Es muss auch ohne gehen!

  • Hallo ihr Lieben,

    Ich hoffe es geht in Ordnung das ich den Text meiner Vorstellung hier einfüge.

    Erst mal kurz zu etwas zu meiner Person. Ich bin 30 Jahre alt und männlich, Arbeite im Recycling Gewerbe und habe eine Frau und drei wunderbare Kinder (3, 7 und 8 Jahre).

    Nun zu meinen Sorgen. Ich habe mit 16 angefangen Alkohol zu trinken, immer im Rahmen, also maximal zwei oder drei Bier oder ein Glas Wein mit Cola gemischt. Mir gefiel diese Leichtigkeit und dieses leicht benebelte. Außerdem war ich auch viel lockerer drauf.

    Mit 18 hatte ich meinen ersten Vollsuff plus Alkoholvergiftung. Das war bei einem Geburtstag eines Schulfreundes. An diesem Tag kam ich auch das erste mal mit härterem Alkohol in Berührung, in diesem Fall Wodka gemischt mit Energy Drink. In meinem Jugendlichen Leichtsinn dachte ich das ich von diesem süffigen Getränk nie besoffen werde und trank einen auf den anderen bis ich den nächsten Tag in meinem erbrochenen aufgewacht bin und auch anschließend nicht aufhören konnte mich den ganzen Tag zu übergeben. Meine Mutter ist dann mit mir ins Krankenhaus und da wurde mir erst mal eine Standpauke gehalten.

    Anschließend wollte ich nichts mehr vom Alkohol wissen, bis ich 19 war. Da fing es richtig an. Jeden Freitag und Samstag das ganze Jahr über in Bars und Diskos. Immer von 19 Uhr bis 6 oder 7 Uhr morgens. Auch der Konsum wurde immer größer und Bier war für mich eigentlich nur noch zum vorglühen geeignet. Also schnell 7 Bier reingeschüttet und dann zu den harten Sachen bis früh in den Morgen, bis ich nicht mehr sprechen konnte und nur noch durch die Gegend getorkelt bin.

    Das ging dann über drei Jahre so weiter. Bis ich mit 22 Vater wurde. Für mich war klar das mein Junggesellenleben vorbei ist, ich wollte nicht mehr bis 7 Uhr morgens weg sein im Gedanken das Zuhause Frau und Kind warten. Dann fing ich an daheim zu trinken und wenn ich unterwegs war dann nur noch in Bars, meistens mit meinen Cousins und meinen Schwager. Das ging von dann von 18 Uhr bis spätestens 1 Uhr. Da ich also verkürzte Zeit hatte verzichtete ich meistens auf Bier und gab mir gleich Wodka und Co. Da meine Begleitschaft auch immer bis ans maximale Limit gesoffen hatten, dachte ich natürlich das alles normal sei.

    Im September 2018 war ich bei meinem Schwager auf dem Geburtstag. Er hatte nur Bier da und wir soffen von Mittags bis Nachts. Schlussendlich hatte ich mich drei mal in die Hecke übergeben und trotzdem weiter gesoffen. Die nächste komplette Woche lag ich mit höllischen Schmerzen im Magen flach und meine Frau eröffnete mir das erste Mal seit wir zusammen sind das sie meinen Konsum als nicht normal betrachtet. Sie wollte mich nie darauf ansprechen weil ich ein liebevoller Vater bin und auch arbeite und eigentlich nie unter der Woche trinke.

    Ich war echt schockiert. Ich dachte das erste Mal ehrlich und unverblümt über mich und den Alkohol nach und bin zur Erkenntnis gekommen das wenn ich anfange zu trinken nicht aufhören kann bis ich abgeschossen bin. Seit diesem Tag im September habe ich nichts mehr alkoholisches getrunken und möchte lebenslang abstinent sein, aus Angst das alles wieder von vorne anfängt und ich vielleicht wirklich irgendwann Gesundheit oder meine Frau und Kinder aufs Spiel setze.

