Erna - Jetzt oder nie.....

  • Guten Morgen,

    und erstmal Danke für diie vielen Beiträge, die ich gerade zu lesen hatte, und dass ihr nicht müde werdet, sowas immer wieder durchzukauen. Es waren ein paar interessante Ansätze dabei, über die ich mir aber erstmal Gedanken machen muss.

    Jetzt nur so viel. Gestern war das Suchtgedächtnis mal wieder friedlich. Aber vermutlich gönnt es sich nur kurz Ruhe um wieder Kraft zu sammeln. Aber ich werde auch wieder Kraft gesammelt haben.

    Ich denke nicht, dass ich demnächst umkippe.

    Jetzt mach ich mir erstmal Frühstück, damit ich nicht wieder hungrig draußen rumlaufe :)

    LG Erna

  • Habe mir heute mal Gedanken dazu gemacht, wann mein Suchthirn so anspringt. Dies geschah in den letzten Wochen gefühlt wieder etwas gehäufter.

    Ich glaube, dass meldet sich, wenn ich den Eindruck habe, dass es gerade ziemlich gut läuft. Wenn ich irgendetwas besonderes außerhalb des Alltags unternehme.

    Das Wegbleiben von verschiedene trinkenden „Veranstaltungen“ ist Verzicht. Wenn ich irgendwann zu einer anderen „Veranstaltung“ gehe, klopft das Alkohol-Belohnungssystem an. Unabhängig, ob da gesoffen wurde oder wird. Muss ja irgendwie etwas nachgeholt werden.

    Dies kommt mir logisch vor und würde erklären, weshalb sich mein Suchthirn in allen möglichen Situationen meldet. Es schreit nach einer Belohnung. Aber wie belohne ich mich, wenn ich nichts machen kann? Würde z.B. gerne mit ins Tropical Island fahren. Werde es aber lassen, weil ich das Suchthirn da schon wieder Lapaloma singen höre. Bin zum nachmittäglichen Grillen beim Arbeitskollegen eingeladen. Dort wird nicht getrunken, aber ist vermutlich trotzdem nicht gut. (die positiven Veränderungen bringen mir plötzlich Einladungen ein, die ich nicht wahrnehmen kann...so ein Dilemma)

    Wie belohne ich mich, wenn jedes Hoch mein Suchtgedächtnis anschmeisst und noch getoppt werden will durch den Suff?

    Essen? Irgendetwas kaufen? Vielleicht versuche ich mal jemanden zu einem Waldspaziergang zu bewegen. Saß gestern bei dem Kollegen im Garten. Das war schön und völlig neu und unbesetzt mit Alk. Vielleicht muß ich mir völllig neue Aktivitäten einfallen lassen für den Anfang. Mir würde auch etwas einfallen, aber leider übersteigen meine Ideen die finanziellen Möglichkeiten. Aber da kommt schon noch etwas.

    Wie viel bist Du Dir selbst wert?

    Sorgst Du gut für Dich?

    Ißt Du genug, das Du richtig satt wirst?

    Nimmst Du ausreichend Flüssigkeit zu Dir und hast Du ausreichend Schlaf?

    Das mag sich so banal anhören, aber Saufdruck kann auch entstehen, wenn man auch nur eine Sache davon vernachlässigt.

    Dies ist auch ein wichtiger Punkt. Ich esse nicht regelmäßig und schlafe zu wenig. Und ich bin schon wieder unterschwellig gestresst. Es sind tausend Dinge zu erledigen und ich packe mir immer noch etwas drauf, was mich dann unter Dauerdruck stehen lässt. Das hat mich heute morgen spontan zu einer Entscheidung gebracht. Ich werde nichts mehr tun, was nicht nötig ist und wozu ich nicht wirklich Lust habe. Machte dann auch Nägel mit Köpfen und entledigte mich heute aller unnötigen Verpflichtungen.

