Der "Drei-Jahres-Faden"

  • Hallo Peter,

    das mit Deinem Gaumen muss schrecklich gewesen sein, das tut ja schon beim Lesen weh!!

    Und JA!! Gerade in schwierigen Zeiten macht sich oft bemerkbar, wie gut es ist, klare Gedanken und einen nüchternen Kopf zu haben! Mir geht es auch immer so.

    LG Cadda

  • Liebe Freunde und "Mitleidenden" ;) - das ist so nett und tut wirklich gut, vielen Dank!

    Ich habe schon an früherer Stelle geschrieben, daß AA mein Leben begleitet. Sporadisch lese ich hier und da drin, und dann fällt mir das ein oder andere vor die Füße, das mich richtig anpiekst. Heute morgen war es das Thema "Dankbarkeit, Demut, Akzeptieren".

    "Sich zurücknehmen" war mein gesamtes nasses Leben nicht drin. Erst als ich begriffen habe, daß ich dem Alkohol verfallen bin, er mich fest im Griff hatte und dabei war, mich umzubringen, habe ich umsteuern können. Voraussetzung dafür war, daß ich mich zurücknehmen und eines Tages sagen konnte: "Peter, bis hierher und nicht weiter - oder es ist vorbei." ... Ich klappte tatsächlich zusammen und heulte einige Stunden, weil es weh tat zu erkennen, daß ich jahrelang Mist gebaut hatte und nun alles zusammenbrach. In diesem Augenblick habe ich akzeptiert, daß ich bin, wie ich bin.

    Damit wurde alles leichter - und was danach folgte, war ein wunderbares Aufstehen aus meiner alkoholischen Lebenspfütze.

    Für die schlimmen und schmerzhaften Erlebnisse in meinem trockenen Leben, von denen es für mein Verständnis einige zuviel gab, habe ich ebenfalls dieses Akzeptieren gelebt: mit Sätzen "Es ist, wie es ist." habe ich mich zurückgepfiffen, mein Ego runtergeschraubt, mich nicht so wichtig genommen. Ich habe geschaut, wie es anderen Menschen in ähnlicher Lage geht und versucht durchzustehen und nach übermorgen zu schielen. Das hat bis heute funktioniert. Ohne Alkohol und ohne Gedanken an Alkohol. Meine Dankbarkeit dafür steht ganz oben in meinem täglichen Leben.

    Ich zitiere mal aus einem Lied von Grönemeyer, weil es einfach so schön passt und mir geholfen hat, Schrecken zu überwinden und positiv zu denken.

    "Und der Mensch heißt Mensch

    Weil er vergisst

    Weil er verdrängt

    Und weil er schwärmt und stählt

    Weil er wärmt, wenn er erzählt

    Und weil er lacht

    Weil er lebt"

    Danke fürs Lesen,

    Peter

  • Guten Morgen liebe Freunde im Forum,

    mir gehts heute ganz gut, der Alltag schleicht sich endlich endlich endlich zurück in mein Leben. Bestimmt von der Arbeit und dem Tages-Rythmus hole ich mir Tag für Tag die Stabilität zurück, die mir die entsetzliche Flut am 14. Juli fast genommen hatte. Nichts ist schlimmer, als der Verlust von Vertrauen und Lebensgewissheiten.

    Immer weniger erlebe ich die Attacken meiner Tränen, die mit Macht raus wollten. Gestern mal wieder kurz, aber ich habe das langsam immer besser im Griff und lerne damit umzugehen. Ein Zulassen meiner Gefühle, aber kein Zulassen, daß diese Gefühle die Kontrolle über mich bekommen. Auch das erfordert wieder mal eine Mischung aus Disziplin... und großer Dankbarkeit, daß ich überlebt habe, daß mein Schaden sich in Grenzen hält.

    Und wieder ist es wirklich ein Wunder, daß ich mich in diesen schrecklichen Monaten nicht einmal mit Alkohol betäuben wollte.

    Das Leben geht weiter - geniessen wir es. Nüchtern im Leben und mit klarem Verstand :) schaffen wir fast alles!