    Jetzt nach langem reden zu meinem Problem. Ich hatte bis heute keine körperlichen Entzugserscheinungen. Mein Problem ist eher im Kopf. Ich meide meinen Schwager Wochenends komplett, da er Freitag und Samstag munter weiter säuft und auch auf anraten seiner Schwester und Frau sich "seine" zwei Tage der Woche nicht nehmen lassen will. Saufen ist für ihn auch ein Sinnbild von Männlichkeit. Aber allein der Gedanke am Wochenende das sich alle amüsieren und feuchtfröhlig besaufen löst in meinem Inneren eine Wut aus die nicht mehr normal ist ich muss mich ablenken mit Kreuzworträtseln, lesen usw. Dann habe ich auch immer melancholische Momente in denen ich daran erinnere wie toll immer alles mit Alkohol war und wie gut jetzt ein Drink passen würde. Es ist schon etwas besser geworden nach 6 Monaten. Aber ein Problem kann ich nicht mehr verleugnen, weil ich weiß wenn ich jetzt ein Bier aufmachen würde, wäre ich nicht zufrieden bis ich 15 bis 20 intus hätte. Ich hoffe ihr könnt mir helfen und Tipps geben wie ich für immer trocken bleibe. Ich will nicht mehr. Auch weil es mir seit 6 Monaten soviel besser geht. Ich nehme mich seit Jahren das erste mal wieder selbst wahr im Spiegel, habe mehr Selbstbewusstsein und jeder sagt ich sehe plötzlich besser und gesünder aus und ob ich irgend l eine Diät oder Kur mache.

    Ich freue mich wirklich auf Tipps und eure Waisen Ratschläge.

    Das war jetzt kurz und knapp zusammengefasst. Gerne könnt ihr mich alles fragen

  • Hallo knagga,

    eine Frage habe ich nicht... Ich möchte dich aber herzlich in dieser Online-SHG begrüßen.
    Ich wünsche dir einen guten Austausch.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Knagga,

    herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du da bist!

    Zitat

    Ich hatte bis heute keine körperlichen Entzugserscheinungen. Mein Problem ist eher im Kopf.

    Ja, das kennen wohl alle Alkoholiker. Der körperliche Entzug ist das eine, aber das Suchtgedächtnis das andere. Das begleitet uns wohl auch dauerhaft, verändert sich aber auch und tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Wenn du hier schon ein bisschen gelesen hast, wirst du bei anderen ähnliches gefunden haben. Bei einigen ist es die Stammkneipe, bei anderen die Küche und das Kochen, bei dir ist es (unter anderem) dein Schwager. Du meidest den Besuch bei ihm. Das ist auch genau richtig. Was dich triggert, solltest du meiden. Je mehr am Anfang du stehst, umso wichtiger ist das.

    Ein Beispiel von mir: Mein Getränk war der Rotwein. Ich habe kein Problem, in einem Restaurant anderen Personen beim Rotweintrinken zuzugucken. Es dürfen sogar ausgewählte Personen in meiner Umgebung am selben Tisch (aber mit ordentlich Abstand) Rotwein trinken. Das triggert mich nicht. Was aber gar nicht geht, ist, dass die Freundin, mit der ich gerne etliche Flaschen geleert habe, am selben Tisch Rotwein trinkt. Das triggert mich, weil es sofort das Suchtgedächtnis aktiviert. Trinkt sie Bier, interessiert mich das nicht.

    Nun ist sie sehr rücksichtsvoll und verzichtet auf alles, was mir Schwierigkeiten macht. Wäre sie das nicht, würde ich sie nicht mehr treffen.

    Wenn dein Schwager nicht einsichtig ist und dich vielleicht sogar zum Trinken animieren möchte (viele fühlen sich wohler, wenn Alkoholiker den trockenen Weg nicht schaffen, dann ist das eigene schlechte Gewissen nicht so groß), solltest du Besuche bei ihm meiden. Wichtig ist, nicht der Meinung anzuhängen, irgendetwas aushalten zu müssen. Das müssen wir nicht. Wichtig ist, nicht mehr zu trinken. Und alles, was uns gefährdet, zu meiden.

