Abstinenzler - Der lange Kampf

  • Das ging aber schnell:

    Gestern war meine Stieftochter auf der Weihnachtsfeier von ihrem Betrieb. Als sie kam dachte ich ob sie wohl was getrunken hat oder nicht. War mit dem Hund und dachte ganz oft hat sie oder hat sie nicht? Das interessiert mich doch nicht?! Mein Suchthirn ist direkt drauf angesprungen. Ich wollte das garnicht, aber die Gedanken kreisten darüber. Ich sagte Schluss jetzt, atmete die Herbstluft, schaute in den Himmel. Die Gedanken kamen wieder. Verrückt. Es juckt mich nicht was ``normalos`` machen, ich kann sie nicht mit mir vergleichen. Dann war die Stieftochter plötzlich weg und die Gedanken auch. Hätte nicht gedacht das an Tag 10 das Suchthirn mich schon wieder ärgert. Das nervt aber dem Alkoholismus ist das leider egal.

    Heute abstinent bleiben, nicht gucken was in 3 Monaten etc. ist. HEUTE.

  • Ich sagte Schluss jetzt,

    Das ist schon mal gut. Liest sich nicht nach Diskussion.

    Hätte nicht gedacht das an Tag 10 das Suchthirn mich schon wieder ärgert.

    ? Eher verwunderlich. Gerade am Anfang hat es sich mehrmals am Tag bei mir gemeldet. Sobald eine Situation anstand, bei der ich normalerweise getrunken habe. Und das waren nicht wenige.

    Vielleicht erkennst Du die Suchtstimme erst jetzt richtig. Von daher sehe ich das eher positiv.

    Als ich noch nass war, wusste ich gar nicht, dass es diese Stimme in mir gibt. Ich habe einfach getrunken. Erst mit der Nüchternheit ist sie mir bewusst geworden. Aber das war auch wichtig. Denn ab da wusste ich auf was ich aufpassen muss.

  • Guten Morgen,

    als ich mit dem Hund beim Ententeich war, saß dort wieder dieser unfreundliche Gammler der nicht mal Guten Morgen sagen kann. Diesmal aber mit Getränkedose. Morgens um 10. Ich gucke ob das ein Bier ist. Interessiert mich nicht. Ich gucke wieder. Juckt mich nicht. Ich komme näher und gucke, ja es ist ein Bier. Na toll, habe gehofft es ist Energy Drink. Bitteschön, wollte ich es doch garnicht wissen aber mein Suchthirn schon.

    Direkt den Naturpark verlassen, anderer Weg, wieder die Saufgedanken. Haut ab, raus aus meinem Kopf. Gedacht, man mir geht es so gut, Magen wieder ok, Entzug vorbei, ich gehe nach Hause, mache es mir GEMÜTLICH, spiele PS5, trinke einen Tee, ruhe mich aus, geniesse den Tag.

    Zuhause dann alles wieder normal, meiner Frau erzählt.Situation Nummer 2.

    Tag später wieder mit dem Hund, Bierdose hier, 6er Verpackung da, Flasche dort. Hingeglotzt, weggeglotzt, Kein Interesse, raus aus meinem Kopf!! Natur beobachtet, die Häuser, gedacht so ein schöner nüchterner Spaziergang, macht richtig Spaß. Situation Nr. 3.

    Ich sollte mal aufhören die Situationen zu zählen oder doch nicht? Ja die Saufgedanken gehen wieder weg. Das ist schön

  • Guten Morgen Abstinenzler,

    das ist ja unangenehm. Oder? Hast Du keine andere Möglichkeit mit dem Hund zu laufen? Also wo Du nicht von 6´er-Verpackungen und "Gammlern" getriggert wirst? Du hast es ja gut überstanden, aber das ist für Dich mit Anstrengung verbunden.

    Bestimmt gibt es einen anderen Platz für den Hund und Dich.

    LG

    Bibi

    Das Leben wird dir solange denselben Test geben, bis du ihn bestanden hast.

