Vertrauen und Mut / Thalia

  • Liebe Thalia,

    vielen Dank für das Zitat von Matthias. Da erkenne ich mich auch wieder. Zum Großteil habe ich mich selbst belogen, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich dachte auch von mir, ich sei ehrlich, zuverlässig, verantwortungsbewusst. War ich nach außen betrachtet bestimmt aber trotzdem war es nicht stimmig.

    Je mehr ich mich selbst zeigen kann, umso „heiler“ fühle ich mich

    Das kann ich gerade 1:1 nachvollziehen.

    LG,

    Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • 10 Jahre trocken

    Im täglichen Leben spielt meine Alkoholabhängigkeit keine Rolle mehr. Alkohol als solcher auch nur insoweit, als ich mich damit auseinandersetze, wo er in meinem Umfeld auftaucht und ich dazu eine Haltung einnehmen möchte, die sich für mich wahrhaftig anfühlt.

    Ich hatte in den letzten Jahren verschiedene schwierige und auch schöne Situationen zu bewältigen, und hatte tatsächlich nie den Impuls/den Gedanken, Alkohol zu trinken. Das könnte mir vorgaukeln, dass ich meine Sucht überwunden habe. Da ich sie - an der Oberfläche - nicht mehr spüre und Alkohol keine Option mehr ist.

    Vielleicht ist es so etwas, das länger Trockene in einen Rückfall führen kann.

    Ich bin daher tatsächlich dankbar, dass ich mich noch genau erinnern kann, wie es sich anfühlte, Alkohol zu brauchen. Ich spüre, mein Kopf, mein Körper spüren, dass ich sofort wieder im Suchtverhalten drin wäre, wenn ich einmal Alkohol tränke. Insofern bin ich froh darüber, dass ich diese „Körpererinnerung“ habe. Das ist die hilfreiche Seite des Suchtgedächtnisses.

    Heute kommt es mir so selbstverständlich vor, dass ich ohne Alkohol lebe. So lange empfinde ich das nun schon nicht mehr als Verzicht auf irgend etwas, sondern als Bereicherung, auch ganz unabhängig von meinem Abhängigkeitssyndrom. Vor zehn Jahren und einem Tag konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich hatte so viel Angst davor, ohne das zu leben, was ich dem Alkohol zuschrieb: Beruhigung, Abgrenzung, Wärme, Gelassenheit, Geborgenheit. Aber vor zehn Jahren habe ich - durch irgendeine Gnade - den Punkt in mir gefunden und genutzt, da das, was der Alkohol gleichzeitig - und eigentlich - für mich bedeutete: Selbstverachtung, Scham, Schuld, tiefe Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit, Todessehnsucht, schwerer wog, so dass ich trotz der Angst keine Alternative mehr hatte. Mein Tiefpunkt, mein Wendepunkt.

    Ich kann mich nicht mehr an den Zeitpunkt erinnern während meiner Trockenwerdung (und es war wohl auch kein Punkt, sondern ein Prozess), an dem mir klar wurde, dass die positiven Zuschreibungen, die ich dem Alkohol gegeben hatte, null Komma gar nichts mit der Substanz Alkohol zu tun hatten, sondern Ausdruck meiner legitimen Bedürfnisse waren, die nur durch meine Suchterkrankung vom Alkohol „übernommen“ worden waren - usurpiert.

    Dadurch konnte ich das dann seither trennen, und wenn ich das Bedürfnis nach Ruhe, Abgrenzung, Geborgenheit … habe, kommt mir zur Erfüllung dieser Bedürfnisse Verschiedenes in den Sinn, aber kein Alkohol mehr.

    Ich bin ja nicht gläubig, aber dieses Gefühl der Dankbarkeit fühlt sich schon sehr tief an, eben wie eine Gnade.

  • Meinen Glückwunsch zu 10 Jahren Trockenheit, Thalia! :thumbup:

    Du beschreibst so vieles, dass auch auf mich zutrifft!

    Und so gehen wir weiter auf unserem trockenen Weg!

    Immer weiter!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Thalia

    Glückwunsch zum 10.Trockengeburtstag

    Tolle Leistung. Das was du geschrieben hast empfinde und sehe ich genauso.

    Bin kurz hinter dir und behalte dich im Auge :lol::lol:

    Weiterhin viel Erfolg auf dem Weg

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Dankeschön für deinen Erfahrungsbericht und von Herzen liebe Glückwunsche zu 10 Jahren ohne Filter. Leben mit allen Facetten und echter Geborgenheit 😊

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Ein Jahrzehnt ist eine ganze Menge Leben...

    Es ist sehr berührend zu lesen, wenn jemand sein Leben an einem bestimmten Punkt mutig in die Hand genommen hat und was draus macht.

    Herzlichen Glückwunsch und liebe Grüße,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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