    Ich freue mich auf weitere Beiträge von dir.

    Lieben Gruß,
    MieLa

  • Danke für die Begrüßung Aurora.

    Hallo MieLa,

    Heute war bei uns ein herrliches Wetter und ich verspürte extreme Lust auf ein Bier. Ich habe mich früher unter der Woche zwar nicht regelmäßig abgeschossen, aber wenn das Wetter besonders war, wie jetzt die ersten zarten Frühlingsgefühle, dann habe ich abends nach der Arbeit gerne ein paar Bier draußen auf den Balkon oder im Garten getrunken.

    Ich bin dann mit den Kindern spazieren gegangen und habe das Wetter sinnvoll genossen, ohne mir Gift zuzuführen.

    Ich habe aber schon Angst vor dem Sommer. Im Sommer ist eigentlich jeden Abend Alkohol gegangen. Die letzten Jahre waren Alkohol und Sommer für mich untrennbar. Im Schwimmbad ein oder zwei Bier, zwischendurch ein paar Radler und abends gemütlich beisammen sitzen, grillen und saufen. Im allgemeinen hatte ich das Gefühl das wenn man im Sommer, egal um welche Uhrzeit säuft, fällt man nicht auf. Irgendwie gehört das Bier in Deutschland zum Sommer wie die Sonne.

    Ich hoffe bis zum Sommer habe ich ein paar Strategien, sodass ich dem Teufel nicht direkt in die Hände laufe.

  • Hallo Knagga,

    meine Strategie war ein Ersatzgetränk. Ich habe es immer in Situationen getrunken, in denen ich sonst Wein getrunken hätte. Ich wollte eine neue Gewohnheit über die alte setzen. Wenn ich also essen ging oder irgendwo eingeladen war, wenn ich abends zu Hause war, mit Suchtdruck oder ohne, es gab stumpf das Ersatzgetränk. Das hat gut funktioniert. Inzwischen brauche ich es nicht mehr.

    Ich glaube, dass sich das Suchtgedächtnis verändern lässt. Du hast zu Recht Angst vor Situationen, die immer mit Alkohol verbunden waren. Denn das Erleben gleicher Situationen triggert. Aber wenn du die Situationen stringent mit etwas anderem verknüpft, wird der Automatismus durchbrochen. Und das Hirn knüpft neue Verbindungen.

    Lieben Gruß,
    MieLa

  • Hallo Knagga!

    Schön, daß du hier bist!

    Ich war ein Kneipengänger und bin nie unter 10 Bier aus den Kneipen raus. Aufgehört hatte das, nachdem ich mehrmals unangenehm aufgefallen war. Danach habe ich für mich alleine gesoffen.
    Bevorzugt Bierdosen, weil die in der Leerguttüte nicht so klimpern!

    2014 habe ich es dann soweit getrieben, daß ich merkte, wenn ich jetzt weitermache, werde ich daran zugrunde gehen....
    Während der Therapie habe ich wichtige Dinge für mich gelernt:
    - ich habe eine unheilbare Krankheit - den Alkoholismus - und muss mit ihr leben
    - das Suchtgedächtnis wird immer da sein und zu bestimmten Anlässen wieder zum Vorschein kommen
    - ich kann damit nur trocken weiterleben, wenn ich eine klare Entscheidung für mich treffe, in meinem Fall: "Ich lebe weiter ohne Alkohol!"

    Das Wort "Nie" (im Sinne von "nie mehr Alkohol) funktionierte in meiner Entscheidung nicht, denn ein "Nie" hatte für mich so etwas verbotenes, bestrafendes. Und darauf reagiere ich sehr allergisch....