    Liebe Grüße aus dem Ahrtal

    Peter

  • Guten Morgen liebe Freunde,

    dreimal werde ich noch wach - dann habe ich Urlaub. Auch wenn sich, wie ich in der letzten Nachricht schrieb, der Alltag wieder in mein Leben schleicht, ist das Außergewöhnliche leider immer noch sehr nachdrücklich vorhanden. Gestern war mein Klavierstimmer da, saß am Instrument und schaute aus dem Fenster. "Damit müssen Sie nun leben?" fragte er. .. Allein die Frage war ein Schlag. Später war ich in Bad Neuenahr beim Optiker, um meine neue Lesebrille abzuholen. Da saß ein alter Mann auf einem Stuhl, den Tränen nahe, weil er bisher (nach der Juli-Flut) noch nicht in der Stadt gewesen war: "Ich habe mich nicht getraut, sagte er ganz leise und erschüttert, "und nun weiss ich, warum." .. Immer wieder spüre ich bei solchen Situationen, wie mächtig sich die Tränen auch bei mir ihren Weg bahnen wollen.

    Seit einigen Tagen spukt im Kopf mein Abzug aus dieser so schrecklich verwundeten Gegend herum. Ich stöbere in Stellenanzeigen, schreibe Bewerbungen, spreche mit Freunden und meinen Schwestern. Es ist so viel zu bedenken, daß ich schon davor fast einknicke. Aber es sind auch ganz wichtige Gedanken und die zwei für mich im Moment wichtigsten Gedanken dazu sind: "Wie verändere ich mich angesichts dieser Katastrophe? und "Schaffe ich das überhaupt - hier wohnen zu bleiben und mich auch wohlzufühlen?" .. Die Folgen der Flut werden uns jahrelang beschäftigen. Immer noch haben wir keine Kanalisation, immer noch keine richtige Straßenbeleuchtung, immer noch kein Telefon, immer noch Schlammpisten statt Straßen. Meine Arbeit ist weggespült und statt bislang 10 MInuten Fußweg zum Bahnhof habe ich nun 70 Kilometer Autofahrt zu wuppen. Dazu kommt die Ungewißheit über den Wiederaufbau der Bahnstrecke, die meine Arbeit war, und die voraussichtliche Dauer des Wiederaufbaus, die schon jetzt weit hinter meinem Renteneintrittsalter liegt.

    "Da kannst du auch gleich gehen." geht (nicht nur) mir immer wieder durch den Kopf und das ist nicht ganz falsch. Ich bin erstaunt und glücklich, daß ich angesichts dieser ungeheuren Lage und Zustände noch einen klaren Kopf habe. Unvernebelt von Alkohol und Zigaretten. "Nüchtern bin ich am besten!" weiss ich sehr wohl von mir zu behaupten und das bleibt auch so. Die Wunden in der Seele sind riesig und was weiter auf mich zukommt, sollte ich diesen Schritt und einen Neuanfang wagen, ist ganz schön happig. Und doch ist es irgendwie "nur" wie bei einem Urlaub: Das Schlimmste an Entscheidungen ist die Vorbereitung, das Abwägen, das Hin und Her, das Toben der Gefühle gegen die Vernunft. Die Heimat zu verlieren ist schlimm. Seit der Flut weiss ich ein klein bisschen besser, was Flüchtlinge durchmachen. Naürlich nur ansatzweise, denn ich lebe nicht in einem Kriegsgebiet, auch wenn es hier so aussieht.

    Nun bin ich neugierig, ob ich mich (wieder) nur in einer Phase befinde, die zum Überleben gehört. Oder ob das schon etwas Wegweisendes ist, was ich da gerade in und an mir erlebe.

    Danke, daß ich das alles hier lassen kann.

    Peter

  • Hi, bis jetzt lese ich nur hier und da mal mit, und hoffe Antworten für meine Situation zu finden...

