Wie ist das heute? Keine Erwartungshaltung mehr?
Doch. Natürlich erwarte ich, dass er nicht trinkt. Was ich damit sagen wollte ist, dass ich es früher als Verzicht angesehen habe, dass ich selbst "wegen ihm" nichts trinken "darf". Und dann um so saurer war, wenn er es trotzdem macht.
Ich wundere mich einfach, dass ich nie lese, dass es anderen so geht. Ja, es wird manchmal geschrieben, dass Cos wegen dem Alkoholiker mit "rein schlittern" oder dass sie ihm was weg trinken wollen, damit er weniger hat. Oder wegen ihm dann eben auch mehr trinken, um ihm nah zu sein oder es selbst besser auszuhalten. Aber da geht es dann ja immer um den Partner, der das auslöst, der ursächlich war.
Wenn der Alkoholiker sich eingesteht, dass er einer ist, dann heißt das ja auch für mich als Partnerin, dass ich nichts mehr trinken sollte, mindestens in seiner Gegenwart. Das scheinen hier alle locker weg zu stecken. Für mich war das nicht so. Ich habe es vermisst. Das zuzugeben ist peinlich. Aber so war es.
Der Wunsch doch irgendwie kontrolliert trinken zu können war nicht nur bei meinem Mann vorhanden, sondern ich habe mir ebenfalls gewünscht, dass er das kann.
Da Du ja jetzt absolut geläutert bist und er ja nicht mehr darf/will, habt Ihr da noch Alkohol im Haus?
Das "absolut geläutert" hört sich ironisch und ein wenig abfällig an. Vielleicht kam es zu pathetisch rüber von meiner Seite. Für mich ist das aber tatsächlich ein großes Ding, dass es sich für mich nun gut anfühlt. Vorher habe ich kopfmäßig versucht alles richtig zu machen. Jetzt ist es auch innen drin stimmig.
Natürlich haben wir keinen Alkohol im Haus. Haben wir schon ewig nicht.
Was ich sagen wollte ist, dass mich der Alkohol schon seit Geburt begleitet hat. Und für mich positiv assoziiert war. Durch meinen eigenen Alkoholmissbrauch war die Wahrscheinlichkeit einen Alkoholiker als Partner zu haben natürlich hoch. Hatte nichts mit Helfersyndrom zu tun bei mir. Nova hat das super ausgedrückt:
dann hatte ich schon den Eindruck, dass einige gerne auch getrunken haben. Nur irgendwann einfach die Schnauze voll hatten von dem permanenten Zustand des Angehörigen und so immer weniger, besonders in seinem Beisein, getrunken haben.
Gerade kommt mir noch der Gedanke, dass es vielleicht nicht nur der Anfall war, sondern die Auseinandersetzung hier im Forum, die dazu geführt hat, dass ich Abstinenz für mich anders bewerte/besetze. Ich es nicht mehr als notwendiges Übel sehe, sondern zufrieden bin damit. Für mich selbst.
Alles Liebe, Jump! 🏵️