    Ich bin jetzt fast 5 Jahre trocken und kann folgendes Fazit ziehen:
    Es geht mir ohne Alkohol bedeutend besser, mein Leben hat sich um ein Vielfaches bereichert. Alleine die Tatsache, an einem schönen Sommertag nicht angetrunken irgendwo am See/Schwimmbad.... zu sitzen, ist schon ein großer Erfolg.

    In meinem Suchtgedächtnis gibt es immer Momente, wo dieses mal aufblitzt und mir ein Bierchen schmackhaft machen will. Ich höre da genau hin und blicke auf meine Trockenheit zurück - danach schicke ich das Suchtgedächtnis wieder in seine dunkle Ecke.

    Vermisst habe ich den Alkohol bis jetzt noch nicht.....

    Gruß
    joschi

    Mein Leitsatz seit meiner Klinikaufnahme 3.7.14:
    "Ich bitte um Hilfe bei meiner Krankheit - alleine schaffe ich es nicht!"

  • In meinem Suchtgedächtnis gibt es immer Momente, wo dieses mal aufblitzt und mir ein Bierchen schmackhaft machen will. Ich höre da genau hin und blicke auf meine Trockenheit zurück - danach schicke ich das Suchtgedächtnis wieder in seine dunkle Ecke.

    Hallo!

    Miela hat das Prinzip des Suchtgedächtnisses schön beschrieben. Andere Verknüpfungen sind und waren auch für mich sehr wichtig. Das Dumme am Suchtgedächtnis ist nur, dass trotz aller noch so schöner neuer Verknüpfungen das alte Verlangen wieder hochkommen kann, auch noch nach Jahren. Daher sage ich immer, ich bin clean, aber nicht geheilt.

    Bei Joschi fände ich es gut, wenn er mitteilt, wie er dem Suchtgedächtnis die Rote Karte zeigt.

    Ich persönlich praktiziere es wie folgt: Bei richtigem Suchtdruck hilft mir nur ein sofortiger Ortswechsel, viel Wasser und das Befassen mit Dingen, die mir Freude bereiten.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Danke für euer Feedback, Tipps und Weisheiten.

    Bis jetzt habe ich mich noch gut ablenken bzw. Beherrschen bzw. Ablenken können wenn das Verlangen nach etwas Alkoholischen groß war. Bei mir ist es am Wochenende am schlimmsten, besonders Samstag Abend. Dann kann ich nicht mal TV schauen, weil früher wenn ich nicht unterwegs war hab ich mir Samstags dann vor dem TV ein paar Bier oder Wein gekippt.

    Ich finde es erschreckend das mein Suchtgedächniss wirklich immer Am Wochenende (Freitag, Samstag) extrem anspringt und ich richtig Druck bekomme.

    Ich habe schon ein gutes Mittel gefunden um den drang zu unterdrücken. Ich mache dann einfach Kreuzworträtsel und trinke Kaffee oder Tee. Wenn ich Rätsel mache muss ich konzentrieren und denke nicht mehr an Alkohol.

    Unter der Woche geht es mir meistens gut bis auf die Lust bei schönen Wetter draußen ein Bier zu genießen. Da muss ich mir noch was gutes Ersatzgetränk einfallen lassen.

  • Ich finde es erschreckend das mein Suchtgedächniss wirklich immer Am Wochenende (Freitag, Samstag) extrem anspringt und ich richtig Druck bekomme.

    Hallo!

    Das ging mir anfangs auch so. Früher habe ich mich am Freitag nachmittag immer fürs Wochenende eingedeckt und dann ging's los. Das war und ist tief im Suchtgedächtnis abgespeichert. Nimm dir für die beiden Tage einfach was Schönes vor, was dir Freude bereitet, dann verbindet dein Hirn nicht mehr jeden Freitag mit Alkoholkonsum.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Knagga,
    erstmal herzlichen Glückwunsch und Respekt, dass du schon so lange nichts mehr getrunken hast! Von deinem Erfolg bin ich noch weit weg, ich habe erst ca. 3 Wochen.