    -Xo Filou-

  • …auf die Gefahr hin dass ich einen Rüffel kassiere wenn ich hier schreibe…

    Lieber „Abstinenzler“… in meiner Erinnerung, in meinen Kindheitstagen, war diese Bezeichnung eine sehr abfällige, abwertende, für einen Typ Mensch, der sich den üblichen Trinkgepflogenheiten entzog… es war wahrlich keine positiv schmeichelhafte Auszeichnung…

    Ich weiß ja nicht, mit welchen Assoziationen dein Nickname in deinem System abgespeichert ist…

  • Vielleicht sollte man mal festhalten. Co‑Abhängige und Alkoholiker haben unterschiedliche Blickwinkel. Alles über einen Kamm zu scheren bringt nichts.

    Trockenwerden heißt Veränderung und zwar radikal. Es bedeutet, mit Suchtdruck leben zu lernen. Wer am Anfang jedoch nur auf Konfrontation setzt, jede Flasche ins Visier nimmt und ständig kontrolliert, wer trinkt und wer nicht, der baut sich selbst eine Sackgasse. Das wird schnell zäh, das weiß ich aus Erfahrung. Durch mein Trockenwerden habe ich mir mein Leben zurückgeholt, und dieses Leben musste neu besetzt werden.

    Wer vorher rund um die Uhr getrunken hat, erlebt plötzlich einen riesigen freien Raum. Und wenn der nicht besetzt wird, meldet sich das Suchthirn und bietet das Saufen als Lückenfüller an, weil es genau das antrainiert hat.

    Und ja, auch mit dem Partner verändert sich etwas. Gespräche auf Augenhöhe, nichts wird mehr weggesoffen, nichts bleibt im Dunkeln. Das ist Realität. Aber, nicht jede Beziehung hält das aus. Vor allem dann nicht, wenn man sich jahrelang arrangiert hat und plötzlich Klarheit statt Nebel herrscht.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • In den ersten Monaten nach Wegstellen der Flasche ist das Hirn und somit die eigene Denke noch alkoholfixiert. Daher wird der Alkohol, insbesondere der, den andere trinken, schnell erfasst. Zu Beginn wanderten meine Augen beim eines Cafes herum und erfassten sogleich, wer Alkohol auf dem Tisch stehen hatte. Dies als kleines Beispiel.


    Der Körper ist recht entgifet, aber mit dem Oberstübchen dauert es halt etwas länger, bis das alkoholfixierte Denken sich auflöst. Auch bei mir dauerte es eine Weile.


    Wir waren gestern Abend aus essen. Beim Betreten des Lokals habe ich nach unserem Tisch Ausschau gehalten und nicht nach den Getränken anderer Leute, weil deren Getränke mich einfach nicht mehr interessieren.


    Nicht umsonst heißt es häufig, so auch hier im Forum, das erste Jahr ist am schwersten. Anschließend hast Du alle Herausforderungen eines Jahres gemeistert und weist, wie Du Dich wann und wo zu verhalten und zu bewegen hast.

    Gib Dir die nötige Zeit, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es sind vor allem Geduld und Ausdauer gefragt.


    Viel Erfolg

  • Hallo Abstinezler, ich habe mich früher auch immer wieder dadurch manipulieren lassen, wenn ich andere Leute beim Trinken gesehen habe oder im Supermarkt, wenn alkoholische Getränke aufs Kassenband gelegt wurden. Oder wenn ich auf Parkplätzen Bierdosen, Weinflaschen oder Ähnliches in den Sträuchern gesehen habe. All diese Dinge, die ich gerade aufgezählt habe, sehe ich tagtäglich immer noch – aber meine Sichtweise hat sich geändert.(Gott sei Dank brauch ich das nicht mehr denke ich jedes Mal, wenn ich so etwas sehe).

    Die Teilnahme in diesem Forum und das tägliche Lesen haben meine Sichtweise verändert. Ich kenne dich zwar nicht, gehe aber davon aus, dass in deiner Vergangenheit genügend Dinge passiert sind, die darauf hindeuten, dass der Zeitpunkt gekommen ist, um für immer abstinent zu werden. Wenn man den Tiefpunkt erreicht hat, sollte ein Umdenken stattfinden.

