Situation aushalten/ertragen oder verändern??

  • Guten Morgen,

    ich habe gerade einige Beiträge gelesen, die ich sehr interessant fand. Dabei ging es darum, dass die Wahrnehmung des Alkoholikers gestört ist, aber dass eben auch die Wahrnehmung des Co.Abhängigen gestört ist. Ist das tatsächlich so oder funktioniert die Wahrnehmung im Grunde genommen sehr gut, wird aber dennoch hingenommen?

    Ich glaube, dass es viele Co-Abhängige gibt, die schon längst verstanden haben, was Sache ist und deren Wahrnehmung auch gar nicht (mehr) gestört ist. Sie schaffen es dennoch nicht, dem ganzen Drama ein Ende zu setzen, weil sie an der Hoffnung festhalten, der Süchtige hört auf zu Saufen und dann wird alles wieder gut. Und so lassen sie die ganzen Demütigungen, Beleidigungen und Ausreden des Säufers über sich ergehen.

    Ich denke beim Lesen vieler Geschichten, wie es sein kann, dass der Co-Abhängige sich also quasi vornimmt, die Situation AUSZUHALTEN. Ich habe oft den Eindruck, dass dann die Geschichten hier erzählt werden, um eben die Situation besser ertragen und aushalten zu können. An einer Änderung wird aber gar nicht gearbeitet, weil ja immer noch die Hoffnung besteht, dass nach dem Aushalten und Ertragen der Situation die Belohnung kommt, indem der Säufer aufhört zu saufen. Dass das aber in den meisten Fällen eben nicht passiert, das wird ausgeblendet. Das ist dann wohl der Schutzmechanismus des Co-Abhängigen.

    Oftmals wird ja auch in Etappen gedacht. Es wird zunächst auf die sogenannte Einsicht gehofft. Wenn die dann erstmal da ist, dann sieht der Co-Abhängige sich in einer Art Zwischenziel, also einen großen Schritt weiter.

    Stimmt aber auch nicht wirklich. Einsicht bedeutet noch lange keine Handlung.

    Vermehrt fällt mir auch auf, dass Co-Abhängige erst Recht Hoffnung bekommen, weil sie hier im Forum ja so viele Menschen treffen, die wirklich aufgehört haben zu trinken. Dass es allerdings daran liegt, dass das hier ein Alkoholikerforum ist und sich ja nun diese Leute gerade deshalb hier treffen und deshalb ein ganzer Schwung hier anzutreffen ist, das ist ja auch klar.

    Wenn ich zu einer Gruppe gehe, indem sich Menschen treffen, die essenstechnisch Punkte zählen, um an Gewicht zu verlieren, dann treffe ich dort natürlich auch sehr, sehr viele Menschen, die abgenommen haben oder dabei sind.

    Da "draussen" gibt es jedoch viel mehr Menschen, die Übergewicht haben und eben nicht schaffen, abzunehmen.

    Genau so, wie es eben da "draussen" auch viel mehr Menschen gibt, die Saufen und eben nicht schaffen, aufzuhören.

    Bei beiden Beispielen oftmals, obwohl die Einsicht vorhanden ist.

    Ich weiß, dass es ein Prozess ist, sich zu lösen und wieder an sich zu denken. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Ich habe den Eindruck, hier melden sich viele Frauen an, die noch nicht soweit sind, sich aber auf einen guten Weg begeben, etwas sacken zu lassen, von dem was sie lesen und vor haben, etwas an der Situation zu verändern.

    Bei einigen habe ich aber ganz stark den Eindruck, dass sie sich hier anmelden, um sich "nur" auszutauschen, also Dampf abzulassen, um eben die Situation weiter aushalten und ertragen zu können. Ein Wunsch, wirklich etwas an der Situation zu verändern, besteht aber irgendwie nicht.

    Bringt es diese Co-Abhängigen denn aber tatsächlich weiter oder tappen sie dadurch weiter auf der Stelle. Was meint ihr?

    LG Cadda

  • Hallo Cadda,

    da bin ich mal wieder mit meiner Geschichte. Ich kam ja auch hierher um meinen Mann besser verstehen zu können, um ihm besser helfen zu können. Und wenn er dann aufgehört hat zu trinken - selbstverständlich mit Therapie und geläutert - geht´s mir schlagartig wieder gut und mein Leben ist in Ordnung :shock: . Ich lehn mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass es dem Großteil der Co´s so geht. Nun ist ja jede Geschichte individuell und jeder tickt anders, aber mir wurde mit Hilfe des Forums relativ schnell klar, dass ich auf dem falschen Dampfer bin. Das war schon mal der erste Schritt, dass es in meinem Kopf ratterte und ich dieses Forum wie ein Schwamm aufgesogen habe. Irgendwann war dann die Theorie klar und es kam die Schei*-Umsetzung in die Praxis. Was hatte ich Panikschübe, Angst und Bauchschmerzen - eine echt krasse Zeit, aber tun muss man nun mal tun. Das kann einem keiner abnehmen und da muss jeder seinen Weg gehen. Im Nachhinein empfinde ich es auch als wichtig, dass der Wunsch, etwas zu verändern, aus mir kam und nicht von außen aufgedrängt wurde. Nur so konnte es auch funktionieren.