    Dem ist dann allerdings auch die ambulante Therapie zum Opfer gefallen. Aber es nützt nichts, wenn ich dann irgendwann von einem Termin zum anderen hetze und mir dann alles zu viel wird.

    Habe mir jedoch die Option offen gelassen, mich wieder bei der Suchtberatung zu melden, wenn es nicht funktioniert. Dann werde ich doch beruflich kürzer treten müssen, um eine Therapie in den Vordergrund zu stellen.

    Bin damit im Reinen und Zufrieden.

    Ganz wichtig scheint mir noch euer Hinweis auf Geduld zu sein. Ich bin zu ungeduldig. Will, dass alles sofort gut ist und mit vollen Zügen aus den sich gerade neu ergebenden Möglichkeiten schöpfen. Stattdessen muß ich noch ein wenig die Füße still halten. Das ist schwer.....aber ich muss mich wohl darin üben.

    LG Erna

  • Vielleicht wäre auch einfach eine andere Einstellung zum Suchtdruck noch eine Option. Gerade habe ich schon wieder leichte Panik davor. Aber vielleicht hilft das Annehmen ja wirklich, so,wie ich es schon mehrfach hier las. Soll er doch kommen und mich daran erinnern, dass ich abhängig bin. Dann kann ich ihm Blumen zum Dank überreichen.

  • Hallo Erna,

    eine Belohnung muss ja nicht kostspielig sein. Vielleicht sind es auch nur 5 Minuten Ruhe in absoluter Stille. Oder zufällige Situationen wie ein gutes Gespräch oder eine positive Nachricht. Manchmal hilft es, die kleinen Dinge wieder zu sehen und sich darüber zu freuen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Vielleicht versuche ich mal jemanden zu einem Waldspaziergang zu bewegen.

    Das halte ich für eine ganz ausgezeichnete Idee Erna. Als Stadtmensch unterschätzt man häufig, wie viel passiven Stress man einfach durch die äußeren Umstände mitnimmt. Ich habe ja selbst lange genug in Berlin gelebt und irgendwann bemerkt man das Getöse einfach nicht mehr, aber Unterbewusst kann das durchaus Stress verursachen und so ein Waldspaziergang hat noch dazu den Vorteil, dass er außer Zeit rein gar nichts kostet. Ich habe damals auch gerne mal mit einem Freund Ausflüge ins Berliner Umland gemacht, da gibt es viel zu entdecken und Spaß macht das ebenfalls.

    Tough times don't last, tough people do

  • Vielleicht versuche ich mal jemanden zu einem Waldspaziergang zu bewegen.

    Wie wärs mit dir selbst :wink:

    Habe die besten Erfahrungen damit

    gesammelt. Frische Luft und Seele baumeln lassen. Einfach toll und wärmstens zu empfehlen. Probier es aus

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hallo Erna,

    hab ich das richtig verstanden, du willst nur tun was dir gut tut und daher deine ambulante Therapie beenden?

    Wäre bei aller Selbstfürsorge nicht ein Pflichtthermin-z.B.1 Stunde in der Woche ambulante Suchttherapie möglich?

    Gruß Sonne

  • Hi Erna,

    ich hab mich erst heute darüber geärgert, daß ich diese Woche nicht zur SHG gehen kann. So verschieden sind die Ansichten, was einem gut tut oder hilft.

    Für mich ist eine regelmäßige "Therapie" immer noch enorm wichtig, weil es mir was bringt. Ich konfrontier mich bewusst und in Gesprächen mit meinem Problem, so wie auch hier, bin nicht alleine mit meinen Sorgen, Ängsten oder kann auch gute Gefühle/kleine Erfolge teilen.

    Das stärkt mich dann im realen Leben.

    Und einem Saufdruck kann ich "bewaffnet" entgegen treten, durch das, was ich durch's Zuhören und Lesen lerne. Das weiß ich seit heute genau.

    Das ist aber MEINE Meinung zur Therapie.

    Es gibt auch Alkoholiker, die das nicht brauchen.

