Stromer - Alkoholiker

  • Glückwunsch zu Deinem ersten Jahr in Freiheit, auch wenn es Dir als Jahreszahl weniger bedeutsam erscheint. Vielleicht hast Du es auch nur etwas unglücklich formuliert. Denn Du hast uns mit der Nase drauf gestoßen und das war sicherlich beabsichtigt.

    Also hat das Jahr sehr wohl eine Bededutung für Dich, Du wolltest Dich nur wohl nicht wichtig tun.;)

    Lass noch viele weitere Jahre dazu kommen. Viel Glück.

  • Vielen Dank euch allen für die Glückwünsche! :)


    Hallo, ich habe mich unklar ausgedrückt oder wurde falsch interpretiert. Ich meinte, das dieses Jahr für mich nicht wichtig ist, da dies keinerlei Sicherheit bedeutet. Ich empfinde es für mich auch nicht als Leistung. Ob ein Jahr oder 10 oder 20 Jahre trocken. Es gibt keine Sicherheit mehr. Wird man leichtsinnig, überheblich oder einfach unachtsam, und zack, ist man wieder am Boden. Deshalb finde ich die Zeit meiner Trockenheit nicht wichtig. Wichtg ist nur eins im Bezug auf meine Krankheit: ich trinke heute nicht.


    Hallo Nayouk,

    Klasse das Du die Kurve bekommen hast. Es lohnt sich! Mir fällt es allerdings schwer Dir zu antworten da ich von Dir zu wenig weiss. Ich habe ja ambulant entzogen und hatte bis auf ärztliche Untersuchungen keinerlei Imput. Deshalb bin ich parallel zur Suchtberatung und zur Kreuzbundgruppe gegangen. Ich habe mir bei allem das mitgenommen, was mir half, den Rest habe ich einfach liegen gelassen. Die Kreuzbundgruppe hilft mir mehr, da sitze ich unter Profis, die wissen, was Sache ist, wie halt hier auch. Die Therapeuten sind halt leihen die nur theoretisch was über die Alkoholkrankheit wissen aber eben nicht mehr. Ich habe halt alles mitgenommen, die LZT hätte ich aber denke ich heute auslassen können. Die ziehe ich aber nun durch. Das betrifft aber jetzt nur mich. Ich bin ja nicht voll abgestürzt. Es gibt da Menschen in der LZT die brauchen noch viel, viel mehr Hilfe.

  • Hallo Stromer,

    herzlichen Glückwunsch zu Deinem ersten Trockengeburtstag :) :thumbup:. Ein Jahr ist super und das Erste ist das anstrengendste ...

    Viele Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Ich habe halt alles mitgenommen, die LZT hätte ich aber denke ich heute auslassen können. Die ziehe ich aber nun durch. Das betrifft aber jetzt nur mich. Ich bin ja nicht voll abgestürzt. Es gibt da Menschen in der LZT die brauchen noch viel, viel mehr Hilfe.

    Wie meinst du das?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hier finde ich sehr viel Informationen und Zuspruch und das hilft ungemein.Sollte aber erwähnen, dass ich 4 Wo. stationär in einer Klink war,
    mit quasi intensiv Betreuung von Ärzten und Therapeuten.

    Hallo Stromer,
    voll abgestürzt bin ich auch nicht, wenn es an einem Tag heftig war hatte ich abends eine schwere Zunge und hab mich zurückgezogen.
    Bei mir waren es zum Schluss 5 Hefeweizen täglich über den Tag verteilt und wenn ich, warum auch immer, an die Flaschen nicht ran kommen konnte
    hatte ich einen kleinen Flachmann dabei. Ich habe also meinen Pegel tagsüber gehalten und es ist über die Jahre von abends 1-2 Flaschen
    bis ab späten Vormittag bis Abends 5 Flaschen immer mehr geworden. Die Gründe kennen wir alle. Jede Nacht war ein kalter Entzug.
    Problematisch waren immer Einladungen am Abend, da war ich ja quasi schon bedient. Ich habe dann nur noch ein Anstandsbier getrunken und Wasser.
    Dann hat es irgendwann klick gemacht. Ich sagte zu mir: Jetzt ist Schluss, dieser Weg endet im Verderben. Entweder Du ziehst jetzt den Stecker oder jemand anderes tut es
    und dieser Jemand wird Dir nicht gefallen. Das war zwischen Weihnachten und Neujahr. Dann ging es ratz faz. Anruf in der Klinik 5 Tage später hatte ich einen
    Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon länger mit dem Thema Entzug beschäftigt.
    Das Konzept der Klinik bestand massgeblich aus täglichen(!) Einzel- und Gruppentherapien und anderen Theraphieformen wie Entspannugs- oder Musiktherapie.
    Der Tagesplan war gut gefüllt und es war trotz längeren Pausen sehr anstrengend.
    Hinzu kam, dass mein Einzeltherapeut selbst Alkoholiker ist und seit 25 Jahren trocken ist. Nach seinem endgültigen Absturz hat er nochmal neu angefangen, studiert, mit dem Ziel in der Suchthilfe zu gehen. Er war mein grosses Glück. Er hat von Anfang an Tacheles geredet und und er wusste von was er spricht.
    Ähnlich wie der ein oder andere Moderator aus gegebenem Anlass bei dem ein oder anderen hier in diesem Forum. Das schätze ich sehr. Uns in Watte zu packen bring
    gar nichts. In Watte waren wir lang genug :(

