Ab wann ist man Alkoholiker?

  • Ich wollte mal das Thema eröffnen und die Frage stellen, ab wann man Alkoholiker ist? Ich denke so ganz pauschal lässt sich das nicht beantworten, aber ein paar Hinweise auf einen kritischen Konsum gibt es ja.

    Von Alkoholsucht bzw Alkoholmissbrauch kann man sprechen, wenn ein Drang besteht Alkohol regelmäßig zu konsumieren. Oft will der Alkoholiker auch nicht wahrhaben, dass ein Missbrauch besteht. Sollte ein Zwang bestehen, regelmäßig Alkohol zu trinken, kann von einer Sucht gesprochen werden. Man ist Alkoholiker.

    Auch der Kontrollverlust ist ein wichtiger Indikator, kann nicht mehr kontrolliert werden, nach dem ersten Glas aufzuhören, ist das ein Indiz Alkoholiker zu sein. Bei auftretenden Entzugserscheinungen ( zB Zittern, Krämpfe ) ist man mit Sicherheit ein Alkoholiker.

    Interessantes Thema, oder? Kann gerne ergänzt, korrigiert werden.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo Alex

    Von Alkoholsucht bzw Alkoholmissbrauch kann man sprechen, wenn ein Drang besteht Alkohol regelmäßig zu konsumieren. Oft will der Alkoholiker auch nicht wahrhaben, dass ein Missbrauch besteht.

    Alkoholsucht und Missbrauch, ist ein Unterschied.

    Alkoholmissbrauch: Ich missbrauche freiwillig den Alkohol, um einen Rausch-Zustand zu erreichen.

    Alkoholsucht. Ich muss trinken, unabhängig vom Zustand.

    Der Übergang von Missbrauch zur Sucht ist schleichend und nicht verifizierbar.

    Anzeichen für Alkoholsucht. Kontrollverlust, psychisches Verlangen nach Alkohol. Physisches Verlangen, um körperliche Entzugserscheinungen zu minimieren. (unter anderen Tremor, Schwitzen, Unruhezustände, Wesensveränderung.)

    Bei auftretenden Entzugserscheinungen ( zB Zittern, Krämpfe ) ist man mit Sicherheit ein Alkoholiker.

    Sind erstmal Hinweise für Alkoholismus. Es gibt aber auch eine rein psychische Abhängigkeit.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Soweit ich weiß, gibt es da folgende Richlinie, von denen drei oder mehr Punkte erfüllt sein müssen:

    • Ein starkes Verlangen nach Alkohol
    • Kontrollverlust (also wann und wieviel man trinkt). Das Nicht-Aufhören-Können
    • Körperliche Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Zittern, Schlaflosigkeit, Ängste
    • Toleranzentwicklung: man muss immer mehr trinken, im den gewünschten Effekt zu erreichen
    • Vernachlässigung: Der Körperhygiene aber auch anderer Interessen wie Freundeskreis oder Hobbys. Alles dreht sich um den Alkohol: Beschaffung, Konsum, Kater
    • Fortgesetzter Alkoholkonsum trotz besseren Wissens

    So habe ich es in der Therapie gelernt.

  • Also ich habe auch gelernt, dass es quasi einen "Diagnose-Katalog" (Siehe Seeblicks Beitrag) gibt, der aber mittlerweile "nur" eine Richtlinie darstellt, da das Thema deutlich vielschichtiger ist.

    Ein ganz großes Thema ist finde ich der Punkt, dass sich die Gedanken größtenteils um den Stoff drehen ...

    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Zitat

    Der Übergang von Missbrauch zur Sucht ist schleichend und nicht verifizierbar.

    Es gibt aber auch eine rein psychische Abhängigkeit.

    Damit fängt ja alles an, aus Trinken, wird regelmäßiges Trinken und dann ständiges. Irgendwann, wird aus vermeintlichem Genuß Sucht.

    Ist es die nicht Grundlage für eine Sucht überhaupt, die psychische Abhängigkeit? Ich „will“ trinken, um bestimmte Zustände zu erreichen. Ich kann den Drang nicht unterdrücken.

    Ich erliege immer wieder der Versuchung, um mir diese Zustände zu verschaffen, das habe ich vorher gelernt.

    Nach der Entgiftung ist der Körper sauber, der Kopf noch nicht. Der Alkoholismus besteht weiter.

    Man ist alkoholabhängig, im Kopf (über Jahre antrainierte positive Reize erzeugend).

    Lässt man den Alkohol weg, werden bestimmte Botenstoffe im Hirn nicht mehr oder vermindert ausgeschüttet.

    Es wäre jetzt müßig, darüber zu philosophieren, ob das nun physisch oder psychisch ist, ist das Hirn ja auch ein Teil des Körpers.