    Liebe Grüße,

    Hera*

  • hab ich das richtig verstanden, du willst nur tun was dir gut tut und daher deine ambulante Therapie beenden?

    Das klingt schräg. Ich weiß.

    Ich werde sie aber nicht abbrechen. Ich werde sie nicht beginnen und es wären 2 Termine. Ich kann und will das auch nicht richtig erklären. Habe einfach das Gefühl, dass die Abhetzerei den Nutzen überwiegen würde. Das hatte ich die ganze Zeit, dachte aber , ich müsste sie machen, was mich enorm unter Druck setzte.

    Was nun aber nicht heißt, dass ich keine reale SHG mehr besuchen werde.

    eine Belohnung muss ja nicht kostspielig sein. Vielleicht sind es auch nur 5 Minuten Ruhe in absoluter Stille. Oder zufällige Situationen wie ein gutes Gespräch oder eine positive Nachricht. Manchmal hilft es, die kleinen Dinge wieder zu sehen und sich darüber zu freuen.

    Ob sich da aber mein Belohnungszentrum drauf einlässt, dass als Belohnung anzuerkennen? Mag sein, dass ich da schon wieder zu groß denke, dass da auch schon wieder mein Suchthirn nach irgendetwas großem und besonderem schreit. Aber ich suche ja gerade nach einem Ersatz, für die entgangenen Veranstaltungen. Aber vielleicht reicht es schon, sich die kleinen Sachen bewusst als Belohnung vor Augen zu rufen. na mal sehen....

  • Moin Erna,

    mir kommt's so vor, als hättest du den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als auf den Suchtdruck zu warten, an ihn zu denken, ihn regelrecht herbei zu rufen. Lass den doch einfach mal sein - ist schwer, weiß ich.

    Du hast - wie du schreibst - so viel um die Ohren und dazwischen suchst du noch den Suchtdruck, da muss die Zeit ja knapp werden und Stress entstehen.

    Versuch einfach mal an was anderes zu denken, könnte ja vielleicht klappen ...

  • Hallo Erna,

    ich kann Dich gut verstehen mit der Abhetzerei und das man das reduzieren will, sogar muss.

    Mir ging es ähnlich mit meiner realen Gruppe...

    Ich arbeitete damals noch Vollzeit, hetzte dann zur Gruppe, saß dort manchmal wie auf heißen Kohlen, weil ich so anderes nicht machen konnte. Als dann noch immer mehr gemeinsame Veranstaltungen wie Weihnachtsbasteln, Skatabend und Radtouren dazu kamen und dann auch noch ne Frauengruppe, wurde mir alles zu viel. Ich sagte zwar mehrmals, das ich diese Zeit einfach nicht habe, bei allem mitzumachen, aber das half nicht viel.

    Letztendlich verließ ich die Gruppe, denn dieses Forum hier reicht mir eh vollkommen.

    Ich war allerdings damals schon jahrelang trocken.

    Nicht jeder braucht ne Therapie und n Dutzend weitere Hilfestellungen, so manch einer ist allein mit diesem Forum hier trocken geworden.

    Und wenn das Ganze in totalen Stress ausartet, wie soll das dann noch helfen können?

    Ich hatte übrigens noch nie ne Therapie.

    Auch sowas gibts ;)

    Wer aber eine braucht, soll sie bitte auch in Anspruch nehmen!

    Du bist momentan noch sehr wackelig auf den Beinen, da mache ich mir schon so meine Gedanken...

    Und es wären ja auch nur 2 Termine.

    Die würde ich wohl schon wahrnehmen wollen...und danach weiter sehen...

    LG an Dich

    Sunshine

  • Hallo Erna,

    Du kannst (fast) alles machen.

    Doch du lässt alles, vermeidest alles, es könnte ja Suchtdruck hervorrufen und selbst diese Gedanken rufen schon Suchtdruck hervor.

    Du hast Angst vor der Angst und das macht dir Angst.