    Ein Wunsch, wirklich etwas an der Situation zu verändern, besteht aber irgendwie nicht.

    Hm, es ist ja immer unsere Interpretation von dem, was wir lesen ohne die Person wirklich zu kennen. Ich bin da für mich ziemlich klar. Ich schreibe, wenn ich den Wunsch dazu verspüre und ich ziehe mich zurück, wenn ich für mich feststelle, dass es vergebene Liebesmüh ist. Ich kann den/die Andere da auch ziehen lassen und weitere Runden drehen lassen. Vielleicht braucht es noch bis zum persönlichen Tiefpunkt. Das kann ich doch gar nicht einschätzen. Und doch tut es mir nicht leid, dass ich schreibe. Wenn es der angeschriebenen Person nicht hilft, dann vielleicht jemandem, der mitliest und wenn nicht, ist es auch nicht dramatisch. Es ist mein Wunsch gewesen, zu schreiben ohne den massiven Hilfsgedanken im Hinterkopf. Ich hoffe, dass das jetzt nicht zu verwirrend ist.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo liebe Cadda,

    ich fühle mich direkt angesprochen, als ich den Post gelesen habe. Ich spreche jetzt mal nur für mich... ich habe neulich ein Interview gesehen, da ging es um Co Abhängigkeit ( hatte schon mal was von gehört, aber ganz so direkt konnte ich nix mit anfangen ) als ich das Interview gesehen habe, war ich richtig durcheinander.. und dachte so... als hätten die eben von meinem Leben erzählt.. nicht 100% aber ich habe mich stark wieder erkannt und war völlig von der Rolle.

    Wie es sich bei den Alkis einschleicht, scheint es sich auch bei den Co's einzuschleichen... man rafft manches einfach nicht.. und wenn ich selbst zurück blicke, setzen sich echt viele Puzzleteile zusammen und ich denke selber... was war denn da mit mir los... ich kanns teilweise nicht verstehen, habe neulich auch mit meiner Mutter drüber geredet, aber sie hat es z.b auch gar nicht sooooo schlimm bei meinem Mann empfunden.. hin und wieder.. und 2021 kam die plötzliche Veränderung... echt eigenartig.. und wir haben uns alle wirklich sehr regelmässig gesehen, waren sogar zusammen im Urlaub..

    eigenartig alles.. ich selber bin auch tierisch am verarbeiten und sortieren.. konnte heute nacht und gar nicht gut schlafen, habe komische träume gehabt..

    ich denke, man braucht auch "Geschichten" wo man hört.. klasse, die haben es geschafft... denn wenn man mal in die Runde fragt ... ( draußen) kommen doch eh nur so Sprüche von Halbwissenden... einmal Alki, immer alki, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht... usw. usw. ich finde, wenn man selber nicht betroffen ist, dann knallt man einfach diese Sprüche auf den Tisch... und das ärgert mich... klar ärgert mich das, denn ich bin ja auch betroffen.


    Ich sag mal so.. Mitte 2021 stieg eine innerliche Unruhe in mir auf.. da wusste ich selber noch nicht genau, warum... aber unterbewusst habe ich es vermutlich doch gewusst, das die Alkohol Sache doch keine kleine Sachen ist... das sehe ich jetzt so, aber da konnte ich es nicht direkt zuordnen.

    Und klar.. ich hoffe, wünsche... das irgendwo in ihm, der tolle Mann ist, den ich über alles liebe und ich ihn wieder bekomme.. ich würde auch sagen, er war auch nicht ganz verschwunden, es war ja nicht so, das es täglich blöd war, aber schon oft...

    ... und nun.. weisst du ja auch schon aus meinen anderen Posts... hoffe ich sehr auf die Therapie, das es bei ihm fruchtet und er für sich, für mich, für unseren Sohn und alle, die ihn lieben, nüchtern bleibt und das für immer!

    Im Grunde ist er ein wunderbarer Mensch... wenn das Wörtchen wenn nicht wär....

    Es rattert viel in mir.. das ist mal klar :)

  • Vermehrt fällt mir auch auf, dass Co-Abhängige erst Recht Hoffnung bekommen, weil sie hier im Forum ja so viele Menschen treffen, die wirklich aufgehört haben zu trinken. Dass es allerdings daran liegt, dass das hier ein Alkoholikerforum ist und sich ja nun diese Leute gerade deshalb hier treffen und deshalb ein ganzer Schwung hier anzutreffen ist, das ist ja auch klar.


    Bringt es diese Co-Abhängigen denn aber tatsächlich weiter oder tappen sie dadurch weiter auf der Stelle. Was meint ihr?