    Deine Sorge wegen Frühling und Sommer habe ich auch. Aber meine Strategie ist, dass ich diese Sorge mal beiseite lasse und versuche, das Naheliegende zu bewältigen. Ich setze mich zB in die Sonne, mache die Augen zu und beobachte, wie sie meine Haut wärmt, welche Farben ich mit den geschlossenen Augen sehe usw. Durch diese Achtsamkeit kommt der Gedanke an Alkohol gar nicht auf. Und ich denke mir, dass ich dann im Sommer schon auch eine Strategie finden werde.

    Für schwierige Situationen bin ich aber auch auf der Suche nach einem Ersatzgetränk.
    Vielleicht könnten wir hier ein paar Tipps bekommen? Ich wäre euch sehr dankbar!

    LG Elli

  • Hallo ihr lieben,


    Ich war lange nicht mehr hier, weil mein Leben eigentlich in die richtigen Bahnen gelaufen ist. Ich war trockener Alkoholiker bis vor einer Woche. Leider richtig gelesen, ich WAR.


    Letzte Woche ist es passiert. Ich war zum grillen eingeladen und ich dachte nach über drei Jahren ohne Alkohol könnte ich wieder ein oder zwei Bier trinken. Wie dumm ich war.


    Ich habe an besagten Abend tatsächlich nur fünf Bier getrunken, doch die Gier in mir ist erwacht. Ich weiß, dass es schlecht ist und ich wollte es nicht mehr. Doch ich hatte wieder dieses vertraute Gefühl, dass ich keine Sorgen mehr habe und das egal was passiert, nur diese Nacht und der Alkohol zählt. Ich lag die ganze Nacht wach und wollte einfach mehr saufen. Es hat mich innerlich zerfressen, diese Gier nach Alkohol. Meine Frau und die Kids waren ja da, darum konnte ich nicht nachtanken die nächsten zwei Tage. Ich dachte es wäre ein Ausrutscher gewesen und habe mich geärgert. Abhaken und neu beginnen habe ich mir gedacht. Zum Glück, oder vielleicht eher Pech, hat meine Frau nichts bemerkt.


    Meine Frau ist dann letztes Wochenende von Freitag Mittag bis Sonntag Abend zur Tante 150km weg von uns gefahren. Ich blieb da, weil ich am Samstag bis um 12 arbeiten musste und mir nicht frei nehmen konnte.


    Freitag Abend hatt es dann begonnen. Ich war mir Mittagessen für den nächsten Tag kaufen im Supermarkt und habe mir zwei 6er Bier mitgenommen. Falls ich eines vorm TV trinken will habe ich mir eingeredet. Natürlich könnt ihr euch denken, dass alle 12 Bier noch in der selben Nacht fällig waren. Ich habe gewartet, bis ich der Frau und Kids gute Nacht gesagt habe, habe mir den Wecker gestellt und dann komplett hemmungslos gesoffen. Ich bin dann morgens vom Wecker geweckt worden. Mit den leeren Flaschen und Brummschädel zur Arbeit. Schnell die Arbeit hinter mich gebracht, den Pfand abgeben und dann noch einen drauf gesetzt. Da ich wusste, dass Frau und Kids morgen wieder kommen, habe ich mir direkt zwei Flaschen Kräuterschnapps und eine Flasche Wodka gekauft.

    Ich war noch nicht die Tür drin, schon habe ich gierig am ersten Schnapps gesoffen. Ich musste mich zusammenreißen, weil ja meine Frau noch angerufen hat. Ich habe vor Saufdruck dann meiner Frau um 16 Uhr gesagt, dass es mir nicht gut geht und ich mich heute schon um 17 Uhr hinlege. Danach sind alle Dämme gebrochen. Das nächste was ich weiß, ist dass ich morgens um 9 aufgewacht bin ohne Erinnerung was überhaupt war. Das einzige was übrig blieb von der Nacht, waren zwei leere Flaschen Kräuterschnapps und eine halbvolle Flasche Wodka. Auf den Boden habe ich auch erbrochen, die Details möchte ich euch aber ersparen.