    LG Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Wie meinst du das?

    Ich habe mein Leben lang Alkohol missbraucht um einzuschlafen. Ohne ging nicht. Ich habe ausschliesslich abends nach 18:00 Uhr getrunken. Ich habe mich deshalb nie als Alkoholiker gesehen denn es war ja nicht so viel.... selbst bei der Suchtberatung habe ich denen als erstes erzählt, das die mir kontrolliertes Trinken beibringen sollen :roll: Ich konnte mir da beim besten Willen noch nicht vorstellen, nie mehr zu trinken.

    Anderseits habe ich es nicht akzeptiert, tagsüber zu trinken. Auch als die Entzugserscheinungen echt heftig wurden, habe ich nicht getrunken. Es passte nicht in mein Leben, nicht zu meiner Arbeit, nicht zu meinen Hobbys auch nicht am Wochenende. Das hatte zur Folge, daß ich Anfang letztes Jahr nicht mehr konnte. Entweder ich trinke oder ich muss aktiv gegen den Alkohol vorgehen. Es hatte sich aber sonst gar nichts bei mir geändert. Niemand ahnte, das ich Alkoholiker bin, ich war nie irgendwo übermäßig dicht, hatte bis zum Schluss alle meine Soziaklontakte die nicht gesoffen haben gepflegt. Nach dem Entzug bin ich gleich wieder arbeiten gegangen. Ich war insgesamt 6 Wochen krankgeschrieben. Mir ging es eigentlich die ganze Zeit gut.

    Wenn ich dann die vielen Menschen höre, zwischen denen ich sitze, ist meine Situation ganz anders. Viele haben alles verloren. Da ging oft nichts unter einer Flasche Vodka am Tag, oft noch viel mehr. Einige sitzen den ganzen Tag zuhause und wissen nichts mit sich anzufangen da ihr Leben sich ausschliesslich um Alkohol drehte. Sie freuen sich auf die LZT da sie dann endlich wieder jemandem zum Reden haben. Sie werden noch sehr lange Hilfe benötigen um wieder ins Leben zu kommen, das ich nie verlieren musste. Das meinte ich damit.


    Hallo Nayouk, da haben wirvon der Trinkmenge einen ähnlichen Verllauf gehabt nur habe ich nie tagsüber getrunken. Ich habe ab 2021 dann tagsüber immer stärkere Entzugserscheinungen bekommen, bis ich einfach nicht mehr konnte. Das kannst Du ja ganz vorne lesen. Bei mir war es ein alter, ganz toller Arzt, der mir die Augen geöffnet hatte. Dem werde ich für immer dankbar sein. Er hat mir mein Leben gerettet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Stromer (13. Februar 2024 um 21:58)

  • Hallo, gestern wurde ich aus der ambulanten LZT entlassen. Es war ein sehr schöner Moment mit durchweg positiven Komentaren der Mitpatienten. Es ist schon beeindruckend, wie ich damals die Terapie begann und wo ich heute bin. Das hat mir schon sehr geholfen und es stellt sich im Nachhinein ein etwas wehmütiges Gefühl ein da die Gruppe schon ans Herz gewachsen ist.

    Zuletzt hatte ich allerdings nicht mehr viel beizutragen, ich bin wieder voll im Alltag drin. Meine Arbeit steht wieder seit langem im Mittelpunkt, ich genieße meine 4 Tagewoche sehr. Ich habe nicht einmal Suchtdruck gehabt und festige jeden Tag meine innere Einstellung gegen den Alkohol.

    Ich kann zum Glück super schlafen, bin auch am Wochenende früh im Bett und früh wieder aus den Federn um den Tag voll zu genießen. Ich unternehme sehr viel mit meiner Frau, unternehmen Städtetouren, wandern sehr viel und ich freue mich auf den Sommer, wenn ich wieder Motorrad fahren kann.