    Hallo Zusammen.

    Ja, auch ich habe den Eindruck, daß sich hier viele einfinden, um ihr Leid zu klagen, zwar verstanden haben, daß sie in erster Linie etwas tun müssen, aber außerstande sind etwas zu tun.

    Es ist so einfach sich an die Hoffnung zu klammern, es sei nur eine Frage der Zeit, dann wird schon alles wieder gut sein. So lange muß man eben ertragen, kann sich beschweren und hoffen. Nebenbei wird man selbst zum psychischen Wrack und was man den Kindern antut, wird einem kaum bewußt. Es sind ja nur Kinder.

    Mit Bewältigung hat das sicherlich nichts zu tun.

    Beim lesen div. Begebenheiten/ Geschichten fiel mir in erschreckender Weise auf, daß viele auf der Stelle tappen und nicht wagen etwas zu verändern, Viele ertragen lieber den Permanentschmerz, als einen Schlußstrich zu ziehen.

    Was mich besonders verwirrt, es gibt tatsächlich nicht-trinkende Partner, da hat ihr Alkoholiker bereits „Einsicht“ oder gar einen Therapieplatz für die Zukunft, der Alkoholiker trink fleißig weiter, beleidigt, verletzt und der Partner schwelgt fröhlich in Hoffnung. ???


    Zu:

    Hier im Forum gibt es ja so viele, die es auch geschafft haben. Das ist ein fataler Trugschluss!

    Geht man von den Aussagen des Bundesgesundheitsministeriums aus, gibt es allein in Deutschland ca. 1.600.000 Alkoholiker, neben (!) den 1,4 Millionen die als permanente Missbräuchler bezeichnet werden, 6,7 Million konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form (was immer das heißen mag)..

    Rein rechnerisch, hat also jeder 27. Mensch in Deutschland ein massives Problem mit Alkohol (inclusive aller Babys, Kinder, Rentner).

    „Viele“ machen einen Entzug, davon werden laut Statistik 70 – 90% rückfällig.

    Soweit die allgem. bekannten Fakten. So viel zu Hoffnung.

    Ja, beim Lottospielen sind die Chancen noch geringer, doch man kann gewinnen.

  • Hello...ich muss mich auch zu Wort melden, als Betroffene bzgl. CO-Abhängigkeit.

    Ich erlebe immer wieder unterschiedliche Phasen in meinem Lösungsprozess .. Wut, Trauer, Akzeptanz, viele Fragen .. es wechselt oft ganz schnell und dann dauert einzelne Phasen wieder länger. Ich hadere auch immer noch damit, wieso ich über 10 Jahre meine Wahrnehmung so in Frage stelle und was ich an seiner Entwicklung bzgl. Alk übersehen habe oder eh von Anfang an da war und ich schon als normal empfunden hatte oder nicht sehen wollte oder wie auch immer. Auch immer wieder die Frage: wie konnte ich DAS ALLES 10 Jahre mit mir machen lassen.

    Hat natürlich auch mit mir und meiner Selbstreflexion und Entwicklung zu tun.

    Ich sauge viele Berichte hier auf, weil sie mir helfen!! Egal ob zum Dampf ablassen, weil mich gerade meine Gefühle für ihn triggern (danke, die Formulierung habe ich hier gelernt ;-)) und was ich da akut machen kann oder ich Wut habe oder meine Wahrnehmungen in Frage stelle. Mir tut es auch gut, zu lesen, was andere erleben und ich feststelle 1:1 wie bei mir, sogar der Wortlaut ist oft der selbe. Oder auch von den anderen eine Rückmeldung zu bekommen, wie krass meine Geschichte ist, damit ich endlich kapiere: MÄDL lauf, lauf weit weg und geh ja nicht mehr zurück. PASS gut auf dich auf und LEBE für dich!

    Ich bin seit Ende Dez. hier angemeldet. mach schon lange Therapie. Aber seit ich hier bin, habe ich den Eindruck, dass mir das mehr hilft, als die Therapie zuvor. Vielleicht war es auch nur der richtige Zeitpunkt bzw. haben mich die Vorgespräche in der Therapie dazu gebracht, auch hier reinzuschauen. Ich weiß es nicht, aber ich möchte diese Forum und den Austausch derzeit nicht missen! Er begleitet mich derzeit wirklich gut durch meine Tage!
    DANKE an alle!!!!!!!!!!!!!!

  • Hallo Cadda,

    danke für diesen Denkanstoß.

    Ich gehöre leider zu der Kategorie "kriegt nichts geändert".

    Ich habe mich eine Zeit lang mit den 12 Schritten beschäftigt, die ja inzwischen auf viele Süchte angewendet werden, auch nicht-Stoffgebundene. Der erste Schritt ist die bedingungslose Kapitulation und daraus folgend die Abstinenz.