    Ich habe die Flaschen zu Fuß in einen Glascontainer getan, weil ich Angst hatte Auto zu fahren, wegen Rest Alkohol. Aber nicht wegen gutem Gewissen, sondern weil es einfach nicht rauskommen sollte. Ich habe dann sauber gemacht und dann kam meine Frau mit den Kids heim. Meinen Zustand konnte ich mit dem erfundenen Unwohlsein verschleiern und niemand hat etwas bemerkt.

    Jetzt bin ich wieder am Anfang und ich fühle mich einfach dreckig und nutzlos. Ich fühle mich wie der größte Versager und ich kann nicht begreifen, wie mich der Alkohol wieder so demütigen und verspotten kann. Ich fühle mich wie ein kleiner Charakterloser Wurm, der sich vor der Gottheit Alkohol windet und ihn anbettelt ihn zu bestrafen und zu demütigen.

    Ich weiß heute nicht mehr weiter. Ich habe im Moment keinen Saufdruck, weil mir alles im Kopf rumgeht gerade. Angst vor der Reaktion meiner Frau. Ich habe Angst es ihr zu sagen. Sie wird bestimmt enttäuscht sein, weil unser bis dahin perfektes Leben wieder komplizierter wird.

    Ich habe es doch geschafft. Ich rauche nicht mehr, habe 20 Kilo abgenommen, einen sicheren und tollen Job und das perfekte Leben mit meiner Familie. Warum will mir der Alkohol wieder alles kaputt machen?

  • Letzte Woche ist es passiert. Wir waren zum grillen eingeladen und ich dachte nach über drei Jahren ohne Alkohol könnte ich wieder ein oder zwei Bier trinken. Wie dumm ich war.

    Das war wirklich dumm. Du weißt doch sicherlich, dass Alkohol aus dir einen anderen Menschen macht.

    Ein, zwei Bier Trinken funktioniert für nicht für einen "Trockenen".

    Bist du wieder entgiftet?

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Bist du wieder entgiftet?

    Ich war nie in einer Behandlung wegen Alkohol. Ich habe von September 2018 bis letzte Woche einfach von alleine aufgehört mit Alkohol. Ich hatte auch keine körperlichen Entzugserscheinungen, nur psychische. Bis zu dem verhängnisvollen Grillabend, ging es mir gut ohne Alkohol und ich habe sehr gut ohne gelebt.

    Das ich diese fünf Bier getrunken habe, war definitiv die dümmste Aktion die ich jemals im Leben getan habe.

  • Hallo Knagga,

    toll, dass Du Dich hier gemeldet hast!

    Ich würde das nicht als dumm bezeichnen, sondern die Sucht hat Dich wieder in ihre Fänge bekommen und es gilt herauszufinden, warum das überhaupt soweit kommen konnte.

    Hattest Du vorher schon öfter das Verlangen? Hast Du Dich genügend mit dem Thema beschäftigt oder Dich zu sicher geführt? Meistens kündigt sich ein Rückfall in Form von Gedanken an.

    Ich danke Dir jedenfalls für den detaillierten Bericht. Es zeigt, wie sehr der Kontrollverlust schnell wieder einsetzt.

    Wann hast Du zuletzt getrunken? Ein kalter Entzug kann lebensgefährlich sein.

    LG Cadda

  • Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

  • Hattest Du vorher schon öfter das Verlangen? Hast Du Dich genügend mit dem Thema beschäftigt oder Dich zu sicher geführt? Meistens kündigt sich ein Rückfall in Form von Gedanken an.

    Ich hatte schon ab und zu das Verlangen, aber seit Jahren keinen Druck mehr. Definitiv habe ich mich sicher gefühlt und gedacht, nach dieser langen Zeit, kann ich jetzt normal konsumieren wie normale Menschen auch.