    Ich hatte in meiner Vergangenheit schon etliche Tiefpunkte und konnte nur mehr oder weniger Trinkauszeiten daraus machen. Was ist überhaupt der Tiefpunkt? Ist es die Null? Oder geht es noch ins Minus? Wenn es ins Minus geht, sollte man sich ernsthafte Gedanken ums Trocken werden machen – wenn man bei -10 angelangt ist, oder -15, oder -100, oder -1000. Umdenken, akzeptieren und kapieren – das ist das, woran ich glaube.

    Und noch etwas: Aktuell bin ich an einem Punkt, an dem ich froh bin, ein richtiger Alkoholiker zu sein, ohne Wenn und Aber. Denn ich kenne meine Vergangenheit, ich weiß, wie es mir seit eineinhalb Jahren Abstinenz geht, und ich weiß auch, was mich erwartet, wenn ich bewusst wieder einen Schluck Alkohol trinken oder andere alkohol,haltigen Sachen zu mir nehmen würde…. Alkohol? Nein, danke.!!!

    Alles Gute🍀. Zwieback.

    Ich bin (M/geb. 71)und "lebe" glücklich, abstinent seit 05./24.

  • Wer am Anfang jedoch nur auf Konfrontation setzt, jede Flasche ins Visier nimmt und ständig kontrolliert, wer trinkt und wer nicht, der baut sich selbst eine Sackgasse.

    Das passiert irgendwie automatisch. Ich will es nicht sehen, nicht hingucken aber es passiert trotzdem. Manchmal aber auch nicht. Vieleicht kann man das trainieren, ober es wird mit der Zeit besser.

  • Was ist denn ein richtiger Alkoholiker?

    Ja, was ist ein richtiger Alkoholiker?….

    Es gibt Leute, die haben durch Alkohol ihr Arbeitsplatz verloren. Es gibt Leute, wo der Lappen nun schon zum dritten Mal weg ist. Es gibt Leute, die lange abstinent waren, aber bei der Hochzeit des eigenen Kindes wieder mit dem Trinken angefangen haben und es dann so übertrieben haben, dass die Hochzeit fast abgebrochen werden musste Und Braut und Bräutigam die Tränen in den Augen standen. Es gibt Leute, die alles verloren haben, unter der Brücke leben und der Tetrapack mit Wein das schönste ist was sie besitzen…. Und und und… sind diese Menschen richtige Alkoholiker? Kann sein, ich weiß es nicht. Es steht mir auch nicht zu darüber zu urteilen. Was ich aber weiß, ist, dass ICH ein richtiger Alkoholiker bin. Der beste Beweis dafür., ich war schon dreiviertel Jahr glücklich abstinent,( Frühjahr2025) und habe in einem Restaurant aus einem Glas Wasser getrunken, welches sicherlich nicht gut ausgespült war. Und vorher war dort irgend ein. Alkoholisches Getränk drinne., dieses Ereignis hat mich fast zwei Wochen nicht losgelassen und wieder diese Verzicht Stimme in mir geweckt. Ich spreche hier nur für mich. Ich bin ein richtiger Alkoholiker und ich bin sehr froh darüber endlich diesen Zustand akzeptiert zu haben. Wenn ich etwas schreibe, kommt es etwas Rau rüber , aber das sind meine Gedanken 😉

    Ich bin (M/geb. 71)und "lebe" glücklich, abstinent seit 05./24.

  • Guten Morgen!!!

    Weiterhin abstinent. So ein ruhiges und entspanntes Leben. Keine Handschellen um, kein Terror, kein Stress, mein Magen und meine Seele lachen, kein Zittern, kein Schweiß, kein Schüttelfrost.

    Habe Kraft, kann mich um alles kümmern, genieße den Tag, herrlich.

    Habe eine Radtour mit dem Hund gemacht, es gibt kein schlechtes Wetter- nur schlechte Kleidung.

    So soll es gerne bleiben...

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