    Bei SLAA (Sex and Love Addicts Anonymous) bedeutet das in den meisten Fällen die Trennung vom Partner. Bei dem Programm für Co-abhängige sehen die das noch etwas anders glaube ich.

    Jedenfalls stelle ich regelmäßig fest, das ich an Schritt eins schon scheitere. Der Grund ist wahrscheinlich der Gleiche wie bei den Alkis - mir geht es noch nicht schlecht genug um etwas zu verändern.

    Dazu habe ich noch so eine Angststörung, wenn es darum geht eine Bindung aufzulösen. Ich bekomme richtig Panikattacken und kann mich da nicht selbst regulieren. Deshalb bin ich auch bei SLAA gelandet und nicht bei CoDa, obwohl letzteres bestimmt auch passend wäre.

    Das mit der Panik kenne ich auch aus anderen, ebenso dysfunctional en Beziehungen aus denen ich nicht rauskam.

    In den Gruppen wird immer wieder gesagt, das erst nach einer Trennung (Abstinenz vom Suchtstoff) das hochkommen kann, um das es eigentlich geht. Denn vorher ist es verdeckt durch das Drama, in das man verwickelt ist.

    Obwohl ich das alles weiß, schaffe ich den entscheidenden Schritt nicht. Durch das Lesen und Schreiben hier im Forum erhoffe ich mir, dass es irgendwann regelrecht Klick macht und sich der Schalter umlegt. Aber wahrscheinlich ist es eher so, dass der Schritt zur Trennung zuerst kommen muss, also trotz der Ängste, Zweifel und der immer noch bestehenden Hoffnung. Und das das AHA-Gefühl sich erst später einstellt, vielleicht erst Jahre danach ...

  • Guten Abend zusammen,

    Zitat "ein Online- Forum ist ein virtueller Platz zum Austausch und zur Archivierung von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen".....Zitat Ende.

    Es kann unterstützend tätig sein, Anregungen und neue Denkanstöße vermitteln, letzendlich aber nicht in allen Fällen die Lösung eines Problems bringen. Das wäre auch ein zu hoch erklärtes Ziel!

    Jedes Forumsmitglied ist in seiner Persönlichkeit unterschiedlich, muss für sich entscheiden, was davon in die eigene reale Lebenssituation übertragen werden kann, die keiner von uns im Detail kennt.

    Das macht es auch oft so schwierig,

    virtuelle Welt trifft auf reale Gefühlswelt!

    Ich für meinen Teil, bin jedenfalls sehr froh dieses Forum kennengelernt zu haben und bin dankbar für jede unterstützende, hilfreiche, aber auch kritisch anmerkende Antwort auf meine Beiträge oder Fragen.

    Was sich natürlich daraus zukünftig entwickeln wird, das vermag ich jetzt noch nicht zu beantworten.......jeder Prozess braucht seine Zeit....der eine kürzer, der andere länger......manchmal müssen Situationen ausgehalten/ ertragen werden, um sie dann zu verändern.

    Es erfordert jede Menge Mut jedes einzelnen hier, sich in diesem Forum anzumelden und zu offenbaren.

    Das sollte immer im Hinterkopf behalten werden......selbst wenn es erstmal nur ein Klagen, Beklagen, ein Ausweinen der Verzweiflung ist.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Ich weiß nicht wo die Co-Abhängigkeit wirklich anfängt und wie sehr ich auch davon betroffen war, aber jetzt sind seit der Trennung von meinem Partner schon 3 Monate vergangen und ich habe Probleme damit, diese zu verarbeiten. Obwohl es ja meine eigene bewusste Entscheidung war.

    Und bei der Entscheidung hat mir dieses Forum extrem geholfen, weil mir diese vielen Beiträge meine Augen geöffnet haben.

    Das Problem bei vielen ist der Satz: mein Partner ist so ein wundervoller Mensch. Wenn nur der Alkohol nicht wäre...

    Ich glaube deshalb fallt die Trennung von dem Menschen so schwer. Es macht ja "nur der Alkohol" diesen Menschen zum unerträglichen Partner. Dann kommt noch eine Menge Mitleid dazu. Er ist ja Suchtkrank. Und das Gefühl wenn man geht, schafft der geliebte Partner es alleine ja nie aus der Sucht.

    Viele geben sich lieber selbst auf, als die Hoffnung dass alles wieder gut wird.

    Ich habe mich für ein Leben ohne Alkohol entschieden. Er hätte seine Chance gehabt diesen Weg mit zu gehen.

    Und vor allem für meine Kinder durfte diese Entscheidung nicht ewig dauern.

  • Guten Morgen,

    vielen Dank für die vielen, guten Antworten. Die Sichtweisen finde ich wirklich interessant. Ohne jetzt auf alles einzugehen, denn ich will mich hier gar nicht abschließend äußern, es kann ja auch gern noch weiter berichtet oder geschrieben werden...

    ... aber das hier ist auch ein wichtiger Punkt:

    Das Problem bei vielen ist der Satz: mein Partner ist so ein wundervoller Mensch. Wenn nur der Alkohol nicht wäre...