    Wann hast Du zuletzt getrunken? Ein kalter Entzug kann lebensgefährlich sein.

    Ich habe von der Nacht von Samstag auf Sonntag das letzte mal getrunken. Die genaue Zeit kann ich dir aufgrund meines Blackouts leider nicht sagen. Bisher geht es mir körperlich gut. Nur psychisch belastet es mich gerade extrem. Habe mir heute auch frei genommen und gaukle meiner Frau eine Erkrankung vor. Wenn sie später von der Arbeit kommt, werde ich es ihr wohl beichten müssen.

  • Vielen Dank für deinen offenen Beitrag.

    Ein trauriger Anlass, sich hier mal wieder hier zu melden, aber es ist gut, dass du hier davon geschrieben hast und du dich nun auch nicht in Selbstmitleid verlierst.

    Es ist ja nun mal so, dass wir immer alkoholkrank bleiben werden. Immer. Dass die Sucht einen sofort wieder in den Krallen hat und mal irgendwann ein oder zwei Gläser Alkohol eben nicht gehen, hast du nun leider schmerzhaft erfahren.

    Aber nun heißt es: Aufstehen und gucken, warum du nun plötzlich der Meinung warst, wieder ‚normal trinken‘ zu können, obwohl du doch weißt, dass wir nie wieder ‚normal trinken‘ können. Oder war das gar nicht ‚plötzlich‘‘?

    Dass du mit deiner Frau darüber reden willst, finde ich gut und richtig. Aber wieder nüchtern bleiben musst du alleine.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Knagga,

    schön, dass du wieder zurück bist. Weniger schön ist der Anlass.

    Aber gut, dass du hierher gefunden hast und etwas ändern möchtest.

    Tatsächlich sind mir bei deinem Beitrag ein paar Fragen und auch ein paar Anmerkungen in den Kopf geschossen.

    ich fange mal an und versuche dabei möglichst nur von meinen Erfahrungen in den letzten Monaten zu sprechen.

    Ich war zum grillen eingeladen und ich dachte nach über drei Jahren ohne Alkohol könnte ich wieder ein oder zwei Bier trinken.

    Hast du dich umfassend mit deinem Krankheitsbild beschäftigt?

    Ich musste mir tatsächlich diese berühmte Hintertür vollkommen zu machen (sozusagen verriegeln), dass ich jemals wieder in meinem Leben kontrolliert Alkohol trinken kann. Das werde ich nie können, denn ich bin Alkoholiker.

    Von so vielen Menschen habe ich bereits das gleiche gehört wie jetzt von dir. Es endete immer auf genau die gleiche Weise. Mal dauerte es länger, mal kürzer. Aber unterm Strich genau gleich.


    Außerdem fallen mir in deinem Beitrag die vielen Lügen auf, in denen du jetzt drin steckst.

    Selbst jetzt klingt es so, als würdest du es lieber verheimlichen und hoffen, dass du einfach so weiter machen kannst wie bisher.

    Meine Trockenheit fing mit absoluter Ehrlichkeit an.

    Vor allem mir selber gegenüber, aber auch den anderen Menschen gegenüber die mir wichtig sind.

    Klar, ist das großer Mist. Aber es zu verschleiern, bringt dich auch in deiner Entwicklung kein Stück weiter. Steh dazu mit allen Konsequenzen, dann kannst du ein komplett neues Leben anfangen.

    Eine Frage noch: Was hast du in deiner abstinenten Zeit für deine Trockenheit getan?

    Viele schreiben: Nur nicht trinken reicht nicht.

    Eine Aussage, die ich heute absolut unterschreiben kann. Ich muss etwas dafür tun, dass ich ein glückliches trockenes Leben leben darf. Jeden Tag.

