Hallo liebes Forum,
lese hier schon ein paar Tage mit und nachdem ich heute bereits bei der Suchtberatung angerufen habe, möchte ich gleich einen zweiten Mininagel mit Kopf machen und mich vorstellen.
Ich bin 41, habe einen 14 jährigen Sohn und mache gerade nochmal eine Ausbildung im medizinischen Bereich. .....und ich bin wohl Alkoholikerin! Tja, leider ist das so.
Bewusst ist mir das auch schon lange, habe das aber nie so ausdrücken wollen. Hatte auch schon das eine oder andere Gespräch darüber mit einer Freundin, mir wurde auch Unterstützung angeboten, aber bei den Vorhaben etwas zu ändern blieb es auch. Ein paar Tage später waren die Vorsätze wie weggeblasen und der Alk lag doch im Einkaufswagen. Wie ein Schalter, der da umgelegt wird.....gerade noch hab ich mir gesagt "kein Alkohol" und 5 Minuten später hab ich ihn gekauft.
Ich bin keine ständige Trinkerin. Schaffe öfter mal einige Tage ohne und wenn ich weiss, ich habe Frühdienst kann ich mich auch oft zusammenreißen. Aber nicht immer. Und dann gehts eben doch verkatert zur Arbeit, wo ich dann eine tickende Zeitbombe für die Patienten bin. Das möchte ich nicht mehr.
Ich möchte auch meinen Sohn nicht mehr enttäuschen. Ihm wird das leider sehr bewusst, was mit mir los ist. Verzieht sich in sein Zimmer, wenn der Wein offen rumsteht. Will oft nichts mit mir unternehmen, weil er Angst hat, dass ich unterwegs was trinke. Er hat Angst, dass ich mal wieder betrunken in der Schule auftauche.
Außerdem möchte ich nicht neben, im nüchternen Zustand ekligen. Männern aufwachen, nicht ein Wochenbudget in einer Nacht auf den Kopf hauen, mich nicht mehr daneben benehmen wenn ich irgendwo eingeladen bin, keine seltsamen Mails an meine Chefin schreiben, keine komischen Anrufe bei Kollegen tätigen, nicht vors Haus kotzen....usw.
Die Liste könnte noch weiter gehen und mir ist bewusst, ich muss etwas tun. Aber gleichzeitig sitzt mir der Teufel im Nacken und flüstert mir ständig zu, das es doch ginge, etwas zu trinken und alles nicht schlimm sei.
Heute ist Tag 5 meiner Abstinenz, ich weiß, ich hätte zum Arzt gehen sollen bin aber gleichzeitig auch noch mit Corona zu Hause, kann also nirgendwohin. Und Notarzt oder ärtzlicher Bereitschaftsdienst war mir dann auch zu seltsam. Den ruf ich mir aber, wenn ich doch noch akute Beschwerden bekommen sollte.
Der Suchtdruck ist mitunter ganz gewaltig und ich muss mich zwingen, daran zu denken, was ich schon so an peinlichkeiten verzapft habe und warum ich nicht mehr trinken will. Vielleicht hilft es ja, dass ich es jetzt hier schwarz auf leuchtendem Untergrund nachlesen kann. Auch macht mir der Gedanke bange, dass die Finger vom Alkohol lassen nun eine Lebensaufgabe sein soll, nie mehr das schöne wollige Gefühl, dafür immer Arbeit an mir selbst.
Dabei macht mir Mut, wie sich eure Leben zum positiven verändert haben und das möchte ich auch!!!!
Das soll es erstmal gewesen sein
LG und allen einen entspannten Tag
Erna