    Wollte nur eben sagen, das Sie ganz toll schreiben können.. ihre Texte lesen sich wie Bücher, echt schön ... alles Gute für Sie weiterhin... Liebe Grüße

  • Liebe Freunde,

    nach acht Jahren guten Lebens in meiner Wahlheimat Rheinland-Pfalz nehme ich Abschied von hier. Mein ganzes Arbeitsleben bin ich stets freiwillig von Ort zu Ort gezogen, immer auf der Suche nach einer schöneren Umgebung, nach besseren Arbeitsbedingungen, nach einem besseren Leben. Das hatte ich hier im Ahrtal gefunden. Die Jahre meiner zahlreichen Orts- und Arbeitswechsel waren sehr anstrengend und das habe ich nur durch mein nüchternes und trockenes Leben hinbekommen. Dieses Mal aber gehe ich aus Trauer und Verzweiflung von einem Ort fort, der mir viel mehr ans Herz gewachsen ist, als ich jemals zu glauben gehofft habe. Die Flut im Sommer hat das alles auf den Kopf gestellt, inklusive meines bis dahin geglaubten stabilen Lebens.

    Gestern habe ich innerlich einen Schlußstrich gezogen und heute habe ich begonnen, ganz vorsichtig meinen Weggang zu planen. Ich habe die Zusage eines neuen Arbeitgebers in der Tasche und ziehe zurück in meine alte Heimat im Norden. Es geht tief aufs Land, zwischen Bremen, Hamburg und Cuxhaven. Auf der Hinfahrt im Zug habe ich ab kurz vor Bremen die Landschaft bewusst aufgenommen und in mich gehorcht. "Willst du das? Geht das?" und je weiter ich fuhr, desto mehr konnte ich "Ja" sagen. Die flache Landschaft, die kleinen roten Backsteinhäuser, die vielen Kühe und Pferde. Es ist eine Rückkehr, die die Flut erzwungen hat. Und ich weiss, es wird nun eine gute Rückkehr. Zudem ist es eine Rückkehr in meine Kindheit. Meine Schwestern freuen sich, daß ich komme und ich freue mich auch.

    Noch nie habe ich an einem so verwüsteten Ort gewohnt, wie zur Zeit. Niemand verpflichtet mich, hier zu bleiben und das ertragen zu müssen. Ich bin flexibel und ich kann nach vorne schauen. Ich möchte nicht zu denen gehören, die hier jahrelang leidend bleiben wollen oder müssen. Ich gehe. Meine Trauer dauert nun seit dem 14. Juli. Ich kann hier nichts reparieren, aber ich kann meine Trauer nun langsam ablegen, bevor ich selber zum Trauerfall werde. Magenschmerzen, Herzrumpeln und ein Tinnitus reichen. Hier saugt das Elend sämtliche Lebensfreude auf. Das geht nicht. Nach einer dreimonatigen Frist kann ich den Arbeitgeber wechseln und umziehen. Bis dahin leiere ich den Hausverkauf an und suche etwas anderes im Norden. Ich habe ein gutes Leben verdient - und das hole ich mir nun zurück.

    Danke fürs Lesen.

    Peter

  • Hallo Peter,

    ich habe Deine Einträge hier die ganze Zeit verfolgt, aber, ehrlich gesagt, fehlten mir die Worte um etwas zu schreiben! Ich empfinde das, was Dir (und all den anderen Flutopfern) geschehen ist, als so unglaublich traurig und bestürzend, es ist nur schwer vorzustellen...

    Ich freue mich sehr zu lesen, dass Du Dich nun für eine Veränderung entschieden hast. Sicherlich wird das eine anstrengende Zeit, bis alles abgewickelt ist, aber es wird Dir hoffentlich den Frieden und das glückliche Leben zurück bringen, das Du verdienst!

    Viele Grüße
    Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Lieber Petter,

    der Norden ist soooo schön... Ich bin sicher, dass Du Dich wohl fühlen willst. Ich finde Deinen Schritt mutig! Alles Gute für Dich!! und halte uns weiter auf dem Laufenden, aber das machst Du bestimmt :)

    LG Cadda

  • Lieber Petter,

    ich denke mir ja eigentlich schon länger: Wenn Du da keine familiäre Bande hast , dann ziehe weg von Ground zero. Du hast keine Pflicht dazu, aus einem diffusen Solidaritätsgefühl heraus vor Ort zu bleiben. Wenn diese Umgebung Dich deprimiert, dann hast Du jedes Recht, einfach zu gehen. Ich beglückwünsche Dich zu Deiner Entscheidung. Ein Tapetenwechsel wird Dir bestimmt gut tun.