    Ansonsten gibt es bei mir nichts neues. Ich genieße mein neues, trockenes Leben sehr, ich bin so glücklich, das ich nicht mehr trinken muss!!!

    Nun lese ich - meist still- hier weiter, wie jeden Tag

    Viele Grüße und frohe Ostern :)

  • Ich wünsche dir, dass du viel aus der Therapie mit in deinen Alltag nehmen kannst.

    Ich habe nicht einmal Suchtdruck gehabt und festige jeden Tag meine innere Einstellung gegen den Alkohol.

    Das ist super.
    Ich bin überzeugt davon, dass die innere Einstellung der wichtigste Baustein ist.
    ‚Gegen den Alkohol‘ klingt für mich so ein bisschen nach ‚Kraftaufwand‘. :/

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • ‚Gegen den Alkohol‘ klingt für mich so ein bisschen nach ‚Kraftaufwand‘. :/

    Hallo Stern, nein ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Ich sage immer, mit meinem heutigen Wissen würde ich heute auch keinen Alkohol mehr trinken, auch wenn ich kein Alkoholiker wäre.

    Ich will keinen Alkohol mehr trinken. Alkohol ist Zellgift welches durch die Blutbahn in jede kleinste Zelle des Körpers gelangt und dort Schäden hinterlässt. Auch im Kopf, Alkohol macht dumm. Ich will das nicht mehr.


    Ich finde es sehr gut, daß Du so genau liest und so fein hinterfragt, denn das ist richtig und wichtig, immer wachsam zu bleiben. Auch wenn man sich so sicher fühlt wie ich. Danke dafür.

  • Hallo, ich habe hier in der SHG interessiert gelesen, das hier User im Nachhinein Gründe finden, warum sie getrunken haben.

    Ich wusste von Anfang an ganz genau, warum ich Alkoholiker wurde: weil ich Alkohol trinken wollte. Mir hat niemand einen Trichter an den Hals gesetzt und den Fusel in mich rein geschüttet. Das war ich ganz alleine selber.

    Der Hauptgrund, warum ich das schon früh in meinem Leben gemacht habe, den weiß ich auch: weil meine Eltern mir das so vorgelebt haben. Die sind nicht mal Alkoholiker, die haben einfach gerne zu jedem Essen Bier oder Wein getrunken, das war total normal, Alkohol zu trinken. So wurde das bei mir auch ganz normal. Und so hatte ich auch kein schlechtes Gewissen, Alkohol zum Einschlafen zu missbrauchen, über Jahrzehnte, bis mein Körper auch tagsüber Alkohol gefordert hat. Erst da musste ich dann handeln denn tagsüber im Alltag trinken, das ging bei mir gar nicht.

    Zum Glück habe ich nichts mit Depressionen, Angststörungen oder anderes zutun. Da bin ich echt froh drüber.

  • Also gehörst Du auch zu den "Usern, die im Nachhinein Gründe finden, warum sie getrunken haben", Stromer? 😉 Denn laut eigener Aussage war es ja auch bei Dir nicht nur die Lust am Trinken, die Dich zum Alkoholiker hat werden lassen, sondern das elterliche Vorbild sogar mit ein "Hauptgrund" ...

    Ich glaube, so weit liegen wir alle, die sich heute dazu geäußert haben, bei dem Thema gar nicht auseinander, wenn wir einfach mal die Schubladen weglassen.

    Keiner von uns suchte doch nach Ausreden oder Sündenböcken, nur nach Mustern, die man im Sinne der Risikominimierung ändern sollte.

    (Ich schreib dann mal in meinem Faden dazu weiter, kann leider immer noch nicht zitieren, da nur mit dem Snartphone zugange)

  • Hallo Stromer,

    ich hatte ehrlich gesagt exakt den Gedanken, den Rennschnecke äußerte.

    Das ist ein gutes Beispiel, dass es eben sein kann, dass man eben schon weiß, was den Weg begünstigt hat. Und ich finde es auch normal, sich eben mal anzuschauen, wie es mal ablief.

    Wichtig ist meiner Meinung nach dann allerdings, dass ich durch eine eventuelle Erkenntnis nicht in die Opferrolle falle. Denn das bin ich nicht. Nur weil es Gründe hab, die mein Saufen noch befeuert haben, hätte es andere Möglichkeiten gegeben, damit umzugehen. Niemand hat mich gezwungen zu saufen, das war ich selbst.

    Das sehe ich auch so.

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