    Ich glaube deshalb fallt die Trennung von dem Menschen so schwer. Es macht ja "nur der Alkohol" diesen Menschen zum unerträglichen Partner.

    Ist das so???

    Ich habe ein Beispiel selbst erlebt, wo ich sagen würde "Ja, das ist so". Es geht um meinen Ex-Partner, mit dem ich Jahre lang zusammen war. Er ist ein großartiger Mensch. Gutmütig, immer hilfsbereit, humorvoll, liebevoll. Ein toller Vater, immer für seine Kinder da. Beruflich selbständig und immer sehr fleissig. Beliebt bei allen Leuten aus seiner Umgebung, da auf ihn immer Verlass ist und er so ein gutes Herz hat.

    Besoffen?! Lustig, ein Kerl zum Pferde stehlen und Spaß haben. Besoffen im Streit mit mir: Widerlich! Wird extrem verletzend. Wirft mit Flaschen. Macht seine jugendlichen Kinder runter, sie würden nichts taugen. Verpennt seine Arbeit. Rastet aus, wirft mit Gegenständen. Wird beleidigend und wie gesagt sehr verletzend.

    Und nun? Macht nur der Alkohol ihn zu diesem unerträglichen Menschen?

    Da komme ich dann mit meinem zweiten Beispiel hinterher, wo ich sagen würde "nein, das ist nicht so". Es geht um mich. Ich habe Jahre lang gesoffen, bin nun trockene Alkoholikern. Ja, ich war im Suff peinlich. Habe mich daneben benommen, weil die Hemmungen einfach nicht mehr da waren. Ja, ich konnte nicht so eine gute Mutter sein, weil ich einfach nicht in der Lage dazu war, entweder körperlich oder psychisch. Das hat der Alkohol aus mir gemacht, stimmt.

    ABER: Ich bin nicht aggressiv geworden. Ich habe Menschen um mich herum nicht beleidigt oder habe ihre Gefühle absichtlich verletzt. Ich bin nicht ausgerastet oder habe mit Flaschen nach Jemanden geworfen. Egal wie voll ich war, ich hatte trotzdem Empathie.

    Deshalb frage ich mich selbst oft: Steckt nicht in jedem aggressiven und beleidigenden Alkoholiker eh im Kern eine ätzende Art, die einfach nur im Suff ans Tageslicht kommt?

    Ich möchte noch betonen, dass es hier nicht um die Alkoholiker geht, wo die Partnerschaft "nur" unerträglich ist, weil eben der Alkoholiker betrunken ist und eben im Alltag nicht mehr funktioniert. Das ist schlimm und auch das macht eine Partnerschaft unerträglich.

    Ich rede von den Partnern, die im Suff wirklich so sind wie oben beschrieben. Denn auch da heißt es immer: Nüchtern ist er ja so ein guter Mensch. Darauf bezog sich die Frage, die ich nochmal stelle: Ist das wirklich so??

    LG Cadda

  • Da komme ich dann mit meinem zweiten Beispiel hinterher, wo ich sagen würde "nein, das ist nicht so". Es geht um mich. Ich habe Jahre lang gesoffen, bin nun trockene Alkoholikern. Ja, ich war im Suff peinlich. Habe mich daneben benommen, weil die Hemmungen einfach nicht mehr da waren. Ja, ich konnte nicht so eine gute Mutter sein, weil ich einfach nicht in der Lage dazu war, entweder körperlich oder psychisch. Das hat der Alkohol aus mir gemacht, stimmt.

    ABER: Ich bin nicht aggressiv geworden. Ich habe Menschen um mich herum nicht beleidigt oder habe ihre Gefühle absichtlich verletzt. Ich bin nicht ausgerastet oder habe mit Flaschen nach Jemanden geworfen. Egal wie voll ich war, ich hatte trotzdem Empathie.

    Deshalb frage ich mich selbst oft: Steckt nicht in jedem aggressiven und beleidigenden Alkoholiker eh im Kern eine ätzende Art, die einfach nur im Suff ans Tageslicht kommt?

    Das würde bedeuten dass in Dir, Cadda, halt nicht jene aggressive Regung innewohnt, sondern jene peinliche Figur, die durch den Alkohol ans Tageslicht kommt.

    Was ich sagen will: Wieso wohnt bei einem aggressiven Menschen jene aggressive Verhaltensweise in ihm sowieso drin, jedoch jene peinliche Verhaltensweise in den Menschen nicht? Gilt das nur für aggressives Verhalten?

  • Moin Cadda,

    wenn ich so zurückdenke, hatte ich in Trinkpausen, die ich immer wieder gemacht habe, eine andere Denk-, Sicht- und Verhaltensweise als trinkend.