    Wenn ich nicht mehr auf diese positiven, durch Alkohol erzeugten „Erlebnisse“ verzichten will oder kann, bin ich süchtig, Alkoholiker.

  • Danke euch

    Alkohol - ab wann ist es Sucht?

    Ich meine das jetzt verstanden zu haben. Ein Punkt fällt mir noch ein: wenn man selber glaubt Alkoholiker zu sein. Wenn jmd sich beispielsweise in unserer online Selbsthilfe Gruppe anmeldet....

    Ich hatte auch überlegt einen Test 'bin ich Alkoholiker ' zu erstellen. Da sehe ich leider große Probleme.

    Wichtig ist der Gang zum Arzt, das ist auch erwähnenswert.

    Gruß

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Ist es die nicht Grundlage für eine Sucht überhaupt, die psychische Abhängigkeit?

    Ich glaube, das eine greift ins andere über.

    Als Jugendlicher jedoch ohne psychisch gestört zu sein die Birne voll gehauen, weil es eben in der Gruppe normal war. Heute nennt man das Komasaufen. Ich schließe aus, dass die Pubertät eine psychische Krankheit ist. ;)

    Ich saufe mir eventuell die Psyche mit kaputt und es wird zur Sucht. Aber was war zuerst da. Huhn oder Ei?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Die Pubertät ist eine psychische Krankheit. :?

    Nur ist sie zum Glück zeitlich begrenzt, bei den meisten jedenfalls.

    Und man gewöhnt sie sich nicht an, im Gegensatz zum Alkohol.

    Alex07 , jeder Alkoholiker der sich hier anmeldet, weiß was mit ihm los ist, entweder noch oder in der Vergangenheit.

    Viele suchen hier Tipps, Bestätigung, Austausch mit Betroffenen, niemand benötigt einen Test der ihm seine Erkenntnis bestätigt, daß da etwas arg schief lief, mit seinem Alk-Konsum.

    Wenn ich etwas schwer oder gar nicht mehr kontrollieren kann, bin ich süchtig, wenn der Soff mein Gehirn soweit veränderte, das ich ihn förmlich benötige zum "Seelenheil". Da ähneln sich alle psychoaktiven Substanzen.

  • Ich finde das Thema superinteressant. Mir selbst habe ich ewig die Frage gestellt, aus heutiger Sicht betrachtet ist die Antwort für mich klar.
    Ich dachte immer "aber ich trinke gar nicht jeden Tag", "ich bin ja nicht körperlich abhängig" etc pp.

    Was ich bis heute superschwierig finde ist diese Grenze zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholiker.
    Mit dieser Unterscheidung kann man sich finde ich leicht selbst belügen und sich denken "siehste, ich bin ja kein Alkoholiker".

    Dass Alkoholmissbrauch auf mich zutrifft war mir immer glasklar.
    Aber so konnte ich mich gut selbst belügen, und selbst als mir klar war dass ich ein Problem hab, kam es mir komisch vor z.B. zu einer Suchtberatung zu gehen weil ich ja "nur" Alkoholmissbrauch betreibe (so die Diagnose).

    Ab einem gewissen Punkt hätte es mir sehr geholfen (als ich das erste mal mit meinem Arzt darüber gesprochen hab) wenn das teilweise nicht so unscharf wäre. Hätte mir zu dem Zeitpunkt jemand offen ins Gesicht geklatscht "ja, du bist Abhängig", hätte mir das glaube ich geholfen sicherer im Umgang damit zu sein.

    Das man natürlich auch aufhören sollte wenn man Alkoholmissbrauch betreibt ist natürlich noch mal eine ganz andere Geschichte, ich hoffe ihr wisst was ich meine. Ich vermute mal dass ich nicht der Einzige bin der sich da was vorgemacht hat ;)

  • So mal schnell zusammengefasst in Kurzform ( Synthese des Threads )

    ab wann ist man alkoholsüchtig?

    Bei regelmäßigem Konsum von Alkohol, oder bei unkontrolliertem Verhalten beim Trinken.

    wie wird man alkoholsüchtig?

    schleichend, je regelmäßiger und/oder intensiver man trinkt, desto schneller kann man in der Alkoholsucht landen.

    wie schnell wird man alkoholsüchtig?

    Pauschal lässt sich das nicht beantworten, es ist ein Prozess, der aber verhindert und aufgehalten werden kann, wenn man seinen eigenen Konsum hinterfragt und frühestmöglich mit dem exzessiven und / oder regelmäßigem Alkoholkonsum aufhört.

    wann hat man ein Alkoholproblem?

    zB wenn man schon nach Hilfe im Internet sucht ( dieser Thread bspw ) deutet es auf eine erste Selbstreflexion hin. Sobald Suchtdruck entsteht, ohne Alkohol hat man ein Alkoholproblem. Eine Kontrolle über den Alkohol ist nicht mehr gegeben und Entzugserscheinungen können beim nicht Trinken auftreten.

    wann spricht man von Alkoholmissbrauch?