    Lesen, Meetings, Online-Meetings, Austausch mit Gleichgesinnten etc. Gezielt etwas für bzw eher gegen meine Krankheit. Das nächste Glas ist nie länger als eine Armlänge entfernt und wenn ich das schleifen lasse weiss ich, dass ich genau da lande, wo ich nicht mehr hin möchte.

    Ich habe heute in einer Gruppe zum gleichen Thema einen so tollen Satz gelesen, den ich verinnerlicht habe und den ich soo wichtig finde:

    "Ein abstinentes Leben duldet keinen Stillstand."

    Die Mengen die du konsumiert hast sind ja schon ganz schön happig. Ein Arztbesuch sollte auf jeden Fall erfolgen.

    Du steckst gerade mittendrin im kalten Entzug.

    Alles andere ist doch wieder ein durchmogeln und unehrlich.

    Was möchtest du diesmal anders machen als bisher?

    Viele Grüße

    Twizzler

  • Hallo Knagga

    Gut das du dich hier gemeldet hast.

    das Chaos in dem du jetzt,steckst ist mir wohlbekannt.Mir ist es vor jahren auch mal so gegangen.

    Nach 2 trockenen jahren,dachte ich auch,genau wie du das würde schon gehen.

    Du bist nicht allein mit diesem Rückfall.Viele Andere haben das auch schon erleben müssen.

    Entscheidend ist nun wie du Damit umgehst und daraus lernst.

    Das ist ein langer beschwerlicher weg,aber es geht.

    Rede mit deiner Frau offen Darüber,vertuschen klappt sowieso nicht mehr.Das ist schwer ich weis das,aber unumgänglich.

    Geh bitte morgen zum Arzt und leg die Karten auf den Tisch.Er wird dir helfen können.

    Jetzt ist angesagt in die Offensive zu gehen.zugegebenermaßen ist das sehr schwer,aber es hilft dir.

    Liebe Grüße

    bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hast du dich umfassend mit deinem Krankheitsbild beschäftigt?

    Ich dachte es zumindest. Ich habe viel gelesen und viel mit meiner Frau drüber geredet. Nach 4 Jahren ohne Alkohol, dachte ich, ich habe es alleine geschafft. Aber das war wohl ein großer Irrtum.


    Außerdem fallen mir in deinem Beitrag die vielen Lügen auf, in denen du jetzt drin steckst.

    Selbst jetzt klingt es so, als würdest du es lieber verheimlichen und hoffen, dass du einfach so weiter machen kannst wie bisher.

    Ich habe meiner Frau reinen Wein eingeschenkt als sie vor einer Stunde nach Hause kam. Ich habe alles schonungslos offen gelegt. Sie war richtig sauer. Aber nicht weil ich wieder getrunken habe, sondern weil ich nicht schon nach den 5 Bier zu ihr gekommen bin. Sie wäre dann zuhause geblieben und hätte mich unterstützt, sodass es nicht ausgeartet wäre. Sie möchte morgen Früh zusammen mit mir zu unserem Hausarzt. Sie geht den Weg mit mir, egal wie steinig er wird. Ich bin gerade emotional überwältigt und frage mich, wie ich so eine wunderbare Frau verdient habe.

    Eine Frage noch: Was hast du in deiner abstinenten Zeit für deine Trockenheit getan?

    Wie gesagt: Immer mal wieder gelesen und viel mit meiner Frau geredet. Aber ich wusste insgeheim schon, dass ich gefährdet bin. Ich habe es verdrängt und mich für etwas besseres gehalten und gedacht ich bin nicht wie die anderen. Ich habe den Alkohol alleine besiegt.

    Was möchtest du diesmal anders machen als bisher?

    Ich werde mich nicht mehr selbst anlügen und mir professionell helfen lassen von Leuten die auch etwas davon verstehen. Ich werde mich nicht mehr selbst belügen und sehen ein, dass ich in diesem Leben niemals mehr einen Tropfen Alkohol trinken kann ohne das mir das gleiche wieder passiert.

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