    Suchtdruck ist am Anfang normal, da genügen schon manche Erinnerungen, doch der Suchdruck lässt mit der Zeit nach und hält auch nicht ewig an. Du kannst lernen damit umzugehen, du kannst dich ablenken. Probiere ruhig die Therapie!

    Ich weiss, bleibt ruhig und gelassen, sagt sich immer so leicht, doch machst du dir selbst immer wieder Stress,

    Versuche ruhiger und gelassener zu werden, das kann man üben! (Ich konnte das, jedenfall, obwohl ich eher zu den sehr Ungeduldigen gehöre.)

  • 10 Wochen nüchtern und es geht mir gut. Ich bin wieder entspannter und innerlich ruhig. Ich habe keine größeren Probleme, nichts was mir unlösbar vorkommt. Und vor allem ist meine Familie gesund. Ich kann dankbar und zufrieden sein. Es geht vielen Menschen wirklich schlecht, sie haben echte Probleme, sind krank und ich ärgere mich über Nichtigkeiten. jammere über Suchtdruck, hindere mich selbst daran, die endliche Zeit zu genießen. Welch ein Irrsinn.

    Die ganze Nachdenkerei und die Versuche des Ergründens brachten mich nicht mehr wirklich weiter. Ich steigerte mich ins Thema hinein und ich drehte mich im Kreis. Ich kann das richtige Maß noch nicht finden. Daher nun mehr Machen, weniger Nachdenken. Mehr auf mein Bauchgefühl hören. Hätte ich das getan, wären mir die beiden starken Suchtdruckanfälle erspart geblieben. Ich möchte meine allgemeine Gelassenheit und Unaufgeregtheit auch auf das Thema Alkohol übertragen.

    An meiner Entscheidung keine Therapie zu machen, zweifle ich noch immer nicht. Es nahm sehr viel Druck raus und es geht mir seitdem viel besser. Das sagte mir auch die ganze Zeit mein Bauchgefühl. Ich habe nur nicht darauf gehört.

    Ich muss nicht noch in der Vergangenheit graben. Ich war doch schon damit im Reinen und hatte mein "größtes Problem", den mangelnden Selbstwert, schon erkannt. Und dieses löst sich gerade, mit dem Weglassen vom Alkohol, immer mehr in Luft auf. Das Hier und Jetzt soll wichtig sein. Mein Sohn, meine Ausbildung, das sammeln neuer Erfahrungen, das Aufbauen neuer Beziehungen. Loslassen vom alten Ballast. Natürlich nicht so sehr, dass ich die Abhängigkeit aus den Augen verliere. Aber eben mehr mit dem Blick nach vorn und auf das Jetzt.

    Ich wünsche allen einen entspannten Sonntag.

    LG von der zuversichtlich gestimmten Erna

    Einmal editiert, zuletzt von Erna (25. September 2022 um 12:58)

  • Hätte ich das getan, wären mir die beiden starken Suchtdruckanfälle erspart geblieben.

    Nun ist trocken werden, kein Sprint, es ist ein Marathon. Wenn du nicht die Erfahrung gesammelt hättest, dann würdest du es in Frage stellen. Abhaken, weitermachen. Und wie du schreibst. Einfach mal unter Berücksichtigung von Risikoeinschätzungen mehr machen als nachdenken.

    Zudem sind 10 Wochen ein guter Anfang. Viele scheitern in den ersten Wochen - Also kannst du ja nicht alles verkehrt gemacht haben.

    Weiter so!

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Vielleicht wäre auch einfach eine andere Einstellung zum Suchtdruck noch eine Option. Gerade habe ich schon wieder leichte Panik davor. Aber vielleicht hilft das Annehmen ja wirklich, so,wie ich es schon mehrfach hier las. Soll er doch kommen und mich daran erinnern, dass ich abhängig bin. Dann kann ich ihm Blumen zum Dank überreichen.

    Diesen Gedankengang vermied ich.

    Ich bin nicht mehr abhängig, ich benötige dieses Zeug nicht (mehr).