    Ich komme selbst aus dem dörflichen Norden, genauer aus dem Niedersächsischen, aber das Bermuda-Dreieck, das Du da beschreibst, ist ganz ähnlich. Ich persönlich finde den Süden hübscher, aber menschlich paßt es für mich im Norden besser. Denn gibt's demnächst also Zuckerrübentrecker, Fachwerkhäuser mit Pferdeköppen am Giebel, Störche und endlose Mais- und Rapsfelder. Wenn man Naturbursche und nicht der geselligste Typ ist, dann läßt es sich da gut leben im Grünen. Nur die Wege zu einem Arzt oder zu einem Krankenhaus können lang werden, aber daran hast Du bestimmt schon selbst gedacht.

    Ich wünsche Dir alles Gute, so eine Reise zurück in die Kindheit kann bestimmt wundervoll sein. Hätte ich das Geld und, höhö, einen Führerschein, würde ich auch lieber im Speckgürtel wohnen und nicht direkt in der Stadt.

    Grüße,

    H.

  • Es ist schön zu lesen, dass du dich für einen Weg entschieden hast, der dich sicher langsam zur Ruhe kommen lassen wird.

    Das Geschehene wird dich vermutlich immer begleiten, aber ich bin überzeugt davon,, dass du im Norden eine neue Heimat finden wirst.

    So mutig entscheiden zu können, setzt einen klaren Kopf voraus. Den hast du trotz allem behalten können. Sei stolz auf sich und freue dich auf die neue Zeit.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Auf der Hinfahrt im Zug habe ich ab kurz vor Bremen die Landschaft bewusst aufgenommen und in mich gehorcht. "Willst du das? Geht das?" und je weiter ich fuhr, desto mehr konnte ich "Ja" sagen.

    Lieber Peter,

    ich kann das so gut nachvollziehen, dass und wie du das gemacht hast. Ich bin zwar seit vielen, vielen Jahren an meinem derzeitigen Wohnort heimisch, aber ein solches in mich Hineinhorchen mache ich noch immer. Ich vermute, dass das bei mir mit den vielen, vielen Umzügen in meinem Leben zu tun hat und mit der Sehnsucht, endlich irgendwo anzukommen.

    Ich zum Beispiel könnte und wollte nicht in die Gegend umziehen, in der ich aufgewachsen bin. Wann immer ich dort hinfahre, spüre ich, dass ich mich dort nicht so wohl fühle, irgendwie liegt eine Art grauer Schleier darüber.

    Wenn’s dir nun aber ganz anders ergeht, sondern es sich gut und richtig anfühlt, in die Gegend deiner Kindheit zurückzukehren, und du mit Freude daran denkst, dann freue ich mich aufrichtig mit dir. Ich ahne zumindest, was das für dich bedeutet.

    Die Gegend, in die du nun ziehen willst, ist mir vertraut, sie ist meiner Wahlheimat, in der es ganz ähnlich aussieht, benachbart.

    Die flache Landschaft, die kleinen roten Backsteinhäuser, die vielen Kühe und Pferde.

    Wann immer ich von woanders zurück in meine Wahlheimat komme, dann nehme ich genau dieses Bild, das du da beschreibst, mit einem wohligen Gefühl in meinem Inneren wahr.

    Ich wünsche dir bei dem, was vor dir liegt, gutes Gelingen und alles Gute.

    Beste Grüße

    AufderSuche

  • hallo Peter,

    es ist gut, das du jetzt weißt, wo der Weg dich hinführt. Ich glaube es ist ein sehr wichtiges Zeichen, denn nur dann kannst du dort auch ankommen.

    Es ist eine schöne Ecke da oben.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Moin Peter,

    dann werden wir ja fast Nachbarn und können uns hin und wieder zuwinken.

    Ich wünsche dir, dass du gut ankommst hier im Norden und du endlich wieder zur Ruhe kommst.

    Ja, du hast ein Recht auf ein Leben in Ruhe und Frieden, auf Fröhlichkeit, bei aller Trauer, die hoffentlich bald leiser, erträglicher wird.

    Ich wünsche es dir sehr.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Ach... ist das alles lieb von Euch. Ich bin so gerührt. Vielen, vielen Dank. Ich werde Euch natürlich teilhaben lassen, wie es weitergeht.

