Hast ja alles richtig gemacht und noch rechtzeitig die Kurve gekratzt. Aber daß Du den Leuten noch den Alk hinterherträgst, das war schon ziemlich gefährlich und reichlich dumm. Ich verstehe schon, daß Du vielleicht einfach nur freundlich und hilfsbereit sein wolltest, aber warum mußt ausgerechnet Du für Nachschub sorgen? Da hätte ich nein gesagt.
Und für eine Lügengeschichte würde ich mich auch nicht einspannen lassen. Da müßte das schon ein sehr guter Freund mit einem sehr guten Grund sein.
Bleib wacker!
Hey Hanseat,
ich hab das in dem Augenblick als gar nicht so schlimm wahr genommen. In Gedanken war ich schon kurz vorm gehen, und suchte nach dem richtigen Moment. Und da kam mir diese Anfrage gerade recht.
Ich bin nicht allein gefahren, sondern mit einem Kumpel, der dann auch zu den Regalen gegangen ist, den Kram bezahlt und ins Auto getragen hat. Ich hab mich also gar nicht so als aktiven Part beim Beschaffungs Einkauf gesehen.
Im nachhinein gesehen, würde ich das jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr machen.
Alles anzeigenHallo MeaCulpa,
Du hast ja bestimmt auch meine Ausführungen im Tagebuch von Hanseat gelesen. Das hier ist allerdings ein Beispiel, wo ich die "Veranstaltung" tatsächlich in eine Saufveranstaltung eingestuft hätte. Klar habt ihr auch Kisten geschleppt, weil umgezogen wurde. Aber im Großen und Ganzen wäre das eine Sache gewesen, wo ich mich nicht wohl gefühlt hätte und auch direkt wieder abgedampft wäre, als die Kisten an ihrem Platz waren. Vielleicht noch 3, 4 Sätze und ne Bratwurst zwischen die Zähne und dann Abmarsch. Aber mit den saufenden Leuten noch loszufahren und den Stoff damit so dich an sich heranzulassen, das war nicht so schlau, aber das weißt Du selbst auch ganz genau, glaube ich
Ich hab es in der Anfangszeit auch mal gemacht. Kam mir völlig bekloppt vor und hab mir geschworen, das mach ich nicht wieder. Ich kutschiere auch keine Leute hin und her. Nur weil ich nüchtern bin, steht auf meiner Stirn noch lange nicht das Wort "Taxi".
Was ich allerdings gut finde ist, dass Du grundsätzlich mit offenen Karten spielst.
Ich glaube, Dir wird allerdings eh von ganz allein mit der Zeit die Lust auf solche Dinge vergehen. Sieht man ja schon an dem Beispiel mit Deinem Kumpel. Früher zu Saufzeiten war es Dir egal, ob er seine Frau betrügt. Inzwischen nervt es Dich. Wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis Du Deinem Kumpel sagst, dass er Dich gern aus seinen Fremdgeh-Aktionen raushalten darf. Richtig wäre es jedenfalls, ihn in die Schranken zu verweisen. Aber auch das weißt Du selbst ganz genau
LG Cadda
Hi Cadda,
mir sind viele Dinge bewusst, und ich denke auch ganz viel über die Menschen und Situationen nach. Und natürlich über mich selber- ich erkenne viele Zusammenhänge, und merke, wie es sich weiter entwickelt. Ganz klar, nüchtern zu sein ist ein ganz grossartiges Lebensgefühl.
Aber auch eine verdammt, schwere Aufgabe. Es ist soviel altes, was ich los lassen muss. Und das fällt mir sehr schwer, z.Bsp. bei den o.g. Menschen, habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Aber es ist mir am Samstag sowas von klar geworden, das es einfach nicht mehr meine Leute sind. Ich habe da nichts mehr verloren.