    Ein User schrieb mir daraufhin „dann kannst du ja wieder trinken … also doch abhängig“.

    Diese Logik kann verstehen wer will.

    Wenn ich wieder konsumiere, werde ich wieder abhängig – das ist doch klar. Doch muß ich das immer dazu sagen, erklären?

    Der Suchtdruck nimmt von Monat zu Monat ab, bei mir war es so. Heute habe ich keinen Suchtdruck mehr. Hin und wieder denke ich an Alk. , doch baut sich da kein Druck auf.

  • Ein User schrieb mir daraufhin „dann kannst du ja wieder trinken … also doch abhängig“.

    Diese Logik kann verstehen wer will.

    jou, das war ich.

    Trinke mal eine Tasse Tee und überprüfe dich, ob du weiter trinken musst? Wenn nicht, dann besteht eben keine Abhängigkeit. Bei Alkohol schon. Auch wenn sie im Moment gestoppt ist. Heilen kannst es nicht. Also besteht eine, zwar eine gestoppte, aber es bleibt eine Abhängigkeit.

    Ich kenne auch Alkoholiker die sagen sie wären keine so lange sie nicht Saufen. Das ist Nonsens. Sie wollen eben nach außen signalisieren, schaut, ich bin kein Alkoholiker. Ich bin nicht der stigmatisierte Versoffene von nebenan.

    Ich bin froh, dass ich ganz und gar es für mich akzeptiert habe. Mir ist es auch relativ egal . Aber nicht in einem Alkoholiker Forum, das von vielen gelesen und fehlinterpretiert werden kann.

    Erna

    für mich ist Suchtdruck immer eine Erinnerung, Alkoholiker, also abhängig zu sein. Quasi eine Nebenwirkung, die mir das signalisiert. Aber mit dem Wissen, dass ich das Rüstzeug habe dagegen zu halten und es ein temporärer Vorgang ist.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Trinke mal eine Tasse Tee und überprüfe dich, ob du weiter trinken musst? Wenn nicht, dann besteht eben keine Abhängigkeit. Bei Alkohol schon. Auch wenn sie im Moment gestoppt ist. Heilen kannst es nicht. Also besteht eine, zwar eine gestoppte, aber es bleibt eine Abhängigkeit.

    Ich bin gestoppt abhängig. Das gefällt mir!

    Das ist logisch.

    Viele Grüße

    Erna, verzeih` bitte.

    Einmal editiert, zuletzt von achelias (30. September 2022 um 13:34)

  • Erna, verzeih` bitte.

    Alles gut, ein wenig Wortklauberei kst doch interessant. :)

    Und ich hatte mich heute eh mal wieder zu Wort melden wollen.

    Ich empfinde mich noch nicht als gestoppt abhängig, dafür giere ich mir noch zu häufig nach nem Bier.

    für mich ist Suchtdruck immer eine Erinnerung, Alkoholiker, also abhängig zu sein. Quasi eine Nebenwirkung, die mir das signalisiert. Aber mit dem Wissen, dass ich das Rüstzeug habe dagegen zu halten und es ein temporärer Vorgang ist.

    Diese Herangehensweise spricht mich an. Ich kann nichts dagegen machen, dass die Lust zu Trinken irgendwann kommt. Also bleibt nur an - und hinzunehmen und mit den Utensilien, die mir zur Verfügung stehen, dagegen anzugehen, dass sie stärker wird als mein Wunsch nicht zu trinken. Wäre auch blöd, wenn er mich nicht ab und an daran erinnern würde, dass da was ist. Dann würde ich unvorsichtig werden.

    Die letzten beiden Wochen waren schräg. Ich fühle mich schräg.

    Ich war sonst immer ziemlich gelassen, wenn es um die Arbeit ging. Bemühe mich, nicht zu urteilen, habe immer Verständnis, finde Entschuldigungen. Habe viele Dinge auch schon vorher gesehen, aber nun regen sie mich plötzlich auf und ich habe teilweise kein Verständnis mehr. Und ich mache dazu sogar meinen Mund auf und wiederspreche stärker als sonst. Lasse mir weniger gefallen.

