsum "neu" angehen kann.

    Hat er dann auch wieder gemacht, nur viel Neues gab es dabei nicht.

  • Das spiegelt ein wenig das Verhalten meines Partners im Januar.

    Zunächst hoch motiviert.

    Die ersten Tage während der Abstinenz etwas angespannt und nicht wirklich gut gelaunt.

    Nach 1-2 Wochen sah er dann auch viel frischer aus und ich glaube auch da hat er dann für sich entschieden mit dem Alkoholkonsum ‚neu durchzustarten‘

    So nach dem Motto:Ich bin wieder hergestellt und ab jetzt nur noch ‚kontrolliert‘

    Nur leider geht der Schuss gerade wieder nach hinten los.

    So what!

    Bin nun erstmal 14 Tage mit der Kleinen alleine und kann ein wenig verschnaufen

  • Ja, so wird es hier auch versucht. Nur noch abends trinken, vielleicht mal beim grillen im Garten o.ä.

    Nicht mehr heimlich trinken, nicht mehr, wenn die Kinder wach sind. Die Versprechen wurden bereits gebrochen…die Flasche Rotwein liegt unter der Matratze vom Gästebett. Hier wurde m.E. nach eingeschränkt, aber ich fürchte, das wird nicht von Dauer sein.

  • Wie gesagt schon jetzt weiß ich dass ich mit einem Alkoholiker(im Übrigen bezeichne nur ich ihn so) nicht mein weiteres Leben verbringen möchte aaaaber ich kann und will auch nichts überstürzen

    Ich mache das ganze ja jetzt auch schon viele viele Jahre mit.

    Liebe Lotta, ließ das mal bitte und denk nach, wie viele Jahre du noch zu brauchen glaubst- insbesondere wegen seiner Kinder ❤

  • Hallo Lotta,

    das kann ich dir sagen. Es gab keine Reaktion erstmal.

    Mein Sohn sagte mir dann, der Vater hatte zu ihm gemeint:" Das sagt die doch immer und macht das sowieso nicht."

    Soviel dazu.

    Einige Tage später, als er merkte dass ich es diesmal tatsächlich machte, hörte mein erster Mann dann mit dem Trinken auf und kam in einen schlimmen Kalten Entzug. Daraufhin half ich ihm dabei, dass er in's Krankenhaus kam. Dort entgiftete er dann und trank erstmal auch nicht. Aber er verhielt sich so ähnlich, wie ich es eben bei NurBier gelesen habe. Sein Verhalten war nüchtern genauso gehässig und abwertend wie zu seiner nassen Zeit.

    Er machte Druck, damit ich wiederkäme. Hing wie eine Klette an mir, was ich leider auch zuließ. Längere Zeit.

    Als ich ihm die endgültige Trennung ansagte, wurde er schlimm manipulierend, mal zuckersüß. mal gemein, mal drohend.

    Das musste ich noch durchhalten. Irgendwann hatte er es begriffen.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Wenn du magst, hier ist mein Fädchen:

    Aurora
    7. Mai 2007 um 21:48

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hi Lotta, nach einem schlimmen Absturz hatte ich meinen Mann gebeten, erstmal auszuziehen. Das hat er auch gemacht. Ich hatte ihm nicht klar gesagt, dass ich erwarte, dass er aufhört zu trinken, ich dachte eigentlich, das wäre ihm klar. War es aber nicht. Es war eine sehr schwierige Zeit für ihn, da sein Stiefvater im Sterben lag, die Wohnung musste ausgeräumt werden, Streit mit seiner Schwester, die Beerdigung, etc.

    Er hat in der Zeit deutlich weniger getrunken, hatte aber auch noch Abstürze. Das waren so 4-6 Wochen.

    Wir hatten dann ein weiteres Gespräch, in dem er dachte, er könnte wieder nach Hause zurückkommen. Ich habe ihm dann klar gemacht, dass wir nur zusammenbleiben, wenn er aufhört zu trinken. Das musste er erstmal sacken lassen.

    Wir haben dann besprochen, wie es weitergehen soll, wenn wir uns trennen. Das Haus hätte ich nicht halten können, ich habe mir dann Alternativen im Netz rausgesucht. Letztendlich hatten wir aber besprochen, dass er zunächst auszieht und ich ganz in Ruhe nach einem kleineren Haus gucken kann (1-1.5 Jahre), damit auch die Kinder nicht sofort aus ihrer Umgebung gerissen werden.

    Letztendlich hat er aufgehört zu trinken und ist wieder zur Therapie gegangen. Ich wollte eigentlich, dass er zu einer Selbsthilfegruppe oder in eine Klinik geht, aber meintet, er schafft es auch so.

    Ich habe ihm noch eine Chance gegeben. Er ist wieder eingezogen. Und nun seit über vier Monaten trocken. Ich finde, das ist ein guter Abfang. Aber wirklich sicher, ob er dauerhaft abstinent leben will oder es nur eine Trinkpause ist, bin ich mir nicht.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!