    Ground zero passt, lieber Hanseat. Nun muss ich das nur noch einige Monate ertragen und das ist schon deutlich weniger als die Zeit, die ich bislang in diesen Trümmern verbracht habe. Auch das macht mir Mut.

    Nun habe ich also schon zwei neue Freunde im Norden :) Ich glaube, es sollte dann mal ein "Onliner-Treffen" oder sowas in der Art geben. Das wär´doch was.

    In diesen Tagen habe ich Urlaub. Es ist mir ganz recht, ich kann mich fallen lassen und überlegen, wie ich vielleicht was angehe. Für Umzugsplanungen ist es viel zu früh, aber ich kann ja mal "vor"denken. Auch das hilft und heilt. Vorhin war ich einkaufen. Allein die zwei Kilometer zu Penny sind ein Albtraum. Schlamm, Dreck, fehlende Straßenbegrenzungen, kaputte Ufer. Ich habe beschlossen, ab sofort ein paar Kilometer mehr und in einer andere Richtung zu fahren, damit ich das "umschiffe".

    Obwohl ich noch gar nicht weiss, wo und wie genau ich in ein paar Monaten wohnen werde, richtige ich mich irgendwie schon ein. Das oberste Ziel dabei ist: Gemütlichkeit & Ruhe. Weitblick ins Grüne. Klar, alles etwas idealisiert, aber wünschen kann ich mir das doch :)

    LG Peter

  • Ich begleite dich ja schon so lang wie ich im Forum bin.

    So oft hast du Arbeit & dabei wohl auch immer den Wohnort gewechselt.

    Norwegen, Hamburg, der Westerwald, Innsbruck: Immer hatte ich den Eindruck, dass du vor irgend etwas fliehst.

    Zumindest diesmal fliehst du zu recht. Schon alleine die Rechnung "vor meiner Rente wird der Betrieb meiner Strecken nicht realisiert werden" ist Grund genug, die Koffer zu packen.

    Aber ich wünsche dir so sehr, dass du auch mal bleiben kannst, dass du mal ankommst.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • So lange begleitest du mich schon, Dante? Ich denke, da muss ich mal von Herzen "Danke!" sagen.

    Viele Freunde hatten bei meinen Wohnort- und Arbeitswechseln den Eindruck, ich würde vor etwas fliehen. Aber es war keine Flucht. Es war mehr ein Nachholen all dessen, was ich durch jahrelangen Alkoholmißbrauch versäumt hatte, es war geradezu ein Abenteuer. Von Arbeit zu Arbeit habe ich mich verbessert, jede Stelle wurde ein wenig besser. Ich musste in späten Jahren lernen, was Mobbing am Arbeitsplatz bedeutet, aber auch was Ausbeutung ist. Die Wohnortwechsel waren lustigerweise gar kein Problem: nachdem ich nüchtern wurde, strotzte ich vor Energie und wollte alles kennenlernen. War die Arbeit nicht, wie ich mir das vorgestellt habe, oder hatte man mich bei den Arbeitsmodalitäten hinters Licht geführt, habe ich eine neue Stelle gesucht und bin weitergezogen. Heute denke ich manchmal, ich hätte den kleinen Umzugstransporter fast kaufen können :) Wenn ich richtig gerechnet habe, waren das neun Umzüge in fünf Jahren, heute eine Horrorvorstellung für mich und von außen betrachtet kann ich dich verstehen, Dante: das sah wirklich nach Flucht aus!

    Im Ahrtal bin ich gerne geblieben, hier stimmte wirklich alles und ich habe keinen Tag gedacht, hier wieder wegzugehen. Aber nun ist es eben doch anders gekommen. Die Flut hat mich Demut vor der Natur spüren lassen. Sie hat mir gezeigt, daß nichts im Leben selbstverständlich ist und bei allem unglaublichen Glück, daß ich in der Nacht gehabt habe, bin ich nun doch Betroffener, wenn auch indirekt. Die letzten Monate waren von Fassungslosigkeit und Trauer geprägt - die nächsten Monate will ich nach vorne schauen, wieder auf der Suche nach einem besseren Leben und: endlich wieder mal umziehen. :lol:

    Peter

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