    Und da sehe ich den Ansatzpunkt. Der gesunde Mensch PB verhält sich sozialverträglich, mehr oder weniger an sein Umfeld angepasst, wie es das heile Elternhaus vorgelebt hat, mit "normalen " Ecken und Kanten. Der Alkoholiker ist Suchtkrank, jeder Kranke verändert sein Verhalten auf irgendeine Art und Weise. Das hat nichts mit einem schlechten Charakter zu tun, das ist der Krankheit geschuldet.

    PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo.

    Werden die Verfehlungen entschuldbar, wenn der Mensch berauscht war? … sonst ist er ja so ein ganz lieber …

    Der Alkoholiker trinkt vorsätzlich, nimmt es billigend in Kauf.

    Ich war auch schon verliebt und weiß, daß man da viele Dinge anders sieht und auch selbst Dinge tut, die man „unverliebt“ nie getan hätte. Und weil das alles so schön war, wollen viele dieses Erlebnis/ diesen Zustand zurück und bemerken nicht, daß dieser Zustand schon lange nicht mehr existent ist.


    Viele andere Beziehungen „gehen auch den Bach runter“ , aus verschiedensten Gründen – ohne Alkohol. Man trennt sich, weil es einfach nicht mehr geht, die Liebe sich in unerträgliches Unbehagen verwandelt.

    Nun stellt sich die Frage: wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, keimt die Hoffnung wieder auf … hätte, würde, könnte …

    Warum trinkt ein Mensch (immer mehr)? Angenommen die Beziehung ist nicht mehr die beste, man ist am Abend zu Haus, die Ablenkung fehlt und alles nervt nur, die Frau, die Kinder, die ganze Situation.

    In so einer Situation kommt der Freund Alkohol gerade recht, er beruhigt, entspannt, macht alles erträglicher. Irgendwann gewöhnt man sich an die Entspannung, es ist angenehm und man braucht gar keinen Ärger/ Grund mehr, um zu trinken. Der Konflikt ist vorprogrammiert = mehr Ärger, mehr trinken, noch mehr Ärger …

    Es macht eben nicht „nur der Alkohol“ , der Alkohol ist zwar letztendlich für eventuelle Entgleisungen verantwortlich, doch der Grund bleibt: mangelnde Konfliktbewältigung. Welches wohl auch die größte Hürde beim Trockenwerden ist.

    Er ist ja Suchtkrank. Und das Gefühl wenn man geht, schafft der geliebte Partner es alleine ja nie aus der Sucht.

    Genau, er ist ja nur Suchtkrank, er hat kein unheilbares (!) Leiden, keine tödliche Krankheit.

    Und. Nur er schafft es allein, heraus aus der Sucht. Angehörige können unterstützend helfen, ähnlich einer Betreuerin. Doch wenn der Kranke nicht will …

    Ich bin der Überzeugung, daß es eine unwesentliche Rolle spielt, ob man weiß, wo die Co-Abhängigkeit anfängt. Wichtig bleibt doch nur, ist man dafür oder dagegen. Unterstützt man die Krankheit und ergibt praktisch der „Palliativtherapie“

    oder kämpft man dagegen – mit allen Mitteln. ?

  • Ich schließe mich da weitestgehend den Gedanken von Cadda an.

    Ich würde meinen Ex per se nicht als schlechten Menschen bezeichnen, wenngleich er sehr demütigend, beleidigend, egozentrisch und regelrecht ekelhaft im Suff war. Das Gegenteil von dem, wie er sich anfangs gezeigt hat. Er wurde im Rahmen seiner Sucht immer toxischer und narzisstischer! Und in den Trinkpausen setzte sich exakt das auch mehr und mehr durch. Anfangs war er noch etwas „reumütig“, das verschwand gänzlich. Nun ist er seit wenigen Monaten offenbar abstinent, aber dennoch die gleiche egozentrische, Narzisstische Persönlichkeit wie zuletzt…daher pflege ich absolut keinen Kontakt mehr. Scheinbar war ich noch immer ein Stück weit sein Ventil für seine Unzulänglichkeiten und Frust..keine Ahnung. Ist auch nicht mehr wichtig.

    Er selbst sagte ja zum Ende hin, er habe eine Persönlichkeitsstörung…ja, die hat er. Aber ob diese nur dem Alk geschuldet ist…macht es ja einfach oder? Vllt ist es in einigen Fällen auch so „einfach“ zuzuordnen, denke es gibt aber auch andere Fälle. Da muss schon tiefliegend irgendwas sein, um eine solche Persönlichkeit im

    Suff und dann auch „trocken“ zu entwickeln. Erst recht, wenn selbst im Trockenen Zustand keinerlei Schuldbewusstsein oder Einsicht / Erkenntnis darüber existiert.

  • Ja, auch ich habe den Eindruck, daß sich hier viele einfinden, um ihr Leid zu klagen, zwar verstanden haben, daß sie in erster Linie etwas tun müssen, aber außerstande sind etwas zu tun.