    Bin mir nicht ganz sicher, ob es nur an der Abstinenz liegt. Habe ja auch viel neues Wissen hinzugewonnen in den letzten Monaten und sehe auch dadurch viele dinge etwas kritischer.

    Mir fällt auch auf, dass ich die schlechte Stimmung der Kollegen stärker wahrnehme und dass sie mich plötzlich mitnimmt. Meine finanzielle Situation belastet mich stärker, ich mache mir noch mehr Sorgen wegen des nächsten Praxiseinsatzes in der Pädiatrie.

    Alles ist mehr. Und das ist dann wohl doch der Abstinenz geschuldet. Es wird nichts mehr gedeckelt. Ich lenke mich nicht mehr ab. Die Folge ist, dass ich unter Dauerstrom stehe, schlecht schlafe und eben ab und zu an die Decke gehe. Und ich bin abends wirklich platt. Nicht wirklich körperlich, aber ich habe zu nichts Lust, mache nur noch Essen und das allernötigste im Haushalt. Habe diese Woche sogar die Probe geschwänzt. Wollte heute Nachmittag noch mit dem Kind unterwegs sein, aber ich konnte nur noch nach Hause auf die Couch.

    Ich bin ziemlich sicher, dass sich das alles wieder einpendeln wird und ich mich nur gerade neu finde und kennenlerne. Aber wie ich mich gerade kennenlerne, mag ich mich gar nicht. :mrgreen:

    Ich will meine Gelassenheit zurück. Aber da ichs nun von außen nicht mehr deckeln will, werde ich wohl tatsächlich selber etwas dafür tun müssen. :)

  • Hallo Erna,

    alles, was Du von Dir schreibst, könnte von mir vor vielen Jahren geschrieben sein.

    Du findest langsam wieder zu Deinem "normalen" Ich zurück.

    Es ist doch gut, dass Du emotionaler wirst. Am Anfang habe ich auch gespürt, dass meine Gefühle

    wieder deutlicher wurden. Ich wurde wieder selbstbewusster und auch ungeduldiger.

    Das alles ist doch menschlich und keineswegs bedenklich.

    Ich finde es gut, dass Du die Nachmittagsaktion abgesagt hast, weil Du gespürt hast, dass Deine

    Kraft momentan nicht reicht.

    Es kommen wieder andere Zeiten, aber momentan ist es wichtig, dass Du Rücksicht auf Dich nimmst

    und gut zu Dir bist.

    Zum Thema unter Dauerstrom stehen, hast Du Deinen Blutdruck im Blick?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Du findest langsam wieder zu Deinem "normalen" Ich zurück.

    Tja.....ich finde wohl überhaupt zum ersten Mal mein normales erwachsenes ICH und ich hoffe, dass ich nicht wirklich so eklig bin, wie das, was ich gerade finde. So kritisch und meckerig und auf Abwehr und Krawall. Das mag aber einfach mit der Empfindsamkeit und dem Strom zusammenhängen. Alles ist durcheinander gerade in mir. Und mir fehlt die Energie, etwas dagegen zu tun. Yoga oder einfach eine Tour in den Wald. Oder auch nur Wohngeld beantragen.

    Und da ist sie wieder die Ungeduld. Es braucht einfach Zeit, ich weiß :)

    Und am WE gibts erstmal außreichend Schlaf. Dann kommt die Energie vielleicht von ganz allein wieder.

    Gerade hab ich den Zwerg ordentlich zusammengefaltet. Da muss ich gleich erstmal hin und mich entschuldigen.

    Immerhin ist mein Blutdruck wieder perfekt. Der war vor der Abstinenz viel zu hoch. Seit ca 4 Wochen freue ich mich über meinen nun wieder optimalen Blutdruck :)

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