Und das zu akzeptieren, und auch fest zu verinnerlichen ist ein Prozeß, der auf jeden Fall noch seine Zeit braucht. Du schreibst schon ganz richtig, das mich besagter Freund nervt, und es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann ich ihm sage, das ich nicht mehr sein Deckel für irgendwelche Betrügereien bin
Alles anzeigenDa bin ich beim Lesen erschrocken.
Wäre der Moment nicht schon viiiiel früher viel sicherer gewesen?
Dabeibleiben, wenn die anderen konsumieren und als i-Tüpfelchen den anderen auch noch den Alk-Nachschub zu kutschieren?
Wie groß ist der innere Abstand, wenn man nicht nur Umzugskisten, sondern auch Bierkisten schleppt, ums mal so zu formulieren.
Ich finde es prima, daß du dich geoutet hast und auch nichts getrunken hast.
Du schreibst, das alles hat dich sehr getriggert.
Wie hat sich das bemerkbar gemacht? und ist es inzwischen abgeklungen oder rattert das Suchtgedächtnis noch?
Viele liebe Grüße, Linde 🙂
Hey Linde,
ganz klar, ich hätte da echt früher rausgehen sollen. Ich wollte auch nicht unhöflich sein, und direkt nach dem Essen abhauen, genauso mit dem Job als Alk-Taxi. Da hatte ich mir mehr Gedanken um die anderen gemacht, als um mich selber.
Wobei ich (wie ich oben schon schrieb) den Taxi-Job als willkommenen Opener gesehen habe, um zu gehen.
Es war vor allem die Verfügbarkeit, und diese Selbstverständlichkeit, die mich getriggert hat. Jahre bzw. Jahrzehnte habe ich mich da genauso selbstverständlich bedient und abgeschossen. Wäre es ein "normaler" Samstag bzw. Umzug gewesen, wäre ich bestimmt schon vor dem Grillen voll besoffen gewesen. Und all diese Gedanken und auch Gefühle kamen wieder hoch. Es ist was altes, wohl bekanntes, nachdem das Suchtgedächtnis gelechzt hat, und nachgefragt : Ist das jetzt wirklich so ? Gibts nie wieder Bier und Schnaps ?`
Ich konnte die Antwort geben : Aber 100 % ist das so, und wird auch so bleiben. Und das hat mich wieder gut runter gebracht.
Auch kam zeitweise ein Gefühl der Erhabenheit auf, so ähnlich wie über dem ganzen zu stehen. Sich (auch wenn das jetzt arrogant klingt) einfach als was besseres fühlen, wie die anderen.
Am Ende war ich einfach nur froh, da rausgekommen zu sein. Und um eine Erkenntnis schlauer : Da möchte ich nicht mehr hin.
Alles anzeigenHallo MeaCulpa,
ich habe deine Vorstellung gelesen und sie hat mich irgendwie angesprochen, deshalb möchte ich dir ein paar Gedanken dalassen.
Ich wünsche dir sehr, dass sich bei dir der Schalter endgültig umgelegt hat und du dauerhaft von dieser Sucht und anderen Süchten wegkommst.
Was du von dir schreibst, klingt danach, als ob du ein recht gutes Gespür für dich entwickelt hast. Wenn das so ist, würde mich das für dich freuen.
Mir ging’s übrigens ähnlich wie Linde, als ich gelesen habe, in welche Gefahr du dich da mehr oder minder unbewusst gebracht hast. Die Erfahrung zeigt, dass solche Begebenheiten u.U. erst im Nachhinein ihr ganzes Triggerpotential entfalten können. Es wäre daher gut und wichtig für dich, wenn du in dieser und nächster Zeit ganz besonders auf dich Acht gibst. Vielleicht magst du uns ja schreiben, welche Gedanken dir diesbezüglich so durch den Kopf gehen.