    Das sehe ich auch so. Aber das Anmelden und sein Leid zu klagen ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Da beginnt der Weg. Was draus gemacht wird, liegt in der Tiefe seines Leidens.

    Die Sucht läuft immer nach ihren Regeln ab. Das ist nun mal Fakt. Wer da nicht rauskommt, kommt in der Sucht um. Bei Alkoholiker wörtlich gemeint, bei CO Abhängigen der psychische Tod.

    Nur verbindet ja zu dem Süchtigen jedoch nicht nur die Sucht. Es verbindet auch vieles, was vorher war. Es verbindet der Mensch, der in der Sucht steckt.

    Ich musste auch einige Hürden nehmen, bis ich aus der Sucht kam, so ist es bei den CO auch. Deswegen ist für mich ein Pauschalieren des Suchtkranken ein Tabu.

    Werden die Verfehlungen entschuldbar, wenn der Mensch berauscht war? … sonst ist er ja so ein ganz lieber …

    Der Alkoholiker trinkt vorsätzlich, nimmt es billigend in Kauf.

    Ob entschuldbar oder nicht. Jedenfalls trinkt ein Alkoholiker nicht vorsätzlich. Er muss trinken.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Sensual

    Das könnte auch meine Geschichte sein.

    Genau diese Erfahrung hat mir dieses Forum und die Aufarbeitung meiner Kindheit gegeben: es existieren (Verhaltens)Muster der Suchterkrankten.

    Ich konnte so viel meiner Co-Abhängigkeit gehen lassen.

  • Ich habe von Co-Abhängigkeit keine Ahnung und schreibe da vermutlich eh schon mehr, als ich sollte, aber zwei Punkte möchte ich mal herausgreifen.

    "Einsicht bedeutet noch lange keine Handlung."

    So ist es. Ich weiß seit über 20 Jahren, daß ich schwerer Alki bin, und habe erst im letzten Jahr die Notbremse gezogen. Das waren 20 Jahre, in denen ich zwar einsichtig und reumütig war und alle möglichen Hilfsangebote abgeklappert habe, aber ich war eben nie für längere Zeit trocken.

    "Dass es allerdings daran liegt, dass das hier ein Alkoholikerforum ist und sich ja nun diese Leute gerade deshalb hier treffen und deshalb ein ganzer Schwung hier anzutreffen ist, das ist ja auch klar."

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Dieses Forum bildet nicht die Gesellschaft ab. Die allermeisten Alkis suchen sich nie Hilfe, glauben ihr Leben lang, sie schaffen das schon irgendwie alles alleine, und scheitern so. Und selbst die, die sich Hilfe suchen, schaffen es oft nicht, von der Droge loszukommen. Hier melden sich genug Leute optimistisch und hoffnungsfroh an, und nach vier Wochen hört man nichts mehr von ihnen. Im Moment besuche ich keine reale Selbsthilfegruppe, aber ich kann von mir selbst nur sagen: Außerhalb der Selbsthilfegruppe kenne ich persönlich überhaupt keine trockenen Alkoholiker, wirklich keinen einzigen.

  • Ob entschuldbar oder nicht. Jedenfalls trinkt ein Alkoholiker nicht vorsätzlich. Er muss trinken.

    Muß er?

    Ich muß gestehen, ich hatte nie das Gefühl Alkohol trinken zu müssen, ich tat es einfach völlig gedankenlos, es ebnete mir den Zugang in eine andere Welt, in die ich wollte.

    Zugegebenermaßen, verspürte ich oft ein großes Verlangen, Alkohol zu trinken, doch ignorierte ich es, war das Verlangen nach relativer Zeit wieder weg.

    Wohlwissend arrangierte ich mein Leben so, daß dem Alkoholkonsum nichts im Wege stand. Ich richtete es so ein.

    Zum Schluss meiner „Karriere“ richtete ich mir über ein Jahr ein, mit täglich mindestens einer halben Flasche Schnaps und/oder div. Litern Bier pro Tag.

    Vielleicht suggerierte ich es mir auch nur, daß mein Trinken eine reine Kopf-/ Willenssache sei. Oder die Anderen, das sie trinken müssen.

    Wie dem auch sei, ich kam vom Alkohol los, weil ich das wollte.

    Bin ich wirklich ein Sonderling?

  • Liebe Cadda, vielen Dank für diesen spannenden Thread. Ich hab ihn gerade entdeckt und gestehe gleich vorweg, nicht alle Beiträge im Detail gelesen zu haben - es sind schon so viele :lol: ...

    Ich für meinen Teil bin ja nun seit etwas über zwei Monaten auch im Loslösungsprozess von einem Süchtigen. Bei einem Quartalstrinker wie in meinem Fall gestaltet sich das noch mal etwas anders als bei einem "Täglich-Trinker", zumindest demnach, was ich hier im Forum so lese, denn es gibt halt regelmäßig diese langen, trügerischen 'trockenen' bzw. alk-freien Phasen.