    Es gibt auch den klassischen Alkoholmissbrauch. Der Übergang von schädlichem Alkoholmissbrauch zur Sucht ist fließend und wird nicht nur an der Trinkmenge festgemacht, bei Alkoholmissbrauch ist der körperliche und seelische Problem mit Alkohol eher gemeint. Eine Alkoholsucht auf der anderen Seite ist das Problem, nicht mehr die Menge an Alkohol und das Trinkverhalten dauerhaft kontrollieren und steuern zu können.

    Danke euch

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Es wäre jetzt müßig, darüber zu philosophieren, ob das nun physisch oder psychisch ist, ist das Hirn ja auch ein Teil des Körpers.

    Ja, nur gut. Obwohl, bei manchen habe ich doch manchmal den Eindruck, das Hirn läuft 2 m hinter dem Körper…. 🤪

    Zum eigentlichen Thema muss ich noch nachdenken. 🤔

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich habe 35-40 Jahre lang täglich abends 2 Liter Bier getrunken und hatte immer gedacht und befürchtet, ich könnte eventuell ein Alkoholiker sein. (Ich empfand die Bettschwere immer als sehr angenehm und möglicherweise auch die beruhigende Wirkung).

    Dann habe ich das Biertrinken von heute auf morgen eingestellt. Das ging leicht, bis heute ohne Probleme und ohne Rückfall. Deswegen glaube ich, dass ich auch nach den vielen Jahren abendlichem Trinken kein Alkoholiker war oder bin. Ich habe wohl einfach nur mordsmäßig Glück gehabt.

    CW

  • Von Alkoholsucht bzw Alkoholmissbrauch kann man sprechen, wenn ein Drang besteht Alkohol regelmäßig zu konsumieren. Oft will der Alkoholiker auch nicht wahrhaben, dass ein Missbrauch besteht. Sollte ein Zwang bestehen, regelmäßig Alkohol zu trinken, kann von einer Sucht gesprochen werden. Man ist Alkoholiker.

    Heute weiß ich, dass Alkoholmissbrauch in der Alkoholsucht seinen traurigen Höhepunkt finden kann, es ist aber nicht das Gleiche.

    Ich denke, der Übergang ist meist schleichend, bei mir ging es allerdings recht schnell, dass aus dem Missbrauch Sucht wurde. Ich habe allerdings auch nicht diese Phase gehabt, in der die meisten Alkohol ‚normal‘ trinken, beim Essen, beim Ausgehen oder beim Grillen oder einfach in netter Gesellschaft….

    Anfangs war es kein Problem, mal ein paar Wochen nichts zu trinken. Aber (rückblickend betrachtet), wurde die ‚Trockenphase‘ recht schnell immer kürzer und die Alkoholmenge immer mehr.

    Weil ich den Zeitpunkt, wo ich überhaupt erst angefangen habe, Alkohol zu trinken ( mit Mitte 30) ziemlich genau benennen kann und aufgrund einer Nacht im Krankenhaus wegen Entzugserscheinungen (ich habe Stimmen gehört und hatte fürchterliche Angst, verrückt zu werden. Ich konnte das damals noch nicht als Entzugserscheinungen einordnen), kann ich für mich sagen, dass es vom 1. Schluck bis zur Sucht keine 2 Jahre gedauert hat. Alkoholmissbrauch habe ich von Anfang an betrieben, es war nie Genuss dabei.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Schratte,

    du wolltest aufhören, aus welchen Gründen auch immer.

    Das ist der entscheidende Punkt! Freiwillig. #

    Dir war im Kopf klar: aufhören, nicht mehr trinken, du hattest begriffen, daß Alkohol auf Dauer nichts bringt, im Gegenteil.

    Bei mir war es ähnlich, nur daß ich täglich 3 bis 4 Bier trank, im letzten Jahr kam noch Schnaps hinzu.

    Doch ich wollte aufhören und tat es.

    Am Anfang war es alles andere als einfach, ich mußte mich sehr zusammenreißen, doch ich wollte es.

    Ob ich Alkoholiker bin oder nicht, ist für mich irrelevant. Ich trinke nicht mehr, das ist wichtig.

    Sicher bin ich Alkoholiker, ich könnte es ausprobieren...

    Ich leide weder unter Suchtdruck, noch unter Verlangen, Gier (craving).

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