Was Alkohol trinkende Freunde und Bekannte betrifft, so habe ich im Laufe der letzten Monate - ich bin inzwischen 11 Monate trocken - bemerkt, was das mit mir macht und dabei so manchen Rat, der mir hier und anderswo gegeben worden ist, befolgt. Nach und nach wurde mir immer bewusster, warum es immens wichtig für mich ist, meine Trockenheit zur Priorität Nummer 1 zu machen und mich von bestimmten Menschen und Situation erstmal fern zu halten, und auch, warum es wichtig für mich ist und mich letztlich unterstützt, dass mein Umfeld weiß, warum ich keinen Alkohol mehr trinke.
Ich hab’s nicht jedem auf die Nase gebunden und, wenn ich‘s erzählt hab, keinen Film davon gemacht, aber die Menschen, die mir wichtig sind und ein paar Ärzte wissen Bescheid. Ärzte übrigens u.a. auch deswegen, weil es für manche Medikation wichtig ist, das zu wissen.
Ich darf mich schon seit einer Weile zufrieden abstinent nennen und bin sehr dankbar, dass ich das so fühlen darf. Es fühlt sich einfach gut an.
Solche Runden, wie du sie da beschreibst, würde ich auch jetzt noch eher meiden. Zum einen, weil ich auf diese Alkohol-Seligkeit und die Selbstverständlichkeit des Alkoholkonsums überhaupt keine Lust mehr habe, sondern eher angenervt davon bin. - Durch Alkoholmissbrauch ist bei mir und bei anderen so viel kaputt gegangen. -
Wozu sollte ich mich etwas aussetzen wollen, was mich nervt und womöglich sogar traurig und bedrückt macht?
Lust habe ich, mit Menschen zusammen zu sein, die nüchtern sind und ganz selbstverständlich wie ich einfach nur eine Apfelsaft-Schorle, eine Cola, ein Bitter-Lemon, ein Wasser, einen Kaffee, Tee usw. trinken, mit denen ich mich einfach so gerne unterhalten mag, ohne Gespräche über das Thema Alkohol führen zu müssen oder beobachten zu müssen, wie andere sich unter Alkoholeinfluss verändern.
Ich hab mich nun nicht ins Gegenteil von früher gekehrt und bin auch keine Missionarin für die Abstinenz geworden, aber meine Trockenheit und mein Wohlbefinden sind mir wichtig geworden und ich empfinde es als einfach nur schön und angenehm, mit Menschen zusammen zu sein, die ebenso wie ich alkoholfreie Getränke konsumieren und für die das auch irgendwie ganz selbstverständlich ist.
Viele Grüße
AufderSuche
Hi AufderSuche,
Du beschreibst sehr gut Deine Entwicklungsstufen, und das Du schon ein ganzes Stück die Leiter höher gekommen bist als ich. Das tut gut zu lesen, denn viele Vorahnungen, die ich habe bestätigen sich in Deinem Schreiben.
Es gab schon früher eine nüchterne Zeit, in der ich meinen Führerschein verloren hatte. Du kannst Dir bestimmt denken warum. Ich habe ca. 1 Jahr gebraucht um den Lappen wieder zu bekommen, und in dieser Zeit habe ich auch nicht getrunken.
Aber mir war völlig klar, das sobald die "Käseglocke" Führerschein von mir abgenommen wird, es wieder los geht.
Und so war es denn auch. Kaum hatte ich den Lappen wieder, war alles beim alten bzw. wurde noch viel schlimmer.
Ich kann rückblickend nur sagen, das ich in all den Jahren mehr Glück als Verstand hatte und nicht wieder bei den offiziellen Stellen auffällig wurde.
Heute ist es anders. Ich habe kein Hintertürchen eingebaut, und mir eine Kann-Option irgendwo hinterlassen. Es gibt nur die eine Option, und das bedeutet lebenslange Abstinenz. Das ist ganz anders wie zu der damaligen Zeit. Ich hoffe, ich bin stark genug, das auch durchzuhalten.
Meine Gedanken sind ganz ähnlich, das ich mir mehr Kontakt zu nüchternen Menschen wünsche. Wo Alkohol überhaupt kein Thema ist, das würde mir mit Sicherheit besser tun, als mit der o.g. Connection abzuhängen