    Jedenfalls, was die Ursprungsfrage angeht, ob Cos bzw. Partner von Alkoholiker*innen tatsächlich Veränderung suchen... Ich erlebe es so, dass der Anmeldung hier im Forum (oder dem Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle etc.) schon eine gehörige Portion Verzweiflung vorangeht. Ein nicht mehr auszuhaltender Leidensdruck, der ja grundsätzlich erstmal notwendig ist, um - eventuell - Veränderung einzuleiten bzw. zumindest den Wunsch danach zu etablieren.

    Vielen von uns Angehörigen ist das Thema aber komplett neu. Für mich persönlich war das tatsächlich zunächst eine anständige Ohrfeige, zu lesen, dass letztlich eigentlich nur die Trennung hilft. Man sucht also natürlich Hilfe, klar - aber doch eben für die Person! Doch eben, um sich gerade nicht trennen zu müssen?! Man will ja dem Kranken helfen. Aber doch nicht, indem man geht?! So war zunächst mein verqueres Denken - als jemand, der in dieser Form zum ersten Mal mit dem Thema Sucht konfrontiert ist.

    Das kann dann nach außen rüberkommen, als wolle man gar keine Veränderung, sondern nur Ballast abladen, um wieder Platz für noch mehr Ballast zu schaffen, den einem die Situation dann neuerlich auflasten kann. Und klar, erstmal bringt das Abladen immer auch Linderung.

    Aber eben, alles Weitere ist halt ein Prozess. Und viele dieser Denkprozesse kommen hier überhaupt erst in Gang - vielfach angestoßen von den Worten von euch Erfahrenen. Die Menschen, die solche Prozesse schon hinter sich haben, sehen das Bild im Rückspiegel sehr deutlich. Die können ohne Umschweife sagen, 'helfen kannst Du nicht, Du kannst nur auf Dich selber schauen'. Aber jemand, der mitten in der Situation steckt und sich mit der seiner Anmeldung in seinem ganzen Chaos erst zu orientieren beginnt, der ist womöglich an diesem Punkt ja noch lange nicht. Ein erster Schritt dahin ist mit dem Hilfesuchen dennoch (hoffentlich) getan, der Beispiele sind es hier zahlreiche.

    Auch ich hab zuerst auf die Einsicht gehofft. Die kam dann nach meinem rigorosen Distanzieren recht rasch - getrunken hat er trotzdem wieder. Und so baut sich eben Schritt für Schritt für Schritt die Hoffnung auf tatsächliche Änderung sukzessive ab. Aber im Leben nicht hätte das für mich funktioniert, hier aufzuschlagen, mein Problem zu schildern, dann zu lesen, 'Du musst Dich trennen' (natürlich überspitzt) und zu sagen, 'ach, so ist das, na dann werf ich meine Beziehung mal über Bord, bestimmt habt ihr Recht'. Recht hattet ihr natürlich trotzdem - die Erfahrung musste ich dennoch selber machen. Der Prozess bis dahin wäre allerdigs mit Sicherheit ein viel, viel längerer gewesen, hätte ich mir nicht mit dem Lesen und Schreiben hier im Forum ein derartiges Sammelsurium an Wissen über diese Krankheit (und die Dynamik in Beziehungen mit Abhängigen) angeeignet.

    Was ich auch noch wichtig finde: Die Meisten von uns haben sich aus diversen Gründen in einen Menschen verliebt. Manche haben dessen Problem nicht auf Anhieb mitbekommen oder erkannt, bei anderen hat es sich erst später in der Beziehung eingeschlichen. Aber immer steht nun mal hinter dem Problem auch noch der liebenswerte Mensch. In meinem Fall hat es mir persönlich dieser Faktor besonders erschwert, weil mein Ex halt auch nie zu diesem 'Alki-Ekelpaket' mir gegenüber wurde. Er war nicht abwertend oder gemein oder Schlimmeres. Er war autodestruktiv und in den kurzen, aber hochexzessiven Trinkphasen unzuverlässig und unerreichbar.

    Das macht es eben sehr schwer. Man lässt ja nicht nur die alkoholbedingten Schwierigkeiten hinter sich, sondern auch all das Schöne, das dieser Mensch einem beschert hat, die Zweisamkeit, das abendliche Kuscheln, das gemeinsame Lachen, den Paar-Alltag, all das, was die guten Seiten einer Beziehung eben so mit sich bringen.

    Und man muss eine Version der eigenen Zukunft aufgeben. Obwohl man noch liebt. Muss sich von Träumen verabschieden, vom gemeinsamen Leben, das man sich ausgemalt hatte, vielleicht von einem Kinderwunsch mit dieser Person... Es ist nicht nur der Alki, den wir verlassen, es ist der ganze Mensch. Und dieser Prozess ist knallhart und bitter. Zumindest ist er das für mich.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

    Einmal editiert, zuletzt von Catalina (23. Januar 2022 um 22:24) aus folgendem Grund: Fehler ausgebessert

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